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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.04.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-04-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189704181
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18970418
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18970418
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1897
- Monat1897-04
- Tag1897-04-18
- Monat1897-04
- Jahr1897
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.04.1897
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Tabellarischer und Ziffernlatz nach höherem Tarif. Extra-Beilage» (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbeförderung ^ 60.—, mit Postbeförderung 70.—. , Annahmeschluß für Anzeigen: Abend-Ausgabe: BormittagS 10 Uhr. Morgen - Ausgabe: Nachmittags 4 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde srüher. Anzeige» sind stets an die Expedition zu richte». . Truck und Verlag von E. Polz kn Leipzig. 188. Sonntag den 18. April 1897. 81. Jahrgang. Dil s nächste Nummer erscheint n rorgen fi uh. Deutsche Ostern. Q Da» Osterfest wahrt sein Recht. Mit ihrer unver- tilgbaren, weil in den Herzen der Menschen geborenen, vom Glauben verbrieften Gewährschaft de» Besseren. Vollkomm- neren belebt die Auferstehungszeit immer aufs Neue die Hoffnung. Die Hoffnung, deren die beladenen Erdgeborenen stets bedürfen und doppelt in trüben Tagen. Und in solchen Tagen leben wir. Im Osten des Erdtheil» droht, lodert au mancher Stelle schon — unberechenbar in seinen Folgen — ein Kampf, der nicht» Versöhnendes hat, da weder der An greifer hohen Gütern nachstrebt, noch der Angegriffene menschlich Werthvolles vertheidigt — ein Kampf, in welchem dem Sieger ein edler Preis nicht winkt. Unser Vaterland, obwohl zum wenigsten in Mitleiden schaft gezogen, hat sein Theil an jenen Wirren. Viel schwerer aber lastet auf ihm eine innere Plage. Von Jahr zu Jahr verwischt sich mehr das Bild, welches das deutsche Volk mit seinem Oberhaupt im gemeinsamen Fühlen und Wollen ver bunden zeigt. Unserer Nation haften manche der staatlichen Entwickelung hinderliche Fehler an, und es wäre frevelhaft, zu bestreiten, daß diese nicht auch gerade in der Gegenwart wirken und das Unerfreuliche des politischen Lebens in Deutschland mit verschulden.. Aber ein Volk, das seinem Herrscher ungern vertraut, ist das deutsche nicht. Es trägt da» Zeugniß für das Gegentheil in seiner jüngsten Geschichte. Alle Liebe, die der erste Kaiser hinterlassen, ist seinem Enkel entgegengebracht worden, und waS an Dankbarkeit für den Heim gegangenen Fürsten in den Herzen aufgespeichert war, dem hat dir Zuversicht auf den jungen glänzenden Nachfolger die Waage gehalten. Und dieses Vertrauen war kein Stroh- feuer. Viele unverstandene Kundgebungen und Entschlüsse rüttelten vergebens an einem festen Glauben, der aus jeder That Wilhelm's II., die im Sinne des Volkes gethan war, mit freudiger Bereitwilligkeit Nahrung sog. Diese Bereitwilligkeit ist gleich der Liebe zu dem Monarchen unvermindert geblieben. Aber die Nation ist zu oft an der Richtung des Kaiser« irre gemacht worden, als daß sich ihrer nicht tiefe Besorgniß wegen der Zukunft bemächtigen müßte. Und insbesondere wird es als ein tiefes Weh em pfunden, daß die Gedächtnißfeier für Wilhelm I., anstatt den Impuls zur Beseitigung eines jeoen Gegensatzes zum VolkS- empfindeu zu geben, Erscheinungen gezeitigt hat, die im Gegentheile geeignet sind, der Entfremdung den Boden zu bereiten. Die Nichtbeachtung des Fürsten Bismarck bedrückt die Gemüther nicht allein. Wenn ein Volk hören muß, wie unreife Jünglinge gegen erprobte Männer aufgerufen werden, weil diese, ihrer Einsicht und Pflicht folgend, vor verhängnißvollen Schritten warnen, dann kann es sich banger Frage» nicht erwehren. Man hat von einer EmpsindungSoppositioN, die im Reiche um sich greife, gesprochen. Diese Wahrnehmung ist nur allzu richtig, aber eS muß hinzugesetzt werden, daß die wachsende Unzu friedenheit nicht etwa nur aus unklaren Gefühlen schöpft, daß sie vielmehr die Erkennenden, die Ursachen und Wirkungen ab zuschätzen vermögen, gleichfalls und vielleicht mit gesteigerter Kraft erfüllt. Gerade diesen kann das Unheil nicht entgehen, das ein sprunghaftes und der Stetigkeit entbehrendes Vordringen undurchsichtiger Pläne dadurch anrichtet, daß es die natür liche Gruppirung der Streiter in den — nothwendigen — politischen Kämpfen verwirrt und die Sammelpuncte der Getreuen deS KaiserthumS unzugänglich macht. Doch einer dieser Puncte ragt zu hoch und glänzt zu licht, als daß er d«ni Blicke entschwinden könnte: Fürst Bismarck. Darf man sich trüber Gedanken heute nicht entschlagen, so leitet zu freudigen nichts verheißungsvoller über als die Botschaft, daß der Unschätzbare seine Gesundheit wieder erlangt hat, nach langer bedrohlicher Krankheit sich mit uns der Frühlingssonne, der österlichen Naturwunder erfreuen darf. Der Zweiundachtzigjährige wird nicht selbst die erhoffte bessere Zukunft gestalten, aber er senkt ihre besten Samenkörner in das Erdreich. WaS noth- thut, ist das Erstarken der Selbstständigkeit, des Un- abhängigkeitSgefühlS nationalgesinnter Männer. Und der 22. März wie der 1. April haben deutlich gezeigt, daß diese Tugenden sich gerade an dem Fürsten Bismarck emporranken. Wir haben über den Werth dieses Mannes und über seine Verkennung männliche, unerschrockene Worte vor dem Throne sprechen hören, von Lehrern der Jugend zumal. Bismarck vor Allem gab den Anstoß, daß wir erkennen durften, wie deutscher Freimuth lebenvig geblieben ist. So weist seine Person den Weg, der um des Vaterlandes, um der Monarchie willen eingeschlagen werden muß — ein gutes Vorzeichen, daß das Ziel erreicht werden und die Osterhoffnung nicht trügen wird. Deutsche- Reich. L. Leipzig, 17. April. Die „Kreuzztg." druckt in ihrem Feuilleton aus den militairischen Schriften Kaiser Wilhelm's I. Aeußerungen des verewigten Herrschers zu Gunsten der dreijährigen Dienstzeit ab, obne sich „eines Commentare» zu bedienen", „fast erstaunt über die große Wichtigkeit, die der erfahrene Kriegsherr auf die volle dreijährige Dienstzeit legte, über die Unermüdlichkeit, mit der er immer wieder auf diese Sache als Cardinalpunct der Größe Preußen- Deutschlands hinwies, sowie über die Energie, mit der er jeden Versuch abwies, von welcher Seite er auch kam, an diesem Eckstein der Tüchtigkeit der Armee zu rütteln". — Der Zweck, den die „Kreuzztg." mit ihrem „Feuilleton" ver folgt, ist hiernach wohl Jedem, auch ohne Commentar, hand greiflich klar. Um so mehr scheint es uns angezeigt, auf eine einschlägige Auslastung Kaiser Wilhelm's I. ausmerksam zu machen, die im Feuilleton der „Kreuz-Ztg." fehlt. Diese Auslastung steht in der Denkschrift, welche Prinz Wilhelm 1848 als Kritik deS von einem besonderen Ausschuß der Frankfurter Nationalversammlung vorgelegten „Entwurfs zu einem Gesetz über die deutsche Heeresversassung" ge schrieben hat. Der Entwurf setzte für die Infanterie die Dienstzeit auf sechs Monate fest. Prinz Wilhelm wieS nach, daß in einer so kurzen Frist der Recrut nicht zum erzogenen Soldaten werden könne; und, auf die preußische Armee im Jahre 1848 exemplisicirend, die, aller Kunstgriffe der Verführung zum Trotz, felsenfest und uner schüttert in ihrer Gesinnung und DiSciplin dagestanden habe, schrieb Prinz Wilhelm: „Solche Resultate zu erreichen, muß jeder Militair, der über eine Wehr verfassung mitzusprechen hat, sich angespornt fühlen. Wer aber den Erfolg will, muß auch die Mittel wollen und diese sind in der zwei- biS dreijährigen Dienst zeit gegeben." (Vgl. W. Oncken, Unser Heldenkaiser, S. 55.) Indem wir an die vorstehenden Worte Kaiser Wilhelm's I. erinnern, sind wir unS bewußt, daß die Frage der zweijährigen Dienstzeit mit ihrer thatsächlichen Einführung auf eine gesetzlich bestimmte Reihe von Jahren endgiltig nicht entschieden sei. Aber in einer Sammlung von Aeußerungen I Kaiser Wilhelm's I. über die Dauer der Dienstzeit darf unseres Erachtens die von uns oben wiedergegebene nicht fehlen. * Leipzig, 15. April. Unter der Spitzmarke „Standes beamte und kirchliche Trauung" lesen wir in der „Christlichen Welt": „Die preußischen Minister deS Innern und der Justiz haben, „einer von kirchlicher Seite gegebenen Anregung gern Folge leistend", gemeinsam eine Ver fügung an die Standesbeamten erlassen, die ihnen aufgiebt, bei Eheschließungen die jungen Eheleute auf ihre kirchlichen Verpflichtungen hinzuweisen. Der Erlaß ist nur verständlich durch den Paragraphen im CivilstandSgesetz, der ausspricht, daß durch die gesetzlichen Bestimmungen über die bürgerliche Eheschließung „die kirchlichen Verpflichtungen der Erschließenden unberührt bleiben". Wenn nun die neue Verfügung lediglich den Standesbeamten aufgäbe, den Eheschließenden den Inhalt dieses Paragraphen mitzutheilen, so wäre nichts gegen sie zu sagen. In ihrer tatsächlich vorliegenden Form aber legt sie ihnen eine — von ihnen selber, nicht vom Gesetz ausgehende — Ermahnung an die Eheleute auf, die kirchlichen Verpflich tungen bezüglich der Trauung zu erfüllen, — und diese Mobilmachung staatlicher Behörden zur Erzielung kirchlicher Trauungen muß als eine höchst unglückliche bezeichnet werden. Durch die Einführung und das allmähliche Einleben des CivilstandSgesetzes ist die kirchliche Trauung ein Act frei willigen BekennenS der Zugehörigkeit zur Kirche geworden; daß gerade diese Freiwilligkeit im Gegensatz rum früheren Zwang einen hohen sittlichen Werth für jede Kirche hat, ist in den zahlreichen Erörterungen, die , im vorigen Jahr der conservalive Antrag aus Einführung der facultaliven Civilehe hervorrief, von den verschiedensten Seiten anerkannt worden. Glaubt man nun wirklich auf diesen freien Entschluß der Brautleute günstig einwirken zu können durch eine amtliche Ermahnung zur Vornahme der kirchlichen Trauung, die dazu häufig von einem religiös ganz indifferenten Beamten in geschäftsmäßigem Ton und ohne den erforderlichen Tact vor getragen werden wird? Denken wir etwa an die Ehe schließung eines gegen die Behörden verbitterten und der Kirche entfremdeten Socialdemokraten, der aber doch auf Wunsch der Braut oder durch einen Rest kirchlicher Ge wöhnung verlanlaßt, der Kirchlichen Trauung zustimmt, — wird bei diesem eine amtliche Ermahnung, wenn sie über haupt eine Wirkung hat, nicht gerade die der beabsichtigten entgegengesetzte erzielen? Andererseits werden auch manche Eheschließende, die die kirchliche Trauung beabsichtigen, durch die unberufene Ermahnung höchst unangenehm berührt sein und dem Beamten mit Recht entgegnen, daß der freie Ent schluß, den sie in dieser Hinsicht fassen werden, Niemand etwas angehe, so daß die Standesbeamten ihrerseits häufig in eine unangenehme Lage kommen können. — Vor Allem aber ist im kirchlichen Interesse zu bedauern, daß auf die Freiwilligkeit der Anmeldung zur kirchlichen Trauung durch die neue Bestimmung ein Schatten fällt, daß zumal bei Personen, die in ihren äußeren Verhältnissen von der Behörde abhängig sind, die Vermuthung entstehen kann, sie hätten sich nur trauen lassen, weil es ja von oben her verlangt würde. Die gewiß gut gemeinte Verfügung ist ein neuer Beleg dafür, wie jede von den Organen des Staats unternommene „Nach hilfe zur Frömmigkeit" ihre großen Bedenken hat, auch wenn sie dirccten Zwang vermeidet. Von kirchlicher Seite aber sollte man sich unjeres Erachtens hüten, den Staatsbehörden derartige „Anregungen" zu geben. Man ruft seit Jahren, ganz besonders auf der kirchlichen Rechten, nach größerer Freiheit der Kirche vom Staat; aber man hat so wenig Vertrauen zur eigenen Fähigkeit, die Gemeindeglieder zu bestimmen und festzubalten, daß man für ein Gebiet, aus dem man soeben glücklicherweise selbstständig geworden ist und in der Selbstständigkeit recht gute Erfolge erreicht hat,*) die Mitwirkung der Staatsbehörden wieder ängstlich erbittet. Leider kann mit voller Sicherheit errathen werden, daß die *) Bekanntlich Hot in den einundzwanzig Jahren seit Einführung der bürgerlichen Eheschließung in ganz Deutschland der Procentsatz der kirchlich Getrauten ständig zugenommen. Anregung nicht von den katholischen Kirchenbehörden aus gegangen ist (die haben dergleichen Krücken nicht nöthig), sondern von evangelischer Seite." — Berti», 17. April. Der Generalanwalt ländlicher Genossenschaften für Deutschland (Raiffeisen'scher Organi sation) beruft für den 9., 10. und II. Juni nach Berlin einen Vereinstag des General - Anwaltschafts verbandes. Der Generalversammlung der Landwirth sckaftlichen Central-Darlehnscasse am 9. Juni folgt am nächsten Tage die Hauptversammlung im Saale der „Ton halle", auf der nach Erstattung des Jahresberichtes und nach einem Vortrage des Verbandsanwaltes Heller-Danzig über „die beste Gliederung der Ein- und Verkaufs-, Pro ductiv- und Zuchtgenossenschaften Raiffeisen'scher Organi sation" Beschluß über ein Denkmal für den alten Raiffeisen gefaßt werden soll. * Berlin, 17. April. Der Colonialrath wird, wenn er Mitte Mai Zusammentritt, viel Arbeit vorfinden, denn die coloniale Situation hat sich gegen die frühere Session geändert, die Franzosen bereiten uns am Niger Schwierig keiten und die Engländer dringen von Aschanti in das Hinter land von Togo ein. In Ostafrika steht es mit der Ufa m ba raei se n bah n schlecht. Die Betriebsergebnisse sind nur gering, Mittel zur Fortführung des Baues sind schon lange nicht mehr vorhanden. Nur von der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft ist durch Gewährung von Beihilfe Betrieb und Fortsetzung des Baues ermöglicht worden. So ist eS kein Wunder, wenn die s. Z. vom Director der Colonialabtheilung vr. Kayser geäußerte optimistische An sicht, daß für die nächste wichtige Aufgabe zur Erschließung der Colonien, für den Eisenbahnbau, alle Vorarbeiten abgeschlossen seien, jetzt nicht mehr getheilt wird und daß man im Gegen theil bei den Reichsämtern noch sehr bedeutende Vorarbeiten für nöthig hält. Vorläufig soll nur eine neue Vorlage wegen der Usambaraeisenbahn an den Reichstag gelangen. Auch das Auftauchen der 8outli ^krican Teiritories Ickm. Oompauv in Südwestafrika wird nicht angenehm empfunden. Mit der letzteren hat sich am 30. März der Ausschuß der Deutschen Colonialgesellschaft befaßt. Der stellvertretende Vorsitzende Geheimrath Simon hielt es für geboten, daß, nachdem das erforderliche Material vorliege, die Gesellschaft zum Kharaskhoma-Syndicat und zur Frage der Uebertragung der ertheilten Concession auf die 8ouk!> ^triekur Torritnries lüm. Stellung nehme. Es sei zu seiner Kenntniß gelangt und bei Erkundigungen an maßgebender Stelle nicht als unrichtig bezeichnet worden, daß die 8out>, ^tricau Territorieg lüm. ohne ein Pfund Sterling eigenes Capital begründet worden sei. Keine einzige Actie wurde gegen baar ausgegeben, dagegen werden auf die von der Regierung gewährten Rechte 75 000 Pfund Sterling Schuldbriefe ausgegeben. Von der Valuta hierfür erhalte das Kharaskhoma - Syndicat einen ansehnlichen Betrag, ein weiterer großer Betrag sei für die Verwaltung nothwendig, und der Rest werde innerhalb weniger Jahre zu Zinszahlungen auf die Obligationen verbraucht sein. Dann sei die Loutü ^krican Territories Inm. voraussichtlich ohne alle Mittel, und den Inhabern der Obligationen haften die bereits dem Kharaskhoma-Syndicat überwiesenen Farmen (zunächst 128) und etwaige weitere Rechte. Hieran an knüpfend, führte Herr Geheimrath Simon auS, daß aus der Uebertragung der Concession an die 8outü ^kriesn Territorien Inm., welche rechtlich entsprechend den Bestimmungen des Artikels 6 der Vereinbarung zwischen der kaiserlichen Regierung und dem Kharaskhoma-Syndicat seiner Ansicht nach vielleicht nicht verweigert werden könne, dem deutschen Interesse Gefahren ernstester Art droben. Es sei die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, daß die Territories lüi». in den nächsten Jahren keine Einnahmen haben und mit ihren Mitteln bald zu Ende sein werde. Daraus erwachse die Gefahr, daß von englischer Seite die im Werthe erheblich geminderte» Schuldscheine aufgekauft und durch Ansiedlung deutsch-feindlicher Elemente auf den verpfändeten Farmen in den Gebieten der Gesellschaft Zustände geschaffen werden, die den deutschen Interessen widersprechen. Gegen diese Dar- Feuilleton. Ostern im Lichte des Volksglaubens. 9. Schon die alten Deutschen feierten Ostern als Fest der Auferstehung, aber nur im allgemein naturalistischen Sinne. Auch der Name entstammt bekanntlich dem germa nischen Alterthum. Es war das Fest deS Wiedererwachens der Natur auS dem winterlichen TodeSschlaf. Ihm gingen auch damals zwei Feiertage voraus: der heilige Donners tag, wahrscheinlich schon Gründonnerstag geheißen, dem Weiterer Donar geweiht, und der heilige Freitag, daS Fest der Fruchtbarkeit bringenden Freya oder Frigg (im westfälischen Dialect friggen --- freien). Diese Aufeinander- solge hatte wieder ihre dem Naturverlaufe entsprechende Symbolik. Der Frühling hält in der Regel (wie auch Heuer wieder) seinen Einzug mit einem Gewitter. Blitz und Donner verkünde» flammend und mit lautem Schalle den Sieg de» Frühlings über den Winter. In der Nacht vom Gründonnerstag auf Charsreitag fertigte in alten Zeiten der Schmied aus Hufeisen, die ge funden sein mußten, die sogenannte» Krampsringr, welche vor Krämpfe» und auch vor Fieber bewahren sollten. Gefundene Hufeisen glaubte man von Wodan» achtfüßiaem Roß berrührend. Wodan fällt hier, wie aucb sonst vielfach, mit Donar zusammen. Dieser Brauch hat sich in manchen Gegenden, so besonder» im Bogtlande, bi» auf den heutigen Tag erhalten. Am heiligen Freitag wurde da» Vieh beim Austrieb mit grünenden Zweigen geschlagen, um sein Gedeihen zu fördern. Zweige, an die sich ein Bienenschwarm angesetzt hatte, wurden als zaubrrkräftig betrachtet und aufbcwahrt; man steckte Hollunderzweige in Beete und Aecker. Der Hol- lunder war der Frigg, auch Holde, später Frau Holle, ge- weiht, daher der Name Holder. Hollunder. Man vergrub ein Säckchen mit Hühnerfutter bi» zu Ostern und fütterte dann daS Geflügel damit, um sein Gedeihen zu fördern, eS vor Raubzeug zu schützen rc. Gebacken wurden vor den Ostertagen platte Kuchen, Fladen, genannt, nach denen sogar ein kriegerisches Ereigniß den Namen erhalten hat, das freilich noch unschuldiger war als der später Meiningische Kartoffel krieg. In der Charwoche deS Jahres 1542 zog nämlich der Kurfürst Johann Friedrich von Sachsen gegen den Herzog Moritz von Sachsen wegen des Stiftes Wurzen in« Feld und besetzte die Stadt Wurzen. Durch Luther und den Land grafen Philipp von Hessen wurde aber der Streit sofort bei gelegt, und so fiel den Truppen keine andere Tbätigkeit zu als die Vertilgung der Osterfladen, und daher erhielt di« Fehde den Namen Fladenkrieg. Die Nacht zu Ostern verbrachte man wachend. Abends versammelte man sich auf Bergen und Hügeln, in der Ebene an freien, weithin sichtbaren Stellen und zündete mächtige Feuer an. ES mußle dies mit Stahl und Stein geschehe», oder auch mit dem Feuerrade, einer Vorrichtung, wobei ein in die Nabe gesteckter dürrer Holzflock in der Ver tiefung eines Balken» so lange rasch hrrumgewirbelt wurde, bi» di« Flamm« hervorbrach. D«» Feuer, die« ohnehin schon hochverehrt« Element, mußte an diesem Tage ebenfalls neu auferstehen. Sein Freudenleuchten in der Osternacht wirkte nach germanischer Vorstellung befruchtend: eine Beziehung auf die Sonne, von der man sich daS Feuer enstammt dachte, weshalb denn auch sein Schein durch Umher tragen mittels Fackeln, die am Osterfeuer angezündrt wurden, gewöhnlich in langem, feierlichem Umzuge, wie eS heute noch in manchen Gegenden geschieht, vervielfältigt wurde. Die Fackelzüge wurden von choralähnlichen Gesängen begleitet. Dieser Brauch findet sich heute noch im Elb sandsteingebirge bi« nach Böhmen hinein, wo stet« eine vor wiegend germanische Bevölkerung neben der slawischen wohnte. Ein wunderbar schauriges Gefühl erregt eS, den vielhundert stimmigen Gesang in der Nacht zu hören, wie er, bald in Schluchten verhallend, bald wieder, von Höben uiederschallend, daS Echo an den Felswänden weckt, als sei die alte Zeit aus tausendjährigem Schlummer zu neuem Leben auferstanden. Um auch daS Vieh der Segnung des Osterfeuer- theil- haftig »u machen, jagte man es hindurch. Natürlich konnte dies erst geschehen, nachdem der Holzstoß niedergebrannt war und man die glühenden Kohlen etwas au«eiuandergrscharrt hatte. Im Harz nannte mau die« Hindurchjagrn de» Vieh«» Bockshorn. Dieser Ausdruck hat weder mit dem (Ziegen)bock, noch mit dem Gehörn etwa» gemein, sondern ist herzultiten vom althochdeutschen duoclm, Buche, Buchen holz (in diesem Falle übertragen als Feuer au» Bucven- scheiten) und oru, Tenne, also der Boden de» Osterfeuer», da«, wie aus verschiedenen Nachrichten z, schließen ist, eben vorzugsweise au« Buchenholz angelegt wurde. In der Volksetymologie wurde dieser Au-druck, wir so viele ander« aus althochdeutschen Stämmen beruhend«, verwischt und un kenntlich gemacht. Da das Vieh ^bei dem Hindurchjazen durch den Feuerboden in Angst und Schrecken versetzt wurde, entstand die Redensart „ins Bockshorn jagen" für Schrecken oder Angst einjagen. Das alte Wort ein findet sich in der Rbeingegenv (Mittel- und Oberrhein) noch in Hausern, d. h. VorhauS, Vorsaal deS Erdgeschosses, der ur sprünglich aus Lehm gestampft war (Tenne), später mit Stein platten belegt wurde. Auf den altheidnischen Brauch der Osterfeuer sind auch, wie wir sehen werden, die noch jetzt hier und da bei den Katholiken üblichen kirchlichen Feuer am Cbar samstag zurückzuführen, die ebenfalls mit Stahl nnd Slcin angezündet werden müssen. An diesen Feuern werben gc weihte Holzkohlen in Gluth gesetzt und an diesen die sogenannte Osterkerze angezündet, von der dann die vorher ausgelöschten übrigen Kirchenkerzen ihre Flammen erhalten. Die Scheite zu diesen Feuern werden nicht berbeigetragen, sondern über den Boden geschleift: wiederum ein urbeidnischer Brauch, dem der Gedanke zu Grunde lag, daß die Scheite durch die Be rührung mit der „Mutter Erde" ihr» Weihe erhalten sollten. Sobald die Scheite angekohlt, also noch nicht ganz durch- grbrannt sind, werden sie von den Eigenthümern heraus- gerogen und ebenfalls über die Erde wieder nach Hause geschleift. Diesen Scheiten und dem daran flammenden Feuer schreibt der Volksglaube eine zauberkräftige Wirkung zu, weshalb sie zu mancherlei Zwecken verwendet werden. Zn nächst zündet man an diesen Flammen den vorher auS gelöschten Herd wieder an (»eue« Feuer, s. oben). Stücke der halbverbranaren Scheit« befestigt man am Pflug, um davurch die Fruchtbarkeit de» Acker» zu erhöhen, steckt«
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