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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.02.1897
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1897-02-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18970203019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1897020301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1897020301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
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- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1897
- Monat1897-02
- Tag1897-02-03
- Monat1897-02
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Lee» stehende Wohuungc» am I. November ld96 nach Ser Zahl Ser hrrzbaren Zimmer. Tabelle 3. Stadtbezirk Wohnllvattt uut l»ei;daren Himme» u Ukbir- paup» 1 2 3 5 ^ «I 7 8 and mebr Innere Stadt , 3? ^2 20 >2 12 3 4 110 Noröosivorsladt . . , 15 14 22 24 17 7 5 4 108 Südostvorstadt . . . 24 13 16 12 6 3 7 5 86 Innere Südvorstadt 25 17 38 20 25 2 4 5 136 Neußere Südvorsladt . ii 22 59 25 8 II 2 — 138 Innere Westvorsladt E 15 24 26 30 18 11 9 12 145 Äeußere Westvorsladt i 5 o 2 5 7 2 26 Innere Nordvorstadt . 3 10 12 6 8 o 3 4 48 Äeußere Nordvorstadt . 3 9 6 5 2 — — — 25 Nlt-Leipzig 134 136>20I>I364(» 46 32 36 822 Reudnitz .... 10 22 50j 28 9 I — 120 Auger-Crottendors. . 5 7 5 2 — —- — -- 19 Nenreudnitz . . . . — — — — — —- — — — Thonberg .... » » 7 4 — — — — >1 Neuschöiitfeld . . . 7 7 4 — — — — — >8 Volkmarsdorf . . . 1l 10 Z I — — — — 24 Neustadt ...» 7 9 9 10 — — — — 35 Sellerhausen . . . . . 4 1 — -- — — 7 Neusellerhansen . . . . 1 4s 1, - — — — 6 L starte - !52 65! 72 41 9 1 - — 240 Connewitz.... . N- o -r 2 1 — 25 Lökniq. . .". . 2 - — — — Südorte >2 6 I 2 27 Kleinzschocher . . . 4 ) — — 6 Schleunig.... . 2 5 5 — 1 i 1 15 Plagwitz .... 5 5 5 2 1 -- — 20 Lindcnau .... 27 24 13 6 — — — 72 Weüorte 38 36! 231 8 4 «) 1 1 >13 Gohlis 15 15 18 7 5 o 3 67 Eutritzsch .... i 3 10! 3! 2 - — — 19 Nordorte 16 18! 28 10! 7 I 2 2! 3 86 Nen-Leipziq . . . N8425 127 61 21 5 3 6 466 Gesammt-Leipzig . . . 252 26P328 197 122 51 35 42j 1288 Tie relative Pertlieiliing leersteheuden Wohnungen «der Sie Grösteurlaffc». Tabelle 4. 15. 1. 1. 1. 1. 12. 1. 15 1. 1. 1. I 12. 1. 15. 1. 1. 1 1. 12. I. Lctober 1890 November 1891 November 1892 November 1893 November 1894 Oktober 1895 November 1896 Lctober 1890 November 1891 November 1892 November 1893 November 1894 Lctober 1895 November 1896 Lctober 1890 November 1891 November 1892 November 1893 November 1894 Lctober 1895 November 1896 20.0 17,8 18,7 16,56 18.83 Alt-Leipzig. 28.3 30.4 27.2 29,25 26.5 28.6 28,6 12.6 12.3 12.3 27,57 13,93 25,88P8.38 13.63 18,41,25,96.26.35 14,53 16,30ll6,54!24,45!l6.54 Neu-Leipzig. 6.6 2.4 2.1 jl.5 4.6 2,9 1.8 jl.5 6,27 3.30 1,63! 1,92! 5,88 2,39,2,72,1,67 5.92 3,624.48-2.24 6,00!3,42 2,06^3,23 12,2d!5,59!3.89 4,Z7j 42.0 42,5 40,0 42,6 41,21 43,93 12,6 10.4 11,31 41.00,43,8141.10 38.8542.35! 12.93! 3,5 3.2 2.N 2.3! 4,13 Alt. 33,2 31,4 30,84 29,67 29,03 26,09 19,56 1.3 0,6 I - 0.5 0.3 0,2 0,1 0,82 0.28 0,14 0.17 1,03 0.20 0.45V,08 I.I8V.19 0,14 0,19 1.5IV.72!0,32'0,72 4,50!l,07!0,644,28 und Neu-Leipzig. 35,62 41,07 15,45 4,56 25,32V6,82,27,25.4 3,09 34.6 37,1 36,22 18.4 18,6 19.32 37.06 18,73 34.27^20,51 32,7121.48 20,26!25,46 7.2 7.3 6.81 7.69 8,79 10,08 15,29 3.5 2.4 3M 3,28 3^0 4,00 9,47 0.9 .0.7 0,9 0.8 0,82 0,98 1,50 0.82 1.88 0.804.20 2,21 1.28,2,10 3,95!2.7lj3.26 1.4 1.5 1.67 1,22 Hesorderte Mieth-reise für leerstehende Wohnniigr» am I. November 18S6. (In alten und neuen Wohnungen zusammen.1 Tabelle 6. Wohnungen mit heizbaren Zimmern Die Tabellen 3 bi» 8 behandeln nun ausschließlich dir Einzel. I heilen der 1896 Vorgefundenen leerstehenden Wohnungen und laste», im Gegensatz zu den Tabellen 1 und 2 die mit GeschästSlocalen un- trennbar verbundenen Wohnungen (86 Fället außer Betracht. Tabelle 3 gliedert die leerstehenden Wohnungen nach der Zahl der heizbaren Zimmer, die Tabellen 4 und 5 lasten erkennen, daß der vor 5—6 Jahren geschaffene größere Vorrath an lleine» Wohnungen allmählich ivlrder abnimnit und die Zahl der mittleren und großen leerstehenden Wohnungen verhältiilßmäßlg zunimmt. ES weist dies auf die Nothmendigkeit hin. bei der nächsten Bauperiode die Herstellung kleiner und kleinster Wohnungen nicht zu ver» nachlässige». Wie in den siebziger und achtziger Jahre» wird sich in nächster Zeit zwar noch kein allgemeiner Woti»ungSma»gel, wohl aber wieder ein Mangel an kleinen Wohnungen bemerkbar machen. AuS der oben ersichtlichen Ausstellung über Bedars und Zuwachs an Wohnungen ergiebt sich nämlich, daß in» Jahre 1896: 3447 Wohnungen gebraucht worden sind. Davon sind 1900 ueu her- gestellt und 1547 aus dem verbliebene» Vorrath von 1895 (2921» gedeckt worden. Jetzt stehen aber nur 1374 Wohnungen leer; es müßten 1897 wenigstens 2073 neue Wohnungen hergestellt werden, um einem gleichen Bedarse wie 1896 zu genügen. Es blieben dann aber Ende 1897 überhaupt keine leerstehenden Wohnungen übrig. Tabelle 6 giebt Ausschluß über die geforderten Miethprrise in Len verschiedenen Stadtbezirken und Tabelle 7 zeigt den Preisunter, schied zwischen leerstehenden Wohnungen in alten und in neuen Häusern. Als Wohnungen in neuen Häusern gelten nur solche Wohnungen, die noch nicht bewohnt waren- Tabelle 8 vergleicht die gesordcrten Miethprcise mit denen der letzten Jahre sowie mit Len Mielhpreijen besetzter Wohnungen 1890 und 1895. Eine noch eingehendere tabellarische Behandlung des Gegen standes behalten wir uns für den nächsten städtischen Verwaltungs» bericht vor. Das statistische Amt Ver Ltadt Leipzig. Leerstehende Wohnungen mit heizbaren I p -js Zählungen Zimmern L» It 1 j 2 3 j 4 > 5 6 Llv — I 1 2 3 4 5 6 7 8u. »lehr dL-.S Innere Stabt . . 175 472 512 782 1194 1250 — 2275 206 -Nordosivorstadt. . 185 284 540 824 1192 156:31425 2375216 Südostvorstadt . . 144 314 609 827 1083 1450 18713060 227 Innere Südvorstadt 175 275 495 621 949 1150 I5I51900 178 Neußer.Südvorsladt 196 338 468 552 605 838 2150 — 153 Innere Weslvorsiadt 174 335 486 809 1101 1255 16832558 2i6 ! Neuß. Westvorstadt 120 380 920 900 1420 1676 2450>3I00 285 Inner. Nordvorstadt 165 331 500 642 1113 1600 1667 2525 213 Äeuß. Nordvorstadt 180 336 529 631 1025 — — — 173 Alt-Leipzi^ 172 344 507 723 1065 1289 1738 2511 202 Reudnitz .... 131 436 60Ü 950 — — 149 Änger-Crottendorf. 153 250 433 425 — — — — 132 Nenreudnitz . . . — — — — — — — — I Thonberg. . . . 146 214 — — — — — 125 Neuschönefrld . . 138 298 345 — — — — 134 Volkmarsdors . . 129 229 390 550 — — — — 123 Neustadt .... 162 324 474 657 — — — — 162 Sellerhausen. . . 174 12? 300 — — — — — 114 Neu.Sellerhauseu . 96 97 260 — — — — — 62 Ostorte: 142 265 430 604 790 950 — — 144 Connewitz . . . 102 244 420 425 90Ü — — 1250 126 Lößnig . . . . 8l — — — — — — — 81 Südorte: 99 244 420 425 900 — — 1250 124 Kleinzschocher . . 82 1Ä> — — — — — — 86 Schleußig . . . 165 276 478 — — 850 1000 1700 156 Plagwitz .... 177 194 319 560 900 2500 — — 164 Lindenau.... 132 243 412 529 650 — — — 130 Westorte: 135 238 !405 537 775 1675 >0001700 141 Gohlis . . . . 15^ 280 1 611 112tl 1165 1150:2100! 16? Eutritzsch.... 225 820 443 483 950 — — ! — ! 147 Nordorte: 161 270 406 573 I07IÜ165 N50 2100! 163 Neu-Leipzig: 138 25? 42Ü 1 888 1326 1750! 146 Alt- u. Neu-Leipzig: >156 302 474 680 l034j 1293! 1684 2402! 186 (Gegenüberstellung Ser «esorSerteu Miethpreise sür leer- stcheiive Wohnungen in alten nnS in neuen Häuser». Tabelle 7. Stadttheil -LZ W 1 ohnut 2 igen 3 mit h 4 «izba 6 «n Zimmern Alt-Leipzlg . alt 171 341 505 712 1016 1187 1653!2472 196 neu 200 410 520 878 1561 1655 2108 2825 252 Ostorte ... alt 142 255 434 618 903 950 — — 144 neu — 420 421 593 395 — — 1i( Südorte.. . alt 99 249 390 416 900 — — 1250 123 neu — 220 450 435 — — — — l30 Weslorte. . . alt 132 216 383 537 787 1675^1000 >700 138 neu 240 312 434 — 800 — — 150 Nordorte . . alt 161 261 412 581 682 530 1150 2100 149 neu — 345 398 500 1600 1800 — 2100 198 Neu-Leipzig. alt l37 245 420 585 817 1207 1100 1680 142 Alt- u. Neu- neu 240 339 420 583 1065 1800 2100 157 Leipzig . . alt >55 297 478 684 988 1189 1596/2365 182 neu 220 362 458 661 l36S!l668 2108P680 206 Die Persönlichkeit Withelm's I. Am Freitag Abend hielt Herr Professor vr. MarckS vor einem großen Auditorium im laiismännischen Verein den ersten seiner mit lebhaftem Beifall bedachten Vorträge über „Die Persönlichkeit Wilhelm's I. innerhalb seiner Zeit. Im Vorblick auf seinen hundertsten Ge st n r t s t a g." Mit Kaiser Wilhelm I. ist eine Epoche deutscher Geschichte Graste gegangen; wir stehen, nicht vertrauenslos, aber manchmal voller Sehnsucht nach den großen Tagen, die er ert, in einer neuen ringenden Zeit. Bald wollen wir 100. Geburtstag feiern. Mit heiliger Bewegung vir zu unserem alten Kaiser hin; er gehört uns Allen, i von dem Glanz seiner Siege und seiner schlichten tjestälischen Männlichkeit. Zu einem Heiligen wollen wir ihn nicht machen; wer ihm den Namen des „Großen" geben würbe, thäte ihm innerlich unrecht. Ein Genius ist er nicht gewesen, aber wie er war, ist er uns gerade groß und theuer genug. Sein Gedenktag wird zu einem Gedenktag des Reiches, daS er uns geschenkt hat. Hier aber soll von seiner Persön lichkeit gesprochen werden, wie sie war, wie sie wurde, wie sie sich zu den Fragen des langen Jahrhunderts stellte, daS er durchlebte. Einfach freilich war diese Persönlichkeit, Allen verständlich, und Räthsel giebt ihr inneres Wesen schwerlich auf. Reich ist ihr Leben doch gewesen: In ihm spiegelt sich das ganze Jahrhundert wieder, er selbst nahm dessen Einflüsse auf, wandelte sich nach ihnen und blieb doch immer wieder selbst. Seine Persönlichkeit ist aus der seiner Eltern sichtbar genug zusammengesetzt; ihr eigentlicher Stammbaum aber ist sachlicher Art: In seiner Persönlichkeit war das alte Preußenthnm des HoheuzollernthumS zusammengefaßt; in ihr personisicirte sich der Geist des ganzen Stammes, des ganzen Staates. Kaum hat sich ein Fürstengeschlecht seinen Staat so persönlich geschaffen, wie das der Hohenzollern, aber als feste Tradition geht durch sie alle, so verschieden sie sind, die unbedingte nüchtern-militairische Einordnung in den Staat, der Ehrgeiz für den Staat, hindurch. Das ihnen Allen Gemeinsame ist in Wilhelm I. Fleisch geworden. Er ist der Geist des altpreußischen Staates und des altpreußischen Heeres; er wurzelt im alten Preußen. Als Wilhelm I. zur Welt kam, erfährt er, freilich inmitten des schon verfallenden alten Systeines, noch die volle Wärme des Hauses, in welcher König Friedrich Wilhelm III. und die Königin Luise walten. In seinem zwölften Lebensjahre nennt ihn die Königin das Ebenbild des Vaters, einfach, bieder, verständig. Dann wird er aus der Ruhe des Eltern hauses herausgerisseu und erlebt jene Zeit der Niederlage, die ihm den Zug zur Bescheidenheit, zur Zucht und zur äußersten Selbstverleugnung, zugleich den Heldensinn seiner Mutter einprägt. Er tritt dann in das in der Umbildung um natioualen begriffene Heer, und darf in dem ent eidungSvollen Jahre der Erhebung sich in Frankreich die euertaufe der Schlacht holen. Er erlebt sich da kriegerische ehren, die für sein Alter dereinst Frucht tragen sollten. Auö diesen aufrüttelnden Ereignissen tritt Prinz^'Wilhelm m den engen Kreis Berliner Lebens. Es folgt ein langes Vierteljahrhundert stiller Entwickelung, die Zeit der Restau ration, des Rückschlages, mit neuen Theorien und stiller Arbeit, aber eine Zeit der Ermattung. Der Kronprinz meint in den Provinziallandtagen mittelalterlich den modernen Geist zu überwinden. Der ostpreußische Adel macht sich eltend; wohl wächst das Bürgerthnm langsam auch in Preußen heran und bereitet seine Zukunft vor, aber noch ist die preußische Bureaukratie die wahre Leiterin des Staates, den sic verwaltet und hundertfach befruchtet. Eine wirkliche Lebendigkeit ist in diesem Preußen von 1815 bis 1840 nicht; der hohe Idealismus der Reformzeit ist vergessen. Der König selbst, vorsichtig, scheu, verständig, verkörpert den Charakter des damaligen Preußens, und auch daS Heer wird von diesem ver engten Geiste getroffen. Es wird mehr und mehr eingeschränkt. Das ist die Welt, in welcher Prinz Wilhelm zum Manne wird Er steigt die Staffel militairiscken Dienstes empor vom Major bis zum Generallieutenant. Er wird gern an die Spitze von Commissionen gestellt, wo er die Fragen inilitairischer Technik von Grund aus kennen lernt. Prinz Wilhelm ist eine hohe, ritterliche, liebenswürdige Gestalt, dabei als Vor gesetzter streng militairisch. Bon der reichen geistigen Be wegung jener Zeit wird er kaum berührt. In die Jahre 1820 bis 1826 fällt seine heiße Jugendliebe zur Prinzessin Radziwill, welcher nach unendlich schmerzenSvolleu Wand lungrn und langer Entschlußlofizkeit des Königs endlich daS „Nein" des Vaters ein Ende macht. Sie erschüttert den Prinzen tief, aber sie reift ihn zum Manue. Für die innere Politik, für die Doktrinen des Kronprinzen hat Prinz Wilhelm wenig Sinn. Sein Augenmerk richtet sich auf die äußere Politik, darin liegt von Anfang au der Schwerpunkt seine« Interesse« und darin ist er in jenen Jahren voll von Opposition. Er will daS Leben seiner kleinen Nation in ihrem Heere erziehen und stärken; daS Gefühl der Macht, der Gedanke der preußischen Großmacht bleibt sein Leitstern sein ganzes Leben hindurch. Damals äußert sich daS in jugendlichem Sturm und Drange. Mit seinem dreißigsten Jahre überwindet er diese, er tritt mit der Prin zessin August» von Weimar in eine Ehe, von der man freilich nicht annehinen kanu, daß sie ein HerzenSbündniß war, die aber seine innere Entwickelung erweiterte und festigte. Er wurde zum fertigen Manne. In den dreißiger Jahren wächst seine milrtairische Thätigkeit; er wird in die große Politik hineingezogen; er arbeitet an der Weiter , bildung der Armee; er wird (1830—40) die rechte I Verkörperung des alten Systems. Mit dem alten König ?ch ging das zu Grabe. König Friedrich Wilhelm IV., politisch und religiös doctrinair, will neue, aber nur seine eigensten Vege wandeln; er gewährten spät, eine ständische, wuuder- ich aufgebaute Verfassung; Mißtrauen und Unwillen wachsen unter ihm im Volke, und Deutschland treibt an die große Revolution heran. In diesen Jahren benutzt Prinz Wilhelm eine Stellung als zukünftiger Thronfolger zu rückhaltloser öekämpsung der VersassungSidee, erkennt sie zuletzt, als un vermeidlich, an, stellt sich auf den neuen Boden. Er führt aber die Dinge nicht, sie führen ihn. Die öffentliche Meinung glaubt in ihm einen Reactionair verkörpert zu seben. Sein Grundmotiv zum Widerstande gegen eine Verfassung aber ist wieder seine preußische Großmachtsidee. Sv kommt die Revolution von 1848 über sein Land und iber ihn selbst. Am 18. März bricht, nachdem mau die Loncessionen verkündet hat, doch der Aufruhr in Berlin aus. Das Königlhnm streicht vor ihm, Dank der kranken Schwäche des Königs, schmachvoll die Segel. Prinz Wilhelm kann eS nicht hindern und geht in daS üuSland. Er flüchtet nach Spandau, auf Schleichwegen nach Hamburg und dann nach London. Nunmehr erkennt er die Ergebnisse der Revolution — Verfassungs- und Einheitsstreben — an: zuerst fast rückhalt- oS, dann schrittweise zurückgedrängt; er befördert den Kampf gegen den RadicaliSmus, hält die Einheitsidee über lange und zähe fest: freilich bald unter Wahrung der preußi- chen Großmachlstellung, und in der Heeressache zugleich in »estigem Widerspruch gegen die demokratische Verfälschung einer HeereSverfassung, gegen eine zuchtlose Volkswehr. Sein eigner Boden liegt immer im preußischen Heer, in seinen Preußen mit dessen festen Machtmitteln. Er hält den frideri- cianischen, 1848 modernisirten Gedanken fest, daß Preußen an die Spitze Deutschlands gehöre; er will die Annahme der Kaiserkrone; als sie durch den König verweigert wird, treibt ihn der Aufruhr der Radikalen auf die rechte Seite; aber den Kampf um die Einheit unter Preußen will er auch 1850 noch ausnehmen und fügt sich nur nach äußerstem Widerstreben ähneknischend, in die Schmach von Olmütz. ES kommt die Reaction und nach erregten Jahren des Sturmes Jahre erzwungener Ruhe. Prinz Wilhelm, tief verwundet, hält sich zurück, er arbeitet mit allen Mitteln an der Wicderausrichtuna eines starken Heeres, die Wieder erhebung Preußens erfüllt sein ganzes Herz. Er kommt über der auswärtigen Politik fast zum offenem Bruche mit seinem Bruder, er wird der Gegner der in Berlin regierenden Partei. Erst jetzt läßt er sich allmählich tiefer von dem Geist der Verfassung durchdringen; er erscheint als Liberaler, er ist es aus Vcrnunftserkennlniß und aus bitterem Gegensatz zur »errschenden Richturg. Er findet nach allen Einflüssen und manchen Schwankungen und Bereicherungen seines Wesens, nachdem er Alles in sich verarbeitet hat, sich selbst ganz wieder. Das ist das Ende seiner zweiten späteren Bildungszeit: er cheint fertig und am Ende, jetzt wo er sein 60. Lebensjahr ^schließt, freilich noch in der Vollkraft des Körpers und Geistes. Da führt ihn daS Schicksal als 60er in die Regie rung hinein. Lange vorbereitet, wird er nun erst die großen Aufgaben seines Lebens und seiner Zeit selber zu lösen be rufen; er ist das alte Preußen; er will das Recht des Staates berücksichtigen und verwirklichen. Er tritt erst jetzt aus der Stille seines Lebens hinaus in das große Drama seiner weltgeschichtlichen Wirksamkeit. —m. Polytechnische Gesellschaft. sP Leipzig, 1. Februar. In der Polytechnischen Gesellschaft galt der letzte Vortragsabend im großen Saale der Centralhalle einer Feier von Kaisers Geburtstag, bei welcher die Curth'sche Capelle ein Jnstrumentalconcert gab, und Herr Director vr. Fr. Kieß ling einen interessanten geistvollen Vortrag über „Die geschicht liche Entwickelung der Kaiseridee in Deutschland" hielt. Redner schilderte zunächst den allmähliche» Verfall des deutschen Kaiserthums, der bereits mit dem Untergange der Hohen- tansen beginnt und vollendet war mit der Zertrümmerung des2 Reiches durch Napoleon I. Fort und fort aber rang das Volk »ach Freiheit. An die glorreiche Erhebung von 1813 knüpften sich große Hoffnungen, aber sie wurden getäuscht. Die armselige Verfassung des deutschen Bundes hinderte den Aufschwung und auch die Stürme in den vierziger Jahren waren ohne nachhaltigen Er folg. Der erste Schritt zur Wiederherstellung der deutschen Einig, keit geschah im Jahre 1866, die volle Einigkeit brachte des Jahr 1870. Redner stellte nun in fesselnder Schilderung das neue deutsche Kaiserthum dem alten gegenüber. Die alten Kaiser empfinge» ihre Krone aus den Händen des Papstes. Das Kaiserthum war ver kirchlicht und brachte dem Volke keinen Vortheil. Gerade die besten Kaiser vergeudeten im Kampfe um die Kaiseridee ihre Kräfte im Auslande und wurden dadurch verhindert, das Reich zu festigen. Die Macht der Fürsten, der hohen geistlichen Würdenträger und des Papstes erstarkte in demselben Maße, als die des Kaisers bei allem Glanze dahinsiechte. Sich um die Wohlfahrt des Volkes zu kümmern, dazu hatten die Kaiser nicht Zeit. Wie stehen dagegen unsere Kaiser da! Nicht aus den Händen des Papstes stammt ihre Krone. Unter schwerem Ringen ist sie mit Gottes Beistand von des Volkes Willen und der Fürsten Fürsicht geschmiedet worden. Wenn sich ihre öger dessen bewußt bleiben, kann das Papstthum für sie nie ein Stein des Anstoßes werden. Die Fürsten haben sich eines ThelleS der Selbstherrlichkeit entäußert. Das Volk ist ein wichtiger Factor im Staatsleben geworden. Einheitliche Gesetzgebung, HcereSorganisation, einheitliche Regelung des Verkehrswesens stärken daS Reich und Las commerztelle und industrielle Leben ist nicht mehr behelligt durch die Macht der Kleinstaaterei. Ohne das große, einige Reich, welches wir uns erkämpft haben, würde» wir auf ein tiefes Niveau herabsinken oder geistig und materiell ver- kümmern. Nach außen hin ist der Name des deutschen Volkes wieder »geachtet, wir dürfen wieder stolz sein und uns als ein mächtiges, wehrhaftes Volk fühlen, dessen Macht die Begehrlichkeit anderer Völker im Zaume hält. Haben sich vielleicht auch noch nicht alle Hoffnungen erfüllt, die sich an die Gründung des Reiches knüpften, so dars uns das doch nicht die Freude an dem Errungenen trüben. Wir müssen dankbar ausblicken zu den Männern, die eS geschaffen, und zu denen, die das Erbe der Väter mit starker Hand bewahrten und behüten. Redner schloß mit einem Hoch aus Kaiser Wilhelm und König Albert, in das begeistert eingestimmt wurde. Ein Ball beendete dann die patriotische Feier. Christlicher Verein junger Männer. 8 Der Bortrag de-Herrn Missionar Handmann hatte Sonntag Abend, den 31. Januar, ein zahlreiches Publicum in die Vereins» räume geführt. Der Redner, der au» der Fülle de- Selbstgeschauten und Selbsterlebten schöpfte, schilderte zurrst den HauSgottes» dienst der heutigen Inder, die Götzenbilder, die vorgezeigt und deren abenteuerliche Gestalten erläutert wurden, sind genau fden riesigen Tempelstaturn Hochgebildet. Der Geist der Götter hat nach der Lehre der Priester erst nach erfolgter Wethe mit heiligem Wasser und Zaubersprüche» Platz genommen und muß nun durch Opfer erhalten werden, wie sich der Mensch durch tägliche Nahrung am Leben erhält. Darum spendet der Hausvater allmorgrntlich das RelSopfer, wobei die Götter den Ge ruch, die feinste Substanz der materiellen Nahrung, durch die Ohren genießen, er salbt sie mit zerlassener Butter oder Oel, er weiht sich ihnen aus« Nene, indem er sich mit der Asche von getrocknetem Kuhdunger drei horizontale Striche aus Stirn, Brust und Arme macht. Erscheint un« eine solche Morgenandacht als ein verhältnißniäßig Harn,loseS Puppenspiel, so sind doch mit diesem Götterglauben furchtbare Gräuel verknüpft; die grimmige Göttin Kali verlang», daß ihr Altar nie von Blut trocken wird, und Menschenopfer, insbesondere Kinder, mußten ihr bluten, bis die englische Regierung durch Mllitairgewalt dem Einhalt that. Auch die entsetzlichen Eelbstquälereien der Priester bezeugen die Stärke des religiösen Triebe» und zugleich die entsetzlichen Verirrungen und Entstellungen, in welche der aus Irrwege abgeleitete Drang nach Versöhnung und Herzensfrieden verfällt. Um jenem Suchen und Sehnen, das den Herzen der braunen wie der weißen Menschenkinder inncwohnt, die wahre und volle Befriedigung zu geben, sind nua die Friedensboten aus unserer Leipziger Mission?- anstatt ins Land der Tamulen ausgezogen. Da gilt es zunächst, die schwierige Sprache zu erlernen, in der es schon fünf voll ständige Bibelübersetzungen giebt. Die Predigt in der Landes sprache, die ans den Landstraße», unter schattigen Bäume., an die zufällig herbeigelausenen Hörer ergeht, muß vor Allein packen; daher bedienen sich unsere Missionare gern volksthümlichrr Gleichnisse und ziehen mit Musikanten und Sängern auS. Dir Frucht der schweren und opservollen Missionsarbeil zeigt sich besonders bei den unteren Elasten, so bei den verachteten Parias, deren Schalten schon den Brahmanrn verunreinigt, sodann bei der noch frischen und eiupsänglichen Jugend. Die Taustage mit der vorausgehendcn Prüfung der Täuflinge sind die hohen Fest, und Freudentage unserer Missionare. So ist es gelungen, zur Zeit in 606 Ort schaften 14 500 evangelische Christen zu sammeln, deren ernstes, innerliches Streben sich durch viele erfreuliche Zeichen, wie eifrige Hausandachten, christliche Vereine u. dergl., kundgiebt. . FrühjahrSausstellung des Gartenbaues. Dis erste der mit unserer Ausstellung verbundenen Sonderaus stellungeu wird die der Frühjahrsausstellung des Garten baues sei». Sie findet statt vom 24. April bis 5. Mai. Der Anmeldetermin sür diese Sonderausstellunz und für die Gruppenanpflanzung läuft am 15. März ab. Es wird sich daher empfehlen, Anmeldungen, zu denen man sich der von der Direktion der Ausstellung zu erhaltenden gedruckten Än- meldebogen bedienen wolle, möglichst bald einzureichen. Be merkt sei, daß Platzmiethe für Gartenerzeugnisse und Garten Pläne nicht erhoben wird. Dentsch-Ostafrikanische Ausstellung. An Kaisers Geburtstag ist auf dem Gelände der Deutsch-Ostafrikanischen Ausstellung der Bau des Verwaltungsgebäudes soweit vor geschritten, daß das Richtfest gefeiert werden konnte. Das Verwaltungsgebäude ist die Nachbildung einer Bastion des Forts in Mpuapua. Dieses Fort, heute eine Militairstation ersten Ranges in der Landschaft Upopo, ca. 300 km von der Küste entfernt, beherrscht den Knotenpunkt sämmtlicher von Dar-es-Salaam, Saadani und Bagamoyo ins Innere füh renden Karawanenstraßen, die jährlich von mehr als 100 000 Trägern der HanLclskarawanen begangen werden. Schon die Ostasrikanische Gesellschaft hatte hier eine Station angelegt, die von Buschiri überfallen und zerstört wurde. Im October 1889 erbaute Wissmann mit seiner Expedition von circa 1000 Man», der auch der Leiter unserer Deutsch- Ostafrikanischen Ausstellung angehörte, in fünf Tagen das Fort. Aus der Stelle, wo die Station der Ostasritanischen Gesellschaft gestanden hatte, wurden zur Sühne für den bei dem Ueberfall ermordeten Beamten Nilsen fünf an dem Ueberfall betheiligte Araber triegsrechtlich erschossen. Während das Fort damals nur aus losen Felsstücken mit davor gelegten Dornzweigen gebaut war, ist es inzwischen erhöht und auch von außen verputzt, und die runde Bastion, wie sie die Deutsch-Ostafrikanische Ausstellung zeigen wird, mit einem grasgedeckten Nebendach versehen worden. Auch der Haupt eingang der Deutsch-Ostafrikanischen Ausstellung, der die Nachbildung eines Thores einer arabischen Festung — der Sultanscaserne in Zanzibar — zeigt, ist bereits in Angriff genommen. Bei dem jetzigen.gewaltigen Schneefall aus dem Gelände der Dcutsch-Ostafrikaiüschm Ausstellung glaubt man allerdings zur Zeit eher am Nordpol, als in den Tropen zu sein. ... Vorführung der Textil-Fabrikation. Unter den Industrien des AuSstellungsgebietcs steht die Textilindustrie mit an erster Stelle; giebt es doch in Sachsen mehr als 5000 selbstständige Textilbetriebe. Es ist daher erklärlich, daß man gerade in Hinsicht auf die Betheiligung dieser Industrie große Erwartungen an unsere Ausstellung stellt, wie auch aus den zahlreichen Zuschriften und Anfrage», selbst aus dem Auslande, hervorgeht. Die Leipziger Ausstellung wird, daS kann schon heute ge sagt werden, die Textilindustrie in einer Großartigkeit vorführen, wie noch nie eine Ausstellung zuvor. Der geschäfts führende Ausschuß läßt ein eigenes Gebäude zwischen der Gartenbau- und der landwirthschastlichen Halle errichten, in welchem vor den Augen des Publikums der Rohstoff zum fertigen Fabrikat verarbeitet werden soll. Die Wäscherei, Kämmerei, Baumwoll-Strickgarn- und Kammgarnspinnerei, die mechanische Weberei und ihre mannichfachen Richtungen, die Wirkerei, Zwirnerei und Strumpfgarnfabrikation u. a. m. werden im Betriebe vorgeführt werden. Außerdem gelangen auch die verschiedensten fertigen Erzeugnisse der Textilindustrie zur Ausstellung. Dieser Theii wird Wohl einer der inter essantesten des ganzen Unternehmens werden und bei dem Ansehen unserer Textilindustrie im Auslande gewiß auch viele Fremdländer zum Besuche der Ausstellung veranlassen. Garderoben und Fahrradschuppen. Zur Bequem lichkeit der Besucher der Ausstellung sind umfassende Ein richtungen, wie Garderoben, Toiletten und dergleichen, ge troffen worden. Auch ein etwa 56 qw umfassender Raum zur Aufbewahrung von Fahrrädern ist am Eingänge zur Ausstellung vorgesehen worden, während zur Aufnahme von Garderobenstücken, Stöcken u. s. w. bestimmte Räume in fünf verschiedenen Gebäuden der Ausstellung geschaffen wurden. Sie befinden sich in folgenden Gebäuden: ein Garderoben raum im Eingangsgebäude an der Marschnerstraße, zwei desgleichen am Hauptcingauge zur Jndustriehalle, zwei au den seitlichen Verbindungsgängen von der Jndustriehalle nach der Maschinenhalle, ein Raum am Eingang zur Kunsthalle und einer am Eingang zum Stadtmuseuni im alten Meßviertel. Für die beiden letztgenannten Oertlichkeiten besteht sogenannter Garderobenzwang; eS werden demnach Stöcke, Schirme, sowie große Körbe und Pallete dort niederzulegen sein. In den anderen Fällen besteht dieser Zwang nicht, es sollen jedoch große Körbe und Packele ebenso wie nasse Schirme in die Hallen nicht mit genommen werden dürfen. Radfahrer müssen ihre Räder in dem dazu bestimmten Schuppen abgeben. Indessen kann bei Festlichkeiten oder bei Umzügen von Nadsahrervereinigungen das Einbringen der Räder in den Platz ausnahmsweise ge stattet und die Erlaubniß dazu beim geschäftsführenden Aus schüsse eingeholt werden. Läden im alten Meßviertel. Die Läden im alten Meßviertel der Ausstellung sind bis auf drei vermiethet. Diese noch übrigen Läden eignen sich besonders sür Verkäufer von HauShaltungSgezenstänven, Luxuswaaren u. dgl., da derartige Maaren im Meßwerte! noch nicht vertreten sind. Miethlustige erhalten nähere Auskunft in der Geschäftsstelle der Ausstellung. Ausstellerliste. Um vielfachen an die AusstellungS- leitung gerichteten Wünschen zu genügen, ist eine Liste zusammengestellt worden, welche sämmtliche Firmen aufweist, die sich al« Aussteller an unserer Ausstellung betheiligen. Sie ist für den Preis von 10 von der Geschäftsstelle der Aus stellung zu beziehen. (AuSst.-Ztg.) in schwarz, weiß und farbig, glatt, ge mustert, gekreist, carrirt rc. ° ... ..... .iiolimlelM88illeWederei.Mre" MM. » Hoflieferant Ihrer Kgl. Haheit der Frau Grotzherzogin von Sachsen, Ihrer Hoheit der regierenden Bevor man anderswo tauft, verlass« man Muster der -ra» Her»o,in »an Anhalt.
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