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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.01.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-01-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189701242
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18970124
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18970124
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1897
- Monat1897-01
- Tag1897-01-24
- Monat1897-01
- Jahr1897
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.01.1897
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Größer, Schritten laut unserem Preis- verzeichn iß Tabellarischer und Ztfsernietz nach höherem Laris. Ertra-VetlaOen (gefalzt), nur mit der Morgen.Ausgabe, ohne Postbesörderung ^ SV—, mit Postbeförderung ^ 70.—. ÄnnahmeschluK für Aazeigen: Abrnd-Ausgabe: Vormittags 10 Uhr. Morgen- Ausgabe: Nachmittag- 4 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je «ine halbe Stunde frnher. Anzeigen find stets an die Erprdttion zu richte». Druck und Verlag von E. Pol» in Leipzig. 42. Sonntag den 24. Januar 1897. 91. Jahrgang. Aus -er Woche. a Di« Berliner Parlamente haben in der verflossenen Woche den Schauplatz der Ereignisse, wenn man von solchen reden darf, abgegeben. Im Reichstage wie im Abge ordnetenhaus« sind aroße politische Angelegenheiten er örtert oder doch gestreift worden. Den ersten Rang unter denselben würden die Handelsverträge einnehmen, wenn wir einige Jahre älter wären, als wir sind. WaS au« der Debatte mit Sicherheit hervorging, war schon vorher gewiß: daß nämlich an eine einfache Verlängerung der bestehenden Verträge weder die Regierungen noch die Parteien außer dem Freisinn und vielleicht der Socialdemo- kratir denken. Etwas Anderes hat, was gegenüber unvoll ständigen Parlamcntsberichten hervorgehoben sein mag, selbst Graf Kanitz nicht gesagt. Auck Herr v. Stumm bat, und zwar sehr verständlich, seinen Standpunct dahin gekenn zeichnet» daß er nicht grundsätzlich gegen die Fortsetzung der HaudelSvertragSpolitik sei. Es scheint aber, als ob man im Lager de- Schutzverbandes sehr unangenelnn davon berührt worben sei, daß der Zollkriegsruf, der sich einen Augenblick hatte hören lasten, alsbald wieder verhallt. Man streut deshalb aus, die Vertreter großer Parteien und selbst des BundeSrathe» hätten sich direct gegen die Erneuerungen von Handels verträgen oder doch wenigstens „verdächtig" geäußert, und man girbt dieser Behauptung durch Retouchirungen in den Parlamentsberichten, die sich auch von den Redactionen nicht sofort als solche erkennen lassen, eine Unterlage. Näher als die vereinzelten Accorde handelspolitischer Zukunft-Musik berühren uns die Debatten de« Abgeordneten hauses über die „Flucht in die Oeffentlichkeit" und die Polen volitik. Unsren Bemerkungen über die erstere An gelegenheit haben wir nicht« hinzuzusetzen, al« die Feststellung, daß, wenn man die Stimmen im Parlament und in der Presse Waat statt zählt, da« Gewicht zu Ungunsten der Regierung entscheidet. AlS Euriosum sei noch angeführt, daß die „Germania" die Erklärung deS Fürsten Hohenlohe nicht scharf genug findet, den Mangel aber mit der Rücksichtnahme auf FriedrichSruh erklärt, von wo au« die Abgeordneten, die den Proceß Leckert berührten, anaestiftet worden seien; — eine schwache und äußerst dumme Wiederholung des Herrn Lieber mißglückten Versuches, „gegen den Fürsten BiSmarck an die Seite des Kaisers zu treten". Die Polen haben schwarze Tage zu verzeickmen. Mit der Klage gegen den ehemaligen deutschen Lehrer von Witaschütz und seinen Schulinspector ist durch sie selbst ihr Gebühren enthüllt worden und ihr Abgeordneter v. Czar- linSki hat, indem er im Parlamente dem Cultusminister den Ausdruck „niederträchtige Verleumdung" ins Gesicht warf, es eigentlich überflüssig gemacht, die Sprache der polnischen Agitation zu charakterisiren. Dennoch geschab dies und zwar nicht nur durch den Cultusminister, sondern auch durch Herrn vr. Miquel, der damit zum ersten Male in seiner nunmehr länger als sechsjährigen Ministerzeit gegen Bestrebungen, die mit den ultramontanen eng Zusammen hängen, wo nicht zusammenfallen, sich ausgelassen bat. Dieser Umstand bestätigt, WaS ohnehin nicht bezweifelt werden konnte, daß namentlich di« Erklärung vr. Boste'S gegen die polnische Unterwühlung der Niederschlag von Bc- rathungen de« Gesammlministeriums gewesen ist. Jene Er klärung in ihrer Umsicht, Rückhaltlosigkeit und Entschieden heit läßt so gar nicht« zu wünschen übrig, daß man gerade ob ihrer Vollkommenheit bedenklich werden könnte. Nach giebigkeit, so wird gesagt, verschärfe die revolutionaire Ge sinnung ver Polen, und Flottwell'S Verwaltung solle künftig« bin wieder vorbildlich sein für die Polenpolitik der Regie rung. Wenn wir nur seit dem Auftauchen des neuen CurseS nicht so oft ein überaus consequenteS Programm hätten verkündigen hören und alsbald Lässigkeit bei seiner Durchführung, wo nicht gar völlige Umkehr hätten eintreten gesehen! Der Weg von Berlin nach Posen ist weit und dort amtirt kein Flottwell im Namen und Auftrag des Kaisers und Königs. Die Besorgniß, die zur Zeit augenschein lich vorhandenen Vorsätze emer andauernden und energischen Polenpolitik möchten sich bald wieder abschwächen, wird durch den Hirtenbrief deS Herrn v.Stablewski eher gemehrt als gemil dert. Wenn der Slawe den deutschen Miquel und Michel zornig siebt, dann zeigt er sich, Wohl wissend, daß lange vorbaltendeS Mißtrauen nicht zu den Eigenschaften des deutschen Charakters gehört, friedfertig, bei der ersten HaupteSneigung schon er wägend, wie er vaS Alte mit neuen Mitteln betreiben werde. Wobt hat auch vr. Bosse diese Eigentbümlicbkeit der pol nischen Natur in Betracht zu ziehen verheißen, aber czni vlvra verr»! Die Frage der Produktenbörsen siebt nunmehr einer endgiltigen Lösung in nicht zu ferner Zeit entgegen, wenigstens in Preußen. Die dortige Regierung, eingedenk des mathe matischen Axioms „jede Größe ist sich selbst gleich", sieht die „freien Vereinigungen" als Börsen an. Sie will aber nicht von sich auS ihnen da« Börsengesetz vctroyiren, sondern die Gelegenheit geben, den Rechtsweg zu beschreiten. Damit ge langt die Sache an das Oberverwaltungsgericht, einer rein richterlichen Behörde, die als solche, was den Herren von der Börse sehr zu Statten kommen muß, nicht das Recht hat, sich von ungeschickten Reden, wie sie am Donnerstag der freisinnige Abg. Gothein für die Börse gehalten hat, gegen diese Einrichtung beeinflussen zu lassen. Die „Augsburger Postzeitung" nennt die Feier de« hundertsten Geburtstag« Kaiser Wilhelms I. eine „gesuchte Geschickte" und „eine zum Mindesten sehr über flüssige Mackerei". Schon die AuSdrucksweise kenn zeichnet die Qualität des Schreibers und deS Publikums, bei dem er auf Berständniß rechnet. Es wäre wenig angebracht, sich über diese klerikale Pöbelhaftigkeit zu erhitzen, doch sei bemerkt, daß die Redaktion der „Augsburger Post zeitung" nicht immer so über derartige Veranstaltungen gedacht hat. Als im Jahre 1886 der hundertste Geburtstag König Ludwigs I. von Bayern in München — mit echten Elephanten und feuerspeienden Drachen, wie man sich er innert — begangen worden war, da regalirte die von der gleichen Nedaction fabricirte „Neue AugSb. Ztg." vie Augs burger Einwohnerschaft mit Grobheiten, weil sie nicht gleich falls eine, übrigen- auch von klerikaler Seite nicht angeregte, Feier veranstaltet batte. Wir sind übrigen« sicher, daß die bayerischen „Patrioten" die Kaiserfeier sehr lebhaft begrüßen würden, wenn sie in nächster Zeit stattfände und so die Aufmerksamkeit ablenken könnte von einem Erbschleicherprocesse, der sich vor dem Landgericht in Deggendorf abspielt und dessen Helden BenedictinerpatreS von dem nicht unberübmten Kloster Metten sind. Auffälliger Weise ist in den größeren Münchener Blättern nichts NäbereS über die Sacke zu lesen, aber sie muß sehr schlimm sein, wenn sogar ein ultramon- taneö bayerisches Blatt darüber sagt: „Unser sonst so gut katbolischeS, getreue- Volk ist durch die Enthüllung deS Processes aufs Tiefste erregt." Falls daS Centrum, WaS uns auch auS anderen Gründen wünschenSwerth erscheint, in diesem Jahre eine Iesuitendebatte im Reichstag herbeiführt, wird man nicht verhehlen, zur Beleuchtung deS ÖrdenSwesenS darauf hinzuweisen, was selbst an dem verhältnißmäßig grünen Holze der Benediktiner geschieht. Deutsches Reich. * Leipzig, 23. Januar. Wie wir erfahren, ist Herr Land- aerichtSdirector Petry in Coblenz an Stelle des ver storbenen ReichSgerichtSrathe« Pape zum Reichsgericht-« rath ernannt worden. * Leipzig, 23. Januar. Herr NeichSgerichtsrath v. Liebe, der dem dritten Civilsenat de- Reichsgerichts angehört, hat, wie wir vernehmen, seine Pensionirung nackaesucht. * Leipzig, 23. Januar. Der Bund der Landwirthe hat in einer beute hier abgehaltenen Versammlung (vgl. den an anderer Stelle abgedrucklen Bericht. Red.) wie üblich beschlossen, am Antrag Kanitz festzuhalten. Dem gegenüber sei an die nachstehende Korrespondenz erinnert, die in Nr. 14 deS BundeSorgaus, der „Deutschen Tages zeitung", zu lesen ist: Dresden, 8. Januar, lieber den heutigen Einfluß de« Groß« kapital« auf die Gestaltung der Getreidrpreise sprach gestern Nach mittag Herr vr. Ruhland-Berlin in der Oekonomischen Gesell schaft, welche sich in den „Drei Raben" im Weißen Saale sehr zahl reich versammelt hatte. Der Vortragende erläuterte zunächst die Lehrsätze Adam Smith'S und die Marx'schen Principien. Keine dieser Theorien vermöge den innersten Grund der Preisschwankungen zu erklären. Erst die Praxis deS Lebens habe ganz unerwartet die Agrarfrage auf die Tagesordnung gesetzt. Von den bisherigen praktischen Maßnahmen vermöge aber keine, weder die Schutzzollpolitik, noch der Antrag Kanitz, denRückgang der Getreidepreise aufzuhalten. Eine weittragende Statistik lehre, daß die Getreideprrise, trotzdem sie ganz unregelmäßig hin- und herschwanken, die merkwürdige Tendenz zeigen, mit der fort- schreitenden Cultur der Völker langsam, aber stetig nach aufwärts zn steigen, so daß also Völker mit niederer Cultur niedrige Ge- treldepreise haben und umgekehrt.... Eine Ueberproduction sei nicht vorhanden, denn derLandwirth befinde sich auf der ganzen Erde überall in gleich mißlicher Lage, und nur das Großkapital entpuppe sich als Träger des Rückganges. Um eine Besserung zu erzielen, sei in erster Linie aus eine Geldbörsenreform Gewicht zu legen rc. Die „Mittheilungen für die Vertrauensmänner der national liberalen Parte»" knüpfen hieran folgende Bemerungen: „Hexr vr. Ruhland-Berlin ist eine der ersten wissenschaftlichen Autoritäten für den Bund der Landwinde und bat seine Feder und seine Kenntnisse seit der Generalversammlung des Bundes im Februar 1895 fast ausschließlich in den Dienst der Ber liner Leitung des Bunde« gestellt. Dann bedarf obige, dem Tagesorgan dieser Berliner Leitung des Bunoes entnommene Nachricht weiter keiner Erläuterung. Es ist wohl anzunehmen, daß hiermit der Antrag Kanitz dauernd erledigt ist. Wer dir Kämpfe der letzten 4 Jahre sich vergegenwärtigt, wird auch ermessen können, was es besagen will, wenn kein Ge ringerer al« Herr vr. Nuhland den fanatischen Glauben an die Allrindeilkraft deS Antrags Kanitz derart zerstört. Und selbst die Ueberproduction ist nicht vorhanden, um deren willen dieses nicht einmal wirksame, geschweige denn „große" Mittel erklügelt worden war!" * Berlin, 23. Januar. Einem ausführlichen Bericht des „Pos. Tgbl." über die Gerichtsverhandlung in dem Proceß Szadzinski ist zu entnehmen, daß der Erste Staats anwalt Jsenbiel in seiner Entgegnung auf die Reden der Vertheiviger auSgeführt habe, der Probst als Priester einer Religion, die sich auf die ganze Welt erstrecken wolle, könne unmöglich ernst gemeint und deshalb unmöglich gesagt haben, das deutsche Gebet an sich sei eine Sünde. Diese Ausführung machte der Erste Staatsanwalt, nachdem ihm aus directe Befragung Szadzinski selbst zugegeben, daß er zu den Kindern gesagt habe: „Wenn ihr zu Hause deutsch betet, so »st es Sünde." — Zu demselben Proceß führt der „Orendownik" neuerdings auS, eS werde Wenige geben, die so naiv wären, zu glauben, daß Szadzinski aus eigenem Antrieb auf sein Amt verzichtet habe. Er habe dies vielmehr getdan, weil er mußte: Niemand war im Stande, ihn hierzu zu bewegen, als die geistliche Behörde selbst. Nur von dieser konnte die Auf forderung an Pfarrer SzadzinSki ergehen, sein Pfarramt in Wita- schütz niederzulegen. Was nun die geistliche Behörde dazu bewogen hat, ist wieder etwa« andere- Man kann hier auch nicht sagen, Pfarrer Szadzinski falle den H.-K.-Tisten zum Opfer. Unsere Blätter, welche diese Ansicht äußern, geben sich gar nicht Rechen- schast darüber, wa« sie dem Publicum Vorreden. Verhielte sich die Sache ia der That so, so würde das bedeuten, daß im erzbijchöf- lichen Confistorium die H.-K.-Tisten das Regiment führen. Wir hätten mithin eine Resignation, aber nicht allein eine solche deS Pfarrers Szadzinski. Es ist schlimm! Möge sich Niemand einer Täuschung hingeben; die Beseitigung des Pfarrers Szadzinski von seiner Pfarre ist der Anfang eines zweiten Culturkampfes. Ter erste richtete sich gegen die kirchliche Hierarchie; die Pjarrrr sollten sich der Regierung gegenüber nach deren Wunsche richten. Das Vrrhättniß der Geistlichkeit zum apostolischen Stuhl sollte gelockert werden, die Geistlichkeit mehr den Befehlen gehorchen, die von Berlin au-gingen, als denen, welche Rom ertheilte. Der zweite Tullur- kampf betrifft nicht die Pfarrer, sondern die Gläubigen. Er soll dt« alten traditionellen polnischen Bräuche lockern. Es handelt sich darum, dem polnischen Vaterunser da« deutsche bet- Fsrrttlstsir. Im kleinen Horn. Ein« Fasching-Plauderei von Moritz Lilie. Nachdruck verbot««. „Februar bringt Fastngcht-tanz, Kartenspiel und Mummen schanz", — so lautet ein alter Kalenderver«, der aber den eigentlichen Charakter dieses Monat- nicht erschöpfend be zeichnet. Im Februar berühren sich in der Reael d»r gesell schaftlichen Extreme, wenigsten« dann, wenn Ostern nicht zu spät fallt; auf dir tolle, ausgelassene Zeit deS Carueval« mit seinen Possen, Gelagen. Maskeraden, Spiel und Tanz folgt die erste Periode der Fasten, deS beschaulichen Jnsich- gehen- und der religiösen Uebungen. Da« gänzliche oder theilweis, Versagen der Grnußmittel während einer bestimmten Zeit ist ein uralter, religiöser Ge brauch, den schon viele Jahrhundert, vor Christus der BrahmaiSmu- und Buddhismus varschreibt. In dem auf un« gekommenen ältesten Thril der indischen Literatur, der Beda, werden bereit« Kastenübunaen vorgeschrieben, und noch beute gelten dieselben für di» Anhänger der beiden erwähnten Religionsform«« al« wesentliche Theil« de« kirchlichen RituS. Hrrodat erzählt, daß die alten Egyptrr ihr, Fasten sehr streng hielten und besonder« di» dem JsiSdieast aeweikten Priesterinnrn hatten sich dem Eultu« dieser Güttin zu Liebe hart» und schwere Entbehrungen aufzuerlegen Nach den mosaischen Verordnungen hatten dir Juden ursprünglich nur am BersöhnungStage sich de« Genüsse« v»n Fleischspeisen zu enthalten, später wurden aber durch die kirchlichen Organe noch weitere vier Fasttage, dem schließlich noch ein fünfter, der 18. Adar folgte, hinzugefügt. Freilich hatte bei den Juden diese Beschränkung in Zuführung der Nahrungsmittel nicht jene Bedeutung, die sie später im Christenthum gewann, wo sie als Förderung-mittel zur An dacht, al» Urbung in der Enthaltsamkeit oder als Vor bereitung für große Thatrn von Wichtigkeit war, vielmehr aalt bei den Israeliten da- Fasten al- ein Au-druck de« Schmerzes und der Trauer, wie sie durch die Erinnerung an die Tempeleroberung, die Trmpelvrrbrrnnung und die Be lagerung Jerusalem« hrrvorgernfen werden. Jndeß werden diese Fasten nur noch von den strenggläubigen Bekennern de« JudenthumS innegrbalte», die einer freisinnigeren Rich tung huldigenden kehren sich nur noch wenig oder gar nicht daran. Die Griechen und Römer kannten rin eigentliche« Fasten nicht, nur bei einigen Gerten, wir den Pythagvräern, welchen nicht allein Uebung de« Schweigen«, sondern auch Enthaltung von gewissen Speisen aufrrlegt war, findet sich dasselbe, wenn auch nur in hrscbränkter Form. Dagegen suchte da« alte Culturvolk der Assyrer, und besonder« di» Bewohner der Hauptstadt Njnive, die erzürnten Götter durch drei tägige« strenge« Fasten zu versöhnen, ja sie ließen sogar ihre HauStbirre an diesen Bußübungrn theilnrhmen der einzige bekannte Fall, daß dieser religiöse Gebrauch eine der artig, weitgehend» Ausdehnung fand. Dir christlich» Kirche kannte ««fang« dies» Gebot» der Enthaltsamkeit nicht, denn Christus selbst hat sie nirgends angeordnet. Erst die Apostel empfahlen da« Fasten al« eine heilsame Vorbereituna auf befooder« wichtige kirchliche Handlungen, wie Taufen, Trauungen und den Genuß de« heiligen Abendmahl«', ohne indeß auf die Anhänger der neueren Lehr« nach dieser Richtung hin «ineu Zwang aus- zuüb»«. Bald aber verband man mit der Feier de« Todes tage« Jefu den Verzicht auf die Genüsse der Tafel, und «S sind zwrifillo« Ankläng«, di« au« dem Judenthum herüber rn die christliche Lehre dringen, wenn an diesem Tage daS Fasten gleichbedeutend mit der höchsten Trauer ist. Besonder« gläubige Bekenner deS Evangelium- begannen da« Cbar- frritagsfastrn später schon einen oder mehrere Tage vor diesem Feste, und im vierten Jahrhundert nahm dieser Brauch unter dem Einstusse der Geistlichkeit allmählich so zu, daß schließlich für denselben ein Zeitraum von vollen vierzig Tagen vor Ostern festgesetzt wurde. Während der Fasttage — so wollte r« die kirchliche Verfügung — war nur eine Abendmahlzeit ohne Fleisch gestattet, Familien- und bürgerliche Festlichkeiten durste« nicht abgrhalten werden, all« Streitigkeiten wurden vertagt, dafür aber fleißige An dachtsübungen abgehaltra. Bei den alten Germanen und anderen heidnischen Natur völkern siel in den Februar, also in dir Zeit, in welcher wir jetzt unsere Fastnacht feiern, da« erst, Frühlingsfest, denn damals, wo e« weder Astronomen noch Kalender gab, welche die Zeit der Feste vorschrirben, war dir Natur allein maß gebend. Wenn die erste Lerche zu singen begann, di» ersten Staare hoch oben in den Wipfeln der Bäume sich geschwätzig ihre Reiseerlebnisse erzählten, wenn unten auf der Erde di» Bäche die starren Fesseln de« Winter« abschüttelten und munter durch Wiesen und Auen dahineilten, wenn die ersten grünen Halme schüchtern »mporzusprießen begannen und die Schneeglöckchen, von dem warmen Sonnenstradl geweckt, ihren Blüthenkelch entfalteten — dann jubelten die Menschen dem wiederkehrendrn Frühling entgegen, wußten sie doch, daß nunmehr dir Herrschaft de« Winter« bald rin Ende nehmen und der jugendliche Lenz seinen Einzug in Wald und Feld halten werde, freilich kehrte oft genug der eisige Mann de« Norden« wieder zurück, und ließ, wie um sich zu rächen, noch einmal sein strenge« Regiment der ihm trotzenden Menschheit fühlen, endlich aber mußt« er doch weichen und der leisen Vorahnung de« Frühling« im Februar folgte der wirkliche Lenz mit Blüthen und Blumen allüberall, gefriert znqesellen. Die Pfarrer können Ruhe haben, wenn sie mit dieser Aenderung einverstanden find; wenn nicht, dann trifft sie dasselbe Loos wie ihren Amtsbruder Szadzinski. Daß der Herr Erz- bischof bereis damit rechnet, das bestätigt sein Hirtenbrief an die Geistlichkeit .... Der Erzbischof mußte den Strafantrag gegen den Lehrer und den Kreisfchlllinlvecior stellen. Man hat ihm regierungsseitig zu verstehen gegeben, daß, wenn er diesen Schritt nicht thue. »in Proceß gegen den Pfarrer Szadzinski wegen Aufhetzung polnischer Kinder werde angestrengt werden. Da in diesem zweiten Falle Pfarrer Szadzinski hätte schlechter wegkommen können alS im ersten, so hat der Herr Erzbischof von zwei Uebeln das kleinste gewählt und die Klage eingereicht. DaS Schlagwort „zweiter Culturkampf" scheint mit Berechnung in die Debatte geworfen zu sein; auch die ultra- montane „Köln. VolkSztg." spricht von einem „stillen Culturkampf", ver seit Beendigung deS offenen mit steifendem Eifer gefübrt werde, und proclamirt die Solidarität der deutschen mit den polnischen Katholiken: „Wie die deutschen Katholiken Preußen- im offenen Kulturkämpfe Schulter an Schulter mit den polnischen Katholiken gekämpft haben, so werden sie es auch im jetzigen stillen Eultarkampse thun müssen. Sie müßten mehr wie verblendet sein, wenn sie ruhig zoschauen wollten, wie zuerst die Katholiken polnischer Zunge „unter- gebuttrrt" werden, bis zuletzt der Versuch der Unterbutterung der deutschen Katholiken von Neuem und mit mehr Aussicht auf Erfolg wiederholt werden kann. — Der HakatiSmus ist hier zunächst der Feind. Wenn er aber Gönner in den mtaisteriellen Regionen findet, so wird auch diesen die schärfste Opposition nicht erspart bleiben. Blöder nationaler Hakatismus, katholiken- feindliche tl) Polenhetze und verfassungswidrige (!) Reaction ans dem Gebiete de« Vereins- und Versammlungs-Recht-, das ist mehr, als das moderne Rechtsbewußtsein ertragen kann." AuS den „ministeriellen Regionen" wird daS Echo auf diesen Kampfruf bei der Verhandlung über die polnische Interpellation, betreffend die Auslösung polnischer Ver sammlungen, zu hören sein. LH Berlin, 23. Januar. Die Hausdiener, Packer und BerufSgenoffen Deutschland- den socialdemokratisch-n „Arbeiterbataillonen" einzuverleiben, ist den Führern bisher nicht gelungen, und die „lose Verbindung", die letztere aus dem im Mai v. I. in Halberstadt abgebalteneu Eongreß glaubten gesichert zu haben, hat durch die Weihnachten v. I. in Altenburg stattgefundene Gründung eines gegnerischen CentralverbandeS einen starken Riß erhalten. Um nun wenigstens einen Bruchtheil der Anhänger der rothen Fahne zu retten, bat der in Halberstadt gewählte „Vertrauensmann für Deutschland", Hausdiener Alboldt Hierselbst, einen neuen Congreß auf den 28. Februar nach Leipzig (Stadt Han nover) einberufea. Die Tagesordnung des CongreffeS lautet: „Wie baden wir unsere fernere Taktik nach Durchbrechung der Halberstädler Beschlüsse zu führen?" Daß die Haus diener so wenig wie die Handlungsgehilfen geneigt sind, sich der socialdemokratischen Partei in die Arme zu werfen, ist bekannt, und daran kann auch der bevorstehende Congreß nichts ändern. ?. Berlin, 23. Januar. (Telegramm.) Der Kaiser kehrte gestern Nachmittag gegen 2»/« Uhr au- Potsdam nach Berlin zurück. Zur Abendtafel war der Chef deS Geheimen CivilcabinetS vr. v. LucanuS geladen. Heute Vormittag unteruahmea der Kaiser und die Kaiserin den gewohnten gemeinsamen Spaziergang durch den Thiergarten. Zurück gekehrt in« königliche Schloß, horte der Kaiser zunächst den Vortrag deS Chefs deS Generalstabes General- Grafen v. Schlieffea und arbeitete darauf mit dem Generaladjutanten v. Hahnke. Nachmittags fand bei dem Kaiser im königlichen Schlosse ein Kriegsspiel statt und Abends gedenkt er dem Vorträge in der militairischen Gesellschaft, den der Haupt mann Freiherr v. Freitag-Loringhofen über die Schlacht bei Torgau hält, in der Kriegsakademie beizuwohnen. V. Berlin,23.Januar. (Telegramm.) Prinz Aldrccht von Preußen, Regent von Braunjchweig, traf gestern Nach mittag hier eia und hat in seinem Palais in der Wilhelm straße Wohnung genommen. und freudig begrüßt von Alt und Jung. Der Gebrauch, ein doppelte- FrüblinaSfest zu begehen, hat sich in einzelne» Gegenden Süddeutschlands bi« auf den heutigeu Tag erhalten, ähnlich wie die Italiener noch heute ihren prima vera „nd voraus haben. Bei den alten Deutschen war der Februar der Götti» der Erde, der Hertha oder Brrchta geweiht, die im Volks glauben gleichbedeutend mit Frau Holle ist. Am 2. Februar, an welchem der Sage nach die Lerchen zum ersten Mal singen, zündete man der Göttin zu Ehren Lichter au. um anzudeuten, daß die lange Winternacht nunmehr ein Ende habe und das lichtumflossene TaaeSgestirn wieder zur Herr sckaft gelange. Die christliche Kirche hat diesen Tag den, Mariencultu« gewidmet^ auch der Gebrauch, Kerzen an zvzündea, findet sich ia »hr wieder, aber mit durchan« anderer Deutung. Mancherlei Aberglaube» knüpft sich an einzelne Tage diese« Monat«; noch heute beobachten zu Lichtmeß die vand- leute da« Wetter, da« für die nächsten Monate maßgebend ist. „Lichtmeß hell und klar, ist der Winter weder Halo noch gar", lautet eine bekannte Bauernregel, und eine andere »ersteigt sich sogar zu der kühnen Behauptung: ,Lu Lichtmeß sieht der Bauer lieber den Wolf im Stall al« die Sonne am Himmel." Dagegen bedeutet Sonnenschein zu Lichtmeß besonder« kräftige« Gedeihen de« Flachses, denn Frau Holle sst ja die Beschützerin der Spinnstuben. Der 8. Februar, der Sanct Blafiu»taa. gilt al« besonder« geeignet zur Heilung von Hals- und Lungrnkrankbeiten, und der S., der Tag der heiligen Apollonia, soll für ein ganze« Jahr von Zahnschmerzen befreien, wenn man an diesem Tage da« Zahnfleisch mit einem Nagel blutig ritzt und diesrn danu in deu Stamm einer Linde schlägt Der 14. Februar, dem heiligen Valentin geweiht, »ft ein Uaglückstag» an dem man nicht« Wichtige« vornehmen soll; nur de»
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