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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.02.1898
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1898-02-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18980215015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1898021501
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1898021501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1898
- Monat1898-02
- Tag1898-02-15
- Monat1898-02
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o. c>. v. o. a. !). !« r. r. r. >. 5. x o X 8 8 BezugS-PreiS M WUU va»4fiArp^vin»7v W^n im tqiek m» d<« BoroNen Mi»«» Aus» AchAk« «ß߻߻tt »1rr»ltV«l«ch^»4ch0, k« ««tmalloer ttglichw Ku stell»»» t»t Ho»» >l»chA Durch biegst bezog« für Dousschlou» u»b v«st«nrich: vierteliLhrltch «<r Direkt« tügllch« trveuzbauLiendun» tu» Luslaad: mouatllch 7.Ü0. Dte«orge»4l»^b« «sch^l «n '/,? Uh» hi» Abeub-Lu-gab« Wochentag« »» - Uhr. Ledarlis» «*d Lrveditto«: A»tz«a«e4,aßr 8. DleEr-edttto« ist Wochentag« uaunterbroch« «Sssurt »« früh 8 bi» «beub« 7 Uh» Filialen: ktt» Klemm'« Lortim. (Alfrek Hah«>» U>toersit»»«s»rabr 8 (Pauliuum), Soul» L»sche, »M«st«chr. »4, p«t. uub K-il-Spla» 7. Morgen-Ausgabe. WpMer TaMatt Anzeiger. Amtsblatt des königlichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, -es Nathes «nd Nottzei-Ämtes -er Ltadt Leipzig. AnzeigeN'Preis die 6 gespaltene Petttzril« SO Pfg. Reklamen unter dem Rrdaction-strich (4ge- spalten) bO^, vor Lea Familiennachrichten (8 gespalten) 40^. Gröbere Schriften laut unseren» Preis- Verzeichnis Tcbellartscher und gisserniatz nach höherem Tarif. Krtra-Beilagen (gefalzt), nnr mit der vkoraen» Ausgabe, ohne Postdrsörverung » SO.—, mit Postbesörderung » 70.—. Annahmelchlnk für' Anzeigen: ?lbend-?ln?gabe: Vormittags 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittags 4Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets an die ^rpevitio» zu richten. Druck und Verlag vou E. Polz in Leip,kg. 81. DienStag den 15. Februar 1898. 92. Jahrgang. Ferrrllrtoir. induna der Trvckenplatt« erschlaffen neue Äebiete. In den Schaukästen also z. B., wo die Erde der Landschaft war. Es entstand also hierdurch eine Umkehrung del Negativs, also rin Bild, waS der Natur entsprach. Bei diesem Verfahren hatte man den großen Bortheil, daß man von dem in einer Aufnahme hergestelltcn Ne gativ beliebig viele Copien machen konnte. Die Bilder nach diesem Verfahren waren sehr viel schöner, als die nach dem Fox Talbot'schrn mit Papirrnegativrn. DaS Daguerreotyp sollte aber erst verdrängt werden, als 1850 Legray das nasse Collodiumverfahren mit einer viel hö heren Empfindlichkeit erfand. Hiernach war es ermöglicht, in V» bi» '/» der Zeit einer Daguerreotypaufnahme ein Negativ zu erhalten, wonach man die Bilder mit leichter Mühe dutzendweiS Herstellen konnte. Nun begann der Bildersturm. An Stelle des Stammbuches, das damals schon in die Sphäre deS Backfischthums gedrängt war, trat daS Photographie-Album, und der Austausch der pho tographischen Visitenkarte wurde zum Sport. ES war die Zeit, da man rin photographische» Atelier im Finstern mit der Nase suchen konnte, denn schon im untersten Flur des fünf Treppen Horb gelegenen Kunsttrmpel» duftete ihr der ätherische Geruch von Hoffmann'» Tropfen entgegen. Oben aber wurde man von dem genialen Sonnenbruder mit waschechten Negerfingern empfangen, bei schlechtem Wetter aber erbarmungslos wieder in den Kampf der Elemente zurückgeschleudert, weil die Lichtverhältniffe keine photographische Aufnahme gestatteten. Der Umstand, daß die Collodiumplatte im nassen Zustande verwendet werden mußte, weil sie nach dem Trocknen ihre Em pfindlichkeit einbüßtr und da» Bild auch gleich im Dunkelzimmer hervorgerufen werden mutzte, bewirkte, daß die Photographie nur auf wenige Fachleute beschränkt blieb. LandschaftSauf- nahmen waren mit Schwierigkeiten verknüpft, weil man genöthigt war, rin transportable« Dunkelzrlt und die nöthigen Flüssig keiten mit sich herum zu schleppen. Da trat die Photographie in ein neues Stadium, al» im Jahre 1871 der englische Arzt Vr. Maddox da» nasse Eollodium durch trockene Gelatine ersetzte, wodurch die Empfindlichkeit der photographischen Platte zunächst um das Vierfache, dann um daS Dreißig- bis Sechzigfach« de» nassen Verfahrens gesteigert wurde. Lin Hauptvortheil bestand darin, datz di« empfindliche Platte trocken war und datz der unsichtbare Lichteindruck de» Camera- bilde» nicht sofort hervorgerufen zu werden brauchte, sondern so haltbar war, datz er noch nach Monaten zu einem Bilde entwickelt werden konnte. Mit der Lrfi ' sich der Photographie ganz ver Photographen la» man Placate mit der Inschrift: „Auf- nahmen bei jeder Witterung* und r» bildet« sich «in Hier von Amateuren heran», da» dir Lichtbildfunst zum Gemeingut de» Volke» machte. Schon heute ist sie häufig an die Stelle de« reit- raubenden Zeichnen« getreten. Di« geschäftige Technik ersann Mit anderen Worten: verewigen wir die herrschende NeickStagSmisöre. Für die Flottenoermedrung, meint dir „Kreuzztg.", müsse da» Centrum freilich stimmen. Aber wer sich mit einer Partei verbinden will, deren Haltung in einer solchen Frage zweifelhaft ist und in jedem Falle von partei- egoistiscken Erwägungen dictirt sein wird, der sollte sich nicht al» nationalrr Politiker anreden lassen und vor Allem ver meiden, andere in der Tbat nationale Parteien zu verleumden, sie gingen nur zufällig einmal und weil eS da» Geschäft so mit sich brächte, nicht mit drn Freisinnigen zusamknen. «schien, und da» man nannte. Sen« i Chlorst lber überzogene» Paplrr lögte Licht brachte, so schwärzte sich da» einer Naivetät, die Herrn von Hammerstein fremd war. E» handelt sich, so meint sie, um rin Geschäft. „Wer dabei am meisten gewinnen wird, läßt sich im Voraus nicht über- sebeu; die unerläßliche Vorausiebung jedes denkbaren Ge winnes ist aber, daß das Geschäft überhaupt unternommen werde, und dies wiederum beding« gemeinsames Handeln bei vt« Wahlen. Sind sich die Betbeiligten hierüber klar, so kann rS durchaus nicht schaden, während eS andererseits zu einer loyalen Denkweise paßt — daß sie auS ihren Absichten gegenseitig kein Gebeimniß machen, sondern darüber, noch ehr der entscheidende Schritt geschehen ist, volle Aufklärung geben. Wer dann nicht mitmachen will, hat alle Zeit, sich zurückzuziehen; andernfalls darf er sich später nicht darüber beklagen, daß man ibn überlistet bade." Weiter wird auSgesührt: „Zu Compromißverdandlungen ist nach dem Ausfall der Wahlen, sofern eS nöthig werden sollte, noch immer Zeit. Ohnehin rechnet auch kein urtbeilssäbiger Conservaiiver und Agrarier darauf, daß seine Bäume gerade diesmal in den Himmel wachsen werben, d. b., er glaubt nicht Alles zu erreichen, wa» er wünscht; um so weniger wäre eS geschickt, schon jetzt, noch ehe vaS „Fell de- Bären getheilt" »st, freiwillige Zugeständnisse zu machen, die doch nur dazu dienen würden, den anderweitig vorhandenen Appetit noch zu reizen." In gemeinverständliches Deutsch übersetzt, heißt daS: „Jetzt geben wir extremen Agrarier nicht va« Geringste nach; haben uns aber andere Parteien bei den Wahlen zu einer größeren Machtstellung im Parlamente verhalfen, dann werden wir mit un- reden lassen." Daß sich auf solchen Löwenvertrag kein Parteiführer einlaffen kann, liegt auf der Hand. Tbäte eS dock einer, so würdea ihn die Wähler im «Stiche lassen. Aber daS weiß Vie „Kreuzztg." auch: sie macht die Wähler ja selbst darauf aufmerksam, daß sie sich zurück ziehen können, und verratb eben damit, daß sie die Samm lung stören möchte. Die Sammlung wenigsten»,wie wir sie versieben. Für da» Centrum ist da» Blatt zu haben und zwar soll — und da- erinnert wieder an Herrn v. Hammer stein und die Zeit seine» größten Einstusse», die der Zedlitz'schen Swulgrsetzvorlage — dem Centrum sein« auSjchlag- aedendr Stellung gesichert werben: »Ikur mit dem Centrum läßt sich ctwaS erreichen, LaL s'ebt fest. Jede andere Comdination bat, wie die Dinge zur Zeit noch liegen, keinen rechten praktischen Werth, so verlockend die Erinnerung an da« Cartell von >887 Einem oder dem Anderen vielleicht auch erscheint Jeder Versuch, eine „„Cartellmehrbeit"" im früheren Sinne des Worte» zu schaffen, würde hieran scheitern. Damit muß unter ernsthaften Politikern ernsthaft gerechnet werden, und wir boffen, daß auch die „„Politik der Samm lung"", di« nicht» wäre, wenn sie nicht von solchen geleitet würde, die» thut. Jede Unterlassung könnte hier sehr be denkliche Folgen baden. Wir wissen wohl, baß da» Centrum sich auf die Wabrung seiner eigenen Interessen vortrefflich versteht und sich deSbalb nicht so leicht zum Gegner der neuen WirtbsckaftSpolitik machen lassen würde, wie sie die Sammlung erstrebt. Bei alledem würde sich auf Grundlage einer Verständigung bei den Wahlen ungleich mehr erreichen lasse«, al- wenn da» Centrum keinen Äntbeil an derselben bäite und sich deshalb auf die Wahrung seine- BesitzstandeS beschränken müßte." Nach der ersten Woche des Protestes. 0. Pari», 13. Februar. Endlich rin Sonntag, endlich ein Tag, an dem man etwas freier Athem bolen und die vielgestaltigen Eindrücke der Woche an sich vorüberzieben lassen kann. Vieles ist in dem Processe noch unklar, und Manche- wird Wohl nie ganz durchsichtig werden, aber über die Hauptpunkte sind unsere Zweifel gehoben. Wir wissen zunächst, daß Zola formell Un recht hat. Nicht daS Kriegsgericht hat wissent lich einen Schuldigen freigesprochen, sondern die Unter suchung ist planmäßig so geführt wordea, daß die Schuldigsprechung unmöglich gemacht wurde. Im Grunde genommen kommt daS natürlich auf dasselbe hinaus, Zola bat Da» erreicht, wa« er wollte, er bat bewiesen, daß diese Art MilitairgerichtSbarkeit allen Begriffen vou Recht und Gerechtigkeit Holm spricht. Der Major Ravary Hal dafür das hübsche Wort gefunden: Die militairische Justiz ist von der bürgerlichen überhaupt ziemlich ver schieden. „Reden Sie, Ravary", ruft die „Petite Nöpubliaue" au», „reden Sie weiter, reden Sie immerru! Sagen Sie unS immer wieder, daß die militairische Justiz nicht so ist wie die andere. Allerdings dachten wir e» un schön ein wenig. Obgleich die andere nicht gerade sehr ver führerisch ist, so wußten wir doch, daß die Eurige im Stande war, e» noch weniger zu sein." Ein edle» Paar wahrhaftig, diese Herren Pellieux und Ravary. Daß man ein solche- Exemplar von Untersuchungsrichter finden konnte, hätte man wohl für möglich halten können, allein diese rührende Uebereinstimmung zwischen drn Beiden übersteigt die küdnste Phantasie. Aber allerdings erforderte ja wohl die Disciplin, daß der Major genau so fortfuhr, wie der Ge neral begonnen hatte. Daß Pellieux das Bordereau zurrst nicht batte untersuchen wollen, obwohl sich einzig und allein darauf die Anklage stützt, ist vielleicht noch nicht einmal da- Schlimmste, mindestens sind einige andere Sacken ebenso er staunlich. Warum baben Sie bei dem Zeugen Pieqnart Haus suchung kalten lassen? „Weil ich glaubte dazu berechtigt zu sein." Haben Sie Jemanden darum befragt? „Jawohl, den Unter- iuchungSrickter BertuluS." Vorder oder nackber? „Nachher." O Sopbisterei der Sophistereien! Warum haben Sie bei dem Angeklagten Esterhazy keine Haussuchung vornehmen lassen? „DaS batte der Oberstlieutrnaut Picquart ja schon getban." So, von wem wissen Sie denn daS? „Bon Esterhazy." Und so geht eS fort. Der Telegraph vermittelt sehr ausführliche Auszüge auS den Verhandlungen nach Quecksilberdampf ein Mittel, einen verhältnitzmäßig kurzen Licht eindruck auf der mit Jod geräucherten Metallplatte zu einem sichtbaren Bilde zu entwickeln. Aber es waren immer noch etwa vier Minuten, die erforderlich waren, um ein Bild zu erhalten; allerdings ein bedeutender Fortschritt gegen die acht Stunden de» Niepce'schen ASphaltverfahrens. Nachdem im Jahre 1838 eine Subskription eröffnet war, um die Daguerre'sche Erfindung zu vollenden, nahte daS Jahr 1839, in dem sich die photogra phischen Ereignisse drängten. Am 8. Januar machte Arago der französischen Deputirten- kammer Mittheilungen über do» Daguerreotypverfahrrn. Aber wenn eine Idee in der Luft liegt, so wird sie meist an mehreren Orten zugleich befruchtet, und so kündigte schon am 25. Januar Faraday die Erfindung der pbvtngvnlt: ckrsretnsm von Fox Talbot an. Am 81. Januar veröffentlichte Fox Talbot seinen Chlorsilbrrdruck in England und am gleichen Tage Daguerre die Vollendung seiner Erfindung in Pari». Am 15. Jun! legte DuchLtel der französischen Drputirtenkammer einen Gesctzenwurf, betreffend den Ankauf de» Daguerre'schrn Verfahrens, vor, der am 30. Juni genehmigt wurde, und am 19. August wurde daS Verfahren zu Nutz unL Frommen der ganzen civilifirten Welt veröffentlicht. Daguerre erhielt vom Staate eine lebenslängliche Pension von 6000 Franc» und Niepce'» Sohn eine solche von 4000 Franc». Fox Talbot vervollkommnete sein Verfahren auf Thlorstlber- papier erst in den Jahren 1840 und 41. E» konnte aber vor läufig nicht gegen da» Daguerreotyp aufkommen, weil e» etwa dir dreifache Belichtung«zett erforderte. Da» Daguerre'sche Verfahren wurde zwar weiter aulgebildel and in seiner Empfindlichkeit bedeutend erhöht, e» haftete ihm aber der Uebelstond an, datz jede Aufnahme nur ein Bild gab, und diesem Umstand« ist e» wohl zuzusckrribrn, daß der Eifer der Forscher sich der Weiterbildung deS Talbot'schen Verfahrens zuwandte — und nicht ohne Erfolg. Niepce de Taiat-Bictor, der Neff« de» verstorbenen Niepce, überzog 1847 Glasplatten mit jodtaliumhaltigen Schichten, die au» Stärke oder Eiweiß bestanden, machte sie mit Silberlösuuq lichtempfindlich und setzt« sie kurze Zeit dem Bilde der Camera au». Sie nahmen dann den Lichtrindruck auf, ohne datz derselbe schon für da» Aug« sichtbar war. wenn die Platten dann aber in Gallussäure getaucht wurden, so schwärzte» sich all« Theilr der Platte, die eine Lichtwirknng erfahren hatten, e» erschien also ein Bild, do» aber dem natürlichen entgegengesetzt war, indem z. V. der Helle Himmel schwarz and di« dunkle Erde Weitz daher ein negative» Bild man diese» Negativ auf «in mit " ' und in Helle» l Lhlorstlber nur an drn Stellen, wo da» Negativ hell war and Licht darchlietz, Lchnellpholographie. Boa I. Ga «decke (Berlin). Nachdruck vrrdaku. Wenn man ein Bild gewännen will von dem raschen Tempo, in dem die Entwickelung unseres Jahrhundert» fortgeschritten ist, so kann man nichts Bessere« thun, al» einen Blick auf die Ge schichte der Photographie zu werfen, dir al» solche im Jahre 1839 daS Licht der Welt erblickt«. Al» Maßstab aber für die Ent wickelung dieser Kunst-Wissenschaft kann man die Schnelligkeit annehmen, in der e» ihr gelingt, einen Lichtrindruck festzustrllen. Anfang- war eS damit allcrding» nur schlecht bestellt, aber man war zufrieden, daß man überhaupt einen Eindruck erhielt. Seit dem Jahre 1814 hatte sich Joseph NicSphor« Niepce au» Chillon» mit der Au»führung de» Problem» beschäftigt, da» Bild der Larner» odscura festzuhalten. Der kindliche Ge danke, da» Bild eine« Spiegel» zu bannen, mag ihn dazu geführt haben, versilbert« Kupferplatten in seine Camera zu brinaen. Aber seine Versuche blieben lange Zeit erfolglos, bi» er die Be merkung machte, daß Judenprch »der syrischer Asphalt, der in Lavendelöl löslich ist, diese Eigenschaft «inbüßt und in diesem Oel unlöslich wird, sobald er einig« Zeit de» Sonnenlicht« aus gesetzt war. Diese Beobachtung brachte ihn 1824 dahin, daß er ein Bild der Camera obseur» festhalten konnte. Er überzog eine der- silbrrtr Kupferplatte ganz dünn mit einer Asphaltlosung und seüte sie dann acht Stunden in der Camera der Lichtwirkung au». AIS Modell war selbstverständlich ein lebende» Wesen ausge schlossen und «i» mußte ein Kupferstich dazu diene«, der willenlos stillhielt. Wurde nun nach dieser Belichtung di« Platte mit Lavendelöl gewaschen, so löste sich der Uebrrzug an de» Stelle», die im Bild« schwarz wäre», auf, während er an den weißen Stellen haften blieb. E» ergab sich als» rin Bild de» Kupfer- tiche», dessen Grund Aspbaltlack war, während die Zeichnung ich in blankem Silber na-gebildet zeigte, um da» Bild besser ichtbor zu machen, verwendet« Niepce unter Anderem Jod. Er hatte demnach alle Materialien in der Hand, die später eine prak tische Verwendbarkeit der Idee ermöglichten, aber er kannte noch nicht ihre richtige Anwendung, und so strebte er vergeben» da- nach, di« Empfindlichkeit de» Verfahren» zu erhöhen. Im Jahre 1829 verband er sich mit dem Dekoration»- und Landschaftimaler Daguerre, um mit ihm gemeinschaftlich di« Arbeit f-rtzufetzen. Aber schon 1833 starb Niepce, an der Au», führbarkrit seiner Idee verzweifelnd. Dagrwrr« setzt« »u» allein seine Versuch« mit Metallptatte» und Jod fort «nd fand im Apparate, die so handlich sind, daß sie Jeder in der Rocktasche mit sich Herumtragen kann, und die wissenschaftliche Optik lieferte Linsengläser, die ein so lichtstarkes Bild geben, daß die Auf nahmen in dem Bruchtheil einer Secunde gemacht werden können, so daß Jedermann in den Stand gesetzt ist, eine Camera als Hilfsauge bei sich zu haben, das die flüchtigen Eindrücke des menschlichen Auges frstzuhalten vermag. Durch die neuere Entwickelung der Photographie ist unsere Erkenntniß der Natur um ein Bedeutendes gefördert worden, weil die Camera, das mechanische Auge, corrccter sieht als das menschliche. Die außerordentlich kurze Zeit, die unter günstigen Umständen, z. B. im Sonnenlichte, erforderlich ist, einen bleiben den Lichteindruck auf die photographische Platte zu machen, hat dahin geführt, daß man schnelle Bewegungen, wie den Äalop? eines Pferde», die man mit dem Auge nicht mehr verfolgen kann, in ihre einzelnen Phasen zerlegt hat. Man machte zu diesem Zweck sogenannte Serienaufnahmen, d. h. Aufnahmen von einem bewegten Körper, die sich in außerordentlich kurzen Zwischen räumen folgten. Edison machte für sein Kinetoskop sechsund dreißig neben einander liegende Aufnahmen in einer Secund Die größten Verdienste um die Studien über den Gang der Menschen und Thiere haben sich nach dieser Methode Mnybridgr, Marey und Anschütz erworben, lo daß unsere Zeit ganz andere Anschauungen über die Mechanismen Vorgänge der Fortbewegung hat, als frühere Epochen. Die größte Leistung unserer Moment Photographen aber ist die Photographie fliegender Geschosse, wir sie von den Professoren Mach In Prag und Vernon-Boys in England auSgesührt worden sind. Die Genannten Phots graphirten eine Flintenkugel, die in der Secunde einen Weg von sechshundert Metern zurucklegt. Um diese scharf aufzunehmen, war eine BelichtungSzeit von weniger als dem zweimillionsten Theil einer Secunde erforderlich, und diese kurze Lichtquelle fand sich im rlektrischk funken, der auSgelöst wurde in dem Momente, al» da» GelL. ,A^«i der Platte vorbeiging, so daß sich dessen Schatten abmi. Die hochintererscckkken und wichtigen Ergebnisse dieser und anderer Arbeiten müssen hier übergangen werden, wo es nur darauf ankam, ein Bild zu geben von der Steigerung der Schnelligkeit der photographischen Aufnahmen. ES gereich: unserer Wissenschaft zum höchsten Ruhme, in einem Zeitraum von etwa» über fünfzig Jahrm fortgeschritten zu sein von dem Niepce'schen Asphaltbilde, da» acht Stunden erforderte, bis zu Mach'» Flintrnkugel im zweimillionsten Theil einer Secunde. Da» ergiebt eine Steigerung der heutigen photographischen Schnelligkeit auf da» Sechzigmilliardenfache des Anfangs stadium». Damit dürfte man an der Grenze des Erreichbaren angelangt sein, und der Photographie ist eS jetzt geboten, sich an die Erfüllung anderer Aufgaben zu machen. Deuischland, aber man muß die stenographischen Berichte lesen, man meint Abschnitte auS einem Witzt'laite vor sich zu f^ben, vielleicht erscheinen sie demnächst in B,osckürcn form. Zola meint, daß sein Name ganz andere Ansprüche ans die Unsterblichkeit habe als der des Generale- Pellieux. Wer weiß, vielleicht wird der Name dieses Mustern von Untersucklingsrichter noch einmal sprichwörtlich. Ferner baden wir —und das ist der zweite Haupteindrnck — das klägliche Berha lten der Sta atsa nwal t sch a fl und des Vorsitzenden gesehen. Herr von Cassel sagt seil ein paar Tagen kein Wort mehr, sondern sitzt mit verschränkten Armen dajund starrt nach der Decke, wo eine TdemiS die Waage bält, und Herr Delegorgne beschränkt sich aus sein in ewigen Variationen wiederholtes: Reden Sie nur über die Affaire Esterhazy. ES zieht keine Affaire Zola, es gicbt keine Affaire Dreyfus, eS zieht nur eine Affaire Esterhazy. Aller dings zieht ihm ein Gerichtsbeschluß dazu die Berechtigung, aber wir baben aeseben, wie unhaltbar dieser Gerichtsbeschluß ist. Vielleicht ist dem Gerichte vom Ministerium au- ein Wink znzegangen, dann ist das ein Zeichen, daß da- Ministerium unheilbar blind ist. Glaubt man denn jetzt noch die Wahrheit mit solchen M.ttelckcn aufbalten zu können, glaubt man, daß so die Sacke zu einem Ende kommt? Vor Allem aber soll man jetzt nicht mehr mit der Staalsraison kommen. Es fällt Zola und seinen Vertbeidigern nicht ein, die Revision vor dem Schwurgerichte führen und so Slaat-zrhrimnisse an- Licht bringen zu wollen, ein Wort „Ja, e» ist ein geheime- Document den Richtern mitgetbeilk worden" genügt ihnen und sie überlassen die Revision selbst dem zuständigen Militairgericht. Und daß diese- Document wirklich vorgelegt worden ist, läßt sich jetzt Niemand mehr au-reden nach dem beredten Schweigen de« Generals Mercier und de- Advocalen Salle einersrit« und den klaren AuS südrungen Trarirur', Tb4venet'S und Demango'» andererseits, und wenn der Kriegsminister hundertmal wiederholt, er halte DrevfuS für rechtmäßig verurtbeilt. Und so sehr fick der schlechte Eindruck der Staatsanwalt schaft verschärft bat, so sehr ist die Bewunderung für die Vertbeidigung gewachsen. Man batte zunächst ein wenig Angst für Labori. „Er ist wie eia junger Vollblut hengst, schrieb Jemand, der au» dem Start auSbricht und schon vor dem Rennen einmal um die ganze Bahn herum läuft." Aber er bat sich bis jetzt prachtvoll gehalten. Und wenn er einmal ein wenig müde wird, so springt Clemenceau mit seiner classischen, unerschütterlichen Rübe ein, die sich durch nichts irre macken laßt. — „DaS verstehe ich nickt", sagt der Präsident. „Nun so fange ich von vorne an." Und ohne mit einer Wimper zu zucken, wiederholt er vier-, fünfmal dieselben Ausführungen. Sehr peinlich wirkten in den letzten Tagen die schroffen Widersprüche zwischen Picquart und LettoiS und den General stabSosficieren. Ich glaube, man braucht nicht gleich von Meineid zu reden. Der eine sagt: Es lag eine Acten mappe auf dem Tische, der andere eine geschlossene ge heime Acienmappe, der dritte eine offene geheime Acteumappe. Bei dem einen war eS Anfang October, beini zweiten Ende October, beim dritten Anfang November rc. Man bedenke, welche lange Frist dazwischen liegt! Zu Picquart'S Gunsten spricht außer allem Anderen der Umstand, Vie „Areu-zeitung" und die Politik -er Sammlung. L Die Schwierigkeiten, die sich einem Zusammenwirken der nationalen Parteien, „der Politik der Sammlung", cnt- grgenstrllen, stad so groß, daß, wer sie künstlich vermehrt oder steigert, sich dem Verdacht auSsetzt, die Sammlung, überhaupt nicht zu wollen. ES muß auch anerkannt werdea, daß im Ganzen und Großen auf beiden Seiten, d. b. bei den Consrrvativen und den Nationalliberalen, die Aufthürmung von Hindernissen vermievtn wird. Zwar die „Deutsche TageSztg." stört lustig weiter. Aber obwohl deren Redak teur sich erst kürzlich h,er in Leipzig al» Consrrvativen auf- gespielt hat, wärt r» illoyal, die Vertretung ganz eigener Interessen, zu der dieses Blatt gebraucht wird, der conser- vativen Partei aus va- Kerbholz zu schreiben; fast ebenso illoyal wie der Versuch, di« nationalliberalr Partei mit den Leistungen der Berliner „National-Zeitung" zu belasten. Ander» verhält r» sich, wenn ein Blatt, da« wie die „Kreuz zeitung" notorisch ein konservatives Organ ist, sich beflissen zeigt, die Verständigung der nationalen Parteien zu hinter treiben. Und «ine längere Auseinandersetzung dieser Zeitung liest sich nickt ander», al- die Artikel, mit denen s. Z. an gleicher Stelle die Herren v. Hammerstein und Stöcker da» Canell gesprengt Haden. Di« „Kreuzztg." beginnt mit einer politischen Brunnen vergiftung der schlimmsten Art. Bei den Conservativrn, so beißt e», vtrbedte sich Niemand, daß die verschiedenen Gruppen und Parteien, mit denen sie zusammengeheu müßten, dies nur thäten, weil sie von einem Zusammengehen mit der Partei der „Kreuzztg." „unter den gegenwärtigen Umständen für sich und ibre Interessen mehr erwarten, al» von einer Verständigung mit der Linken oder gar von einem isolirten Borgeben aus eigene Faust". Hier wird also den National liberalen unterstellt, lediglich im Partei- und nicht im natio nalen Interesse einer Vereinbarung zuzustimmen; sie würden, so ist der Satz zn verstehen, auch mit der antinationalen Linken, d. h. dem Freisinn und ver Socialdemokratie, gehen, wenn für sie Partei- und wirthschaft-politisch medr dabei „herau-ickautt". Die Wahrheit iü, baß die wirtbschaflS- politischen Bestrebungen der nationallideralen Partei vor Allem da- Ziel verfolgen, durch Äbsckleifen der wirlhschaft- licken Spitzen aus dem Wege positiver Leistungen für die notb leibenden Stäube die für eine gesunde ReicbSpvlitik notb- wendige Mehrheit zu Stande zu bringen, dir Entwickelung veS Reiche» von der Entscheidung antinationaler Elemente unabhängig zu machen. Daß freilich die „Kreuzztg." die« gerade nicht will, werden wir später seben. Sie wünscht aber überhaupt keine „Sammlung", wenn sie auch, gut Stöckerisck, eingangs erklärt: „Wir müssen Husammengehen." Ware e» dem Blatte damit ernst, so könnte e» nicht den Grafen Kaniy rühmen, weil dieser im brutschen LantwirrhsckaftSratbt Forkerungrn ge- stellt bat, deren Verfolgung nicht nur ba» Zusammengehen mit den Nationallideralen und einem Tbeile der Reichspartei un möglich machen, sondern auch zu riaer Secession innerhalb der konservativen Partei führen müßte. Die „Kreuzzritung" verfährt bei der Begründung diese« Lobe» allerdings mit
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