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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.12.1895
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1895-12-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18951206016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1895120601
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1895120601
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1895
- Monat1895-12
- Tag1895-12-06
- Monat1895-12
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Bezugs'Preis i» d« tzanptrxpedittoa oder de» i» Stadt, bezirk »nd de» Vororten errichteten Aus. gaorstrllen abgeholt: vierteljährliche 4.50, bei zweimaliarr täglicher Zustellung in« Han« ^l kchO. Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: vierteljährlich ^l . Direkte tägliche Kreuzbaudienduna in» L»«la»d: monatlich 7.50. Die Morgen-Au-gabe erscheint um >/,7 Uhr. di« Abend-Ausgabe Wochentags um 5 Uhr. Ne-acÜon und LrpeLition: JahanneSgaff« 8. Di« Expedition ist Wochentag» ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi» Abends ? Uhr. Filiale«: ktt« Klemm'S Sortim. (Alfred Hahn). UaiversttätSstraße 1, Louis Lösche. ffatharinenstr. 14. Part, und Königsplatz 7 Morgen-Ausgabe. tlpmcr nnd Taaclilatt Anzeiger. Organ für Politik. Localgeschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. ^-583. Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung INg für die Leipzig-Lo »ruatschi in der Vornats onnewt rn und am SS. und randftrafte. Die «ntschSdi« sa. vktoder ».! . Eoduraer. Ehauffee-, Eisenbahn-. Friedrich-, Hermann-, «och-, König«-, Laugen», Leipziger-, Martenstrane, Mühl- und «eudorfgaffe, sowie Proosthetdaer- und Qucrstratze «in- quartiert gewesenen Truppen vom königlich Sächsischen Cara- dtnter- und Köntgin-Huiaren-Negtmrnt Rr. 1V kann in den nächsten S Tagen bet unserem Quartier-Amt, Naschmarkt Nr. 3, iin Erdgeschoß links, Zimmer Nr. 30, gegen eigenhändige Quittung-, lristuna erhoben werden. Das Quartierbillet ist zurückzugeben. Leipzig, am 3. Decembcr 1895. Der Math der Stadt Leipzig. vr. Tröndlin. Lamprecht. Nutz- und Srennhoh-^uctiou. Dienstag, den 17. December d. I., sollen im Bnrgauer Forstrevier« auf dem Schlage t« der sogenannte» Lindcnauer Äottge» dicht am Fahrwege ln Abth. 28a I. von vormittags v Uhr an: 4 Rmtr. Vichen-Rntzscheite I. El., 10 - » - II. » 234 - - Vrennschette und 7 - Vnchen» - , ferner N. von Vormittags 1v Uhr an: 121 Haufen Abraum und 12 - Lchlagreisig unter den iin Termine aushängendcii Bedingungen und der üblichen Anzahlung an Ort und Stelle meistbietend verkauft werden. Zusammenkunft: auf dem obengenannten Schlage. Leipzig, am 3. December 1895. Des Raths Korstdeputation. Wegen Reinigung der Räume de- Leihhauses und der Sparkasse werden diese am Freitag, den L. December 18SL, für den Geschäftsverkehr geschtossen sein. Leipzig, den 28. November 1895. De» Raths Deputation für Leihhaus und Tpareasse. . Erledigt hat sich unsere Bekanntmachung vom 4. Oktober dieses Jahres, den Maurer Johann Friedrich August Höpner aus Zehmen betreffend. Leipzig, den 2. December 1895. Der Rath der Stadt Leipzig. Armenamt. ch.-K. IV». Nr. 2032. Hentfchel. Hr. Erledigt hat sich unser« Bekanntmachung vom 2. Oktober diese» Jahre», die Dienstmagd Therese JUgner au« Audenhain betreffend. Leipzig, am 2. December 1895. Der Rath der Stadt Leipzig. Armeiiliilit. K.-X. IV». Nr. 1V8L. Hentfchel. Hr. Die städtische Lparcaste beleiht Werthpaptere unter günstigen Bedingungen. Leipzig, den 1. Februar 1895. Die Svarcaffcn-Tepiitatioii. Sparcaste zu Leipzig-Connewitz. Der Zinsenberechnung und drS Abschlusses der Svarerconten wegen werden Sparbücher in der Zeit Vom 18. bis 31. Deeem- d»r ». «. nicht cxpebirt. E« ist sonach der 16. December der letzt» ExpeditionStag dieses Jahres, während von Neujahr ab die seither übliche Expedltionszeit für den Sparverkrhr wieder in Geltung tritt. Lripzig-Connewitz, am 4. December 18VL. Die Sparraffen-Verwaltung. Socialdemokratie und Jndustriearbeiterinnen. 6. Die öffentliche Aufmerksamkeit b - 'sich«» Anst > iat sich nur sehr a mit den erheblichen Anstrengungen, welche die social- demokratische Partei seit einiger Zeit unternimmt, um die Frauen ihren politischen Zwecken dienstbar zu machen. Namentlich meistert man an den Jndustriearbeikerinnen herum. Seit die Socialdemokratie von einer völligen Ver dammung der Frauenarbeit in Fabriken dazu Überging, die Frau als Arbeitsgenossin anzuerkennen, ist die Partei weit mehr als vorher bemüht, sie auch in den politischen Kampf mit hinein zuziehen. Die Industrirarbeiterin soll politisch-ökonomisch ge- 'chult werden. Dieser „Schulung" haftet jedoch dieselbe E«n- eitigkeit an, die überhaupt ein Kennzeichen der ganzen ocialdemokratischen Weltanschauung ist. Man setzt in den Versammlungen den Arbeiterinnen die bekannten Redensarten vom „Elafsenstaat" und von der „Ausbeutung durch den Eapitalismus" vor. Von einer Erziehung, von einer Auf klärung der Arbeiterinnen über den wirtlichen Charakter unsere» Staats- und Wirthschaftslebens kann nicht die Rede sein. Das Vrrständniß für diesen geht den redegewandten „Genossinnen" meisten« selbst ab. Ihnen fehlt oft noch weit mehr als den socialdemokratischen Männern die Sachlichkeit. Leidenschaft und Phrasen muffen gute Gründe ersetzen. Den ruhigeren Köpfen innerhalb der socialdemokratischen Partei sind die Schwächen der „Genosflnnea-Agitation" sehr wohl bekannt. Aber aucb für die Besonnenen handelt es sich lediglich darum, nicht den Arbeiterinnen rin klare« Urtheil über Welt und Menschen zu ermöglichen, sondern sie in völlig einseitiger Weise für die Zwecke der Socialdemokratie zu drillen. Eifrig ist man bemüht, jede Beeinflussung der weiblichen Arbeiterinnen durch andere Parteien möglichst fern zu halten. Nach der rothen ParteiwriSbeit sind die Bestrebungen der „bloßen Frauenrechtlerinnen" eitel Spott; wo sich nur immer eine Gelegenheit dazu bietet, sucht man Mißtrauen gegen die „Bourgeoisdamen, die sich an die Arbeiterinnen heranmachen," zu säen und zu nähren. Die Socialdemokratie will mit der weiblichen Arbeiterin auch die Familie, die Jugend gewinnen. Da die Frauen für die rein politische Bewegung au« gesetzlichen und andere« Gründen schwer zu haben sind, so sucht man bei ihnen ein Interesse an der gewerkschaftlichen Organisation zu wecken. Die Erfolge, welche man auf diesem Gebiete bisher erreichte, gehe» mehr in dir Tiefe als in die Freitag den 6. December 1895. Breite. Man hat eine Anrahl „Genossinnen" gewonnen, die bereit sind, sich zum Heil der „großen Sacke" die „Märtyrerkrone" zu rrreden, aber die große Masse der Jndustriearbeiterinnen ist bisher ziemlich theilnahmloS ge blieben. Die Äeneralcommission der deutschen Ge werkschaften halte daher zur Aufrüttelung der lässigen Arbeiterinnen in diesem Sommer eine Action ins Werk gesetzt, die jetzt beendet ist. Es handelte sich um eine Agitation im roßen Stil unter den industriell thätigen Arbeiterinnen. on der genannten Generalcommission war der ganze Feldzug planmäßig vorbereitet. Rundschreiben wurden ver schickt, Umfragen m den zu bearbeitenden Gegenden gehalten, die GewcrkschaftSkartelle der einzelnen Städte wurden zu Rathe gezogen, so daß schließlich etwa 180 Versammlungen angesetzt werden konnten, um die Massen der ..Arbeiterinnen in Bewegung" und den gewerkschaftlichen Organisationen näher zu bringen. Vor der mündlichen Agitation wurde überall ein dir Lage der Arbeiterinnen grau in grau schil derndes Flugblatt vertheilt; mehr als 200 000 derartige Blätter sind in den letzten Monaten an Arbeiterinnen aus gegeben. Im Allgemeinen scheint man zwar keineswegs ganz erfolglos gearbeitet, aber doch nicht einen derartigen Zulaus gefunden zu haben, wie man ihn erwartete. ES werden daher die Zahlen noch im Wesentlich^ zutreffend sein, welche vor einiger Zeit durch die Generalcommission der deutschen Ge werkschaften über die Betheüigung der Frauen an den Eentral- Organisationen festgrstellt wurden. Es waren 1894 Mit glieder der gewerkschaftlichen Vereinigungen der Männer Frauen Buchbinder. . 3126 488 Gold-u Silber- arbetter . . 1421 227 Holzarbeiter . 26141 141 Convitoren. . 330 5 Metallarbeiter. 38406 278 Tabakarbeiter. 13714 2831 Sattler und Tapezierer Schneider . Schuhmacher Seiler . . Vergolder . Textilarbeiter Männer Frauen 1318 8543 10315 306 850 10302 y 458 230 30 15 546 In den hier nicht genannten gewerkschaftlich centralorgani» sirten Berufen gab r» weiblich« Mitglieder der Bereinigungen überhaupt nicht. Doch besteben noch wenige Einzelvereine von Arbeiterinnen, deren Mitglieverzahl, da sie m der gewerk schaftlichen Statistik nicht geführt werden, nur annähernd bekannt ist. Manche Arbeiterinnen sind auch Mitglieder der örtlichen Fachvereine; ihr« Zahl ist gleichfalls auS der Statistik nicht zu erkennen. Wie ein Vergleich der vor stehenden Ziffern mit denen des Vorjahres lehrt, ist fast überall eine Steigerung der Zabl der organisirten Arbeite rinnen ringetreten, nur im Verein der Tabakarbeiter ist die Zahl der weiblichen Mitglieder ganz wesentlich zurückgegangen. ES gehörten 1883 zu den gewerkschaftlichen Vereinigungen der Buchbinder Gold- und Silberarbeiter Holzarbeiter Holz-Hilfsarbeiter Kürschner Metallarbeiter Plätterinnen Sattler Schneider Schuhmacher Tabakarbeiter Textilarbeiter Vergolder Ligarrensortirrr Während nach dieser Statistik im Jahre 1893 die deutschen gewerkschaftlichen Organisationen 5384 weibliche Mitglieder zählten, hatten sich dieselben 1894 auf 525 l vermindert. Dieser Rückgang ist namentlich auf den Verband der Tabak- arbeiter zurückzuführen, dessen weibliche Mitglieverzahl von 3635, und wenn man die 50 oraanisirten Cigarrensortirerinnen noch hinzurrchnrt, von 3685 auf 2831 sank, lieber die local« Organisation der Jndustriearbeiterinnen liegen uns aus Berlin Zahlen vor. Es rinigungen der Männer Frauen 3421 21» 1413 53 23 760 80 506 18 340 52 28429 169 — 100 1366 1 7 8l8 3LS 10356 109 13 750 8635 8012 LlO 755 40 600 50 gehörten dort an den Brr- Fabrik- und Hilfsarbeiter .... Männer . 420 Fra 30 Färber und Appreteur« .... . 120 2 Knopfarbeiter . 60 10 Plätterinnen und Wäscher. . . . . 3 400 Schriftgteßer G 866 33 Schuhmacher . 875 10 Wäsche- und Eravattrn-Arbeiter. . . 50 SO BiSher sind also die organisirten Arbeiterinnen in Deutsch land noch äußerst gering an Zahl. Unsere Großindustrie beschäftigt 692000 Arbeiterinnen, von ihnen gehören nur 5251 den gewerkschaftlichen Eentralverbänden unv jedenfalls, wenn man von dem Berliner Plätterinnenverrin absteht, kaum 1000 den örtlichen Verbänden an. Der Weg ist noch s° I glieder zählten. Innerhalb der deutschen Socialdemokratie hegt man die Ueberzeugung, daß die geringe Thriluahm« der Industrie arbeiterinnen an den Organist ' Bedürfnißlosigkeit innen Arbeiters rganisationen lediglich auf md auf die bei den weiblichen mehr als bei den Männern vorhandene Ge- fügigkeit unter den Willen der Arbeitgeber zurückzuführen ist. Die Generalcommission der deutschen Gewerkschaften ver gleicht dir Jndustriearbeiterinnen in dieser Beziehung mit den Arbeitern kulturell zurückgebliebener Gegenden. Sir bedauert, daß den industriell beschäftigten Frauen nicht längst oiebr agitatorische Aufmerksamkeit geschenkt ist. Da« Ver säumte soll jetzt nachgeholt werden. Es wird von der genannten Hauptleitung der deutschen Gewerkschaften anerkannt, baß seit 1892 verschiedene Vereinigungen, welche bis dahin kein« Frauen als Mitglieder aufnaymen, eine Aenderung ihrer Satzungen zu Gunsten der letzteren haben eintrrten lassen. Doch noch immer scheint den weiblichen Mitgliedern nicht die Stellung innerhalb der Organisationen ringeräumt ru sein, die jene Commission für die richtige hält. Die letztere hat beobachtet, daß selbst die Arbeiter, welche die Gleichberechtigung beider Geschlechter unter allen Umständen anerkennen, in der Praxis doch glauben, von einer Frau wür den dir nothwrndigen Vereinsarbeiten nicht so zuverlässig wie von Männern ausgeführt. Dir socialdemokratischrPartei arbeitet Anzeigerr-Preis die 6 gespaltene Petitzeile 20 Psg. Reklamen unter dem RedactlonSstrich ?4ge- spalten) bO/H, vor den Familiennachrichle» (6 gespalten) 40/H. Größere Schriften laut unserem Pre - verzrichniß. Tabellarischer und Ziffer aach höherem Tarif. Extra-Bellagen (gefalzt), nur mit der Morgen - Au-gabe, ohne Postbesörderung 60.—, mit Postbesörderung 70. -. Ännahmeschluß für Anzeigen: Dbend-AuSgabe: Vormittag» 10 Uhr. Morgen-AuSgabe: Nachmittags 4Udr. Für die Montag.Morgen-Ausgabe: Sonnabend Mittag. Bei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets an dir Expedition zu richten. Druck und Berlag von E. Polz in Leipzig- 8S. Jahrgang. ^^Nach"den*Absichten der Generalcommission wird fortan die Agitation unter den Jndustriearbe,termnen n'cht etwa nur eine zeitweilige, sondern eine ständige vorigen Sommer hat man dabei nach einem bestimmten ^.lan gehandelt, der jedenfalls auch in der nächsten Ze.t noch be folgt werden wird. In solchen Orten, wo "«le Fra industriell beschäftigt sind, sollen allgemeine Versammlungen stunden, zu denen die weiblichen Arbeiterinnen von den Männern mitgebracht werden. Man hat naml'ch d^ C fahrung gemacht, daß d.e Frauen selbst ^"sammlunaen, welche innerhalb ihre« Beschaff,gungSzweiges abgebaiten werden, auS eigenem Antriebe nur vereinzelt besuchen. Di- GewerksckaflScartelle sind aufgesordert, ^ Generalcommission zu wenden, Wenn dw D ranstaltung derartiger Versammlungen erwünscht ist. Sobald »n einer Provinz eine Reihe von Orten für eine solche ^ö'tatlon ge wonnen sind, wird eine redegewandte Genossin bingesa ivt, der die Aufgabe gestellt ist, in den verschiedenen Städten über die Lage der weiblichen Arbeiterinnen und deren Organisation zu sprechen und den Erfolg der Commission mitzutheilen. Auch ist der Versuch gemacht, für die weiblichen Mitglieder der Gewerkschaften Leseabende «inzurichtea, in denen „,hr Vrrständniß für die sociale Bewegung unter den Frauen ge fördert werden soll. . ^^ . Die Eocialveniokratie verhehlt sich nicht, daß e- eine schwere Mühe ist, die industriellen Arbeiterinnen ,u ,m- ponireuder Menge den Organisationen zuzuführen. Doch sie scheint mit großer Energie die Erreichung dieses Zieles ve^ folgen zu wollen und verspricht schon heute, daß sie sich durch Mißerfolge nicht abschrecken lassen werde. Als Flagge benutzt sie dabei die Parole, durch Organisation der Arbeiterinnen den Druck einzuschränken, welchen das Angebot billiger und gefügiger Arbeitskräfte auf die Lohnhöhe ständig ausüde. I» Wahrheit bandelt cS sich für die Partei jedoch um die völlige Socialdemokralisirung der Frau. Es sollen den anderen Parteien die Wege zur Arbeiterfamilie so viel als möglich verlegt werden. Auch die in den „Classenkampf" gezogene Frau soll den „Massentritt der Arbeiterbataillone" verstärken, auch hier will man die Gegensätze verschärfen, um partei politische Vortheile daraus zu ziehen. Deutsche- Reich. * Berlin» 5. December. Die neue Formulirung des Antrags Kanitz unterscheidet sich von der alten zunächst dadurch, daß sie den Antrag „für die Dauer der bestehenden Handelsverträge" durchführen will, womit angedeutet wird, daß nach Ablauf derselben der Zweck in anderer Art, d. h. durch Erhöhung der Getreidezölle, erreicht werden soll. AuS diesem indirecten Eingeständnis, daß der Antrag etwas erstrebt, was die Verträge ausschließen wollten, ergiebt sich bereits die Nutzlosigkeit der weiteren Einschiebung, das „in einer den 1891—94 abgeschlossenen Handelsverträgen nicht widersprechenden Weise" verfahren werden soll. Dir hierauf bezüglichen Bestimmungen der Handelsverträge bedeuten, daß ausländische- Getreide zum Wrltmarlt- prri» Plus 35 Mark Getreidrzoll in den deutschen Verbrauch übergehen darf: der Antrag dagegen will einen anderen zunächst wesentlich höheren Preis festsetzen. In der erwähnten Einfchiebuna wird deshalb auch gesagt: „oder (in einer) mit den bethriligten Vertragsstaaten naher zu ver einbarenden Weise". Eine solche Vereinbarung ist aussichtslos. Die Vrrtheidiger des Antrags haben früher behauptet, es könnte mit den Bertragsländern vereinbart werden, daß da« Reich von jedem derselben ungefähr die Grtreidemenge kaufen werde, welche das betr. Land bishrrnach Deutschland geliefert bat. Abgesehen von der practischen Undurchführbarkeit diese« Ge dankens, dieu.A. darin begründet ist, daß bisher kein fremdes Land als Gesammtheitjsondern da-zahlreiche Einzelne daSauSländische Getreide nach Deutschland verkauften, so steht dieser Idee auch die Meistbegünstigung einer Anzahl Staaten entgegen. Die extremen Agrarier haben deshalb schon den weiteren Antrag in Bereitschaft, die betr. Meistbegünstigungsverträge zu kündigen, d. b. mit der halben Welt Zollkriege anzu fangen. Liegt dir Wertblosigkeit der soeben erörterten, neu eingefügten Clauseln aus der Hand, so sind dieselben mög- licker Weise doch insofern nicht ohne Bedeutung, als sie ver» muthlich dazu bestimmt sind, manchen Abgeordneten oder der Regierung da« Ausweichen vor einer klaren Entscheidung nab« zu legen: es soll die Ansicht hervorgerufen werden daß man ja einmal versuchen könne, ob ein« vertrags mäßige Beseitiguna des in den Handelsverträgen ent haltenen Hindernisse« möglich sei. Deshalb muß aus gesprochen werden, daß, selbst wenn diese- Hinderniß nicht ^ dlntrag ganz ebenso unan- nehmbar Ware. T.r Gründe sind zur Genüge dar- dak^eine" s!aa."liü,-'s .zusammengefaßt werden: daß keine staatliche Einrichtung die ibr durck de» !and^n°tbw"V* Verkaufs de« in Deutsch? "°^wend'gen fremden Getreides zu lösen ver- ^ Getreidebau eine Reichsgarantie dftft's^ gewährt werden kann, soj/rn man füllen w n "'Ü* allen Reichsangehörigen er- de? ^ Rutschen Getreidrverbrauchern nicht !ü ,,eb n durck ^^ i' ">°blf-il-n Weltpreisen Vorteil 1^'bung entzogen werden darf. Daß da- Letzter« durch d.e Verwirklichung de« Anträge- Kanid ae? ^ >"ue Fassung verhüllen, mdem in der aus m?tt?erer^^ "'""Befestigung der Getreidepreise aus mittlerer Hohe angegeben wird. Dieser Hweck aber I kann durcki den ^^ Z würden „Durchschnittspreise der Periode 1850 bi- 1890" nicht mittlere, sondern nach den jetzigen Begriffen bohr sein: aber auch gegen eine Ueberschreitung derselben könnte naä> dem Antrag keine Gewähr geschaffen werden. In der Fassung vom vergangenen März heißt es ganz offen, daß „bei höheren Einkaufspreisen auch die VerkausSpreife entsprechend zu er höben sind." Die neue Formulirung will durch die Be stinimungen Über den ..Reservefonds" den Eindruck hervor bringen, als ob mit Hilfe dieses Fonds Theuerungspreise verhütet werden könnten j in Wahrheit würde er beim Eintritt solcher Preise wie Schnee vor der Sonne dahin schmelzen; auch die Nr. 4 der neuen Fassung siebt deshalb die Erhöhung der Verkaufspreise des Reiche« schließlich vor und gesteht somit ein, daß es mit der „Befestigung auf mittlerer Höhe" nichts ist. Der Antrag Kanitz war, ist und bleibt unannehmbar. (Nat. Ztg.) V. Berlin, 5. December. ^Telegramm.) Der Kaiser fuhr gestern um 9 Uhr 54 nach Wildpark zurück. Heute Vormittag nahm er die Borträge deS Kriegs Ministers und des Chefs des Militair-CabinetS entgegen Gleichzeitig meldete sich die Deputation des Kaiser Alexander Garde Grenadier-Regim.Nr. 1, welchesich demnächst dem Zaren in neuen Bekleivungstücken vorstellen wird, ab. Später meldete sich der von Rom einaetroffene Flügel-Adjutant Oberstv. Engel brecht. Um 12 Uhr 15 Min. erfolgte die Abreise deS Kaisers nach Hannover. Im Gefolge de- Kaisers befinden sich: General v. Habnke, Wirkl. Geh. Rath I)r. v.LucanuS, der Commandant de« Hauptquartiers Generallieutenant v.Plesirn, der Ober-Stall meister Graf v. Wedel, der HauSmarschall Frhr. v. Lhncker, die Flügel-Adjutanten Obersten v. Scholl und v. Arnim und der Stabsarzt vr. Jlberg. Nach der Ankunft des Kaisers in Hannover, die gegen 4V» Uhr Nachm, erfolgen dürfte, findet im Schlosse daselbst um 5V» Uhr ein Diner zu etwa KO Gedecken stall, V. Berlin. 5. December. (Telegramm.) Das Staats- Ministerium ist heute zu einer Sitzung zusammengrtreten. V. Berlin, 5. December. (Telegramm.) Die„N.A.Z." bezeichnet dir Nachricht, daß der Oberprästdent von Posen Freiherr v. Wilamowttz-MüUenVarff al« Nachfolger v. Koller s auSersehen sei, al« unzutreffend. L. Berlin, k. December. (Privattelegramm.) Die Berichte der commanptrondrn Generale über die vierten Bataillone heben laut der „Nat. Z." hervor, daß die Einzelausbildung der Mannschaften, so in der Exercir und Schießfertigkeit sehr gut seien, weil dem einzelnen Mann in Anbetracht des außerordentlich günstigen Zahlen- verhältnisses zwischen Schüler und Lehrkräften eine besviiders große Aufmerksamkeit gewidmet werden könne, daß aber in der Folge, schon von dem Compagniedienst aufwärts, eine ausreichende militairische Ausbildung nicht mehr stattfinde. ö. Berlin, 5. December. Die Meldung, daß die Con- servativen wegen ihrer Stellung zur Angelegenheit Hammer- stein'S eine Erklärung abgeben würden, wird wider ruf e n. 8. Berlin, 5. December. (Privattelegramm.) Der Centralverrin für Pa» Wohl Der arhritenden Classen hielt gestern Abend seine JabreSversammluna ab. Neu in den Vorstand wurden gewählt: Minister Herrfurth, Professor Schmvller und Präsident Rösing. In den auswärtigen Aus schuß wurden neugewählt: Handel-kammersecretairvr.Gense l Leipzig, Stadtverordneter vr. Max Sombart-Magdeburg und der Abgeordnete Geh. Reg.-Rath Kurbel-Köln. — Mit den beiden ältesten kaiserlichen Prinzen wird, wie der „ReichSb." mittheilt, nach Plön auch Hof Prediger v. Frommel übersirdeln, der bei ihnen ten Religionsunterricht und die auf vier Jahre berechnet« Vor bereitung zur Confirmation leitet. — Dem „Hambg. Corr." wird von hier gemeldet: Ain Sonnabend Abend scheint Herr von Kbller noch keine Ahnung davon gebabt zu haben, daß er am Ende seiner Ministerlaufbahn stehe; denn bei dem Diner im' Rathbause unterhielt er sich über die Eingemeinduogsfrage mit MagistratSmitglirdern und Stadtverordneten in einer Weise, al« wenn diese Angelegenheit ihn noch persönlich weiterhin beschäftigen würde. — Die Conferenz, zu welcher der General-Superintendent der Neumark und der Niederlausitz 0. Braun die Superin tcndenten seine« Kirctiensprengels einberufen hatte, bat vor gestern stattgefunden. Außer anderen Gegenständen dürfte laut der „N. Pr. Z." auch di« Frage, betr. die Betheiligung der evangelischen Geistlichkeit an den socialen Be wegungen der Gegenwart, zur Erörterung gelangt sein. — Zur Beförderung de« Antisemitismus schreibt ein Rabbiner W. Reich in Baden in Nr. 48 der „Allgemeinen Israelitischen Wochenschrift" folgende Satze: «ES ist .»nicht ohne", da- Geschrei der Antisemiten, daß die moderne Welt „verjudet" sei. Sie Ist es von der Religion an- gefangen bl« zu den Idealen der Zukunftsträumrr, von der staot- ttchrn Tulturipitz« bis zu der gemeingiltigen Arbetlseinlhellung. Ja, di» moderne Welt ist „verjudet", vom Scheitet bi- zur Zede von semitischen Vluikilgelchen durchzogen, wenn auch die übergroße Zahl der civilisirten Menschheit arischer Abstammung sein sollte. Sir ist r«: der Gott, der angebetet wird, die Krone, dir mit dem Salböl geweiht, dir Kirche mit ihren Festen und auch der Staat mit seinen Einrichtungen." — Da« „Volk" schreibt zum Rücktritt des Herr» v. Köller u. A. Folgende«: „Noch nicht genügend in der Oeffentlichkeit bekannt ist die Rolle, die Herr v. Köller al« Minister im Brrhaltniß zur conservati ven Partei gespielt oder doch zu spielen versucht hat. So viel sieht fest, daß er auf einzelne hervorragende Mitglieder der Partei wieder holt rinzuwirken versucht hat, und zwar ln dem Sinne» daß eine Annäherung an die Regierung und gleichzeitige Abschüttelung der „extremen" Elemente erwünscht sei. Die Ehristlicki- Socialen konnten sich keinen bittereren Feind als ihn denken Er ist «S auch gewesen, der zur Zeit der StaatSrathSsi-ungen dem Kaiser ein» Nummer de« „Volk" in die Hand spielt», worauf der bekannte Au-spruch de-Kaiser- gegen uns erfolgte, von dem er triumphirend °u«ries: „Da« muß in die Press,!" In welchem Maße Herr v. Köller bet den Auseinandersetzungen innerhalb der konservativen Partei, bei den Angriffen gegen die Lhristlich-Socialen und gegen Stöcker seine Hand im Spiele gehabt hat, darüber wird e< viel leicht später am Platz« fein, Weitm« zu bringen." Die Bestätigung dieser Eröffnungen bleibt abzuwarten. ^ * Echenetz, 4. December. Superintendent Karmann-Schwey
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