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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.11.1895
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1895-11-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18951129016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1895112901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1895112901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1895
- Monat1895-11
- Tag1895-11-29
- Monat1895-11
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Tabellarischer and Zifferusatz »ach höherem Tarif. Extra-Beilagen (gefalzt), nur «kt der Morgen-Ausgabe, ohne Pofrbesörderung »i Sv.—, mit Postbesördernug ^i TU Am»ah«eschl«i fiir Anzeigen: Abend »Ausgabe: vormittag» 10 Uhr. Marge»-Au-gab«: Nachmittag» 4 Uhr. Für die M oatag-Morgra-Antgab«: Sonnabend Mittag. Bei den Filialen und Annahmestellen je eine halb« Stund« frntzer. Anzeigen sind stet» an die Expedition zu richte». Druck und Verlag von E. Pol» in Leipzig. H 580. Freitag den 29. November 1895. 80. Jahrgang. Für V««vii»Il»vr kann das Leipziger Tageblatt durch alle Poftanftalten des deutschen Reiches und Oesterreich-Ungarns zum Preise von 2 bezogen werden. In Leipzig abonnirt man für 1 05 ^f, mit Bringerlohn ZS ^ und nehmen zu diesen Preisen Bestellungen entgegen sämmtliche Zeitungsspediteure, die Hauptexpeditiou: Johannesgasse 8, die Filiale«: Katharinenstratze 14, Königsplatz V und Universitatsstratze 1, -owie nachfolgende Ausgabestellen: Arndtstrabe 35 Herr L. 0. Kittel, Colonialwaarenhandlung, Beethovenstrabe 1 Herr l'lleoü. Reler, Colonialwaarenhandlung, Brühl 80 (Ecke Goethestraße) Herr Herrn. Lle88ke, Colonialwaarenhandlung, Frankfurter Strahe (Tbomasiusstraßen-Ecke) Herr vttoRranr, Colonialwaarenhandlung, Löhrstraße IS Herr Lilunrü Uetrer, Colonialwaarenhandlung, Marfchnerstrahe 0 Herr Raul 8ebreiber, Drogengeschäst, Nürnberger Straße 45 Herr LL. L. Aldreebt, Colonialwaarenhandlung, Zeitzer Straße 35 Herr V. LÜ8lvr, Cigarrenhandlung, Anger-Crottendorf Herr Robert Oreiner, Zweinaundorf« Strape 18, in Neustadt 8ebelt*8 4imonevn-Rxpeäitton, Eisenbahnstraße 1, eterskirchhof 5 Herr Llax Isiertb, Buchbinderei, faffendorfer Straße 1 Herr 4. 6. Olafen, Colonialwaarenhandlung, anftfche Gaffe 0 Herr krleilr. Ri8oker, Colonialwaarenhandlung, Ranstädter Steinweg L Herr 0. Lnzelwrmn, Colonialwaarenhandlung, Tchützenstraße 5 Herr öul. 8obüntleben, Colonialwaarenhandlung, Weftplaü 32 Herr ü. vlttrlob, Cigarrenhandlung, Äortstrage 32 (Ecke Berliner Straße) Herr 0. Rebus, Colonialwaarenhandlung, m - Connewitz Frau lieber, Hermannstraße 23, 1. Etage, » Plagwitz Herr Ll. OrütLwULU, Zschochersche Straße 7 s, - Eutritzsch Herr Robert Altner, Buchhandlung, Delitzscher Straße 8, - Reudnitz Herr RuKwrmu, Marschallstraße 1, - Gohlis Herr Rob. Attner, Buchhandlung, Lindenthaler Straße 5, - - Herr Lvrub. Weder, Mützengeschäft, Leipziger Straße L, - Lindena« Herr Alb. Otuäuer, Augustenstraße 13, - Thonberg Herr L. RLutseb, Reitzenhamer Straße 88, in Bolkmarsdorf Herr 6. A. IsLuuiuuu, Conradstr. 85 (Ecke Elisabethstr.). Amüiche Bekanntmachungen. Gewölbe-Vermiethung. Ja dem Neubau auf dem alteu Gewaudhausgrundstücke sollen die folgenden, au der llniversität-stratzr gelegenen BerkausSgewölbe vom 1. Oktober k. I». ab aus 6 Jahre vermiethet werden, und zwar Gewölbe Nr. 47, neben der Durchfahrt gelegen, ca. 73/t gm groß, nebst dem darunter im Kellergeschoß gelegenen Lagerraum«, ca. 63Z gm groß, Gewölbe Nr. 48, ca. 95,7 gm groß, nebst dem ebenda ge legenen Lagerräume, ca. 87,ö gm groß, Gewölbe Nr. 48» ca. 54,5 gm groß, nebst ca. 52,1 qm großem Lagerräume und Gewölbe Nr. 58» an der Ecke der UaiversitätSstraße und dem Kavfergäßchea gelegen, ca. 87,7 qm groß, nebst ca. 82.0 qm großem Lagerräume. Mietbgesuche werden auf dem Ralhhause, 1. Obergeschoß, Zimmer Nr. 8, «ntgeaengenommea. Leipzig, den 23. November 1895. Der Nattz der Stadt Leipzig. vr. Tründlin. Xrumbiegel. Der Lirchenvorstand zu Leipzig-Eutritzsch besteht nach erfolgter Wiederwahl der ausgejchiedenen Mitglieder, außer dem Unterzeichneten Vorsitzenden, aus den Herren: Schul- director Karl Zicgncr, slellvertr. Vorsitzender; Gärtnereibesitzer Otto Mann» Airchrechnunglfüdrer; Klempnrnneisler Karl Kaiser; Lehrer Baut Köhler; Tischlermeister Theodor Lange; Maurer Meister Max Uhlemann» Diakonus Marti» Wageiiknccht. Leipzig-Eutritzsch, 26. November >895. Gottfried Jäger, Pfarrer. Die städtische Sparkasse beleiht Werthpaptere umer günstig»» Bediuguugen. Leipzig, den 1. Februar 1895. Die Svarcaffen-Deputatiou. Concursverfahren. Ueber da» Nachlaß-Vermögea de» VasthofSbesiher» Earl Friedrich Wilhelm AUendars in Hartmannsdors, vormal» in Leipzig, wird heute am 27. November 1895, Nachmittag» Uhr da» Loumrsvrrfahrrn eröffnet. Der Rechtsauwatt Kttuger tn Burgstädt wird zum Eoocurs» Verwalter ernannt. EoncorSforderuage» find bi» zmn 21. December 1895 bei dem Gerichte anzumelden. E» wird zur Beschlußfassung über die Wahl eine» anderen Der. Walter», sowie über di« Bestellung eine» BläubigrrauSschuffe» und eintretenden Falle» über dir in tz. 120 der LoncurSordnung be- zeichnetru Gegenstände aus den 23. December I89S, vormittags 10 Uhr und zur Prüfung der angemeldetrn Forderungen auf den 4. Januar 1896, vormittag» 10 Uhr vor dem Unterzeichneten Ge richte Dermin anberaumt. Allen Personen, welche eine zur EoncurSmasse gehörige Sache in Besitz haben oder zur EoncurSmasse etwa» schuldig sind, wird ausgegeben, nichts an den Gemeinichuldner zu verabfolgen oder zu leisten, auch die Verpflichtung auferlegt, von dem Besitze der Sache und von den Forderungen, für welch« sie ouS der Sache abgesonderte Befriedigung m Anspruch nehmen, dem EoncurSverwalter bis zum 21. December 1895 Anzeige zu machen. Königliche» Amtsgericht zu Burgstädt. Ebrrt. Social-pädagogische Leirachtungen. 4. Untverstty Extrusion in England »nd Amerika*) Nachdruck »rrdottn. 8y. Unter Universith Extenfion versteht man ein wohl- durchdachtes System von Maßregeln, die den Zweck ver folgen, höhere Bildung auch solchen Kreisen zugänglich zu machen, denen die Verhältnisse ihrig Berufs den Besuch einer Universität nicht gestatten. E» handelt sich dabei also um eine Erhöhung de» durchschnittlichen Stande» der Volks bildung. Daß gerade England und Amerika sich für diese Art der Bolk«dildung»arbe,t eigene Formen geschaffen haben, ist in den dortigen Verhältnissen begründet. Nur an zweierlei soll in dieser Beziehung erinnert werden. Eiuma nämlich ist da» durchschnittliche Niveau der Schulbildung dort nicht so hoch, als bei un». England hat bekanntlich erst seit 25 Jahren «in VoltSschulgrsetz, »nd Amerika bat zwar in einzelnen Staate», so besonder» in den östlichen, den sog. Neu- eaaland-Staalen, «ine» Stand tzsr Volk«schulbilduag, der dem unsrigea gleichkommt und ihn nicht selten sogar überlrifft, aber dafür wird in den Staate» de« fernen Westen» die *) vgl. di« Beilage zu« Abendblatt vom 19. November. Schulbildung sicherlich noch nicht an die unsrige heranreicken; die dünne Besiedelung, die theilweise Unsicherheit u. a., kurz die ganze unfertige Cultur müssen naturgemäß bewirken, daß ich nicht gerade die besten Lehrkräfte diesen Gegenden zu- senden und daß auch die Kinder mancher Anregungen ent ehren müssen, wie sie eia gesichertes und reiches Kulturleben ihnen anderSwo zusübrt. Andererseits sind aber die demo- ratischen StaatSeinrichlungen sowohl in England wie in jlmerika ein starker Anreiz, sich ein« höhere Bildung zu ver- chaffen; denn sie bedingen eine ausgedehntere Selbstverwal- ung und stellen überhaupt schon höhere Anforderungen an die Bildung des Einzelnen-. Der stärkste Anreiz liegt aber darin, daß wenigstens in Amerika auch der Niedrigstgeborene eS unter Umständen bei Fleiß, Umsicht und zäher Ausdauer zu den höchsten Staatöämlern bringen kann, wie z. B. seiner Zeit Lincoln. Dort ist also Bildung in viel höherem Sinne eine Macht als bei unS. Sehr bemerkenSwerth ist nuu au der Organisation der lniversity Extenfion, daß sie sich sowohl in England al» in Amerika und auch überall da, wohin sie sich von da auS ver- »reitet hat, entweder direct oder invirect von den Univer- itäten beaufsichtigt und auf alle Weise gefördert wird, ins besondere auch dadurch, daß die Universitäten für die nöthigen Lehrkräfte sorgen. Ihr eigentlicher Ursprung läßt sich auf eine Reihe populärer Vorlesungen zurücksübren, dir im Jahre 1867 ein junger Docent der Universität Cambridge in Nord- England vor einem Publicum von Damen hielt, zunächst ohne Auftrag der Universität. Er gab für diese Vorlesungen ge druckte Leitsätze auS und ergänzte den mündlichen Vortrag nachträglich durch freie Besprechungen, die er mit seinen ^»Hörerinnen abhielt, sowie dadurch, daß er diese auch zu christlichen Ausarbeitungen über den Gegenstand seiner Erträge anregte, die er dann corrigirt zurückgab. Diese Er gänzungen sind seitdem überall, wo man ähnliche Vor tragsreihen eingerichtet hat, beibebalten worden. Die Vor lesungen wurden in den nächsten Jahren vor anderen Schichten des Publicums fortgesetzt und hatten solchen Erfolg, daß der Vortragende den Much fand, End« 1871 der Universität Cambridge einen Vorschlag zu unterbreiten, wonach die neue Bewegung von ibr in Schutz genommen werden und einen unabhängigen Theil ihre- UnterrichtSshstemS bilde» sollte. DaS geschah, und nun begann Cambridge überall im Lande, wo ein Bedürfniß nach populärer Belehrung sich regte, Reiben von Vorlesungen zu veranstalten, und zwar nach dem eben erwähnten Schema. Dazu kamen noch schriftliche Prüfungen am Schluffe eines jeden CursuS, abgebalten durch Examina toren, die die Universität eingesetzt batte, und Zeugnisse für diejenigen Canvidaten, die sich in einer solchen Prüfung ge nügend auSwiesen. Im Jahre 1876 griff die Bewegung auf London über, wo allerdings keine lehrende Universität bestand, aber doch weniastenS unter dem Namen „Universität" eine hochangesehene, auS Universität-Professoren und anderen bedeutenden Gelehrten bestehende Behörde für akademische Prüfungen. Diese Be Hörde stellte sich freundlich zur Sache, und so kam eS rasch zur Bildung einer Gesellschaft, der alsbald alle leitenden BildungSanstaltrn Londons, einschließlich der genannten Be hörde, ihre Unterstützung zusicherten. Auch hier wird der Unterricht überwacht von einem akademischen Ausschuss«, ge bildet aus Vertretern der Universitäten Cambridge, Oxford und London, der ihre Lehrer und Examinatoren ernennt. Bei den eigenartigen Hemmnissen, wie sie eine solche Riesen stadt mit sich bringt, hat die Londoner Gesellschaft ein be sonderes Studium daraus machen müssen, wie e» anzufanqen ist, um der Mitarbeit der betheiligteu Anstalten den größt mögliche» Nutzen für die Sache abzugewianen. Im Jahre 187? wurde endlich auch di« Aufmerksamkeit Oxford» auf di« Sache gelenkt. Auch hier uabm die Universität die Angelegenheit in die Hand, ernannte sogar einen eignen Secretair, hatte aber mit der ersten Einrichtung wenig Glück. Di« BortragScurse schleppten sich etwa zwei Jahre bin und wurden zulebt für einige Zeit ganz aufgeaeben. Man konnte für Curse von 12 Vorlesungen, wie sie bi» dahin allgemein üblich waren, die Kosten nicht aufbringrn Da entschloß sich Oxford im Jahre 1885, wo eS seine Tbätig> keit wieder aufnahm, anstatt Curse von 12 Vorlesungen solche von weniger Vorlesungen, besonder» von 6, anzubiete« und hatte damit einen durchschlagenden Erfolg, so daß e» in Kurzem selbst Cambridge überflügelte. Während nvck im Jahre 1885—1886 Cambridge über 8500 Hubörer gehabt hatte, dagegen Oxford «ur 3000, war schon ,m Jahre l8S0—1891 da» Verhältniß 11000:20 000; die Zuhörerschaft Oxford hatte also um fast da» Siebenfache, die von Cambridge noch nicht um ein Drittel zugenommen. Neben diesen kürzeren Cursen von durchschnittlich 6 Vorlesungen entstanden aber im Laufe der Zeit noch solche von 3 Vorlesungen, sogenannte keoplv's ^eciures, d. h. Vorlesungen für die große Menge, gewisser maßen als Lockspeise, daher ohne Prüfungen und Zeugnisse. Auch das Selbststudium wurde vielfach gepflegt; so vor Allem in den StudierclubS der nordenglischen Berg- arbriterdörfer, von denen z. B. einer sich vorgrnommen hatte, Zeldmcffen zu treiben und dir» durchweg selbstständig durch- übrte, und zwar mit trefflichem Erfolge, wie eine von einem IniversitätSdocenten abgebalteoe Prüfung zeigte. Ein anderer sicher Club trieb auf sehr originelle Weise Chemie. Zu üner Zeit, wo in seinem eigenen Dorfe keine Vorträge statt- anden, sandte er zwei seiner Mitglieder zu einem CursuS von Vorträgen über Cbemie, die in einem benachbarten, über 2 Stunden entfernten Orte abgebalten wurden. Natürlich machten sie als arme Schlucker den Hin-, wie den Rückweg u Fuße. Ncch Hause zurückgekehrt, riefen sie nuu jedes Rat am folgenden Abende die anderen Mitglieder zur ogenannten „Claffe" zusammen: mit Hilfe der gedruckten Leitsätze und ihrer Notizen wiederholten sie hier von dem, wa« sie gehört hatten, so viel, als sie eben konnten und ver- uchten auch, mit den mangelhaften Apparaten und Reagentien, die ihnen bei ihren schmalen Mitteln zu Gebote standen, die Experimente nachzumachen. Am Ende deS CurseS baten sie den Vortragenden um eine Prüfung, und dieser bestätigte ihnen, daß sie die regelmäßige UniversitätSprüfung in diesem Gegenstände bestanden haben würden, wenn man sie zuge- taffen halte. Als Selbststudium ist eS auch zu bezeichnen, wenn an einzelnen kleinen Orten, wo keine Vorträge gehalten werden konnten, sich Leute zu Lesekränzchen zusammen- thaien, um unter Leitung eines Sachverständigen Bücher über gewisse Gegenstände zu lesen. Nachdem Oxford seine Tbätiakeit wieder ausgenommen hatte, traf e» nun noch zwei Maßregeln, die beide dazu bei trugen, seine Arbeit noch weit erfolgreicher zu machen: dir Errichtung von Wanderbibliotheken und die Einrichtung von Sommercursen. Die Wanderbibliotheken sandte r» aleichzeitia mit den Lehrern hinaus, und wir der Lehrer von Ort !u Ort reist«, so folgte ihm auch die Bibliothek, womit eine Auswahl der besten Bücher über den Gegenstand seiner Borträge gleich zur Hand war. Die Sommercurse hatte zuerst in ganz kleinem Maßstabe Cambridge eingerichtet: eS batte damit einer ganz kleinen Auswahl der besten Schüler seiner populären Curse Gelegenbeit geben wollen, auf die Dauer der großen UniversilätSferien (Mitte Juni bis Anfang Oktober) nach der Universität überzusiedeln, um dort ihre Studien fort- Zusehen. Oxford, die größere und reichere Universität, konnte die Sache in weit größerem Stile einrichlen und that eS auch: eS haben in einem Jahre schon bi» zu 900 Personen an Viesen Sommercursen theilgenommen, im letzten Sommer waren eS Über 800. Die hier gebotenen Vorlesungen stellen sich gewöhnlich eine zusammenhängende Aufgabe: so wurde im Jahre l894 dir Geschichte, Literatur, Kunst und Philosophie de» 17. Jahrhundert» bebandelt, in diesem Jahre entsprechend die de» 18. Jahrhundert»; daneben laufen noch eine große ^ahl anderer Vorlesungen und praktischer Uebungen. Auch piel und Sport wird gepflegt. Die Curse fallen in die Zeit vom 1.—26. August. Der Prei» stellt sich für den ganzen Eursu» alle» in allem auf nicht über 200 und vermindert sich, wenn 2 oder 3 Tbeilnehmer zusammen wohnen. Man kann aber auch den CursuS nur zur Hälfte nehmen; denn beide Hälften sind selbstständig. Eine weitere Maßregel, um die Curse der Universith Exlenston für gewisse Kreise begehrrnSwrrth zu machen, traf Cambridge, indem eS im Jahr« 1883 festsrtzte, daß jede Lehrstelle, wo solche populäre Curse stattfinden, der Universität -affiliirt" werden kann, wenn sie nachwrist, daß sie eine feste Anzahl strebsamer Leute besitzt, die bereit sind, einen dreijährigen, in seine» Anforderungen arnau festgestellten Eursu« unter Anleitung eine« von Cambridge bezeichneten Lehrer» durchzumachen, und daß sie für die Kosten aufkommt. Die Affiliation bedeutet so viel, daß die Universität damit erklärt, sie wolle die Arbeit eine» solchen dreijährigen Curse» so ansrhen, al» wenn sie am Sitze der Universität gethan worden wäre. Will der Affiliirte daraufhin seine Studien an der Universität fortsehen, so hat er durch dir Affiliation rin Jahr de» UnwrrsilLt»studium» erspart. Die Tendenz der Affiliation ist, daß dir einzelnen Lehrstellen einen Antrieb erhalten, von einzelnen Cursen von Vorlesungen zu Reiben solcher Curse überzugeben. Ganz neuerdings sind endlich einige feste Schulen für Erwachsene entstanden, die ihre Arbeit ganz im Sinne der Universith Extension betreiben, sog. Universith Extenfion College», etwa Volkshochschulen. Sowohl Oxford wie Cambridge haben je eine solche Schule unter sich, und in beiden Fällen hat die betreffende Universität auch Geld für die Sacke hergegeben. Zuletzt rst noch der großen StaatS-Zuwendung im Betrage von jährlich 15 Millionen Mark zu gedenken, die daS Parlament im Jabre t889 auS dem Erträgniß einer Steuer auf geistige Getränke zu Gunsten der technischen Bildung gemacht hat. Die Berwrudung dieser Staats unterstützung ist in die Hände der GrafschaftSräthe gelegt, und diese haben in vielen Fällen nicht gezögert, solche populäre Lurse damit zu unterstützen. Ohne Zweifel wird in Folge dieser Unterstützung die Bewegung noch einen weiteren Auf schwung nehmen. Sie ist gegenwärtig nicht bloS über Eng tand verbreitet, sondern auch die schottischen und irischen Universitäten haben ähnliche Curse eingerichtet. Ebenso ist sie in fast sämmtliche» englischen Colonien vertreten. In Amerika waren populäre Vorlesungen allerdings schon seit dem Anfänge dieses Jahrhunderts im Gange, und oft wurden sogar ganze Curse von solchen gehalten. Auel, die Idee der Sommerschule war dort viel früher verwirklicht, als in England. In Amerika bestand eine solche schon seit dem Anfänge der sicbenziger Jahre in Cbaulauqua am Chautauqua-See im Staate New-Aork, allerdings nicht in Verbindung mit einer Universität und anfänglich nur mit wenig Vorlesungen j vielmehr wurde dort daö Schwergewicht auf einen regelmäßigen CursuS häuslichen Studium» in eigenen Lesezirkeln gelegt. Aber die eigentliche Bewegung für Universith Extenfion hat in Amerika erst im Jabre 1887 begonnen. Damals brachte ein amerikanischer Universität-Professor die Sache vor einer Versammlung von BibliothekSbeamten zur Sprache und betonte, daß sich die öffentlichen Bibliotbeken der Angelegenheit aaardmen sollten. Daraufhin wurde in einer Stadt de- Staate» New- ork in Anlehnung an die dortige öffentliche Bibliothek ein ursu» von Vorlejungen mit gedruckten Leitsätzen und freien Besprechungen gegeben, und der Vortragende war jeden Tag in der Bibliothek anwesend, um diejenigen seiner Zuhörer, die e» wünschten, in ihrer Lectüre zu berathen. Man muß sich dabei erinnern, daß in Amerika eine jede öffentliche Bibliothek ihre splendid eingerichteten Lrseräume hat und daß die Benutzung der Bibliothek für Sludieozwecke auf» Zweck mäßigste und Zuvorkommendste geregelt ist. Im Jahre 1888 wurde die Sache von eben demselben Professor auch auf der Versammlung der Sommerschule zu Ehautauaua angeregt. Man beschloß, die englischen Formen der Universith Extension auch in Chautauqua einzuführea, und ein Eomit» wurde ein gesetzt, da» einen bezüglichen Plan auszuarbeiten hatte. Diese» Programm erschien und ist auf die ganze Ent wickelung, die die Angelegenheit in Amerika genommen hat, von Einfluß gewesen. Gegen Ende 1890 entstand in Philadelphia die große Amerikanische Grsellscdaft für Ausbreitung de» Universitär- unterricht«, die größt« private Körperschaft der östlichen Staaten, die auf diesem Feld arbeitet, im Jahre 1891 im Staate New-Bork in Verbindung mit der sog. Universität deS Staate- New-Aork, die aber kein« Lehruniversität ist, sondern sich noch am ehesten al» ein CultuSmiaistrrium be zeichnen läßt, «ine ebensolche Anstalt, aber staatlichen Charakter«. Sofort wurden ihr 10 000 Dollars ausgeworfen, um die Arbeit in« Werk zu setzen. Ende 1892 ,st mit Eröffnung der Universität Chicago noch ei» dritter großer Mittelpunkt für die Arbeit hinzugekommen, der eine eigne, durchaus selbst ständige Abtheilung der Universität, eine sog. Facultät, bildet. Man siebt, daß die Amerikaner, wenn sie auch verhältniß- mäßig spät in die Bewegung «ingetreten sind, doch mit der ihnen eignen, fieberhaften Energie bereit» ,m Begriffe stehen, den Vorsprung, den England vor ihnen voraus hatte, rin- zuholen. Wa» dir Amerikaner ihrerseits zu den Veranstaltungen der Universith Extensioa hmzugefügt haben, ist vor allem zweierlei: 1) Sie haben e« verstanden, ,u ganz systematischer Weise die öffentlichen Bibliotheken, dir in Amerika eine große Rolle spielen und musterhaft eiugerichtet sind, für die Arbeit der Volksbildung nutzbar zu machen. Hier hatten sie im Lande selbst das beste Vorbild in ver Organisation, die das Bibliothekswesen im Staat« New-Aork erfahren hat. Dieser Staat hat einen eigenen Staatsdibliothekar, dem sämmtliche öffentlich« Bibliotbeken in aewiffer Weise unterstellt sind, eine eigene Schule für Bibliothek-beamtr, di» inzwischen in Amrrika mehrfach Nach«
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