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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.08.1895
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1895-08-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18950817022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1895081702
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1895081702
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1895
- Monat1895-08
- Tag1895-08-17
- Monat1895-08
- Jahr1895
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Durch die Post bezogen für I xrutschlaod und Oesterreich: vierteljährlich X S.—. Directe tägliche Kreuzbandi'endung t»A Ausland: monatlich ^l 7ckO. ! Die Morgen-Ausgab« erscheint täglich mit Aus» aahme nach Sonn» und Festtagen '/,? Uhr, dt« Abend-Ausgabe Wochentag» ü Uhr. Le-artion und LrpeLitio»; JahanneSgasfe 8. > Die Erpedition ist Wochentag» nnunterbroche» »Mnet »o, früh 8 bis Abends ? Uhr. Filialen: ! ttt» Me»« s Earttm. (Alfretz Hatz». Uatversitätsstraße 1, Laut» LSfche, ßathartuevstt. 14, pari, und König-Platz?. Abend-Ausgabe. tiMlgcr Anzeiger. Lrgan fnr Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. rc4,i.)-.gi.N'4-rero die 6 gespaltene Petitzeür 20 Pfg. Reclamru unter dem Redacttonsstrich (4 ge» spalten) bO^z. vor de» Familiennachrichteu (k gespalten) 40-^. Größere Schristen laut unserem Preis« verzrichniß. Tabellarischer und Zifsrrujax nach höhere.» Tarif. Extra »Vcilagen (gefalzt), nur mit der Morgen»Ausgabe, ohne Postbesördernng 60.—, mit Postbesörderung 70.--. Rnnahmeschlnß für Anzeigen: (nur Wochentags) Abend-Ausgabe: Vormittag- 10 Uhr. Morgea-AuSgabe: Nachmittags 4 Uhr. Lei den Filialen unk Annahmestellen je rin« halbe Stunde früher. Anzeige» sind stet« an die Expediliaii zu richten. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. ^- 397. Sonnabend den 17. August 1895. 8S. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Ananbringliche Postsendungen. Bei der Ober.Postdirection hier lagern die »achbezeichneten «N- andringlichen Postsendungen. L1i»»vI»r«N»I»rtvtv. Aus Leipzig: An A. Meiling in Deruburg v. 14./2. 95, an den Reichstagsabgeordneten Richter in Lharlottenburg, Hardenbergstr. Nr. 18 v. 8./2. 95, an Frl. Marie Martsch in Firma Kobold in Nordhausen v. 3./1. 95, an Ebhard Baumgarten in Hannover, Nordselderei 13 v. 31./12. 94, an Witraryja Gryboska in Krakau v. 12./3. 95, an Frau Skokaw in Arünn, Pragerstr. 36 v. 25/2. 95, an Frl. Martha Karow in Berlin, Königgrätzerstr. 66 bei Frau Dolch v. 6./4. 95; aus khemnitz: an D. Berthold in Löbtau b. Dresden, Lindenstr. 40 v. 15./2. 95; aus Leipzig-Ncuschöneseld: an Emil Aurich, Bctr.- Ingenieur in Magdeburg v. 21./3. 95: aus Altenbnrg (L.-A): an Ev. Jäger in Altenburg, Schmöllnschestr. v. 1./4. 95; aus Leipzig-Plagwitz: an Frau Friederike Claus, Tuchmachcrmeisters Wiltwe in Döbeln, Rathhausstr. v. 3./3.95. H1i»8e8olirtel»«nv Dl»atvr8vi»«siii»x aus Planen (Bogtl.): an Hamburger L Co. in Amsterdam v. 15./3.95. Srtvk« mit »>>p;eu«i»env»»i AuS Pegau: an Frl. Martha Sander, Adr. Frau Riedel in Leipzig, Haiustr. 2l, II. v. 26 /3. 95; aus (Olanchau: an Frl. Gretchen Hutzelmann in Mylau, Restaurant Albertsburg v. 4/4. 95. Aus Itzrininia: an I. Scholl in Berlin-Niederschönhausen v. 2./2. 95 über 5 ./i; aus Leipzig: an Frl. Minna Hantschke in Leipzig, Braustr. 6. II. v. I. /2. 95 über 3 an Schneider Körner in Leipzig-Plagwitz, Körnerstr. v. 2./4. 95 über 5 -6 80 aus Meerane tLachsen): nach Hamburg v. 6./11. 94 über 3 Vt 45 aus Möckern (Bcz. Lpz.): nach Oppach v. 20./12. 94 über 10 .^l; aus Penig: an Frau Bertha Taubert geb. Uhlemann in Straßburg (Els.), am Bahnhofsplatze v. 29./3. 95 über 20 aus Metz: an Berger in Leipzig v. 22./12. 94 über 4 40^ für eine Nachnahmesendung; aus Ehemnttz-Gablenz: an Frau Forchheim in Falkenau v. II. /3. 95 über 22 ; aus Budapest: an Ernst Seißner in Leipzig. Reudnitz v. 9./3. 95 über 1 90 ^ für eine Nachnahmesendung t»»«l4vte. Aus Leipzig-Bolkinarsdorf: an Otto Schilling, Hausdiener in Chemnitz, Auerbachshos v. 24./1. 95 mit 9 50 ^ Nachnahme; aus Meerane (Dachsen): an E. Jahnke in Frank- surt (Main) postlagernd v. 10./1. 95, mit 50 .>« Nachnahme; aus Limbach (Sachsen): an Frl. Marie Voigt, hauptposttagerud Leipzig v. 21./L. 95. Die unbekannten Absender der vorbezeichneten Sendungen werden hiermit aufgefordert, ihre Ansprüche binnen 4 Wochen, vom Tage des Erscheinens dieser Bekanntmachung an gerechnet, bei einer Postanstalt des Ober-Postdirections-Bezirks Leipzig geltend zu machen. Wenn sich innerhalb dieser Frist zur Empfangnahme Berechtigte nicht ge meldet haben, werden die Geldbeträge der Postuntersrützungscasse überwiesen und der Inhalt der Packete zum Besten dieser Casse öffentlich versteigert werden. Leipzig, 14. August 1895. Der Kaiserliche Ober-Po stdtrector. In Vertretung. Wetzel. Politische Tagesschau. * Leipzig. 17. August. Der „Soeialift", Organ für AnarchiSmuS-Socialismus, ist wie schon kurz gemeldet wurde, gestern wieder erschienen. Als Verleger zeichnet der Schriftsteller Gustav Landauer, zur Zeit in Bregenz, und als verantwortlicher Redacteur der Cigarren macher Oskar Witzle in Berlin. Die Expedition ist dem Mechaniker Wilhelm Spohr übertragen. DaS Blatt enthält sechs Seiten Text und eine literarische Beilage. In dem von Landauer verfaßten Leitartikel „Die Wiedergeburt des „Socialist" " wird der Tag deS Erscheinens als ein denkwürdiger bezeichnet und das Blatt mit IesuS, dem Scheintovten, unter Anführung des Evang. Lucas 24, 1—5, verglichen. Der „Socialist", jeißt es dann, soll sein eine Zuflucht der Enterbten, ein Vor posten im Kampf um Freiheit und Recht. Er werde allen Mitarbeitern volle Freiheit der Meinung gestatten und dafür eintreten, dem Volke Licht, Luft und Brod zu schaffen. Aus Zeinen weiteren Programmsätzen heben wir folgende heraus: „...Freund, nicht Feind, wollen wir sein den Ehrlichen und Wohlmeinenden unter den Sociaidemokraten, so scharf wir auch ihre älschen Theorien wie ihre verkehrten Wege bekämpfen wollen, Freund sein wollen wir auch den vorgeschrittenen Elementen des Bürgerthums, den Egydianern, der ethischen Cultur, den Frei ländern, Len Freidenkern, den Freireligiösen, den Bodenreformen: und wie sie Alle sich nennen mögen. ... Freund auch sind wir den freien Studenten, die endlich, endlich wieder das Vorrecht der Jugend, Vorkämpfer der Zukunst zu sein, für sich in Anspruch nehmen wollen, die für Freiheit und Socialismus zu unserer Freude inzwischen ein eigenes Organ sich geschaffen haben. Todfeind aber sind wir den Versuchen, mit Hilfe eines halbe» Socialismus oder der socialen Reform allen lebens» und glücks feindlichen Religionssystemen neues Scheinleben einzuimpsen, tod feind den Versuchen, den Magen zu füllen, um das rebellische Hirn zum Schwaigen zu bringen. Wo es sich bei solchen Bestrebungen um Heuchler handelt, wollen wir sie mit Ruthen peitschen, wo es Verblendete sind, wollen wir sie — je »ach dem Grade ihres Wahns — auslachen oder belehren. Todfeind sind wir auch heute wie immer den Compromißbeslrebungen, die gut Freund sein wollen mit jenen Altgläubigen und darum die entnervende Parole aus- gaben: Religion ist Privatsache!... Trete ans der Landeskirche aus, wer nicht kirchlich gesinnt ist, schaffe sich Jeder das Liebes- leben, wie es seine Natur fordert, füge sich kein Mann und kein Weib den Verkehrtheiten in der Sitte des Bekleidens, des Ernährens und des Bctrinkens ..." Betreffs der Attentäter erklärt der „Socialist", nicht wie gewisse Leute einen Reinsdorf und Ravachol Spitzel nennen, oder einen Henry und Caserio als wahnsinnig bezeichnen zu wollen, sondern er werde nur versuchen, sie zu verstehen. Das Blatt will ferner für die wirthschaftliche Grnppenbilbung und dadurch für die Vorbereitung der anarchistisch-socialistischcn Gesellschaft, sowie für gewerkschaftliche Kampforganisationen eintreten. — Jedes Wort der Kritik über dieses aio.rchistisch socialistische Programm ist überflüssig. Eine Gauversammlung der Liberalen aus den, bayerischen Regierungsbezirke Schwaben und Neuburg, welche am vorigen Sonntag in Sonthofen abgehalten wurde, findet nachträglich die besondere Aufmerksamkeit der „Kreuzzeitung", und zwar aus dem Grunde, weil der Hauptredner des Tages mit aller Entschiedenheit betonte, „daß man ernstlich bestrebt sein müsse, den Mittelstand, die Basis deS Staates, zu erhalten". Hieraus folgert die „Kreuzzeitung", daß der National- ltberaliSmuS eine energische Schwenkung in das Lager des NährstandeS ausgeführt hat oder auSsühren will. Wir können der „Kreuzzeitung" mehr darüber verrathen Dort, wo der Nährstand auf mittleren und kleinen Bauern^ stellen wohnt, wie in Süd-, Mittel-, West- und Nordwest deutschland, hat der NationalliberaliSmus eine solche Schweukung gar nicht nöthig gehabt, weil er dort überall aus den bürgerlichen Schichten des platten Landes ebenso wie aus denen der Stadt hervorgegangen ist, und zwar nicht etwa im Kampfe gegen die conservative, sondern gegen die ultramontane Weltanschauung. Die Conserva- tiven hatten und haben dort, wo eS sich um die Austragung dieses Gegensatzes handelt, nicht die Aussicht, Fuß zu fassen. Wo aber den Nährstand, wie im Osten der Elbe, Großgrund besitzer darstellen, denen eine unverhältnißmäßig große Zah wirthschaftlich unselbstständiger Tagelöhner und ländlicher Arbeiter gegenübersteht, überwiegt allerdings der conservative Parteigedanke. Soweit dort überhaupt Nationalliberale vor- janden sind, haben sie es allerdings beharrlich abgelebnt, eine chwenkung in jenes Lager vorzunehmen, vielmehr ihr Augenmerk darauf gerichtet, wie etwa im Wege der inneren Colonisativn der Nährstand auch dort mit Elementen des Mittelstandes genügend stark durchsetzt werden könne. Bekanntlich hat der Erzbischof von Erlau, Sam assa, ein Rundschreiben an den ungarischen Klerusgerichtet, das wegen der principiellen Stellung des Kirchenfürsten zur Civ i l - ehe von einer nicht zu unterschätzenden politischen Bedeutung ist. Samassa, der sich schon bei ^verschiedenen Gelegenheiten von aufgeklärterer, freierer und selbstständigerer Denkungsart gezeigt ;at, als eigentlich mit den Principien deS römischen Papst- thums verträglich erscheinen sollte, weist an der Hand päpst- icher und ConcilSbeschlüsse nach, daß die vor der kirch- ichcn Trauung vorzunehinende civile Trauung kirchlich zulässig sei, ein Nachweis, der für die Wissenden über- lüssig war, nun aber doch als werthvolleS Zugeständniß von pcrufener kirchlicher Seite zu betrachten ist. Zunächst zählt der Hirtenbrief die tridentinischen Vorschriften, Entscheidungen der Päpste, Concilien und Congregationen auf, nach welchen die Kirche es für statthaft erklärt, daß in Folge wichtiger, die Interessen der eine Ehe Schließenden nabe berührenden Nebenwirkungen, wie z. B. Vexationen und Strafen von Seite der Behörden, die Legitimität der Kinder, erbrechtliche oder ver- mögenSrechtliche Fragen, vor der kirchlichen Eheschließung die Parteien vor dem staatlichen Beamten erscheinen und nur die durch das bürgerliche Gesetz vorgeschriebenen Formal! täten erfüllen, damit derart die civilrechtlichen Folgen ihrer Ehe gesichert werden. Nur müssen sie dann um so eher die kirchliche Ehe schließen. Der Hirtenbrief setzt hierauf aus einander, daß die Gläubigen unter diesen Umständen den Bestimmungen des bürgerlichen Gesetzes ohne Bedenken Genüge leisten können, doch könne durch diese Gesetze auch die Geltung des canonischen Rechtes nicht außer Kraft gesetzt werden, welches auch künftighin unverändert und obligatorisch aufrecht bestehe. Noch werthvoller ist die scharfe Absage deS Erzbischofs an di« Adresse der katholischen BolkSpartei. Der Kirchenfürst ekmahntseine Geistlichen, die zweifelsohne durch den Verlust behördlicher Befugnisse her vorgerusene Einbuße an kirchlicher Macht durch Liebe, tadel losen Lebenswandel und selbstlosen Patriotismus wett zumachen. Liebe, Patriotismus und Zugehörigkeit zur Volks Partei sind einander ungefähr so ähnlich, wie Thau und Koth, oder wie das Christenthum der Evangelien dem deS „Vater land" und „LlaZMr Die Veröffentlichung des Hirten briefes noch vor dem Zusammentritt der Bischofsconferenz macht eS dieser Conferenz einfach unmöglich, die Civilehe neuerdings als dogmatisch verwerflich und die Volkspartei als die wahrhaft katholische zu bezeichnen. Die klerikale Volkspartei in Ungarn ist natürlich wüthend über den „Ab trünnigen" und in extrem ultramontanen Kreisen greift man schon, um den Erzbischof unmöglich zu machen, zu dem be währten Mittel, ihn für — unzurechnungsfähig zu erklären. Man sagt, er habe auS Kränkung darüber, daß er nicht zum Primas gewählt worden sei, den Verstand einigermaßen ver loren; er sei nicht bei Sinnen! vom August l894 hinweggesetzt hat. Wir lesen darüber in der „Allg. Corr.": Was die Meldung betrifft, die britische Regierung habe seierlicb gegen die Abtretung eines Theiles von Keug-Hung an Frankreich prolestirt, so ist das „Reuter'jche Bureau" in der Lage, die Mi!- theilung zu machen, daß Großbritannien nach der im August 1894 abgeschlossenen englisch-chinesischen Convention sich einverstanden er klärte. seine Ansprüche auf den Shan-Staat Keng-Hung an China abzutreten, jedoch unter der Bedingung, daß China seinerseits das Gebiet nicht an eine andere Macht abtreten dürfe. Der volle Text des zwischen Frankreich und China im Mai d. I. abgeschlossenen Vertrages ist noch nicht bekannt. Es heißt aber, daß China sich nur zu gewissen Nectificationen der Grenze Keng-Hungs herbei- gelassen hat und es sich nicht um die Abtretung des östlich vom Mekong-Flusse liegenden Theiles jenes Staates handelt. Ec- ist auyerordentlich unwahrscheinlich, daß China diesen Thcit Keng-Hungs Frankreich überantwortet habe. Es liegen nämlich dort die berühmten Puerh-Theepflanzungen, deren Thee von den Chinesen besonders geschätzt wird. Der abgetretene Theil soll jedoch immerhin so bedeutend sein, daß die englisch-chinesische Convention dadurch null und nichtig wird. Die Fra^e dürste bei den Be rathungen über die Gründung eines Pufferstaates zwischen den britischen und französischen Besitzungen am Mekong zur Besprechung kommen. Diese Conserenzen werden, sobald M. Pavie von Siam nach Paris zurückgckehrt ist, wieder ausgenommen werden. Ob die aus diesen hinterasiatischen Ansprüchen sich er gebenden Differenzen zwischen beiden europäischen Colonial mächten, gerade wie bei dem Streite über die Gebiete am mittleren Mekong, dadnrch zur Erledigung kommen werden, daß England sich, wie bisher, mit saurer Miene in jedes von Frankreich beliebte t'ait aocomM zu fügen herbeiläßt? Nach der Erklärung deS ParlamcntSsecretairs Curzon in der gestrigen Unterhaussitzung, die Negierung werde die nölhigeu Schritte thun, um eine Nichtachtung der contraktlichen Ver pflichtungen Chinas zu verhindern, hat eS den Anschein, als ob Lord Salisbury trotz ver Complimente, in welchen vor wenigen Tagen sein Leibblatt Frankreich gegenüber sich nicht genug tbnn konnte, dem französischen Rivalen in Südchina größere Widerstandskraft entgegensetzen werde als seine beiden Vorgänger. Der neue frauco-chinesischc Vertrag über die Abgrenzung der beiderseitigen Gebiete im nördlichen Tonkin scheint in England Einsprache hervorzurufen, insofern China darin sich über die Bestimmungen deS englisch-chinesischen Vertrages Trotz der Fruchtlosigkeit aller bisherigen Versuche, zu einer Verständigung mit Norwegen zu gelangen, setzt doch die schwedische Regierung ihre Bemühungen nach dieser Richtung fort. Sie handelt darin nicht nur im Sinne des schwedischen Reichstages, welcher bekanntlich vor seiner Ver tagung der Regierung naheaelegt hat, sobald als möglich die mit Norwegen bestehenden Differenzen auszugleichen, sondern vor Allem auch nach den eigenen und den Intentionen desKönigs. Es unterliegt nicht dem geringsten Zweifel, daß die maß gebenden Kreise Schwedens von dem aufrichtigen Wunsche beseelt sind, die Unionskrise auf friedlichem Wege zur Aus tragung zu bringen. Die große Schwierigkeit, welche bishcr nicht behoben werden konnte, lag jedoch darin, daß kein dcr Mehrheit deö norwegischen Storthings genehmes norwegisches Ministerium, weiches in den Verhandlungen mit Schweden als dessen Mandatar hätte auftreten können, gebildet werden konnte. Der letzte Versuch, der in dieser Be ziehung mit Herrn Tborne gemacht wurde, scheiterte bekanntlich auS dem Grunde, weil man sich über die Zusammensetzung des von ihm zu bildenden Cabinetö nicht einigen konnte. Dies ist um so bedauerlicher, als Herr Thorne zweifellos die geeignete Persönlichkeit gewesen wäre, die Ausgleichsunterhandlungen mit Schweden mit Auösicbt auf Erfolg einzuleiten. Ungeachtet dieser Umstände besteht nunmehr die Absicht, entweder, wenn dies möglich sein sollte, doch ein neues norwegisches Ministerium zu berufen, welches das Vertrauen des Storthings für sich in Anspruch nehmen FeitNletsii. si Der sechste Sinn. Novelle von Woldemar Urban. Nachdruck verboten. (Fortsetzung.) „Nein, das geht picht. Diesmal versteht mein Vater wirtlich keinen Spaß. Er denkt nämlich, ich habe ihm den Besen in sein Gewehrfutteral gesteckt und ist selbstverständlich wüthend auf mich. Und diesmal bin ich wahrhaftig unschuldig. Ich weiß nicht, wer den famosen Coup ausgeführt hat, aber, ehrlich gesagt, ich möchte ihn fast beneiden um die Idee. ES war wirklich zum Schießen. Fräulein von Fahlen soll sich den ganzen Nachmittag nicht haben beruhigen können vor Lachen." „Ich will Dir was sagen, Max, wie wir'S machen." „Nun?" „Ich gehe heute Abend zu Doris und werde mit Deinem Vater reden. Bleibe Du nur noch einige Tage in Doberan, ich vertrete eS bei Deinen Eltern. Verlaß Dich auf mich. Morgen komme ich zu Euch hinaus und sage Dir das Resultat." „Wirklich, Adolar? Du wolltest mir den Gefallen thun? „Den und jeden, den Du willst." „Gut, aber laß Dir'S schriftlich geben, hörst Du? Ich thue Dir wieder einmal einen Gefallen, welchen Du willst " „Topp, eS gilt, Max. Hier meine Hand." „Gut. Also auf morgen. Ich muß nun gehen." „Schon?" „Ja, glaubst Du denn, wir haben gar nichts zu thun auf Doberan? Eine Besitzung von fast 1200 Acker! Das braucht Arbeit. Lasten wird mich-schwer vermissen." „Muß doch ein schreckliches Geld einbringcn." „Bah! Hunderttausend Mark in den schlechtesten Jahren Ich sage Dir, Adolar, wenn ich noch einmal auf die Welt komme, werde ich'S so einrichtcn, daß ich als Herr au Doberan geboren werde. DaS hat Sinn. Und nun adieu Ich erwarte Dich also morgen, womöglich Vormittag. Mache Deine Sache gut, Adolar." „Du sollst mit mir zufrieden sein, sage ich Dir, adieu, lebe wohl!" Wenigsten» eine Viertelstunde war der junge Herr Horn schon fort, als Herr Saegebühl noch immer sinnend am Fenster stand und von Zeit zu Zeit vor sich hinmurmelte: hunderttausend Mark in den schlechtesten Jahren! Hundert- ausend Mark!! IX. Wenn Herr Horn zun. nach solchen ihm ganz ungewohnten Anstrengungen sich nunmehr nach dem weißen Lamm begab, um dort seinen Durst in einer ihm ohnehin eigenthümlichen nachhaltigen Weise zu löschen, so konnte daS in ganz Ding ingen keinem vernünftigen Menschen auffallen. Daß er zu diesem löblichen Thun das weiße Lamm wählte, hatte seinen Grund darin, daß dort der stolze Soliman seiner harrte, um ihn nach Doberan zurückzutragen. Leider sollten sich aber die 'orgfältigsten Vorsichtsmaßregeln deS jungen Horn in diesem Halle als unpraktisch erweisen. Schon nach einem kurzen Aufenthalt daselbst erfuhr er, daß Robert, der in so sonderlicher Weise unternehmende Sohn des Hauses, bereits vorgestern zum Militair einberufen worden war. Er mußte sich wohl oder übel in die Thatsache finden, daß die vom alten Jochen angegebene Spur verloren, ver weht, auf keinen Fall zu verfolgen war. Damit fehlte aber ein wichtiges Glied in der Kette, ohne welches die Kette eben keine Kette war. Er hatte so sehr auf die Bekenntnisse dieser schönen Seele gerechnet, daß ihn ihr unvermutheter Ausfall nun sehr bekümmerte. So kam eS, daß er zeitiger von Dinglingen aufbrach, als er vorausgesehen hatte, gleichwohl neigte sich doch der Tag schon sehr, als er endlich in Doberan eintraf, wo ihn Herr Lasten mit der Ungeduld eines va dangue - Spielers erwartete. „Hat er angebifsen, Max?" fragte er, dem Ankommenden rasch entgegenkommend und ihm das Pferd abnehmend. Lachend sprang der junge Mann von seinem Gaul herunter und sagte munter: „Wie ein Karpfen, Alex. Er hat den ganzen Haken mit verschluckt." ^ „Wirklich? Gott sei Dank! ErMle, wie wars. Ich sage Dir, ich bin den ganzen Tag herumgelaufen wie PetruS nach dem dritten Hahnenschrei. Ich wünsche die Angst, die ich ausgestanden habe, keinem Hunde, und wenigstens tausend Mal habe ich gejammert: eS ist nicht möglich, er kann nicht d'rauf reinfallen, eS ist unglaublich. Und nun ist- doch so? Erzähle, Max, erzähle. Ich stehe auf Kohlen." „WaS heißt unglaublich, Alex! Ich versichere Dir, ich habe erst heute gelernt, WaS ein eitler Mensch ist. Hohl wie Herbstrohr. Nur rin wenig Wind hinein, und er stolzirt einher wie ein aufgeblasener Gummimann. Ich will mein Lebtag Strümpfe stopfen oder Haaröl trinken, wenn er nichtjetzt chon anSrechnet, WaS er mit den hunderttausend Mark machen will, die er haben wird, wenn er erst Herr auf Doberan ist. Unglaublich, Alex? Nichts ist unglaublich in der Welt. Gieb mir einen eitlen Menschen, und ich mache einen Handschuh daraus, den man links und rechts tragen änn, einen Papagei, der sagen kann: Haben Sie die Güte, und: ich bitte schön, und: Verzeihen Sie, oder was Du willst. Gott behüte jeden Christenmenschen vor Eitelkeit, sie ist der Untergang unseres Geschlechts, denn mit der Eitelkeit ängt der Affenkram an." „Aber Max, Mar! Um HimmelSwillen, Du echauffirst Dich ja." „Laß mich reden, Alex, und störe mich nicht, denn ich platze sonst. WaS denkst Du denn? Ich habe heute gedienert, gehandelt, geschlichen und gejobbert gerade genug, ;etzt muß ich reden, wie mir's um'S Herz ist, sonst explodire ich. Pfui über die Welt. Du hättest ihn sehen sollen, Alex, wie er sich aufblusterte, als ich ihm die Besitzung Doberan schilderte, wie er die Manschetten zupfte, daS Monocle fallen ließ, sich durch die Haare fuhr und in die Brust wars. Wie die Augen glitzerten, wie zwei Schusterleuchtkuaeln, und die Stimme sick verschleierte, weil er sich Mühe gab, sich zu verstellen. Ich sage Dir, Alex, die Eitelkeit ist ein Teufel, der den Menschen m ein Ungeheuer schrecklichster Art verwandelt, denn in seinem Gefolge befinden sich Habgier, Stolz, Herzlosigkeit, Willkür, Dummheit, kurz alle Schrecken der Menschheit. Unglaublich sagst Du? Besieh ihn Dir selbst. Er kommt morgen der." „Max, jetzt th»' mir den Gefallen und erzähle mir hübsch verständig und ruhig, wie eS ei» einfacher Mensch mit fünf gesunden Sinnen begreifen kann, was passirt ist. Denn in ver Weise, wie Du zu erzählen beliebst, versteht auf dem ganzen Erdenrund keine Menschenseele, WaS sich ereignet hat." Der junge Mann sah seinen Vetter etwas verblüfft an, dann sagte er lachend: „Komm, ich habe Hunger! Beim Esten erfährst Du Alle« ganz genau aufs Haar. Vorher mußt Du aber beichten. Wie strbt'S da oben? Wie war'S mit der RecognoScirung? Wie steht der Feind, wie stark ist er?" „Alles gut, Max. Es war bloS blinder Lärm. Fräulein von Fahlen läßt Dich durch mich für heute Abend zum Thee einladen. Sie bat mich genau auSgefragt: Uber den Besen, über Professor Dirrlapp, über die holde Adele, sie weiß also Alle»!" „Donnerwetter!" „Ja, lieber Junge» anders ging eS nicht. Professor Dirrlapp muß Dich fürchterlich angeschwärzt haben. Aber etzt ist auch Alles wieder gut. Du stehst da wie ein weiß gewaschenes Lamm." „Höre, Alex!" „Sei nur gut, Max. Sie läßt Dich sogar um Ent schuldigung bitten wegen heute Morgen. Ich soll Dir sagen, sie sei im Irrtbum gewesen. Ich habe die Gewähr dafür übernehmen müssen, daß Du heute Abend auch wirklich zum Thee kommst. Du wirst doch gehen?" „Komm, komm, ich habe Hunger." „WaS sagte denn Doris?" fragte Herr Lassen im Gehen. „Mir knurrt der Magen." „DaS hat sie aber doch Wohl nicht gesagt, Max", fragte der Amtmann erstaunt. Der junge Student lachte laut auf. „Aber Menschenkind, kannst Du denn nicht so lange warten, bis ich gegessen habe?" fragte er lustig. „Doris wird, wie ich fürchte, schlimme Tage bekommen", fügte er dann hinzu. „Könnte man ihr denn nicht einen Wink zukommen lassen?" „Bst! Alex, bst! Fängt man so einen Fuchs?" Damit traten sie in die gemeinschaftliche Wohnung ein. X. Fräulein Corinna von Fahlen stammte aus einer sehr alten und sehr angesehenen, aber durchaus nickt vermögenden Familie; sie hatte in ihrer Jugend sogar all' die Misere einer- armen Edeldame durchmachen müssen, die, eine VerlegenhcitS- existenz, überall im Wege, nirgends am Platz, ohne An erkennung, ja ohne Beachtung mehr durch die Welt schleichen als gehen. So war sie »ach England gekommen, um auf Kosten einer dort verheiratheten Schwester erzogen zu werden. So war sie halb als Gesellschafterin, halb als Freundin einer alten Dame — wie man zn sagen pflegt, gegen Kost und gute Behandlung — nach Italien, speciell nach Rom gekommen, wo die alte Dame sich ihrer Gesundheit halber mehrere Jahre aufgehalten hatte. Aber trotz dieser gedrückten Abhängigkeit batte Fräuleiu von Fahlen keine Ursache gehabt, dem Geschick zu zürnen. Sie hatte Glück gehabt, denn die englische Erziehung hatte ihre Bildung verall gemeinert, während der Aufenthalt in Italien ihre besorgniß- erregende Gesundheit wesentlich gefestigt hatte. Auf einmal, wie ein Blitz auS heiterem Himmel, war ihr die Herrschaft Doberan und WaS drum und dran hing, zugefallen: durch den frühen, unvorhergesehenen Tod ihres armen Letter»
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