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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.08.1897
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1897-08-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18970812015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1897081201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1897081201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1897
- Monat1897-08
- Tag1897-08-12
- Monat1897-08
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5870 drr Landwirthe zugerufen, als dieser in allerdings schwarzen, aber wahren Farben den Nothstand der Landwirthschast schilderte und dringend Abhilfe durch Staat und Reich verlangte, ehe es zu spät würde? Wer hatte wohl mehr recht, der Bund oder der Herr LandwirthschastSminister, welcher vor zwei dis drei Jahren noch erklärte, in seiner Heimath kenne er keine» Nothstand? Und jetzt? — Ist das Herabgehen der Domainenpachtpreije auch in der Provinz Hannover um ca. 30 Proc. etwa ein Zeichen der Blüthe der Land» wirthjchaft? Und auch diese Preise werden meist von dem srühern Pächter nur gezahlt, nm nicht Las ganze ousgewandte Vermöge», um nicht alle ausgewandte Mühe und Arbeit preiszugrben. Die Landwirthschast hat «inen treuesten Freund, das ist Gott der Herr im Himniel! Und auch das Vertrauen zu unserem Herrn und Kaiser und zu Deutschlands Fürsten wird ausrecht erhalten bleiben. Diese werden ihre seslesten Stützen nicht zerschellen lassen in einem hossnungslosen Kampfe. Aber bald muß die Hilfe kommen, sonst kann sie wirksam nicht mehr sein! TieS ist der ehrliche, aber sehn süchtige Wunsch von Millionen deutscher Landwirthe, welche sich würdig fühlen, Landwirthe und Deutsche zu sein! Gera werden wir dem jetzigen Landwirthschaftsminister Dank und Anerkennung zollen, wenn er zu seinem Theile beisteuern wollte, daß das von uns ersehnte Ziel bald erreicht werde! In dieser Hoffnung richte ich heute an den Herrn Minister die dringende Bitte: „Suchen Sie vor Allein und zunächst, Herr Minister, Len Taufenden und Abertausenden von Landwirthen zu helfen, welche durch höhere Macht in diesen Wochen schwer ge» schädigt oder an den Bettelstab gebracht sind! Denn auf diese Un glücklichen paßt Ihr Wort, daß sie berechtigt sind, Staatsbilsc zu er bitten, nachdem Selbsthilfe unmöglich geworden ist!" Helfen Sie, Herr Minister, aber reichlich und bald. Sie handeln damit nach dem Sinne und dem Herzen Ihres Königs und ich bin überzeugt, die Paria- mente werden jede Maßregel bedingungslos nachträglich guthcißen. — So groß wie die Noth ist, so schnell ist auch ausgiebige Hilfe nöthig. Tie schnelle Erfüllung Lieser Bitte in ausgedehntestem Maße wird vielleicht ein Meristem sein in der so überaus traurigen Lage der gejammten deutschen Landwirthschast. Sir würde der Hoffnung wieder Raum geben, daß Gerechtigkeit fortan auch drr Landwirth- schast zu Theil werde! Diesen Brief billigt die „Kreuzztg." sowohl dem Inhalte als auch dem Tone nach, vermuthlich, um jeden Zweifel daran auszuschließen, daß daS radikale Agrarierthum die Führung der konservativen Partei bis zu den nächsten Wahlen behalten soll. Die preußische Negierung hat bisher weder eine amtliche noch eine halbamtliche Antwort ertheilt. Wir haben der Feststellung dieser Thatsachen weiter nichts binzuzufügen als den Hinweis, daß auch daS Hochwasser- Unglück nunmehr in die Reihe der Hetzmittel deS Bundes der Landwirthe ausgenommen worden ist. Deutsches Reich. L2 Berlin, 11. August. Der „Nationalztg.", die daS deutsche Herz der bayerischen Centrumsführer entdeckt, und der „Köln. ZtH.", die ob dieser Herren gegenwärtiger Be- drängniß Thranen vergoßen hat, empfehlen wir folgende Auslassung der „Augsb. Postztg", des Organs eben jener CentrumSjührer, zur Beachtung: „Was haben wir in Bayern von der deutschen Flotte? Nichts! Was nützt unS der Besitz unserer nach der englischen nächstgrößten Handelsflotte, zu deren Schutz angeblich auch unsere Kriegsflotte dir zweitgrößte der Welt sein sollte? Abgesehen von den wenigen JnLustriecentren, welche nach dem wohl demnächst ganz abgesperrten Amerika exportiren — wieder nichts Die jetzt in Verwendung stehenden Panzerschiffe sind glücklich so weit vergrößert und.verbessert, daß man sie nicht mehr brauchen kann. Ein ganzer Eisenbahnzug bester Kohlen verschwindet in dem Bauch des Kolosses, und ehe 10 Tage verstrichen sind, müssen die vielen Tausend Tonnen Kohle ersetzt werden, soll nicht das Ungethüm einem tobten Walfisch gleich hilflos auf den Wellen treiben." Man weiß nicht, was man mehr bewundern soll, die deutsche Gesinnung oder den weiten Blick dieser Zeitung. Bayern besitzt in Augsburg, wo sie erscheint, und in Mittel franken bekanntlich JnLustriecentren, die einen großartigen Export, und nicht nur nach Amerika, haben. Die Kerzen der ultramontanen Wachszieher und die Weißwürste der gleich gesinnten Münchener Borstadtschlächter dürften allerdings nicht über das Weltmeer gehen. ES scheint fast, als wäre der Artikel der „Postztg." von dem Allgäuer Schulmädchen ge schrieben, das sich über das Wirken Kaiser Wilhelm'S I. so gut unterrichtet gezeigt hat. (-) Berlin, 11. August. (Telegramm.) Der „Reichs anzeiger" meldet: StaatSsecretair Graf PosadowSky ist mit der Stellvertretung des Reichskanzlers in der Leitung der Reichsbank, Freiherr v. Thielmann mit der Stell vertretung deS Reichskanzlers in den Finanz-Angelegen heiten des Reiches beauftragt worden. — Einige Brüsseler Blätter behaupteten, König Leopold habe in keiner Weise den Strafantrag gegen zwei deutsche Zeitungen (das '„Hamburger Echo" und den „Proletarier im Riesengebirge") veranlaßt, die sich ihm gegenüber beleidigender Ausdrücke bedient hatten. Der Könw der Belgier sollte diesen Verfolgungen persönlich gänzlich fernstehen. Dem gegenüber ist die „Köln. Ztg." in der Lage, festzustellen, daß, wie in solchen Fällen üblich, durch daS Auswärtige Amt bei dem König die Anfrage erfolgte, ob er die Strafanträge durch die deutschen Staatsanwalt schaften wünsche; die Anfrage ist bejahend beantwortet worden. — Polizeilich aufgelöst wegen andauernden Tumultes wurde Dienstag eine Versammlung der Straßen- händler, die bei Gründel, Brunnenstraße, tagte. * FricdrichSrnh» 11. August. Die „N. Fr. Pr." erhält aus Friedrichsruh folgende interessante Mittheilungen, wie wir einem Telegramm der „Magdeb. Ztg." entnehmen: „Die Gerüchte der letzten Zeit sind fast alle unzutreffend. Insbesondere ist nicht mehr die Rede davon, daß für Len Sommer noch eine Reise des Fürsten in Aussicht genommen ist. Der Fürst ist bei bestem Humor; von seinem Gesichtsschmerz abgesehen, ist sein Befinden ganz vortrefflich. In Bezug auf die Tagespolitik beherrscht den Fürsten augenscheinlich zur Zeit das Gefühl einer ge wissen Befriedigung, von jeder Verantwortung frei zu sein. „Es thut mir ja leid, wenn wir irgendwo schlecht abschneiden; ändern kann ich es ja aber doch nicht, und jedenfalls ist mir der Gedanke, keine Verantwortlichkeit zu tragen, sehr oft angenehm, wenn ich dieses oder jenes lese." Irren wir nicht, so fiel diese Aeußerung in Gesprächen, die sich auf Congoangelrgenheiten bezogen. Der Fürst kam wiederholt daraus zurück, daß es ihm unmöglich sei, Rathschläge zu geben, selbst wenn sie von ihm erbeten würden, da er deren Ausführung nicht amtlich überwachen könne. „Die Politik ist weniger eine Wissen schaft als eine Kunst; sie läßt sich nicht lehren, man muß dafür begabt sein. Der beste Rath nützt nicht», wenn er nicht in der richtigen Weis« je nach den Um ständen ausgeführt wird. ES ist gerade wie beim Reiten! Sie können einem Reiter die besten Hilfen zurufen; wenn er rS nicht in sich hat und sie nicht der Natur feines Pferdes gemäß auSführt, wird es ihm nichts nützen. Schließlich wird ihn der Gaul abwerfen." Zur Zeit bilden die kürzlich in Paris er- fchienenen Bries«' Napoleon'» die LieblingSIectüre de- Fürsten. Die Vorgänge in Südafrika beschäftigen den Fürsten lebhaft. Die Kritik, die er dabei über Lhamberlain fällt, ist mehr drastisch als schmeichelhaft. Ueberhaupt hebt der Fürst immer Len Unterschied hervor zwischen dem Charakter der Eng länder als Privatpersonen und der englischen Politik Der einzelne Engländer sei anständig, achtbar und zuver lässig; der Vorwurf der Lüge sei der schwerste, den man ihm machen könne. Die englische Politik hingegen sei von Allem da- Gegentheil. Ihre hervorstechendste Eigenschaft fei die Heuchelei; sie wende alle Mittel an, die der einzelne Eng- länder verabscheu». In Frankreich fei ja die Politik zu Leiten auch nicht sehr wählerisch gewesen; namentlich schwächeren Volksstäminen gegenüber sei sie ebenso grausam und brutal verfahren, aber dies unglaubliche Maß von Heuchelei und Perfidie, wie rS der englischen Politik häufig eigen sei, wäre doch an ihr nicht nachzuweisen. Bon den Türken hat der Fürst eine verhältnißmäßig gute Meinung. Er theilt die Ansicht, daß sie im Orient die einzigen Geutleme» eien, während die übrigen dortigen VolkSslämme mehr oder weniger moralisch verkommen und politisch unzuverlässig seien. Bon den Griechen hält der Fürst nicht viel. Er bezeichnete die Auf lehnung der Griechen gegen die Finanzcontrole alS „Comble be trügerischer Bankerotteure". Die russische Reise des Kaisers bespricht der Fürst mit größter Zurückhaltung, dagegen weilt sein Sinn mit ersichtlicher Genugthuung bei der Zeit, in der der deutsch.russische NeutralitätSvertrag neben dem Drei- bunde bestand und Deutschland eine Stellung gewährte, wie sie so bald nicht wieder gewonnen wird. „Coinplicirt war es ja, aber jede Politik ist schließlich complicirt. Kaiser Wilhelm I. sagte mir zuweilen: Na, in Ihrer Haut möchte ich auch nicht stecken. Sie kommen mir manchmal vor wie ein Reiter, der auf seinem Pferde das Spiel mit fünf Kugeln spielt, die er immer wieder aufsäugt, worüber ich meinen alten Herrn aber stets zu beruhigen wußte, so daß er zufrieden war." Anläßlich gewisser Vor- kommnisse wendete sich neulich das Gespräch auf die Dienste, welche die P o st der Regierung auf Berlangeu durch Auslieferung von Briefen leiste. Unter Philipps- born wäre vielleicht dergleichen ab und zu vorgekommen, unter Stephan sei es sehr viel schwerer gewesen, derartige Wünsche durchzusetzen. Geschickt sei die Sache zur Zeit von Thurn und Taxis gemacht worden; da habe es ein besonderes Bureau gegeben, in dem mehrere geübte Herren ständig im Auftrage verschiedener Regierungen gearbeitet hätten. Der eine habe das Siegel mit einem heiß gemachten Messer, oder wenn es Oblate gewesen, mit heißem Dampf geöffnet, der zweite habe die betreffenden Auszüge aus dem Briefe gemacht und der dritte habe das Couvert wieder geschlossen. Am letzten Gedenktage von Wörth äußerte der Fürst: „Ja, damals waren wir alle sehr gespannt aus daS Verhältniß zwischen den französischen Soldaten und unseren in Tüchtigkeit und Tapferkeit. Unsere besten Er- Wartungen wurden übertroffen, trotz der Ueberlegenheit des ChasfepotS. Nach Wörth und Spicheren erschien unS der deutsche Soldat einfach bewunderungswürdig, und er ist es während des ganzen Feldzuges geblieben."" * Bremen, 10. August. Nach der gestrigen Versammlung legten heute Morgen sämmtliche Bauhandlanger die Arbeit nieder; sie fordern eine Lohnerhöhung von 37 auf 40 ^s. Ein kleiner Theil der Meister bewilligte die For derungen, doch ruht auf den meisten Bauten die Arbeit. * Cassel, 11. August. (Telegramm.) Die beiden jüngsten kaiserlichen Kinder, Prinz Joachim und Prinzessin Victoria Luise, sind heute Mittag in WilhelmShöhe eingetroffen. * Straßburg, 10. August. Dem „Elsässer" zufolge wurde durch eine Ministerialverordnung verfügt, daß in den Oberstufen der im französischen Sprachgebiet Elsaß- Lothringens befindlichen Schulen vom Herbst 1897 ab wöchent lich zwei Stunden französischen Unterrichts zu er- theilen sind. W. Stuttgart, 10. August. Der württembergischen Justiz macht der „FallPfizer" immer wieder zu schaffen. Seinen früheren Schriften „Willibald Jlg" und „Der Achtung un würdig" hat Pfizer, der bekanntlich LandgerichtSrath in Ulm war und wegen allerlei Conflicte seines Amtes entsetzt wurde, eine neue Flugschrift folgen lasse». Sie trägt den Titel: „Die Rechtskraft deS Verbrechens und der Niedergang der deutschen Strafrechtspflege" (Zürich 1897, E. Speidel's Ver lag). Die Broschüre verfolgt den offenkundigen Zweck, ein Strafverfahren geaen den Verfasser wegen Beleidigung des württembergischen Richterstandes zu provociren. Der jetzt als Rechtsanwalt in Ulm wirkende ehemalige LandgerichtSrath sucht in seiner neuesten Schrift darzuthun, daß die heutige Justiz vielfach nicht mehr nach RechtSprincipien, sondern nach Opportunitätsrücksichten ihre Aufgabe erfülle; dabei läßt er es au Persönlichen Beleidigungen schwerster Art nicht fehlen. Vom Ulmer Amtsrichter bis hinauf zum Leipziger Reichsgericht wird jeder Beamte, der mit der Pfizer'schen Sache irgendwie sich zu befassen hatte, der Rechtsbeugung geziehen. Oesterreich-Ungarn. Der Nationalitätcnkampf. * Wien, 11. August. (Telegramm.) Der jung- tschechische Größenwahn und die Ueberhebung zeigt sich in dem Vorgehen deS Prager StadtratheS, der gestern beschloß, den Bürgermeister zum Statthalter Grafen Coudenhove zu entsenden, um diesem zu erklären, daß der Prager Stadtrath für die Folgen weiterer Aus schreitungen in Brüx keine Verantwortung übernehme. Weiter beschloß der Stadtrath, zwei seiner Mitglieder nach Brüx zu entsenden, damit sie dort Erhebungen pflegen und dem Prager Stadtrath Bericht erstatten. In den Prager deutschen Kreisen werden diese Beschlüsse lebhaft besprochen; man fragt sich, mit welchem Rechte der Prager Stadtrath sich das UnlersuchungSamt und die Einmengung in die Brüxer Ver hältnisse anmaßt. Inzwischen nehmen die Ausschreitungen der Brüxer Tschechen immer größere Ausdehnung an. In der benachbarten rein deutschen Ortschaft Hawran wurde das deutsche Gasthaus mit Steinen bombardirt, so daß die Deutschen flüchten mußten. Diese gaben blinde Schüsse ab, wodurch die deutsche Bewohnerschaft herbeigerufen wurde, welche die Tschechen zurücktrieb. — Die „NarodniListy" melden heute, die Regierung erhielt von der Krone die grundsätzliche Zustimmung zu dem AuSgleichSplan. Graf Badeni sei fest entschlossen, die Conferenz unter jeder Bedingung ein zuberufen und hofft, daß sich die Deutschen nicht fernhalten werden. In einer außerordentlichen Tagung des böhmischen Landtages sollen die Verhältnisse Böhmens wenigstens theil- weise geregelt werden. (Voss. Ztg.) Stoilow'S Aeutzerungen. * Pest, 11. August. (Telegramm.) Der „Pester Lloyd" meldet aus Sofia, der dortige österreichische Geschäftsträger habe für den Fall, daß Stoilow sich weigere, ausreichend Genugthuung für seine bekannten Angriffe auf Oesterreich zu geben, den Auftrag, seinen Paß zu verlangen und Bulgarien zu verlassen. (Magdb.Ztg.) Frankreich. Anarchisten - Ausweisungen. V7. Paris, 11. August. (Privattrlegramm.) Bisher sind 1b fremde Anarchisten auSgrwiesen worden. Der gesammte Briefwechsel derselben wurde beschlagnahmt. Niederlande. AnaWhisten - Verhaftungen. * Haag, 11. August. (Telegramm.) Um Mitternacht wurden 1b Personen, welche sich vor der spanische» Gesandtschaft versammelt hatten und dort anarchistisch« Rufe auSstießen, verhaftet und der Polizeibehörde übergeben. Spanien. Zur Ermordung EanovaS'. * Madrid, 11. August. (Telegramm.) Der Zug mit drr Leich« CanovaS' ist heute früh gegen 7 Uhr hier »ingetroffea. Die Vertreter der Regierung, die Spitzen der Behörden, sowie Ab ordnungen sämmtlicher Körperschaften und eine ungeheure Menschen- menge hatten sich am Bahnhofe und in der Umgebung desselben ringefunden. Der Sarg wurde sodann, von Truppen geleitet, nach dem Hotel CanovaS' übergesührt, wo eine wunderschöne Capelle hergrrichtet ist. Hier wurden Messen gelesen, nach deren Beendigung dir Capelle dem Publicum offen ist. Der Mörder Canovas' ist nach Vergara übergesührt worden. Rußland. Das deutsche Katserpaar in Petersburg. * Petersburg, 10. August, Nachts. Schon in den frühen NachmittagSstunden begann der Zuzug der Schaulustigen von Petersburg nach Peterhof. Zuerst trafen jede halbe, dann jede Viertelstunde stets dichtbesetzte Sonderzüge ein, welche Zuschauer für die Illumination am Abeud brachten. Bald nach 5 Uhr entlud sich ein heftiges Gewitter, das etwa eine halbe Stunde dauerte und die Möglichkeit der geplanten Beleuchtung überhaupt in Frage zu stellen schien; trotzdem dauerte der Zuzug der Massen fort. Schon während des Galadiners war die nächste Umgebung deS Schloßes dickt mit Neugierigen besetzt, alsbald stockte auch der Verkehr in den breiteren Alleen, und als mit Einbruch der Dunkelheit gegen 9 Uhr die verschiedenen Beleuchtungsfronten zu erstrahlen begannen, war jede Art von Bewegung durch die Gärten sehr erschwert, ja stellen- weise unmöglich. Bald nach 9 Uhr war die festliche Beleuchtung überall ausgeführt, die Springbrunnen und die Wasserfälle zwischen dem Schlosse und dem Meere zeigten die prachtvollsten Beleuchtungs effecte, alle Alleen waren mit Lampions geziert. Die schönste Ausschmückung zeigte das Schloß Monplaisir, in welchem die Majestäten nach Schluß deS Galadiners den Thee Einnahmen und der Abbrenuung des Feuerwerkes, das in der Peterhofer Bucht aus den Schiffen vorbereitet war, beiwohnen wollten. Dorthin drängte auch di« Menge zumeist; jedoch nur einem kleinen Kreise von Personen, darunter den Vertretern der deutschen Presse, war der Eintritt auf die Seeterrasse Les Schlößchens gestattet. Nach 10 Uhr unternahmen die Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften eine Rundfahrt durch den festlich beleuchtetem Park von Peterhof und wurden überall mit brausendem Jubel begrüßt. Nach dem Ein treffen in Monplaisir begann das Abbrennen des Feuerwerks, welches zwar durch die vorangegangenen Regengüsse beeinträchtigt wurde, aber immer noch einen prächtigen Eindruck machte. Gegen 4 Uhr erfolgte die Rückkehr in das Peterhofer Palais. Die Abreise von Peterhof ist auf Mittwoch Vormittag 9 Uhr fest gesetzt. Das russische Kaiscrpaar begleitet das deutsche Kaiserpaar auf der „Alexandria". Die Majestäten besuchen zunächst den russischen Panzer „Rossija", sodann ist, falls die Witterung es gestattet, ein Frühstück bei dem Prinzen Heinrich auf dem an der äußersten Rhede weit entfernt liegenden „König Wilhelm" be- absichtigt. In den ersten Nachmittagsstunden begeben sich sodann die deutschen Majestäten nach Verabschiedung von den russischen Majestäten an Bord der „Hohenzollern", um die Heimfahrt an- zutreten. * Petersburg, 11. August. (Telegramm.) Kaiser Wilhelm hat den Großfürsten Kyrill ä la suite der deutschen Marine gestellt. — Den gestrigen Gefechtsübungen in Krasnoje - Selo wohnten außer den beiden Monarchen die Spitzen der Militairbehörden und der Chef des Militaircabinets, General-Adjutant von Hahnke, und der Militairbevollmächtigte an der deutschen Botschaft von Lauenstein bei. Zunächst führte Kaiser Wilhelm mit dem Wiborg'schen Leibregimcnt verschiedene Evolutionen und Exercitien aus, denen der Kaiser mit dem größten Interesse folgte. Der Kaiser gab wiederholt seine Befriedigung zu erkennen, dankte nach Schluß der Vor- führungen dem Regimentskommandeur und dem Divisions- commandeur für die ausgezeichnete Haltung des Regiments und die vorzügliche Ausführung der verschiedenen Manöver und verlieh sodann einer weiteren Anzahl von Officieren und Unter- officieren Auszeichnungen. Im Anschlüsse an dieseses Manöver fanden Cavallerir-Uebungen statt. Die Cavallerie war in Reservefronten aufgestellt. Nach dem Abreiten der Fronten durch den Kaiser manövrirte die Cavallerie gegen verschiedene feindliche Jnfanterietruppen und brachte diese durch interessante umfassende Angriffe zum Wanken. Sodann erfolgte eine brillante Attacke der Cavallerie gegen eine markirte Avantgarde eines herannahenden feindlichen Corps Infanterie. Die mächtige Staubentwickelung entzog zwar den Zuschauern diesen Theil der sehr interessanten Bewegungen, ließ aber den Werth der Ver- Wendung der Cavallerie auch beim heutigen Stande der Wafientechnik glänzend hervortrcten. Nach Abschluß der Manöver fand im Kaiser- Pavillon ein Frühstück statt, zu dem auch alle commandirenden Officiere zugegen waren, die an den Hebungen theilgenommcn hatten. Nach dem Frühstück zog Kaiser Wilhelm die einzelnen Herren inS Gespräch und äußerte wiederholt seine hohe Befriedigung über die gesehenen, tüchtigen Leistungen. Beide Monarchen kehrten sodann nach Peterhof zurück. * Peterhof, 11. August. (Telegramm.) Beim gestrigen Frühstück in Krasnoje-Selo theilte Kaiser Wilhelm dem Groß- fürsten Nikolaus Nikolajewitsch seine Ernennung zum Chef des Magdeburgischen Husaren-RegimentS Nr. 10 mit. Der Kaiser sprach in einem Telegramme an das Regiment die Hoffnung auS, daS Regiment werde sich der hohen Ehre stet- würdig zeigen. Der Großfürst richtete an den Regimentskommandeur einen telegraphischen Gruß für das ganze Regiment. * Petersburg, 11. August. (Telegramm.) Zu dem gestrigen Galadiner im Peterhofer Schlosse erschienen beide Kaiser in der Admiralsuniform. Es waren 60 deutsche und 30 russische Marineosficiere geladen. Auch Prinz Heinrich war anwesend, ferner Fürst zu Hohenlohe, Freiherr von Bülow und mehrere russische Minister. Der Zar brachte in deutscher Sprache nachstehenden Trinkspruch auS: „Ich bin hocherfreut, die Officiere der deutschen Flotte, der ich selbst die Ehre habe anzugehören, als Gäste bei mir zu sehen, und leere mein Glas auf ihr Wohl und daS Gedeihen der schönen deutschen Flottel" Kaiser Wilhelm antwortete in russischer Sprache: „Im Namen meiner Flotte sprecht ich Eurer Majestät meinen tiefgefühltesten Dank auS. Ich trinke auf da» Wohl und Gedeihen der schönen und glorreichen Flotte Eurer Majestät, deren Admiral zu sein ich jetzt die Ehre habe." Nach der Tafel wurde Cercle gehalten, wobei Kaiser Wilhelm dem Kaiser Nikolaus diejenigen Marineosficiere vorstellte, welche demselben noch nicht vorgestellt waren. * London, 11. August. (Telegramm.) Wie dem „Daily Telegraph" auS Petersburg gemeldet wird, sei zwischen den Botschaftern Mohrenheim und Montebello eine Jntrigue auf gedeckt, welche den Zweck gehabt habe, die Reise des Präsidenten Faure nach Rußland zu verhindern, und die Enthebung beider von ihren Posten veranlaßte. General BoiSdeffre werde der Nachfolger Montebello'S werden. (?) * Köln, 11. August. Der„K. Z." wird bestätigt, daß in Peters burg der erwarteten übermäßigen Begeisterung für den Besuch des Präsidenten Faurrdurch eine kaiserliche Verordnung rinDämpfer aufgesetzt wurde. Der Zar verbot der Petersburger Duma die Ver anstaltung von überschwänglichen Festlichkeiten. Drr Moskauer Duma wurde bekannt gegeben, daß drr Besuch deS Präsidenten Faure in Moskau nicht in da» Programm ausgenommen sei. Des gleichen wurde mitgethrilt, der Zar werde dem auf der französischen Botschaft angebotenen Frühstück nicht beiwohnen. * Parts, 10. August. Drr „Tempi" sagt bei einer Be sprechung der Trinksprüch« der beiden Kaiser in Peter ¬ hof, dieselben hätten mit dem AuStansch höfischer Artigkeit und Gala-Beredsamkeit gleichzeitig conservative Politik ge macht. Man hat den eigenen Völkern und Europa kundgethan, daß sich Nichts in der Welt geändert hat, nur daß es unter vielen an deren zwei Souveraine giebt, die guten Willens sind, zwei gekrönte Friedensfreunde. Das war es gerade, was das Publicum, welches nachdenkt, erwartet hat, und es ist nicht schlecht, daß das Ereigniß seiner Erwartung so rasch und so vollkommen entsprochen hat. Orient. Zur Lage. * London, 11. August. (Telegjramm.) EinerAthcner Depesche der „Times" zusolge wurde die griechische Regierung dahin verständigt, die Pforte könne aus Mangel an Geld mitteln Thessalien nicht räumen, aber wenn Griechen land ihr eine Million Lira auf Abschlag zahle, würde sie die türkischen Truppen bis zur Peneioslinie zurückziehen und nur Volo behalten. Das griechische Cabinet erwiderte, es könne Geld nur durch eine ausländische Anleihe austreiben; die Anleihe sei aber nur möglich, wenn ihm gestattet werde, direkt mit den Staatögläubigern zu verhandeln. (Mdbg. Ztg.) * Konstantinopel, 11.August. (Telegramm.) Meldung des „Wiener Corr.-Bur.". Die in den letzten Tagen in der türkischen Presse vorgekommenen Aufrufe aus England (?) erregen die Aufmerksamkeit der hiesigen diplomatischen Kreise. Heute Nacht wurden an allen Ministerialgebäuden Placate vorgefunden, welche den Wechsel deS gegenwärtigen RegierungS-RegimeS fordern. Heute findet ein außerordent licher Ministerrath statt. Ferdinand von Bulgarien. * Konstantinopel, 11. August. (Telegramm.) Meldung deS „Wiener Corr.-Bur.". Wie verlautet, erfolgte der Be such des Fürsten Ferdinand auf die dringende wieder holte Einladung des Sultans, welche noch vor der Bukarester- Reise an den Fürsten angeblich zu dem Zwecke ergangen war, um den Fürsten von der Ausführung gewisser Pläne in der nächsten Zukunft abruhalten. Fürst Ferdinand soll seinen Besuch von ver Erfüllung früher gegebener Versprechungen abhängig gemacht haben. Andererseits sind Gerüchte ver breitet, daß neue Zugeständnisse und Abmachungen zu erwarten seien. Auch die Frage der Regelung der Uesküber Metropoliten-Angelegenheit, sowie diejenige der bulgarischen Berats werden mit der Ankunft in Zusammenhang gebracht. Amerika. Sherman s Acnstcrnngcn über Spanien. * New Nork, 11.August. (Telegramm.) Die rücksichts losen Aeußerung en des Staatssecretairs Sherman, namentlich in Bezug auf Spanien, erregen hier (wie schon erwähnt. D. Red.) Aufsehen. Die „Evening Post" sagt darüber, die Regierung leibe ernstlich Schaden dadurch, daß eines der wichtigsten Aemter von einem Manne ansgeübt werde, der rasch in Altersschwäche versinke. Das Blatt fordert den Präsidenten Mac Kinley auf, diesem unerträg lichen Skandale ein Ende zu machen. * Habannah, 11. August. General Weyler ist in Jucaro eingetrosfen. Militair und Marine. — Kiel, 10. August. Das Vermessungsschiff „Möwe" erhielt den Befehl, von Neu-Guinea nachHongkongzu gehen. (M. N. N.) * Zur Oberleitung der diesjährigen großen Manöver in Italien, die vom 10. bis 21. September zwischen Etsch und Chiese stattfindcn werden, ist Generallieutenant Morra di Lavria» o, der commandirende General Les 8. Armeecorps (Florenz), bestimmt. Es werde» daran Las 3. Armeecorps (Mailand) und das 5. (Verona) theilnehmen, das Letztere unter seinem comman direnden General, Generallieutenant Tournon, das Erstere dagegen unter dem Generallieutenant Mirri, commandirendciii General des 6. Armeecorps (Bologna), weil dessen eigener com- mandirender Generallieutenant Bava schon bei Gelegenheit der großen Manöver Les Jahres 1895 ein Armeecorps geführt hat. Die ebenfalls an dem Manöver thcilnehmende combinirte Cavalleriedivision wird der Jnspecteur der Cavallerie, General Gozzani di S. Giorgio, führen. — Ein kriegsministerielles Rundschreiben stellt einheitliche Grundsätze für den Gebrauch der Fahrräder seitens der Officiere fest. Die wesentlichsten darin enthaltenen Bestimmungen sind folgende: Die Officiere dürfen Fahrräder, jedoch nur einsitzige, je nach Maßgabe der örtlichen Polizeivorschristen und etwaiger besonderer von Len Garnison ältesten oder commandirenden Generalen erlassenen Sonder bestimmungen, nach Belieben benutzen; jedoch müssen sie die Er- laubniß des Truppencommandeurs hierzu einholen, die dieser nur dann ertheilen darf, wenn er sich die Neberzeugung verschafft hat, daß sie die nöthige Gewandtheit besitzen; für etwaige Zwischenfälle bleiben sie auch disciplinarisch haftbar. In großer Uniform Lars das Fahrrad nicht bestiegen werden, auch muß der Osficier die Waffe stets mit sich führen, darf diese aber an der Maschine befestigen. Seeei S» ee««jf/ke/e/ee/e Fernspr. 1998. unerreicht an Oellekilkcrakt, vrenucknuer und Haltbarkeit pro Stück 1 ./l Hektrlgebo k'erarllacker kllr Kasxlilbklolit. K. m. d. 8., Leipzig, Klostergasse 8/10. Tel.-Amt I, Nr. 2554. 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