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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.08.1898
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1898-08-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18980826021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1898082602
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1898082602
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1898
- Monat1898-08
- Tag1898-08-26
- Monat1898-08
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SS82 al« 3 Jahr« vor stch hat und datz in dieser Zeit auch noch so viele liberale Wahlsiege die Mehrheit der Negierung nicht be seitigen könne. Dann freilich wird, wenn die Regierung auch in den nächsten Jahren nicht mehr auswärtige Erfolge auszuweisrn haben wird, als in der letzten Zeit, - die conservativ- unionistiscke Mehrheit beseitigt werden. Und dann wird das englische Volk vielleicht zu der Erkenntniß gelangen müssen, daß die englischen Mißerfolge auf tieferen Gründen beruhen, al» darauf, ob ein konservatives oder rin liberales Ministe rium an der Spitze der Geschäfte steht. In der englischen Presse ist mit der Idee eines engltsch- amerikauischc» Bündnisses in der letzten Zeit ein förmlicher Sport getrieben worden. Nach einer der „Pol. Corresp." aus London zugehenden Meldung wird indessen in den dor tigen diplomatischen Kreisen gegenüber der Zuversicht, welche dir englische Presse in dieser Hinsicht, speciell mit Bezug auf die Interessen der beiden Staaten in Ostasien zur Schau ge tragen bat, bemerkt, daß sich für die Verwirklichung einer solchen Combination kaum eine ernste Aussicht darbiete. Der Gedanke einer Allianz, der in den Vereinigten Staaten hier unv da in Folge der Haltung Englands gegenüber dem spanisch-amerikanischen Conflicte einigen Anklang gefunden hatte, werde dort jetzt, nach dem Abschlüsse des Krieges, allgemein kühl ausgenommen, da man bei aller An erkennung der Gemeinsamkeit gewisser kultureller Interessen zwischen den beiden Staaten eine Veranlassung zu einem engeren Zusammengehen derselben auf politischem Gebiete nicht zu entdecken vermag. Auch die Annahme, daß der bisherige nordamrrikanische Botschafter in London, Oberst I. Hay, der bekanntlich das StaatSsecretariat der auswärtigen Angelegenheiten übernimmt, zu den Anhängern der Bündniß- idee zähle und für dieselbe in seinem künftigen Wirkungs kreise thätig sein werde, sei unzutreffend. Dieser Diplomat sei vielmehr dem Allianzprojecte von vesscn ersten Austauchen in der öffentlichen DiScussion an sehr skeptisch gegenüber gestanden. Der von manchen englischen Blättern als möglich hingestellte Dreibund zwischen England, den Vereinigten Staaten und Japan mit Bezug aus die ostasiatische Politik könne somit bis auf Weiteres nicht als eine Eventualität erscheinen, mit der die Diplomatie zu rechnen haben würde. — Was die „Polit. Corr." hier als Auffassung Londoner diplomatischer Kreise wiedergiebt, haben wir schon deS Oefteren ausgesprochen. Die englische Presse bat stch mit ihrem kläglichen Aller-Welt-Nachlaufen wieder einmal gründlich blamirt. Deutsches Reich. -2- Leipzig, 26. August. Der derzeitige Vorstand de» Nationalsocialen Vereins unterbreitet dem vom 25. bis 28. September in Darmstadt tagenden Delegirtentage folgenden Antrag: Der Delegirtentag deS Nationalsocialen Vereins wolle beschließen: 1) Im Interesse einer einheitlichen geschäftlichen und politischen Leitung deS Nationalsocialen Vereins wird der Sitz deS Vorstandes am 1. Oktober dieses Jahres von Leipzig nach Berlin verlegt; 2) DaS Sekretariat deS Nationalsocialen Vereins siedelt sobald als möglich, spä testens aber am I. April 1899 nach Berlin über. Auf dem Delegirtentage wird, wie schon theilweise mitgetheilt, Pfarrer Naumann den politischen Jahresbericht erstatten, Professor vr. Sohm über das Deutsche Kaiserthum und Professor vr. Schulze-Gävernitz über die Handelsverträge sprechen. Den Geschäftsbericht und den Bericht über Organisation und Agitation erstattet Secretair Wenk. U Berlin, 25. August. In nächster Zeit werden die letzten Vorbereitungen für die einheitliche Regelung deS Verlagsrechts und die Revision der gesammten Gesetzgebung über das Urheberrecht eingeleitet werden, und eS darf als zweifellos angesehen werden, daß ein ent sprechender Gesetzentwurf bald, wahrscheinlich schon in der nächsten Tagung, sicher aber in der übernächsten dem Reichs tage zugeheu wird. Damit würde, abgesehen von unwesent licheren Dingen, der große Reformplan, den der StaatSsecretair deS Reichsjustiz am teS Nieberding in der Reichstagssitzung vom 21. März 1895 als die nächste Aufgabe des Reichstages im Bereiche der Thätigkeit deS Reichsjustizamtes bezeichnete, bis auf die einheitliche Regelung deS Versicherungsrechts, welches auS dem Bürgerlichen Ge setzbuch auögeschieden ist, erfüllt sein. Es darf aber auch als ziemlich wahrscheinlich angesehen werden, daß schon in naher Zeit ein auf daS Versicherungsrecht bezüglicher Gesetzentwurf die gesetzgebenden Faktoren des Reichs be schäftigen wird. Die Durchführung deS Planes hat eine etwa» längere Zeit in Anspruch genommen, als der Staats- secretair Nieberding im Frühjahr 1895 in Aussicht genommen hatte. Er hoffte damals, mit den Vorbereitungen für alle an da« Bürgerliche Gesetzbuch sich anschließenden aesetzgeberischen Arbeiten in der letzten Tagung der vorigen Legislaturperiode spätestens fertig zu sein und die letzten Entwürfe schon in derselben dem Reichstage unterbreiten zu können. Trotzdem wird überall anerkannt werden müssen, daß in einer verhältnißmäßig kurzen Zeit der umfassende Reformplan durchgeführt sein und daß das Reichsjustizamt damit eine Aufgabe gelöst haben wird, auf deren Bewälti gung eS stolz sein kann. * Berlin, 25. August. Eugen Wolff hat dem „Local- Anz." folgende Berichtigung zugesandt: „1) ES ist falsch, daß ick mich den Chinesen gegenüber wiederholt als Extraabgesandter Deutschland» aufgrspielt habe. 2) ES ist falsch, daß ich dem Provicar Pater Freinademetz gegenüber mich al» Extradeleglrten ausgegebea habe. 3) ES ist falsch, daß ich eine Gerichtssitzung abgrhalten habe. 1) ES ist falsch, daß ich io den Gertchttrilumen erschienen bin. b) ES ist falsch, daß mein Hund einen Stuhl oder Sitz eingenommen hat. 6) Es ist falsch, daß ich «ine Legitimation oder ein Papier auS dem Stiefelschaft genommen habe. 7) Es ist falsch, daß ich decretirt haben soll, Gefangene sofort zu entlassen. 8) ES ist falsch, daß die Gefangenen verduftet sind. 9) ES ist falsch, daß ich daraus mein Pferd habe satteln lassen und abgezogen bin. — DaS „B. T." wird nach Eingang meiner Tagebücher den wirklichen Sach verhalt veröffentlichen. Weitere Schritte behalte ich mir vor." Gleichzeitig hat Wolff auch der „Germania" folgenden Brief gesandt: „In einem Bericht deS P. Steng über die noch ungesühnte Er mordung deutscher Missionalr« in Ehina befinde» sich folgende Irr- thümer, die ich Sie wohl bitten darf, auf Grund des Preßgesetzes zu berichtigen: 1) daß ich mich als Gesandten Deutschlands auS- gegeben habe, 2) daß ich mich habe feierlich empfangen lassen, 3) daß ich in Tjasat zu Gericht gesessen habe, 4) daßs ich mich alS im jAuf- trage d«S Gesandten kommend gerirt habe, 5) daß ich mich dem Mandarinen gegenüber dahin ausgesprochen habe, der Gesandte sei mit ihm nicht zufrieden, 6) daß ich dem Mandarinen gesagt habe, der Gesandte habe mir die Namen der richtigen Mörder genannt, 7) daß ich verlangt habe, die Gefangenen freizugeben, 8) daß der Mandarin ein Protokoll unterschrieben habe, 9) daß der P. Prov. Freinademetz zu Gericht gesessen. Eine ausführliche Darstellung des wirklichen Sachverhaltes wird daS „B. T." veröffentlichen, sobald meine Tagebücher in Berlin ringetroffen sind. Eine amtliche Unter suchung der Angelegenheit habe ich telegraphisch bereits angestrebt und behalte mir weitere Schritte vor." Eugen Wolff hat sich telegraphisch an den Reichskanzler gewandt und ihn um amtliche Untersuchung seiner Angelegen heit gebeten. Diesen Erklärungen läßt daS „Berliner Tageblatt" einen offenbar gleichfalls von Herrn Wolff her rührenden Lobspruch auf eben diesen Herrn Wolff folgen, der an gryteSker Selbstberäucherung Seinesgleichen sucht. Man siebt da den, von der Reklame für die eigene Person und daS „Berk. Tagebl." abgesehen, zwecklos Umherschweifenden mit Livingstone und Emin Pascha aus eine Stufe gestellt und muß sich sagen lassen, der Vorwitz des Herrn Eugen Wolff, der ihn als „ersten Deutschen" nach der Abtretung vvn Kiautschau dorthin getrieben, sei eine „im Interesse der deutschen Politik und deS deutschen Handels" verrichtete Großthat gewesen und habe „erst" in weiteren deutschen VolkSkrecsen das richtige Interesse und Verständniß für die Neuerwerbung erweckt. Weiterhin betheuert Herr Wolff sogar, er sucke „zur Ehre und zum Ansehen des deutschen NamenS" den Stoff zu seinen inhaltlosen ZeitungSfeuilletonS. Herr Rudolf Moss«, der Besitzer des „Berl. Tageblattes", inserirt nicht ohne Be rechtigung, er sei im Stande, nützliche Winke für Geschäfts empfehlungen zu geben. Cs wird wohl auch in Ausübung der Kunst deS Reclamewesens geschehen, wenn das „B. T." eS „dahingestellt" sein läßt, ob Herr Wolff „mit oder ohne Auftrag unseres Gesandten in Peking" Untersuchungs richter in der Sache der Ermordung der Missionare ge spielt hat. — Der Commandeur deS Petersburger L.-G.-Negi- mrnts König Friedrich Wilhelm III., General-Major Foullon, übersandte am Tage des Regimentsfestes, 16. August, dem Chef dieses Regiments, dem Kaiser, «in Telegramm, auf das, dem „Warsch. Dnewn." zufolge, der Kaiser Nach stehendes erwiderte: „Ich danke Ihnen herzlich, mein theurer General, für drn warme» Gruß meines Petersburger L.-G.-Neg!ments und beauftrage Sie, besonders dem Osficiercorps meine Dankbarkeit und die besten Glückwünsche zum heutigen Tage auszudrücken. Gott wolle das von ruhmreichen Traditionen erfüllte Regiment, dessen Chef ich bin, schützen! Wilhelm." Das an den Kaiser gerichtete Telegramm hatte folgenden Wortlaut: „DaS Petersburger L.-G.-Regiment König Friedrich Wilhelm III. Ew. Kaiserlichen und Königlichen Majestät hat am Tage seines Regimentssestes daS Glück, den Pocal zu erheben und mit einem begeisterten und donnernden Hurrah den Toast auf Ew. Kaiserliche Majestät zu begrüßen. Stolz auf die stete Aufmerksamkeit seines erhabenen Chefs, wird sich das Regiment auch in Zukunft bemühen, des gnädigen LobeS Ew. Kaiserlichen und Königlichen Majestät würdig zu bleiben. Der Commandeur des Regiments, Gcueral Foullon. — Gegenüber einer Meldung der „Magd. Ztg." aus Berlin, wonach die preußischen Landtagswahlen Ende Oktober und Anfang November stattsinden sollen, erfährt die „Post" von unterrichteter Seite, daß ein Termin endgiltig noch nicht festgesetzt ist, daß aber voraussichtlich die Wahlen Anfang November stattfinden werden. — „Für gläubige und praktische Katholiken ist keine Aussicht, ein preußisches Ministerium zu leiten." So schreibt über die posthume Frage Windthorst da» Organ des badischen CentrumSführer» Pfarrer Wacker. Also Fürst Hohenlohe und der Zustizminister Schönstedt sind keine gläubigen Katholiken, und auch der dem hiesigen Centrum seindr Zeit recht genehm gewesene Eisrnbahnminister v. Maybach besaß auf diese Bezeichnung keinen Anspruch? — Die vom ReichSvrrstcherungSamt aufgestellte Statistik der Ursachen der Invalidität ist nunmehr erschienen. — Hinsichtlich der Einberufung von Beamten zur Ableistung deS Dienstes im Heere oder bei der Flotte hat das Reichspostamt neuerdings die Bestimmung ge troffen, daß zukünftig in gleicher Weise wie die Beamte« auch die Unlerbeamten — mit Ausschluß der nichtständigen Hilfsboten, jedoch einschließlich der Tele graphen-Vorarbeiter und der Postillone der reichs eigenen Posthaltereien — zur Ableistung ihres Militair- dieusteS aus dem Postdienste zu beurlauben sind. Hierbei sollen dann die Unterbeamten verhandlungs schriftlich darauf aufmerksam gemacht werden, daß sie bei der Ober-Postdirection spätestens vier Wochen vor Ablauf der Mililairdienstzeit oder, fall» sie außer der Zeit entlassen werden sollten, sogleich schriftlich ihre Wiederbeschäftigung nachzusuchen haben, und eS soll durch geeignete Maßnahmen, z. B. Verwaltung erledigter Stellen durch AuShelfer, HinauS- schieben von Stellenvermehrungen u. s. w., solchen sich zum Wiedereintritt in den Postdienst meldenden Unterbeamten die sofortige Unterbringung nach Ableistung des Militairdienstes gesichert werden. — Eine Statistik der Streiks de» Jahre« 1897 ver öffentlicht soeben die Generalcommission der Gewerk schaften Deutschland». Darnach haben im vergangenen Jahre inSgesammt 578 Ausstände in 37 Berufen statt gefunden, an denen 63 119 Personen betheiligt waren. 1896 gab eS nur 483 Streiks; doch waren, da eS sich um Massen- auSstände, wie den Hamburger Hafenarbeiterstreiks, handelte, 128 808 Personen Dabei in Mitleidenschaft gezogen. Die Gesammtausgabe für Streikzwecke betrug 1 257 248 ^k, die theils durch freiwillige Beiträge der Mitglieder und anderer Gewerkschaften, theils durch Sammlungen und Unter stützungen aus dem Auslande aufgebracht wurden. Die Arbeitseinstellung hatte den Angaben der Ausständigen zu folge in 272 Fällen einen vollen, in 146 Fällen nur theil- wcisen Erfolg, während sie bei 154 Streiken zu Ungunsten der Arbeiter verlief. — DerVerband deutscher Arbeitsnachweise hält, wie bereits mitgetheilt, seine erste Conferenz in München am Dienstag, 27. September. Die Tagesordnung ist die folgende: WaS können die Arbeitsnachweise dazu beitragen, der Landwirthschaft Arbeitskräfte zu erhalten und zuzuführen? (Referenten: Rath I)r. Naumann-Hamburg, Bürgermeister Thoma-Freiburg i. B., Assessor vr. Treuter-Halle a. S.) Arbeitsnachweis-Statistik. (Referenten: Director vr. Bleicher- Frankfurt a. M., Privatdocent vr. Jastrow-Berlin.) Empfiehlt sich die Gebührenfreiheit bei der Arbeitsvermittelung? (Referent: Geheimer Ober-Finanzrath FuchS-KarlSruhe.) Die Arbeitsvermittelung für weibliche Personen und Dienstboten. (Referent: Rechtsrath vr. Menzinger-München.) Die Er richtung von Arbeitsnachweisen in kleineren Orten. (Referent: Domvicar Groll-Münster.) * Königsberg 1. Pr., 25. August. (Telegramm.) Die hiesige Ortsgruppe des alldeutschen Verbandes veranstaltete heute eine BiSmarckfeier, an der gegen 3000 Personen theil- nahmen und die mit Beethoven S „Eroica" eröffnet wurde. Es folgten eine Rede des Professors Hoffmann und ein Vor trag der drei großen Königsberger Männergesangvereine. * WilhclmShöhe, 25. August. Die Kaiserin mit den kaiserlichen Kindern reiste Abends gegen 11 Ubr nach Wild park ab; 10 Minuten später trat der Kaiser die Reise nach Münster an. * Greiz, 24. August. Während beim Tode des Fürsten Bismarck, wie unbestritten gemeldet worden ist, weder der Fürst von Reuß ä. L. noch seine Negierung etwas von sich haben hören lasten, hielt am Dienstag in der Stadt verordnetenversammlung der Vorsitzende Stadtrath Bauch eine warme Gedenkrede auf den Altreichskanzler, der auch Ehrenbürger von Greiz gewesen ist. Alle Mitglieder, auch ein Socialdemo trat, erhoben sich zur Ehrung des Verstorbenen von ihren Sitzen. rv. Ar»sta-t, 25. August. Als dreiste Lüge stellt sich die Nachricht deS „Vorwärts", „daß diejenigen Haus besitzer ArnstadtS von der militairischen Einquar tierung befreit seien, die sich der Militairbehörde gegenüber selbst als Socialdemokrate» bezeichnet hätten", heraus. Der hiesige Magistrat stellt fest, eS sei von keinem einzigen Haus besitzer an MaaistratösteUe geltend gemacht worden, daß er Anhänger der Socialdemokratie sei und deshalb keine Ein- quartiernng erhalten dürfe, wenn konsequent vorgegangen werden sollte. Kein Hausbesitzer sei auf Grund einer solchen Erklärung mit der Einquartierung übergangen worden. v. Weimar, 25. August. Bei dem Gewitter am Sonntag hat der Blitz, wie schon gemeldet, auch in daS Schutzbaus der Milseburg an der Rhön eingeschlagen. Er traf den dort Schutz suchenden weimarischen Landtagöabgeordneten vr. Kiel nebst Sohn und Tochter au« Geisa. Ille drei trugen Brandwunden davon. Oesterreich-Ungar«. 8ur Lage, Streik. * Wien, 25. August. Staatsminister v. Bülow traf heute früh hier ein und stattete im Laufe ve« Nachmittag» dem Grafen GoluchowSky einen längeren Besuch ab. (Wiederholt.) * Ischl, 25. August. Der Kaiser ist heute Abend nach Wien abgereist. * Raab, 25. August. Dreihundert Arbeiter der hiesigen Waggon - Fabrik stellten wegen Lohustreitigkeite« die Arbeit ein. Jndenhetze. * Krakau, 26. August. (Telegramm.) In Kowalowy überfielen vier Riemergehilfen da» WirtbShau« eine» Juden und raubten und vernichteten die Einrichtung und die Getränke. Die Thäter wurden verhaftet. In IaSlow wurden wegen antisemitischer Ausschreitungen vier Bauern, sowie der Zeuge Bauer Sokolowski, der weder schwören noch Zeugenschast ablegen wollte, zu Strafen von 10 Tagen bis zu 2 Monaten Gefängniß verurtheilt. (B. T.) Frankreich. Ptcquart. * Parts, 25. August. Fabre erließ den Beschluß, Picquart und Lebloi» vor da« Zuchtpolizeigericht zu stellen. (Wiederholt.) * Pari», 25. August. Der Staatsanwalt beantragte, Picquart und Lebloi« deshalb vor da» Zuchtpolizeigericht zu stellen, weil sie im Juni 1897 die Ergebnisse der aegen Esterhazy beim Kriegsministerium eröffneten Untersuchung Anderen mitgetheilt hatten. Picquart wird al» Hauptthäter, Lebloi- al» Mitschuldiger angeklagt werden. Spanien. Rach dem Kriege. * Loruna, 25. August. Die Ausschiffung der au» Tuba zurückbesörderten spanischen Soldaten wird weiter fortgesetzt und bietet einen wahrhast betrübenden Anblick. In den letzten 24 Stunden starben 8 Soldaten. * Madrid, 25. August. Der Ministerrath beschloß, anCervera Gelder zum Besten der Gefangenen zu schicken. * Madrid, 25. August. Dir „Gaceta de Madrid" theilt mit, daß die Kosten de» Feldzug» auf Cuba in der Zeit vom 1. Januar bis 30. Juni d. I. 447 369 450 Peseta« betragen hätten. Rrchland. Katserdenkmas. * Petersburg, 25. August. DaS Kaiserpaar wird morgen zur Enthüllung des Denkmals Kaiser Alerander'S II. nach Moskau abreisen. — Heute empfing der Kaiser den deutschen Botschafter Fürsten Radolin in Privataudienz. Orient. Russische Kriegsentschädigung; Urnanteuunrnhen. * Konstantinopel, 25. August. DaS Uebereinkommrn über die Zahlung der russischenKriegSentschädigungS- Nückstände ist heute unterzeichnet worden. * Belgrad, 25. August. Der diesseitige Gesandte in Konstantinopel wurde beauftragt, der Pforte zu erklären, Serbien verharre bei seiner Forderung, in die Commission unter Saad Eddin Pascha, welche die von den Arnauten an christlichen Serben im Vilajet Kossowo verübten Ge- waltthaten untersuchen soll, ein Mitglied zu entsenden. In Folge der Behauptung, daß der letzte Conflict an der Grenze von der serbischen Grenzwache hervorgerusen wurde, stellte die serbiscke Regierung den Antrag, eine ge mischte serbisch-türkische Commission behufs Feststellung des wahren Sachverhalts dorthin zu schicken. Afrika. Der Protest des Sultans von Marokko gegen seineTodtsagung. I. 6. Tanger, 24. August. Der Sultan war über die nach Europa gesandte Meldung von seinem angeblichen Ab leben derart empört, daß er sofort den Großvezier unv den Minister des Innern ihrer Aemter entsetzte und ins Gefängniß abführen ließ. Für die Anstifter der Jntrigne hält er einen jüngeren Bruder, der ebenfalls ver haftet wurde, ebenso zahlreiche Anhänger de» Letzteren, an denen ein furchtbare» Strafgericht vollzogen werde» dürfte. — Gleichzeitig hat der Sultan beschlossen, eine große Gesandtschaft an die europäischen Höfe zu entsenden, um diesen die großen Neformpläne mitzutheilen, welche er zur Verbesserung der inneren Verhältnisse und der auswärtigen Beziehungen deS Sultanats durchzuführen gedenkt. Wahle» tn Capland. * (Kapstadt, 25. August. Bei der ParlamentSwahl im Bezirke Tempuland ist der Candidat der Forts chritt»- telephonirte: gegen George Brant werde die Anklage erhoben, James Harding wissentlich und mit Ueberlegung ermordet zu haben. xxvn. Zwei Wochen waren seit des Richters erster Zusammenkunft mit dem Gefangenen vergangen, die Möglichkeit einer erfolg reichen Vertheidigung desselben wurde immer geringer, und keine neuen Entdeckungen wurden gemacht, mit denen man den Thurm von Beweisen, der sich langsam um ihn erhob, hätte erschüttern können. Oberst Bowran war inzwischen auch zurückgekehrt und hatte sich sofort, gegen Brant's Erwartung und Wunsch, kräf tig der Sache seines Ingenieurs angenommen. Mehr als eine stürmische Unterredung hatte stattgefunden — stürmisch wenig stens von Seiten des Obersten — und als alles Bitten und Drohen vergeblich gewesen war, hatte der Chefingenieur Richter Langford und Forsyth aufgesucht, um gemeinsam mit den Freunden Brant's für diesen zu wirken; doch sie hatten nichts in Erfahrung gebracht, wask hätte nützen können. Auf der andern Seite fehlte der Staatsanwaltschaft nichts als daS Bekenntniß des Schuldigen, um «inen klaren Fall zu haben. Die Vergangenheit Brant's war ausgeforscht und Alles, waS zu seinem Nachtheile sprechen konnte, hrrbeigeholt. Wenn die Fluth nicht zurückgedrängt werden konnte vor dem mit un heimlicher Schnelligkeit näher kommenden Tag« des ProcesseS, dann hatte der Richter nichts zu Vertheidigen; und in Anbetracht des in letzter Zeit eingetretenen Wechsels der öffentlichen Mei nung über Revolveraffairrn tonnte er nur das Schlimmste für seinen Clienten befürchten. „Ich sage Ihnen, Forsyth, der Mensch wird hängen trotz aller unserer Anstrengungen. Ist wissentlicher Mord, mit Heber- legung ausgefllhrt, und dabei unseres Wissens nicht der geringste mildernde Umstand dabei. Es giebt nur eins, wa» sein Leben zu retten vermag." „Und das ist?" „Ein klarer Beweis seiner Unschuld." Der Redacteur zuckte die Schultern. „Die Tage der Wunder sind vorüber", sagte er. „Haben Sie noch tsicht« von Hobart gehört?" „Nein, Hobe nicht einmal em« Ahnung, wo er ist. Aber da» ist ganz erklärlich; di« Expedition, der er sich angeschlossen hat, ist für einen Monat verproviantirt. Haben Ihre Reporter denn nichts mehr herauSgefunden?" „Nichts, was von Nutzen sein könnte. Der, von dem ich da« Meiste erwartete, hat scheinbar gar nicht« gethan." Mer ist da«?" „Ein junger Mensch, Namens Jarvis; er war der Einzige, der auf den Gedanken kam, den Punct festzust«ll«n, von dem aus der Schuß gefeuert wurde. Seitdem scheint er alles Interesse an der Sache verloren zu haben; aber viell«icht ist das nur natür lich, er ist ein Freund Brant's." Der Richter nickte. „Wir sind Alle so ziemlich in derselben Lage — Alle, außer Antoine. Er hängt noch fest an seinem Glauben an Brant's Unschuld." „Ja, ich weiß es. Er ist in seiner Weise ebenso hartnäckig wie Brant selbst. Es ist allerdings felsenfeste Ueberzeugung bei ihm; ich wünschte nur, sie ruhte auf besserer Grundlage." Das hatte Antoine manches Mal selbst gewünscht; und nach dem er vierzehn Tag« lang seinen Schädel vergeblich angestrengt hatte, um etwas zu finden, womit er feinen Glauben befestigen konnte, verdankte er schließlich dem Zufall eine Spur, die sehr vielversprechend zu sein schien. Es war an demselben Nach mittage, an dem das eben erwähnte Gespräch zwischen Richter Langford und dem Redacteur stattfand. Antoine hatte in seinem Geldschranke nach ein«m Dokument gesucht und war dabei zu fällig auf das Packet gestoßen, das Brant ihm gegeben hatte. Sein erster Gedanke war, es dem Richter zu schicken; dann überlegte er sich aber, daß eS Ding« enthalten könnte, die diesem feine Vertheidigung nur erschweren würden. Nach einem kurzen Kampfe mit seinem Gewissen, in dem da» Verlangen, seinem Freunde zu helfen, schließlich all« Bedenken überwand, löste er das Siegel und fand die Beweis« für Harding'S Schuld an der Ermordung Brinton'S. Erst nachdem er die Papiere zweimal durchgelesen hatte, be gann er, ihre Bedeutung zu verstehen. Zugegeben, daß Brant mit Harding in Fehde lag, warum sollte er denn einen Mord an seinem Feinde begehen, wenn dessen Leben ohnedies in seiner Hand lag? ES war ganz unglaublich — jetzt mehr als je. Antoine's Freude an der Entdeckung wurde durch eine neue Verlegenheit gestört. Wa» sollte er mit den Papieren beginnen? Wie konnten sie am besten benutzt werden in dem verzweifelten Spiel uw Leben und Tod? Als letztes Hilfsmittel konnten sie bei dem Processe selbst zur Geltung gebracht werden; aber war e« nicht möglich, si« inzwischen zu gebrauchen, um Brant's Lippen zu öffnen? Niemals in seinem Leben hatte Antoine stch so sehr nach einem Vertrauten gesehnt; aber er konnte sich nicht entschließen, zu dem Richter oder zu Forsyth zu gehen, da Beide Brant für schul dig hielten. Au« demselben Grunde verwarf er auch Oberst Bowran, unv ander« Freunde gab e« nicht. Wirklich keinen ein zigen? Doch, da war noch Dorothy. Wenn sie auch nicht ganz an Brant's Unschuld glaubte, so mochte vielleicht doch ihr weib liches Gefühl einen Weg finden, wo die Ueberlegung des Mannes in die Irre ging. Eine sofortige Unterredung mit Dorothy erschien ihm not wendig; und da er nicht zu ihr gehen konnte, ohne eine Begeg nung mit Isabel zu riskiren, die er vermeiden wollte, so schrieb Antoine an Dorothy und bat sie, in sein Bureau zu kommen. Den Brief schickte er eiligst durch seinen Laufburschen hin. Als Antwort erschien sie gleich selbst, und Antoine führte sie schnell in das Zimmer de» Directors und schloß di« Thür. „Ich freu« mich, daß Sie gleich kommen", sagt« er, „wa« ich mit Ihnen zu sprechen habe, duldet keinen Aufschub." Dorothy fetzt« sich und nahm ihren Schleier ab. ^Jch war gerade im Begriff, zur Stadt zu kommen, als Tommlffeintraf. Er sagte, eS sei eilig, deshalb nahm ich gleich den nächsten Wagen." „Das war gut. Dorothy, würden Sie stch noch freuen, wenn Brant unschuldig wäre?" „Das ist eine schwere Frage, Harry", sagte pe mit ernster Mienr. „Wäre e» nicht Mr. Brant, oder —" „Von Will wollen wir einmal ganz absehen", unterbrach er sie, „vergesien Sie einmal, daß er überhaupt dagewesen ist." „Dann beantwort«! sich diese Frage natürlich von selbst." „DaS wollte ich nur wissen. Ich habe ja nie daran ge zweifelt, daß Brant es nicht gewesen ist, und nun fand ich vor einer Stunde einige Papiere, di« beweisen, daß für ihn nicht das geringste Motiv zu einer solchen That vorlag. Ich brauche Ihnen nicht die ganze Geschichte zu erzählen; e» genügt, wenn ich Ihnen sage, daß die Papiere Brant gehören, und daß er, um Harding los zu werden, nichts Andere» zu thun brauchte, al« dieselben dem StaatSanwalte zu übergeben. Dann wäre Harding am Galgen gewesen." „Sie sagten. Sie fanden die Papiere — wo denn?* „In meinem Geldschrank. Brant gab sie mir zum Auf bewahren." „Wissen Sie wethalb?" „Nein." „Ich Weitz e«." Sie zupfte an den Fingern ihrer Handschuh«, und in ihren Augen strahlt« plötzlich ein Licht, datz Antoine mehr erzählte, al« st« selbst auf der Folter zugegeben hätte. „Gr fürchtet« sich, sie zu behalten", fuhr sie kork, „fürchtete sich, datz er Dersucht w«rdrn könnte, durch da« Gesetz etwa« chun zu lassen, wa« er setzt, wie Alle glauben, mit eigener Hand gethan haben soll. Nein, Harry, er ist unschuldig," „Natürlich ist er das — das habe ich stets gesagt. Es giebt nun also zwei, die es glauben, und es mutz jetzt schnell etwas ge schehen." „Woran haben Sie denn gedacht?" „Ich kann überhaupt nicht denken — ich bin ganz confUS; deshalb habe ich zu Ihnen geschickt. Was meinen Sie?" „Mr. Brant muß Vernunft annehmen", sayte sie mit Ent schiedenheit. „Er muß sich durch Papa vertheidigen lassen; er muß ihm die Papiere zur Verfügung stellen, Und er muß uns Alles erzählen, was wir nicht wissen." Antoine zuckt« hilflos die Schultern. „Das haben wir ja seit zwei Wochen vergeblich versucht." „Einerlei, da» muß geschehen." „ES soll auch geschehen, wenn Sie mir nur sagen wollen, wie." „Können Sie ihn denn nicht überreden?" „Gar kein Gedanke! Sie wissen ja nicht, Dorothy, wa» für ein eigensinniger Mensch das ist. Ihr Vater, Forsyth, der Oberst Bowran und ich haben unS ja abgequalt, ihn so weit zu bringen; nicht» ist unversucht gelassen worden, nicht ein Mittel — doch, beim AeuS! Eines giebt r» noch!" Es war wie eine plötzliche Erleuchtung, die über Antoine gekommen war. Dorothy ahnte sofort, wa» e» sein konnte, und das Herz klopfte ihr bei der bloßen DerMuthung. „WaS ist es denn?" fragte sie zagbqjt. „DaS Einfachste auf dir Erde! Brant wird zU Keinem vqn un» sprechen, aber wenn Sie zü ihm gingen —" „O Harry — daS kann ich nicht, das kann ich nicht!" klagte sie, doch er Netz sich so leicht nicht abferiigen. „Doch, Die können e», Dorothy, und Sie müssen e» — e« handelt sich jetzt um Leben oder Tod. Denken Sie doch, daß ei» Mann sterben soll für eine That, die er nicht begangen hat; denken Tie daran, wie schrecklich e» für Sie sein würde, wenn Tie etwa« für ihn hätten thun können und e» unterlassen hätten. Denken Sie an — Isabel, und seien Sie eine kleine barmherzige Schwester, wie Sie e» zu Jedrm sind, der in Notb ip." „O, hören Sie auf, Harrn, hören Sie auf!" flehte fle. „Sagen Sie nicht» mehr! Sie haben ja keine Ahnung, «a« Sie von mir verlangen — und -doch — ich Wils doch sehen. Können wir e» jetzt gleich thun — ehe ich wieder nach Hause komme und Allen wieder gegenübertret«?" Antoine griff schnell nach Hut und Ueberzieher, und st« hatten schon den halben Weg zum Gefängniß zurückgelegt, ehe Dorothy wieder sprach. (Fortsetzung folgt.)
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