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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.05.1896
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1896-05-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18960505026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1896050502
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1896050502
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1896
- Monat1896-05
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Abend-Ausgabe NMgcr TagMM 227 Dienstag den 5. Mai 1896. Die Morgrn-AuSgabe erscheint um '/,? Uhr. die Abend-Ausgabe Wochentag- um 5 Uhr. Le-artion un- Lrprdition: J»hanne«,affr 8. Dir Txveoition ist Wochentag» ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi» Abends 7 Uhr. Filialen: vtl» Klemm'» Sortim. (Alfred Hahn). U«iversttüt»strahr 3 (Paulinum), Louis Lösche, Kathanuenstr. 14, Part, und Kölligsplatz 7 Anzeiger. Amtsblatt des Aönigtichen Land- nnd Amtsgerichtes Leipzig, des Rathes und Polizei-Amtes der Stadt Leipzig. Bezugs-Preis l» der Hauptexpedition oder den im Stadt- be»trt nnd den Vororten errichteten Aus- iiabestrllen ab geholt: vierteljährlich ^ls.SO, bei zweimaliger täglicher Nupetlung in« Hans X 5^0. Durch die Poft bezogen für Dentschland und Oesterreich: viertrljShrlich Direkt» täglich» Krruzbandi»ndung in» Auslaad: monatlich ^l 7.Ü0. Slnzeigen.Preis die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfg. Reklamen unter dem Redactionsstrich läge- spalten) ü0/4, vor den Kamillinnachrickirn sk gespalten) 40/^. Grugere Schriften laut unserem Preis verzeichnis,. Tabellarischer und Zisserajatz nach höherem Tarif. Ertra-Beilagen (gefalzt), nnr mit der Morgen - Ausgabe, ohne Postbesörderung 60.—, mrt Postbesörderung 70.—. Ännahmeschluß für Anzeigen: Abend-Ausgabe: Vormittags 10 UhL Morgen-Ausgabe: Nachmittags 4Uhr. Lei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Anzeigen sind stet« an dir Expedition zu richten. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig 90. Jahrgang. Politische Tagesschau. * Leipzig, 5. Mai Ser Reichstag hat trotz seiner Sehnsucht nach Ferien und trotz der Größe deS noch zu erledigenden Arbeitspensum» fast seine ganze gestrige Sitzung auf Vie fruchtlose Er örterung der socialdemokratischen Interpellation wegen der in Mülhausen i. E. erfolgten Verhaftung des Aba. Bueb verwendet. Da Artikel 3l der ReichSver- sassung bestimmt, daß ohne Genehmigung de« Reichstag» kein Mitglied desselben während der Sitzungsperiode wegen einer mit Strafe bedrohten Handlung zur Untersuchung gezogen oder verhaftet werden darf, außer wenn es bei Ausübung der Thal oder im Laufe des nächstfolgenden TageS ergriffen wird, so ist es im Allgemeinen nur in der Ordnung, daß der Reichstag das ihm und seinen Mitgliedern ertheilte Schutz recht zu wahren sucht. In diesem Falle aber war die Art, wie die Interpellanten vorgingen, völlig ungeeignet, zu einem Ergebniß zu führen. Staatssecrrtair I)r. Nieberding stellte den Tbatbestand folgendermaßen dar: Ein (von Bueb verfaßtes) Flugblatt, in welchem nach der Meinung der Behörde Staatseinrichtungen verächtlich gemacht waren, sei beschlag nahmt worden. Eine Haussuchung, die bei Bueb ver anstaltet worden, habe ergeben, daß Bueb die Flug blätter bei Seite geschafft, also sich der Verletzung de» tz 137 de« Strafgesetzes schuldig gemacht habe, der das Beiseiteschaffen von behördlich beschlagnahmten Gegenständen mit Strafe bedroht. Die Verhaftung sei er folgt, um die Verdunkelung des Thatbestandes durch Herrn Bueb zu verhindern, und sie stehe nicht im Widerspruch mit Art. 31 der Verfassung, der die Verhaftung eines Abgeord neten zulasse, wenn er bei Ausübung der strafbaren Thal oder im Laufe des nächstfolgenden Tages ergriffen wird. Letztere« sei bei Bueb, der, nachdem man auf seine Andeutungen hin das beschlagnahmte Material gefunden batte, sreigelaffen wurde, der Fall gewesen. Außer der Verfaffungswidrigkeit der Verhaftung bestritt der ReichSjuslizsecretair die Compelenz de» Reichskanzler», in diesem Stadium — wie die Inter pellanten wollten — in die Angelegenheit rinzugreifrn, sowie die de» Reichstag«, über den Thatbestand zu entscheiden. Die von vornherein zur Unfruchtbarkeit verurtheilte Debatte drehte sich natürlich lediglich um die thalsächlichen Fragen, ob eine Beschlagnahme in aller Form Rechten« erfolgt und ob die Frist, innerhalb der Bueb verhaftet werden konnte, noch nicht abgelaufen war. Beide« vermochten die Interpellanten nicht aufzuhellen, die an die Beantwortung der Interpellation ge- tnüpfte Debatte ging daher au« wie das Hornberger Schießen. Hätte man von vornherein, wie es nun geschehen soll, ven Reichskanzler um Vorlegung des gesammten den Fall be treffenden Materials ersucht, so hatte man sich das ganze fruchtlose Debattirrn ersparen und im weiteren Verlaufe der Sitzung noch mehr al« die erste Lesung de« Abgaben-Tarif« für den Kaiser-Wilhelm-Canal erledigen können. Wie bereits in unserer gestrigen Abendnummer mitgethrilt, bat nach einem Berichte de« Gnesener „Generalanzeiger»" bei dem Schluß einer vastwirth» - Ausstellung tu «liefen der dortige Bürgermeister Roll eine Militairmusik- Ea pelle verhindert, nach dem Hoch auf den Monarchen die Kaiserbvmne zu spielen. Ob der Mann polnisch gesinnt ist, wissen wir nicht — der deutsche Name begründet ,n den Oflprovinzrn bekanntlich die Vermulhung deutscher Nationalität nicht mehr. Jedenfalls hat er nur unter polnischem Drucke seinem Lande-Herrn die übliche Huldigung»- bezeiaung unter erschwerenden Umständen verweigert. Der Vor fall ist bezeichnend für den Stand der polnischen Bewegung im östlichen Preußen und für die Eivil- und Militairbchörden sehr lehrreich. Es bat deS unablässigen Drängen« der Presse bedurft, um von den Militairbehorden das Verbot zu erzielen, polnische Nationallieder, die den Zweck haben, den Gedanken der LoSreißung Posens und Westpreußens von Preußen wach zu halten, durch königlich preußische Soldaten spielen zu lassen. Und als das Verbot endlich er folgt war — ob es für alle Truppcntheile, die in Garnison orten mit gemischter Bevölkerung liegen, erlassen ist, steht dahin — als es erfolgt war, erschien im „ReichSanzeiger" eine halbamtlicheNote, die einem entschuldigenden Bedauern über das Verbot verzweifelt ähnlich sah. Nun haben wir folgendes Bild: Die Polen verlangen, daß die preußischen Musikcapellen polnische Nationallieder spielen, und die preußischen Militair- behörden zögern, unterlassen es vielleicht ganz und gar, dies den Musikern zu untersagen. Gleichzeitig verbitten sich aber die Polen ganz energisch, daß preußische Musikcapellen das preußische Nationallied spielen! Drastischer als durch dieses Verhalten konnte der polnische Uebermuth, zugleich ober der Wahnsinn der „Versöhnungspolitik" nicht dargethan werden. Und doch wird in dem Bericht über den Gnesener Vorfall nur erzählt, daß er bei den Officieren das peinlichste Aufsehen erregt habe. Davon, daß sic aus dem Kreise, in dem ihrem obersten Kriegsherrn die schuldige Ehrenbezeigung ver sagt worden war, sich entfernt hätten, ist nicht die Rebe. Hoffent lich beruht die« auf einer Unterlassung des Berichterstatters und nicht der Osficiere. Das zu ermitteln, wird Sacht der Militair- brhörde sein. Von derEivilbehörde aber kann man erwarten, daß sie sich mit der Frage befaßt, ob ein Mann, der deutsche Soldaten gehen heißt, weil sie bei einer Gelegenheit, wo es Brauch, wenn nicht Befehl ist, die Kaiserhymne zu spielen, sich die Fähigkeit, Bürgermeister einer preußischen Stadt zu bleiben, bewahrt hat. Der TranSvaalscan-al, zu welchem sich der Conflict der Republik mit England ausgewachsen hat, liegt den Söhnen Albions noch gar .hart im Magen. Die chiffrirten Depeschen enthüllen so viel, daß eine Vertuschung nicht mehr möglich ist, und über Allem schwebt als Damoklesschwert die Möglichkeit, daß auch das ofsi- rielle England um den Einbruch Iameson'S gewußt und ihn zugelafsen, das heißt gebilligt und gewollt bat. Di» gewechselten Mittbeilungen hüllen sich, um eine Ent deckung zu erschweren, resp. zu Verbindern, abgesehen von der äußeren Geheimschrift, noch in daS Nothwelsch der Börse. Der in Johannesburg geplante Putsch wird als Gründung einer Aclienaesellschafl behandelt. Die an Ort und Stelle Bethriligten sind dir Actionairr, und Iameson wird al« Präsident bezeichnet. Drei Gruppen tauschen diese Mittheilungen aus. In Johannesburg Lionell Philipp« und dir übrigen Rädelsführer, an der Grenze Transvaal« Or. Iameson und Major White, und in Eapstadt Eecil Rhode«, Beit und Harris. Rhodes, damals noch Ministerpräsident der Capcoloni», war der afrikanische Leiter der Eharterev Company, Beit ist der bekannte Millionair und Großactionair der Eharterev Com- van», L)r. Harris endlich der Secrrtair der Gesellschaft in Afrika. Von ihm rühren die Depeschen her, in denen thatsächlich RhodeS da« Wort bat, und Rhode« hat denn auch die Hauptverantwortung für sie zu tragen. Man ersteht aus den Depeschen, daß, je naher der Zeitpunkt für den „Stapellauf der neuen Aktiengesellschaft" heranrückte, desto weniger der auf den „Einladungsbrief" hin geplante Putsch ^1— H i ", vom Fleck rücken wollte. Die Männer an der Grenze drängten, die Männer am Eap drängten, aber die Leiter in Johannes burg, welche zur „Versammlung der Actionaire" tingelnden batten, wurden schließlich ängstlich, erklärten die Dinge für noch nicht hinreichend weit gediehen, die Bewegung in Johannes burg als „nicht populär" und riethen zuletzt dringend von Iameson'S Einfall ab. Es war indessen zu spät. Die Geister, die man gerufen, konnten nicht mehr beschworen werden, vr. Iameson rückte ein, wurde bei Krügersdorp, gefangen, und die Männer in Johannesburg legten die Waffen nieder, ohne einen Schlag geführt zu haben. Jetzt harren sie hinter Kerkermauern des endgiltigen Spruches. Ör. Iameson und Genossen seben in London ihrem Proceß entgegen und werden sich auch bezüglich der neuesten Veröffentlichungen zu verantworten haben. Die unbehag lichste Stellung aber nimmt zur Stunde Cecil Mhodes ein, der, wie es scheint, die Rolle des eigentlichen Entrepreneurs gespielt zu haben scheint und auf dem (siebe „Zum Transvaal Conflict" unter Afrika) der Verdacht rubt, daß er, in der sicheren Voraussicht des Erfolges, den Einfall „unter der Autorität der Reichs- (d. y. der englischen) Regierung" bat stattfinden lasten wollen. Es unter liegt kaum noch einem Zweifel, daß der damalige Premierminister der Capregierung die Seele des Ganzen war und daß er r» auf die Vernichtung der Unabhängigkeit Transvaal» abgesehen hatte. Ein Tbeil der Cbartered-Leute hatte davon keine Ahnung, erst al« Rhodes dem Einbruch den Stempel einer offici eilen eng li scheu Actio naufbrücken wollte, ging ihnen ein Auge auf und sie verwahrten sich ent schieden dagegen. daß Nbode» ihren nur auf die Abstellung der Be schwerden der Uitlander» gerichteten Plan zu einem Schlag gegen die Existenz Transvaals mißbrauchen wollte. Es ent steht jetzt die Frage: wußte Chamberlain thatsächlich um Rhodes Absichten? Stand er viit ihm im Einvernehmen? Auffallend ist, daß Rhode» seinen letzten mit dem Ein treffen Iameson'S und seiner Leuten zusammenfallenden Besuch in London nur auf einen Tag au»- dehnt». ES heißt officiöS, er sei ohne Wissen Cbam- berlein'S so plötzlich wieder nach Afrika abgereist. Aber gerade dieses Dementi, das gar nicht durch eine laut gewordene Beschuldigung provocirt war, läßt die Vermutbung aufkommen, Laß Chamberlain seinem Intimus Rhodes eine Andeutung gegeben bat, sich schleunigst zu absentiren, um dem Arm der Gerechtigkeit in London nicht zu nahe zu kommen. Jetzt will Chamberlain sich mit Rhodes in Verbindung setzen, um bestimmte Angaben über sein Verbält- niß zu den berüchtigten chiffrirten Depeschen zu erkalten. Was soll dieses Präamdulum, da» einen gewissen Verdacht nur verstärken kann? Gegen Cecil Rhodes liegt Material genug vor, um seine Verhaftung gerechtfertigt erscheinen zu lasten, und bann wird er Über fein Berhältniß zu jener Depesche rem Richter Rede stehen müssen. Auch der alte Capgouverneur Robinson wird beschuldigt, um den Coup gewußt zu haben, allein nach seiner ganzen überaus sympa thischen Haltung, welche er von Anfang an gezeigt hat, scheint er völlig unschuldig zu sein. Man hat ihn in absoluter Un wissenheit gehalten, weil man ibn als „zu ehrlich" kannte. In der Affaire StokeS-Lothaire, dessen vor dem Appell gerichtshof in Boma erfolgte Freisprechung wir meldeten, ist noch nicht alle- völlig klar. Der Haftbesebl gegen Lothaire war motivirt, einmal mit dem am 14. Januar 1885 in Lindi gegen Stokes erlassenen (ToveS-) Urtheil und ferner damit, daß Lothaire selbst am 10. Februar 1885 an den Generalgouverneur einen Brief gerichtet habe, wodurch erwiesen sei, daß der Verurtheilte vor Ab lauf der ihm zustehenken Berufungsfrist (von fünf Tagen) hingerichtet worden sei. Selbst wenn es also Lotbaire gelungen ist, den Nachweis zu führen, daß Stokes „in militai- rischer Eigenschaft" wegen Aufreizung zum Bürgerkriege an der Spitze einer organisirten Truppe verurtheilt worden ist, so bleibt doch die Frage unbeantwortet, in welcher Weise Lothaire sich von der Anklage der Rechlsverweigerung gereinigt hat. Diese Seile der Sache dürfte selbst dem Staatssecretair des unabhängigen Congostaates, E. von Eetvelde, einer Auf klärung bedürftig erscheinen. Aus Berlin wird dem „Hamburger Corresp." zu der Angelegenheit geschrieben: Nach dem im December 1895 im „Reichsanzeiger" veröffentlichten Schrift wechsel zwischen Deutschland und dem unabhängigem Congo- staat, betreffend die Hinrichtung des Elfenbeinhändlers Stokes, hat der Staatssecretair in einer Note an den deutschen Gesandten in Brüssel vom 14. November erklärt: „Wie ich bereits Gelegenheit hatte, Eurer Excellenz mitzu- theilen, bedauert die Negierung, daß die gesetzlichen Form- vvrsckrifteu in dem gegen H. Stokes eingeschlagenen Ver fahren nicht beobachtet worden sind. Die Regierung des unab hängigen Congostaate» ist außerdem bereit, der kaiserlichen Regierung eine Summe von 100 000 Francs zu zahlen als Ersatz für den Schaden, den die zu der Karawane des H. StokeS gehörigen Leute dadurch erlitten haben, Laß sie auf ungesetziuäßige Weise ihres Führer» beraubt Wurden". Nach dem geltenden Strafgesetzbuche konnte Stokes als Europäer nur von dem Appellgericht in Boma endgiltig verurtheilt werden. Seine Hinrichtung auf Grund des Urtbeils des Kriegsgerichts in Lindi vor Ablauf der Berufungsfrist war also ungesetzlich. Sollte das Appell gericht in Boma anders entschieden haben, so wäre die Re gierung de» unabhängigen Congostaates durchaus berechtigt, die an die NcickSrcgierung am 6. December v. I. gezahlte Entschädigungssumme ebenso wie die an die englische Ne gierung gezahlte Entschädigung der Stokes'scheu Familie zurückzufordern. Nähere Nachrichten über die Verhandlung in Boma wird man wohl über London erhalten, da bekannt lich der englische Consul in Boma beauftragt war, der Ver handlung beizuwohnen. Ueber den Mörder des Sckah» von Persien werken nachstehende Einzelheiten bekannt: Der Mörder Mirza Muhamed N eza l oder Riza) steht im mittleren Alter und ist ein eifriger Anhänger eines Aufwiegler« Djemal ed-in, welcher 1891 wegen seiner verrätherischen Lehren aus Persien verbannt wurde. Nach Djemal's Verbannung wurde Reza ins Gefängniß geworfen, später jedoch aus dem selben entlassen. Darauf wurde er wegen fortgesetzter Umtriebe abermals eingesperrt und schließlich wieder frei gelassen. Einem unverbürgten Gerüchte zufolge war Neza vor kürzerer Zeit in Konstantinopel, wo er mit Djemal ed-din zusammentras. Reza ist bereits mehrere Male verhört worden und bat gestanden, er sei auserwählt worden, den Schab zu tödten; zwei Monate habe er auf eine günstige Gelegenheit gewartet, habe sich öfter dem Schah genähert, jedoch demselben nicht nahe genug kommen können. Ain Freitag hätten ihn zwei weibliche Verwandte, welche im Harem de« Schahs bedienstet seien, benachrichtigt, der Schab werde den Wallfahrtsort Abdul Asim besuchen- er hätie die Absicht gehabt, nach der Ausführung de« Ver brechen« sich selbst zu tödten, sei aber durch die schnelle Verhaftung daran gehindert worden. Reza hat acht an- Fenilleto«. Die Tochter des Millionärs. 4j Romaa an« dem Englische« von L. veknfrld. (Nachdruck »erboten) „Ich bitte sehr um Entschuldigung, Mr. Hoplry", fiel hier Philipp ein, „Ihr Fräulein Tochter ist ohne Schuld, wir haben auf meine Veranlassung einen anderen Weg ein geschlagen, ich batte keine Ahnung, daß Sie etwa» dagegen eiuzuwende» hätten." „Ich muß gestehen, Herr Capitain, daß ich dieses eigen mächtige Verfahren durchaus nicht billigen kann, »Nd wird e« da» Beste sein, wenn Sie diese Ausritt« mit meiner Tochter überhaupt nicht sortsetzen!" „Aber Mr. Hoplry!" Seudamote Merkte Wohl, daß er au» irgend einem Grunde in Ungnade gefallen war und sagte sich, daß e» von keinem Nutzen sein könne, sich in diesem Augenblick mit dem Manne, der offenbar nur Gelegenheit »um Streit suchte, in Auseinandersetzungen rinzulassen. — Mr. Hopley forderte Trixie auf, hinauf zu gehen und sich umzukleiden. Diese wagte keine Einwendung dagegen und tam der Aufforderung nach. Seubamorr blieb noch einige Augenblicke, sich ver wundert fragend, waö eigentlich geschehen sein könne; er machte einige vergebliche versuche, die Sache wieder in Ordnung zu bringen, doch der alte Herr gab ihm nur kurz« Antworten, und da Niemand ihn auffordrrte, zu bleiben, mutzte er endlich Wohl oder übel den Rückzug antreten. Im Begriff, da« Zimmer ju verlassen, machte er noch einen letzten Versuch zur Versöhnung, der jedoch dir Sache nur verschlimmerte. „Was ich noch sagen wollte, Mr. Hopleh, in Islington beginnen jetzt Vie Paraden, die wirklich sryenSwertb sind, wa» meinen Sir, wenn wir am Sonnabend hinauSfahreN würden?" „Besten Dank, Herr Capitain", erwiderte her Seifensieder kühl und vornehm, „ich bedaure, aber wir sind leider am Sonnabend nicht mehr frei, der Herr Graf Sanfolne hat versprochen, mich uNd Meine Dochier an diesem Tage in seinem Wagen abruholen, um gemeinsam mit ihm nach Hurtingbatn zu fahren.'' 8!» gleich darauf Philipp die Treppen dinabeilte, entschlüpfte ein leise» lang gezogene« Pfeifen seinen Lippen. „Ah, da« war r» also! Der Herr Graf Sanfoin«! So war e» gemeint! Ich werde zu Gunsten seiner Gnaden bei Seite geschoben und zähle nicht mehr mit." — Er lachte leise, als sich die HauSthür hinter ihm schloß. „Nun, nun, mein lieber Mr. Hopley, die Sacke ist doch nicht so einfach, ich denk», daß ich de» junge» Mädchen» sicher bin. Wie schade, daß ich mich heute nicht erklärt habe, ich war so nahe daran. Welches Pech! Hätte ick nur eine Ahnung gehabt, daß etwa« Derartige» in der Luft schwebte! Nun, da» Spiel ist noch nicht verloren, warten wir ab, wer e» grwinntl" IV. Lady Greville und ihre Tochter Helene batten eine kleine Wohnung in Maufair inne, sie waren nicht reich genug, um einen großen Hausstand zu führen. Greville Court war gegenwärtig unbewohnt, und Sir Viktor, ein hübscher junger Mann von ungefähr 24 Jahr»«, wurde von einer größeren Reise, welche er mit einem Freunde unternommen batte, in kürzester Frist zurückerwartet. Sein» Mutter und Schwester waren während dieser Zeit bald hier, bald da in befreundeten Familien zum Besuch gewesen, sie batten einen großen Krei» von Bekannten und wurden überall, wohin sie kamen, mit offenen Armen empfangen. An dem Vormittage, an welchem dtr Graf Sanfolne in Prinzeß Gate zum Frühstück erwartet wurde, saß Helene in ihrem kleinen Wohnzimmer und sprach mit ihrer Mutter über einen Brief, welchen sie soeben empfangen hatte. Der Brief war von einer alten Freundin, Mr«. Larcombr, welche Helene einlUV, den Monat August auf ihrer Besitzung in Schottland zuzubringen. Lady Greville war nicht Mit aufgefordert, doch Mr». VarcoMbe hatte hinzugefllgt: „Sie werden in Ihrem alten ZintNter wohnen, liebe Helene, da» Ihnen stet« so aut gefiel. Können Sir nickt eine nette, kleine Freundin mitbrinaen, da« hübsche Zimmer- chen neben dem Ihrigen würde für dieselbe frei sein. E« kommen viele Herren zur Jagd «nd WÜrvr r» un« recht an genehm sein, noch emr ob«r dir andere jUNg» Dame iM Hause zu haben. Tie werden in Ihrem großen Freund» schaftskreise gewiß Jemand haben, der meine Einladung an» nimmt, bitte, verfügen Sie ganz nach Belieben, lind nock ein«: Lassen Sie mich doch wissen, wann Ihr Bruder nach England znrückkchrt, wir wollen ihm dann sofort schreiben und ihn UM seinen Besuch bitte«." Helene Hatje den Brief vorgtlesen und fügte hinzu: „Ich wünschte, Sir hätte Dick Mit aufgefordert, tirb« Mutttr!" „Ich werde zu Tante Marie gehen, der ich längst meinen Besuch schuldig bin, und trifft e« sich ganz gut so. Wie liebenswürdig von Mr«. Larcombe, daß sie an Victor gedacht hat, das ist ein Anlaß mehr für Dich, dir Einladung an- zunrhmen." „Ja gewiß, und ich freue mich recht, ihn wieder zu sehen. Wenn Du in Liverpool mit ihm zusammrntriffst, liebe Mutter, so verlebt ihr dort rin paar Tage gemeinsam, und dann schickst Du ihn gleich nach Highmoor. — Doch welche junge Dam« könnte ich Mr«. Larcombe zusühren?" „Ja, das weiß ich wirklich nicht. Du hast gar nicht so intime Freundinnen!" Helene seufzte, und «in leiser Schatten von Traurigkeit überzog ihr hübsche» Gesicht. Sie konnte die Vergangenheit nicht vergessen, die trüben Erfahrungen, die sie gemacht hatte, hielten sie von einem innigeren Verkehr mit Altersgenossinnen zurück. Plötzlich rief sie au«: „Ich weiß jetzt, wen ich mitnehme — die kleine Beatrix Höpley!" „DaS junge Mädchen, welche» mit Dir zur Schule ging? Aber, meine Lieb«, Ihr seid doch eigentlich zu wenig mit einander bekannt!" „Ich habe Beatrix aber sehr gern. Sie ist hübsch und liebenswürdig und mir sehr zugetban. Sie wird Mr«. Larcombe gewiß gefallen und ich glaube, daß die Kleine sehr gern Vie Einladung annebmrn wird. Außerdem", fügte Helene hinzu, nnd eine leichte Röthr stieg in ihre Wangen, „glaube ich, ihr gerade jetzt von einigem Nutzen sein zu können." „Tie ist wohl eine reicke Erbin?" sagte Lady Greville. „Dä wärt r« leicht möglich, daß Victor — —" „Dä« würde der einzige Grund sein, den ich dagegen einzuwenden hätte!" rief Helene hastig. „Der Gedanke, daß Man Mich für fähig halten könnte, eine Partie zwischen Beatrix und meinem Brudet vttmitteln zu wollen, würde mir unerträglich sein." LaVy Greville vermochte Vieser Auffassung nicht bei- zustimmrn, sie hätte ihre eigenen Gedanken über diese An gelegenheit, behielt dieselben jsboch für sich. „Ich werde sogleich tu Beatrir geben, um mit ihr über die Einladung zu sprechen", rief Helene lebhafter, al« e» sonst ihre Art war, benu sie sagte zu sich selbst: „Wenn Beatrix mit Mit nach Higbmoor komMt, so ist sie auf jeden Fall sicher vor den Plänen Philipp Teudamore'«!" Ai» Helrkte ihren Entschluß, Beatrix zu besuche«, soeben zur Ausführung bringen wollte, fuhr ein Wagen vor und ein Herr, der rin häufiger Besucher in den kleinen ZimMern in Mayfair war, betrat das Haus. ES war Mr. Ralph Vyner, ein Mann, der alle Vorzüge besaß, die ihn einem weiblichen Wesen angenehm macken konnten. Durch seine vornehme Erscheinung, seine Intelligenz und seine geistvolle Unterhaltung nahm er Jeden für sich ein. Er batte sich im diplomatischen Dienst ausgezeichnet, und obgleich er gegenwärtig ohne besondere« Amt war, war es doch vorauszusehrn, daß er binnen Kurzem eine hohe Stellung eiunehmen würde. Von ihrer Kindbeit an halte er Helene gekannt nnd schon lange geliebt, auch machte er von seiner Zuneigung zu ihr durchaus kein Hehl. Längst hätte er der schönen Miß Greville Herz und Hand zu Füßen gelegt, wäre nickt das Gerückt ihrer einstmaligen Verlobung auch zu ihm gedrimgen. Lady Greville kalte ihm die näheren Details derselben so günstig wie möglich dargestellt, ohne jedock den Namen Philipp Sendamore's zu erwähnen. Vyner wartete daher und hoffte Alle« von brr Zeit und seiner auftickngeu Liebe, er glaubte so richtiger zu handeln, al» wenn er durch zu schnelle« Vorgehen einen vielleicht zweifelhaften Schluß herbeiführte. Lady Greville hätte ihre Tochter nur zu gern al« Vyner'« Gattin gesehen, dennoch schadete sie seiner Sacke häufig dadurch, daß sie bestrebt war, seine Vorzüge bei jeder Gelegenheit ihrer Tochter gegenüber hervorzubeben. „Ich wollte die Damen zu einem kleinen Spaziergänge äufsordern", sagte Mr. Vyner, nackdem et sie begrüßt batte, „das Wetter ist prächtig, daß e« unreckt ist, im Zimmer z« bleiben." Di« Dame« wat«« einverstanden, und bald fab Ma« die selben mit ihrem Begleiter durch die schattigen Alleen des Parke« dabinwandeln; e« war vktabtedet ward««, Helene nack Ptlnceß Gate ZU begleiten. „Haben Sie schon aehßrt, Mr. Vyner, daß ich im August Mr«. Larrombe in Highmoor besuchen werde?" sagte Helene zu ibm. Mr. Vhn«r war viel zu klug. Um ztt erwähnen, daß er ebenfalls eine Einladung nach Higbmoor erhalten hätte, die noch unbeantwortet in stiner Tasche steckte, er erwiderte nur, daß er hoffe, Miß Greville würde dort «ine angenehme Zeit verleben; nahm sich aber vor, mit der nächsten Pest an Mr». LarroMde zu schreiben, baß ex dir Einladung aiMrhme. „Ich will fördert zu nttinrr Freundin Beatrix Hoplry geben, um sie zu bestimmen, mich nach HighMoor zu be gleiten", fuhr Hele«« fort.
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