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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.07.1897
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1897-07-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18970708014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1897070801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1897070801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1897
- Monat1897-07
- Tag1897-07-08
- Monat1897-07
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2. Mge z. LchM Tagkbllitt mi Azeizer Nr. W, ImeMg, 8. W188?. My-AWüt.) Lnrennungen, versetzunae« rc. im öffenüichea Dienste. Miniftertu» »er Justiz. Der Rechtsanwalt Bürgermeister Heinrich Richard Ha« Pt in Schöneck ist zum Notar für Schöneck auf so lange Zett, als er dort sein» ordentlich« Geschäftsstelle haben wird, gemäß der Notariats ordnung vom 5. September 1893 ernannt worden. vit«tftrri«» »er Finanzen. Bel der Verwaltung der StaatSeisenbahneu sind er nannt worden: Kirsten, seither StattonSassistent II. Elast«, al» StationSassistent I. Elaste in Gera (Reust); Lehmann, seither töeichrnwürter und Glaser, seither Hilfsweichenwärter, als Schirr meister in Löbau und Bautzen; Militair-Anwärter Engelmann, seither Hilfsweichenwärter, alS Weichenwärter II. Elaste in Bischofs werda; Bretsch nrtdrr, seither Vorarbeiter, und Meiuel, seither Stellvertreter, als Bahnwärter für die Streck« WilzschhauS-CarlSfeld; Feldmann, seither Stellvertreter, Kempe, seither Schlagzleher, Müller und Straßburger, seither Borarbeiter, als Bahnwärter für di« Linie Mulda-Sayda. Ministerium »es Innern. Dem ökonomischen Specialcommistar, Oekouomierath Lüder in Leipzig-Connewitz ist di« erbetene Entlastung aus dem Staatsdienste vom 30. Juni d. IS- ab bewilligt worden. Im Geschäftsbereiche deS evangelisch-lutherischen LandeSeonsistoriumS sind oder werden demnächst folgende Stellen erledigt; davon sind zu besetzen: nach dem Kirchen gesetze vom 8. Drcrmbrr 1896: —; 8. im regelmäßigen Besetzungs verfahren: das Pfarramt zu Frankenstein mit Kirchbach sChemnitz II) — El. V (L) — Eollator: Rittergutsbesitzer Günther von Carlowitz auf Oberschöna; das Pfarramt zur Kirchberg mit Burkersdorf (Zwickau) — El. IX — Eollator: daS evangelisch- lutherische LandeSconsistorium; das Pfarramt zu Wernsdorf (Glauchau) — El. III (8) — Eollator: Se. Erlaucht Graf Clemens von Schönburg-Hinterglauchau. — Dagegen wurden an gestellt, beziehentlich befördert: Karl Walther Ludwig, Pfarrvicar in Weißer Hirsch (Dresden II), als Pfarrer daselbst, Karl Bernhard Benke, Hilfsgristlichcr in Lauf«, als Pfarrer in Schlagwitz mit Franken (Rochlitz), Eduard Theodor Arno Kleinert, Predigtamts, caudidat, alS Hilfsartstlicher der Ephorie Chemnitz II, August Richard Truöl, Hilfsgeistlicher der Ephorie Ehemnitz II als zweiter DiakonuS an St. Nicolai-Chemnitz (Ephoralort). Ausflug der Polytechnischen Gesellschaft. Leipzig, 5. Juli. Weit über ein halbes Hundert Mitglieder der Polytechnischen Gesellschaft nahmen heute an dem geplanten Ausflug «ach Altenbach bei Wurzen zur Besichtigung der hochinteressanten Chamotte- und L honwaarenfabrik von Eugen Hüls» Mann, sonst Karl L Gustav Harkort, Theil. Dem freund- lichrn Entgegenkommen des Herrn Director C. Eise „traut war eS zu danken, daß den Theilnehmern an der Excursion ein höchst lehrreicher Einblick in die mannigfachen Betriebszweige dieses groß- artigen und umfangreichen Etablissements gewährt und der Werdc- proceß der einzelnen Fabrikate in übersichtlicher Weise erschlossen wurde. Ma» nahm zunächst die Thonwaare nfabrikation in Augen, schein, dann die Chamotte- und Strinzeugw aarenfabrikati on und endlich die Zieaelfabrikation. Die Anfänge dieser Erdindustrie sind auf den Bau der Leipzig. Dresdener^Lisenbahn zurückzuführen. Als man bei jener Gelegen- beit aus eine feine kaolinartige Erdmaste stieß, ahnte man nicht, daß dieselbe nochmals Anstoß zu einer ausgedehnten Industrie geben sollte. Aber die bei dem Bahnbau betheiligte Firma Karl und Gustav Harkvrt, die fast zu gleicher Zeit die Steinbrüchc in Dorn reichenbach eröffnete und den Erzgebirgischen „Steinkohlen-Actien- Verein" in Zwickau, sowie die „Allgemeine Deutsche Credit-Anstalt" in Leipzig mitbegründete, legte im Jahre 1845 den bescheidenen Grund zu dem jetzt in ungeahnter Weise und zu hoher Blüthe emporgewachsenen Etablissement Chamotte- und Thonwaareufabrik Altenbach, Eugen Hülsmann, sonst Karl und Gustav Harkort. Die Haupt- und Srundmasse der producirten Maaren besteht aus porzellanerdehaltigem, feuerbeständigem Weißthon, der durch Zersetzung des Porphyr-Höhenzuges zwischen Wurzen und Altenbach entstanden ist. Diese Thonfrlder von ganz bedeutender Mächtigkeit dürfen als unerschöpflich bezeichnet werden. Dann hat sich an dein zersetzten Felsrücken, wo sich vor Zeiten die Wellen der Mulde brachen, Lehm abgesetzt, während wieder jenseits der Hügel in der Gegend von Allenbach-Zeititz über Braunkohlenflößen angeschwemmter Braunkohlenthon und in seiner unmittelbaren Nähe feiner gelber und weißer Sand lagert. Diese vier Materialien werden theils für sich allein, theils miteinander vermischt und entweder ge- schlemmt oder durch technische Hilfsmittel verinengt zu den ver- schiedenartigsten Gegenständen verarbeitet. Naturgemäß trennen sich der Qualität des Materials nach die Betriebszweige des Etablissements in zwei verschiedene Productions- statten, von denen die eine die Herstellung von groben Thon« Waaren, die andere die Erzeugung von feinen Thonwaaren, Wie Terracotten, Vasen, Blumentöpfe, Vegetationsgefäße sowie kechnischen Artikeln, Thoncylindern für Elemente, Ausschalter für elektrische Leitungen, Reibschalen für Apotheker vorzunehmen pflegt. Seit einem halben Jahrhundert bilden poröse Wasserkühlcr und Filter werthvolle Exportartikel des Etablissements für die heiße Zone. Sein ständiger Vorrath darin besteht in 30000 Stück. Daneben stellt sich eine ausgebreitete Fabrikation von groben Thon- tvaaren, die unter anderen auch die Herstellung von feuerfesten und säurebeständigen Chamottesteinen, von Füllmaterial für Gloverthürme zur Schwefelsäurcbereitung umfaßt. Die phrometrischen Unter. Buchungen des Chamottethons haben in Bezug auf seine Feuer festigkeit erwiesen, daß er seinem auf ein Maximum bis 2165° 0. zu steigernden Schmelzpuncte nach zu dem besseren feuerfesten Material gehört. Für Eisenschmelzöfen, mit deren Brand sich ebenfalls das Etablissement befaßt, eignet sich daher dieser Thon ausgezeichnet. Pon der gewaltigen Production der umfangreichen Altenbacher Ziegelei für Chamotte, Thon und Lehm giebt die durchschnittliche Jahresleistung derselben schon einen Begriff, indem sie 2 Millionen feuerfeste Steine, 2 Millionen Pflasterklinker, 1 Million Dachsteine, 8 Mill. Mauersteine rc., Muffrohren und Drains aufweist. Im Jahre 1896 gingen bei dem Werke Altenbach, das rund einvierteltausend Arbeiter beschäftigt, 4000 Doppelladungen aus und ein. Eine enorme Druck festigkeit weisen die Altenbacher Steinzeugröhrcn auf, indem sie bei den an ihnen vorgenommeuen Zerdrückungsversuchen eine Druck- Belastung bis 4600 üx auf ein 60 em im Lichten weites und 80 em lange- Muffrohr aushielten und erst an dieser Belastungs- grenze brachen. Mit hohem Interesse verfolgten die Mitglieder der Polytech. Nischen Gesellschaft den technischen Betrieb des Etablissements, das auch auf der Sächsisch.Thüringischen Industrie, und Gewerbe-Ausstelluna in einem großen Pavillon in der Näh« der Textilhalle wohlverdiente Triumphe feiert. Bemerkt sei noch, daß die Fabrik Altenbach reichlich mit Wohlfahrtseinrichtungen bedacht ist: sie besitzt eine Arbeitercolonie mit Einfamilienhäusern und hat ein Kinderheim errichtet. —w. Das Wett- und Schauturnen der Leipziger Turnerschaft t» Ehren »er SLHfisch-Thüringischen Industrie- «n» Eetverbe-ÄnSstevung wird nächsten Sonntag, den 11. Juli auf dem Sportplatz be Leipzig-Lindenau abgehalten werden. Da» Wettturnen beginnt früh 7 Uhr und haben sich dazu über 80 Wettturner au» den zur Leip- ziger Turnerschaft gehörige« Vereinen angemeldet. Jeder Theil- «ehrner am Wettturnen hat am Reck, Barren und Pferd je zwe vorgeschriebene Hebungen und eine selbstgewählte Kürübung zu t»r»e«; außerdem hat er sich am Weithochspriuge», Steinstoben und Wettlaufen (200 w) zu b,»heiligen. Diese Uebungen werden nach der deutschen Wrttturnordnuug gewerthet. Nachmittag» 4 Uhr beginnt da» Schauturnen. Dasselbe wird eröffnet durch Freiübungen nach dem Tact« der Musik; die Leitung dieser Uebungen ist dem Turnwart Ermscher vom Leipziger Turn- verei« übertrage» worden. Sodann folgt da» Lumen von SO Riegen nach «ine« einheitliche» Plane an 22 Barre», 6 Reck», SO Pferden, 6 Tischen, S Kaste», 4 Slurmspringeln, 15 Böcke» und t Fretsprinaela; dazu komme» »och Keulenschwingen »nd Frei übungen mit gegenseitiger Unterstützung. Di« Leitung diese» Turne»» liegt i« de» Händen d«S Herr» vr. Gasch, Luruwaick im All gemeinen Turnverein. Hiernach werd«« in 20 Gruppen die verschte- vrufteu Spiel« vorgefllhrt, geleitet vom Vorturner Moritz Vogel »o« Leipgtger Turnverein. AlSdau» folgt et» Tumr» vo» sü»f vortumer- MM. .St« -eigen Rtegmturnen und Kürturnen am vamen, Sritensprüng« (Kürturnen) am Doppelpferd, Uebungen am hohen Barren mit Schwungbrett und Stabst)ringen auf und über eia Gerüst. — Den Schluß bildet ein Kürturnen am Reck, auSgeführt von auSgewählten Turnern und geleitet vom Tumwart Auerbach vom Turnverein der Südvorstadt. Hierauf werde» sich nach Beendigung d«S Schauturnens die Turner in geordnetem Zuge nach dem Ausstellungsplatze begeben, woselbst die Bekränzung der Sieger in feierlicher Weise vor sich gehen wird. Die Sieger werden als bleibende Erinnerung an das Schau- und Wettturnm zu Ehren der Sächsisch-Thürlugischen Aus- stellung Schleifen au ihre Kränze erhalten und ist dies ganz besonder» dem Entgegenkommen deS AuSstellungs-ComitSS zu ver- danken. DaS Schauturnen nächsten Sonntag wird zeigen» daß mit ver« «inten Kräften Große» erreicht werden kann. Die Turnvereine Alt-Leipzig-, nunmehr vereint als „Leipziger Turnerschaft", werden Alles aufbieten, zu beweisen, daß ohne Monat« langes Ueben und Drillen und ohne daS beliebte „Stusenturnen" sie in Folge ihres seit ihrem Bestehen so gut bewährten Systems „fester Riegen", jederzeit im Stand« ist, ein Bild ihrer turnerischen Leistungsfähigkeit zu geben. Alle Altersclassen, Jugend-, Männer- und Alte-Herren» Riegen werden miteinander wetteifern, um der Leipziger Turner- schäft beim ersten gemeinsamen Auftreten Ehre zu machen. Jedem Turnsreund ist der Zutritt zu diesem Schauturnen gern gestattet und sind Eintrittskarten von den Mitgliedern der Turn- vereine Alt-Leipzigs, sowie in den Turnhalle» unentgeltlich zu entnehmen. Sterblichkeit-- und Gesundheitsverhöltnisse. * Nach den Veröffentlichungen deS kaiserlichen Gesundheits amtes sind i» der Zeit vom 20. bis 26. Juni er. von je 1000 Einwohner», auf das Jahr berechnet, als gestorben gemeldet: in Berlin 15,8, in BreSlau 28,9, in Königsberg 23,0, in Köln 25,0, in Frankfurt a. M. 14,8, in Wiesbaden 16,1, in Hannover 17,9, in Cassel 20,7, in Magdeburg 21,0, in Stettin 40,7, in Altona 14,5, in Straßburg 20,4, in Metz 11,4, in München 26,5, in Nürn berg 18,8, in AugSburg 27,8, in Dresden 18,4, in Leipzig 20,0, in Stuttgart 16,7, iu Karlsruhe 18,5, in Braunschweig 12,1, in Hamburg 15,8, in Wien 20,7, in Pest 19,3, in Prag 25,3, in Triest 23,1, in Krakau 30,7, in Amsterdam 19F, in Brüssel 20,1, in Lyon 16,9, in Paris 18,4, in London 14,5, in Glasgow 18,2, in Liverpool 20,9, io Dublin 21,8, in Edinburg 22,3, in Kopen hagen 14,8, in Stockholm 18,4, in Christiania 13,3, in Peters- bürg 28,8, iu Moskau 44,2, in Odessa 20,9, in Warschau 22,4, in Rom 14,5, in Turin 19,0, in Venedig 21,4, in Alexandria —, in New Jork 17,3, in Brooklyn 15,6, in Philadelphia 16,4. In der Berichtswoche blieb der Gesundheitsstand in der über- wiegenden Mehrzahl der größeren europäischen Städte ein günstiger, die Sterblichkeit zeigte sich jedoch vielfach gesteigert, weil in Folge der anhaltend wärmeren Temperatur der Luft das Vorkommen von acuten Darmkrankheiten mit tödtlichen Ausgängen, besonders unter der Kinderwelt, in vielen Orten ein vermehrtes war. So war die Zahl der durch diese Krankhritsformen bedingten Sterbrfälle, namentlich in Charlottenburg, Dresden, Hannover, Köln, Leipzig, Mannheim, München, Stettin, Paris, London, Moskau, Petersburg, Warschau, Wien rc. eine verinehrte und nur in wenigen(daru»terBerlin, Breslau, Hamburg, Nürnberg, Straßburg, Petersburg) vermindert. Die Betheiligung des Säuglingsalters an der Gesammtsterblichkeit war in Folge dessen im Allgemeinen eine größere, in Berlin eine kleinere als in der Vorwoche. Von je 10 000 Lebenden starben, aufs Jahr berechnet, in Berlin 57, in Leipzig 81, in München 112 Säuglinge. — Dagegen führten acute Entzündungen der Athmungsorgane erheblich seltener zum Tode; auch Erkrankungen und Todesfälle an Influenza waren nicht häufig. Mehrfache Todesfälle an Influenza kamen nur auS New Aork 2 und aus London 9 zur Mitteilung. — Einer sehr geringen Sterblichkeit (von noch nicht 15,0 pro Mille) erfreuten sich Aachen, Altona, Barmen, Hildesheim, Bielefeld, Braunschweig, Darmstadt, Essen, Frankfurt a/M., Kiel, Metz, Mülhausen i/E., Schöneberg, Antwerpen, Christiania, Kopenhagen, London. Günstig (unter 20,0 pro Mille) blieb die Sterblichkeit in Berlin, Bremen, Charlottenburg, Frei burg i/B., Dresden, Düsseldorf, Hamburg, Hannover, Nürn berg, Stuttgart, Wiesbaden, Amsterdam, Brüssel, Pest, Glasgow, Kopenhagen, Lyon, Paris, Stockholm, New Aork, Brooklyn und war auch in Cassel, Magdeburg, Mainz, Leipzig, Straßburg, Dublin, Edinburg, Liverpool, Venedig, Warschau, Odessa u. a. eine mäßig hohe (etwas über 20,0 pro Mille). — In Bombay ging die wöchentliche Sterblichkeitsziffer in der am 1. Juni beendeten Woche auf 30,6 herab (einjchl. 34 Todesfälle an Pest). In Djeddah sind vom 5. bis 9. Juni 8 todtlich verlaufene Pest erkrankungen festgestellt worden. Die Seuche soll durch Sclaven- händler von der afrikanischen Küße eingeschleppt worden sein. — In Kalkutta erlagen in der Zeit vom 16. bis 22. Mai 59 Personen der Cholera. — Auf Cuba und Havanna kamen vom 21. bis 27. Mai 19 Todesfälle an Gelbfieber (jämmtlich im Militairspitale), vom 16. bis 22. Mai in Cardinas 4, in Cienfuegos und Matanzas je 1 Todesfall zur Feststellung. In Rio de Janeiro wurden in der letzten Aprilwoche 10 Todesfälle an Gelbfieber gezählt. — Von den anderen Infektionskrankheiten wurden Todesfälle an Masern, TyPhuS und Pocken etwas mehr, von Scharlach, Diphtherie und Keuchhusten etwas weniger als in der Vorwoche mitgetheilt. So waren Sterbefälle an Masern in Chemnitz, München, Pest, Live» Pool, London, Paris, New Dork zahlreicher, in Berlin, Edinburg, Glasgow, Petersburg, Wien seltener, in Moskau in gleicher Zahl wie in der Vorwoche. Erkrankungen kamen aus Berlin, Breslau, München, Pest, Edinburg, Petersburg, Wien und auS den Regierungsbezirken Arnsberg, Aurich, Lüneburg, Minden, Posen, Wiesbaden in vielen Fällen zur Anzeige. — Todesfälle an Scharlach waren in Moskau, Petersburg, Prag, New Park, Warschau vermindert, in Berlin, Wien und London etwas ver mehrt. Erkrankungen haben in Pest, Edinburg, London, Petersburg, Wien etwas abgenommen. Die Sterblichkeit an Diphtherie und Croup war in Dresden, Hamburg, Köln, Leipzig, Prag, Paris, Wien eine geringe, in London Moskau, New Aork eine kleinere, in Berlin, München, Pest, Petersburg, Warschau eine größere als in der Vorwoche. Mehrfache Todesfälle an Pocken wurden aus Petersburg und Warschau je 3, Erkrankungen aus Petersburg 10 mitgetheilt. Lader, Reisen etc. § Leipziger Ferienheim. Für die nahenden Ferien ist für unsere Großstadtkindrr, besonders für Schüler höherer Schulen, nichts so sehr zu empfehlen, wie eine Luftveränderung, viel Be wegung im Freien und ein nervenstärkender Aufenthalt im ruhigen Waldort. Deshalb haben sich jedes Jahr hiesige Lehrer der Aufgabe unterzogen, die Schüler höherer Schulen hinaus in die herrliche Natur zu führen und ihr Heim während der Ferien in gesunden Waldgegenden aufzuschlagen. Zu diesem Zweck sind überall in Deutschland Ferienheime entstanden. Eines der schönsten dieser Art ist das Leipziger Ferienheim „Wald sch lößchen" bei Sondershausen. Im prachtvollen Walde, auf luftiger Höhe ge- legen, mit allen entsprechenden Einrichtungen eines Ferien heimes versehen, ist «S zum Aufenthalte und zur Erholung der Schüler besonders geeignet, zumal da der neue Besitzer durch vorzüg liche Küche Alles ausbieten wird, die leiblichen Bedürfnisse der Schüler zu besriedigen, während eine fachmännische, gewissenhafte Leitung der Feriencolonie Bürgschaft dafür bietet, daß durch mannigfache Wanderungen in die herrliche Umgebung und Wälder Sonders hausens, durch allerhand turnerische Spiele rc. der Aufenthalt vor- theilhaft benutzt wird und nach jeder Hinsicht hin erfolgreich sei. Im klebrigen sei auf die Anzeige iu vorliegender Nummer hin- gewiesen. 8 Di« deutsche Nordland-Gesrllschaft zu Leipzig, Lindenstraße 1, Director Richard Kramer, veranstaltet vom 21. Juli bi» 12. August eine Sonderfahrt nach Norwegen mit Anschluß nach Spitzbergen (Capital« Sverdrup, Begleiter Nansen'S, übernimmt die Führung). E» werden Christiania, Bothenburg und Kopenhagen angrla»fen (Anschluß nach Stockholm). Prosprcte sind kostenfrei vo» Dirrctor Kramer und sämmtltchrn Ge- schäst-stellen zu beziehen. Da die Nachfrage eine sehr reg« ist, so empfiehlt r» sich, baldmöglichst di« Anmeldung für die Brthetligung zu bewirke». Hamb»rg-A»«rika-Li»i«. D«r auf s«i»er ersten die»- jährigen Nordlandrrts« begriffe»« Hamburger Schnelldampfer „Auguste Victoria'' traf am 5. er. t» Rae», und am 6. ar. tn Dronthetm et». Li« Reise war bi» setzt vom beste« Wetter beaünsttgt und di« Stimmung «ater de» Passagiere» ei»« außer- ord«»tlich gehoben«. 8 G<M»tfch. Am Fuß« vo» Deutschland» höchstem Berge, der Zugspitze (2963 w), lagen schon vor uralte» Zetten jeu« Dörfer, die, deute al» »«bliche Sommerluftciortr berühmt, alljährlich Ta«k»d« v«i vesucher» erhalte«: «ttteuWnId«, Part«»ktrche», Gar misch und Ehr Wald. Die drei ersteren Orte gehören zu Bayer», Ehrwald zu Tirol. Garmisch und Partenkirchen find mit München durch beschleunigte Züge verbunden, ja eS läuft nach diesen Drten ein direkter Wagen von Berlin. Da» Zugspitzaebiet erfreut ich besonderer Gunst der Norddeutschen, voran der Berliner, und mancher Spree-Athener setzt sich Abend» in seinen Schnellzug, um am andern Tage in seiner bayerischen Hochlandvilla zu sein. Das bayerische Hochland und Tirol wird jetzt vo« de» Kennern der etwas konventionell gewordenen Schweiz vorgezogen. Herrlich sind die Gebirgstouren, die man im Zugspitzgebiet machen kann. Kühne Klettertouren für Hochalpinisten, reizende Tage», und tzalbtages- touren für bequemere Leute und wundervolle Wagensahrten für die ganz Bequemen. Unter letzteren Fahrten sei hier nur die Partie über den Fernpaß erwähnt. Blaugrüne Seen spiegeln hier üppige Nadelwaldungen und schneebedeckte Riesenfelsen wider. Feenhaft, wenn die Kuppen abendlich glühen, feenhaft, wenn der Vollmond ein Licht auf die Fernstraße und ihre Waldungen wirft. 8 Nachdem durch die Bestrebungen des Verbände» der ver- einigten Pommerschen Ostseebäder die Einführung der Sommerfahrkarten sich verwirklicht hat, ist dadurch dem Publicum eine große Annehmlichkeit zum Besuche der Ostseebäder geschaffen; doch glaubte der Verband im Sinne vieler In- teresfenten zu handeln, wenn er noch ferner bemüht war, ür weitere Bortheile zu sorgen, die er nun in Gestalt von Couponheften für den Aufenthalt im Hotel und in den Seebädern MiSdroy, Ahlbeck, Heringsdorf und Ost Dievenow zur Ausgabe gebracht hat. Es dürfte sich daher empfehlen, um sich die Bortheile, welche diese Conpouhefte bieten, zu sichern, sich mit dem VerkehcSbureau der Ostseebäder: F. W. Graupenstein, hier Packhvfstraße 11/13 in Verbindung zu setzen, welches über alle- Wettere gern Auskunft erthetlt. 8 Rordsecba- Wyk auf Föhr. Wyk ist in Folge seiner ge- chützten Lage eines der mildesten deutschen Nordseebäder. Dem milden Klima entsprechen die Badeeiurichtungen. Das Seebad liegt 10 Minuten von dem Badeort entfernt an der Südseite der Insel. Die See brandet daher nur bei wärmeren Winden, aber ehr stark bemerkbar zieht der Meeresstom fluthend und ebbend vorbei. Ucber die draußen liegenden Wattenfelder dec Insel Amrum strömt die Fluth herein und nimmt die durch die Sonnenstrahlen erzeugte Wärme des SandeS in sich auf. DaS 'lärker erwärmte Wasser verdampft energischer und gewinnt an Salzgehalt, der auch durch kein näher oder ferner sich ergießendes Süßwafscr verringert wird. Dazu sind die Einrichtungen so getroffen, daß der Badende einer rauhen Luft so wenig wie möglich ausgesetzt wird. Vierräderige Wagen, mit Leinwand überspannt, werden durch Pferde ins Wasser gezogen, soweit, daß dieses ast den Fußboden berührt. Der Badende kann nach Bedürfnis) und Laune unter herabgelassenem Schirme bei seinem Zelte bleiben oder größere Tiefen suchen, letzteres ohne Be- denken, da sich der Grund sehr allmählich abdacht und nirgends plötzlich abfallende Vertiefungen vorhanden sind. So dienen nicht nur die von der Natur dargebotenen Verhältnisse, ondern auch die künstlichen Einrichtungen dazu, dem NordscebaL Wyk einen besonders milden Charakter zu verleihen und damit zu dem geeignetsten Aufenthaltsort an der Nordsee für Rcconva- lescenten, schwächliche Naturen, Damen und Kinder zu machen. 8 Nordsecbad Insel - Schiermonnikoog. Nach Beendigung von Vergrößerungs- und Verschönerungsarbeiten ist am I.Juli die diesjährige Badezeit auf der Nordseeinsel Schiermonnikoog er öffnet. Das vergrößerte Curhotel („Badhuis") hat einen neuen Pächter aus Hamburg erhalten. Zugleich haben die regelmäßigen Dampferfahrten von Groningen »ach Schiermonnikoog im Anschlüsse an die Eiscnbahnzüge auS Deutschland wieder ihren An- äug genommen. 8 Deggendorf. In der Mitte Niederbayerns, 2V, lciu ober- halb der Mündung der Isar in die Donau, liegt aus dem linken Ufer derselben am östlichen Rande einer nicht gar breiten Thalmulde am Fuße des „bayerischen Waldes" eine der hübschesten Städte des Königsreiches; Deggendorf. Eine Viertelstunde nördlich der Stadt paltet sich diese Mulde in zwei liebliche Borwaldthäler, von denen das eine — daS Mühlbogenthal, au welches sich die herrliche Saulochschlucht und di« Höllbachschlucht auschllcßen — von der weitbekannten „Rusel" - Straße durchzogen wird, während das andere — das Kohlbach-Thal — erst seit Mitte der 70rr Jahre durch die Anlage der schönsten deutschen Mittelgcbirgsbahn (Linie Rosenheim-Plattling-Eisenstein), deren anziehendste Strecke gleich in der Nähe von Deggendorf liegt — dem weiteren reisenden Publicum erschlossen wurde. Beide Thäler werden belebt von klaren, forellen reichen Perlbächen, der eine ein wilder, rauschender Gebirgsbach mit chier zahllosen Mahlwerken und ähnlichen Anlagen, der andere riedlich und harmlosliebliche Auen bewässernd. Sie vereinigen sich in der Nähe der Stadt kurz vor der Mündung in die Donau, die an der Südseite Deggendorfs in der ansehnlichen Breite von fast 350 m vorbeiströmt. Jenseits der Donau erhebt sich — eine kleine Stunde von Deggendorf entfernt — der völlig isolirte Natternberg (78 in), mitten im Flachland eine herrliche Rundschau gewährend, besonders von den noch erhaltenen höchsten Puncten der alten Herzogsburg aus. Gegen Südost liegen die wald- und gebüsch reichen Jsarauen. Die Hauptreize gewähren aber die im Osten, Norden und Nordwesten sich anschließenden Landschaften. Steigt das Gelände nach der letzteren Richtung hin erst etwa 1 km weit von der Stadt allmählich an, um bald darauf in mäßigen Höhen als reichbcwaldete Hügelketten mit buntem Wechsel von Einzelgehöften und Ortschaften zu erscheinen, so erhebt sich un mittelbar an der Osiseite das Bergland zu bedeutenderen Höhenzügen mit herrlichen Nussichtspuncten auf den Bayerischen Wald sowie auf das fruchtbare, wasserreiche Donauflachland. Außerdem giebt es rund um Deggendorf herum sehr beliebte Ausflugsorte, die theils historisches Interesse gewähren, wie die Klöster Metten und Nieder alteich, die Schlösser Egg, Natternberg, Moos oder durch ihre freundliche Lage reichliche» Lohn für die geringe Mühe des Auf suchens gewähren, wie Berg, Eichberg, Wühn-Ulrichsberg u. s. w. — In unmittelbarer Nähe der Stadt bietet der Geyersbcrg mit seinen Waldungen und den hübschen, von dem Verschöncrungsverein sowie den Städtbehörden eifrigst gepflegten Anlagen angenehmste Ge- legenheit, die geradezu einzig schöne Umgebung der Stadt zu genießen. — Zu diesem Reichthum an landschaftlichen Schön- heiten gesellen sich noch die angenehmen Aufenthaltsverhältnisse in der bei Sommerfrischlern seit einigen Jahren immer beliebter werdenden Stadt. Gute, billige Hotels, Bräuhäuser, Gasthäuser rc. und eine genügende Anzahl von Privatwohnungen können den Wünschen der Reflektanten gewiß gerecht werden. — Zudem giebt es hinreichende Badegelegenheit in Freibädern und Warmbadeanstalten, so daß man die Stadt Touristen und Sommerfrischlern empfehlen kann. Interessenten erthrilt jeden weiteren Aufschluß die Vorstand- schäft des Waldvereins Deggendorf. 8 Teplitz-Schöna«, 26. Juni. Die Saison strebt ihrem Höhe punkte zu und der bisherige Verlaus derselben darf in mehrfacher Hinsicht aufrichtige Befriedigung Hervorrufen. Abgesehen von der gleich zu Beginn der Saison gemachten Wahrnehmung, daß der Fremdrnzufluß sich in einer zufriedenstellenden, jene des Vorjahres überragenden Weise anließ, ist der Umstand noch besonders beachtens- Werth, daß auch die Qualität der hier eingetroffenen Curgäste nichts zu wünschen übrig läßt und abermals den Beweis erbringt, daß Teplitz- Schönau niemals aufhören wird, ein bevorzugte» Heil- und Erholungs- bad zu sein. Von den zuletzt hier angekommenen Gästen nennen wir beispielsweise daS bekannte Mitglied des preußische« Herren- Hauses Grafen Julius von Mirbach, ferner die Herzogin von Oldenburg, Frau von Ziuovirsf, geb. Prinzessin Troubetzky, den Präsidenten der Berliner Kunst-Akademie Geheimen Regierung-- rath Professor Hermann Ende sammt Familie, Graf und Gräfin zu Ltppe-Biesterfrld, Graf zu Dohna, Fideicommißbesitzer, Gustav von Eklund, Consul au» Norrköping in Schweden u. A. Begünstigt vom herrlichsten Sommerwettrr, wickeln sich die viel- fachen, der Zerstreuung d«S Lurpublicnm» dienenden Unterhaltungen ab, unter denen «in jüngst abarhaltener glänzender.Radfahrer- Blumencorso Aufsehen erregt«. Im Stadttheater folgt ein hervor- ragender Gast dem andern und die Liste der Concrrte weist die mannigfaltigste Auswahl auf. E» darf somit Heuer einer recht leb hafte» Saison mit Grund rntgegengesehrn werdeu. * Frequenz i» Bädern und Curorten: vr. Labmann'» Sanatorium (Naturheilanstalt) auf Weißer Hirsch bei Dresden 1207 Personen; Augustusbad bei Radeberg 786 Person«»; vlafewttz 381 Personen; Bad Elster 3029 Perso»e«; Losch- Witz 256 Personen; Gottleuba 92 Personen; Schandau 1115 Persoae»; Soolbad Salzungen 710 Personen; Sulza 673 Personen; Suderod« 1271 Perlon«»; Schretberhau 3268 Per- sourn; Krummhübel 856 Personen: Bad Beraeck im Fichtel gebirge 402 Personen; Helgoland 2309 Personen; Marlenbad 7178 Personen; Aarl»hav 22988 Personen; Baden-Baden S6145 Person«; Bi«z 1083 Personen; Dürrepberg 432 Per« sonen; FranzenSbad 2595 Personen; Bad Gastein 1359 Per- jonen; Hall 1080Personen; HerkuleSbad 1432Perfonen; Ischl 4014 Personen; Norderney 1334 Personen; Oeynhause» 10653 Personen; Reichenhall 2465 Personen; Reinerz 1961 Personen; Salzbrunn in Schlesien 3500 Personen; Saßnitz 1319 Personen; Schmiedeberg 555 Personen; Sylt 1034 Per sonen; Teplitz-Schönau 5986 Personen; Warmbrunn 2439 Personen; Wildungen 2406 Personen. Vermischtes. tii. Aus Thüringen, 4. Juli. Die Nachkommen de» gestern vor 100 Jahren, am 3. Juli 1797 in Saalfeld geborenen Kirchenraths Karl Heinze, unter diesen Geheimer Hosrath Professor Heinze in Leipzig, haben der genannte» Stadt am gestrigen Tage 14 000 zu einer „Karl- Heinze-Stiftung* übergeben, deren Zinsen alle Jahre am 3. Juli einem würdigen Bürger, der Beamter, Literat oder Handwerker ist, als Beihilfe in bedrängter Lage au»- gezahlt werden sollen. — In der Pößnecker Stadtwaldung zeigt sich wieder ein gefährlicher Gast, die Nonne. — Vor gestern fand ein Preissliegen Pößnecker Brieftauben von Posen aus (424 km) statt. Es nahmen an dem militairisch vorgeschriebenen Fluge 76 Tauben Theil. Die Thiere wurden früh 4 Uhr 10 Minuten von der Fortisication in Posen auf- gelassen und die erste kam am Nachmittag 4 Uhr 35 Min. m Pößneck an. Gleich darauf traf eine zweite ein und dann folgten allmählich die anderen. Der Flug wurde durch große Hitze und Gewitter beeinträchtigt. — Fürstliche Sammler. CS dürfte nicht allgemein bekannt sein, daß der deutsche Kaiser auch Autographensammler ist und besonders Briefe von Heerführern bevorzugt, die sich iu den Kriegen zu Ende des vergangenen und Anfang diese» Jahrhunderts einen Namen machten. Er hat schon als Prinz diese Sammlung begonnen, die Wohl die vollständigste in ihrer Art sein dürfte. Ferner zählen die Könige von Schweden und Rumänien zu den Autographensammlern. Alexander III. besaß die schönste Collection Briefmarken und — Raubvögel. Auch der König von Serbien sammelt Briefmarken, während sich der Prinz von Wales ein förmliches Museum von Tabaks pfeifen anlegte. Die Königin von England hat eine Samm lung der verschiedensten Kleider, die sie getragen, und eine Sammlung — Fingerhüte; unter ihnen soll sich der befinden, dessen Maria Theresia sich bediente. Königin Margherita von Italien sammelte Jahre lang Perlen für ihre Schwieger tochter (in der Thal schmückt dies Collier jetzt den Hals der schönen Fürstentöchter Montenegros) und hat außerdem eine Sammlung von Schuhen und Handschuhen, die einstKaiserinnen und Königinnen trugen, darunter sind Exemplare, die Marie Antoinette, Katharina II., Christine von Schweden, Elisabeth von England u. s. w. getragen. ----- DaS Erdbeben in Ostindien. Von einem Freunde unseres Blattes, einem Leipziger, wird uns aus Calcutta geschrieben: Am 12. Juni, Nachmittag gegen 5 Uhr, ist, wie seiner Zeit die telegraphischen Berichte bereits gemeldet habe», der Norden Ostindiens von einem Erdbeben hcimgesucht worden, welches sich von Manipur, im äußersten Osten, von Assam bis nach Bombay ausdehnte und in seiner Heftigkeit von keinem ähnlichen Ereignis; seit Mcnschengedcnken erreicht wurde. Die beiden letzten Erdbeben von 1885 und 1888, die schon ziemlichen Schaden angcrichtet haben, stehen weit hinter diesem jüngsten Schreckenötage zurück. Mit der letzten Post trafen die ersten ausführlichen Nachrichten von Calcutta eiu, welches sehr stark betroffen worden ist, aber glücklicher Weise nur wenige Menschenleben gekostet hat. „Es war gerade 5 Uhr am Sonnabend Nach mittag und ich im Begriffe, das Comptoir zu verlassen, um mich zum Mittagessen zu begeben; meine College» waren bereits fortgeaangeu, da erfüllte ein furchtbares donnerähnlichcS Getöse die Luft, Fenster und Thüren erzittern wie beim furchtbarsten Sturme, Kalk und Putzstücke fallen von Decken und Wänden, ich gehe aus die Terrasse, das Dach eines Neben gebäudes, welches wir vom Comptoir auS durch thurmartigc Fenster als solche benutzen, um zu sehen, was loS ist; Alles schwangt und bewegt sich wie ein Schiff, kaum kann ich mich auf den Füßen halten. Unser massives Haus schwingt in wellenförmiger Bewegung, große Nisse von oben bis unten, und mein einziger Gedanke ist, wird es fallen? Wohin? Endlich ist's vorüber, ich stehe noch auf derselben Stelle, eine Ewigkeit erschien es, und doch hatte es kaum drei Minuten gedauert. Nach einiger Zeit wage ich mich endlich hinaus auf die Treppe und über Schutthaufen hinunter auf die Straße. Ich ging durch einige benachbarte Straßen, die von NativeS (den eingeborenen Indiern) wimmelten, da sich im Augen blick der Gefahr sofort alles auf die Straße stürzt, waS ich nicht gethan hatte, da ich noch kein Erdbeben erlebt hatte und von diesem schauerlichen Ereigniß so über rascht wurde, daß mir jede Ueberleguug jehlte. Auf den Straßen sah es bunt auS, da Simse, Dachstücken, Essen und ganze Veranden herabgestürzt waren, wunder barerweise, ohne erhebliche Verletzungen oder Todesfälle zu verursachen, die, wie aus den Zeitungsberichten ersichtlich, nur ganz vereinzelt vorgekommen sind. Nach */z Stunde wagte ich mich mit meinen inzwischen hinzugekommenen College« wieder in daS HauS und nach unserer Wohnung, wo wir Risse in Wänden und Decken, den Schutt 1/2 Meter hoch in den Zimmern fanden; au Mobiliar aber war nur wenig beschädigt, während das HauS selbst kostspieliger Reparaturen bedarf, einstweilen unbewohnbar ist, da der NachtS eingetretene Regen durch die Decke dringt. Ich mußte mich zu einem Freunde begeben, dessen Wohnung, nur r/z Stunde entfernt, gar nicht gelitten hatte. Um eine böse Erfahrung reicher, möchte ich einem zweiten solchen Ercigniß nicht begegnen, das vielleicht minder gut ab laufen möchte. Die wellenartige Bewegung ging von Osten nach Westen, nahm rasch an Heftigkeit zu, so daß man be fürchten mußte, die ganze Stadt würde in Trümmer fallen. Fast kein Haus der Millionenstadt ist unversehrt, die meisten haben schwer gelitten, und unberechenbarer Schaden hat die Be wohner betroffen, so daß der bereits telegraphisch gemeldete Beschluß, die Jubiläumsfeier ausfallen zu lassen, Wohl be rechtigt erscheint. Die Stadt sieht aus der Vogel schau auS, als habe sie eine schwere Beschießung über standen, und man nimmt au, daß viele Baulichkeiten so gelitten haben, daß sie abgetragen werden müssen. Die erste Nacht hat Wohl der größte Theil der Be völkerung im Freien zugebracht, was füglich bei der jetzt herrschenden Sommertemperatur von 36—38<> k. immer noch der Gefahr, von einstürzenden Mauern begraben zu werden, vorzuziehen ist. Im Fort William mußte ein Casernenbau geräumt werden. Das ganze Regiment von 600 Mann campirt unter Zelten. Die Berichte von Assam, wo ja ei« Eisenbahnzug verunglückt sein soll, dürsten wohl erst nut de» nächsten Posten zu erwarten sein, und befürchtet man, vo» dort schwere Verluste an Menschenleben gemeldet zu erhalte». Literatur. Die Deutsche T*l««taAiteratur von 1884—18S5. MV einem Anhang: Brrzrtchniß von Werken, die sich auf fremdländisch« Lolonie» beziehen und in der Bibliothek der Deutschen Colonial gesellschaft vorhanden sind. HerauSgegeben von der Deutsche« Colontalgesellschaft, bearbeitet von Maximilian Brose, Hauptmann a. D., Bibliothekar der Deutschen Lolonialgesellschaft. Berlin 1897. Druck von Otto El»aer, Berti» 8. Die Frangizmni. Trauerspiel tu eine» Act vo« Arnold Ott. Luzern, Verlag von H. Keller.
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