01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.11.1897
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1897-11-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18971112018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1897111201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1897111201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1897
- Monat1897-11
- Tag1897-11-12
- Monat1897-11
- Jahr1897
-
-
-
8308
-
8309
-
8310
-
8311
-
8312
-
8313
-
8314
-
8315
-
8316
-
8317
-
8318
-
8319
-
8320
-
8321
-
8322
-
8323
-
8324
-
8325
-
8326
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Bezugs-Preis ka der Hauptrxpedition oder den im Stadt« bezirk und den Vororten errichteten Aus« aabestellen obgeholt: vierteljährlich ^14.öO, bet zweimaliger täglicher Zustellung ms Hau« b.öO. Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: vierteliädrlich »l 6.—. Direkte tägliche Kreuzbandiendung in« Ausland: monatlich 7.50. Die Morgen.AuSgabr erscheint um '/,? Uhr, die Abend-AnSgabe Wochentags um 5 Uhr. Re-action und Erve-Morr: Aohannesgasse 8. Die Expedition ist Wochentags ununterbrochea grvssnet von früh 8 bis Abends 7 Uhr. Filialen: ttto Klemm's Lortim. (Alfred Hahn), Universitätsskraße 3 (Paulinuin), LoniS Lüsche. Aatbarinenstr. 1^, pan. und KüuigSplatz 7. Morgen-Ausgabe. elpMer Tageblatt Anzeiger. Ämtslikalt des Äöniglichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, des Nathes und Notizei-Ämtes der Ltadt Leipzig. Anzeigeu-Preis die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pig. Reklamen unter dein RedactionSstrich (4ge« spalten) bO/^, vor den Familiennachrrchten (6 gespalten) 40-^. Größere Schriften laut unserem Preis- verzeichniß. Tabellarischer und Zisierniatz nach höherem Taris. Vxtra-Beilagen lgefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbesörderung -4> SO.—, mit Postbesörderung 70.—. Annahmeschlnß für Anzeigen: Abend-Ausgab«: Vormittag« 10 Uhr. Morge n-Ausgabe: Nachmittags 4 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Anzeigen sind stet« an die Erpetzition zu richten. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. 5<8. Freitag den 12. November 1897. 91. Jahrgang. Frankreichs Handel und Deutschland. In Frankreich beginnt man ebenso wie in England daran zu denken, auf welche Weise dem im Niedergange be griffenen Exporthandel anfzubelfen sein könnte; cs bat sich ein Counts für Handel und Industrie gebildet, das demnächst zusainnientrelcn soll, um die kommerzielle Bertheidigung des Landes zu organisiren. Es ist anzuerkennen, daß man in Frankreich nicht den selben Fehler begeht wie in England, nämlich alle Schuld dem aufblühenden Exporthandel Deutschlands zuzuschreiben. Wohl wird festgestelll, daß die deutsche Concurrenz dem fran zösischen Handel Abbruch thut, aber man führt doch auch noch andere Grünte für den Niedergang des französischen Exports an. Dieser Niedergang — der französische Export war im vorigen Jahre um 40 Millionen geringer als vor 15 Jahren — wird zum Tveil auch dem Umstande zugeschrieben» daß andere Länder, die früher Abnehmer der französischen Industrie, z. B. der Möbelindustrie waren, jetzt selbstständig geworden sind. Ferner bat eine Reihe anderer Länder Hobe Schutzzölle eingeführt und dadurch den französischen Export ausgeichlosien. Als Mittel für die Hebung des französischen Exports wird nun zunächst eine Centralisation der französischen Industrie angesehen, welchem Zwecke das oben erwähnte Comils dienen soll. Es soll ferner versucht werden, einen engeren handelspolitischen Zusammenschluß der romanischen Bölter herbeizuführen. Weiter sollen die französischen Colonien noch mehr räumlich aus gedehnt und kulturell entwickelt werden, damit sie in um fangreicherer Weise als bisher Abnehmer der französischen Iudnstrie werden können. Schließlich soll, nachdem in diesem Jahre große Summen für die Ausdehnung < t w gsmarine bewilligt worben sind, auch der Entwickelung . ev >anbels- marine eine größer Aufmerksamkeit gewirme erden. Es wirb gerade in tiefer Beziehung mit einem g aissen Neide aus die Entwickelung der deutschen Handelsmarine und auf die letzten großartigen Leistungen der deutschen SchiffSbaukunsl hingewiesen. Für Deutschland sind diese Ausführungen in mancherlei Hinsicht von Interesse und Wichtigkeit. Zunächst sieht man, daß die Franzosen Anstrengungen machen wollen, um wieder die deutsche Concurrenz zu überflügeln. Dies muß ein Grund mehr sein, um auch deutscherseits alle Anstrengungen zu machen, die einmal gewonnene Posiiion festzuhalten und wenn mög lich zu verstärken. Dazu kann es nur von Nutzen sein, wenn man auch in Deutschland sowohl die von den Franzosen für den Niedergang ihres Exports angeführten Gründe wie die Mittel, mit denen man den Export wieder heben will, würdigt. Tenn was als Grund für die Verringerung der französischen Ausfuhr angegeben wird, bedeutet auch für Deutschland eine Gefahr. Auch Deutschland muß sich daraus gefaßt machen, einen Tbeil seiner auswärtigen Märkte einzu büßen, weil die betreffenten Völker sich industriell selbstständig machen werden; auch Deutschland wird in seinem Export da durch beeinträchtigt, daß frühere große Abnehmer sich durch hohe Schutzzölle abfchließen. Deshalb muß auch Deutschland an Mittel renken, die geeignet sind, den wahrscheinlichen Ausfall wieder wett zu machen. Der französische Plan der Centralisation ist freilich für Deutschland unausführbar. Deutschland besitzt eine Reihe von Handelscenlren, die zwar mit einander Fühlung haben, die aber völlig selbstständig sind. Gerade dabei bat sich der deutsche Handel sehr wobl befunden. Wohl aber ist das französische Bestreben, durch Erweiterung Feirvllstsn. Um die Erde. Reisrbriese von Paul Lindenberg. Nachdruck vrrbotin. IV. Frühe Fahrt zu den Pyramiden. — Sonnen aufgang. — Schakal-Jagd. — Schießkunst der Beduinen. — Frühstück im Spbinx-Tempel. — Besuch der Cheops-Pyramide. Kairo, 1. November. Tiefe Dunkelheit lag beute früh nock über Kairo, nur die Sterne blinkten klar und glänzend hernieder, als wir durch die stillen Straßen der Stadt in scharfem Trabe rasselten, den Grzeb'Pyramidtn zu, um sie noch vor Sonnenaufgang zn erreichen. Es war empfindlich kübl, immer dichter hüllten wir uns in unsere Mäntel ein, welchem Beispiele der uns gegenüber sitzende Beduine Fatt Allab, der mir bei einem iürzlichen Besuche der Pyramiden versprochen, daß ich auf Schakale zum Sckuß kommen sollte, folgte unv sich in seinen weißen Burnus einmummte, daß nur die Augen noch bervorgncktcn. Die Ordnung und Sauberkeit auf den Straßen Kairos siel uns beim matten Lalernenschcin besonders auf, hier und da sah man einen Polizisten austauckcn, testen weiße Uniform sich lebhaft von den dunklen Häusern abhob. Nun polterten wir über die erste Nilbrllcke, plötzlich ein scharfe« arabische« „Haiti-, und nur schwer konnte unser brauner Kutscher, neben dem auf dem Bock Hassan saß, seine mutbigen Rößlein Zügeln; «in Polizist trat auf uns zu und fragte nach dem Zweck und Ziel unserer Fahrt, sich die Nummer des Wagens und die Namen unserer drei Begleiter aufschreibenk, eine durch daS vor einigen Jahren stattgefundene völlige Ver schwinden einer ähnlich-n kleinen Früh-Expedikio» hervorgerufene Vorsichtsmaßregel. Jetzt ging« unter den weitkronigen Lebbach-Bäumen die schöne Cbaussee entlangt, die gegenwärtig zu beiden Seiten noch eingegrenzt ist von den Nil-Ueberschwemmungen, in deren glatten Flutben sich die Sterne wirderspiegrlten. Fellachen mit Gemüse, mit Früchten und Mais kamen uns entgegen, schwarzverschleirrte Frauen trugen frei auf den Köpfen des Absätze- in den Colonien und durch die Entwickelung der Marine den Handel wieder zu fördern, auch in Deutschland zu beachte». Auch Deutschland wird daran denken müssen, seinen colonialen Besitz zu erweitern und zu entwickeln, um ein sichere- Absatzgebiet für den deutschen Export zu gewinnen, ein Absatzgebiet, das nickt durch die Laune eines fremden Willens plötzlich verschlossen werden kann. Ebenso wird Deutschland der Entwickelung der Marine weiterhin seine Aufmerksamkeit widmen müssen. Was die Handelsmarine anbelriffk, so sei hier an die Frage der Dampfersubvention, die durch die im vorigen Jahre eingebrackte Vorlage erneut angeregt wurde, erinnert. Wenn auck Deutschland hinsichtlich der Handelsmarine schon jetzt den Franzosen überlegen ist, so fällt ein Vergleich der Kriegs marinen für Deutsckland um so ungünstiger aus. Hier sind die Franzosen mit großartigen Bewilligungen vorangegangen und Deutschland wird im Interesse seines Handels wenigstens in einem bescheidenen Maßstabe Nachfolgen müssen. Tbun in Deutschland alle den Interessen deS Handels dienenden Faktoren ihre Schuldigkeit, so braucht man den Versuch Frankreicks, den Handel zu heben, nickt zu fürchten. Im Gegentheil kann dieser friedliche Wettbewerb für Deutsch land nur angenehm sein, denn er ist geeignet, die Franzosen von ihren thörichlen Revancheideen abzubringen. Vie deutsche und die frauMsche Kriegsflotte. X. Bor einigen Tagen rief die rücksichtslose Behandlung eines Deutschen in Haiti allgemeine Erregung hervor. Ter Fall ist glücknch beigelegt, aber nack einem Berichte, den ein Hamburger Blakt über die auf Haiti herrschenden Zu stände bringt, ist es jeden Augenblick möglich, daß der Vorfall sich wiederholt, da besonders gegen die Deutschen auf Haiti ein leidenschaftlicher Haß zu bestehen scheint. In dem freisinnigen Blatte wird bemerkt, daß die Ausländer auf Haiti nur insoweit geschützt sind, als die Kanonen ihre- Vater landes hinter ihnen stehen. Als bei der Erörterung des Falles Lüder« bervorgehoben wurde, daß die deutsche Marine kein Kriegsschiff bei der Hand habe, um rS nach Haiti zu entsenden, wurde der Marineverwaltung vorgeworfen, daß sie selbst daran Schuld sei, da sic die Schiffe, die in Südamerika stationirt sein könnten, in Ostasieu habe. Nun haben aber in den letzten Tagen zwei Vorfälle in Ostasieu gezeigt, wie nölhig es ist, auch dort Kriegsschiffe zu haben: die Ermordung deutscher Missionare und die Beschimpfung deutscher Seeosficiere durch chinesischen Pöbel. Gerade in der letzten Zeit haben sich also die Vorfälle gehäuft, die zeigen, wie nötbig eine Vermehrung der deutschen Flotte ist. Mit einigem Neide wird Derjenige, der für die deutsche Marine eine bescheidene Vermehrung berausdrücken will, auf das diesjährige französische Marinebudget blicken. Frankreich giebt in diesem Jahre für seine Marine 285Vr Millionen Francs aus, für das Heer 627 Millionen. Man beruft sich auf Seiten der Marinegegner in Deutsch land immer darauf, daß wir so große Ausgaben für daS Heer zu machen hätten, aber die französischen Ausgaben für die Landarmee sind noch größer. Die Ausgaben für daS Heer und die Marine zusammen betragen also für daS Jahr 1898 in Frankreich mrbr alS 9l2 Millionen FrcS., und das „Journal des DsbalS" bemerkt dazu mit einem gewissen Stolze, daß man wohl bald bei der Milliarde angelangt sein werde, und zwar, wie da« Blatt annimmt, wegen künftiger noch größerer Ausgaben für die Marine. Schon jetzt sind diese Ausgaben ungefähr so groß wie die aller schwere Bündel, bei dieser und jener ans der einen Schulter noch ein halbnacktes Bübchen bockend, Eselreitcr trieben durch schallende Gutturale „Ha'S, Ha'S" ihre geduldigen Thiercken zu schnellerem Laufe an, und mehrfach lösten sich auS der Dunkelheit schemenhaft die Umrisse von Kameel-Zügen ab, die in automatischem Schritt an unS vorüberstampsten; dicht am Wegrand« dann sah man langbingcstreckt und mit Tückern bedeckt müde Pilger und zuweilen bemerkte man in der Ferne den glimmenden Schein eines Lagerfeuers. AlS wir um die fünfte Morgenstunde die Näbe der Pyramiden erreicht batten, zeigte sich schon über dem Morgen stern ein lichter silberner Streifen, der schnell rosigen Wölkchen wich, die in ihren AuSläusen zart violett schim merten, und getreu gaben die weit,» UebersckwemmungS- gebiete das wunderbare Farbenspiel zu'lick. Mil jeder Mi nute nahm die Helligkeit zu —, mein Begleiter konnte unter halb der Cheops-Pyramide seine Staffelei ausstellen, um mit gezücktem Pinsel und geschwungener Palette, sowie im sickeren Bereich der wohlgefüllten Frühstückskörbe den Sonnenaufgang zu erwarten, mir war eS nicht so gut beschicken, denn im tiefen Wüstensande, daS Gewehr schußbereit, schritt ick hinter Falt Allah der, der mich durch Geberden und Winke zu immer schnellerem, beschwer lichen Marsche anspornte, welcher erst nach einer halben Stunde recktSseiis ter zweiten Pyramide auf dem FelS- plateau sein Ende fand, wo wir unS hinter mächtigen Granit blöcken, die nock zu den Gräbrrstätten vornehmer ügypter, denen auS königlicher Gunst die letzte Ruhe nahe ihren Herrschern gestattet worden war, verbargen. Sckarf lugte der Beduine umher, aber meine Blicke folgten nicht den seinen, immer wieder wandten sie sich nach links, dem Osten zu, wo die rötblichen Wolkenstreisen sich mehr und mehr ansbreiteten und auch die letzter, violetten Färbungen in sich aufnabnien, während helllichtes Blau den weiteren Himmel überzog und die Sterne verblassen machte; aber auch hierbin krängen dir rosenrothen Strahlen vor, die hinten über den Höuenzügen de« Mokattam-Gebirge« hervorziickten, mit ihrem Schein in gelblichem Roth jene Berge gleichsam durchleuch tend, und nun tauckte langsam der glübrnre Svnnenball empor und in feurigem Purpur funkelten die Wellen de« Nil« und wir auS flüssigem Erz erschienen seine lieber- sckwemmungen, auS denen gleich Inseln einzelne Palmen haine und Frllachendörfrr hrrausragrrn. Da, mitten in drei Dreibundmäckte. Das französische Blatt giebt sich darum nickt der Illusion hin, daß in absehbarer Zeit eine Verminderung der Ausgaben stattfinden könne, weil infolge der ständigen Fortschritte der Technik die Flotte immer wieder in einer erschreckend kurzen Zeit erneuert werden müßte. DaS ist, wie das Blatt meint, sehr bedenklich, aber unumgänglich nolhwendiz, „denn", sagt eS — diesen Satz sollten sich die Gegner der Vermehrung der deutschen Marine zu Herzen nehmen — „jede Macht, die in diesen unaufbörlichen Anstrengungen nackläßt, verzichtet damit auf jede Aktionsfähigkeit zur See." Wie wenig die Franzosen gesonnen sind, ihrerseits in ihren Anstrengungen nachzulassen, ergiebt sich schon aus ter Zahl der Kriegsschiffe, die gegenwärtig in Bau begriffen sind. Es sind dies nicht weniger als 84 Fahrzeuge, darunter 8 große Schlacht schiffe, lO große Panzerkreuzer, 8 gewöhnliche Kreuzer und zwei Kreuzer, die besonders für die Jagd auf Handelsschiffe de« Gegners eingerichtet sind; das klebrige sind Avisos, Torpedo boote und Kanonenboote. Niemand wird verlangen, daß Deutsckland ähnliche gewaltige Anstrengungen macht, aber daß eS fick sehr zusammennehmen muß, um nicht zur See gegenüber Frankreich die Rolle einer vollständigen Null zu spielen, liegt angesichts dieser gewaltigen Ziffern auf der Hand. Deutsches Reich. * Leipzig, 11. November. Am Montag glaubten wir auf Grund eines Berichtes, den Fürst Meschtscherski in seinem „Grashdanin" über eine Unterredung mit „dem chauvinistisch-konservativen Abgeord neten «" erstattet hat, die Mahnung an die Führer der freiconservativen Partei richten zu sollen, dem Abgeordneten l)r. Otto Arendt gegenüber den „Frac- tionsterroriSmus" etwas entschiedener in Anwendung zu bringen. Wir mußten nämlich mit anderen Blättern an- nebmen, dieser Herr sei es gewesen, der sich nack jenem Berichte dem Fürsten gegenüber dahin geäußert hatte, Elsaß-Lotbringen könnte in Folge seiner Cultur und tes koppelten EinflusscS, den der französische und der deutsche GencuS auf diese Provinz ausgeübt hätten, zu auto nomen Republiken oder zu Staaten in der Art Bayerns und Württembergs werden, die zwei Lebens strömungen — zu Frankreich und Deutschland — besäßen, ebenso wie in Bayern zwei Strömungen — zu Preußen und zu Oesterreich — beständen. Wir mußten nm so mehr vor- mulben, daß der Abg. I)r. Arendt jener „chauvinistisch konservative Abgeordnete «" sei, als der Fürst in seinem Berichte erwähnte, der Besucher habe ihm vorher seine im Jabre 1892 erschienene Broschüre „Deutschland und Frank reich" übersendet. Jetzt aber stellt Herr I)r. Arendt in einer Zuschrift an die „Post" entschieden in Abrede, über die „elsaß-lothringiscke Frage" in dem erwähnten Sinne sich ausgesprochen zu haben. Er schreibt nämlich: „Es muß hier wohl ein« Verwechselung vorliegcn. Bei den verschiedenen Unterhaltungen. die ich mit Fürst Meschtscherski während seines Aufenthaltes in Berlin hatte, ist von mir über Elsaß-Loth- ringen nur gesagt worden, daß kein Deutscher eine rljoß- lothringische Frage anerkenne, daß Eliaß-Lolhringen mit j.dem Tag« enger mil dem Reich verknüpft werde und daß »in» Verständigung zwischen Frankreich und Deutsch land, d,e ich wünsche und im Interesse beider Nationen für nvthig halte, nur möglich ist, wenn die Franzosen im Interesse ihrer überseeischen Politik den Status czuo an meinen Dewunderungstaumel hinein, ein Zucken an meinem Arm und eine hastige Handbewegung Fall Allab'S und in der angedeuteten Richtung, an dem die Wüste begrenzenden Felsstreifen, huscht in einer Enlsernung von etwa fünfzig Metern ein Schakal hin, mit seinem gelblich-sckmudeligen Fell sich nur undeutlich von den Felswänden abhebend. Zum ruhigen Zielen war keine Zeit, und das drei-, vierfache donnernde Echo deS Schusses war das Beste an ibm! Der Beduine schüttelte bedauernd sein Haupt, ich tbat desgleichen und lrottete von Neuem hinter ibm der; über Fellen und durch Sand gings an dem Wüstensaum entlang, Spuren von Schakalen und Wölfen sahen wir genug, aber das war während ter nächsten Stunde auch daS Ganze. Schon wollte ick den Rückweg antrrten — ein hastiger, kurzer Ruf Falt Allah s und hintereinander taucken drei Schakal« auf, in langen Sätzen den Pyramiden zuhastend. Ein neues Loch wird in die Natur geschossen, aber auch von Neuem ist der Jagdeifer erwacht und von Neuem gebtS immer weiter und weiter, mit stets heftiger knurrendem Magen und brennendem Durst, bis Beide im Verein die Waidmannslust ersticken und die „Gebrüder Beeneken'S" zu eiligem Tempo nach den bewußten Frühstückssckätzen anspornen. Nock zweimal knalle ich ans Adler, majestätisch jedoch ziehen sie ihre Kreise nur immer enger, als spotteten sie de« McnsckenkindleinS da unten, da« ihren stolzen Flug zu hemmen trachtet; und dem nun Adler und Wölfe und Schakale völlig gleichgiltig sind, als er endlich zwei verheißung-reiche Strohkorbe erblickt, au« benen neugierig Flaschenbälse hervorseben. Aber: „zwischen Lipp' und KelcheSrand schwebt der Be- duinen Hand"! Mein malender Freund, der seine sehr gelungene Oelskizze fast vollendet hat, ist von einem Dutzend deturbanter, in Burnusse gehüllter brauner Gesellen nmringt, die zum Theil Kameele und Esel am Halfler kalten unk, ans dem Boden bockend, mit scheinbarer Gleichgiltigkeit und doch gespanntem Interesse dem Fortschreiten des Bildes zuschauen. Fatt Allab erzählt ihnen von meiner Bückse — einem zu Iagdzwecken umgrändrrlen Militair-Gewebr 71 — und sie wollen eS nun all« prüfen und damit schießen. „Kannst Du den weißen Stein da hinten treffen?" fragt mich der Aelteste. „Ick will'« versuchen!" und der Versuch gelang. Nun aber wollte jeder heran, und ein lustige« Knallen be gann, aber — eS konnte mir ja furchtbar gleichgiltig sein und doch empfand ich eine gewisse Schadenfreude — mit den Boqesen anerkennen. Ich habe dem Fürsten Meschtscherski meine Schrift „?>anos et -Zljenniczue" überreicht, in welcher das mit aller Deutlichkeit ausgesprochen ist. Alle Coin- binationen, welche eine Lockerung des Veihältnisses der Re chelande zum Reich erstreben, halte ich für indiscutabel. Von einer „Strömung zu Gunsten Oesterreichs", die in Bayern be steben soll, weiß ich nichts. Die jetzigen Zustände in Oesterreich schließen dergleichen wohl ans. Ich lege Werth darauf, das fest« zustellen, weil ich glaube, daß der Verständigung zwischen Deutsch' land und Frankreich kein schlechterer Dienst erwieien werden kann, als wenn die Illusion in Frankreich erweckt wird, daß ohne einen Kamps aus Tod und Leben jemals der Stand der Dinge in Elsaß- Lvtbringen irgendwie geändert werden könnte. Entweder diesen Kamps ausmhmen, oder sich mit einer unabänderlichen Tbmsache abfinden und gemeinsam niit Deutschland die großen wirthschast« lichen und culturellen Aufgaben der Welipolilik lösen, das ist die Entscheidung, vor die sich die französische Nation gestellt sieht." Befremdlich ist an diesem Dementi nur, daß Herr I)r. Arendt den Fürsten Meschtscherski nicht ausfordert, den Namen des deutschen Abgeordneten zu nennen, der so be fremdliche Ansichten über die Lösung der „elsaß-lotbringischen Frage" bekundet bat. Hoffentlich findet sich der Fürst auch ohne eine solche Aufforderung veranlaßt, eine Aufklärung zu geben »nd den betreffenden Namen zu nennen. Sollte es wirklich der eincS konservativen Abgeordneten sein, so wäre gegen diesen selbstverständlich die energische Anwendung des „FractionsterrorismuS" geboten; sollte aber der Fürst aus dem Munde eines socialdemokratiscken Abgeordneten gehört haben, was er fälschlich einem konservativen unterlegt, so würde fick hieraus ergeben, daß man sich mit seinen Aus lassungen künftig nicht mehr zu beschäftigen brauchte. k'. Leipzig, 1l. November. Heute Morgen ist die Ge nehmigung de« Kaisers znr Annahme des Legates des verstorbenen Rentners Hngo RolffS zu Mülheim am Rhein durch den Centraivorstand des evangelischen Vereins der Gnstav-Adolf-Stistung, sowie die Mutbeilung über den Erlaß der Erbschaftssteuer durch den Kaiser eingetrosscn. DaS Legal beträgt nach Abzug von 60 000 für die Errichtung eines evangelischen Krankenhauses zu Ebrenseld bei Köln a. Nb. und von 30 000 für das evangelische Kinderheim zu Mül heim a. Rb. rund 210 000 für die Zwecke des Gustar- Adolf-Vereins. Die Genehmigung ist datirt: „Rominten, den 28. September 1897." Sie ist also ein schönes Angebinde zu der so bedeutsam gewordenen 50. Hauptversammlung des genannten Vereins in Berlin. Dresden, 11. November. Der Gesa mmt vor st and deS Nationalliberalen Vereins im Königreich Sachsen trat gestern zu einer Sitzung zusammen, um zu den bevorstehenden ReickStagswab len Stellung zu nehmen. Nach einem Referate des Heirn Generalsecretairs Brcilhaupl über die letzten LandtagSwahlen (an welches sich außer An derem auch eine eingebende Erörterung der Vorgänge im 11. städtischen Wahlkreise (Grimma, Colbitz :c.) und der in Anknüpfung an dieselben gegen die nationalliberalo Partei aus der letzten Generalversammlung des konservativen Landes Vereins gerichteten befremdlichen Angriffe ansckloß) wurde nach einer Besprechung der politischen Lage einstimmig folgender Beschluß angenommen: „Die Vorstände des Nationaltiberalen Vereins für das König reich Sachsen und der Nationalliberalen Fraktion der Zweiten Kammer erklären, daß sie rin festes Zusammenstehvn der staats erhaltenden und rrtchstrruen Parteien, wie es bei den Landtagswahlen in Sachsen mit gutem Erfolge stattgefunden hat, auch bei den Reickstagswahlen im Interesse einer gedeihlichen Ent« Wickelung der allgemeinen politischen Verhältnisse für dringend völlig negativem Erfolge seitens dieser Wüstensöhne, die sich dann, weniger aus Dank für daS ihnen bereitete Vergnügen als in der Erwartung eines guten Bakschisch, danach drängten, die erwähnten Körbe nach dem Spbinx-Tempel zu schleppen, in dessen einer seiner aus massigen Granitblöcken gebildeten Kammern wir unser Lager ausfchlugen, als Zuschauer wieder um uns herum dir kreuzbeinig auf der Erde sitzenden dunkel häutigen Gesellen, die aus den Falten und Taschen ihrer Gewandungen allerband „Antika" — Skarabäen, Ketten, Ringe, Figürcken, Münzen u. s. w. — bervorkramten, um sie uns, allerdings ohne Gegenliebe zu finken, anzubietcu. Wie mundete hier in ter Küble — denn der erst 1853 entdeckte Tempel steckt fast noch ganz in der Erde — der Wein, und wie bell klangen die Gläser zusammen, ras surrende Ge räusch deS Wüstensandes übertönend, daS in seiner, ick möckte sagen musikalischen Gleichförmigkeit von oben her zu uns drang unv einschläfernd wirkte. Zur Müdigkeit jedoch war keine Zeit, hinauf gings auf die Cbeops-Pyramite mit manchem Ach und Web, aber anstrengender noch warS, in das Innero des SteincolostcS einzudringen, aus bald abschüssigen, bald steilen, ganz niedrigen und schmalen Pfaden, von Beduinen gezogen und gestoßen, gehalten und geschupft, emporgeristeii und wieder heruntergelassen, die Füße auf dem glatten Granit aus gleitend und die Hände an den Wänden nach einem Stütz punkt tastend ich bin versucht zu glauben, daß die verehrten egyptischen Könige, Seine Majestät Cheops an ter Spitze, ahnten, daß nack viertausend Jahren neu- und wiß begierige Menschen ihre Grabstätten aufsuckcn würden, und sie die« jenen zu erschweren trachteten. Und wie so vieles Andere, haben sie auch das vorzüglich verstauten! Aber nichts soll ja in ter Welt zwecklos gemacht worden sein, obwohl ich die Nützlichkeit gewisser, in arabischen (man munkelt auch in europäischen) Betten zu sinkender Thiercken noch nicht eingeschen habe; und so batte kenn auch der Besuch der Pyramiden außer allem Anderen für unS noch einen ganz besonderen Zweck, daß uns nämlich nach der Heimfahrt das frische Münchener Bier bei August in der Esbckieh zu Kairo ganz beson der« gut dünkte und im Umsehen der Schoppen mehrere geleert waren!
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Keine Volltexte in der Vorschau-Ansicht.
- Einzelseitenansicht
- Ansicht nach links drehen Ansicht nach rechts drehen Drehung zurücksetzen
- Ansicht vergrößern Ansicht verkleinern Vollansicht