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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.04.1897
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1897-04-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18970417029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1897041702
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1897041702
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1897
- Monat1897-04
- Tag1897-04-17
- Monat1897-04
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Ugiversitätüitraße 8 (Pa„ljnum), v-ui« Lösche, -otharinenstp. 1-, p-rt. und Ktinig-platz 7. Anzeiger. Amtsblatt -es Aöniglicheit Land- ««- Amtsgerichtes Leipzig, -es Rathes ««- Nalizei-Nmtes -er Sta-t Leipzig. Ilnnahmeschluß für Anzeigen: Abend-Ausgabe: Bormittags 10 Uhr. R/iorgen-Ausgabe: Nachmittags 4Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stund» früher. Anzeigen sind stets an die t-rhe-itian zu richten. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. ISS. Sonnabend den 17. April 1897 S1. Jahrgang. Polnische Tagesschau. * Leivjig, t7. April. Wieder einmal Srisen-erüchte. „In verschiedenen Organen", schreibt die „Nat.-Ztg.", „wird auf die Wahrscheinlichkeit, ja selbst die Nothwendigkeit eine« Rücktritts des Reichs kanzlers Fürsten Hohenlohe hingewiesen, da er seine Versprechungen, daS VereinSgrsetz und die Vorlage über den Mikitairftrafvroceß noch in dieser Session vorzu leben, nicht erfüllen könne und für diesen Fall seinen Rück tritt in bestimmtester Weise angekündigt habe. Nun ist ja unbestreitbar, daß beide Vorlagen die Stellung des Reichskanzler» zur Zeit nicht erleichtern; doch giebt man andauernd der Hoffnung Raum, daß es doch noch zu einem befriedigenden und jeden Conflict ausschließenden Arrangement kommen werde." Daß diese Auslassung nicht eben geeignet ist, die Gerüchte zum Schweigen zu bringen und die durch sie hervorgerufene Aufregung zu beschwichtigen, liegt auf der Hand; denn wenn ein Blatt, das zu beruhigen sucht, einräumt, daß zwei wichtige Vorlagen „die Stellung des Reichs kanzlers zur Zeit nicht erleichtern", so gesteht eS ein, daß seine Hoffnung aus ein „befriedigendes und jeden Conflict aus- schließende» Arrangement" eine sehr zuversichtliche nicht ist. Jedenfalls aber ist die Sorge, daß eS zu einem Conflict wegen des preußischen Vereinsgesetzes kommen werde, weniger berechtigt, als die, daß ein solcher durch daS Geschick der Militairstrafproceßordnung werde herbeigeführt werden. Ganz zweifellos sind die Erklärungen, die Fürst Hohenlohe s. Zt. Uber die Novelle zum Vereinsgesetz ab gegeben hat, auf Grund eines vom Kaiser ,n seiner Eigenschaft als König von Prenßen gebilligten Mehrheitsbeschlusses des Staatsministeriums erfolgt. Sollte nun wirklich der im Ministerium des Innern aus gearbeitete Entwurf mit jenen Erklärungen im Wider spruche stehen, so ist doch kaum anzunehmen, daß dieser Entwurf die Sanction des Königs erhallen und dadurch zum Stein des Anstoßes für den Fürsten Hohenlohe werden könnte. Anders ist die Sachlage in Bezug auf die Reform der Militairstrafproceßordnung. Hier ist es, wie man hört, die bayerische Krone, die einer Einigung Schwierig keiten in den Weg legt, indem sie in der Errichtung eines allgemeinen obersten Gerichtshofes für daS gesammte Reich eine Beeinträchtigung des bayerischen Reservatreckt- erblickt und deshalb einen besonderen Gerichtshof für Bayern ver langt. In einem früheren Stadium der Verhandlung ist eine solche Forderung entweder nickt gestellt, oder fallen gelassen worden. Wird sie jetzt mit Zähigkeit festgehalten, so ist eS be greiflich, daß von preußischer Seite mit derselben Zähigkeit an den, allgemeinen obersten Gerichtshöfe festgehalten wird. Nun sind wir allerdings, und gewiß Viele mit unS, der Meinung, daß man an dieser Frage das Werk nickt scheitern lassen sollte und nicht scheitern zu lassen brauchte. Sie ist, wie dieser Tage der „Hann. Cour." nachwies, nicht von der einschneidenden Bedeutung, die man ihr an manchen Stellen beilegt. Die Freunde eines gemeinsamen obersten Militair- gerichtShofeS könnten es ohne Sorge der Zeit überlassen, durch das materielle Uebergewicht des Hauptgerichtshofes den bayerischen als entbehrlich zu erweisen. Und andererseits sollte für Bayern der Entschluß, einen obersten Gerichtshof statt deren zwei zu wählen, nickt allzugroße Ueberwindung kosten. Militairische Skrafprocesie sind nun einmal, gleichviel ob die Gründe erfreulich sind oder nicht, Gegenstand beson derer öffentlicher Aufmerksamkeit und schon ihrem ganzen Charakter als Strafprocesse nach besonders geeignet, daS FrniHetsn. Sneewittchen. 14s Roman von A. I. Mordtmann. Nsttluck verbot«». „Hast Du gestern die Fayiilien-Anzeigen in den Hamburger Nachrichten gelesen?" fragte sie. „DaS thu« jch immer. Und Du?" „Ebenso", antwortete Helene lachend. „Da kennst Du also daS große Ereigniß. WaS sagst Du dazu?" „Sage mir lieber, was Du darüber denkst." Cäcilie nahm die Hand ihrer Schwester und sah sie mit liebevoller Besorgniß an. „ES hat mich doch gewundert", versetzte Helene leichthin. „Nachdem Paul erfahren, wie es mit Annas Vermögen steht, habe ich ihm nicht zugrtraut, daß er sein Wort halten würde." „Ich auch njcht. Aber vielleicht hat er eS erst nach der Hochzeit erfahren. Das wäre dann freilich eine häßliche Ueberrasckung gewesen." Ein böser Zug der Schadenfreude spielte um Cäcilien's Lippen. „DaS will ich um Anna'» Wegen nicht hoffen; daS arm« Mädchen würde mir leid tbun." „Anna würde ich auch bedauern, aber dem Herrn Paul Mauvillon würde gerade recht geschehen sein." „Er wird r« schon früher erfahren haben. Erinnerst Du Dich, wie verstört er aussah, als wir ihm damals unter den Arkaden begegneten?" „Da« beweist nichts. Wer weiß, welche Sorgen ihn damal- gequält haben. Bei Geschäftsleuten kommt da« oft vor." Helene antwortete nicht. Da« Gespräch war ibr peinlich; sie theilte keineswegs die Freud« Cärilen's über den Erfolg ihre» Plane«, sich in der Weise, wie es geschehen war, an Paul für fein wenig ehren hafte« Benehmen zu rächen. Namentlich empfand sie Gewissensbisse bei dem Gedanken, daß sie e» mit verschuldet habe, wenn Anna Reschwitz jn ihrer Ehe nicht glücklich wäre. „Dir sieht man e» an, daß eS Dir gut geht", sagte sie nach einem Weilchen, um auf ein andere» Thema zu kommen. „Wa« da« für liebenswürdige Menschen sind! Dieser prach- öffentliche Urtheil zu beschäftigen. Sind nun der Stellen, an welchen die entscheidende endgiltige Rechtshandlung stattsindet, zwei, so ist es unausbleiblich, daß einmal in analogen Fällen verschieden geurtbeilt wird und daß daran Erörterungen und Betrachtungen sich knüpfen, welche das öffentliche Rechts empfinden beunruhigen. Aber man darf nicht vergessen, daß bei Fragen solcher Art nicht nur sachliche Erwägungen, sondern auch persönliches Empfinden schwer ins Ge wicht zu fallen pflegen. Solchem Empfinden gegenüber ist selbst Fürst Bismarck oft in schwieriger Lage gewesen; es ist daher begreiflich genug, daß die „Nat.-Ztg." der Hoffnung auf ein „befriedigendes und jeden Conflict ausschließendes Arrangement" einen zuversichtlicheren Ausdruck nicht zu geben vermag. Wie sehr der ausschlaggebenden Partei des Reichstages, dem Eentrum, infolge der Rücksicht, die ihr von den übrigen Parteien nicht nur, sondern auch von oben her gezollt wird, der Kamm geschwollen ist, ergiebt sich daraus, daß die kleri kale Presse sich erdreistet, den Nachfolger des verstorbenen Staatssecretairs vr. von Stephan auswählen zu wollen. Wie ein Mann erhebt sie sich, um zu erklären, daß der jetzige Unterstaatssecretair vr. Fischer als Staatssecretair weder das Vertrauen der großen Mehrheit seiner Beamten, noch dasjenige der großen Mehrheit des Reichstages haben werde; speciell das Centrum werde nicht in der Lage sein, ihn seiner Unterstützung zu versichern. Ja, man bezeichnet sogar den Mann, welcher der ultramontanen Partei genehm sein würde, nämlich den Präsidenten des Reichsversicherungsamtes B oediker. Herr Boeviker hat sich um die Organisation insbesondere des Unfallversicherungs wesens hervorragende Verdienste erworben, die um so hoher anzuschlagen sind, als es sich dabei um eine durchaus neue Schöpfung handelte. Käme die Wahl eines der Postver waltung bisher durchaus fremden Mannes überhaupt in Erwägung, so könnte sie sicherlich eben so gut auf Herrn Boediker wie auf manchen Andern fallen. Aber wir bezweifeln stark, daß dieser Mann anders als von klerikaler Seite überbaupt genannt worden ist. Daß die Beförderung des Herrn Boediker an die Spitze eines der wichtigsten und einflußreichsten Reichsämter dem Centrum Dreistigkeit, wie eS hier geschieht, die allerhöchste Entschließung in der Ausübung eines anSschließlichen Kronrechts zu be einflussen versucht wäre, ist unS nicht erinnerlich. Es gehört das auch in das Capitel des ultramontanen An maßungen, an die wir ja von Tag zu Tag mehr gewöhnt werden, ebenso wie daran, daß von einer energischen Zurück weisung derselben von Seiten der gouvernementalen Preß- organe nichts zu verspüren ist. Ob eS auch im vorliegenden Falle so gehalten werden wird, bleibt abzuwarten. Unter allen Umständen aber hat die unabhängige Presse keine Ver anlassung, diesem Treiben schweigend zuzusehen. Der Zweck desselben wird in einem Artikel der „Hamb. Nachr." erörtert, der zu folgenden Schlüffen kommt: „Wenn man den Gründen der erbitterten Feindseligkeit der Ultramontanen gegen den Unterstaatssecretair Fischer nachforscht, so wird man dieselben schwerlich in der Person des Angegriffenen zu suchen haben. Auch denkt man doch zu klein vom Centrum. wenn man meint, es handelte sich nur um einen Act der Rache für den kleinen Zusammenstoß, den Herr Fischer vor Kurzem mit dem gewaltigen Führer Lieber im Reichstage hatte. Das von Herrn Lieber bet dieser Gelegenheit ousgefahrene grobe Ge» tige GerardI Und dies reizende Mädchen! Ich meine, man müßte selbst immer hübscher werden, wenn man eine solche Schönheit beständig um flch hat." „Nun, wir haben das znm Glück nicht gerade nöthig, Schwesterchen", rntgegnete Cäcilie scherzend. „Und wenn man an einer so schönen Puppe immer herum erziehen muß, so ist da» auch kein übermäßige» Vergnügen. Da ist die Schönheit rasch vergessen." „Iugnita hat auf mich den Eindruck eines sehr gut er zogenen Mädchens gemacht", wandt» Helene ein. „Es geht an", sagte Cäcilie geringschätzig. „ES fehlt doch an allen Ecken und Enden. Auch an der gleichmäßigen Ausbildung fehlt viel, und schließlich wird man sie doch in ein Pensionat geben müssen, um daS Alles auszugleichen." „Will Herr Gerard dies?" fragte Helene besorgt. „Ich werde ihm jedenfalls dazu rathen." „Wie tböricht von Dir! Eine so angenehme Stellung bekommst Du doch so leicht nicht wieder." Cäcilie knöpfte etwa» nervös an ihren Handschuhen, indem sie antwortete: „O, da« brauchte darum nickt aufzuhören. Herr Gerard denkt gar nicht daran, sich meiner kostbaren Dienste zu be rauben." „Ich verstehe Dich nicht. Auch wenn Iuanita in ein Pensionat käme, würdest Du bleiben?" „Auch dann." „Aber das ist ja nicht denkbar, Cäcilie! Unmöglich kannst Du ihm den Haushalt führen. Da» kannst Du doch nicht meinen!" „Da« meine ich auch nicht. Ich will Dir ein großes Geheimniß anvertrauen, mein Kind, aber Du darfst es nicht ausplaudern. ES hängt nur von mir ab, Frau Gerard zu werden." „Du, Cäcilie? Du, die Frau de» alten Herrn Gerard!" „Er ist «in Mann in Pen besten Jahren", bemerkte Cäcilie kalt. „Alt kann man ihn eigentlich doch nicht nennen. Und ich sollt« denken, daß es noch viele schlechtere Partien in Hamburg giebt." „Wie Du redest, Cäcilie! Wie kann Herr Gerard aus einen s» ungereimten Einfall kommen!" „Jedenfalls ist er darauf gekommen, und — Du vagst es mir glauben oder nicht — es hängt ganz allein von mir ab, daß er mir eine Erklärung macht und um meine Hand anhält." Helene athmete tief auf. ,«-» i,.»d E ,u>> CentrumSsührer ziemlich willkürlich 00 ^0^ ^ ^ nahe treten, und man wird dem ZögUnge der J des bevorstehenden L« NM» der Stephan'schen Verwaltung nicht N faM.^ rggsruhe, sodann die Postvcrwaltuiig namenttlch alle ms So ist das Centrum trotz Socialdemokraten, Demorraien uns mite., stets °n der Spitz- gewel-,,. wenn.es galt, anonyme Be» diese oder ähnliche Beschwerden befriedigende Aendernng des Systems ^^Kb^das"'Centrum für diesen Zweck in Herrn Boediker den rechten Ma»n finden würde, blecke dahingestellt. 2-den- falls ist es nothwenvig, der gewünschten Systemanderung mit aller Entschiedenheit entgegenzutreten. Mit herzlicher Zuneigung steht natürlich die national ge sinnte Bevölkerung Deutschlands den schwer bedrängten Deutschen Oesterreichs gegenüber, aber man muß ^gen, daß die deutschen Brüder u, Oesterreich durch mancherlei böse Fehler die Sympathien etwas erschweren. In der vorigen Woche mußte man Verdruß darüber empfinden, daß die Mitglieder des sogenannten verfassungstreuen Groß grundbesitzes der Regierung gegenüber einen beklagens- werthen Mangel an Selbstbewußtsein gezeigt haben. Und nun muß der Gegenpart dieser Gruppe innerhalb der Deutschen Oesterreichs, die deutschnationale Partei Böhmens, einen bedenklichen Fehler begehen. Die verschiedenen deutsch gesinnten Gruppen in Böhmen wollen Protest gegen d.e Sprache »Verordnung einlegen. Der Gedanke ist an sich gewiß zu billigen, aber es ist schon bedauerlich, daß die Gruppen nicht einen gemeinsamen Protest einlegen wollen. Nun wollen aber obendrein die Deutscknationalen zu dem Nroi sie n.chl auf böhmischin Boden, sondern in Dresden Zusammenkommen. Das ist ein grober Fehler. Es wird damit den Gegnern des Deutschthums geradezu eine Waffe in dieHand gedrückt; sie können ja behaupten, daß eS sich um landesverräthe- rische Umtriebe handle, weil man außerhalb des österreichischen Staatsgebiets zusammenkoinme. Auch die österreichische Re gierung muß durch die Wahl Dresdens verstimmt werden, schon weil eS für sie höchst peinlich ist, daß innere öster reichische Angelegenheiten von einer österreichischen Partei in dem Gebiete eines anderen Staates erörtert werden; und daß dieser Staat ein befreundeter ist, macht die Sache für die österreichische Negierung nicht etwa angenehmer, sondern nur noch peinlicher. Es ist zu wünschen und zu hoffen, daß die Dentschnationalen Lohmens vor der Ausführung ihrer Absicht sich nochmals überlegen, auf öster reichischem Boden zusammenzukvmmen, jedenfalls aber darf erwartet werden, daß, falls die Zusammenkunft in Dresden stattfindet, trotz aller sachlichen Billigung deS Pro testes gegen die das Deutsckthum schädigende Sprachen verordnung die Bevölkerung Dresdens bei Anwesenheit der Deutscknationalen in diesem Falle zurückhaltend ist. Es war sehr lobenswerth, als im Jahre 1885 bei dem großen Turn „Welche Thorheit, daß ich mich darüber errege!" sagte sie. „Du hast recht — alte Männer sind zu vielen Tborheiten geneigt. Der Herr, der über uns wohnt, ist 60 Jahre alt und hat auch erst vor einigen Wochen seine 18jährige Nichte geheirathet. Aber wenn Herr Gerard sich wirklich so weit vergäße. Dir einen Antrag zu machen, Du könntest ihn doch niemals annehmen, und damit ist ja die Sache vorbei." Cäcilie kämpfte ersichtlich mit einer ihr sonst fremden Be fangenheit. Sie wagte nicht ihre Sckwester anzuseben, als sie mit leiser Stimme erwiderte: „Man soll nichts verschwören. Ich möchte das nicht so unbedingt behaupten." „Cäcilie!" rief Helene aufspringend, in flammender Ent- rustung. „Redest Du irre? Denn scherzen kannst Du doch nicht wollen!" ^ .Lch rede nicht irre und ich scherze nicht. Aber ich sehe die Dinge mit vernünftigen Augen an." „Und Zarnow? Und Dein Wort?" Arnow — das ist eine ganz aussichtslose Geschichte. Und mein Wort — wieso? Wir sind nickt verlobt." ' „Doch, Cäcilie, doch! Vor Gott und vor Menschen seid Ihr verlobte Brautleute!" ' „Rede doch nicht so theatralisch. Schwesterchen!" sagte Cacilie mit emem schwachen Versuch zu lächeln. „Es ist ja noch nicht so weit. Nur wollte ich nicht, daß es für Dich eine Ueberraschung wäre, wenn es dahin kommt. Sei doch Nicht kindisch! Ich sage ja nicht bestimmt, daß ich Gerard, Ws"» er seinen Antrag macht, annehme. Aber Du kannst wirklich nickt verlangen, daß ich ohne alle Ueberlegnng eine glanzende Zukunft wegen Gott weiß was für überspannter Ideen blindlings opfere." Als Cäcilie bald darauf ging, legte Helene den Kopf aus den Arm und brach, zum ersten Male seit langer Zeit wieder m bitterliches Weinen aus. An ihr, die ihm freudig bis an« Ende der Welt gefolgt sein würde, war Zarnow achtlos vorübergegangen. Und die Schwester, der er in blinder Lieb» anhing, ward ihm bei der ersten Versuchung, die ihr nal,«» d„ Philipp Nch'L feste in Dresden die deutsch-böhmischen Turner vielfach be sonders ausgezeichnet wurde»; etwas Anderes aber ist es, wenn böhmische Delegirte nur zu dem Zwecke in einer- deutschen Stadl Zusammenkommen, um gegen Maßnahmen ihrer Regierung zu protestiren. Die englische Floitenbewegunz an dersüdafrikanischen Küste nimmt immer größeren Umfang an. Am Dienstag wurde, wie erinnerlich, gemeldet: „Der englische Kreuzer ,Phoebe" ist heute mit versiegelten Ordres in See gegangen, der Kreuzer „St. George", mit dem Admiral Rawson an Bord, wird am Nachmittag ebenfalls auslaufen; der Kreuzer Fox" wartet noch die Post von England ab") eine Draht nachricht der „Köln.Ztg." ans Zanzibar vom Dienstag besagte ferner: „Während der letzten Tage sind einzeln ein englisches Panzerschiff und drei englische Kreuzer in beschleunigterFabrt nack Silken hier vorbeigefahren"; gestern wieder kam aus Durban (Natal) dietelegraphischeMeldung, daßein englisches Geschwader von sieben Schiffen unerwartet dort eingetroffen sei und daß am gestrigen Abend zwei weitere Kriegsschiffe erwartet wurden, deren Ziel und Bestimmung unbekannt seien. Diese Schiffs- sendnngen mußten den Verdacht nahe legen, daß, wie in Londoner Blättern auch offen eingestanden wurde, eine Demonstration gegen daS Boerenthum und zugleich gegen Portugal an der Delagoabai geplant werde. Diese Auf fassung hat die englische Regierung als unbegründet bezeichnet, indem sie erkären ließ, die englischen Kriegsschiffe hätten keinerlei Ordre von London aus erhalten. Offenbar ist etwas im Werke gewesen, auf ernste Abmahnungen aus Capstadt aber hält man es für gut, vorläufig abruwiegeln. In Pretoria saßt man deshalb die Lage augenblicklich ruhiger auf. So schreibt die „Volksstem" u. A.: Wenn England Kriegsmaterial nach Südafrika schafft, so deutet das noch nicht aus einen bevorstehenden Krieg mit der südafrikanischen Republik hin. Solche Vorbereitungen must man nicht so betrachten, daß sie besonders die südafrikanische Republik und den Freistaat angehen. Der säst zur Gewißheit gewordene Krieg zwilchen Griechenland und der Türkei wird das Signal zu einem großen europäischen Kriege sein, der an und für sich dem Cap der guten Hoffnung austrcordentliche Bedeutung verleihen würde. Die Beförderung von Kriegsmaterial nach der Südspitze von Südafrika sollte deshalb nicht al- unmittelbare Drohung aus- gefaßt werden. Sie beruht auf dem sehr erklärlichen Wunsche der britischen Regierung, eine der wichtigsten Stationen der Welt in BertheidigungSzustand zu setzen. Jedenfalls können wir bis jetzt nicht glauben, daß man in London Angriffsschritte gegen die Boercn- repubiik unternehmen will. Selbstverständlich unterläßt aber die Transvaalregierung nichts zur Sicherung der Republik gegen allfällige böse Ab sichten der Engländer, und dieselbe „Volksstem" erklärt: „In Pretoria befinden sich Gewehre und Schicßbedarf genug, um daS ganze Asrikandervolk zu bewaffnen." Noch immer stehen die griechische und die rurtstche Armee sich unthätig gegenüber, zwischen einer noch auf türkischem Gebiet befindlichen Truppe der Freischaaren und türkischen Vorposten ist cS noch zu einem kleinen Scharmützel gekommen, in dem natürlich wieder die Griechen „gesiegt" haben, «Her der in Aussicht gestellte neue Einbruch von Irregulären ist unterblieben, wenigstens werden alle darauf bezüglichen Meldungen englischer Blätter griechischerseits energisch dementirl. Um nun aber doch die griechischen Chauvinisten in gehobener Stimmung zu erhalten, werden Nachrichten von derGesanzennahme, Entwaffnung und theilweisen großmüthigen Freilassung türkischer Soldaten verbreitet. Es handelt sich freilich nur eine „kleine Anzahl", dann wieder um ganze acht „Setzen Sie sich, Friedrichsen", redete ihn der Principal an, der nicht nur bei seinen Commis, sondern bei allen näheren Bekannten das „Herr" wegzulassen pflegte. „Ick möchte eine wichtige Angelegenheit mit Ihnen besprechen. Vorher aber sagen Sie nur, ob Sie so viel Französisch verstehen, um eine Reise in Frankreich ohne große Be schwerde unternehmen zu können. Nicht nach Paris meine ick, sondern in die Provinz". „Ick spreche Französisch sebr fließend", erwiderte Friedrichsen. „Ehe ich in daS Geschäft meines VaterS eintrat, habe ich ein Jahr in Bordeaux gearbeitet". „Sebr schön. TaS trifft sich wundervoll. Und noch eins. Sie müssen mir versprechen, über das. was ich Ihne» nun erzählen werde, gegen Jedermann unverbrüchliches grabeS-, tiefes Schweigen zu beobachten. Es ist nichts Gefährliches dabei, aber eS ist doch nicht nothwendig, daß jeder Grasaffe darum weiß." Friedrichsen gab die verlangte Erklärung, und Gerard fuhr fort, nachdem er einige Papiere vor sich niedergelegt hatte: „Es handelt sich da um eine höchst verwickelte und für mich im Augenblick ganz unerklärliche Angelegenheit, ttck würde selbst nach Frankreich reisen, aber erstens kann ick gerade jetzt nickt aus dem Geschäft fort, weil dann sofort die gräulichste Confnsion cinrcißen würde, und zweitens ver stehe ich von dem Französisch so viel, wie der Seehund vom Clavierspiel. Und Sie wissen, wie es jetzt da drüben bei den Froschessern anSsieht. Wer sich nicht verständigen kann, wird ohne Weiteres als Spion an die nächste Laterne geknüpft. DaS ist aber eine Aussicht, die mich nicht mit be sonderem Wohlbehagen erfüllt. Nun hören Sie mir einmal mit gespitzten Ohren zn. Sie kennen doch die Geschichte von meinem Mündel Iuanita?" „Gewiß, Herr Gerard. Sie ward doch, wenn ich mich recht erinnere, auf einem verlassenen Schisse gesunden, und von einem Ihrer Capitaine nach Hamburg gebracht, worauf Sie sie bei flch behielten." »Das stimmt. Ich hätte das hübsche Kind unter allen Umstanden behalten, weil eS kein prächtigeres Geschöpf auf Gottes Erdboden giebt — aber es kam für mich noch ein ganz besonderer Grund hinzu. Auf dem Wrack fand sich — ein ganz vertrackter Zufall! — ein Brief an nnch vor, aus dem hervorging, daß Iuanita die Tochter einer Jugendliebe von mir sein müsse. Ihr Mann, ein Engländer Namens Williams, der sie mir damals wegschnappte — Gottlob, daß er es grthan hat! — schreibt mir in dem Briese, daß er mir -«MW > >>sr
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