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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.11.1895
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1895-11-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18951108019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1895110801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1895110801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1895
- Monat1895-11
- Tag1895-11-08
- Monat1895-11
- Jahr1895
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7»l« V veranscklagl auf 280 34? 888 ^ (gegen da- laufende Jastr mehr 9158 855 ^e). Die Einnahmen übersteigen also die Ausgaben um 33 914 461 und nachdem von letzterer Summe noch die einmaligen Ausgaben des OrdinariumS im Betrage von 8 328 484 ^/ abgezogen sind, beläuft sich, nach der „Saalezeitung", der reine Ileberschnß auf 25 .',85 !>77 (mehr 4 832 189 ^ gegen das laufende Hahr). Sonst ist noch mitzuthcilen: An Personal fordert der Etat neu ») bei der Centralverwaltung: 1 Dircctor (Mehrausgabe 15 900 .E); 2 Geheime expedirende Secretaire, 1 Gebeimen Registrator, 9 Bureau- und RechnungSbeauitc II. Classe und I Telegraphenmechaniker. d) bei den Oberpostdircctionen: 0 Posträthe (für Berlin, Düsieldorf, Königsberg, Liegnitz, Potsdam und Schwerin); 6 Postinspcrtoren (für Danzig, Dresden, Düsseldorf, Halle, Hamburg und Magdeburg); 23 Bureau- und Rechnungsbeamte erster Elasse und Oberpostcassenbuchhalter, 1 Bausecretair, 50 Bureau- und Rechnungsbeamte zweiter Classe, 22 Kanzlisten und 50 Untcr- beamte. c) bei den Post- und Telegraphenämtern: 8 Post> directoren, 14 Postcassirer, 46 Obersecretaire (unter Ein ziehung von 46 Secretairstellen), 3 Postmeister, 1900 Assi stenten und Oberassistenten (darunter 100 Stellen in Folge Umwandlung einer entsprechenden Anzahl von Secretair- stellen); 3 Maschinisten, 11 Mechaniker, 7 Postverwalter; 2000 Unterbeamte im inneren Dienst (Briefträger und Post schaffner) und 800 Landbriefträger. Das Mindestgehalt der Landbrirfträger soll von 6.50 .// auf 700 erhöht werden. V Berlin, 7. November. (Telegramm.) Der Kaiser speiste gestern Abend bei dem Commandanten deS kaiser lichen Hauptquartiers, Gencrallieutenant v. Plessen, wo auch sämmtliche Herren deS Hauptquartiers zugegen waren, um vor der Abreise des Flügel Adjutanten Majors v. Iacobi nach Rom noch einmal mit demselben vereinigt zu sein. — Heute früh unternahm der Kaiser einen Spazierritt in die Umgebung des Neuen Palais und börte, von demselben zurück gekehrt, Len Borlrag des Kriegsministers. Um 10 Ubr 10 Min. begab er sich nach Berlin und wohnte von 11 Ubr ab der Vereidigung der Rccrnten im Lustgarten bei. Bon l2^s Uhr ab arbeitete er mit dem Chef des Militair- CabinetS. Um 1'/« Ubr fand im königl. Schlosse die Früb- flückstafel statt, an welcher die Kaiserin theilnahm und zu der auch der Militair-Attache der k. k. österreichisch-ungarischen Botschaft, Major Prinz Schönbnrg, geladen war. Nachmit tags um 3 Uhr 25 Min. reiste der Kaiser vom Potsdamer Bahnbofe aus nach Piesdorf, der Besitzung des HauSmiuisters von Wedel, zur Jagd. V. Berlin, 7. November. (Telegramm.) Die Rccrutcn Vereidigung fand heute in Anwesenheit deS Kaisers um II Uhr Vormittags statt. Die Vereidigung erfolgte brigade weise. Nach derselben hielt der Kaiser eine Ansprache, in der er hervorhob, die Recruten, welche nunmehr durch den Eid der Armee angehörten und besonders der Ehre eingedenk sein sollten, der Garde anzugehören, sollten vor allen Dingen ans Gott vertrauen und auf die Wahrung der eigenen Ehre halten. Sie sollten zum Kaiser und zum Vaterlande stehen, sei eS gegen einen äußeren oder gegen einen inneren Feind. Nack der An sprache brachte General v. Winterfeldt ein dreifackcs Hoch ans den Kaiser aus. Darauf folgte der Vorbeimarsch der Truppen und die Abbringung der Fahnen nach dem Schlosse. (Wiederholt.) V. Berlin, 7. November. (Telegramm.) Laut dem „Reichsanz." wurde dem General der Infanterie von Blume Commandcur des XV. ArmeecorpS, das Großkreuz des Rothen Adler-Ordens mit Eichenlaub, dem General von Jena der. Rothe Adler-Orden 1. Cl^mit Eichenlaub und Schwertern am Ringe, dem General-Lieutenant von Buch der Kronen- Orden 1. Cl. verliehen. D. Berlin, 7. November. (Privattelegramm.) Die „Post" schreibt: Es ist anzunehmen, daß das prentzischc Ttnntsininisterimn sich in einer seiner letzten Sitzungen mit der Frage der Neugestaltung der Militnir-Ztrafprocestordnnng beschäftigt hat. Dies beweist nur, daß die Regierung gewillt ist, die Frage in dem vom Kriegsminister in der vorigen Reichs tagssitzung ausgesprochenen Sinne zu berathen und der end- giltigen, befriedigenden Lösung näher zu bringen. — Im Berliner Asyl-Verein für O^dachlosel die Bestätigung Ljueger*« verhindnk. vr. Lueger seiIlallke», der gestrige englische Ministerrakh beschloß gegenllken den nächtigten im Oktober: im Männer-Asyl 9601 Personen, im Frauen-Asyl 1168 Personen. * Danzig, 6. November. Nach den „B. N. N." ver lautet, daß die Genehmigung zur Anlegung eines Frei- bezirls i», Hasen Neusahrwasser durch den Bnndes- rath erfolgt ist, und zwar habe derselbe unter dem 21. Ok tober seine Zustimmung ertheilt. * Kiel, 7. November. (Telegramm.) Der russische Kreuzer „GroSjastschij" ist, von Kronstadt kommend, hier eingelausen. Er geht durch den Kaiser Wilhelm-Canal nach der Nordsee. * Dortmund, 7. November. (Telegramm.) Der ReichS- tagSabgcordnete vr. Lütt gen au, Redakteur der social- demokratischen „Arbeiter-Zeitung", wurde wegen Majestäts- bcleidigung, begangen dnrck den Abdruck des Artikels: „Wieder eine Kaiserrede" von der hiesigen Strafkammer zu 5 Monaten Gefängniß vernrtheilt. * BrcSlau, 7. November. (Telegramm.) Emil Neu- kirch, früherer Redakteur der socialdemokratischen „Volks wacht", wurde wegen Majestätsbeleidigung zu zwei Monaten Gefängniß verurtheilt. Die Beleidigung wurde in einem Artikel vom 3l. März gefunden, der sich mit der Verhandlung einer Beleidigungsklage in Leipzig be schäftigte. (Voss. Z.) * Bcnthcii, 6. November. Bezüglich der Landtags- Ersatzwahl in Neustadt-Falkeuberg theilt der „Katbolit" oda in der Comitösitzung zu Friedland selbst für die Candidatur Huene gestimmt habe; von seiner Gegen-Candidatur tonne daher keine Rede sein. * Nürnberg, 6. November. Wie lässig die Bestimmungen über die JnvaliditätS- und Altersversicherung be achtet werden, geht daraus hervor, daß bei der jetzt hier vor- genoiunicnen Revision der Ouittungskarten nicht weniger als 52 614 Marken zu wenig aus^cklebt waren, die einen Werth von 11 823 ^ ausmachen. Seit dem Bestehen des Gesetzes wurden hier 83111 Karten geprüft, wobei 192614 Marlen zu wenig aufgeklebt waren. Wie mag es nun auf dem platten Lande auöseheu, wo die Controle weniger scharf ist? * Frankfurt a. M., 6. November. Am Sonntag gründete der Evangelische Arbeiterverein eine „Wohnungsgenossen, schast mit beschränkter Haftung. Außer einer Einschreibgebühr von 1 ^ hat jeder Gciwssenschaster als erste Rate seines im Ganzen auf 100 ./L ibcmesseneneii Antheils 20 sofort einznzahlen. Die Haftbarkeit ist auf de» Betrag der Gkiiossenschaftsantheile beschränkt. Mehr als zehn Gcnosscnjchafisanthrile sind ohne Genehmigung der Hauptversammlung keinem Mitglied zu gewähren. Der nach Ein zahlung von 20 ^ verbleibende Rest des AntheilS mit 80 ist in der Weise allmählich »achznzahlen, daß jeder Ge nosse verpflichtet ist, wöchentlich wenigstens 50 bis zur Voll- zahiung seines Antheils einznschießcn. Zur Verstärkung der Betriebsmittel werden nach Beschluß des Aufsichtsrathes Spareinlagen und je nach dem Umfang der Geschäfte auch größere Aulehen bei dritten Personen ausgenommen. Tie Genossenschaft wird zu nächst, nnd zwar hofft man bereits im nächsten Frühjahr damit zn beginnen, geeignete Mie thswoh nun gen micthcn; sie geht dann mit steigenden Betriebsmitteln zum Erwerb oder Bau von zweck mäßig eingethcilten Häusern über. Eine Reihe von Paragraphen regelt die gesammte Geschäftsordnung bis in die kleinsten Details und enthält auch sehr ausführliche Bestimmungen über den Erwerb und Verlust der Mitgliedschaft. In der Versammlung wurde mit- getheilt, daß 32 Genossen ihre Gründerantheile bereits cingezahlt hätten, eine Reihe weiterer Anmeldungen liege vor, und es sei zu hoffen, daß von den 700 Mitgliedern deS Evangelischen Arbeitervereins »och eine ganze Anzahl beitretcn werde. (Franks. Ztg.) Mülhausen t. Elf., 6. November. Seit vorgestern be finden sich, dem „Vorwärts" zufolge, auch die letzten zwei von den wegen Mitwisserschaft an dem Morde des Fabri kanten Schwartz Verhafteten auf freiem Fuße. — Der Ansetzcr Vincenz Bruder wurde wegen Majcstätsbeleidi- gung zn 3 Monaten Gefängniß verurtheilt. O esterreich - Ungarn. Wien, 6. November. Im Falle der Wiederwahl vr. Lueger's zum Bürgermeister beabsichtigt die Regierung die Auflösung des Gemeinderaths. * Wien, 7. November. (Telegramm.) Im anti- semitischeu Deutschen Verein erklärten gestern die Ab eine groteske Persönlichkeit, aber wenn er den Wienern recht sei, so habe Ungarn nichts dagegen. Es wird darauf verwiesen, daß die Feinde der österreichisch-ungarischen Gemeinsamkeit, nament lich Franz Kofluth, in Zeitungsartikeln dafür eingetreten seien, Lueger solle die Bestätigung erhalten. Die Mehrzahl der Blätter behandelt den Fall Lueger nicht einmal im politischen Tbeile, sondern verzeichnet die Thatsachen ohne Bemerkung. Auch Ereignissen kn der Türkei nur im Einvernehmen mit den übrigen Mächten zu handeln. Lord Sali-bury'S Red« auf dem LordmayorS- bankett am Sonnabend Abend werde wichtige Aufschlüsse über Englands auswärtige Politik liefern. (Voss. Ztg.) * Belgrad, 6. November. Aus Anlaß des letzten Minister raths in Nisch äußerte der König seinen Unwillen wegen der von der Regierung wird entschiede» dagegen protestirt, daß l^^"^?. *>er Kinanzfrage. Der Rnron rNnnks., in ,in, Wiener Anoek.n.nb,!. Nch einae nennt ^?anz uunsttr gab als Grund da« Mißtrauen der Baron Banffy in eine Wiener Angelegenheit sich eingemengt hätte. Nur darauf legt man Gewicht, daß der Monarch nun in der anderen ReichShälste offen kund gegeben hat, die Hetze gegen da« liberale Ungarn mache zur Ausübung einer amtlichen Function unfähig und habe weder auf offene noch geheime Duldung durch die Krone zu rechnen. (Voss. Ztg.) * Pest, 6. November. In der Abend-Conferenz der libe ralen Partei dankte Podmanicki dem abtretenden Ackerbau minister Grafen Festetitsch für seine hingebungsvolle Thätig- keit und begrüßte den neuernannten Minister Daranyi. Die Partei nahm die Paragraphen des Gesetzentwurfs für die freie NeligionSübung, soweit sie dieselben nicht be reits früher erledigt hatte, in der Fassung des Magnaten- hauseS an. Der Unterrichtsminister Wlassicö dankte der Partei für die Anregung und die Durchführung der kirchen politischen Vorlagen. Mit begeisterten Eljenrufen wurde ihm gedankt. Frankreich. * Paris. 6. November. Die Socialisten erklären in den Couloirs, gegen Ressöguier sei gesetzlich nichts zn machen; hoffentlich werde er der Pression der Regierung doch noch nachgeben, sonst werden die Sccialisten einfach fortfahren, die Streikenden mit Geld zu unterstützen. Auch werden mehrere Geuieinderälhe Geldunterstützungen votiren, welche Voten die Negierung nicht, wie sonst üblich, annulliren wird. Hingegen wird die Regierung die Truppen aus Carmanx nicht zurück ziehen. Der Minister des Inneren sandte den Chef der Pariser Geheimpolizei nach Carmaux, um eine Untersuchung der dortigen Lage zu veranstalten, die von den letzten Nach richten als gespannt geschildert wird. * Paris, 7. November (Telegramm.) Unter dem Ver dachte, Papiere, welche die Landesvertheidigung be treffen, dem Auslände verkauft zu haben, wurde in einer Stadt im Südwesten Frankreichs eine Persönlichkeit ver haftet, die mit hiesigen Vermittlern von Documentenkäufen in reger Verbindung gestanden hat. Zahlreiche Verhaftungen sieben noch hier bevor. (B. L -A.) erklärten L. Berlin, 7. November. (Privattelegramm.) Die I geordneten Polzhofer und Pacher, die' Partei werde „Nat.-Z." meldet: Zolldirector Böller und Lieutenant I Lueger bei jeder Neuwahl unausgesetzt Wiederwahlen. ».Döring kehren demnächst nach Togo zurück. Der Erstere übernimmt provisorisch die Leilung der Geschäfte der Landes- hauptmannschaft, da Landeshauptmann Köhler auf Urlaub nach Europa gebt. Lieutenant v. Döring übernimmt die Führung einer Expedition, welche die Aufgabe hat, das Terrain für den Bau einer Eisenbahn zu sondiren. lH Berlin, 7. November. (Privattelegramm.) Der nächste denlsche GastwirthStag wird vom 9. bis 11. Juni in Hamburg abgebalten. Auf demselben wird über die Errichtung einer Wittwen - Unterstützungscasse Das Organ Lueger'S behauptet, Banffy habe während seines letzten Hierseins beim Kaiser die Nichtbestätignnq durch gesetzt. Dem gegenüber steht die gestern politischen Freunden abgegebene Erktärung Badeni'S, seitens Ungarns sei absolut keine Einmischung geschehen. Dasselbe Blatt behauptet, der Ministerrath habe den Beschluß der Nichtbestätigung mit 4 gegen 3 Stimmen gefaßt. Die Neuwahl des Bürger meisters erfolgt wahrscheinlich nächsten DienStag oder Donnerstag. (Mgdb. Ztg.) * Wien» 7. November. (Telegramm.) Die „Presse" bemerkt innerhalb des deutschen GastwirthS - Verbandes beralhen 'neinerBesprechunzüberdieNichtbestätigungvr.Lueger's werden. (Wiederholt.) — Einen merkwürdigen neuen Berliner Correspondenlen scheint sich in jüngster Zeit der „Frankfurter General Anzeiger" angeschafft zu haben. Dieser Herr kündigt näm lich dem genannten Organ an, daß Graf Herbert BiSmarck vom 1. Januar ab die Leitung der „Kreuz zeitung" übernehmen solle, und fügt hinzu: „Man hofft wohl dadurch, das stark gesunkene Ansehen des eiust so mächtigen Blattes wieder ins Steigen zu bringen und eine Art Neuauflage derDeclarantenzeit beraufzufübren." Größerer Unsinn ist wohl selten geschrieben worden. Vielleicht unter richtet der „Frkf. Gen.-Anz." einmal seinen Berliner Bericht erstatter über die Declarantenzeit. — Mit Bezug auf die angeblichen Aeußernngen des Staatsministers v. Bo etlicher zu einem Vertreter eines hiesigen Blattes über daSZustandekommen deS JnvaliditätS und Altersversicherungsgesetzes schreibt Herr v. Kar- dorff an die „Bert. Neuest. Nachr.": „Dem betreffenden Berichterstatter und ebenso dem Herrn Minister (?) ist wahrscheinlich unbekannt, daß einer oder der andere Abgeordnete vor jener Abstimmung (über das bezeichnet« Gesetz, im Jahre 1889) sich verpflichtet hielt, dem Fürsten Bismarck nntzu- theilrn, daß er gegen da» Gesetz stimmen zu müssen glaube, weil er, obschon mit der Tendenz einverstanden, doch eine ganze Reihe von Einzelbestimmungen für so mangelhaft durchgearbeitet erachte, daß eine nochmalige Durchberathung des ganzen Gesetzes sehr er- wünscht erschiene. Diesen Bedenken gegenüber machte Fürst Bismarck geltend, daß Fehler deS Gesetzes sich auch später beseitigen ließen, daß seine Ablehnung aber ein politischer Act von großer Tragweite sei. Die Stellung des Ministers v. Bo etlicher, der daS volle Vertrauen des Kaisers besitze, der durch sein großes Talent, mit dem Buudesrath zu verhandeln, und durch seine hervor ragende Arbeitskraft ihm im Augenblicke ein sehr werthvoller Mit arveitrr sei, würde durch die Ablehnung so erschüttert werden, daß er kaum glaube, ihn dann noch halten zu können. Herrn v. Boettichrr'S Abgang bedeute aber eine Erschwerung des Verkehrs de« Kaisers mit ihm, dem Reichskanzler, und so wenig er auf die gefaßten Entschließungen von Abgeordneten irgend welche Ein- Wirkung auSüben wolle, so bäte er seine persönlichen Freunde doch, diejenigen Folgen erwägen zu wollen, welche das Ausscheiden des Minister» v. Boetticher nach sich ziehe» könne." — Die „Post" berichtet: „AuS der social demokra tischen Parteicasse hat der ReichtStagSabgeordnete Ewald Bogtberr eine Zuwendung von 4500 ^ als Dar lehen erhalten, für weiches ein begütertes Mitglied der frei religiösen Gemeinde, deren Sprecher Herr Vogtherr ist, die Bürgschaft übernommen bat. Bekanntlich hat Vogtherr seine beiden großen Eisenwaaren-Geschäfte in der Stepbanstraße und in der Langenstraße Wege» schlechten Geschäftsganges aufaegrben, und jedenfalls ist ihm mit den „Arbeiter «röschen* »u Hilfe gekommen, m > inen ConcurS abzuwenven. Wie die „Post" schon früher gemewet, betreibt Vogtbcrr jetzt in der Bruffrljtraßc einen Petroleum-Handel". zum Bürgermeister: Lueger besitze weder Unparteilichkeit, noch Objektivität, weder Rübe, noch Besonnenheit. Er sei ein prononcirter Parleimann und als Sieger auS einem zügellosen Wahlkampfe, den selbst entfacht zu haben er sich rühme, hervorgegangen. DaS Schicksal des Gemeinde- raths beruhe nunmehr darauf, welche Stellung seine Mehr heit jetzt einnehmen werde. (Wiederholt.) * Wien, 7. November. (Telegramm.) DaS „Vater land" bespricht die Nichtbestätigung der Wahl Lueger's und sagt, die Entscheidung habe mit Parteianschauungc» nichts zu thun, speciell von einem Uebcrgrcifen ungarischer Tendenzen in die diesseitige Sphäre könne keine Rede sein. Das Blatt warnt davor, durch Demonstrationen, welche ihren Zweck vollkommen verfehlen würden, gegen die jjge- fallene Entscheidung anzukämpfen. — Die „Neue Freie Presse" sagt, die Zukunft Wienö sei ans lange hinaus noch von trüben Wolken verbängt. Aber selbst wenn für den Frieden Wienö gar nichts erreicht sein sollte, für die Regierung werde etwas erreicht sein: man werde wieder lernen, das Ministerium zu respectiren. Es würde sanguinisch sein, jetzt schon zu erklären, das Ministerium Badeni sei eine gute Re gierung, aber Jedermann habe die Empfindung, daß es eine Regierung ist. — Die „Deutsche Zeitung" und die „Ostdeutsche Rundschau" machen in scharf ge haltenen Artikeln das Ministerium für die getroffene Ent scheidung nnd deren Folgen verantwortlich. — DaS „Deutsche Volksblatt" bezeichnet eS als gewiß, daß die Majorität des Geiueintcraths sich durch nichts in ihrer Pflicht, an Lueger festzuhalten, irre machen lasse. Die Partei werde den Weg gehen, ans den man sie weise, und Len Kampf anfiiehmen. * Wien, 7. November. (Telegramm.) Es wird auch daran erinnert, daß Lueger im Parlament gegenüber der Armee den Ausdruck „Rothschild armee" gebrauchte, was damals in den höchsten Kreisen großen Unmuth erregte. Sehr bemerkenswerth ist auch die Stellung,,ahme deS klerikalen „Vaterland" gegen Lueger. DaS Blatt wendet sich gegen die Behauptung vom Einflüsse Ungarns, sowie irgend einer Partei. Die Entscheidung gelte nur der Persönlichkeit Lueger's, jeder Andere aus der antisemitischen GemeinderathS- mehrbeit bätle die kaiserliche Bestätigung erhalten. DaS „Vaterl." weist dann auf daS herausfordernde Auftreten Lueger's nicht nur während deS Wahlkampfes, sondern auch danach hin, sowie darauf, daß er auch als Bürgermeister Parteiführer bleiben wollte. Die Darlegungen des „Vater land" lassen erkennen, daß der gemäßigte Flügel des HohenwartclubS der Regierung keine Opposition machen wird. (Voss. Ztg.) * Pest, ?. November. (Telegramm) Ein Tbeil der Presse weist die Zumnthune zmück, Ungarns Einmischung bade Großbritannien. * London, 7. November. (Telegramm.) In seiner, wie gemeldet, gestern in Derby gehaltenen Rede führte der Nntersiaats- secretair Curzon an?, daß nach einer längeren Windstille ver. schiedcne auswärtige Fragen abermals ihr Haupt über den Horizont erhöben. Die Welt sei unruhig und es lägen beunruhigende Symptome vor; man höre das Stöhnen der kranken Nationen auf ihren Lagern und sehe den TodcSkampf sterbender Männer. Dieser Zustand dürste sich eher weiter entwickeln, als abnehmen. Mit der Zunahme des Bedürfnisses nach neuen Schutzgebieten vermehrten sich die Berührung?» und Reibungspuncte zwischen den wetteifernden Völker»; dicS müsse jedoch nicht nothwendiger Weise die Gefahren eines Krieges erhöhen; der Krieg werde von Jahr zu Jahr weniger volkSthümlich und die eifrig betriebenen Rüstungen deuteten, obwohl sie nach einer Seite gefährlich seien, eher aus Frieden als auf Krieg hin. (Ausf. wiederholt.) Rußland. * Petersburg, 7. November. (Telegramm.) Eine Depesche der „Nowoje Wrcmja" meldet aus Wladiwo stock: Da-Kriegsschiff „Jalüt" welches den russischen Robben fang im OchotSkischen Meere beschützt, überraschte auf der Seehundinsel t7 ausländische Robbenfänger mit einer Menge todter Robben. Ein Robbensänger und ein Schiffer entkamen. Orient. * Kottstantinopel, 7. November. (Telegramm.) Amtlich werden folgende Ernennungen bekannt gegeben: Der ehemalige Botschafter in Wien Aa rifi wurde zum Minister ohne Portefeuille, der bisherige Gouverneur vonAdrianopelAbdurrhaman Pascha zum Justizminister, der bisherige Gesandte in Berlin Tewsik Pascha zum Minister des Auswärtigen ernannt. Memduh Pascha, seither Gouverneur von Angora, ist zum Miuister des Innern, der frühere Gouverneur von Kreta, Mahmud zum Minister des Handels und der öffentlichen Arbeiten, der Chef des allgemeinen Rechnungswesens Sabri Bcy zum Finanzminister nnd der Minister des Auswärtigen Said Pascha zum Präsidenten des Staatsraths ernannt. Die bisherigen Minister für Krieg, Marine und Unterricht, ferner der Ches der Artillerie und der Intendant der Evkass verbleiben in ihren Stellungen. * Konstantinopcl, 7. November. (Telegramm.) Infolge der Ausdehnung deS Conflictes zwischen Muhamedanern und Armeniern sind die Redifdivisionen in Erzerum, Trapezunt und Diarbekr in Mobilmachung begriffen, wodurch der Mamischaslsstaiid des 4. Corpsbereichs mit Hinzurechnung der l'iiiiendivisioiien in Erzerum und Bitlis auf rund 60 OM Mann erhöht wird. Ebenso wurden im 5. Corpsbereiche (der Stab liegt iu Damaskus, dessen nördlicher Theil gleichfalls von der Br> wegung ergriffen ist), die Nedisdivision in Aleppo, welche Heuer eine wohlgelungene Probe der Mobilmachung durchführte, und die Brigade in Marasch einberusen. * Konstantinoiicl, 7. November. (Telegramm.) Der heutige Ministerrath wird über weitere Maßnahmen berathen, welche zur Einstellung der Bekämpfung zwischen den Armeniern und Muhamedanern zu ergreifen sind. — Der) Minister des Innern Haiti Rifat, ist zum Großvezier ernannt worden. (Wdrhlt.) * London, 7. November. (Telegramm.) Der „Standard" meldet aus Konstantino-el vom 5. November: Die Botschafter hielten gestern eine neue Sitzung. Es verlautet, man stände am Vorabende eines entschiedenen europäischen Vorgehens. Am letzten Freitag sollte eine große moSlemitische Kundgebung statt- finden, aber der Snlton, der die Folgen fürchtete, ließ die türkischen Zeitungen von seiner Absicht verständigen, eine Verfassung zu verkündigen. Als LieS bekannt wurde, wurde die Kund gebung abbcstellt. Später wurde jedoch von der Verfassungs Verkündigung Abstand genommen und zur Vornahme von Ver haftungen geschritten. Gestern Abend machte die Polizei eine Razzia im türkischen Viertel „Tewfik Pascha". Es wurde ihr Wider stand geleistet; viele Menschen verloren ihr Leben. Heute wurden wieder ln der ganzen Stadt, selbst an der Pforte rrvo- lutionaire Plakate angeschlagen. Ans dem Tische deS Sultan» wurde angeblich ein Brief vorgefunden, der ihm ausgiebt, binnen zehn Tagen abzudanken, widrigenfalls er ermordet werden würde. Auf den Botschaften laufen auS allen Richtungen Meldungen über Massen Metzeleien ein. Die Opfer umfassen jetzt noch Griechen nnd Maroniten. Es greift die Meinung Platz, selbst in diplomatischen Kreisen, daß der Sultan die AuS rottung der armenischen Rasse anbefohlen habe. Die Aufregung erstrecke sich jetzt auch auf Syrien, Bagdad und Mosul.— Die „Daily News" empfingen eine ähnliche Konstantinoprler Draht- Meldung, die mit den Worten beginnt: „Die Lag» wird täglich ernster und gefährlicher. „Standard" nnd „Daily NewS" dringen auf sofortige» gemeinsame» Einschreiten der Großmächte, um den gegenwärtigen Zuständen in der Türkei »in schleuniges Ende zu setzen. E« ver- Gläubiger gegenüber der serbischen Regierung an. — Gegen einen katholischen Missionar in Nisch wird bei dem CultuSminister Beschwerde geführt, weil er den ortho doxen Glauben durch seine Predigten verletze. Der Metropolit verlangt eine Untersuchung. * Belgrad, 7. November. (Telegramm.) Der Archi- niandrit Palgic ist wegen seiner Broschüre „Die Todten- gräber Serbiens" zu zweijährigem Kerker verurtheilt worden. (Mgdb. Ztg.) Aste«. Ä * Wie man der „Pol. Corr." au» Petersburg 6. No vember meldet, stößt, den letzten Nachrichten aus Central asien zufolge, die chinesische Negierung bei ihren Be mühungen zur Niederwerfung des Dunganen-Aufstaudes auf sehr große Schwierigkeiten. Die Jnsurrection habe in der letzten Zeit neuerlich an Umfang zngenommen und erstrecke sich nunmehr auf die ganze Provinz Kansu. DaS bisher zur Unterdrückung deS Aufstandes entsenvete Truppencontingent von 4000 Mann erweise sich als ungenügend, zumal da die Truppen schlecht bewaffnet sind. Die Negierung habe in Folge dessen Verstärkungen nach dem Aufstandsgebiete be ordert und mit der Pacisicirung deS letzteren Li-Hung- Tschang betraut, dessen Befehlen der bisherige Commandant der gegen die Dunganen entsandten Truppen, Dun, unter stellt wurde. * London, 7. November. (Telegramm.) Der britische Delegirte der Pamir-Commission, Oberst Gerard, erklärte einem Vertreter der Presse, daß er seitens der russischen Osficierc eine überaus freundliche Aufnahme gefunden habe. Eine große Streitmacht im Pamir-Gebiete zu halten, würde unüberwindliche Schwierigkeiten bereiten. Gerard glaubt nicht, daß Rußland jetzt irgend einen Zweck haben könne, sich Indien zu nähern, dafür scheine es den Engländern zu wohlgesinnt (?), Rußland vermindere eher seine Garnisonen in Turkestan. Selbst wenn die britischen Interessen mit den russischeu collidiren würden, könne Ruß land, obgleich eS natürlich seine Occupatio» Turkestans zu befestigen suchen dürfte, Angesichts der Terrainsckwierigkeiten nicht hoffen, das Pamir-Ptateau erfolgreich zu überschreiten. Alles deute darauf hin, daß die russischen Pläne daselbst vornehmlich commerzieller (?) Natur seien. Afrika. London, 7. November. (Telegramm.) Die „Times" melden aus Capstadt: Um die Eingeborenen zur Arbeit au- ubalten, lassen die Deutschen in Damaraland von den Häuptlingen Aushebungen vornehmen. Die Aus gehobenen werden eine Zeit lang als Soldaten anS- gebildet und später beim Straßenbau nnd anderen öffent lichen Arbeiten beschäftigt. Witboi soll die Deutschen auf richtig unterstützen. (Wiederholt.) Aus der Landeskirche. Im Hinblick auf die für den 12.' d. M. angeordnete Ein» berufung des Landtages hat das evangelisch-lutherische Landeseonsistortum eine Verordnung ergehen lassen, wonach Sonn tag, den 10. d. M., in allen Kirchen Gottes Gnade für ein ge» deihliches Wirken der Landstände angerufen »nd nach der Predigt an Stelle des gewöhnlichen Kirchengcbetes ein besonderes Gebet verlesen werden soll. Aber auch während der Dauer des Land tages ist ein solches Gebet den, allgemeinen Kirchengebet nach der Fürbitte für das Königshaus einzufügen. Die bezüglichen Gebete sind der Landesgeistlichkeit zugcstellt worden. — Das Vermögen des allgemeinen Kirchensouds besieht zur Zeit aus 226000 >6 Staatspapieren in Nennwerth, 125 OM 3'/«proc. Hypotheken und einer 4proc. Darlehnssorderung von 45000 ^1 Dem Fonds sind seit April d. I. wiederum 26 294 M zugeflossen und seitdem an Unterstützungen an Kirchen- gemeinden 4799 ./L 38 gewährt worden. Ans der Stiftung unseres früheren Mitbürgers A. W. Felix, welche mit dem vor- qedachten Fonds gleichzeitig beim Consistorium verwaltet wird, wurden an Zulagen für Geistliche und Unterstützungen für Kirchen- gemeinden zusammen 1125 .ck! bewilligt. — Die durch de» Bau der Zittau-Oybiner Eisenbahn neueiitstandrne Colonie „Bahnhof Bertsdorf" ist, La dieselbe im Ockers- dorfer Gutsbezirk liegt, aus Zweckmäßigkeitsgründen auS Zittau ausgepfarrt uud der Parochie Olbersdorf zugewiesen worden. — Mit Genehmigung deSLandesconsistoriums ist in Leubnitz bei Dresden ein neues Diakonat begründet worden, welches der Collatnr deS StadtratheS zu Dresden untersteht und vorläufig von dem Predigtamtscandidaten Knospe aus NieLerkiesdorf vicarisch ver- waltet wird. Erledigte geistliche Stellen: 1) Collatur des Consistoriums: Pfarramt Reinhards dorf (Pirna) — Cl. V — Serlenzahl der Parochie.- 3600; Psarr- amt Gablenz mit Waldsachsen (Werdau) — El. II — Scelcn- zahl von Gablenz: 825 und des in der Evhorie Glauchau ge- legenrn Fitials Waldsachsen: 432; Pfarramt Krögis (Meißen) — Cl. VI — Seelenzahl: 1311 in elf eingepfarrten Ortschaften: Pfarramt Miedersberg (Oelsnitz i. V.) — El. I — Seelenzahl: 835; Pfarramt Sachsgrün (Oelsnitz t. B.) — Cl. I— Scelcnzahl: 315; 2) Privatcollator: das Diakonat von St. Marcus zn Chemnitz — El. II — Collator: der dortige Stadtrath. Seelen- zahl der Parochie: circa 20 OM. Vermischtes. Halberstadt, 6. November. Zu dem am 7. und 8. De- cember stattfindenden 350jährigen Jubiläum deS Neal- GymnasiumS sind nicht nur auS der Provinz, sondern auch auS allen Theilen des deutschen Reiches so zahlreiche Anmeldungen früherer Schüler eingegangen, daß ein starker Besuch deS Festes sicher ist. Trotzdem die Einladungen bis jetzt an etwa lOOO auswärtige frühere Schüler versandt worden sind, ist doch noch manche Adresse nicht zu ermitteln gewesen; es werden deshalb alle diejenigen früheren Schüler, die noch keine Einladung erhalten haben, hierdurch dringend gebeten, gleichviel, ob sie das Fest mitmachen können oder nicht, ihre Adressen an den Schriftführer des Festausschusses, Nedacteur M. Fessel in Halberstadt, recht bald einsenven zu wollen. Die bis jetzt von dem Festausschüsse getroffenen Vorbereitungen lassen ein schönes Gelingen deS Festes er hoffen. --- Srehausc» (Altmark), 6. November. 15 Thaler gleich 8000 Mark. Eine für die hiesige Stadtgemeinde Grundbuche ^,15 Thaler zahlbar jährlich für die Stadt gemeinde Schippenbeil" (Regierungsbezirk Königsberg) seit dem Jahre 1816 eingetragen. Anscheinend auS Versehen ist die Zahlung dieser Reallast vor langer Zeit eingestellt nnd im Etat nicht weiter geführt worden, und eS werden nun mehr, da da» 132 Hektar große Gut am 25. November zur Versteigerung gelangt, mit allem Eifer die erforderlichen Schritte zur Erlangung der jetzt auf etwa 8000 Mark an- gelaufenrn Grundbuchschulden aethan. Die Stadtverordneten versammlung von Schippenbeil hat daher in ihrer letzten Sitzung beschlossen, diese Angelegenheit einem Anwalt de» AmtSgrrichtSbezirkS Seebansen zu übertragen. --- t --S-L
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