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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.09.1895
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1895-09-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18950912026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1895091202
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1895091202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1895
- Monat1895-09
- Tag1895-09-12
- Monat1895-09
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643V Intensität derselben, mit anderen Worten: in der Zunahme der Berufsverbrecher, jener geschworenen Feinde der Gesell schaftsordnung, die zu bekämpfen ein nicht zu unterschätzende» Berdienst der Internationalen kriminalistischen Bereinigung bildet. (Schl. Z.) — Der IustizauSschuß des BundeSrathS soll, wie der „Loc.-Anzeiger" wissen will, bereits in den ersten Octobertagen wieder zusammentreten. Veranlaßt soll diese frühzeitige Einberufung dadurch sein, daß der IustizauSschuß, in dem gegenwärtig die Bundesstaaten Preußen, Bayern, Sachsen, Württemberg, Baden, Hessen und Lübeck ver treten sind, vom Plenum mit der Vorberathung des Bürger lichen Gesetzbuches beauftragt worden ist. Die Arbeiten des Ausschusses sollen derart beschleunigt werden, daß sie noch vor Ende des Jahres abgeschlossen werden können. Bis dahin dürste seitens der Gesetzbuchcommission das Einsührungs- gesetz fertiggestellt sein, so daß sich der BundeSrath mit Be ginn des nächsten Jahres bereits über das ganze Werk schlüssig zu machen haben wird. Man glaubt, daß dies nicht viel Zeit in Anspruch nehmen und daß das Gesetzbuch dem Reichstage noch in der zweiten Hälfte der nächsten Tagung zugehen wird.(?) — In einem Flugblatt, daS Herr v. Kardorff im Wahlkreise OelS-Wartenberg zur Empfehlung seiner Wahl verbreiten läßt, spricht er sich auch über die Stellung der Reichspartei zum Reichstagswahlrecht aus. Er be zeichnet den Borwurf des antisemitischen Candidaten Puch stein, daß die Freiconservativen das allgemeine, directe Wahl recht unaufhörlich bekämpfen, als völlig aus der Luft gegriffen. Er sehe wohl die Gefahren des bestehenden Wahlrechts, aber dasselbe lasse sich wahrscheinlich nur durch einen Staatsstreich beseitigen, und dafür wolle seine Partei die Verantwortung nicht übernehmen. Dann fährt er fort: „Aber so gut wie andere Parteien sich die Freiheit nehmen: die Ausdehnung deS Wahlrechts auf die Frauen zu befürworten — worüber sich übrigens reden ließe; das Wahlrecht nach corporativen Verbänden gliedern zu wollen (Herr Stöcker); die Beseitigung der verfassungsmäßigen Diätenlosigkeit der Abgeordneten zu beantragen (Freisinn, Antisemiten, Socialdemokraten); so gut werden wir uns daS Recht nicht nehmen lassen, z. B. die Einführung der Wahl. Pflicht neben dem Wahlrechte oder ähnliche Vorschläge zu erörtern." — Der „Vorwärts" berichtet: „Die Ag rare omm ission hat sich in schriftlicher Abstimmung dafür ausgesprochen, dem Genossen Schippe! daS Corres erat in Breslau zu übertragen. Schippe! bat darauf erklärt, daß er annehme, falls ihm eine eingehende Besprechung gerade der am meisten charakteristischen agrarischen Strömung in der Partei er. möglich» werde. (!) Er hat darum die Mitglieder des süddeutschen Ausschusses gebeten, eine Veröffentlichung ihres Entwurfes — des in seiner Art consequentesten Agrarentwurfes überhaupt — gestatten zu wollen. Da das Commijsionsmitglied Basler in einer Ver» sammlung in Stuttgart die drei der Commission unterbreitet ge. wesenen Vorlagen verlesen hat, so darf wohl angenommen werden, daß die Commission nunmehr die Entwürfe endlich zur allgemeinen Kenntniß bringt." — Der Kaiser hat dem Flügel-Adjutanten, Capitain zur See von Arnim, Commandanten S. M. Dacht „Hohenzollern", das Kreuz der Komthure des königlichen Haus-Lrdens von Hohenzollern verliehen. — Die Prinzen Friedrich Heinrich und Joachim Albrecht von Preußen sind von Kopenhagen hier eingetroffen und werden morgen ihre Reise nach Thüringen fortsetzen. — Der deutsche Botschafter in Madrid v. Radowitz ist von hier nach Spanien zurückgekehrt. * Kiel, l l. September. Die Nummer 207 des Haupt- blatteS der „SchleSwig-Holsteinischen Volkszeitung" in Kiel ist aus Anordnung der Staatsanwaltschaft wegen einer Kritik über die Stettiner Kaiserrede beschlagnahmt worden. * Stettin, ll. September. Der Kaiser übernahm nach dem heutigen Manöver das Oberkommando der Nordarmee. Er führt dieselbe morgen gegen die Südarmee. Abends sieben Uhr fand ein Diner im Schlosse statt. Der Kaiser saß wie gestern zwischen dem Kaiser von Oesterreich und dem König von Sachsen. Der Botschafter Szögyenyi erhielt das Großkreuz deS Rothen Adlerordens; der Botschafter Eulenburg das Großkreuz des Leopoldordens. (Wiederh.) * Stettin, 12. September. Der Kaiser verlieh dem Sections- chef Papay den Rothen Adlerorden 1. Cl. Vom Kaiser von Oester- reicherhielten: Lberhofmarschall Graf zu Eulenburg die Brillanten zum Großkreuz des Leopold-Ordens, Kriegsminister General der Infanterie Bronsart von Schellendorf das Großkreuz des Stefans-Ordens, Chef des CivilcabinetS, Wirklicher Geheimrath vr v. LucanuS eine mit Brillanten besetzte Dose mit dem Portrait deS Kaisers von Oesterreich. -s- vitterfeld, 11. September. Aus allen Theilen der Provinz Sachsen und auch aus Anhalt sind die Mitglieder und Freunde deS Evangelischen Bundes herbe,geeilt, um an den Verhandlungen deS Provinzialtages theilzunehmen. Die Bürgerschaft hat den Gästen einen herzlichen Empfang durch Schmückung ihrer Häuser mit Fahnen und WaldeS- grün bereitet. * Weimar, 10. September. Generalsuperintendent vr. esse wird demnächst in den Ruhestand treten. Als sein achfolger wird Geheimer Kircheurath Fort sch in Mellingen genannt. (M. Z.) * Gotha, 10. September. Der am letzten Sonntag in Ohrdruf abgehaltene Parteitag der Socialdemokraten deS HerzogthumS Gotha befaßte sich nach der Erledigung von Wahl- und Preßangelegenheiten ausschließlich mit dem Agrarprogramm. Nach längeren Ausführungen' de« ReichStagSavgeordneten Bock, der als Mitarbeiter an ge nanntem Programm sehr entschieden für dasselbe eintrat, weil die Bauern gewonnen werden müßten, falls man zum Ziele gelangen wolle, wurde nach kurzer Debatte svlgende Resolution angenommen: „Bei der stets wachsen den Wichtigkeit der Landfrage und in Anbetracht, daß diese Frage in der kurzen Zeit noch nicht gründlich genug in der Presse und in Versammlungen erörtert werden konnte, ersucht der in Ohrdruf versammelte Parteitag des Herzogthums Gotha den Parteitag in Breslau, über den von der Commission vorgelegten Agrar - Programmentwurf noch nicht endgiltig zu beschließen, sondern die Beschlußfassung auf den nächsten Parteitag zu verschieben und die Agrar- commission bestehen zu lassen." Des Weiteren wurde folgende Resolution angenommen: „Der in Ohrdruf versammelte socialdemokratische Parteitag des Herzogthums Gotha protestirt hiermit gegen den von höchster Stelle gefallenen Ausdruck „Rotte von Menschen", falls damit die Social demokratie gemeint ist." * Homburg, 11. September. Der König der Belgier stattete gestern dem Prinzen von Wales und dem Großberzog von Mecklenburg-Schwertn, sowie dem Großfürsten Michael Besuche ab und nahm sodann mit den Fürsten das Diner ein. Nachmittags fuhr er nach Eronberg zum Besuche der Kaiserin Friedrich und reiste Nachts 12 Uhr 25 Minuten von hier ab. * Strasjbnrg i. E., 10. September. Vor einigen Tagen wurde hier im großen Rathhausjaale unter Vorsitz des Baumeisters Fetisch aus Berlin, Mitglied des Reichsversicherungsamts und des preußi- jchen Abgeordnetenhauses, der 10. ordentliche, sehr zahlreich besuchte Verbandstag der deutschen BaugewerkS-Berufsgenossen- schäften abgehalten. Es wurde unter Anderem beschlossen, sorg- fällige Unsallverzeichniffe zu führen, uin die Unfallgesahr eines leben Betriebszweiges aus der Gegenüberstellung dessen, was er an Unsallentjchädigung kostet und der Berussgeuossenschaft bringt, richtig zu erkennen, und so einen möglichst gerechten, dieser Gejahr entsprechenden Beitrag scstzustellen; die Porto- sreiheit für die in genossenschaftliche» Angelegenheiten von den Vorständen zur Versendung kommenden Sendungen, wie solche den land. und forstwirthschaftlichen Berufsgenossenschasten in Bayern verliehen worden ist, anzustreben; bei den gesetzgebenden Körper schaften eine Abänderung des Bau-Unsallversicherungs-Gesetzes vom 11. Juli 1887 anzuregen, wonach die Gemeindebehörde» verpflichtet werden, von Bauarbciten in eigener Regie der Bauherren nach Be- ginn der Arbeit den zuständigen Baugewerks-Bernssgenossenschasten Anzeige zu machen. * München, II. September. Wie die „M. N. N." ver nehmen, hat Commerzienrath Max Kuslermann an seinem 70. Geburtstage der Unterstützungscasse seines Personals 1000 -ctt zukommen lassen und 100 000 ^ einer für seine Beamten zu errichtenden Pensionscasse als Grundstock überwiesen. — Herr v. Vollmar muß noch etwa ein Jahr lang zur Cur in Göggingen sich aufhalten. An seine Teil nahme an der kommenden Landtagssession dürfte also nicht zu denken sein. z, Oesterreich-Ungarn. * Wien, 11. September. Der russische Großfürst Peter und Gemahlin sind heute Abend nach Kiew ab gereist. — Das Corps-Commando hat angeordnet, daß Mannschaften, welche aus Tarnopol zu den Truppen oder Anstalten des Corpsbereichs einrücken, isolirt und einer fünftägigen ärztlichen Beobachtung unterzogen werden. * Graz, 11. September. In Knittelfeld streiken 600 Metallarbeiter. * Pest, 11. September. Die Beisetzung des Erz herzogs Ladislaus erfolgte heute Nachmittag 4 Ubr in der Siegismund-Capelle der Ofener Burg im Beisein der Eltern und Geschwister, ferner des Erzherzogs Otto in Ver tretung des Kaisers, der Erzberzöge Rainer, Eugen, Friedrich, Franz Salvator, der Prinzessin Clementine von Coburg, der Prinzen Philipp von Coburg und von Thurn und Taxis, sowie der Minister, der Spitzen der Civil- und Militair- behörden und des Consularcorps. Das Traueramt celedrirte der Fürstprimas Vaszary mit großer geistlicher Assistenz. Der Sarg wurde vom Erzbischof Czaska, dem Feldmarschall lieutenant Forinyak und dem Oberstbofmeister des Verstorbenen, Erzbischofs Kesey, in die Gruft geleitet. Zn den zur Ofener Burg führenden Straßen sah eine große Menschenmenge der Auffahrt zur Leichenfeier zu. Frankreich. * Paris, 11. September. Während des heutigen Manövers bei Lamarche wäre der General Dragomirow, welcher einen Ballon-Aufstieg unternahm, beinahe aus der Gondel gestürzt, da der Ballon sich im Gezweige eines Baumes ver fangen hatte. Als nach Minuten peinlichster Aufregung der Ballon landete, rief man: „Vivo la kussie!" Rustland. * Petersburg, 11. September. Der Kaiser empfing heute Vormittag 11'/, Uhr den Reichskanzler Fürsten zn Hohenlohe in längerer Audienz. Darauf wurde dem Fürsten auch von der Kaiserin Alexandra Feodorowna eine Audienz gewährt. Nachmittags 4 Uhr erhielt der deutsche Reichskanzler den Gegen besuch de» Minister» des Auswärtigen Fürsten Lobanow- Rostow Ski. Um 6 Uhr empfing Fürst Hohenlohe die Vorstände aller deutschen Vereine. Um 7'/, Uhr begann das Diner beim Fürsten Lobanow-Rostow-ki zu Ehren des deutschen Reichskanzler-, zu welchem unter anderen hohen Würdenträgern erschienen waren der deutsche Botschafter Fürst Radolin, Wirkt. Leg.-Rath von Lindenau. Baron Tfchirjchki, Minister des Innern Dnrnowo und der Gehilfe des Ministers des Auswärtigen Schischkin. * Petersburg, 11. September. Die gemeldete Audienz des deutschen Reichskanzlers beim Kaiser fand in Peterhos statt.— Zu dem Diuer des Fürsten Lobanow.RoslowSki zu Ehren des Fürsten Hohenlohe waren außer den bereits gemeldeten Personen erschienen der englische Botschafter Sir Lascelles, der österreichisch, ungarische Botschafter Fürst Liechtenstein, der bayerische Gesandte von Gaffer, der Adjunct des Ministers de» Aeußeren Gras Lambsdorff und die Direktoren der Kanzlei und des asiatischen Departements im Ministerium des Aeußeren Fürst Obolenski bezw. Graf Kapnist. Orient. * Belgrad, 11. September. Sämmtlicbe Mitglieder des DirectionSratbS der Classenlotterie sind abge setzt worden. Afrika. * Die „Pol. Corr." meldet, daß die Nachricht, der Hafen Bizerta in Tunis solle von Frankreich an Rußland als Flottenstation überlassen werden, jeder thatsächlichen Begründung entbehrt. Südsee. * Anckland, 11. September. Nach einer Meldung aus Samoa vom 5. d. ist Tamasese mit wichtigen Vorschlägen für den Friedensschluß in Apia eingetroffen; er unter breitete dieselben in einer Conferenz mit dem britischen und dem deutschen Consul und Malietoa. Milillmisches. TrcSdcn, 11. September. Der König hat nachstehende Personal. Veränderungen in der Armee genehmigt: Im activen Heere: Erbgraf Joachin von Schönburg.Forderglauchau zum Sec.-Ltnt., vorläufig ohne Patent, im 1. Königs-Huf-Regt. Nr. 18 ernannt. vr. Stierling, Assist-Arzt 2. Cl. der Res. des Landw.» Bez. Leipzig, behufs Ucbertritts in die Kaiserliche Schutztruppe iür Deutsch - Ostafrika, aus dem Heere ausgejchieden. — Dem Haupt- mann ä In suito des 5. Infanterie - Regiments „Prinz Friedrich August" Nr. 104 v. Mücke, Vorstand der Arbeiter-Abtheilung, wurde die Erlaubniß zur Anlegung der von dem Kaiser und König von Preußen mit der Ernennung zum Ehrenritter des Johanuiter-Ordens ihm verliehenen Abzeichen ertbeilt. — Ebenso ist den nachbenannten Osficiercn die Erlaubniß zur Anlegung der ihnen verliehenen nichtsächsischcn Insignien ertheilt worden, und zwar: des Comthurkreuzcs 2. Classe des Herzoglich Sachsen- Ernestinischen Haus-Ordens: demObersllieutenant v Carlo- Witz, Commandcur des 1. Jäger-Aats. Nr. 12; des Ritter- kreuzes 2. Classe desselben Ordens: dem Premierlieutenant Frhr. v. Oldershausen vom 1. Jäger-Bat. Nr. 12. XXIII. Deutscher Iuristentag. 8. u. 8. Bremen, 11. September. Die Verhandlungen wurden heute früh in sämmtlichen drei Abtheilungen wieder ausgenommen. Die erste Abthcilung befaßte sich mit der Frage: „Sind Maßregeln zur Einführung des An er den rechts vorzujchlagen?" Bürger meister vr. Andrs (Chemnitz) kommt in seinem Gutachten zu dem Ergebniß, daß die Feststellung von gesetzlichen Bestimmungen über das Anerbenrecht nicht im bürgerlichen Gesetzbuch für ganz Deutsch land erfolgen, sondern den einzelnen Staaten überlassen werden soll. Dabei müßte ihnen gestaltet sein, die Bestimmungen des Bürgerlichen Gesetzbuches in Bezug auf Erbrecht und Pflichttheilsrecht und eheliches Güterrecht dem Anerbenrecht anzupassen, also ent sprechend zu ändern. Für eine einheitliche Feststellung sei die Zeit noch nicht geeignet. Der Referent Geh. Justiz-Rath Professor vr. Enneccerus (Marburg) führt aus: Es fei nothwendig, daß sich der Juristentag für eine Reform der Vertheilung des bäuer- liehen Besitzes ausspricht. Eine tiefe Kluft trenne die Besitzenden und die Besitzlosen auf dem Lande, Gutsherr und Knecht stehen sich fremd gegenüber. Dem Besitzlosen sei keine Aussicht geboten, sich ein Besitz- thum zu erwerben. Daher sei die Auswanderung unter der ländlichen Bevölkerung sehr groß. Es wird eine der wichtigsten Aufgaben sein, durch Schaffung eines kräftigen, gesunden Bauern- standes diesen Gegensätzen zwischen Besitzenden und Besitzlosen ent gegen zu treten und durch die Schaffung kleinen Besitzlhums den Erwerb" zu ermöglichen. Redner spricht sich sodann über die Schild- lichkeit der fortgesetzten Erbgütertheilung aus, die die Zwerggüter- wirthjchaft zur Folge habe. Die Zwerggüterwirthschaft bringe alle jene Schäden mit sich, die Mangel an Nahrung und aus- reichendem Erwerb im Gefolge hat. Die Schaffung von Kleingütern sei gegeben, wo Industrie rc. in der Nähe ist, so daß ein Nebenerwerb angängig ist. In allen anderen Fällen aber ist der Kleinbesitz zu verwerfen. Körnerbau und Viehzucht verlangen ein größeres Besitz- thum; der größte Theil Deutschlands wird demnach für das Klein- besttzthum ungeeignet sein uud einen kräftigen Bauernstand noth- wendig haben. Ein bäuerlicher Mittelstand ist noch vielfach vorzufinden in Schleswig-Holstein, Hannover, Oldenburg, West falen; ferner in einem Theile von Hessen, im südlichen Bayern, in Tirol, Kärnten, Steiermark, aber auch theilweise in der Provinz Sachsen, im Königreich Sachsen, in Sachfen- Altenburg, im Regierungsbezirk Gumbinnen, im östlichen Theile Württemberg», tm Schwarzwald und kn der Mark Brandenburg. Er hat dem Großgrundbesitz gegenüber ebenfalls wesentliche Bor theile, denn e« schließt sich bei ihm die ArbeitStheilung eng an die Organisation der Familie an. Die ganze Familie ist eine natür- lich« Productionsgeiiossenjchast, deren Gemeinschaftlichkeit selbst da- Gesinde ergreift. Grund und Boden sowie das Vieh werden daher mit einer ganz besonderen Sorgfalt behandelt. Ein Wohlstand wird nur dort zu finden sein, wo der mittlere Grundbesitz übrrwiegt. Ob- wohl der Boden in Neuvorpommern fruchtbarer ist, kommt auf 13'/, Thaler Reinertrag erst ein Stück Großvieh, während in der Altmark schon auf je 6'/, Thaler ein Stück entfällt. Die Er haltung de- Mittelstandes auf dem Lande ist eine Frage von eminent staatlicher Bedeutung (sehr richtig!), sie ist um so wichtiger, als in den Städten der Mittelstand immer mehr durch die Concurrenz deS Großbetriebes erdrückt wird. Wir bedürfen für unser wirthschastlichrs Leben durch Noth und Kamps nicht niedergedrückter Männer, für unser Heer kräftiger, gesunder Männer. Wir bedürfen für den Staat aber auch eines ge sicherten, selbstständigen Mittelstände-, aus dem die Beamtenstellen ersetzt werden können. Ich behaupte, daß mit dem Verschwinden des Bauernstandes unsere Heereskraft vermindert wird und daß die Gefahr der socialistischen Umsturzbestrrbungen vermehrt wird; ich behaupte, daß hier eiue dringende politische Frage vorliegt. Es muß die Frage bejaht werden, daß unser Bauernstand durch das bestehende Erbrecht bedroht ist. So steht es freilich nicht, daß demselben bereits in nächster Zeit der Untergang bevorsteht. Dann wäre seine Sache verloren und ich würde für sie kein Wort verlieren. Weil dem aber nicht so ist. tritt an uns die dringende Mahnung heran, rechtzeitig Hilfe zu bringen. Die Gefahr ist eine doppelte: erstens die Gefahr der Realtheilung und zweiten- dir der Ueberschuldung. Die Gefahr der Realtheilung ist zwar die kleinere, sie ist aber nicht zu unterschätzen. Alle in Deutschland bestehenden Erbtheilungs- Gesetze geben den Kindern das gleiche Recht. Die Erbsitte setzt sich allerdings überall, wo ein mittlerer Bauernstand vorhanden ist, über diese Bestimmungen hinweg. Trotzdem bleibt die Gefahr der Real- »Heilung nicht ausgeschlossen. Die Bauerngüter sind schnell zu- iammengeschmolzen, und der Großbesitz schließt dann die Zwerggüter zu Latifundien zusammen. Ein Beispiel bietet unS hierfür Nord- italien. Ungleich größer ist die dem bäuerlichen Besitz in- folge der Erbtheilung drohende Ueberschuldung. Ein Zwangs erbrecht werde von keiner Seite verlangt, der Bauern- stand würde sich demselben auch nicht unpassen. Im „Verein für Socialpolitik" wurde gesagt, daß der bekannte Herr v. Plötz ein Zwangserbrecht befürwortet habe. Das würde nur beweisen, daß eine zu ungestüme Agitation der Landwirthjchaft eher zum Schaden als zum Nutzen dienen kann. Das Jntestatanerbenrecht bei Land gütern, welche eine Familie ernähren können, ist dort zu empfehlen, wo die ungetheilte Vererbung der Sitte entspricht. Die Frage der Abfindung würde der schwierigste und wichtigste Punct sein; es muß hier die Erhaltung des Gutes in einer Hand der einzig ausschlagende Gesichtspunkt sein. Die Einführung der Landgüterrolle ist zu ver- neinen. In Uebereinstiminung mit dem Gutachten von vr. Andrs muß sich Redner gegen die Schaffung eines reichsgesetzlichen Rahmens durch Aufnahme der Grnndbestimmungen in das Bürgerliche Gesetz- buch aussprechen. In den Gegenden des Kleingütlerthums würden die Neichstagsabgeordneten eingeschworen werden gegen das Anerben recht und zugleich gegen das Bürgerliche Gesetzbuch. So würden dann dem Letzteren nur neue Gegner und keine Freunde zugesührt werden. Das Bürgerliche Gesetzbuch hat daher für das Anerben recht und die damit verbundene Pflichttheilsvertheilung die Bahn sreizuhalten. Daher bitte ich Sie. schloß der Redner unter leb haftem Beifall, im Interesse eines Anerbenrechts und des Bürgerlichen Gesetzbuches die Aufnahme des Anerbenrechts ins Bürgerliche Gesetz buch zu verhindern. (Lebhafter Beifall.) Prof. vr. Brunn er (Berlin) schließt sich dem Referenten an und beantragt zu den Thesen, in welche vr. Enneccerus seine Ausführungen zujammengefaßt hat. einige redaktionelle Aenderungen. Geh. Rath Professor vr. Gierte (Berlin): Wenn im Gegensatz zum römischen Recht ein Rechtsgedanke deutsch ist, so ist es der des Anerbenrechts. Indem der Juristen tag sich hierfür ausspricht, beweist er, daß er nicht nur von juristischen, sondern auch von wirthschaftlich nolhwendigen und von großen nationalen Gcsichtspuncten auszugchen versteht. Nichts Geringeres, als die Erhaltung unseres Bauernstandes, des Mittelstandes auf dem Lande, steht in Frage. Auch das Anerbenrecht allein ver mag die Ueberschuldung nicht zu heben; es wird dazu eine Reform der Creditgesetzgebung und manche andere Maßnahme noch noth wendig sein. Ämtsgerichtsrath Stelling (Rotenburg) hatBedenken bezüglich der Abfindung der anderen Kinder, die nicht herabgesetzt werden dürsten. Er befürchtet, daß die Unzufriedenheit noch ver mehrt werden und viele Uuzuträglichkeiteu entstehen würden. Pro fessor vr. Enneccerus vertheidigt dir Vertheilung nach dem Ertragswerth, nicht nach dem Berkaufswerth. Seine Thesen sollen keine Gesetzessormulirungen sein, sondern nur als rin Grundgedanke sür die Ausgestaltung dieser Frage dienen. Er glaube nicht, daß das Anerbenrecht zur Socialdemokcatie führen werde, eher werde der überschuldete Bauer socialistischen Umsturz- bestrebungen geneigt. Und wenn befürchtet werde, daß die abziehenden Kinder socialistischen Neigungen zugänglich werden, so bemerke er, daß nach der Theilung es Alle werden könnten, weil der bäuerliche Besitzer zum Proletarier herabsinken muß. Die Einführung des Zwangsanerbenrechts bei Renten- und Ansiedelungsgütern halte er nicht für spruchreif. Rechtsanwalt Fuld (Mainz) wünscht, daß sich der Juristentag im Interesse der rheinischen Bauern, unter denen bereits eine große Beunruhigung herrsche, gegen ein Zwangsanerben, recht ausspreche. Landgenchtsrath LinLemann (Hannover): Es werde unmöglich sein, den Begriff „Bauerngut" so festzulegen, daß es nach allen Seiten befriedigend sei; empfehlenswerth sei, an den Höferollen sestzuhalten und die Eintragung zu fördern. Die meisten Bauern werden sich gegen das Anerbcnsrecht wehren. Er glaube, daß iu den meisten Gegenden der Bauernstand noch so dastche, wie vor 50 Jahren; und wo die Bauern nicht von selbst an der Erbsitte festhalten, werde es Angesichts der bekannten Zähigkeit der Bauern schwer halten, sie zum Jntestatanerbensrecht zu veranlassen. Justiz, rath Wille (Berlin) wünscht, daß die Abfindung der Geschwister thunlichstrin Renten bestimmt werden könnte. Rechtsanwalt Beckh (Nürnberg) glaubt absolut verneinen zu müssen, daß wir eines ge- schlichen Anerbensrechtes bedürfen. Ein Recht, das der Sitte ent- spreche, habe in verschiedenen Landestheilen sich eingebürgert. Prof. nach einem gewaltsamen Ende. Dieses fortwährende Neu- auftauchen des Verlangen« nach dem letzten Schritt war bei ihm schon eine Art von Manie geworden. Mit einer wahren Dichterphantasie malte er sich aus, wie sich Alles gestalten werde, wenn er nickt mehr sein würde. Nur der Gedanke an seine Mutter und Witzelberger hinderten ihn noch an der Ausführung. Letzterer bewachte besonders Abends jede Bewegung seine» Herrn fast wie mit ArguSaugen, und er that noch mehr. Dem Revolver hatte er nämlich die Schlagfeder entnommen. Aeußerlick sah man dies der Waffe nicht an, und wenn auch der Blick Horn's oft auf sie fiel, so hatte er sie doch nicht wieder von der Wand genommen und daher den Betrug noch nicht entdeckt. Mit einem Male änderte sich die ganze Lage. >»>' Anfangs Juli tauchte die Nachricht auf, die Spanier hätten dem Prinzen Friedrich von Hohenzollern die Krone ihres Landes angeboren. Am 6. Juli verkündeten die Zeitungen jene drohende, mit ihrer Spitze gegen Preußen gerichtete Rede deS französischen Ministers deS Auswärtigen, deS Herzogs von Grammont. Vergeblich waren alle Aufklärungen des spanischen Gesandten, vergeblich die Nachgiebigkeit und Zurück haltung Preußens, in Pari- wurde unaufhörlich in allen Zeitungen, in CaföS, in den Theatern, ja in den meisten Privathäusern gehetzt und geschürt. Alle- drängte dort zum Krieg gegen Preußen. Wie diese Provocirungen in Deutschland aufgefaßt wurden, wissen wir ja. Zuerst abwartend, allmählich immer gespannter fah man der Entwickelung der Dinge entgegen. Im All gemeinen dachten in der ersten Hälfte deS Juli die deutschen Politiker, sogar die höheren Officiere, noch nicht an den Krieg, und die deutschen Zeitungen äußerten sich sehr vor sichtig. Mit Recht konnte das französische Journal „PayS" noch am 8. Juli Abend- schreiben: „Die Echo- deS deutschen Rheine- sind noch stumm." Nur bei den jungen deutschen Officieren erweckten die französischen Drohungen und Aufreizungen die kühnsten Hoff nungen. Einer der zuversichtlichsten, einer der hoffnungs reichsten war Ludwig Horn. Wie ein in einen trockenen Holzhaufen gefallener Funke, der gezündet bat, bei Windstille immer «ine immer mehr um sich greifende Gluth erregt, die beim ersten Luftzug in die hellste Flamme auSbricht, so sah e- in der Brust des Lieutenants auS. Die KriegS- boffnungen batten in seinem Innern gezündet, ein neuer Gedanke entstand, und dieser erfaßte ihn immer mehr. ES War der Gedanke, auf dem Schlachtfeld «inen ehrenvollen Tod zu suchen und zu finden, dadurch den Namen makellos zu erhalten, den Kummer der Mutter zu verringern und doch die ersehnte Ruhe im Grabe zu erlangen. Dadurch gewann er wieder Interesse an seiner Umgebung, an Allem. Zum ersten Male seit langer Zeit hatte er wieder in freudigem Tone Witzelberger „grüß Gott" zugerufen, als er eines Tages auS der Akademie zurückkehrte und dort erfahren hatte, daß der König von Preußen iu EmS die Zumuthung des fran zösischen Gesandten, dem Prinzen von Hohenzollern die An nahme der spanischen Königskrone zu verbieten, abgelehnt habe. In so lebhafter Art wie früher schnallte Horn den Säbel ab und bemerkte dazu: „Witzelberger, beute bringe ich gute Nachricht nach Hause. Was meinst Du, was unS bevorsteht?" „Hab' scho' was läut'n HLr'n, Herr Leitnant. Drüb'n beim Franziskanerbräu hat uns die Vroni, die Kellnerin, verzählt, sie HLtt'S von dene Herrn vom G'richt g'bört, es ging ball loS." „Ja, Witzelberger, das ist es. Es gebt loS, eß giebt Krieg." „Die Vroni hat aber g'sagt, die Herrn hätt'n g'moant, eS ging bloS d' Preiß'n un' d' Franzos'n an. Wir hätt'n nix derbei z' thua." „Ach was versteh'« denn die Civilisten von so etwas. Wo wird denn unser König unsere norddeutschen Bundes genossen gerade jetzt im Stiche lassen! DaS giebt eS nicht. Wir marschiren mit." „Wann 'S Sie soag'n, Herr Leitnant, nocher glaub' i' 'S. Hurrah, deeS giebt a Hetz. Dees wird a andri G'schicht als anno sexasechz. Da will i' aba do' glei' den Revolver no amal schmier'n und auSwisch'n. Soll i' vielleicht an Säbel zum sckloaf'n (schleifen) troag'n. Welchen woll'n denn der Herr Leitnant mit nehma?" „Natürlich den Ordonnanzsäbel. Der andre ist ja viel zu leicht und zu schwach." „So will i' 'n amol mitnehma un' derweil recht guat putz'n, bis mir der Herr Leitnant aftroagn, wo i' 'n hinthua soll zum schloafn." - Damit ergriff er Revolver und Säbel und verschwand schleunigst nach seinem Zimmer. Er fürchtete, der Lieutenant könne auf den Gedanken kommen, den Revolver selbst nach- seben zu wollen und würde dann da« Fehlen der Schlagfeder entdecken. Jetzt sorgte er sich nicht mehr, daß sein Herr in einem Augenblick böchster Schwermutb die Waffe gegen sich selbst anwenden könnte. Er setzte die Schlagseder wieder ein, wischte den Lauf nach und hing dann den geladenen, nun wieder gebrauchsfähigen Revolver an seinen alten Platz. Horn war ein anderer Mensch geworden. Wie er in seinen phantastischen Träumen früher sich das Äuffinden seiner Leiche, den Eindruck, welchen die Nachricht seines Todes auf Renate machen würde u. s. w. vorgestellt hatte, so malte er es sich jetzt aus, was Wohl Alles geschehen werde, wenn in den Verlustlisten stehe: „Auf dem Felde der Ehre geblieben in der Schlacht bei N. am kten Juli: Ludwig Horn, Unter lieutenant im 1. Iägerbataillon." Daß er auch auf der Tabelle der Verwundeten stehen könnte, kam ihm gar nicht in den Sinn. Dagegen dacht er weiter: „Nach den durch den Telegraph gemeldeten Verlusten erfahren sie dann in der Heimath die genaueren Details über die Schlachten. Dann wird eS heißen: Einer der Ersten beim Sturm auf den jenseitigen Waldrand war der Lieute nant Horn. Seinen Jägern weit voraus bildete er das be geisternde Beispiel kühnen TodcSmutheS, bis ihm daS frän kische Blei die treue deutsche Brust durchschlug. Sterbend brach er zusammen. Der nächste Jäger vernahm nur noch den Namen „Renate" von seinen Lippen; dann hatte ein braver Officier als Held geendet. — Ober: es gelingt nicht, die feindliche Batterie zu erobern. Es heißt: Freiwillige vor. Ich führe sie. Wir führen an. Fast sind die Geschütze unser. Ich sehe, daß ein Kanonier noch geladen hat, ein anderer setzt die Zündschnur ein, ich stürze darauf, der Schuß kracht und zerschmettert mir die Brust. Aber meine Jäger rächen den Tod ihres Lieutenants, die Batterie ist erobert. Nun wird die Welt den braven Helden Preisen. Sie aber wird wissen, sie wird eS fühlen, warum ich gerade vor die Kanone sprang, für wen ich in den Tod ging." In solchen Phantastereien erging er sich jeden Abend. Er hatte sich so bineingelebt, daß ein Zweifel über die That- sache selbst bei ihm kaum mehr bestand. Nur über Ort und Zeit war er sich natürlich unklar. Als nach und nach die öffentlichen Meinungen etwas ausgesprochener wurden, als man in München in den klerikal gesinnten Kreisen von einer Neutralität deS süddeutschen Bundes mit Frankreich sprach, da gab eS keinen eifrigeren und lauteren Vertreter der Ansicht, nur ganz Deutschland werde den Febdehandschuh anfnebmen, wie den Lieutenant Horn. Er gerietb dabei fast in persönliche Streitigkeiten mit einigen ultramontan gesinnten älteren Beamten. Diese mußten aber theilS der allgemeinen, auf Seite Horn's stehenden Stimmung der in der Bierstube anwesenden Gäste nachgeben, theilS sagten sie sich, der junge Officier ist eben wie alle Berufssoldaten so erregt, daß er seine Worte nicht mehr auf die Waagschale legt. Selbst in der Zeit, als die meisten jungen Officiere schwer enttäuscht den Kopf hängen ließen, weil durch die Verzicht leistung des Prinzen von Hohenzollern alle Aussichten auf einen Krieg wieder in weite Ferne geschoben schienen, bewahrte Horn eine feste Zuversicht. Bei ihm hatte sich die Idee eines baldigen Todes auf dem Schlachtfeld so festgesetzt, daß er an die Möglichkeit eines NichtauSbrucheS des Krieges gar nicht glaubte. Mit den Worten: „Ich kenne die Franzosen. Die wollen einfach den Krieg, und wenn ihnen die jetzige Ausrede loSzuschlagen mißglückt ist, so werden sie bald eine neue erfinden", vertrat er vor den Kameraden seine überall ausgesprochene Ueberzeugung von einem baldigen Ausmarsch. Um diesen absoluten Glauben vor sich und anderen zu recht- fertigen, suchte und fand er auch fast instinctartig die richtigen Hände, welche wirklich den Krieg zu so schnellem Ausbruch brachten. „Ihr werdet eS sehen", erläuterte er seinen Kameraden, „die Franzosen können gar nicht mehr zurück. Sie haben sich vorbereitet und meinen, wir seien in keiner Weise gerüstet. Den nach ihrer Ansicht erlangten Vorsprung dürfen sie nicht mehr aufgeben, will sich nicht die französische Regierung in Frankreich unmöglich machen. Sie steht an und für sich auf sehr schwachen Füßen. Wer weiß, ob nicht Napoleon den Krieg mit dem Ausland wünscht, um einer Revolution im Innern vorzubeugen. Jedenfalls ist daS französische Volk jetzt schon so erregt, daß eS sich nur noch durch ein wirkliches kriegerisches Vorgeben gegen Preußen beruhigen lassen wird. WaS aber dem König von Preußen zugemnthet wird, gilt allen deutschen Fürsten und dem ganzen deutschen Volk." Seine gar nicht auf scharfsichtiger Beobachtung und geist reicher Beurtheilung der Verhältnisse, sondern nur auf ganz subjektiver Empfindung beruhende Ansicht sollte Reckt behalten. Die Franzosen konnten wirklich nicht mehr zurück; sie stellten jene unannebmbare Zumuthung, der König von Preußen möge auch für alle Zukunft seine Zustimmung zur Annahme des spanischen Thrones seitens de- Prinzen von Hohenzollern verweigern; ihr Gesandter wurde damit abge wiesen. die Rüstungen begannen; am 19. Juli übergab der französische Geschäftsträger officiell in Berlin die Kriegs erklärung. der Krieg selbst brach loS. Wer war glücklicher als Lieutenant Horn! Er freute sich aber nicht wie die anderen jungen Officiere, weil sie Ehren, Auszeichnungen und Avancement erhofften, er freute sich nur, weil er di« Erreichung seine- sehnlichsten Wunsche- vor Augen sah, einen ehrenvollen Tod auf dem Schlachtfeld. (Fortsetzung folgt.)
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