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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.03.1898
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1898-03-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18980319026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1898031902
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1898031902
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1898
- Monat1898-03
- Tag1898-03-19
- Monat1898-03
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2104 Unabhängigkeit 'Kuba- verlangen werde. Man wird darin eine Besserung der Lage nicht erblicken können, denu die Be dingung der Unabhängigkeit EnbuS kann von keiner spanischen Regittung bewilligt werden, wenn fie nicht sich selbst und die Dynastie rettungslos ruiniren will. Die amerikanischen Rüstungen nehmen sich übrigen« auf dem Papier imposanter au» als in Wirklichkeit, lieber den Stand derselben wird unter Anderm berichtet, daß die amerikanische Station von Key-West, also in un mittelbarer Nachbarschaft der kubanischen Gewässer, für kriegerische Zweckte möglichst schlecht vorbereitet ist. Zum Bedarf der Motte sind nach dort in den letzten drei Wochen nur 3500 Tonne» Kohle geschafft worden, und der in den dortigen Schuppe» lagernde Kohlevorrath beträgt weniger als 1000 Tonne». DeS flachen WafferS halber können größere KricgSschiAe an die einzige dort vorhandene Regie- ,rung«werft nicht herankommrn, sondern müssen ihren Kohlen bedarf draußen in See übernehmen, was, da nur ein einziges ^KohlentranSportschiff von 200 Ton« Tragfähigkeit zur Ver fügung steht, welches in Ermangelung eines Schleppdampfers von einem Kreuzer ins Schlepptau genommen werden muß, immer mehrere Tage beansprucht. An Kohlen-Reserve- vorräthen mangelt e« in Key-West gänzlich, eben o an Munition, Proviant und Arzneimitteln. Auch bietet sich in Key-West nicht die geringste Möglichkeit zur Ausbesserung von SchiffShavarleu. Und nicht viel besser ist eS um die Ausrüstung zahlreicher anderer KLstcnplatze bestellt. Deutsche- Reich. * Berlin, 18. März. Herrn Stöcker « «Volk" bemüht sich, den Eindruck de» Urtheil» in dem Proceß Stöcker» Schwuchow abzuschwächen. Zu der Ausführung de« Ge richtshof«, Herr Stöcker habe >m Elfer-AuSschuß gesagt, er wolle bi» zur nächsten Sitzung da« „Volk* in konservative Bahnen überführen, bemerkt da« Blatt, diese Zusage habe Stöcker ganz gewiß nicht gegeben: „Hätte er sie gegeben, so wäre ja der ganze Conflict mit der konservativen Partei vermieden worden." Herr Stöcker selbst hat, wie die »Voss. Z." au« dem Deutschen GeschichtSkalender, 1. Februar 18SK seststellt, erklärt: „Da- „Bock" sei seiner Zett unter seiner Mitwirkung gegründet worden, um ein für die Wahlen geeigneter, konservativ» Grundsätze verbreitendes Blatt zu haben. Er bemühe sich, so aus die Haltung deS BlatteS einzuwirkan, daß e« tu seiner Sprache nicht verletzend gegen die konservativ« Partei auftrete und konservative Grundsätze nicht verletze. Er könne möglicherweise bald — vielleicht in wenigen Tage» — Wandel schaffen dadurch, daß rein geeigneter Redakteur angenommen werde." Damit ist hinlänglich bewiesen, was das Gericht annabm, die Bemerkung deS „Volks" dagegen ist nicht» als Silben- ftecherei. Von dem Scheiterhaufenbrief sagt bekanntlich das Gericht, er weffe auf den Weg des JntriguenspielS bin, dem offenen Vorgehen werd« hier «m Vorgehen auf Schleich wegen vorgezogeu. Da» „Volk" fügt hinzu: „Gerade das Gegentheil befürwortet der Brief". Der Brief aber empfiehlt dem Frhrn. v. Hammerstein, „behutsam zu sein" und das „schnöde Spiel von Bismarck und Genossen" nicht „auf zudecken", da man durch Gegenüberstellung des Kaisers und BiSmarck'S den Herrscher rerze und so da» Spiel verliere; man müsse vielmehr politische Fragen, „ohne BiSmarck zu nennen", in der allerschärfsten Weise benutzen, um auf den Kaiser den Eindruck zu machen, daß er nicht gut be- rathen sei, „und ihm den Schluß auf BiSmarck über lassen". „Merkt der Kaiser, daß mau zwischen ihm und BiSmarck Zwietracht säen will, so stößt man ,bn zurück." Und daS soll nicht genügen, da» Urtheil deö Gericht- zu begründen? DaS Gericht sagt ferner, Stöcker habe die Ab fassung des Briefe- anfänglich in Abrede gestellt. Vielleicht hat daS Gericht nur den milderen Ausdruck gebraucht: „in Frage gestellt". Und da» wäre ganz zutreffend. Denu Herr Stocker sagt in seiner Erklärung vom 14. September 189H: „Ob derielbe (der Bries, „den ich im August 18M au Freiherr» v. Hammerstein gerichtet haben soll") wortgetreu und vollständig abgedruckt ist, vermag ich nicht zu sagen, da ich bei seinem ganz vertraulichen Charakter keine Abschrift davon genommen habe. Ich erinnere mich desselben nicht. . . ." Auch dieser Sachverhalt ist zur Begründung de» Urtheil» deS Gerichtshofs ausreichend. * Berlin, 18. März. Zur Frage der Betriebssicher heit der preußischen StaaSbahnen bringt die „Franks. Ztg." einige neu« thatsächliche Mittheiluugen. Die Unzu länglichkeit der Sicherheitsanlagen, welche einen Tbeil der zahlreichen Unfälle der neueren Zeit herbeigesührt, sei ganz besonder» bei dem Eisenbahnunglück in Herne zu D»g« getreteu. Dort habe die Untersuchung ergeben, daß dar mangelhafte Verschluß einer Spitzweiche die Ursache der Katastrophe gewesen sei. „Ein Ungefähr", so fährt dann daS genannte Blatt fort, hat unS zur Kenntniß folgenden Telegramme» der Essener Eisenbahadirection vrrcholfea, das unmittelbar nach dem Unglück (27. Januar) abgesandt wurde: größter Thrtl der Zimmermann'schen Hakrnschlösser ist au» den Gleisen zu entfern«,, weil betrieb-unsicher; dieselben solle» durch Jüdel'schr Hakeuschlöffer ersetzt werden. Zunächst sind all« Zimmermann'schen Hakrnschlösser au« den Hauptgleise» sofort zu rutfernen. Hierbei sind auch die Aenderungen der Weichenhebel in den Stellwerken von Ihnen vorzunehmen. Ersuche morgen srüh 10 Uhr in Esse» zu sein." Auf den von Essen aus darauf an den Eisenbahn minister erstatteten Bericht sei von diesem unter dem 5. Februar an alle BetriebSinspectionen und Bahnmeistereien folgende telegrapbische Verfügung ergangen: „An den vo» Zimmermann L Buchloh gelieferte» sogenannten Klemmverichlüsse» mit Auß,»Verriegelung and mit offener Gabel am Kolben sind mehrfach dir Anschlnßhake« an den 20 bis 25 mm starken Stellen durchbrochen, ohne datz die» beim Umstellen der Weichen bemerkt worden ist. Verschlüsse dieser Art ind daher sofort durch die mit den Stellwerken der genannten Firma zusammen passenden Segmentverschlüsse zu ersetzen. Bis die- geschehen ist, sind vorhandene Verschlüsse unausgesetzter Beobachtung zu unterwerfen und vor Durchfahrt jedes gegen die Spitze fahrenden Zuge« auf ihre Brauchbarkeit zu prüf*». Auch bei der von der genannten Firma später grlirfrrten Constrnc- tion der Klemmverichlüsse mit geschlossener Gabel am Kloben bat sich die Unregelmäßigkeit ergeben, daß bei nicht sorgfältiger Unterhaltung rin mangelhaftes Jneiuandrrgreifen der Rirgrltheile möglich ist. Bezüglich der Ve'-befferungen dieser Eon» struction wird Ihne» besonder« Verfügung zugehen, vorläufig sind auch diese Verschlüsse sorgfältig zu erhalten, wobei namentlich darauf zu rücksichtigrn ist, daß die hochstehende Riegilrippt der Klammer während der Bewegung der abliegende» Zunge, nach der Anschlag» schiene zu, au dem mit der Anschlagschiene verbundenen Führungs- stück sicher gleitet. Soweit Berschlüss« dieser Art au de» von Zügen zu befahrenden Spitzweichen angebracht find, sind sie täglich aus »hre sichere Regelung zu prüfen." Daß die Firma Zimmermann L Buckloh, welche die brtried-uosicherrn Weichenschlösser geliefert, auch nach dem Unfall bei Herne mit weiteren Lieferungen betraut worden fri, schrint unS, entgegen den Ausführungen der „Frkf. Ztg.", aus der obigen Verfügung nicht hervorzugehen. — Die Frage der Errichtung «ine» Kaiser Friedrich- Denkmals hat beute ebenfalls de« Srnioren-Convent de» Reichstag» beschäftigt, nachdem vir Prtitionl-Tommisston vor Kurzem sich für diesen Plan ausgesprochru hatte. In folge dieser Beratungen wird «in Antrag im Reichstage eingebracht werden, eine bestimmte Summe für diesen Zweck zu bewilligen. Man glaubt, daß die verbündeten Regierungen diesem Antrag«, der mi Reichstag eine Mehrheit finden wird, zustimmen und alSdann einen Nachtrag-etat einbriagen werden. — Die CentrumSfractioa tritt Freitag Abend zur endgiltigen Beschlußfassung über da- Flottengesetz zu sammen. —. die anläßlich der Märzfeier heute vcraastalteinr zehn socialdemokratischen Versammlungen waren zahlreich besucht und verliefen ruhig. — Die „Nordd. Allg. Ztg." schreibt: Da» Vorkommen der San-Iosö-Schildlau- ist nach einer Bekanntmachung der Polizeidirection von Cbarlotteuburg dort festgestellt worden. Hierbei wurde beobachtet, daß die Stielbohle der betreffenden Früchte die Brutstätte des Schädlings ist. An- gesichlS der dadurch bedingten Gefahr für die beimische Obst- cultur fordert die Polizeidirection alle Diejenigen, welche in den letzten fünf Jahren Baumpflanzungen von Amerika be zogen haben, auf, dies der LandwirthschaftSkammer der Provinz Brandenburg in Berlin unverzüglich mitzutheilen. — Der Bevollmächtigte zum Bundesrath herzoglich sachsen» altenburgische StaatSmiuister von Helldorf ist von Berlin wieder abgerrist. — Am 21. d. M. findet b«t dem StaatSsecretair Staatsmintster vr. Graf von Posadow«kh rin Bierabend statt; am 28. d. M. ein solcher bei dem StaatSsecretair vo» PodbielSki. — Die auch von uns wiedergegebenr Notiz, der national liberale LandtagSabgeordnrte Emil Burghardt feiere heute seinen 70. Geburtstag, ist unrichtig. Herr Burghardt ist im Jahre 1895, wie un» mitgetheilt wird, gestorben. — Im Monat Februar sind in Berlin 218 Proben von Nahruugs» und Geuußmittrln chemisch uutrrsucht worden. Die Beanstandungen betrafen Milch, Butter, Schmalz, Speisetalg» Provenceröl, italienische Maccaront, Ehocoladenpulver, Spritsachen, Ther, Wein. Die Milchcontrole erstreckte sich auf Revisionen in 1956 Geschäften, wovon 74 zu Beanstandungen führten, die Butter control» auf 377 Geschäft« mit 51 Beanstandungen. * WilhrlmShaveu, 18. März. Die Meldung der „Wrs.- Ztg." über di« Indienststellung des Panzerkreuzers „König Wilhelm" zur Entsendung nach Ostasien ist nach dem „Hamb. Corr." unrichtig; ebenso eine Meldung, daß die Heimbeorderung des Panzers „Kaiser" beabsichtigt sei. * Bremen, 17. MLrz. Die Bürgerschaft hat gestern einen Antrag deS Senat- zurückgewiesen, der eine Ver fassungsänderung zum Ziel batte. Anläßlich einer Vakanz im Senat machte dieser den Vorschlag, eine der 16 Srnatoren- stellen eiagehen zu lassen und statt dessen dem Senat Hilfs kräfte zu geben. Die Bürgerschaft lehnte den Antrag, die Wahl zu vertagen, ab, und wenn sie auch der weitere» Be- rathung im Ausschuß nicht widersprach, so weiß man doch schon, daß nichts dabei herauSkommen wird. Den» die Bürgerschaft will keine bureaukratischere Gestaltung der Ver waltung. * ArnSwalde, 17. März. Im Wahlkreise Friedebera- ArnSwalde appelliren die Conservativen an die Vernunft der Wähler Ahlwardt'S. Da» „ArnSwalder KrriSblatt" zum Beispiel schreibt: „Ist denn wirklich daran zu denken, daß Friedeberg-ArnSwalde für seinen bisherigen Vertreter im Reichstage, den von den Gerichten, vom Reichstage, von seinen antisemitischen Parteigenossen gerichteten und allgemein nicht für «rnst genommenen Mann, auch nur ein« Stimm« wieder giebt? Wir halten e» für au-geschloff«n, daß di« Verblendung so weit gehen kann, und find der Uebtrzeu-Mig, daß der von den reich-treuen Parteien ausgestellte Rrichßtagscnndidat, Herr Oderamlmann Ernst Ring >n Düppel bei Zehlendorf, einen glänzenden Sieg erfrchten wird." * Wanzleben, 17. März. DaS atti 17. Januar gewählte Comitä der staa tSerhülttnden Parteien deS Kreises Wanzleben hat sich, der „Seeb. Warte" zufolge, in einer am Moulag hier abgrhallenen Sitzung aus die Caodidatur deS Herrn vr. Heil,gen stabt in Berlin-Charlottenburg ver einigt und beschlossen, diesen Herrn einer zum 27. d. M. nach Langcnweddingen einzuverufenden Vertrauensmänner versammlung, zu der jeder den Ordnungsparteien angebörige Wähler Zutritt hat, als Compromißcaudidaten vorzuschlagen. Herr vr. H«ilig«nstavt wird der natiot«allrb«raleu Partei beilretea. * Herford, 12. März. Nachdem der von den Conservativen al» ReichStaaScandidat für Halle-H«rford ausgestellt« AmtS- aerichtSrath vr. Weihe auch als Candivat deS Bundes der Landwirth« proclamirt worden ist, har di« BezirkSvirsammIung deS Bundes der Landwirthe in Halle i. W. au Hof prediger a. D. Stöcker ein Schreibe» gerichtet, er möge doch als Bundesmitglied von seiner Sondercandidatur zurücktreten. * Freiburg, 18. März. Auf nächsten Montag ist laut dem „Schw. M." Termin für die CrzbischofSwahl angesrtzk. Oesterreich-Ungarn. Zur vag«. * Wien, 18. März. Die Obmänner der deutschen Opposition haben heute beschlossen, die der deutschen Opposition und der Mehrheit anaebotenen Vieepräsi- denten-Stellen anzu»ebmen. Die deutsche Opposition wird keine Weiterungen machen, wenn der aeugewählt« Präsident de» Abgeordnetenhauses erklären wird, daß die lsr Falkeadaya außer Kraft getreten sei; d,e deutsche Opposition behält sich jedoch vor, wegen v«S Eindringen» der Polizei in da» Parlament und wegen der an Abgeordneten begangenen Gewaltthätigkeitr» die Ministeranklag« gegen den Grasen Badeni zu erheben. Ja diesem Sinne werden die Obmänner deute ihren Clubs Bericht erstatte» und An träge stelle». Der socialdemokratisch« Verband erklärt, unter der Voraussetzung, daß die gesetzliche Regelung der Spracheafrage in Angriff genommen und für die am Parla mente verüble» Verbreche» Sühne geboten werde, könne an einen geordneten Gang der Verhandlungen gedacht werde». Zur Agrarbewegung. * Pest, IS. März. (Abgeordnetenhaus.) B«t d«r Fort- setzung der Beratung über da« Budgetgrietz erklärt« der Ackerbau minister DarLnyi, daß daS Gesetz zur Regelung der Rechtsver hältnisse zwischen den landwirthschaftlichen Arbeitern und Arbeitgebern am 1. März ohne jede Störung in Wirksamkeit getreten ist. Es sei dafür gesorgt, daß im ganzen Lande im Grmeivderath auch Arbeiter Sitz und Stimme habe». ES sei eine Steuerreform geplant, welch« den Kleingrundbesitzer entlaste» nnd seine Steuern mit denen de« Großgrundbesitzer« in« Gleichgewicht bringen soll«. Die Regierung beschäftige sich mit der Frage deS Personal» Kredits der Grundbesitzer. In den bezüglichen Gesetzentwurf würden auch die Arbeiier-Errditgeuossenschafien rinbezogen werden. Im letzten Jahre erhielten 14 000 Kleingrundbesitzer vom Staat dir Saat für den Herbstanball geliefert; auch für Dorstrecken der Früh jahrsaussaat sei vorgesorgt. Die Regierung habe für Notstands- bauten 4 800 000 Gulden aufgewendet. Man könne also nicht be haupten, der Regierung liege da- Schicksal deS kleinen ManneS nicht am Hrrzea. (Lebhaft« Beifall recht« ) Belgier». Commandant velrich» vom „Ekeln" erkrankt * Antwerpen, 18. März. Der Commandaat de» Schulschiffe« „Stein", Capitain z. S. Oelrich«, ist er krankt und zwar in Folge eine« Sonnenstichs, der den Capitain kürzlich in Haiti traf. Schon während deS Fest essens im Zoologischen Garten vergangenen Dienstag fielt» die unzusammenhangenven und wirren Reden deS Capitain- auf, doch ahnte noch Niemand Schlimmeres. Der volle Aus bruch der Krankheit erfolgte erst AbeudS. Der Capitain Iaeschke ist zur Uebernabme deS Commando» de» Schul schiffes hier eingetroffrn. (Magdeb. Ztg.) Italien. Crt-pi. * Ro«, 18. März. Nach der „Tribuns" stad die Schluß folgerungen de- Berichtes in der Affaire CriSpi folgende: An gesicht- deS Umstande-, daß es kein Gesetz über die ministerielle Verantwortlichkeit gebe, könnt« man auch nicht vo» einem Minister vergehen spreche», wenn nicht alle Zeichen eine- gemeinen Vergehens zusammenkämen. Wie einleuchtend auch in dem vorliegenden Falle die beigrbrachten Beweise feien, so kvttntni sie doch sicht bi« Über zeugung rechtfertigen, daß Lri-pi, wenn er auch gewußt habe, daß die ihm von Favtlla, dem Direktor der Baak von Neapel, übergebene« Gelder «»» diesem Institut he»- rührte», davon Kenntniß gehabt hab«, durch welche ver brecherischen Mittel Favllla dl« genannten Summen erhob«» habe Set diese« aber ausgeschlossen oder nicht bewiesen, jo folge darau- daß ebenso wie Crispi nicht schuldig erachtet werden könnte, an der Unterschlagung FaoNl-'- betheiligt z» sei», es auch nicht am Platze sei, gegen Lrt-V« vor dem al« höchst«, Gerichtshof eingesetzten Senat Anklage zu erbeben. Wen» «an daher auch uicht eine strafrechtliche Beranlwortlichket» Lrt-pt'S behaupten t-»M, so könne mau doch seine politische Verautwortlichkett nicht zurückweiseu, weil er unrechtmäßiger Weise von dem Direktor eines E «1 sst 0 » S-g» sttt« t e» Summe« empfangen habe, von denen er einen Thetl wahrschetnltch zu Wahlzwecken verwendet habe und well er sich nugerechtfertlgt, besonders in die Aufsicht diese- Institutes »ingemischt habe. Zufolge- dessen beantrage die Commission eiustimmig, auSzuspreche», daß kein Grund vorlieg«, Crispi vor deu höchste« Gerichts hof oder vor ei» andere- Gericht zu stelle», sie würde sich jedoch dafür aussprechen, daß sei» verhalte» «neu politischen Verweis verdiene. Die „Itakte" meint, die Commtisioo halte eine Unterschlagung für au-grfchlosseu, ab«r da Trt-pt sich t» Au- gelcgenheiten gemischt habe, die ihn nicht» angingr», da « beträcht liche Summen bei Emissionsbanken entliehen hab«, die t» iogend einer Weis« von der Regierung abhauge», da «r »in« im Gange befindliche Inspektion der Bank von Neapel unterbrechen ließ, da er ferner Favilla eine» Orde» verleihe» ließ, hätte die Commission sich dafür entscheiden zu sollt» geglaubt, sdaß CriSpi einen srlrrliche« politischen Verweis verdiene und werde der Kammer vorgrschlage», einen solchen zu ertheilen. Die.Ltalie" fügt hinzu, dies« Schlußfolgerungen, welche am Abend i» den Waudelgäagru der Kammer bekannt geworden seien, set«n lebhaft daselbst be sprochen worden. Großbritannien. Schiffsbau. * 8o«bo«, 18. März. (Unterhaus.) Bei der Ei»z«l- brrathung d»S Mariueetat« weist bei dem Posten „Löhne" der Erste Lord der Admiralität Gosche» die neulich« Behauptung Sir Charles Dilke'S, daß England im Schiff-bau von Frankreich und Rußland überflügelt sei, zurück und erklärt: Dille behauptete, daß vom Jahre 1893—1896 England sieben Schiffe von 95 000 Donnen Gehalt, Frankreich und Rußland elf Schiffe von V87S0 Tonnen gebaut hätten. Jedoch sei dieser Zeitraum willkürlich gewählt und daher nicht maßgebend. Bon 1893 bit zur Gegenwart, eiaschließllch der in diesem Monat vollendeten Schlachtschiffe, habe England vierzehn Schiffe mit 199 400 Tonnen Gehalt. Frankreich und Rußland «beusall- 14 Schiffe mit nur 136 000 Tonnen Gehalt gebaut. Er wolle indeß nicht leugnen, daß die beiden letztgenannte» Mächte sehr gelungene Ver suche auf dem Gebiete der Beschleunigung de- Schiffsbau«» gemacht hätten. Go cheu erklärt, die Ide« eine« staatlichen Etablissement« für Herstellung von Panzerplatten begünstige er nicht. Die Sheffielder Fabrikanten seien im Stande, fast so viel Panzerplatten herzustellen, wie alle große» Fabrik»» Europa- zusammen. Eng land- neues Panzrrmaterial sei ein sehr gutes; mit seiner 6V, Zoll stärke besitze eS dieselbe Widerstandskraft wie da- früher« lOzöllige. — DaS HaoS nahm den Posten „Löhne" an. Gladstone. * Loudon, 18. März. Da Gladstoni'S Befinden sich nicht gebessert hat, wird er in der nächsten Woche Bournemouth ver lassen, um wieder in Hamardeu Castle Aufenthalt zu nehme«. Spanien. Ausstand. * Bttao, 18. März. Die Lage der ausständigen Bergleute verschlimmert sich; lOOOO feiern. Bei den letzten Zusammenstößen mit der Gendarmerie wurde» z«h» Arbeiter getödtet. („B. T.") Orient. Kaiser Wilhelm; König Georg und der Zar; zum KüutgS-Attcntat. * Konstantinopel, 17. März. Auf eine Anfrage deS Sultan- beim Berliner Hofe über die Reisepläns deS Kaisers Wilhelm kam die Antwort, baß dieselben noch nicht festgesetzt seien. Trotzdem werden schon Vorbereitungen für den Empfang getroffen. (Frkf. Ztg.) * Athen, 18. März. Der König reist »ach der Räu mung TdessalienS nach Petersburg ab, um dem Zaren den Dank für sein Eintreten zu Gunsten Griechenland- auS- zusprechen. — Der Appellbof wies die Berufung der Urheber de» Attentats gegen den König zurück und ver wies dieselben vor daS Schwurgericht. — Die Polizei ver haftete noch eine» Krämer Namen- Kambiti» wegen Zugehörigkeit zu dem antidynastischen Club. * Bukarest, 19. März. (Telegramm.) In der Kammer standen fett einigen Tagen di« von Aurelian und mehreren anderen Abgeordneten eingebrachten Interpellationen über dir allgemeine Politik deS CabioetS zur Berathung. Boa der Regierung sprachen Mele» aus dem Grunde seiner Seele, wo er die Geister so gerne schlafen ließ, aufgewühlt. Er brauchte der Mama nicht viel zu antworten, ja, nicht einmal zuzuhören, denn der Inhalt ihrer Reden war immer ungefähr derselbe, Klagen über Schicksal, ihre Gesundheit, über Emily. „Mrin Gott, so trenn« Dich doch von ihr", sagte er heute Abend. „Euer Derhältniß ist ja mittlerweile ein ganz unnatür liches geworden. Sie fühlt sich nicht mehr abhängig von Dir und spielt hier eine Rolle, die zu ihren Verhältnissen in keiner Weise stimmt." Die Baronin fuhr mit deutlichen Zeichen der Angst empor. „Trennen? Ich bitte Dich, Felix, wie sollte ich sie wohl entbehren, jetzt, wo ich mich so an fie gewöhnt habe! Ach! und Du kennst sie nicht, sie ist furchtbar!" Felix überlief es wie ein Schauder. Er sollte sie nicht lenttm — er kannte sie nur zu gut — zu seinem Unheil. Er verachtete sie ob der abergläubischen Furcht, die ihn packte. Er hatte sie vorhin in einer Weise beleidigt, wie kein Mädchen eS verzeiht. Sie hatte die Beleidigung hervorgerufen, sie war die Schuldige, aber dennoch — waren die verhangnitzvollen Fäden, dir ihn an sie fesselten, nicht zerrissen? Nur auf seiner Schwäche konnte ihr Sieg beruhen, wi« auch ihre Macht über seine Mutter nur in deren Schwäche wurzelte. Er beschloß, morgen abzureisen, ja, er erwog, ob es nicht klüger sei, den Ball bei dem Amerikaner heute Abend nicht zu besuchen. Er plauderte wärmer, zärtlicher als sonst mit der Mama, erwog vielerlei gute Vorsätze, wie er auch sie aus den jämmerlichen Banden befreien wollte, phaniasirte sich in eine „philisterhafte Rechtschaffenheit" hinein, wie Emily eS vorhin genannt halte, und wähnte, daß ein Mensch, der durch lange Jahre in bequemer Trägheit alles Unkraut unter seinem Weizen wuchern ließ, plötzlich Herr darüber werden und in stolzer Freiheit sein« Lehren wachsen lassen könne, hinauf ine goldene Sonnenlicht. Die Mama fühlte sich schwach und ging früh zur Ruhe. „Du gehst doch jHenfalls auf den Ball", sagte fie, „Du Armer, Dir ist wahrlich etwas Zerstreuung und Auffrischung zu gönnen." Felix erwiderte ihr nichiS darauf, er sagt« ihr gute Nacht und trat noch einmal hinaus auf die Terrasse. Ruhelos schritt er hier auf und ab. Er dacht« daran, an Ottilie zu schreiben, die er, seitdem er hier war, ohne Nachricht von sich gelassen hatte, aber er vevmochte e- sicht. Seine Stimmung war nicht ruhig dazu. Ein« unerträgkche Spannung lag aus seinen , war das «ne Wirbang de» Klima», der Luft? Er sah auch ein, daß er nicht würde schlafen können, e» war ganz vergeblich, wenn er sein Lager aufsuchte. Endlich erhob er den Kopf und ein kurzes Lachen kam über seine Lippen. Warum wollte er eigentlich nicht auf dm Ball gehen? Fürchtet« er sich vor Emily? War er rin so jämmerlicher Feigling? Dun war denn doch nicht so. Sie würde ihm sein Fortbleiben natürlich als Furcht auSlegm, das sollte nicht sein. Er ging auf sein Zimmer und kleidete sich an. Sein Costüm, das eines venetianischen Edelmannes aus dem 16. Jahrhundert, lag bereit, eS paßte ausgezeichnet zu seiner Figur, seinem Haar und Gesicht. Schon während des Ankleidens macht« sich der alte Zauber geltend, diese gemischten Gefühle der Eitelkeit, der Erregung, der Erwartung, dieser Reiz, den solche Vergnügungen erzeugen. Er kam spät, daS bunte Treiben war schon in vollem Gange. Emily flog im Arme deS Conte durch den Saal. Sie trug ein orientalisches Costüm, daS zu ihrer Eigenart paßte, und eine schwarze Halbmaske. Er erkannte ste auf den ersten Blick, auch wenn er nicht gewußt hätte, wie sie sich trug. Es währte nur noch ein« Halde Stunde bis zur Demaskirung, er stürzte sich mit hinein in dm Strudel. Ha, wie diel Liebreiz enthüllte sich, als die Maskm fielen. Er ward umringt, gefeiert, er war Dielen in der Gesellschaft bekannt. Er kam sich selbst fremd vor, wmn er von ungefähr sein eigenes Bild durch die großen Spiegel des GaaleS zurück gestrahlt erblickte. Die reichen Spitzen auf dem Sammet, die Brillanten der Mama, für diesen Abend geborgt, sein Helle- Gesicht mit dem röthlichen Haar und Bart — er war eine Er scheinung, die auffiel, die in dieser Umgebung wirkte, und diese Wirkung blieb ihm nicht verborgen. Sein« Augen leuchteten in ungewöhnlichem Glanz, er hatte ein GlaS des feurigen Meines nach dem andern in seine durstige Kehle hinuntergegossen — die Nebel stiegen ihm hinauf in daS Hirn — Rausch — Taumel — Lust. Und immer sah er sie, die heute Nacht blendend schöne OdaliSke mit dm goldenen Füttern auf dem schwarzen Haar, an der Seite des Italiener», dessen Bücke immer heißer, dessen Gebühren immer kühner ward. Und hingen denn nicht auch an seinem Arme schöne Frauen, winkten nicht auch ihm schmachten)' Augen und heiße Lippen? Hier im Süden gab man sich freier, kühner — ha, genießen, genießen, was kümmerte ikpi Emily, was kümmerte ihn da» Morgen? WaS kümmerten ihn Waid und Kind daheim? Und doch rast« sein Blut in wildem Strom, da» war Pein und kein« Wonne, da» war Glend und kein Glück. Auf einmal stand Emily neben ihm, ihr glühender Athem streifte Felix' Wang«. Sie fanden sich allein in einem kühleren Nebengemach. War es Zufall, war sie zuerst eingetreten? Hatte er sie gesucht? Er wußte cs nicht mehr klar. Er hatte sie erfaßt, sie gepackt wie mit eisernen Klammern. Er zischelte ihr wilde Worte inS Ohr, ihm gehörte sie, und er ließ sie nicht jenem Anderen — hatte sie es nicht selbst ge sagt, daß das Band, da» sie aneinander fesselte, unzerreiß bar sei? Sie riß sich loS und trat einen Schritt zurück. Ein dä monisch triumphirender Ausdruck lag auf ihrem Gesicht. „Ha, Du musterhafter Ehemann", sagte sie lachend, und ihre Augen funkelten und senkten sich tief in die seinen, „also trotz Deiner gelegentlichen, im Grunde so lächerlichen AusbrüH« zappelst Du an den eisernen Fäden! So komm denn und laß uns genießen, und währt der Taumel kurz, desto besser — volle» Leben, volle Lust, und dann hinab!" Er schaute in ihr« flammenden Augen, sein schwacher Wille zum Gutm war todt. Er hatte den Arm um ihren Leib ge schlungen, seine Lippen tranken Feuertrank von den ihren, gleich einem Bampyr sog sie an seinem Herzblut — und Weib, Kind, Ehre und Gewissen waren ihm versunken. Ein brutaler AuSruf weckte sie, dos wuthentstrllte Antlitz des Italieners ward ihnen gegenüber sichtbar. Emily stieß einen Schrei aus und ritz mit der ihr eigenen Geistesgegenwart Felix mit sich fort, hinaus auf den Altan, von wo eine Thür auf den Torridor führte. Sie schob ihn vor wärts, ste küßt« ihn wild und war dann plötzlich wie durch einen Zauderschlag von seiner Seit« verschwunden. Er schwankte und taumelte — e» brauste so vor seinen Ohren, daß er ein paar Auaenbücke alaubte, die Besinnung zu ver lieren. Es däuchte ihn, al» höre er noch die wutschnaubende Stimme deS Italiener», aber seine Slnn« waren wicht klar. Er wußte nicht, wo er sich befand, «S war ganz einsam in diesem Winkel des Corridors, die Lampen brannten trübe; er tappte vorwärts, und dann stand er draußen auf dem Quai und hörte da» Murmeln der Meeretwellen. Die Nacht war sternen los und finster, die Winde wehten kühl. Gr war plötzlich er- nüchtert. Was war geschehen? Was halt« er gethan? Ihn fröstelte nach der vorigen Gluth, er hatte keinen Mantel, um sich darein zu hüllen, s«ine Schritte waren unsicher auf dem «eichen Erdreich. Da — es ging Jemand hinter ihm, er wandte sich, — eine dunkle Gestalt, «in schnaubender Athem, «in« blitzend« Waffe. -r sprang zurück, er suchte nach dmn Dolch, dm er hier bei sich zu tragen pflegte. Aber er fühlte schon den stechenden Schmerz — er stürzte zu Boden — ein schrilles Lachen tönt« ihm im Ohr — .dann Stille, tiefe Einsamkeit — über seine Augen und Sinne senkte sich die Nacht. Neunundzwanzig ft es Capitel. In der Wohnung am Potsdamer Platze saß an diesem trüben ersten Tage des März der alt« Baron Waldstätten am Fenster und schaute, in sich zusammengesunken, gedankenlos auf di« Straße hinab. Er hatte merklich gealtert, der rüstige Herr, seine kräftige rothe Gesichtsfarbe war einer gelblichen Blässe gewichen, und seine Gestalt hatte viel von ihrer behaglichen Fülle eingebüßt. Die gutmüthigen Augen blickten matt und sorgenvoll. Im Kamin flackert« ein Feuer, und aus dem Nebenzimmer drangen die Töne eines Wiegenliedes, das die Wärterin dem Kleinen sang. Otto Dicto^ halten sie ihn getauft. Er schien nicht schlafen zu wollen, sein krähendes Sümmchen unterbrach 'mmer wieder den einlullenden Sang. Nach einer Weile erschien Ottiüe mit dem unruhigen Burschen aus dem Arm in der Thür. Der Baron, der mit den Fingern auf dem Fenstersim- ge trommelt und eben schwer geseufzt hatte, drehte sich rasch herum, und sein Gesicht verklärte sich, al» der Knabe ihm die Aermchrn entgegenstreckte. Das winzige Händchen umklammerte seinen Finger so fest, daß er ihn kaum zu lösen vermochie, da» Bürsch chen strebte mit allen seinen Kräften dem Großpapa zu. Ottiüe hatte sich verändert. Der kindliche Liebreiz lag nicht mehr auf diesen Zügen, ein fester, fast strenger Ausdruck hatte sich auf dem jungen Gesicht eingebürgert. „Wie kräftig der Junge ist!" rief der alte Herr mit einem glücklichen Schmunzeln. „Kleiner Schelm, au- Dir soll «och einmal ein tüchtiger Kerl werden!" „Ja, Gottlob, Papa, er ist gesund, und Gott «rhalte ihn so. Er wird einst unser Stolz, unser Retter." Ottiüe sagte es mit Nachdruck, al» wollte sie sich selber diese Hoffnung versichern. „Tmy — weißt Du — er soll in Einfachheit heranivachsui, für ihn wär« e» am besten in der Landkuft. Ich werbe ernstlich mit Felix reden, wenn er zurückkehrt, er muß hier quittiren mH nach Haßbach gehen. Es ist auch für ihn da» Richtige." Ottiu« hatte sich mit dem Kinde an da» andere Fenster gesetzt; ste wurde plötzlich blaß und «in tiefer Schatten fl»g über chr ««ficht. (g-rtsetzu», selF.)
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