Suche löschen...
Typographische Mitteilungen
- Bandzählung
- 14.1917
- Erscheinungsdatum
- 1917
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. 4. 6055-14.1917
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id51204371X-191700009
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id51204371X-19170000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-51204371X-19170000
- Sammlungen
- Gebrauchsgraphik
- Kunst
- Saxonica
- LDP: SLUB
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Ausgabebezeichnung
- 3, März
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- Titel
- Typographische Mitteilungen
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Typogl-aphi'scheMittelsungen/OffiziellesOl'gandesDerbandesderOeutschenTypographlschenGesellschasten Sprachliches und Mchtschreibung Im Aufträge der Zentrattommlsflon der Korrektoren Deutschlands zusammengestetlt von der Schristleitung der „Aachmitteltungen". — Auf sprachliche Richtigkeit geprüft vom Rechtschreib- sachverftändigen Otto Reinecke, Kais, Oberkorrektor, Beachten und beobachten. Diese beiden Wörter werden mitunter ver wechselt. In letzter Zeit ist es mir wiederholt begegnet, daß ich an Stelle von „beachten" das schwülstig wirkende Wort „beobachten" lesen mußte. So besteht ein Auftraggeber darauf, daß in seiner laufenden Anzeige un bedingt gedruckt werden muß: „Litte die Hausnummer zu beobachten!" Oie Note der belgischen Regierung an den Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika enthält in der deutschen Übersetzung folgenden Satz: „Oie Deutschen haben nach Besetzung des belgischen Gebiets das Haager Abkommen nicht beobachtet." In beiden Fällen darf nur „beachten" stehenr denn „beobachten" heißt doch: die Aufmerksamkeit längere Zeit auf einen Gegenstand, eine Stelle usw. richten, um zu sehen, was dort vorgeht. Ich kann also wohl das Tun und Lassen andrer oder mich selbst beobachten, um etwas Auffälliges zu entdecken? aber eine Vorschrift, ein Abkommen, eine Hausnummer usw, soll man beachten. CH. Einen Lehrling anlernen oder anlehren? Obgleich jetzt allgemein „an lernen" gesagt und geschrieben wird, so kommt es doch hin und wieder vor, zumal in Anzeigen des Arbeitsmarktes, daß das Wort „anlehren" gebraucht wird. In solchen Ausnahmefällen ist es nicht immer angebracht, ohne weiteres die nach unsrer Auffassung bessere Form „anlernen" zu sehen, wie ich aus eigner Erfahrung berichten kann. Vor kurzem kam nämlich unser Geschäftsführer zu mir und fragte mich, warum ich in einer Anzeige das Wort „anlehren" in „anlernen" umgeändert hätte. „Oer Auftraggeber beschwerte sich bei mir darüber," fuhr er fort, „weil er »anlehreM für richtig hält." Auf meinen Einwand, daß doch „anlernen" gebräuchlicher wäre, entgegnete er: „Ia, das sagte ich dem Mann auch,- es wäre mir aber lieb, wenn Sie mir ein Luch oder eine Stelle nennen könnten, die unsre Ansicht bestätigt, damit ich dem Auftraggeber das zeigen kann." Mir fiel im Augen blick kein Luch ein, auf das ich mich hätte stützen können,- ich versprach jedoch, mich nach dieser Richtung hin zu bemühen, und es gelang mir auch in ganz kurzer Zeit, jeden Zweifel zu beseitigen auf Grund des ürteils einer maßgebenden Stelle auf diesem Gebiet. Professor l)r. Tesch (Köln) vom Allgemeinen Deutschen Sprachverein schreibt nämlich zu dieser Frage: „Man entscheidet sich zuerst für anlehren, weil das Wort mit lehren zu sammengesetzt ist und weil dieses den Sinn von unterrichten hat. Oie frühere Sprachgewohnheit brauchte es auch, und zwar in Verbindung mit dem Wemfall der Person und dem Wenfall der Sache, wie beispielsweise Iean Paul schreibt: ,Oen Weibern wird die Milde angelehrt/ Doch hat schon die alte Sprache lehren und lernen vertauscht. Oie Mundarten tun es noch jetzt. Daher hat die heutige Schriftsprache gelernt und anlernen in der Bedeutung gelehrt und anlehren, wie z. L. der gelernte Schlosser, Drucker, Schmied, der angelernte Maurer, Zimmermann, Drechsler. So ist die Gewohnheit entstanden, mit anlernen den Wenfall der Person zu verbinden. Der Sprachgebrauch betrachtet die Verbindung »einen Lehrling anlehren" als veraltet oder mundartlich und bevorzugt die Fügung »einen Lehrling anlernen"." CH. Prozent —vom Hundert, ...prozentig —...zinsig. Seit einigen Fahren, hauptsächlich aber seit Beginn des Weltkrieges, hat man sich allenthalben bemüht, an die Stelle von „Prozent" (abgekürzt: proz., p. c., pCt., ° ein geeignetes deutsches Wort zu sehen. Wo der gute Wille vorhanden war, ist auch unbedenklich „vom Hundert" (abgekürzt: v. H.) an seine Stelle gesetzt worden. Daß für jede Einführung einer Neurung auch eine gewisse Übergangszeit notwendig ist, will ich an einem Beispiel zeigen. Vor mir liegt der Handelsteil einer großen Berliner Tageszeitung. Mein Blick fällt auf einen langen Geschäftsbericht mit einigen Tabellen darin. Der glatte Sah wurde mit der Setzmaschine hergestellt, während die Tabellen mit der Hand gesetzt wurden. Daß mehrere Seher und anscheinend auch mehrere Korrektoren an der Arbeit beteiligt waren, wurde mir beim Lesen zur Ge wißheit. Anfangs fand ich nämlich richtig v. H. angewandt,- dann aber folgt im Text in buntem Durcheinander: pCt., Prozent und wieder v. H., während in den Tabellen einheitlich steht, wohl des knappen Raumes wegen. Schuld an diesem häßlichen Durcheinander trägt wohl neben der üblichen Hast im Zeitungsbetriebe auch die Gleichgültigkeit vieler Setzer und Korrektoren gegenüber einer einheitlichen Anwendung der Rechtschrei bung überhaupt. Doch ich habe mich durch diesen vermaledeiten Zeitungsaufsah, der mein gewissenhaftes Korrektorgemüt recht bedrückte, ganz von dem Zweck dieser Zeilen abbringen lassen. Ich führte oben an, daß man einen Ersatz für Prozent gefunden hat. Aber wie soll man nun ...prozentig verdeutschen? Dieser Mangel wurde bisher oft unangenehm empfunden. Ein Blick in die letzte Nummer der Zeitschrift des Allgemeinen Deutschen Sprachvereins belehrt uns, daß auch dieses Mischwort aus der deutschen Sprache ver schwinden kann. Es heißt hier nämlich unter dem Stichwort „Amtliche Sprachreinigung": Oer am 29. November dem preußischen Abgeord netenhaus vorgelegte Entwurf eines Gesetzes, betreffend den Erwerb der Lergwerksgesellschaft Hibernia zu Herne durch denStaat (Drucksache Nr.298), ermächtigt im ß 1 die Staatsregierung, zur Bezahlung des Kaufpreises vier- einhalbzinsige Schahanweisungen zu verwenden. Hier ist das Mischwort prozentig zum erstenmal und damit wohl für immer aus dem amtlichen Wortschatz entfernt. Die Sprache des Verkehrs wird dann folgen? und so haben wir, dank dem verständnisvollen Eingehen der preußischen Finanz verwaltung auf Anregungen des Sprachvereins, alle Aussicht, auch das Fremdwort Prozent, das kein anerkanntes und unentbehrliches Lehnwort ist, mit der Zeit verschwinden zu sehen. Handelt es sich auch nur um ein einzelnes Wort, so kommt es doch auf den Geist an, in dem gearbeitet wird? und schließlich gilt auch hier: Viele Wenig machen ein Diel. CH. Etechkontakt, Steckkontakt. Welche von diesen beiden Schreibweisen den Vorzug verdient, ist noch eine ungelöste Frage. Im Duden finden wir das Wort nicht, und wir werden deshalb guttun, wenn wir uns nach der Schreib weise im Manuskript richten. Siebt uns allerdings die Wahl frei, so können wir uns unbedenklich für Steckkontakt entscheiden, weil das Wort mit stechen nichts gemein hat? denn man sticht mit dem Kontakt nicht irgend wohin Löcher, sondern steckt (schiebt, führt) ihn in ein schon vorhandenes Loch. Hören wir aber, was zwei Gprachgelehrte dazu sagen. Professor Bruno Buchrucker tritt in der Zeitschrift des Allgemeinen Deutschen Sprachvereins für die Schreibweise Stechkontakt ein, wozu Professor Or. Otto Behaghel (Gießen) in derselben Zeitschrift unter der Überschrift „Steckkontakt oder Stechkontakt?" erklärt: „Das scheint mir nicht richtig zu sein. Was zunächst den Sprachgebrauch betrifft, so waren meine Amtsgenoffen von der Physik ziemlich überrascht, als ich ihnen die in der Überschrift enthaltene Frage vor legte. Sie versichern mir, daß in der Physik ausschließlich die Form Steck kontakt gebraucht werde, und so lautet denn auch das Wort in dem maß gebenden Handbuch von Irick über physikalische Technik. Dazu stimmt aber auch die sachliche Betrachtung. Das Weigandsche Wörterbuch erklärt stechen mit den Worten: .durch eindringende Spitze verletzen', d. h. zum Stechen gehört erstens ein spitziger Gegenstand, zweitens ein durch diesen entstehen des Loch. Aber der in Frage stehende Kontakt läuft nicht in eine Spitze aus, und das Loch ist bereits vorhanden, ehe er in Tätigkeit tritt. Oie Ar beiter, deren Verfahren Buchrucker mit Recht rühmt, sprechen also durch aus zutreffend von Steckern." — Ähnlich wie bei Stechkontakt und Steck kontakt wäre auch die Frage bei Stechbecken und Steckbecken zu entscheiden. Auch hier handelt es sich nicht um einen Gegenstand, mit dem gestochen wird, sondern um einen, der irgendwohin gesteckt wird. Wie verhält es sich nun aber mit der Stecknadel?! Das ist doch ein spitziger Gegenstand, mit dem nur immer gestochen wird, mit dem man also „verletzt". Nach den an geführten Erläuterungen von „stechen" und „stecken" müßte man doch eigent lich richtig Stechnadel sagen. Oder ist jemand andrer Meinung? Spielt hier der Sprachgebrauch die ausschlaggebende Rolle? Iemand antwortet: Mit der Stecknadel kann man einen Gegenstand an einen andern anstecken (anheften, befestigen). Dem ist jedoch zu entgegnen, daß mit der Stecknadel zunächst gestochen wird, ehe ein Anheften, Befestigen oder Anstecken erfolgt. Ein notwendiges Komma. Die Frage, ob ein Komma an einer bestimm ten Stelle berechtigt oder gar notwendig sei, führt häufig zu lebhaftem Ge dankenaustausch. Was der eine hier als unerläßlich betrachtet und verteidigt, verwirft der andre als überflüssig und störend. Dieser Fall tritt besonders bei Familienanzeigen mit nachstehenden Satzstellungen hervor: „Die Ver lobung ihrer Tochter Marie beehren sich anzuzeigen 0r. Ernst Ritter und Frau, Charlotte, geb. Reinhardt." Leide Kommata sind notwendig. Ebenso verhält es sich bei der Ünterschrist: „Anna Müller, verw. Rosenberg." Auch hier ist das Komma unentbehrlich, denn die Abkürzung „geb." oder „verw." steht an Stelle einesRelativsahes? es bedeutet: „welche ist die geborene...". Vor Relativsätzen darf das Komma nie ausgelassen werden, wie Otto Rei necke in Nummer 55 der „Fachmitteilungen für die Mitglieder der deutschen Korrektorenvereine" auseinanderseht. Eine Ausnahme würde auch dann nicht gestattet sein, wenn es sich um Anzeigen- oder Akzidenzsah handelt, bei dem besondere Zeilen entstehen. Richtig ist allein: vr. Ernst Ritter und Frau, Anna Müller, Eharlotte, geb. Reinhardt. verw. Rosenberg. Im neuen Duden heißt es darüber in den Vorbemerkungen (S. Xl.II): „Bei Plakaten und andern Reklameanzeigen werden die allgemeinen Ge setze über die Satzzeichen ost außer acht gelassen. Das ist aber durchaus nicht zu billigen. Eine gefällige Form der Anordnung läßt sich auch bei richtiger Anwendung der Satzzeichen erzielen."
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder