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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.10.1897
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1897-10-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18971023022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1897102302
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1897102302
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1897
- Monat1897-10
- Tag1897-10-23
- Monat1897-10
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Mge zm LeWgkr TligeW M Anzeiger Nr. 6mcknd, A. Lctober 188?. (AbeAAMck.) .1.. » «! «ü . .'2!-... Louis Godard's große Lallonfreifahrt. Ein doppelter Weltrekord. „Es ist kein Kunststück, Freifahrten zu machen, aber lange hrtea zu machen, ist trotzdem nur Wenigen vergönnt, rlleicht ist «S mir vergönnt, in diesem Jahre einmal den weis zu liefern, waS e» heißt, Dauerluftschiffcr zu sein." i diesem Sinne äußerte sich» eine» Tage» der bedeutendste stschiffer der Gegenwart, LouiS Godard, welcher den ganzen rmmer !897 die Fesselballonfahrten unserer Ausstellung eitet hatte, seinen Freunden gegenüber. Wohl halten on einzelne Luftschiffer, wie Tissaukirr und Sivel, länger dauernde Freifahrten durchgeführt, aber nach Godard's sicht können nur solche als mustergiltig angesehen werden, icke auch ohne jeden Unfall verliefen. Unseren Lesern ist bekannt, wie schon seit Wochen der an bestand, als würdigen Abschluß der Ausstellung den stelballon zu einem „Freiballon" umzugestalten und auf e mehr als vierundzwanzigstündige Reise zu senden. Die len Schwierigkeiten, welche sich dem Plane rntgrgcnstelltrn, :rwand Godard's Energie um so leichter, als sich wider warten schnell die genügende Zahl Mitfahrer gemeldet !len. Die Abfahrt sollte bereits Mitte October statlfinden, man die Annehmlichkeiten Heller Mondnächte benutzen llte; aber leider mußte der Termin bis zum 19. October lanSgeschoben werden. Ueber die Vorbereitungen zur Abreise deS Ballons „Aug. sich" sind unsere Leser orientirt, ebenso über die Theil- uner und die Art der Verproviantirung. Es bleibt daher mich nur der Bericht über dir eigentliche Fabrt. 5 Uhr 15 Minuten am Nachmittage deS 19. Oktobers g der Ballon in die Lüfte. Er, der gewohnt war, durch» nttlick 15 Personen mit sich zu führen, mußte sich diesmal t 8 Mann begnügen, welche inSgesammt em Gewicht von » kg auSmachleu. Der Ballon selbst hatte ein Gewicht i 1100 kg. Dazu kamen noch 49 Sack Sand mit !5 kg, Drucksachen 250 kg, daS Gepäck der Passagiere t 80 kg und die Lebensmittel mit 80 kg. Die LandungS- e wogen 190 kg, so daß der Ballon ein Gesamml- vicht von 3520 kg zu tragen hatte. Bei der Abfahrt coustatirten wir auf Grund der von H. Meder entnommenen Instrumente eine Temperatur > 15» k und 90o Feuchtigkeit. Bald stieg der Ballon, cher nordöstliche Richtung nahm, auf 430 w, ging aber ni, als wir über dem Berliner Babnhofe standen, auf > m zurück, so daß der erste Ballast geworfen werden ßte in Gestalt eines halben Sackes Sand und einer An- 1 Druckschriften. Gegen 5 Uhr 45 Min., als schon die nkelbeit angebrochen war» änderte sich die Windrichtung wenig nach Norden. Um die Instrumente weiter di chten zu können, wurde von dem elektrischen Lichte, cbeS die Firma Lochmann L Co.» Gohlis, in einer >ckenbatterie unS zur Verfügung gestellt halte, zum ersten »le Gebrauch gemacht. Es war ein eigener Anblick: Alles zSum in schwarzer Finsterniß und wir in der Gondel von gischem Lichte beleuchtet. Die Höhe wechselte fortwährend; 300 m ging es auf 375 m, dann wieder zurück auf 350, plötzlich auf 500 w zu schnellen. Da der Wind kaum klich wehte und auch alle Anordnungen für die Weiter- e getroffen waren, setzten wir uns um 7^/r Ubr zu isch". Ich glaube, es gab wohl selten ein so gemüthlicheö > heiteres Abendessen, wie das, welches wir in 500 m ;e durchleben durften. Für Speise und Trank hatte der othenburger Erker" seligen Angedenkens genügend gesorgt; die Unterhaltung sorgte in hervorragender Weise unser >rer; eS fehlte uns nur EinS: ein Zeichner, welcher die ;ende Scene für uns zu Bilde gebracht hätte. Unsere Fahrgeschwindigkeit batte allmählich zu- ommen; betrug sie anfänglich 25—30 km in der Stunde, batten wir bald gegen 10 Uhr bei einer Höhe von 800 w km Geschwindigkeit erreicht. Da erschien auch schon links :lin, ein weiter Heller Streifen. Die Spree wurde über- itten, bald auch die Oder dicht bei Wriezen, bis uns zlich ein ziemlicher Nebel aufnahm, welcher uns gleich- ig mit Wetterleuchten die Nähe eines Gewitters ankünvigte. Temperatur wechselte zwischen 9<> und 10« R. Immer enklicher wurden die Anzeichen des Sturmes, bald zuckten Blitze von links und rechts, immer vernehmlicher wurde Donner, bis uns auch noch als letztes Glied der an- ehmen Ueberraschung ein mehr als ergiebiger Regen cde. Godard traf seine Vorbereitungen. Mit der ihm nen Sicherheit gab er seinem Gehilfen Taupin die higen Anweisungen, ließ selbst die beiden Schleppseile (ein eS hänfenes Seil von 100 m und ein dünneres Hanfseil 100 m Länge mit einem 50 m langen Drahtseilende) ab und wachte unS auf die Gefährlichkeit der weiteren se aufmerksam. Genau um Mitternacht standen wir auf 0 m Höhe. Dann ging es rapide zurück, um '/«I Uhr iden wir nur noch auf 300 m; wenige Minuten später te der Höhenmesser 150 m und gepeitscht von einem thenden Sturme rasten wir über die Erde dahin. Zweimal lltrn wir an nicht erkennbare Gegenstände an, einmal ten wir lauteS Geklirr (wahrscheinlich halten die Schlepp- ; Fenster gefunden) und gleich daraus Hundegebell, aber zu nnen war nichts. So ging eS volle zwei und eine halbe mde, bis der Regen nachließ und Godard jede Gefahr als itigt erklärte. Daß er selbst in diesen Stunden an den ist unserer Lage dachte, bekundet wohl zur Genüge die ge, die er an uns richtete, ob wir landen wollten. Selbst ländlich verneinten wir einstimmig die Frage. Gegen ihr setzte der Regen von Neuem ein und hielt Stand bis :n 7 Uhr, so dag wir abermals dem Erdboden ziemlich e kamen. Wir erkannten jetzt auch, wo wir unS befanden. : unS lag daS „Frische Haff", daS wir längs überschritten, vor Königsberg direct östlich uns zu wenden. Mit dem hören des Regens und der dadurch bedingten Abnahme Beschwerung stieg der Ballon wieder hinaus. Um 7 Uhr Min. hatten wir bei 5» K. bereits 1300 m erreicht. Wie befanden sich die Reisenden während der ganzen t? Scheinbar sehr wohl! Dem Schlaf wurde genügend but gezollt, nur Einer blieb stets wach: Godard, auch an üthlicher Plauderei fehlte eS nicht, und zeitweilig erhöhte die Stimmung auf fast undenkbare Lustigkeit. Da eS unS nicht erwünscht sein konnte, in vollständiger oissenheit über daS Land, wo wir unS befanden, weiter fahren, beschloß Godard, nach Einnahme des Frühstücks ffee und Cognac) wiederum, zum dritten Male, hinab- :hen. 8^/i Uhr erblickten wir abermals den Erdboden; te, zum Theil gut gepflegte, aber eigenartig angebaute er verriethen unS daS Land Polen. Unsere Ver hunz wurde bald auch bestätigt durch da« Aris chen polnischer Bauern in der ihnen eigenen Klei- g. Aber unsere Versuche, auf unser Anrufen Ant- t zu erhalten, mißglückten völlig. Die Leutchen schienen »r Angst zu haben, einzelne liefen bestürzt weg. Eine inde lang gingen wir in der Höhe von 80—100 m über Erde; dann eilten wir wieder in höhere Regionen, um aller Ruhe das zweite Frühstück einnehmen zu können. wir in der Höhe von 1700 m standen, brachte Godard perlendem Sect den Damen ein Hoch. Gegen 11 Uhr en wir abermals auf 100 m zurückgezangen, aber auch mal blieben unsere Versuche, in Erfahrung ru bringen, wir unS befanden, erfolglos. Um 12 Udr 15 Min. standen wieder auf 1900 m, und plötzlich ein Jubel, östlich über un ten sich deutlich die Umrisse der Sonne. Godard, bestrebt wie rer, unS die Fahrt recht angenehm zu gestalten, schlug vor, den Versuch zu machen, bis zur Tonne durchzu- -en. Gera nahmen wir den Vorschlag an. Langsam ging eS in die Höhe: 12 Uhr 25 Min. zeigte der Barometer 2230 w, 12 Uhr 45 Min. bereit- 2700 m und 2 Uhr 5 Min. saben wir bei 3000 m und -s- 1>/zv R. unseren Wunsch erfüllt. Ueber unS die klare, warme Sonne und unter unS auSgebreitet bi- in die Unendlichkeit da- weiße Wolkenmeer. Jedem der Mitfabrenden wird daS Bild unvergeßlich sein. Der Ballon stieg weiter, bis er um 2 Ubr 20 Min. seine böchste Höhe mit 3240 m erreicht hatte. Eigenartig nahm sich da- auf die Wolken geworfene Schattenbild deS Ballons aus. Nach diesem Genüsse mußte an die Landung gedacht werden, nachdem der Wunsch von drei Mitfahrern (und wohl auch der Godard's selbst), eine zweite Nacht auszuhalten, Widerspruch bei unseren Reisecollegen gefunden hatte. Lang sam fielen wir. Als wir auf 200 m standen, geriethen wir in einen heftigen Sturm. Jetzt begann für uns die „Tolle Nacht". Mit der Schnelligkeit von 90—100 km in der Stunde wurde der Ballon über Wälder und Aecker getrieben, die Schleppseile rissen Alle- nieder, WaS ihnen in den Weg kam; bald mußte ein Holzplatz an ihre verderbenbringende Thätigkeit glauben, bald ein einfaches Bauerndach, bald Telegraphendrählk. Godard erklärte uns, daß er die Landung bei dem Waldreichthum für möglich halte, daß eS aber wünschcnswerth sei, noch einmal hoher zu gehen, um dem Ballon die Möglichkeit zu gewähren, sich noch einmal zu runden. So stiegen wir zum letzten Mate bis 1600 m, und hier feierten mit der letzten Flasche Sect das erreichte Ziel: nm 4 Uhr war der Welt record Tissandier's geschlagen. Wir brachten unserem wackeren Führer ein dreifaches Hoch. Dann aber ging es an die ernste Arbeit. Godard wies Jedem seinen Platz an. An der vorderen Seile der Gondel stand Taupin zur Beobachtung und Ballast- werfung. Links neben ihm sollten Professor Krause und Redacteur Halfter an den Stricken ihren Hall suchen. Kaufmann Wertheim wurde zur Beschützung unseres WeinkorbeS rechts neben Taupin gestellt, Kaufmann Duncker nahm auf der Bank Platz, um den Höbeumesser zu beobachten, während Kaufmann Meischke und der Schreiber dieser Zeilen die Aufgabe erhielten, das Seil des HauptgaSventils nach Commando zu ziehen. Um 5 Uhr sahen wir wieder den Erdboden. Weite Waldungen lagen unter uus. Links von uns konnten wir Oppeln erkennen, reckts zog sich eine Bahnlinie hin, die allerdings bald im Nebel verschwand. „^Neutron", ein Zug am Ventil und hinein sausten wir in den Wald, Alles umreißend, was sich in den Weg stellte. Zwanzigjährige Bäume mußten ihr Leben lassen; dann em augen- dticklicher Stillstand, um nach Auswerfung eines halben Sackes Ballastes nochmals in die Höhe zu steigen und dann zum zweiten Male in den Wald zu fallen. Aber auch diesmal kamen wir wieder heraus, um innerhalb zweier Minuten den Wald zu überfliegen und auf einer Wiese aufzustoßen, wobei wir allerdings in eine etwas schiefe Lage kamen. Dann noch ein kräftiger Ruck, der etwa 50 m vor Ende des Waldes geworfene Anker batte gefaßt, wir waren um 5 Uhr 30 Min. gelandet. Die Gondel stand senkrecht, und wir alle lagen in einem Haufen halb auf dem Boden, halb auf der Gondelwand. Die Situation war gerade nicht sonder lich verlockend. Aber Alles ist vergänglich und so auch diese Lage. Wir krochen aus dem Netzwerk heraus und eilten an das obere Ventil, um die letzte Kraft des Ballons zu brechen. Drei Bauern ans dem nahen Tarnau waren inzwischen herangekommen, um hilfreiche Hand zu bieten. Nachdem das Schwierigste gethan war, wurden Wagen requirirt, welche uns nach dem Orte brachten. Die Bergung des Ballons mußte auf den nächsten Tag verschoben werden. Alle halfen mit, und nach vierstündiger harter Arbeit war auch das Letzte gethan, und wir konnten an unsere Erholung denken. Godard hat mit dieser Reise Zweifaches erreicht: er hat alle Luftschiffen der Vergangenheit wie Gegenwart übertroffen. Die längste Fahrdauer war bisher 22 Stunden 40 Minuten. Godard blieb 24 Stunde« 15 Minuten unterwegs, wobei er 1635 Kilometer, gegenüber 1500 Kilometer des Luftschiffers Sivel, zurücklegte. Wir alle, die wir mitfahren durften, sind erfüllt von Bewunderung für seine Thatkrast, Gewandtheit in der Auf fassung der jeweilig gegebenen Lage und seine beispiellose Aufopferung für die ihm anvertrauten Fahrtgenoffen. Möge er, wenn er jetzt von Leipzig scheidet, die freundlichsten Er innerungen mitnehmen, möge ihm aber auch fernerhin das Glück Wohlwollen I Für Leipzig selbst aber bleibt die Reise des Ballons „Aua. Pölich" em würdiger Denkstein in den Annalen der Luftschifffahrt. R. Leurer. Königreich Sachsen. -8- Leipzig, 23. October. Auf die dem Fürsten Bismarck anläßlich der Enthüllung deS BiSmarck-DenkmalS am 18. October von Leipzig au» zugeganzenen Grüße ist heute bei Herrn Oberbürgermeister Vr. Georgi folgendes Schreiben des Fürsten eingegangen: FriedrichSruh, den 20. Lciober 1897. Geehrter Herr Oberbürgermeister! Euer Hochwohlgeboren freundliche Begrüßung an dem denk würdigen Tage ist mir eine Ehre gewesen zu erhalten, und ich erkenne e» al» eine besondere Auszeichnung, daß die mir gewidmete DenkmalSfeier zu einer so erinnerungsreichen Zeit stattgesundru hat. Außer Ihrem freundlichen Gruße bin ich mit Freute und Dank in diesen Tagen von meinen Leipziger Mit bürgern in zahlreichen Telegrammen, Briefen und Karten begrüßt worden, und ich bitte Euer Hochwohlgeboren, den dabei Betheiligtrn meinen herzlichen Dank für ihr freundliche» Gedenken übermitteln zu wollen. Der Ihrige von Bismarck. Ferner ging dem Vorsitzenden de» ComitöS für da- BiSmarck-Denkmal, Herrn Commerzienrath Gruner, auf die Begrüßung von dem an die EnthüllungSfeier sich an schließenden Festmahle aus folgende- Dankschreiben des Fürsten zu: FriedrichSruh, den 20. Oktober 1897. Euer Hochwohlgeboren danke ich verbindlichst für da» vou Ihnen mituuterzrichnete Tel», gramm vom 18. d. MtS. und bin hocherfreut über die wohlwollende Anerkennung, die mir bei der Enthüllung von allen Theilnehmern geworden ist. Ich beglückwünsche die Herren des EomitSS und deo Künstler zur Herstellung eine« Denkmal-, welche- nach den mir zu gegangenen Kundgebungen den Beifall der Bevölkerung erlangt hat. von BtSmarck. 6. Leipzig, 23. October. An Stell« deS verstorbenen Herrn OberamtSrichterS Steinberger übernimmt am 1. November Herr Amtsgericht-Präsident Schmidt die Leitung der Abtheilung für Handelsregistersachen am hiesigen königlichen Amtsgericht und giebt dafür den Vorsitz in der Abtheilung I deS königl. Amtsgerichte« ab. Letzteren über nimmt von gedachtem Zeitpunkte ab Herr Oberamt-richter Ranft. Der bisherige Vorstand de« königl. Amtsgericht« Schneeberg, Herr Oberamt-richter Müller, der, wie bereits gemeldet, am 1. November nach Leipzig übersiedelt, wird die ebenfalls vom Herrn Oberamt-richter Steinberger bisher verwaltete Abtheilung für EoncurS- und Aufgebot-iachen am hiesigen Amtsgericht übernehmen. 6. Leipzig, 23. October. Die neue Linie der Großen Leipziger Straßenbahn nach Kleinzschocher soll, nachdem die Probefahrten ein befriedigendes Ergebniß gehabt haben, kommenden Mittwoch, 27. October, eröffnrt werden. —r. Leipzig, 23. October. Wie wir schon kurz mittheilen konnten, wird nach den getroffenen neuen Abmachungen der Nord-Süd-E xpreßzug (über den Brenner) vom 15. n.M. ab, und zwar täglich zwischen Berlin-Leipzig und Verona in Verkehr gebracht werden. Die Weiterfubrung deS Zuge- nach Nom und Neapel scheiterte an der fortgesetzten Weige rung der italienischen Südbahn, diese Weitersührung zu über nehmen. Dagegen scheint die Fortsetzung gedachten Zuge- nach Brindisi zu gelingen. Diese Fortsetzung würde zunächst wöchentlich zweimal geboten werden, und zwar zum An schluß an die Schiffe deS Oesterreickischen Lloyd nach Egypten. Es ergeben sich dadurch folgende Verbindungen: ab Berlin NacklS 11,45, ab Leipzig (Bayerischer Bahnhof) NacktS 2,05, in Verona Abends 7,07, ab 7,20, in Brindisii 12,00 Mittags, und in umgekehrter Richtung: ab Brindisi Nachni. 5,00, in Verona 10,30 Vorm., ab 10,45, in Leipzig früh 4,33, in Berlin Vorm. 7,00. Die Gesammtfabrzeit Berlin-Brindisi, die bei dem projectirten Berlin-Mailand- Gotthard-Expreßzug 41 Stunden beträgt, wird durch diese Verbindung auf 36^ Stunden gekürzt werden. Daß im Uebrigeu der Nord-Süd-Expreßzug in Verona sein Endziel findet, dürfte für die Dauer wohl kaum aufrecht erhalten bleiben können. Wenigstens die Fortsetzung nack Venedig, wohin ja so viele Nordländer reisen, wird, wenn nicht sofort, doch bald erfolgen müssen, soll die neue und allerseits freudigst begrüßte Verbindung ihren Zweck nicht völlig ver fehlen und von Anfang an discreditirt werben. Letzteres möchte aber schon der sächsischen Interessen halber nicht gewünscht werden. * Leipzig, 22 October. Gestern Abend fand im Sieben- Männer-Haus unter Tbeilnahme von etwa 40 Personen eine Versammlung von Ausstellern statt, gegen welche von der Ausstellungsleitung Ansprüche auf Mehrzahlung von Platzmiethe erhoben worben sind. Man bezeichnete in der Debatte die meisten dieser Ansprüche als unberechtigt, eine Anschauung, die auch der anwesende Rechtsanwalt vr. BurckaS I vertrat. Infolge dessen war in der Versammlung die Neigung vorherrschend, es auf die zahlreichen schon angestrengten oder angekünvigten Processe ankonnnen zu lassen. Man will aber vorher die ganze Angelegenheit noch einmal in einer zahl reicher besuchten Aussteller-Versammlung behandeln, zu welcher durch öffentliche Bekanntmachung eingeladen werben soll. Hoffentlich gelingt es durch Entgegenkommen auf beiden Seiten unserem schönen Ausstellungs-Unternehmen einen häß lichen gerichtlichen Abschluß zu ersparen. — Der Rothenburger Erker, dieses gemüthlichste Kaffeehaus unserer Ausstellung, ist an die Sckützen- Gesellschaft Zwenckau verkauft worden. DaS Ge bäude wird auf dem idyllisch gelegenen Schützenplatze Zwenkau zur Ausstellung und nächstes Jahr daselbst in Betrieb kommen. Die vielen Verehrer und Verehrerinnen des Erkers werden nächstes Jahr nun allerdings einen etwas weiteren Weg machen müssen, als zur Ausstellung, den sie aber gewiß nicht scheuen werden, um den liebgewordenen Erker an seinem gemüthlichen Standplatze zu besuchen. Der an dem Gebäude angebrachte massiv- eichene Erker und die Wandgemälde wurden nicht mit verkauft und kommen die letzteren am Montag zur öffentlichen Versteigerung. Der Erker selbst wird voraussichtlich auf einer der nächsten Ausstellungen einem großen Kaffeehause wieder als Namens schild dienen. tt Leipzig, 23. October. Heute Vormittag ist auf dem Ausstellungsplatze der 33jährige Arbeiter Carl R. beim Ausladen einer 20 Centner schweren Kiste dadurch ver unglückt, daß ihm die Kiste infolge Abrutschen- de« so genannten Hase» auf beide Beine siel, wodurch er driiplicirte Unterschenkelbrüche erlitt. Ein Verschulden dritte/ Personen ist ausgeschlossen. R. wurde nach dem Krankenhaus tranS- portirt. — In vergangener Nacht sind in der Ausstellungs halle zwei hellgrüne Büsten, Venetianerinnen darstellend, vier weitere Büsten, einen Maler, einen Bildhauer, einen Clown und einen Mephisto darstellend, im Gesammtwerth« von 60 sowie zwei Figuren, einen Knaben, der Kirschen ißt, und einen Mann mit einer Geldbörse darstellend, ge stohlen worden. 2 Leipzig, 23. October. In der vorvergangenen Nacht begann in einer Restauration der Großen Fleischergasse ein dort als Gast anwesender 17jäbriger Artist mit einem andern Gaste ohne alle Veranlassung Zank und Streit, so daß er vom Wirthe hinauSgesteckt wurde. Er begab sich darauf in eine nahegelegene Kaffeestube und bewog dort eine Anzahl halbwüchsiger Burschen, mit ibm in jene Restauration zu geben, wo er sich an dem Wirthe rächen wollte. Die rüden Patrone drangen auch thatsächlich in die betreffende Restau ration ein und schlugen den Wirth und dessen Sohn so brutal, daß der Erstere einen Armbruch, der Letztere aber mehrere Verletzungen davontrug. Außerdem zerschlugen sie die Biergläser und demolirten Tische und Stöhle. Fünf dieser Wülheriche befinden sich hinter Schloß und Riegel. — In der Hospitalstraße sprang beute Vormittag ein Schrift setzerlehrling von einem im Ganze befindlichen Motor wagen in verkehrter Richtung ab und blieb besinnungslos liegen, erholte sich jedoch nach einiger Zeit wieder. —* Ein unbekannter Schwindler war Ende vorigen Monat» in verschiedenen hiesigen Geschäften ausgetreten. Derselbe kaufte eine Kleinigkeit, bezahlte mit einem Zehnmarkstück und während er die Aufmerksamkeit des Verkäufer- auf etwas Anderes ienkle, nahm er das herausgegebene Geld, sowie da- Zehnmarkstück an sich und verschwand schleunigst. Gestern wurde der Betrüger, ein 55 Jahre alter Handelsmann aus Fürstenberg, auf Beran- lassung eine- Buchhändlers in der inneren Stadt, in dessen Geschäft er sein Schwindelmanöver gleichfalls versucht hatte, verhaftet. —* AuS dem Vorraum de- Auctionslocales des königlichen Amtsgerichtes wurde gestern ein Pneumatic-Rover mit Fabrik zeichen „Krause" und der Nummer 11 am Schleifzeug im Wirthe von 150 gestohlen. — Ferner ist in Annaberg am 20. d. M. ein Brrnnabor-Rover gestohlen worden. In diesem Falle soll der Dieb in der Richtung nach Leipzig zu gefahren sein. x. Leipzig-Kleinzschochrr, 23. October. Die am Anfang unseres StadttbeilS neu entstehende Schule wird die 28. Be zirksschule Leipzig» sein: die Bauarbeiten zu derselben hat man bereit- in Angriff genommen. Man errichtet gegen wärtig die Turnhallen, welche jedenfalls, ebenso wie seiner zeit bei der 13. Bezirksschule in Lindenau, interimistisch zu Clafsenzimmern, und zwar bereit- von Ostern künftigen IahreS in Benutzung genommen werden dürften. Es wird sich dies nicht umgehen lasten, weil die 25. Bezirksschule in Kleinzschocher neu zu bildende Claffen nicht mehr aufnebmen kann, die 26. Bezirksschule zu Schleußig aber noch immer keinen Flügelanbau erhalten hat. Und gerade Schleußig wird eine bedeutende Vermehrung der Schüler zu Ostern 1898 bringen, da« zeigen die daselbst in den letzte» Monaten neu gebauten und bezogenen Häuser. — Rochlitz, 21. October. Bisher ist e- leider noch nicht gelungen, den Mörder Fraß, der am 10. d. M. in Ober pickenhain seine Geliebte, die Dienstmagv Fügmann, ermordete, festzunehmen. Jetzt wird nun erzäblt, daß der Mörder am 11. Oktober oder an einem der nächstfolgenden Tage Abend« in einem Restauration«- oder HerberaSlocale in Burgstädt oder dessen Umgebung zugereist sei, sich Esten bestellt und dabei geäußert habe: „Er habe seine Geliebt« geschlagen, sei geflüchtet und habe dabei sein Geld verloren". Thatsache ist, daß der Mörder sein Portemonnaie mit 10 in dem un weit der Mordstrll« aufgrfundenrn Rock stecken -«lasten hat. — Rotzwein, 22. October. In dem Besitzthum de- Guts besitzer« Lange im benachbarten Gertitz sch entstand vor gestern früh in der sechsten.Stunde Feuer, dem zwei Gebäude mit reichen Ernteerträguissen und verschiedenen WirthschastS- geräthen zum Opfer fielen. DaS Wohnhaus konnte glücklicher weise erkalten werden. DaS Feuer ist durch Unvorsichtigkeit einer 22jährigen Magd entstanden, die infolge besten in Haft genommen worden ist. — Ehcmnttz, 22. October. Heute früh 6 Uhr geriethen in einem Selfactorsaale der hiesige» Actienspinnerei durch Funken, die von einer Gasflamme ausgingen, Spulen und Walzen eine- SelfactorS in Brand. Das Personal versuchte sogleich, mit der Hausfeuerlöscheinrichtung das Feuer zu loschen. Doch breitete sich dasselbe mit so großer Schnelligkeit über die brennbaren Theile des SelfactorS aus, daß alsbald alles vor dem Feuer und noch mehr vor dem außerordentlich beißenden starken Qualm fliehen mußte. Die herbrigerufene Feuerwehr konnte nur von außen über Leitern nach Einschlagen der Fenster gegen daS Feuer vorgehen und mußte zur Unterdrückung de« Brandes drei Schlauchleitungen in Betrieb setzen. Der Schaden, welchen der Brand ver ursacht hat, dürfte beträchtlich sein. (CH. T.) —* Olbernhau, 22. October. Der Gemeindediener David Ferdinand Braun in Oberneuschönberg, welcher im laufenden Jahre Sleuerbeträge eincassirt hat, ist nach Unterschlagung dieser Gelder seit dem 15. dS. MtS. flüchtig geworden. Die unterschlagenen Beträge können sich auf einige Hundert Mark belaufen. L. Schlettau, 23. October. Dem hiesigen Stadtgemeiiide- rath ist von der königlichen Generaldirection der Staats bahnen die Bescheidung zugegangen, daß mit Genehmigung des königl. Finanzministeriums als BetriebSausgaugs- und Endstation der Neubaulinie Zwönitz-Scheiben- berg der Bahnhof Schlettau in Aussicht genommen worden ist. Diese Entschließung hat in unserer Stadt große Freude erregt, die am RathhauS durch Flaggenschmuck in den Landesfarben sichtbaren Ausdruck fand. — Mylau, 22. October. Ein fast unglaubliches und recht bedauerliches Vorkommniß bat sich am ver gangenen Mittwoch in einer hiesigen Familie zugetragen. Vater und Sohn geriethen iu Streit, und dabei kam es vor, daß der Sohn dem Vater mit einer Kohlenschaufel auf den Kopf schlug und ihm mehrfache Wunden zufügte. Das hinzugekommene Dienstmädchen entriß dem Sohn die Kohlenschaufel und verhinderte dadurch weitere Angriffe, für den Verletzten aber machte sich die Inanspruchnahme ärzt licher Hilfe nothwendig. )-( Aus dem VogllanVe, 22. October. Die Holzarbeiters ehefrau Martin in der „Eulenloh" bei Posseck war am Mittwoch Abend im Begriffe, die angezündete Petroleum- Hängelampe an der Stubendecke zu befestigen, plötzlich stürzte die Kugel herab, explodirte, und im Nu stand die unglückliche Frau in Flammen. Nach kaum zweistündigen schrecklichen Schmerzen verschied die Schwerverletzte. — Auf dem Arz berger Friedhöfe war Ende voriger Woche ein Leidtragender von einer Fliege gestochen worden. Obwohl der sofort an schwellende Arm auf «ine Blutvergiftung hindeutete, widersetzte sich doch der Verletzte der ihm angerathenen Amputation und erlag infolgedessen der scheinbar gering fügigen Verletzung. — Wie in Treuen, so wurden in den letzten Tagen sowohl in Klingenthal, als auch in Mark neukirchen ganze Vogelsteller-Gesellschaften erwischt und daS Handwerkszeug der Frevler beschlagnahmt. Hoffent lich werden dieselben, da neuerdings zur Ahndung derartiger Vergehen auf Haftftrafe erkannt, wird, durch Schaden klug. — Reichenbach t. V., 21. October. Die Sektion der Günther'schen Leiche in CunSdorf ist behördlicher Anordnung zufolge auf morgen Nachmittag 2 Uhr verschoben worden. Am Kinn und an den Mundpartien der Todten sind Verletzungen zwar wahrzunehmen, doch lasten diese keine weiteren Deutungen über die näheren Umstände des Todes zu. Die Bewohnerschaft von Cunsdorf steht nach wie vor unter dem Eindrücke des räthselhaften Vorganges und man ist gespannt auf den weiteren Gang der amtlichen Erhebungen und Ermittelungen. — Reichenbach i. V., 22. October. Gestern Abend drohte ein im Fabrikgrundstück der Firma C. F. Eckhardt im Entstehen wahrgenommeneS Schadenfeuer größeren Um fang anzunehmen. Gegen >/«8 Uhr verrieth ein ver dächtiger Brandgeruch, der au- dem an daS Kessel haus der Fabrik angebauten Garnlager drang, daß dort in der 1. Etage aufgestapeltes Streichgarn aus un bekannter Ursache sich entzündet. Sofort aufzenommene Lösch versuche führten nicht ans Ziel, das Feuer nahm seinen Fortgang, und verbreitete da- im glimmenden Zustand be findliche Material in der gesammten Umgebung einen schars beißenden dickten Nebel, der auch der Feuerwehr das Be kämpfen in den ersten Momenten nicht unwesentlich er schwerte. Nachdem aber die Pioniere durch Abreißen des KiesdacheS Bahn geschafft und der Brandherd vou ver schiedenen Seiten durch den Schlauch- und Steizerzug mit Master gedeckt werden konnte, galt jede weitere Gefahr als beseitigt, so daß auch bereits heute Mittag der Betrieb — es befand sich im bezeichneten Gebäude außer dem Garn lager der Wolfraum — wieder ausgenommen werden konnte. Der durch Brandgiebel nach den begrenzenden Seiten ab geschlossene Fabrikraum der Firma H. Zimmermann und Sobn blieb vollständig unberührt von dem gefahrdrohenden Brande. — Kamenz, 21. October. Eia entsetzlicher Unglücks fall ereignete sich gestern früh dadurch, daß der beim Bau meister Wendt beschäftigte Zimmcrlehrling Hentschel aus Deutschbaselitz auf unerklärliche Weise ins Getriebe des DampfsägewerkeS gerieth, wodurch dem BedauernSwertben der Kopf vom Körper getrennt und ein Arm total zerrissen wurde, so daß der Tod auf der Stelle eintrat. — Cossebaude, 22. October. Hier wurde von 105 Be werbern um die Gemeindevorstandsstelle Herr Stad lcass i rer Ziegler gewählt. — Pirna, 22. October. Vor einigen Tagen erkrankten plötzlich die beiden 3V, und 2 Jahre alten Knaben einer hiesigen Familie an Erbrechen und Fieber, und trotz cer angestrengten Thätigkeit eine« Arzte- verstürben die Knaben nach kurzer Zeit. AtSbald entstanden hierüber allerhand Gerüchte von Vergiftung in Folge Genusses von Eß- waarrn. Wie der dortige „Anzeiger" millbeitt, ist an alledem nicht- Wahre-, vielmebr hat die Section des eine» Knaben ein« acute Erkrankung al« Ursache des Todes ergeben. Aach Schluß -er Redaction eingegangen. Die i» dieser Nutrik mit,etheilten, während de» Druck«» tiuzelauseucu lelezramm: Hades, i»ie schon au» der Ueberschrift ersichtlich, der Redaktion nicht vorzclcztti. Diese ist mithin Mr Verstümmelungen und unverständliche Wendungen nicht ver» antwortlich »u machen. 88 Berlin, 23. Oktober. (Privattelegramm.) Es verlautet, daß nicht nur von preußischer militairischer Seite, sondern auch von der Regierung eines anderen Bundesstaate« Bedenken gegen die Oesfentlichkeit des Verfabren» bei der Reform de« MilitairstrafprocesseS geltend gemacht sind. «erantworllicher Redactrar vr. Her». K-chtiu, t» Leipzig Gitr de» musikalische» Lheil Prof»stor vr. Oscar Pa»l in Lelo,t».
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