01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.11.1897
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1897-11-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18971120016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1897112001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1897112001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1897
- Monat1897-11
- Tag1897-11-20
- Monat1897-11
- Jahr1897
-
-
-
8522
-
8523
-
8524
-
8525
-
8526
-
8527
-
8528
-
8529
-
8530
-
8531
-
8532
-
8533
-
8534
-
8535
-
8536
-
8537
-
8538
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Bezugs-PreiS kn btt Hauptexpedition odtt den im Stadt bezirk und den Borortrn errichteten Äus- «bestellen ob geholt: vierteljährlich ^>4ck0, lei zweimaliger täglicher Zustellung ins r>aus 5.50. Durch die Post bezogen für Teutjchland und Oesterreich: vierteljährlich 6.—. Dtrect» tägliche Kreuzbanditnvun- 1ns Ausland: monatlich ^l 7.50. Tie Morgen-Ausgabe erscheint um '/,7 Uhr, die Abend-Ausgabe Wochentags um 5 Uhr. —-o—»» Nk-ariion und Ekpeditiou: AohannrSgaffe 8. Dir Expedition ist Wochentag« ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi« Abend- 7 Uhr. Filialen: Otto Klemms Lortim. (Alfred Hahn), Universitätsstraße 3 (Paulinum), Lauts Lüsche, katbarinenstr. 14, Part, und KönigSplatz 7. ^0 592. Morgen-Ausgabe. KiWM TagMM Anzeiger. Amtsblatt des Königtichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, des Nathes nnd Notizei-Ämtes der Ltadt Leipzig. Sonnabend den 20. November 1897. Anzeigeri-Preis die 6 gespaltene Petttzeile SO Pfg. Reklamen unter dem Redaclionsstrich (4a*- spalten) 50^, vor den Familiennachrichten (6 gespalten) 40^. Gröbere Schriften laut unserem Prris- vekzrtchnib. Tabellarischer und Mffttnsap nach höherem Tarif. Extra-Vellage» (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbeförderung .^l 60.—, mit Postbeförderung ^l 70.—. Annahmeschluß für Anzeigen: Abend-Ausgab«: Vormittags 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittag« 4 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets au die Er-editt-ll zu richten. Druck und Verlag von L. Polz in Leipzig. 91. Jahrgang. Kirchliches im sächsischen Landtage. Unserer Ständeversammlnng liegen mehrere Kirchengesetze zur Genehmigung vor. Besonderes Interesse beanspruchen die Bestimmungen, welche für die Ausübung deS PatroncnS ge wisse persönliche Eigenschaften des Collators verlangen; eine rieser Bestimmungen entzieht dem Convertiten daS Patronatsrechr. Diese Vorlage geht Vielen nicht weit genug; in großen Preisen wird die berechtigte Forderung vertreten, daß ein Eollator nur dann sein Recht anwenden dürfe, wenn er die Wählbarkeit zum Kirchenvorstand besitzt; dann wären Katho liken ohne Weiteres von der Ausübung des Patronats aus geschlossen. Und daß dies sachgemäß wäre, wird Niemand, zumal bei der jetzigen Spannung der konfessionellen Gegensätze, leugnen. In Sachsen sind römisch-katholische Rittergutsbesitzer erst seit 1807 zum Patronat zugelassen; Napoleon I. hatte die volle bürgerliche Gleichberechtigung der Katholiken mit den Pro testanten im Posener Frieden verlangt; lediglich als ein dem Besitz anhaftendes Neckt wurde das PatronatSrecht angesehen, schon damals sckeint man nicht ohne Bedenken gegen römisch- katholische Collatoren gewesen zu sei. Die Superintendenten wurden angewiesen, daß sie bei „wabrgenommenen Eingriffen oder Benachlheiligung des Kirchenwesens" durch römisch- katholische Patrone sofort Anzeige erstatten sollten. Der Ultra- uiontanismus, der seitdem in die römische Kirche als Herrscher ewgezogen ist, mackt es heutzutage aufs Aenßerste bedenklich, Anhängern des Papstes das Patronatsrecht zu belassen. Roch zittert im protestantischen deutschen Volke die Erregung nach, welche die Canisius-Eucyclica Lco's XIII. hervorricf. Er bat cs gewagt, Lutber als einen Aufrührer und den Protestantismus als unheilvolles Gift zu bezeichnen. Er bat diese falschen, ungehörigen Behauptungen in einem osficielle» Rundschreiben ausgesprochen und dadurch deren Annahme zu einer Glaubenspflicht für die Katholiken gemacht. Man sollte denken, treue Papisten müßten nun von selber auf das Recht verzichten, bei der Besetzung von geistlichen Stellen in einer Kirche mitzuwirken, die in dem Aufrührer Luther ihren Stifter verehrt und die mit aller Geisteskraft das „unheil volle Gift" deS Protestantismus verbreitet; der Gehorsam liegen den „Friedenspapst" sollte es ihnen leicht machen, von ihrer Eollatur über evangelische Kirchen zurückzutrcten. Aber wenn sie nickt aus freien Stücken das Patronat aufgebcn, nun, dann muß daS Selbstgefühl der Evangelischen cS verlangen, daß Personen, die unter dem Einflüsse des so leidenschaftlich gegen den Protestantismus erregten PapstthumS stehen, jede amtliche Einwirkung auf evangelische Verhältnisse entzogen wird. Es ist ja bekannt, daß Rom mit besonderer Vorliebe Leute in angesehener Stellung für sich zu fischen begehrt. Im sächsischen Adel ist nicht erfolglose Propaganda getrieben worden. Sagt doch Prof. Or. Nipp old in seiner neuesten Schrift: „Die Hemmungen deS Protestantismus", auf Seite 26 Folgendes: „Man steht in Sachsen in einer Zeit ebenso unverfrorener Proselytenmacherei wie in den Jahren, als ebendaselbst Adam Müller österreichischer Generalkonsul war, als der Herzog und die Herzogin von Köthen ins Netz ge zogen wurden und nur Tzschirner und Krug die Augen noch osten hielten. So häufig auch die Mittel der Propaganda an das Wort des Herrn Matth. 23, 15 erinnern, — ein solches Maß von Impietät gegen die eigenen Eltern und zu gleich von Umgehung der Staatsgesetze bat dcch wenigstens in Deutschland selten stattgefunden, wie bei der „Bekehrung" jenes Sckönburg'schen Prinzen, der seither mit der Hand einer Prinzessin von Bourbon beglückt wurde, wie einst der Prinz Asenburg-Bierslein mit der einer österreichischen Herzogin" u. s. w. Dadurch aber, daß einzelne Glieder adliger Familien dem Katholicismus sich zuwaneten, ist die Eollatur über eine ziemliche Anzahl geistlicher Stellen in römisch-katholische Hände gekommen. Man meine nicht, das sei ohne Gefahr. Es ist doch nicht gleichgiltig, weß Geistes ein Mann ist, der die Auswahl unter den Bewerbern um ein geistliches Amt zu vollziehen hat; er kann bei dieser von anderer Rücksicht als von der auf die Interessen der evangelischen Kirche sich leiten lassen. Man meine auch nicht, daß in Sachsen der Ultra- montanismus weniger schroff auflrele als anderswo. Er ist überall derselbe. DaS bezeugt daS „Katholische Kirchenblatt für das Königreich Sacksen"; eö feiert den Jesuitenorden und die Inquisition; viele seiner Auslassungen, besonders die mit -ck- gezeichneten, führen dieselbe Sprache, durch die die Caplanspresse so berüchtigt geworden ist. Das bezeugt auch der religionSgeschichtliche Abriß, der dem katholischen Kate chismus als Anhang beigegeben ist; aus diesem ersieht man, daß die katholische Jugend in Anschauungen groß gezogen wird, welche zur Verachtung der Protestanten treiben müssen. Oder welche andere Wirkung kann man von Aeußerungen er warten, wie etwa: „Luther gewann in kurzer Zeit einen großen Anhang; denn der leichtsinnigen Volksclasse gefiel Vie bequeme, dem sinnlichen Menschen zusagen d e Leh re, und den habsüchtigen Großen kam die Aufhebung der Stifter und Klöster sehr gelegen", oder wie: „Am Anfänge des 16. Jahrhunderts fielen Tausende und Tausende von der katholischen Kirche ab; eS folgten blutige Kriege, Empörung, sittliches Verderben; die herrlichsten Stiftungen der frommen Vorzeit wurden zerstört, namenloses Elend für Zeit und Ewigkeit bereitet." — ? Wer mit solchen Gedanken erfüllt wird, den muß Fana tismus gegen die Protestanten ergreifen; ein solcher aber ist nicht befähigt, das Ehrenamt des Patronats in unserer Kirche zu verwalten. Wie weit die sächsischen Patrone römischer Eonfession innerlich von jenen ultramontanen Anschauungen bewegt werden, entzieht sich der Kenntniß; darum scheint eS das Richtigste, die Ausübung der Eollatur allen Katholiken zu versagen. TieletzteLandessynode,welchedaSKirchengesetz über die Aus übung des Patronats beschlossen bat, glaubte nicht soweit gehen zu sollen. Aber damals hatte der Papst seine CanisiuS-Encyclica noch nicht erlassen; in dieser wird von römischer Seite daS Tischtuch zwischen Protestantismus und Katholicismus vollends entzwei geschnitten. Hätte jene päpstliche Kund gebung der Synode bereits vorgelegen, so würden vermuth- lich die Bestimmungen über die Ausübung deS Patronats schärfer geworden sein. Vielleicht holt der Landtag nach, was die Synode nicht thun konnte. Das aber, was daS vorgelegte Kirchengesetz verlangt, daß Convertiten die Eollatur nicht handhaben dürfen, ist das Mindeste, was zu gewähren ist. Die Stände werden sich dieser Forderung nicht entziehen wollen, die Wohl von den meisten Evangelischen Sachsens vertreten wird. Wir empfinden die Handhabung des PatronatSrechts durch Convertiten als eine Verletzung unseres kirchlichen Selbst gefühls. Ein anderes Kirchengesetz nimmt einem evangelischen Bräutigam, der, verlobt mit einer katholischen Braut, so schwach ijl, die katholische Erziehung der Kinder zu versprechen, die kirchlichen Ehrenrechte. Soll mit zweierlei Maß geniessen werden? Soll einem Mann, der seine evangelische Kirche verleugnet, das ehrenvolle Amt eines Patrones verbleiben? Nein, daS ist unzulässig. Wir haben zu unseren Ständen das gute Zutrauen, daß sie bei der Beratbung und Beschlußfassung über das ihnen vorgelegte Kirchcngesctz die protestantischen Interessen mit Entschieden heit wahren werden; sie bleiben damit im Geiste ihrer ruhm reichen Vergangenheit. 21. Deutsches Reich. L. Berlin, 19. November. Die bedrohte Lage des Deutschthums hat für die kommenden Wahlen in den gemischtsprachigen Bezirken PosenS und Westpreußenö dem Grundsätze bedingungslose Anerkennung verschafft, daß es geradezu ein Verbrechen am deutschen Volkstbum fei, gegen über dem geschlossenen Anmarsch von polnischem Adel, Klerus und Demokratie die Widerstandskraft deS deutschen Eultur- elements zu lähmen, gleichviel, ob dies durch offene Felonie und Verbrüderung mit den Polen oder durch Zurückstellung der nationalen Pflichten hinter den Jnteressenegoismus, oder durch ein, Stadl und Land trennendes, extrem-politisches oder wirthschastliches Programm geschieht. Neber die Polen politik der freisinnigen Volkspartei ist jedes Wort Ver schwendung; selbst dann wird sie kaum zu belehren sein, wenn der Pole den letzten Freisinnigen, nachdem er zur Zer klüftung des Deutschthums das Seine getban, au? den gemischtsprachigen Wahlkreisen herauswirft. Hingegen treten, was die beiden letzten Sorgen, die Erneuerung des politischen Pflichtgefühls und Eindämmung extremer Partei und wirthschaftspolitischer Tendenzen, anlangt, wenigstens in West Preußen Anzeichen deS Verständnisses dafür hervor, waS unter allen Umständen vermieden werden muß, wenn nicht der PolonismuS vor den Ordensburgen ein zweites Tannenberg schlagen soll. Vor einigen Tagen fand im Wahl kreis Graudenz-Strasburg eine Versammlung des dortigen Bundes der Landwirthe statt. Es ist derselbe Bundes bezirk, in dem seiner Zeit das traurige Wort fiel, daß ein polnischer Agrarier besser als ein gemäßigter Deutscher sei. Auf dieser Versammlung hielt der nach dem Aus- fcheiden des Abg. v. Puttkamer-Plauth gewählte neue Vor sitzende der Provinzialorgamsation, v. Oldenbur g -Januschau, eine Rede, in der auch nicht mit einem Worte der be kannten extremen Forderungen deS von der Berliner Bundesleitung hinausgesandten Programms Erwähnung ge- than ist. Im Gezentheil entwickelt sie ein principielles Eintreten für Handelsverträge, eine principielle Unter stützung der zu erwartenden Flottenvorlage. „Eine See macht ersten Ranges können wir nicht werten, schon wegen der hoben Kosten nicht. Aber genügende Repräsentation im Auslande ist nöthig, der Handel muß geschützt werden. Wir werden immer zu haben sein für Anforderungen, wie sie sach verständige Leute zum Schutz und Ruhm des Vaterlandes für nöthig halten. Mehr will die Regierung auch nicht." Gegenüber dem Pol ent hum äußerte Herr v. Oldenburg: „Ob die Polen agrarisch sind oder nickt, so bald es auf ihre Nationalität ankommt, bleiben siePolen. Wenn wir so energisch agitiren, wie sie, werden wir sie schlagen können. Bei den letzten Wahlen hatten wir nicht die nöthige Energie. Es ist zu hoffen, daß es uns gelingen wird, wieder deutsch vertreten zu sein." Und so kam der bekannte Beschluß zu Stande: „Der Bund der Landwirthe sieht bei den bevorstehenden Reichs- tagswahlen seine vornehmste Ausgabe Larin, für eine deutsche Wabl einzutrcteu, und wird eine Erörterung der Caudidatenfrage im Verein mit anderen nationalen Parteien seiner Zeit beginnen." So in Westpreußcn; die Westpreußen waren unter sich. Und nun nach Posen herüber; dort fand am Dienstag die Provinzialverfümmlung des Bundes der Landwirthe statt. ES sprach — Dr. Rösicke-Gersdorf, der zweite Vorsitzende und wirkliche Leiter der Berliner Bundesleitung; bezüglich der Handelspolitik vertrat er „autonome Tarife mit Meistbegünstigung", also principielle Ablehnung der Handelsverträge. Die Stellung zur Marine frage war die bekannte skeptisch ablehnende; er proclamirte erst „freie Hand", als unwillig aus der Mitte der Ver- s sammlung eine zielbewußte Agitation für die Verstärkung Die christlichen Missionen in China. Von Wirkt. Geh.-Nath v. B r a n d t, Ges. a. D. (Wiesbaden).*) Die Ermordung von zwei deutschen katholischen Missionaren in Süd-Shantung hat aufs Neue in erhöhtem Maße die Auf merksamkeit auf das Vorhandensein und die Thätigkeit ka tholischer Missionen im Reich der Mitte gelenkt. Johannes von Monte Corvino war bereits 1307 von Clemens V. zum Erzbischof von Peking oder Khanbalik, wie cs damals als Residenz der Tartaren- (richtiger Mongolen-'» Kaiser hieß, ernannt worden. Von den fünfzehn Jahren, die er vor dieser Zeit dort zugebracht hatte, war er neun allein ccwesen, und nur während der letzten sechs Jahre hatte er in einem Deutschen, Bruder Arnold von Köln, einen Gefährten gefunden. Mit dem Sturze der Mongolen-Dynastie in der Mitte des 14. Jahrhunderts verschwanden auch die letzten Spuren seiner Thätigkeit, wie die der Nestorianer, die bereits im 7. Jahrhundert von Persien aus China erreicht hatten, und cs dauerte bis gegen das letzte Viertel des 16. Jahrhunderts, ehe es auf dem Seewege über Indien von Süden kommenden Jesuiten gelang, in China festen Fuß zu fassen, aber erst über ein Jahr hundert später im Jahre 1696 wurde auf den Wunsch der por tugiesischen Regierung in Peking wieder ein (Titular-) Bisthum errichtet. Nach der im Jahre 1773 erfolgten Aufhebung des Jesuiten ordens traten die im Jahre 1663 gegründeten 2Iis8iov8 I'.trcmgöres cke karm. im Wesentlichen die Erbschaft derselben an. Es waren hauptsächlich politische Gründe gewesen, welche die Gründung dieser Gesellschaft und die erste Entsendung franzö sischer Bischöfe nach Ostasien veranlaßt hatten. Die politische Machtstellung der Portugiesen in Indien und Macao war die Veranlassung gewesen, daß der päpstliche Stuhl der Krone Portugal gewisse Patronatsrechte über die katholischen Missionen in Indien und den Ländern östlich von demselben eingeräumt hatte; kein Bischof konnte für die bestehenden Sitze ernannt, keine neuen bischöflichen Sitze ohne die Zustimmung des Königs von Portugal errichtet werden, kein Missionar durfte sich anders als auf portugiesischen Schiffen und mit Erlaubniß der portugiesischen Regierung nach Indien und von dort nach China oder Japan begeben und keine Bulle des heiligen Stuhles erhielt Giltigkeit in diesen Gebieten, ohne durch die Hände des Königs von Portugal gegangen zu sein und dessen Zustimmung erlangt zu haben. Alle Missionen in diesen Ländern waren daher portugiesische und die Fremden, die vielfach in denselben Verwendung fanden, mußten die eigene Nationalität aufgeben, um ip80 facto die portugiesische anzunehmen. Ja, wenn man den Berichten Glauben schenken darf, hat der heilige Stuhl sich Portugal gegenüber zu einer feier lichen Erklärung genöthigt gesehen, durch die im Voraus alle zukünftigen, diesen Abmachungen etwa widersprechenden Bullen für ungiltig erklärt wurden. *) Aus der von vr. Z. H. Bechhold herausgegebenen Wochen schrift „Die Umschau" (tz. Bechhold Verlag in Frankfurt a. M ). Schon in den ersten Jahren des 17. Jahrhunderts hatte Spanien es verstanden, einige Abänderungen dieser Bestim mungen, namentlich in Betreff der Zulassung der Bettelorden in Japan und des dorthin zu wählenden Weges durchzusetzen, und 16o6 versuchte der französische Pater deNhodesin Rom auf die Ernennung französischer Bischöfe für Indo-China hinzu- i wirken. Der Widerstand des portugiesischen Gesandten beim I heiligen Stuhl und der bald darauf erfolgte Tod des Papstes! ließen diese Bemühungen scheitern, die indessen bald darauf durch die Herzogin von Aiguillon bei Alexander VII., dem Nachfolger Jnnocenz' X., wieder ausgenommen wurden und zu der Er nennung von drei französischen Bischöfen, Pallu, de la Mothe- Lambert und Cotolendi, führten, von denen dem ersten mit dem Sitze in Tonlin die chinesischen Provinzen UUnnan, Kweichau, Hupeh, Hunan, Szcchuan und Kwangsi; dem zweiten mit dem Sitze in Cochinchina die chinesischen Provinzen Chekiang, Fukien, Kwangtung, Kiangsi und die Insel Hainan; dem dritten mit dem Sitze in Nangking die Provinzen Chili mit Peking, Shansi und Shantung, sowie die Mandschurei (Tartarei) und Korea unter stellt wurden. Gegen Ende des Jahrhunderts waren bereits in einer größeren Zahl dieser Provinzen besondere Bischofssitze eingerichtet. Der französische Einfluß ist dann von Jahr zu Jahr gestiegen, wozu in neueren Zeiten die nach dem Abschluß des ersten französischen Vertrags mit China zu Whampoa 1844 durch den Gesandten des Kaisers der Franzosen (wie Louis Philippe in demselben genannt wird) de LagrLnS erlangte Auf hebung der Strafbestimmungen gegen die eingeborenen Christen, und die spätere häufig sehr energische Vertretung der Rechte und Ansprüche der Missionare durch die französischen Regierungen und Gesandtschaften nicht wenig beigetragen haben. Auch die Regierung der jetzigen Republik hat hiervon trotz ihrer antikleri kalen Haltung im Innern keine Ausnahme gemacht und die In teressen der katholischen Missionare in China sind durch Nieman den schärfer und rücksichtsloser wahrgenommen worden als durch den letzten Gesandten derselben, Mr. Görard. Man kann daher mit Recht sagen, daß wenn Frankreich in China das Protektorat über die katholischen Missionen auch nicht äs jure ausübt, es dies doch äs facto thut. Wesentlich wird diese Politik dadurch unterstützt, daß von den 32 in China bestehenden von Bischöfen in pai-tibu8 inüäelium verwalteten apostolischen Vikariaten, eine Einrichtung, die zuerst von Gregor XVI. getroffen wurde, 18 sich in den Händen französischer Jesuiten, Lazaristen oder den Mssioim LtrnngLrss äs ?aiis angehörigen Bischöfen be finden, 9 in denen italienischer Franziskaner und Angehöriger der 2Ii88ion8 Ktranpchre8 von Mailand, zwei in spanischen, eben- soviele in belgischen und eine in deutschen Händen. Seitens der italienischen Missionen ist, während der Zeit des französisch chinesischen Conflicts 1883 bis 1886 wiederholt die Hilfe der eigenen Regierung angerufen worden, die auch immer in der aus kömmlichsten Weise gewährt wurde; der Vatikan hat aber bis jetzt zu verhindern gewußt, daß die italienischen Missionen sich unter den nationalen Schutz haben stellen können. Dies Hinein spielen europäischer politischer Verhältnisse in die Missionarfrage in China ist höchst bedauerlich, wie der Vatikan selbst erfahren hat, als vor wenigen Jahren die älteste Tochter der Kirche durch Drohungen schroffster Art den Papst zwang, von dem seinen wie den Wünschen der chinesischen Regierung entsprechenden Plan der Errichtung einer eigenen Vertretung in China Abstand zu nehmen. Nur eine katholische Mission in China, mit Ausnahme der französischen, steht unter nationalem Schutz: diedeutsche des Stehler Hauses in Süd-Shantung, deren Bischof Anzer sich 18887 unter den Schutz des deutschen Reiches gestellt hat. Der Mission ist für ihren Wirkungskreis der Theil des chinesischen Reiches angewiesen worden, in dem Confucius und Mencius ge boren wurden, gestorben und begraben sind und in denen die italienische Mission, welche dasselbe früher innehatte, gar keine Erfolge zu erzielen im Stande gewesen war. Dem Tact und der Ausdauer der deutschen Missionare war es gelungen, alle sich ihnen entgegenstellenden Schwierigkeiten zu überwinden und noch im Frühjahr dieses Jahres trafen die zufriedenstellendsten Berichte aus Aen-chau-fu, dem Schauplatz der jüngsten traurigen Ereignisse, ein. Trotz der mit ihm verknüpften historischen Er innerungen würde es irrthümlich sein, diesem Orte eine besondere religiöse Heiligkeit in den Augen der Chinesen zuzuschreiben; in demselben sind buddhistische und toaistische Tempel vorhanden, und einige achtzig Opiumhöhlen beweisen, daß es den Literaten, die als die Anstifter aller gegen Christen und Fremde gerichteten Unruhen angesehen werden müssen, mit den Fragen der Moral und des öffentlichen Wohls wenig Ernst ist. Die Zahl der in China thätigen katholischen fremden Mis sionare wird ungefähr 660 betragen, die der eingeborenen Christen, von denen die Mehrzahl Nachkommen alter, seit dem 17. resp. 18. Jahrhundert bekehrter Familien sind, dürfte 660 000 nicht erheb lich übersteigen. Die Thätigkeit protestantischer Missionen in China selbst datirt, wenn man die der Holländer auf Formosa von 1624—1684, die keine Spuren hinterlassen hat, ausnimmt, erst seit dem Abschluß des Friedens von Nanking 1842. Beinahe 1600 Personen beiderlei Geschlechts, unter denen die Frauen die Mehrzahl ausmachen und die einigen vierzig verschiedenen englischen, amerikanischen und deutschen Gesellschaften angehörcn, sind an dem Missionswerke betheiligt; die Zahl der Communi- canten wird auf ungefähr 40000 angegeben. Eine wichtige Rolle spielen bei den protestantischen Missionen die Aerzte, die an ungefähr 20 Hospitälern thätig sind, während in den katholischen, meistens von barmherzigen Schwestern verwalteten Kranken häusern ausschließlich chinesische Aerzte nach chinesischer Methode wirken. Ihrer Nationalität entsprechend stehen die protestan tischen Missionare unter dem Schuhe der verschiedenen Gesandt schaften; wenn sie dadurch, und es muß dies als ein Vortheil be zeichnet werden, inChina selbst an politischer Bedeutung einbllßen, so läßt sich doch nicht in Abrede stellen, daß sie namentlich in Eng land und in den Vereinigten Staaten eine nicht unwichtige Rolle spielen und mehr als einmal auch mit Erfolg versucht haben, die Entschließungen der Regierungen zu beeinflussen. Eine politische Rolle in China selbst zu spielen, versucht in den letzten Jahren ein amerikanischer protestantischer Missionar, Mr. Gilbert Reid, der in Peking eine sogenannte Mission unter den oberen Classen gegründet hat und augenblicklich Geld für die Zwecke derselben zusammenzubringen sucht. Daß der selbe bereit ist, der chinesischen Regierung und ihren Beamten Rathschläge über alle nur möglichen Gegenstände zu ertheilen, wird sein Gebahren hinreichend charakterisiren, wenn auch nicht in Aberede gestellt werden soll, daß in dem Gedanken, auf die oberen Zehntausend erzieherisch zu wirken, rin gesunder Kern enthalten ist, der sich aber voraussichtlich besser entwickeln dürfte, wenn seine Pflege Laien und nicht Missionaren anoertraut würde. Die griechisch-katholische Kirche hat sich seit dem Ende des 17. Jahrhunderts darauf beschränkt, für die Seelsorge bei den Nachkommen der bei der Einnahme von Albazin am Amur im Jahre 1689 gefangenen und nach Peking übergefllhrten Russen, aus denen dort eine besondere russische Abtheilung eines Banners gebildet wurde, zu sorgen. Dagegen haben sich viele der Mit glieder dieser geistlichen Mission, mit welcher eine Dolmetscher schule und ein meteorologisches Observatorium verbunden waren, durch sehr tüchtige wissenschaftliche Arbeiten ausgezeichnet. Versucht man die Thätigkeit der katholischen und protestan tischen Missionen nach ihrer erzieherischen Thätigkeit zu charakte risiren, so findet man, daß die ersteren mehr Werth auf praktische, die letzteren auf geistige Erfolge zu legen scheinen. Selbstver ständlich besitzen beide besondere Schulen und Institute für die Ausbildung der für den Priesterstand bestimmten Chinesen, aber während in den Waisenhäusern und großen Schulen der katho lischen Missionen die Knaben mehr für die praktischen Zwecke des Lebens vorgebildet und zu Handwerkern erzogen und die Mädchen in allen für die künftige Hausfrau erforderlichen Gegen ständen unterrichtet werden, da die Erfahrung gelehrt hat, daß eine christliche Frau selbst in einer heidnischen Familie einen oft zur Bekehrung derselben führenden Einfluß auszuüben im Stande ist, scheinen die protestantischen Missionen größeren Werth auf eine wissenschaftliche Ausbildung zu legen. Man könnte das eine als das System des „I.abora et ora", das andere als das des „Ora et labora" bezeichnen. Beide stoßen bei ihren Bemühungen auf den geschlossenen Widerstand der Literaten, die in den weiteren Fortschritten des Christenthums nicht nur den Untergang der die Grundlage der Familie, des Staates und der ganzen Cultur in China bildenden confucianischen Morallehre, sondern auch ihres eigenen Einflusses sehen. Manche Widersprüche würden sich bei gemäßigterem Vor gehen der Missionare vielleicht vermeiden oder ausgleichen lassen, aber wie der Zelotismus der Bettelorden im 17. Jahrhundert das klug begonnene Werk der Jesuiten zerstörte, so tritt jetzt der Fanatismus protestantischer Eiferer einer Annäherung hindernd in den Weg, und es kann nur gewünscht werden, daß das 20. Jahrhundert nicht einen Rückschlag zeitigen möge, wie das 17. ihn gesehen. Die Insel der Revolutionen. Von Alexander Bauer. Nachdruck »erdocen. Die Antillen werden seit einiger Zeit viel genannt. Die Ur sache dieser Popularität ist der Verzweiflungskrieg, welchen die Spanier mit den Bewohnern Cubas, der Perle der Antillen, um den Besitz dieser Insel kämpfen. Von den übrigen zu der Gruppe der sogenannten großen Antillen gehörigen Inseln ist jüngst auch Haiti einmal wieder in den Zeitungen erwähnt worden und zwar wegen der zu Unrecht erfolgten Verhaftung eines Deutschen seitens der dortigen Regierung. Wenn sich sonst die Presse mit dieser Insel zu beschäftigen hat, so handelt es sich in der Regel um den Ausbruch einer Revolution, um die Ermordung eines Präsidenten oder um Verheerungen durch ein Erdbeben oder einen Tornado. Aus Anlaß des jüngsten Zwischenfalle»
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Keine Volltexte in der Vorschau-Ansicht.
- Einzelseitenansicht
- Ansicht nach links drehen Ansicht nach rechts drehen Drehung zurücksetzen
- Ansicht vergrößern Ansicht verkleinern Vollansicht