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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.03.1897
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1897-03-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18970316027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1897031602
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1897031602
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1897
- Monat1897-03
- Tag1897-03-16
- Monat1897-03
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sr.S. l,k-. »tA 94,38 101,— 100.78 94.28 101.- 100.78 »ok I — r»ok> 135.— a. L. :öru. 8 rvLL . cr-l. !vw. 8. ?. »l»«0 vu» r.-r. !t.-s. Uv «IlSll l. 6d. »s»d. »kl» Tipti» »b«o. )ldr.) äor.) m. k'. 6I,d. v.r. l-L. >mll. 1.6. » u K »4L »« 100.— 143.- 207.— 81.— SS.— 388.— 200.— 13«.- 172.— 168.— 303.78 17«.— 119.— 103.80 112.80 300.— 68.— 89.— 108.— 91.28 119.— 288.— 232,— 846,— 48.90 Bezugs-PreiS di der Hauptexpedition oder den im Stadt- bezirk und den Bororten errichteten AuS- ccwrstellen abgeholt: vierteljährlich^!4.50. bet zweimaliger täglicher Zustellung in« Hau« e S.ÜO. Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: vierteliährlich e 8.—. Dirrcte tägliche Kreuzbandlrndnng in« Ausland: monatlich e 7.50. Die Morgen-Nusgabe erscheint um '/,? Uhr. die Abend-Ausgabe Wochentag« um 5 Uhr. Nedaclion und Lrvedition: Aoha»ne«gafie 8. Die Expedition ist Wochentag» ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi« Abend« 7 Uhr. Filialen: Ltt» Slemm's Tortim. 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Polz in Leipzig. rilrsr 268.— U»L > 82,78 iSQ 128.— > I 99,10 Ult», l N»«l oilisl ^ 88,7 119.82' 47,62^ 9.88 88,72-u 1.27 107,60 268.— rct» Lrdltrsxe rot,n x»r«a da». ul7 79^ 62" 33 97>i. 28 2'.. >« 7V'!, l«a«st«) 101^ 38" .. 780.— at a »au 818,— 684,— bedien 31,93 33.40 >a «nt 'sstsr Isnäenn , gstrset. Io Hmou-Lctisn 614-, 430 480 6101-tkr. I. Lw. v.Uäl. om.-k. drLel. Stetig. -Lkar.I 1^ r.-Let. 99,, ,32. >or. o.Lnt. . <lo. IlEllt« avar. :. Lai. ,ad-kr t.88»r. acrüv krio». Le.-kr :«at.-s räosdb. ioad. loa»Id »rbalro ptoa :oat ..L.»N rp.-L.- . VIU 6otL» L SÜLUk 109.— 98.75 103,60 99.90 90,60 88.30 36 60 48.40 86,10 S1.- 138.10 132.— 93 60 134.30 94 - 95.— 3 181.10 103.50 187.70 134.80 137. Dienstag den 16. Mürz 1897. 81. Jahrgang. 104,80, Politische Tagesschau. * Leipzig. 16. März. Während der gestrigen sehr kurzen und sehr uninteressan ten Sitzung des Reichstags bildete, wie uns aus Berlin geschrieben wird, das Entlassungsgesuch deS StaatS- fccretairS des ReichSmarineamtS Hollmann den Gegenstand lebhafter Unterhaltung unter den Abgeordneten. Bon verschiedenen Seiten, wie auch von einigen gestrigen Berliner Abendblättern, wurde das Borbandensein des Ge suches bestritten. Da jedoch die „Nordd. Allgem. Ztg." von ibm „hört", so ist jeder Zweifel beseitigt. Fraglich bleibt nur, ob das, was die „Nordd. Allgem. Ztg." ihrer Mit- lbeilung über daS Gehörte hinzufügt, Privatarbeit des Blattes, oder auf den Reichskanzler zurückzuführen ist. Die Hinzu- fügung lautet wörtlich: „Auf dir Entscheidung über die Bewilligung diese« Gesuches wird es vermutlich nicht ohue Einfluß sein, wie sich die Be- ichlüsse des Reichstages zu denen seiner Budgetcommission ver hallen werden. Es darf um so eher erwartet werden, daß der Reichstag in seinen Bewilligungen für Schiffsbauten über die Vor schläge der Budgetcommissivn erheblich hinauSgcht, als deren Ab striche bekanntlich aus finanziellen Erwägungen motivirt wurden, während die Nothwendigkeit der geforderten Schiffsbauten auch von Solchen anerkannt wird, welche die geforderten Baugelder mit Rücksicht auf die Finanzlage für jetzt glaubten ablehnen zu müssen. Die Finanzlage ist jedoch gerade jetzt so günstig, daß erwartet werden darf, der Reichstag werde die finanziellen Bedenken der Commifsionsmehrheit nicht theilen, wozu ihn schon der Umstand bewegen sollte, daß während der ganzen Amtsdauer des jetzigen Reichskanzlers von Steuer- erhöbungen irgend welcher Art nicht die Rede gewesen ist und auch die für die Marine geforderten Beträge ohne besondere finanzielle Maßnahmen bereit gestellt werden können." Wäre diese Auslassung auf eine Anregung des Fürsten Hohenlohe zurückzuführen. so müßte sie als eine für das Zentrum berechnete Kundgebung betrachtet werden, die den Zweck hätte, diese Partei auf ein energisches Eintreten des ReicdsscdatzsecretairS Grafen PosadowSkysür seinen Eollegen Hollmann vorzubereiten und es ihr nahe zu legen, daß vor seinen Darlegungen über die Finanzlage des Reiches die finanziellen Bedenken des Herrn vr. Lieber wie Spreu vor dem Winde verwehen würben. Es ist jedoch nicht wahr scheinlich, daß Fürst Hohenlohe, nachdem er erst kürzlich durch den Mund des Grafen PosadowSky den nicht politischen Charakter der Stellung der Reichsstaatssecretaire nachdrücklich hat betonen lassen, es für richtig und zweck dienlich erachte, durch den Hinweis auf die Wahrscheinlich keit oder Unvermeidlichkeit eines Personenwechsels in einem unter Verantwortlichkeit des Reichskanzlers thätigen Amte auf den Reichstag oder eine Partei so einzuwirken, wie die „Nordd. Allgem. Ztg." es versucht. Das Blatt geht dabei von der Annahme aus, daß die Entscheidung über Herrn Hollmann's Entlassungsgesvch erst nach der Abstimmung über den Marine-Etat nn Plenum des Reichstags erfolgen werde, »nd das ist jedenfalls daö Wahrscheinlichere. Aber zu be achten bleibt immerbin, daß die „Nationalztg", die zuerst von dem Schritte des Admirals Kenntniß gegeben, die kaiserliche Entschließung früber erwartet. Der Rücktritt des allgemein als hochbegabter Fachmann geschätzten Marineofficiers würde, nach den Stimmers der Presse zu schließen, fast überall Bedauern erregen; mit Bestimmtheit braucht er jedoch nickt vorausgesehen zu werden, da Admiral Hollmann als nichtpolilischer Beamter selbst bei anderen con- slitutionellen Gebräuchen, als sie zur Zeit in Berlin Kerrschen, sich mit den von ihm vor dem Parlamente ver tretenen Forderungen nicht zu identistciren braucht. Um so weniger, als er die in der Commission bezeugte außerordentliche Energie offenkundig nicht auf Grund einer Verabredung mit der verantwortlichen Stelle gezeigt hat, eine Bemerkung, mit der wir uns nicht der „Deutschen Tageszeitung" anschließen wollen, die den Reichskanzler für den Mißerfolg in der Marine-Angelegenheit verantwortlich macht. Fürst Hohenlohe hat sich zwar nicht mehr und nicht in anderer Form, als sie seiner Gewohnheit entspricht, „an den Laden gelegt", aber er dürfte in Berück sichtigung der Verhältnisse, also richtig verfahren sein. Vielleicht aber läßt ihm doch der Verlauf nach einer Richtung eine Remedur angebracht erscheinen. Die „Germania" be ruft sich zur Rechtfertigung des Verhaltens des Centrumö in der Marinecommission auf eine Betrachtung, die die „Nordv. Allg. Ztg." vor einigen Monaten über die „nationale Phrase" angestellt hat und aus der allerdings gefolgert werden mußte, daß die Sprache der Welfen- und Particularistenpresse den politischen Bedürfnissen des deutschen Reiches angemessener sei als der Ton, in dem z. B. nationalliberale Blätter die öffentlichen Angelegenheiten erörtern. Wir haben seiner Zeit mit Zustimmung befreundeter Organe jene Preßleistung als eine nicht ungefährliche Thorheit gekennzeichnet,und das Capital, das auS ihr jetzt die „Germania" gegen die Flottenverslärkung schlägt, giebt uns nur zu sehr Recht. Fürst Hohenlohe be dient sich wie seine Vorgänger im Amte der „Nordd. Allg. Ztg." als Regierungsorgans, weshalb dem ganzen poli tischen Znhalte dieser Zeitung der Schein einer größeren Be deutung gerade von den Gegnern der Regierung verliehen werden darf. Er würde sich selbst dienen, wenn er dem Blatte etwas mehr Verständigkeit und Tact in der Be handlung grundlegender politischer Fragen empfähle. Nament lich auch die Sache der Bekämpfung national-socialer Aus schreitungen würde durch eine solche Maßregel gewinnen. Die Margarine-Commission des Reichstages hat ihre Sitzungen beendet und daS Ergebniß ihrer Berathungen scheint unS annehmbar. Ihre Beschlüsse sind nicht ohne interessante Zwischenfälle zu Stande gekommen. Auf Antrag deS Centrumsabgeordneten Fritzen ist die Trennung der Verkaufsräume für Butler und Margarine abgekebnt worden. Das war die richtige Antwort auf das Ver langen der Conservativen, an dem von ihnen selbst an gebotenen Zugestänndniß, wonach die Trennung der Verkaufsräume in Orten mit weniger als 5000 Ein wohnern wegfallen sollte, zu rütteln und der Regierung die „Vollmacht" zu geben, in industriellen Gegenden die Trennung gleichwohl anzuordnen. Bekanntlich hatte früher gerade die Regierung die Trennung in industriellen Orten als für die Butlerproducenten selbst schädlich bezeichnet, weil die Gefahr vorliegt, daß die Händler auf das Feilhalten von Butter lieber ganz verzichten würden. Man kann nur wünschen, daß der Verzicht auf die Trennung der Verkaufs räume auch die Zustimmung des Plenums findet. UebrigenS haben die extremen Agrarier in der Commission auch noch eine zweite Niederlage erlitten. Herr v. Ploetz hat eS bekannt lich im Plenum für unzulässig erklärt, der Regierung die Wahl deS Mittels für die latente Färbung zu überlassen. Wahr scheinlich hat man sich inzwischen überzeugt, daß eine baldige Feststellung des Gesetzes unmöglich sein würde, wenn man auf der Forderung bcharrte, daß das Mittel, das zu der latenten Färbung verwendet werden soll, in dem Gesetz selbst genannt werbe. Diese Forderung ist daher gleichfalls gefallen. Jedenfalls hat der Gesetzentwurf nunmehr eine Gestalt ge wonnen, die zwar der unlauteren Concurrenz der Margarine scharf auf den Dienst Passen, im Uebriqen aber die legitime Existenz dieses Nahrungsmittels der Minderbemittelten nicht beeinträchtigen wird. Der griechische Premierminister Delyannis sagte vor einigen Tagen einem Interviewer, bei der Abfassung der Antwortnote auf die Sommation der Mächte habe er ins besondere an Frankreich gedacht, hoffend, Frankreich werde einen vermittelnden Vorschlag finden, der alle Theile be friedigen könnte. Griechenland hat kein Glück mit seinen Hoff nungen. Erst hat es auf die dynastischen Beziehungen seines Königshauses, dann auf England, dann auf die Volksstimmung in Italien und endlich auf den Haß des republikanischen Frankreichs gegen den Despoten am Goldenen Horn gehofft. Enttäuschung überall! Mit welch fieberhafter Spannung mag Alben gestern auf die Abstimmung in der französischen Deputirtenkammer — der letzte Hoffnungsschimmer — ge wartet haben. Sie ist ausgefallen, wie wir voraussagten. Mit der erdrückenden Mehrbeit von 2l3 Stimmen hat die Kammer^sich auf Seite der Regierung gestellt und das Ver bleiben Frankreichs im europäischen Concert gutgeheißen! Man wußte, was auf dem Spiele stand; wenn man die Regierung zu einer Politik der Enthaltung, mit der sie schon mehr als einmal vitale Interessen des Landes preis gegeben, gezwungen hätte, Frankreich wäre isolirt gewesen, d. h. eS hätte nicht bloß zusehen müssen, wie man in der orientalischen Frage über dasselbe zur Tagesordnung über ging, eS hätte auch — und das war das Aus schlaggebende — die Freundschaft Rußlands und den Wieder anschluß dieses mächtigen Bundesgenossen an das verhaßte Deutschland riskirt. Hanotoux und M6line hatten daher auch ziemlich leichte Arbeit. Sie brauchten nur die offen sichtlichen Thatsachen reden zu lassen, um des glänzendsten Er folges gewiß zn sein. Die radikale Phrase von dem Recht der Völker, über sich selbst zu bestimmen, wollte nicht verfangen, ja nicht einmal der Popanz der elsaß-lotbringischen Frage, die „Verleugnung der Traditionen Frankreichs", und „der freiwillige Verzicht aus die eigenen Rückforderungs ansprüche" vermochte die Phalanx der Regierungsmehrheit inS Wanken zu bringen. Goblet wollte das russisch französische Bündniß preisgeben, weil Rußland keine Gegen leistung biete. Das Letztere sagt sich gewiß jeder Franzose mit dem gleichen Ingrimm wie Goblet. Aber nun gerade um Griechenlands Großmachtsdünkels willen mit Rußland brechen? Neinl Giebt es doch noch ungleich wichtigere Fragen, bei denen man Rußlands Freund schaft auf die Probe stellen und sich für oder gegen das Fortbestehen der Alliance entscheiden kann! Was ist das bankrotte Griechenland, ras für Frankreich auch nicht einen Sou Werth hat, gegen Rußland, das die Republik aus der Vereinsamung gerettet hat und ihr doch vielleicht — trotz aller Enttäuschungen — noch zu ihrem „Rechte" verhilft! Das waren gestern die bestimmenden Gedanken für die Mehrheit der französischen Kammer, der als Minderheit lediglich die Radikalen und Socialisten gegenüberstanden. Materiell ist aus den Reden der französischen Minister — wir geben den Verhandlungsbericht an anderer Stelle wieder — bervor- zuheben, daß durch sie bestätigt wird, was wir gestern über den Actionsplan der Mächte mittheilten. Nur hat es den Anschein, als ob Griechenland noch ein Termin für die Räumung der Insel gestellt werden soll. Bei diesem rein formellen Ultimatum kann eS sich aber nur um eine kürzest bemessene Frist bandeln, da nach Mäline's Mittheilung die Mächte von der auch von uns betonten Nothwendigkeit raschen Handelns überzeugt sind. Bon einer Occupation Kretas redete auch Hanolaux nicht, sondern nur von der Vergrößerung der europäischen Detachements zur Aufrechterhaltung der Ruhe und Sicherheit auf der Insel. An einen Kampf mit den Insurgenten im Innern denkt man erst in letzter Linie; jedenfalls wird, falls die Blockade Kretas nickt die Zurückziehung der griechischen Truppen zur Folge haben sollte, vorher die Griechenlands unternommen werden. Neu ist die weitere Mittheilung, daß dietürkischenTruppen bis auf diejenigen, welche in den von den Mächten occu- pirten Orten concentrirt sind, zurückberufen werben sollen. Somit bestätigt sich unsere jüngsthin ausgesprochene Ver- mutbung, daß die Mächte in diesem Puncte sich zu einem Compromiß mit England haben bereit finden lassen. Wir rechten heute hierüber nicht, weil diese Concession an den englischen Standpunkt gegenüber der Thatsache, daß alle Mächte über die Anwendung von Gewalt einig sind, kaum noch in Betracht kommt. Nachdem die Admirale den Befehl erhalten haben, die Blockade Kretas zu verkünden, dürfte dieselbe am Mittwoch oder Donnerstag beginnen. Auch mit der Entsendung der Truppenverstärkunge» wird keine Zeit verloren werden. Wie mau uns auS Paris meldet, wurde unmittelbar nach dem gestrigen Vertrauensvotum der Deputirten kammer für die Regierung nach Toulon Befehl gegeben, die Beförderung eines Bataillons Marine - Infanterie in Stärke von 450 Mann nach Kreta zur Verstärkung der dort gelandeten Marinetruppen vorzubereiten, und nach der Unterredung SaliSbury's mit dem Befehlshaber der Truppen im Lager von Aldershot wird auch die Entsendung englischer Truppen nicht auf sich warten lassen. Zu einem etwas stärkeren Ersatz als den beabsichtigten wird Rußland sich entschließen müssen, nachdem es durch die Explosion an Bord eines seinerKretadampfer leider einen schweren Verlust an Officieren und Mannschaften erlitten hat: Die ersten Opfer für daS große Werk der Erhaltung deS Weltfriedens! Was die vielleicht noch noth- wendig werdende Occupirung Kretas betrifft, so wird sie nach den Erklärungen Deutschlands und Oesterreichs, sich nicht daran bctheiligen zu wollen, keine gemeinsame sein. Das Augenmerk der Mächte scheint sich dabei aus Italien und Frankreich als diejenigen Mächte zu richten, die an den Vorgängen im Mittelmeere das meiste Interesse haben. Von der Eventualität, Italien mit der Occupation Kretas zu betrauen, ist ja schon seit langem die Rede. Es ist also nicht unwahrscheinlich, daß, wenn die Besetzung Kretas durchgeführt werden soll, Italien oder Frankreich oder beide Slaaten von den anderen Mächten daS Mandat erhalten dürften. In Betreff deS dritten Puncles der Vorschläge, nämlich der Ernennung des provisorischen Civil- und MilitairgouverneurS für Kreta, liegt es in der Absicht der Mächte, die Zu stimmung des Sultans zu der zu treffenden Wahl ein- zubolen, doch dürfte, falls diese nicht zu erlangen sein sollte, von den Mächten auch ohne dieselbe vorgegangen werden. DaS Gerücht, daß der dänische Prmz Waldemar für diesen Posten in Aussicht genommen sei, ist falsch, es soll vielmehr ein junger Fürst sla bischer Nationalität, der einem regierenden Fürsten hause angehört, in Vorschlag gebracht sein. Alle Angaben, die über diese Persönlichkeit auftauchen, lassen, meint die „Kr.-Ztg.", unschwer errathen, daß unter der vorgeschlagenen Persönlichkeit der Erbprinz Danilo von Montenegro ge meint sei, der schon früher einmal in diesem Zusammenhänge genannt worden ist. Jedenfalls fehlt es nicht an Anlässen für weitere Auseinandersetzungen zwischen den Mächten. l.8t.-L ovö iisrdr. loksrk. Soldr.) »rio») rk-V odüud » 6»Ua , coa» »ckt 87.90 106,— 308.80 188.78 181.50 104.80 190.38 123.35 334.50 72,80 383,— 77,35 178.— 13«.— tr«d«r 833.80 6u»uo 74.80 L 6o. 394,80 xvsrk 344,— e ISS.—. L. m -Visu l-Lr. um St-kr. » !ds» ovck ckstt. »vlüe 169.60 318.80 213.78 316.— 93,75 191,80 184.40 47^90 188.40 163.10 173.10 178.10 108.40 123,35 48,30 »: 8cdv»ed«r. >cc» öS.—, Loi v <r«r ?1rm» ,io- S»wdar», t»t r. UI 0.22). 1.1«), »II 0.24). 0.12). Fr«rHetsn« Ein Frauenherz. lptsr >k«r,rtonu»u" 211 Roman frei nach dem Englischen bearbeitet von Emil Bern seid. Nachdruck verbotkn. „Ah! Um mich zu sprechen?" fragte Blessington über rascht. „Möglich," bemerkte der Detectiv trocken. „Aber er hat nichts davon gesagt. Er fuhr an dem Stallgebäude vor, und da dieses bei dem Pferch für die Pferde apart liegt, so konnte er es erreichen, ohne daS Wohnhaus zu berühren und er ist, soviel ich gehört, dort nicht gewesen." „Nun denn, waS weiter?" „Es traf sich, daß gerade nur ein Stallmann anwesend war, der im Pferch hinter dem Gebäude unter einem Baum lag und sein Mittagsschläfchen hielt. Der Mann wurde durch das Geräusch deS Wagens erweckt und erhob sich rasch, um seinen Rock anzuziehen und dann nach vorn zur Stallthür zu laufen, falls dort von dem Angekommeuen seine Dienste m Anspruch genommen würden, aber daS Futter im Rockärmel des Burschen war zerrissen, er konnte mit dem Anlegen deS Kleidungsstückes nicht zurechtkommen und ein paar Mai An ziehen und wieder Ausziehen waren nöthig, bis er seine noth- wendige Toilette beendigt hatte. AlS er dann um da« Ge bäude herum nach der Eingangsthür gelaufen, waren einige Minuten seit dem Anlangen deS Wa^en« verflossen und er sah soeben Mr. Grey aus dem Stall herauSkommen und im Begriff, den ledig vor der Tbür hallenden Ponywagen wieder zu besteigen. Mr. Grey schalt den Mann laut auS wegen der Nachlässigkeit, den Stall so allein zu lassen, fragte ihn. wo die anderen Leute seien, und befahl ihm, dafür zu sorgen, daß man besser seinen Dienst thue — er, Grey, werde Mr. Biessinglon die Nachlässigkeit seiner Leute melden. Da mit fuhr er in schnellster Gangart wieder fort, dem Mann drohend noch einmal zurufend, er möge ja gut auf den Stal, Acht baben." Blessinaton starrte verwundert aus den Detectiv, noä immer nicht wissend, wohin dieser mit seinen Mitthe, lungen wolle. ,E« war da-, wie bemerkt, genau gegen zwölf Uhr", suo dieser nachdrücklich fort. „Der Stallmann ging sofort, sei» Kameraden, die sich in dem Leutehause auf dem Gehöft be fanden, zu benachrichtigen und sie herbeizuholen, und er hatte daS letztere kaum erreicht, als die Explosion stattfand und daS Slallgebäude in die Luft flog." „Der arme Kerl kann von Glück sagen — wahrhaftig, er ist um eines Haares Breite der Gefahr entronnen!" „Hm, ja, er kann sich gratuliren", bemerkte der Detectiv trocken. „Aber jetzt sagen Sie mir, fallt cs Ihnen nicht als rigenthümlich auf, daß Mr. Grey beute plötzlich eine offenbar in aller Stille ins Werk gesetzte Reise antritt, von der er zuvor keinem Menschen ein Wort gesagt; daß er zu dieser Reise um halb 12 Uhr hier fortfährt, um den Zug fünfzehn Minuten nach Zwölf noch zu erreichen, dennoch aber trotz aller Eile erst noch einen Besuch bei Ihren Pferden abstattet, von dessen Veranlassung man nichts weiß, — fällt es Ihnen nickt auf, daß er um 12 Uhr auS Ihrem Stalle kommend, gesehen wird und kurze Zeit, nachdem er ihn verlassen, die Explosion stattfindet, die das Gebäude in die Luft sprengt?" „Gerechter Himmel, Sie wollen doch nicht sagen —" Blessington war von seinem Sitz emporgesprungen, sein Gesicht war bleich vor Erregung. Auf Russell als den Schuldigen zu blicken, hatte nicht« sagen wollen — dieser Russell war ein flüchtiger Bekannter, der ihn nichts anging und der, waS die Hauptsache war, ihn nicht compromittiren konnte, wenn er sich als Sckurke erwie« — aber Grey, das war eine andere Sacke! Grey war ein anerkannter Freund von ihm, und die Welt wußte, daß es so war, Grey war der Mann, den er, Blessington selbst, in dir Gesellschaft ein geführt, der durch ihn Eingang in seines Onkel« Hau- ge sunden und dadurch der Gatte seiner Cousine geworden war. Er durfte Grey jetzt nickt nur seinen Freund, sondern auch seinen Verwandten nennen, und Grey'« Ehre, da« fühlte er, war mit seiner eigenen Ehre in gewissem Sinne verflochten. ^ Mr. CateS beobachtete, mit verschränkten Armen in seinem Stuhl sitzend und nachdenklich die gegenüberliegende Wand anstarrend, ein ominöse« Schweigen. Tom Blessington schritt erregt in dem Zimmer aus und ab, während mehr und mehr die Ueberzeugung von (einem Innern Besitz zu ergreifen begann, daß Cate«' Worte ein überwältigendes Gewicht hätten. Wa« wußte man auck eigentlich von diesem Grey au« der Zeit, bevor er unver- iiuthet zum MajoratSherra von Grey,tone Abtei geworden? KicktS! Man kannte in jener Zeit nicht einmal seinen lufentbalt; selbst der langjährige Anwalt der Familie war iißer Stande gewesen, ihm den Fall seiner Erbfolge in dem Majorat mitzutheilen, weil er seinen Aufenthalt nicht kannte, so daß das Erbtheil thatsächlich Jahr und Tag unbeansprucht blieb. Von dem Zeitpuncle an, wo er als Officier des 10. Husaren-Regiments den Dienst quittirte, bis zu dem Mo ment, wo er als Majoratsherr auf Greystone Abtei wieder erschien, lag ein vollständiges, von ihm streng gewahrtes Dunkel über seinem Leben, seinem Thun und Treiben, selbst seinem Verbleib. Und im Uebrigen — hatte er, Blessington, im Grunde genommen Ursache, gar so freundlich über den Mann zu denken, um vor der Annahme seiner Schuld zurück schrecken zu müssen? fragte er sich mit erwachender Wuth. Hatte ibm nicht eigentlich eben dieser Grey die letzte Aussicht weggenommen, das einzige Mädchen, das er liebte oder daS er hätte lieben können, vielleicht noch zu heirathen? Halte dieser Stephen Grey sie ihm nicht geraubt, während er, Blessington, mit seinem Entschluß noch gar nicht so im Reinen war? Und jetzt, nicht zufrieden mit dem Streich, den er ihm damals gespielt, war dieser ruchlose Mensch hier augenscheinlich bas Werkzeug einer neuen Unthat gegen ihn gewesen, die ihre Hand an seine Pferde gelegt.... an seine Pferde, ahl Die Wuth übermannte Blessington, und er war entschlossen, nichts von Schonung, nichts von Mitleid walten ru lassen, um den Schurken zu vernichten, der ihn zweimal so schnöde beraubt batte. „Wir dürfen uns diesen Grey nicht entgehen lassen!" wandte er sich plötzlich aufgeregt zu dem Detectiv. „Was können wir thun?" „Ihn verhaften! Meiner Treu, ihn auf der Stelle fest- nehmen, sobald wir wissen, wo er ist! Die vorliegenden Vcrdachtsgründe sind wichtig genug, um alles Reckt dazu in die Hände zu geben. Haben wir ihn und den Amerikaner sicher, so seien Sie überzeugt, ist nicht mehr zu fürchten, daß der rechte Mann entschlüpft." „AnS Werk denn! WaS soll geschehen?" drängte Blessington. „Bor allen Dingen ermitteln, wo wir ihn finden können. Wir müssen eS von Mrs. Grey herauszubekommen suchen, und zwar müssen Sie das thun." „Hm, ich selbst —?" „Wenn ich sie fragte, würde sie sofort Verdacht schöpfen und möchte Mittel finden, ihn zu warnen." „Gut. Dann werde ich sehen, waS ich machen kann!" Und er schritt hastig zu dem Zimmer hinaus. Margaret befand sich im Gesellschaftszimmer allein; ihr Vater und Lord Flemmingbam waren noch beim Billard, Pausy ringeschloffen auf ihrem Gemach, Man wartete mit dem Zeichen zum Diner nur auf daS Erscheinen Bessington's, der bisher gefehlt. Er wies den Diener flüsternd an, den Beginn der Tafel noch einige Minuten zu verzögern, und trat rasch auf die junge Frau zu. „Wohin ist Grey gegangen, Margaret, was ist das Ziel seiner Reise?" fragte er kurz, trotz der Bedenken CateS' die Angelegenheit ohne Weiteres zur.Sprache bringend. „WeSbalb fragst Du?" sagte sie betroffen, ihm ihr bleiches, müdes Gesicht zuwendend. Er war, von Ungeduld und Wuth getrieben, entschlossen, jede Rücksicht bintanzusetzen und direct auf sein Ziel los- zuzeben. Ibm gegenüber konnte Margaret nicht mit einer Antwort zurückbalten. wenn sie nicht den Verdacht zur Ge wißbeil steigern wollte, und sie an einer Benachrichtigung Grey'S zn Verbindern, würde man schon Mittel finden. Man mußte nöthigenfalls jede Person, welche die Abtei zu verlassen suchte, festdalten und ihr den Verkehr nach außen insgeheim oder offen abschneiden. „Ist meine Frage nickt natürlich genug?" sagte er fest. „Die Art, wie Grey diese Reise angetreten — sie vor Jedem von uns verborgen ballend, während er noch am Morgen erklärt hatte, bald nach Aufbruch der Picknick-Gesellschaft zu uns stoßen zu wollen — müßte zu jeder Zeit schon auffällig erscheinen. Jetzt aber —" „Nun? Jetzt? Hat mein Mann nicht das Reckt, über seine Zeit und seine Schritte zu verfügen, wie es ihm be liebt?" fragte Margaret mit erkünsteltem Stolz, niübsam unter dem Anschein, sich beleidigt zu fühlen, ihre sie sonst erstickende Angst verbergend. „Jetzt aber, nach dem, waS — WaS heute in Comberhill geschehen, sieht dieser Umstand mehr als seltsam — siebt er verdächtig au«!" fuhr Blessington scharf fort, ohne auf ihre Frage zu antworten. „Ob, Tom — Tom — könntest Du denken, daß —" sie unterbrach sich. Mit einer gewaltsamen Anstrengung gewann sie ihre Fassung wieder. „Du bist wahnsinnig oder träumst!" sagte sie entrüstet. „WaS willst Du von ihm?" „Ein Zeugniß zum Mindesten, daS ein wichtiges Licht auf die Sache werfen muß. Könntest Du mir sagen wollen, daß Du nicht weißt, wohin er gegangen?" „Ich weiß eS." „Und darf ich es erfahren Sie überlegte einige Augenblicke. Sie batte eS ver schmäht, ihre Kenntniß von seinem Aufenthalte zu leugnen, weil e« ihr Selbstgefühl verletzt, und sie hatte Stephen g».
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