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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.12.1851
- Erscheinungsdatum
- 1851-12-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-185112052
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18511205
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- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-18511205
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gönnen, da er es vielleicht nur war, der das betreffende Buch in seinem Wirkungskreise erst bekannt gemacht hat? Und meint denn wirklich der Verleger, daß der etwas niedrigere Preis den Bestimmungsgrund für Einführung eines Buchs im Allgemeinen abgeben kann? Und hat der Sortimenter keine Mittel, Revanche zu nehmen? — Ein zweites Unrecht ist, daß viele Verleger jeder neu auftau chenden Firma, auch wenn der Platz schon hinreichend besetzt ist, oder sich zur Existenz einer Buchhandlung nicht eigner, Conto eröff nen. Daß dies Verleger von Räuber- und Ritterromanen und anderen das Volk vergiftenden Schriften thun, wundert mich nicht, ist ja doch nur auri sacrs kamss das Motiv ihres Geschäftslebens, und scheuen sie sich nicht, ihren Namen als Verleger, auf dem Titel solcher Schriften öffentlich zu beschimpfen, wie will man ihnen so viel Gewissen zutrauen, daß sie eine Pflicht gegen ihre bereits am Platze bestehenden College» haben? Der Sortimenter übrigens, der sich dazu hergiebt, Handlanger-Dienste bei Verbreitung solchen Schundes zu thun, verdient nichts Besseres, als sein Brodyerr — Verachtung und Mißtrauen. — Daß aber auch Verleger soliden Verlags sich dies zu Schulden kommen lassen, begreife ich nicht, da sie ja auf diese Weise die Betrüger sich selbst erziehen. Entstehen zwei Handlungen an einem Platze, wo nur eine existiren kann, so müssen, ceteris paribus, beide zu Grunde gehen, die frühere ohne eigene Verschuldung, die spätere dagegen in Folge eigener Schuld. Außer dem Berliner Verleger-Verein haben jedoch mehrere große und achtungswerthe Firmen diesen ihren eigenen Vortheil erkannt, wie ich dies zu bemerken Gelegenheit ge habt habe. ^6 3. Hat man nun gerade keine Capitalien ausste- h en rc. Das ist auch ein Grund zu so vielen Fallimenten. Wer aber so gewissenlos ist, ohne Fonds in der Tasche und ohne Fonds in sich zu haben, sich zu etabliren, der hat sein Unglück nur sich zuzuschrciben und verdient im Fall der Insolvenz keine Schonung. So viel Erfahrung muß er als Lehrling und Commis gemacht haben, daß ohne Vermögen, ohne hinreichendes Vermögen, an ein Aufkommen in unserer Zeit nicht zu denken ist. Liest man die Circulaire, so ist stets (mir ist nur eine ehrcnwerthe Ausnahme bekannt) hinreichen der Fonds auf dem Papiere genannt und die früheren Principale scheuen sich auch nicht, diese Lüge zu bestätigen. Kommt ein Falliment zum Ausbruch, so weist der »titru« nach, daß der Fallit gar kein oder ein zu geringes Vermögen gehabt hat, und daß der nun offenkundige Betrug schon bei Aussendung seines Circulairs vollzogen wurde.— Und was heißt denn hinreichender Fonds? Für den sparsamen, umsich tigen und tüchtigen Geschäftsmann ist ein kleines Vermögen hinreichend, um einen eigenen Herd zu gründen und zu erhalten, während großes Vermögen in der Hand eines leichtsinnigen Verschwenders oder in der Hand eines Ignoranten, bald alle wird. — Darum sollten wir gewissenhafter bei derAnnahmc von Lehr ling en sein, als dies leider im Allgemeinen der Fall ist. Außer tüch tiger, wissenschaftlicher Vorbildung, sollten wir auch darauf sehen, daß der Lehrling nicht mittellos ist. Schreiber dieses hat sich dies zur Pflicht gemacht und schon mehrere junge Leute, die, wie dies unter solchen Verhältnissen gewöhnlich der Fall ist, mit einer gewöhnlichen Schul bildung zu ihm kamen und ohne Mittel waren, um sich dereinst einen eigenen Herd gründen zu können, unter Angabe des Grundes abgewie sen. Statt dessen kommt es nur zu oft vor, daß man, um die Kosten für einen Laufburschen zu ersparen, einen Lehrling annimmt und diesen Armen um sein ganzes Lebensglück betrügt. Ist mir doch ein Fall bekannt, wo ein Principal, mit dessen Geschäft eine Buchdruckern ver bunden ist, einen Schriftsetzerlehrling veranlaßte, unter dem Titel eines Lehrlings, Laufburschendienste in seiner Buchhandlung zu verrichten. Nach dem er 5 Jahre seines Lebens auf diese Weise vergeudet und dann noch einige Zeit als Expedient im Berlagsgeschäfte unter dem Titel eines Com mis zugebracht hatte, etablirte er sich in einem Städtchen, wo eine Buch handlung nicht bestehen kann, und — sieht einem sichern Untergange ent gegen! — Eine andere Handlung etablirte nach und nach so und so viel Commandiren in kleinen Städten, um mit diesen Buden Handel zu treiben. Iu solchen Handlungen von ein Paar Tausend Thalcrn finden sich denn auch Käufer genug, um nach einigen Jahren der Verarmung anheimzufallen! — Wieder andere Handlungen, welche neben ihrem Derlagsgcschäfte Sortimentsgsschäfte machen, verkaufen, sobald sie etwas in die Wolle gekommen sind, das Sortimentsgeschäft, das wohl ein Accidenz zu ihrer Subsistenz abwarf, aber die Existenz einer Familie nicht zu sichern vermag— um sich den Mühen eines Sortimentsgeschäfts zu entziehen, bedenken aber nicht, daß sie mit den Paar Lausend Tha- lern Kaufgeld den Fluch einer Familie aus sich laden. — Doch genug mit Aufzählung von Thatsachen,— die Selbstsucht ist der Fluch, der auf uns lastet und uns ruinirt! ^ck 4. Man will die Verleger gern als rechtlicher Mann befriedigen. Das ist löblich, — aber auch pflichtschuldig! Freilich wird's jetzt, wo die Ansicht, als plage sich der Sortimenter eigentlich nur für den Verleger, oft nicht als Pflicht, als eine heilige Pflicht, sondern höchstens als Klugheitsmaßregel betrachtet, um ferncrweitcn Credit zu haben- Ist denn aber Betrug in mo ralischer Beziehung dem Diebstahl nicht gleich? Genau besehen ist er noch schlimmer als Diebstahl, denn der Betrüger mißbraucht das Vertrauen (den Credit), den er sich erschlichen hat. — Während in andern Geschäftsbranchen ein sogenannter Accord von 50 pCt. etwas Schimpfliches ist, und schon als ein schlechter bezeichnet wird, scheut man sich in unserm Geschäft nicht, 20, 25 oder 30pCt., und wenn es ein ganz guter Accord heißt, 50 pCt. zu bieten. Meint denn nun aber der Accordirende so den Namen eines ehrlichen Mannes gerettet zu haben? Ich sage nein, — wenn nicht besondere Entschuldigungsgründe da sind. — Nicht minder betrügerisch ist es, wenn eine Handlung willkürlich die Zahlung, oft um Jahre verspätet, ohne Verzugs zinsen zu bezahlen. Um dies recht deutlich denen zu machen, welche ein Verlangen vonZinsenersatz, Seiten des Creditors, als eine Ungerechtig keit ansehen, will ich annehmen, eine Handlung bleibe einen Saldo von 100 Thlr. — 20 Jahre schuldig. Wollte sie nach diesem Zeitraum ihrem Creditor nur lOO Thlr. zahlen, so würde sie nicht einmal ganz die Zinsen ä 5 pCt-, nicht aber den Saldo bezahlt haben. Demnach ist jeder, welcher seine Creditoren gar nicht, oder zum Theil oder verspätet, ohne Zinsenersatz zu gewähren, be zahlt, ein Betrüger, es sei denn, daß seine Insolvenz unver schuldet ist, — und gegen Betrüger Nachsicht üben ist mehr denn Schwäche! Grimma, im November I8Zl I. M. Gebhardt. Da wir die vorstehenden Worte unter keiner Bedingung anonym ausgenommen haben würden, sondern dieß nur unter öffentlicher Ver tretung und moralischer Verantwortlichkeit des Verfassers thun, so müssen wir auch erklären, etwaige Gegen-Ansichten ebenfalls nur unter Namenbeifügung und öffentlicher Vertretung des Gesagten, aufnehmen zu können. Die Redactiv n. Zum Fortschritt. Bereits in mehreren Nrn. dieses Blattes sind nun beherzigens- werthe Worte gesprochen, Vorschläge gemacht worden, welche die Rede von einem steten Vorwärtsschreitcn auch im Buchhandel zu einer Wahrheit machen sollen. So liest wohl mancher mit freudi gem Interesse das, was in Nr. l02 dieses Blattes in Anregung gebracht worden: „Zu Preisfragen geeignete Themata zu stellen und allen strebsamen Jüngern des Buchhandels einen Termin zur Ein sendung von Abhandlungen zu setzen, den gediegensten derselben je doch auf eine oder die andere Weise einen Lohn zu Theil werden zu lassen. Es wäre wohl nichts mehr dazu geeignet, das Interesse für die Angelegenheiten des Buchhandels in jungen Leuten zu erwecken, und den Jdeenkceis derselben mehr und mehr zu erweitern. Leider aber bleibt es nur bei der Anregung und die gute Sache, für die all' diese Worte gesprochen, wird dadurch um Nichts gefördert, und ob sie auch Wiederhall finden mögen in vielen Kreisen, in welchen ein wahres Interesse dafür lebt, so verhallen sie doch, weil Keiner den Anfang zu solchem fördernden Unternehmen, den ersten Schritt zur Verwirklichung der Idee, machen will. Welch' ein ungleich größeres Verdienst erwürbe sich nicht Je mand dadurch, wenn er im Verein mit andern Autoritäten, die Sache ernsthaft in die Hand nähme. Man mache nur den Versuch und fänden sich auch anfangs nur wenige, welche sich an der Sache mit Eifer betheiligten, ohne Zweifel würde sich der Kreis dieses Häuf leins mehr und mehr erweitern; Viele würden es diesem ersten Un ternehmer Dank wissen, denn könnte der Erfolg dann wohl ein ande rer als nur ein segensreicher sein? — S- Aufruf und Bitte- Der lebhafte Wunsch, einer guten Sache möglicherweise einen kleinen Dienst zu leisten, drangt mich zu diesen Zeilen, denen die
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