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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.05.1896
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1896-05-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18960511022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1896051102
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1896051102
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1896
- Monat1896-05
- Tag1896-05-11
- Monat1896-05
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Eul inrr nach dtm dvllickka FiiSkd Kd shaHschtfi Krieg-» jüuiung fick sicherlich nickt begnügen. Im Uebrigen liegt unS zu der Angelegenheit noch folgende Meldung vor: * Madrid, n. Mai (Telegramm.) Dem „Herold" zufolge äußerte der amerikanische Consul in Havana seine Ansicht in einer für Spanien verletzenden Weise. Ter englische Consul lmbe Schritte gethan, um die Begnadigung der verurtheilten Frei beuter zu erwirke». Die öffentliche Meinung in Spanien spricht sich entschieden gegen die Bereinigten Staaten aus. In den poli- tischen Kreisen benscht große Erregung. Znm Beweis dafür, daß die englische Politik in Süd afrika eine Verständigung mit der Boerenrepublik zur Un möglichkeit macht nnd zu einer Katastrophe treibt, muß die Gesiissentlichkeit bcrvorgehobenwerden, mit welcher Chamberlain in feiner uns jetzt im Wortlaut vorliegenden letzten Unterhaus- rede wiederholt erklärt hat, das Hauptziel jeder britischen Re gierung in Südafrika müsse die Stellung Englands als vor herrschenden Staates und das Dominiren des englischen Einflusses sein. In diesem Sinne ist eS, wie Chamberlain sagte, der höchste, „leider nicht verwirklichte", Wunsch Cecil Rhodes' gewesen, in friedlicher Weise eine Verbindung aller südafrikanischen Staaten unter dem Schutz der britischen Flagge herzustellen, d. h. also jene Staaten ihrer Selbst ständigkeit zu berauben und zu Anhängseln des britischen Reiches zu macken. Nach Chamberlain ist es ein unerhörter Act des Wohlwollens (!) und der Selbstlosigkeit (!) Englands gewesen, daß eS sich zu der Convention von 1881 mit Transvaal berbeigelussen, nachdem Evelyn Word die Regierung verständigt gehabt, er habe die Armee der Boeren gänzlich in seiner Hand. Die geschichtliche Wahrheit ist, daß die Engländer, von den Boeren wiederholt gründlichst geschlagen, die Unabhängigkeit der Republik wider Willen und iiothgedrungen anerkennen mußten. Und für diesen Großmnth erwartet Chctmberlain die Dankbarkeit der Boeren, denen er rorwirft, daß sie statt dessen „von 1881 bis fast zur Gegenwart fortwährend Einfälle oder Drohungen mit solchen in Gebictsürccken außerhalb Transvaals und auf britisches Gebiet gemacht und damit den Wortlaut der Verträge verletzt haben." Ist Letzteres einmal durch tranS- vaalische Freibeuter wir 1881 mit der Gründung der kieinen Freistaaten Stcllaland und Gosen im Bctschuana- land geschehen, so ist sofort loyale Remevnr geschaffen worden, im Uc.rigen aber kann von Vertragswidrig keiten keine Rede sein, wenn Transvaal seine Macht auf Gebiete auSdchnte, welche England nachträglich als zu seiner Iriteressenspähre gehörig bezeichnete. Solche Erwerbungen hat dieses ja auch stets anerkennen müssen und ibre Rechtmäßigkeit damit zugestanden. Statt dessen sollte Chamberlain sich daran erinnern, mit welch rastlosem Bemühen England bestrebt gewesen ist, die südafrikanische Republik durch consequente Absperrung nach der eigenen oder durch nichtenglisches Gebiet gehenden Verbindung mit dem Meere in wirthschastlickc und dadurch auch in politische Abhängigkeit von sich zu bringen. Geradezu verblüffend aber war sein Hinweis auf Canada, wo ja auch zwei Rassen, die englische und die französische, unter englischer Flagge in Ein tracht lebten. Bekanntlich ist diese Vereinigung durch Waffen gewalt erfolgt, und noch heute, nach sehr langer Zeit, besteht der alte Gegensatz fort und bildet im Hinblick auf die Ver einigten Staaten einen Gegenstand englischer Besorgniß. Aus der Belgrader Fahucnaffaire scheinen neue Weiterungen entstehen zu sollen. Der serbische Ministerpräsident hatte be kanntlich dem österreichisch-ungarischen Gesandten in einer Note dahin verständigt, daß die Regierung die Verbrennung der österreichisch-ungarischen Fahne, welche Belgrader Stu denten infolge der despectirlichen Verwendung einer serbischen Fahne bei den MillenniumSfeierlichteiten in Pest vorgenommen batten, durchaus mißbillige nnd den Belgrader Polizeichef seines Amtes enthoben habe. Daraufhin erklärte Baron Banffy im ungarischen Abgeordnetenhanse die An gelegenheit für erledigt und dieses nahm die Er klärung zustimmend zur Kenntniß. Jetzt aber stellt eS sich heraus, daß der abgesetzte Polizeichef Nicola Stesanovitsch sofort zum Polizeiinspector im Ministerium des Innern ernannt worden ist. Man erblickt darin in Pest den Beweis, daß die serbische Regierung jenen Scandal billige, wenn nicht gar von seiner bevorstehenden Jnscenirung gewußt habe und infolge dessen hat sich das Ministerium des Aeußeren zu weireren Schritten entschlossen, über die der „Pester Lloyd" Folgendes berichtet: „Der österreichisch-ungarische Gesandte hat im Auf trage des Ministeriums des Aeußern gegen die Ernennung deS abgesetzten Polizeichefs mittels einer Note Einspruch erhoben und sich in Folge dessen mit der von Serbien gegebenen Genugthuung nicht für zufriedengestelt erklärt. Die serbische Regierung erklärt dem gegenüber, daß der erwähnte Beamte nicht befördert, sondern aus einen andern Posten mit gleicher Gehaltsstufe versetzt worden sei." Da Novakovitsch in der ganzen Angelegenheit stets den Rath de- russischen Gesandten einholt», darf wohl vorausgesetzt werden, daß ihm von dieser Seite kluge Nachgiebigkeit em pfohlen werden wird. Wenn das nicht der Fall sein sollte, dann allerdings müßte man sich, wie der „Lloyd" ausführt, fragen, ob die neue Note Oesterreich-Ungarns ein Nachspiel zn ddp'FaLnensffairr oder ein Vorspiel zn eine'- ebnsten Acffölt gegen die serbische, allerdings erst von Ungarn prvvocirte, Un gezogenheit werben wird. Deutsches Reich. * Berti», 10. Mai. Zum „Fall Roll" wird der „Tägl. Rundsch." auS Gnesen von einem Leser eine Zu schrift übersandt, der auch wir, um nicht den Schein einer persönlichen Voreingenommenheit zu erwecken, Raum geben, obwohl wir den darin zum Ausdruck kommenden Standpunct nicht thcilen. Die Zuschrift lautet: „In den bisherigen Aeußcrmigcn der Presse ist die Stimmung der deutschen Bevölkerung Gnejens selbst gar nicht zum Ausdruck gekommen. Herr Bürgermeister Roll, der aus seiner mehrjährigen Anwesenheit in Gnesen als Referenddr nnd Gciichtsasjessor bereits aufs Beste bekannt war, bat es in der kurzen Zeit seines hiesigen amtlichen Wirkens als Bürgermeister verstanden, durch seine energische, aber unparteiisch gerechte Amtsführung die allgemeine Anerkennung nnd Verehrung sich zu erwerben. In uneigennütziger Weise, lediglich um das Wohl der Stadt zu fördern, hat er das mühevolle nnd zeitraubende Amt des Vorsitzenden des Ausstellungs- comltss übernommen. Nicht zum Mindesten seinen Anstrengungen Ist es zu verdanken, daß die Ausstellung in pekuniärer Beziehung ein unerwartet günstiges Resultat gehabt hat. Da läßt er sich in seiner erklärlichen Erregung über den schroffen Widerspruch des Capellmeisters gegen das Programm des Comites zu seinem verhängnißvollen Versehen hinreißen. Dies Versehen ist gewiß tief zu bedauern, es kann und darf nicht entschuldigt werden. Aber gegenüber den geradezu maßlosen Angriffen aus die Per- sönlichkett des Bürgermeisters Roll ist es lediglich eine Forderung der Gerechtigkeit, sestznstellen, daß er nicht nur in seinem großen Umgangskreise stets als durchaus königstrcu und patriotisch gegolten hat, daß er vielmehr auch in amtlicher und politischer Beziehung in der That stets ein wahrer Patriot gewesen ist. Damit stimmt es denn auch überein, daß Herr Bürgermeister Roll bei Eröffnung der hiesigen Ausstellung wie bei deren Schluß in eckt patriotischer Begeisterung des Königs Majestät seinen Tribut gezollt und durch seine begeisternden Worte alle Anwesenden, darunter die höchsten Beamten Gnesrns, mit sich sortgerissen hat. Das schließt doch wohl jeden Zweifel an seiner braven, eckt preußisch-nationalen Gesinnung aus." Die „Täzl. R." bemerkt hierzu: „Daran, daß Herr Roll auf seine Art deutscher „Patriot" ist, wollen wir, zumal nach diesem Zcugniß, nicht zweifeln. Er mag als Oberhaupt einer rein deutschen Stadt im Innern des Reiches gewiß eine vor treffliche Wirksamkeit zu entfalten befähigt sein. Aber in Gnesen ist er nicht an seinem Platze. An die Spitze der größeren Städte im Osten mit halb polnischer Bevölkerung gehören wetterfestere Naturen, die, ohne nationale Polterer und Schwärmer zu sein, doch ein stahlhartcs nationales Selbstgefühl besitzen, nickt jenes wachsweiche Versöhnungs- bedürsniß und Gerechtigkeitsgefühl, das dem Deutschen von jeher überall zum Schaden gereicht hat. Jener Patriotis mus, der seine höchste Weihe in einem zündenden Trink spruch findet, genügt heutzutage nicht mehr, obwohl er au sich ein eine ganz schöne Sache ist. So schätzen wir heute die Leute, dir vor einem halben Jahrhundert in ehrlichem Idealismus Deutschland durch Schützen- und Sängerfeste einigen wollten, keineswegs gering. Nachdem aber die Welt geschichte uns in der Aera Bismarck den Beweis geliefert hat, wie und wodurch erst ein Deutsches Reich werden konnte, müssen wir endlich lernen, auS den Kinderkrankheiten des Schützenfest-Deutschthnms ganz und endgiltig heransznkomuien und bismärckisch-deutsch zu werden, d. h. ein lhcttkräftiges, selbstbewußtes und, wenn eS sein muß, rücksichtsloses Dentschthum zu bekennen," — In dem benachbarten Vororte Sch margendors wurde beute Nachmittag unter zahlreicher Betheiligung der Ortsbehörden, der Kirche und der Schule, sowie von mehr als 20 Vereinen auS Schmargendorf, Berlin und den umliegen den Ortschaften ein Denkmal für Kaiser Wilhelm I. feierlich enthüllt. — Ein Einspruch Deutschlands wegen der Frei sprechung Lothaire's steht bisher, dem „Hambg. Corr." zufolge, nicht in Frage, da über die Verhandlungen des Appellgerichtes in Boma lediglich die Brüsseler telegraphischen Meldungen vorliegen. — Zu dem Thema „Socialdemokratische Arbeit geber" wird der „Post" berichtet: In der vorgestrigen Sitzung der Berliner Gewerkschaflscommission beklagte der socialdemokratische Vertrauensmann Börner, daß die Tabak - arb eiter um Anerkennung ihrer Forderungen auch bei den Unternehmern kämpfen müßten, die als gewerk schaftliche Agitatoren den Arbeitern die Lehre vom Werth der Organisation predigten. Im Verlaufe der Sitzung nannte Genosse Millarg auch einen Namen, den des Genoffen Antrick, Stadtverordneten in 8pe und ReichStagscandidateu der socialdemokratischen Partei. Da in der jüngsten Liste des „Vorwärts" die Firma Antrick als tarifmäßige ausgeführt wird, so wollen wir an nehmen, daß der genannte Genosse, einem Drucke des Partei- vorstandcS folgend, sich nachträglich zur Bewilligung der Forderungen bequemt hat. Bei den strikenden Piano - fort earbeitern ist wiederholt constatirt worden, daß die „schofelsten Arbeitgeber" ihrer Branche diejenigen seien, die früher als „bewährte Genossen" den größten Mund gehabt. In fedkd' kftößeren StttffbtwkMg Wedden sibrlgknS fetzt ähnliche Klagen laut." — DaS dritte Heft der Ergebnisse der Erhebung über die Verhältnisse im Handwerk ist jetzt vom kaiserlichen Statistischen Amt herauSgegeben worden. Damit ist die Be arbeitung der im Sommer 1895 veranstalteten Stickproben erhebung beendet. DaS vorliegende Heft enthält Ueber- sichten und Berechnungen, sowie Bemerkungen zur Darstellung der Möglichkeit der Bildung von BerufSinnnngen, ferner genaue Mittheilung über die LrhrlingShaltung. — Der Kaiser hat aus Anlaß der Enthüllung des Kaiser« Wilhelm-DenkmalS in Frankfurt a. M. folgende Auszeichnungen verliehen: den köuigl. Krouenorden 2. El. dem Oberbürgermeister AdickcS und dem Polizeipräsidenten Frhrn. v. Müssling; den Rothen AdlcrordeuCl. mit der Schleife dem Stadtverordneten- Vorsteher Justizrath vr. Humser; den königl. Kronenorde» 3. El. dem ersten Bürgermeister vr. H a u s se n st a m in, dem Bankier Theodor Stern und dem Stadtrath vr. Barren trapp; den Rothen Adlerorden 4. Cl. dem Polizeihauptmann und Polizei - Jnspector Bergmann, dem Stadttheater - Intendanten Elaar, dem Stadtrath Grimm, dem Stadtrath Rentner Hei neken, dem brasilianischen Biceconsul Kaufmann Heinrich Mappes, dem italienischen Generalconjul v. Neufville; den Kronenorden 4. Cl. dem Bildhauer Clemens Buscher-Düsseldorf, dem Bankier Speyer-Frankfurt a. M. Die Kammerherrnwürde wurde ver liehen dem Kammerjunker Wirklichen LegationSrath und vor tragenden Rath im Auswärtigen Amt vr. Philipp Alfons Mumm von Schwarzenstein. — Ter Gouverneur von Kamerun, v. Puttkamer, hat eine Cur in Karlsbad begonnen. Die Aerzte glauben, daß er, wenn er später noch einige Monate hier bleibt, ohne jede Gesahr auf seine Stelle nach Westafrika wird zurückkehren können. — Der zum Gesandten für Mexiko ernannte Legationsrath Frhr. v. Ketteler war einige Jahre lang Lrgationssecretair bei der kaiserlichen Gesandtschaft in Peking, 1890 wurde er in da» Auswärtige Amt berufen und arbeitete in der Colonialabtheilung, ein Jahr später wurde er mit der Vertretung des beurlaubten Gesandten Grafen Tattenbach in Tanger betraut und im März 1892 der Botschaft in Washington zngrtheilt, wo er bis jetzt geblieben ist. * Tav,wedel, 9. Mai. Hier tagte vorgestern die Kreis- synode. Der 10. Gegenstand der Tagesordnung war ein Antrag, betreffend die Einführung der fakultativen Civil- ehe. Derselbe war von einem Landgeistlichen der Diöcese eingebracht, der ihn auch begründete und eine Petition an den Reichstag in jenem Sinne empfahl. Der Antrag wurde jedoch, wie wir der „Nat.-Ztg." entnehmen, mit 81 gegen 28 Stimmen abgelehnt. * Hannover, 10. Mai. An dem heutigen Gedenktage des Frankfurter Friedensschlusses begaben sich die Krieger vereine mit Fahnen und Musikcorps im Zuge nach dem Militairfriedhof, wo die Enthüllung und Weibe deS zum Gedächtniß der verstorbenen Thcilnehmer des Krieges errich teten Denkmals in Anwesenheit der Spitzen der Behörden, zahlreicher Officiere und sonstiger Geladenen stattfand. Die Festrede hielt der Militairoberpfarrer vr. Rocholl. * Ansbach, 9. Mai. Wie der „Fränk. Cur." vernimmt, ist der Bürgermeister Hufnagel von Möckenau als conservativ- bauernbündlerischer Candidat für die bevorstehende Reichs tagsersatzwahl bereits aufgestellt worden. * München, 10. Mai. Die heutige Friedensfeier nahm bei herrlichstem Sonnenschein einen überaus glänzenden Verlauf. Sie wurde Morgens durch Festmusik eingeleitet. Um 9 Uhr Vormittags fand in der Frauenkirche ein Fest gottesdienst statt, dem der Prinz-Regent mit sämmtlichen in München weilenden Prinzen beiwohnte. Den Mittelpunct der Feier bildete die Grundsteinlegung des Friedens de nk- malS auf der Prinz-Regenten-Tcrrasse. Die studentischen Corporationen, die Veteranen-Vereine nnd die Schuljugend bildeten auf den prächtigen Zugängen zur Terrasse Spalier. Auf der Terrasse selbst war ein Festpavillon errichtet, in welchem die Prinzessinnen des königlichen Hauses Platz nahmen. Hier fanden sich ferner ein: die Gesandten der deutschen Bundesstaaten, die Minister, die Generalität, die activen Officiere, welche den Feldzug von 1870/71 mit gemacht haben, die invaliden Officiere und die Spitzen der Behörden. Um 12 Uhr erschien der Prinz-Regent mit den Prinzen deS königlichen Hauses am Fuße der Terrasse, wo er von den Vertretern der activen Armee, der Veteranen und der Stadt München begrüßt wurde, und ritt die Front der Veteranenvereine ab, dabei an viele Veteranen Ansprachen richtend. Nachdem der Prinz-Regent sich auf die Terrasse begeben, hielt Oberbürgermeister Bor scht die Festrede, in welcher er die Segnungen deS nunmehr 25jährigen Friedens pries und ein Hoch auf den Prinz-Regenten ausbrachte. Unter Kanonendonner nnd dem Geläut sämmtlicher Kirchenglocken vollzog sodann der Prinz-Regent die Grundsteinlegung des Friedensdenkmals und sprach bei den Hammerschlägen den Wunsch aus, daß die Stadt München in Frieden gedeihen und blühen möge. Den Schluß der Feier bildete die Be kränzung veS Grundsteins durch Kinder verstorbener Veteranen. Später erfolgte ein Vorbeimarsch der Veteranenvereine. Abends fanden in allen Theatern Festvorstellungen statt. Im Hof theater gelangte nach einem Festprolog das Festspiel „Der Friede" von Paul Heyse zur Aufführung. — Weitere FriedenS- feiern werden noch aus Augsburg, Nürnberg nnd zahl reichen anderen bayerischen Städten gemeldet. Oesterreich-Ungar*. * Wien, 10. Mai. Der Abgeordnete Süß stellte henke den Antrag, daß die vereinigte deutsche Linke in die Opposition gebe, und drohte im Falle der Nichtannahme dieses Antrages mit seinem Austritt auS der Partei. * Gnntramsdorf (Nieder-Oesterreich), 10. Mai. Heute wurde hier ein Kriegerdenkmal auf dem Grabe von 27 im Feldzüge deS Jahres 1860 hier ihren Verwundungen erlegenen sächsischen Soldaten unter der Theilnahme des sächsischen Gesandten Grafen v. Wallwitz, des zweiten Secretairs der deutschen Botschaft Prinzen zu Schönburg- Waldenburg, des kaiserlichen Statthalters, des Stadt kommandanten und zahlreicher Vertreter sächsischer Veteranen vereine enthüllt. Der Oberst Fuelek hielt eine Rede, in welcher er der treuen Waffenbrüderschaft Sachsens nnd seines Königs rühmend gedachte. Der sächsische Delegirte dankte für die Ehrung. Bei dem folgenden Mahle toastete Oberst Fuelek auf den König von Sachsen und den Kaiser. Der sächsische Gesandte toastete auf daS Freundschaftsbündniß beider Monarchen. Der Kaiser, welcher durch den Obersten Streicher vertreten war, sowie der König von Sachsen ließen dem Denkmal-Comitv ihre Zufriedenheit anläßlich deS pietätvollen ActeS auSdrücken. * Pest, 10. Mai. Der Gemeinde-Ausschuß der Stadt Debreczin, der rein magyarisch zusammengesetzt ist, for derte den israelitischen Schulvorstand auf, die deutsche Sprache sofort auS dem Lehrplane zn beseitigen. Die Juden haben dagegen Beschwerde erhoben. — In KaransebeS wurde gestern eine auf einem Privatgebäude anläßlich der Millenniumfeier auSgesteckt gewesene ungarische National fahne verbrannt. Die Thäter sollen angeblich Hörer des dortigen rumänischen geistlichen Seminars sein. Eine Unter suchung wird sofort eingeleitet. Frankreich. * Paris, 10. Mai. Bei den 28 Stichwahlen für den Gemeinderath zu Paris wurden 5 Republikaner, 11 Radi cale, 3 socialistische Radicale und 7 Socialisten gewählt. 22 frühere Gemeinderäthc wurden wiedergewählt, außerdem sind 6 neue Candidaten aus den Wahlen hervorgegangen. Die Zusammensetzung deS GcmeinderathS der Stadt Paris bleibt sonach dieselbe wie früher. Belgien. * Brasset, 10. Mai. AuS LaS PalmaS traf heute die Nachricht ein vom Tode des Advocaten Lelong, der durch den Congoslaat nach Boma geschickt worden war, um Lothaire zu vertheidigen. Der Angeklagte weigerte sich jedoch, die Dienste Lelong's anzunebmen, und vertheidigte sich selber. Lelong hatte sofort die Rückreise angetreten. Italien. * Rom, 10. Mai. Gestern wurden die auf Vie Räumung Adigrats und KassalaS bezüglichen Schrift stücke veröffentlicht. AuS denselben geht hervor, daß die Regierung am 6. Februar den General Baldissera beauftragt hatte, Alles zum vollständigen Verlassen der Landschaft Agame vorzubereitcn und sich bis zu den Grenzen von Belesa Muna znrückzuziehen. Bezüglich KassalaS benach richtigte Baldissera die Regierung am 22. April telegraphisch, daß er infolge von aus Kairo erhaltenen Nachrichten, welche weitere Bedrohungen der Derwische ankündigen, dem Commandanten von Kafsala den Be fehl gegeben habe, sich, wenn diese drohenden Be wegungen der Derwische sich verwirklichen sollten, nach Agordat zurückzuziehen. Der Kriegsminister hat dann am 25. April dem General Baldissera mitgctheilt, daß politische Erwägungen eS rathsam erscheinen ließen, die Besetzung KassalaS zu verlängern; demnach solle Baldissera die Verproviantirung der Garnison durchführen und den Platz auf die Verantwortung des Kriegsministers bis zum Aeußersten halten. General Baldissera erwiderte darauf, Kafsala werde binnen einigen Tagen Lebensmittel für 2 Monate erhalten und er hoffe, den Platz auch weiterhin halten zn können. Am 6. Mai bat General Baldissera, die Truppen der Garnisonen Massaua, Arkiko und Ghinda — ungefähr 12 Bataillone — in die Heimath befördern zu lassen. Die Regierung hat dies bewilligt. Rußland. * Moskau, 6. Mai. In einem Kloster bei Moskau ist der frühere orthodoxe Bischof von Riga, Donat, gestorben. In seiner Thätigkeit seit dem Jahre 1882 wurden alljähr lich Tausende von Bauern zu Orthodoxen gemacht. Donat war eS auch, der die strengste Bestrafung der Pastoren forderte, die an „Rechtgläubigen" kirchliche Handlungen vor nahmen. Selten wird einem Manne ein so wenig freund-^ licheS Andenken gewahrt bleiben. * Ueber den Gesundheitszustand Les russischen Thronfolgers wird der „Post" aus Nizza geschrieben: Die Abreise der Kaiserin- Witwe nach Moskau ist, wie bekannt, für den 15. Mai festgesetzt; dieselbe wird vom Großfürsten Michael und der Großfürstin Olga begleitet. Am selben Tage schifft sich auch der Großfürst- Thronfolger aus der „Sarnitza" ein, doch bleibt daS Schiff, dem Töchtern in ihre Gemächer zurückgezogen hatte, wurden ohne Weiteres Kartentische aufgestellt, und die Herren, meist dem reichen Landadel angehörig, spielten bis in den Hellen Morgen hinein um Hobe Summen. Philipp, welcher diesem Zeit vertreib niemals widerstehen konnte, betheiligte sich am Spiel, und da ihm daS Glück nicht günstig war, hatte er sehr bald eine größere Summe verloren. Lachend erklärte er, daß er die Angelegenheit nach Beendigung der Jagden sofort ordnen würde, obgleich er keine Idee hatte, woher er das Geld dazu nehmen solle. Wenn er doch nur einen Theil von Beatrix' Reickthum erhalten könnte! Unter diesen Verhältnissen war eS kein Wunder, daß er in ohnmächtiger Wnth und Verzweiflung die Zähne zusammen- qebiffen hatte, als ihm Trixie erklärte, daß sie noch bis Weihnachten warten müßten. Seine ohnehin geringe Zu neigung zu Beatrix wurde dadurch noch mehr abgeschwächt. Würde sie auf seinen Vorschlag, gegen den Willen ihrer Eltern die Seine zn werden, emgegangen sein und ihm zu den, Gelbe verhalfen haben, dessen er so dringend bedurfte, so hätte sich sein Herz vielleicht aus Dankbarkeit für sie er wärmt. In seiner verzweifelten Lage konnte er sich dennoch nicht entschließen, die, wenn auch entfernte, Aussicht auf den Reickthum des alten Hopley auszugeben, sah sich vielmehr genöthigt, den ergebenen Liebhaber mit diesem Gewicht von Sorgen auf seinem Gemüth weiter zu spielen. Tie Jagdpartie Mr. Donald'» traf zur Frühstückszeit mit derjenigen Colonel Larcombe'S zusammen, und der liebens würdige und gastfreie Colonel bestand daraus, daß Mr. und ' MrS. Donald mit ihrer Familie und ihren Gästen an diesem Tage bei ihm in Highmoor diniren sollten. Die Einladung wurde bereitwilligst angenommen. Philipp war eS nicht be sonder- angenehm, heute noch einmal mit Beatrix zusammen- zutrcffen, obgleich er genöthigt war, in höflicher Weise sein Vergnügen über die erhaltene Einladung auszudrücken. Indessen kam Philipp, noch «he der Abend hereingebrochen war, eine neue Eingebung, wie er sich aus seinen Schwierig keiten heranSwickeln könne. MrS. Larcombe hatte die Nachricht rechtzeitig empfangen, daß die Familie Donald mit ihren Gästen zum Diner in Highmoor eintreffen würde, und sie war entzückt von dieser Mittbeilnna, denn sie liebte die Geselligkeit. UeberdieS war Mrs. Donald eine Dame, die der Herrin von Higbmoor sehr zugethan zu sein schien; auch deren Töchter konnte man alt hübsche und angenehme junge Mädchen bezeichnen. wir müssen heut« Abend für di« jung« Welt einen Ball veranstalten", sagte die liebenswürdige Mrs. Larcombe, mit großem Eifer ihre Anordnungen für den Empfang der zu erwartenden Gäste treffend. — Miß Harnaß war von diesem Gedanken so entzückt, als ob sie ein junges Mädchen von achtzehn Jahren wäre. Im Geheimen war auch Beatrix erfreut, daß sie ihrem Philipp an diesem Abend noch einmal begegnen sollte. Ohne Zweifel würde er bis dahin eingesehen haben, wie wenig liebenswürdig er heute Morgen gegen sie gewesen war, und sich bemühen, ihr einen um so froheren Abend zu bereiten, um dadurch all' die unangenehmen Zweifel, welche diese Zu sammenkunft in Trixie wachzerufen und deren sie sich noch immer nicht erwehren konnte, zu zerstreuen. Philipp'S un liebenswürdiges Betragen hatte freilich ihre Zuneigung zu ihm nicht abschwächen können, wenn auch ihr Vertrauen zu ihm erschüttert worden war. Trixie erzählte Helene, daß sich unter den Gästen Mr. Donald'S der Capitain Seudamore befände, welcher Abends also ebenfalls nach Highmoor kommen würde. „DaS bedauere ich sehr", sagte Helene, ein wenig bleich werdend. „Weshalb, Helene?" rief Beatrix. „Weil, wie ich Dir bereits gesagt habe, der Capitain kein guter Mensch ist; er wird daher auch niemals ein guter Gatte werden, und es ist sehr Unrecht von Dir, daß Du noch in Beziehungen zu ihm stehst." „Ich dachte, wir wollten niemals wieder dieses Thema berühren?" „Warum, meine Liebe, thust Du eS denn?" fragte Helene. Darauf konnte Trixie freilich nichts erwidern. „Ich werde Deinen Bruder um seine Meinung über den Capitain Seudamore fragen", sagte Beatrix nach einer kleinen Pause; „ich habe gefunden, daß Männer großmüthiger in ihrem Nrtheil sind, als Frauen." „Victor kennt ihn nicht, er hat ibn nie gesehen", erwiderte Helene ruhig, — hatte doch Victor infolge seiner Erkrankung in Wien nickt von der bald wieder gelösten Verlobung seiner Schwester erfahren und war auch später nicht mit Seudamore in Berührung gekommen. „Meine liebe Trixie, Victor ist überhaupt ein so anders gearteter Mensch als Seudamore, daß er gewiß keine Sympathie für denselben hegen wird". Kurze Zeit darauf erschienen Victor Greville und Ralph Vyner in dem Zimmer, in welchem sich die beiden Freun dinnen aufhielten. Victor'» Flinte war defect geworden und rr deswegen genöthigt gewesen, die Jagd aufzugeben. MrS. Larcombe gab ihm den Rath, mit der Flinte am andern Morgen nach Jnverneß zu fahren, um dieselbe von dem dortigen Büchsenmacher in Ordnung bringen zu lassen. „DaS werde ich thun", erklärte Victor, „es ist für mich eine recht unangenehme Sache, da ich mich auf der Jagd nicht gern einer andern Flinte bediene. Aber ich hoffe, daß ich zur Zeit zurückkehren werde, um Nachmittag noch ein paar Stunden an der Jagd theilnehmen zu können." Die jungen Damen nahmen wenig Notiz von dem Gespräch, obgleich Trixie sich desselben später wieder erinnern sollte. Mrs. Larcombe bereitete den Herren den Thee, und die kleine Gesellschaft blieb gemüthlich plaudernd zusammen, bis eS Zeit war, Toilette für vaS Diner zu machen. Trixie hatte niemals so lange überlegt, welches Kleid sie für ihre Toilette wählen solle, wie heute. Sie wollte diesen Abend besonders schön auSsehen, da Philipp'S Augen auf ihr ruhen würden, und brachte die arme Caroline durch ihre Launen fast zur Verzweiflung, um so mehr, als diese ihre junge Herrin nur als sanft und geduldig kannte. Zweimal ließ Trixie ihre Haarfrisur verändern, weil sie nicht zufrieden gestellt war, und dreimal änderte sie ihre Meinung in Bezug auf daS Kleid, welches sie tragen wollte. Als endlich Alles zu ihrer Zufriedenheit geordnet war und sie in einem blaß grauen Seivenkleide, deffen Falten hier und da von dunkel- rvthen Sammetsckleisen gehalten wurden, vor dem Spiegel stand, konnten selbst ihre eigenen kritischen Augen keinen Fehler entdecken; eS war ein hübsches, liebliches Bild, welches ihr dort entgegenstrahlte, als sie dasselbe mit ein wenig zur Seite gewandtem Kopf prüfend betrachtete. „Wollen Sie Ihre Brillanten nicht anlegen. Miß Beatrix?" fragte daS Mädchen. „Wird das nicht zu ausfallend auSsehen?" Caroline brachte den Sckmuck in einem Sammetkästchen herbei. Es war das wundervolle Halsband, welche- der Mutter Trixie's gehörte; die gute Dame hatte daraus be standen, daß Trixie dasselbe mit nach Schottland nähme, um sich damit zu schmücken. „Da — nimm sie, Kind!" hatte MrS. Hopley gesagt, Trixie daS Kästchen aufdrängcnd. „Was soll eine alte Frau, wie ich eS bin, mit Brillanten? In dem feinen Hause dort in Schottland unter all' den vornehmen Leuten werden die Steine besser zur Geltung kommen, als bei mir, mein liebe- Kind. Und außerdem habe ich ja genug andere Juwelen, und Drin Vater kauft mir, wa- ich mir aur wünschen kann. Es ist ganz gut, wenn der Schmuck auf diese Weise seine Verwendung findet." Als Caroline den Schmuck in seiner herrlichen Schönheit aus dem Kästchen nahm, konnte Trixie nicht widerstehen, denselben anzulegen. Ein wunderbarer Glanz ging von den Steinen auS und schien ihre ganze Person zu überstrahlen. Die Treppe hinabsteigend, traf Beatrix mit Sir Victor zusammen. Die offenbare Bewunderung, die sich auf seinem Gesicht auSprägte, als er zur Seite trat, um sie mit einem leisen „Ah" an sich vorübergehen zu lassen, veranlaßte Trixie zu einem etwas schuldbewußten Erröthen. „Ich sehe wohl zu auffallend aus?" fragte sie zweifelhaft. „Nein, zu lieblich für arme sterbliche Augen. Sie sehen berückend schön auS, Miß Hopley!" „Ach, daS sind nur diese dummen Brillanten, sie gehören meiner Mutter und sind zu prunkend für mich. Soll ich den Schmuck lieber wieder ablegen, Sir Victor?" „Um Himmels willen nicht. Miß Hopley! Brillanten auf einem schönen Halse sind so natürlich wie Blumen in einem schönen Garten." „Sir Victor, lassen Sie doch die Complimente!" sagte Beatrix und that, als ob sie sich ein wenig beleidigt fühlte; aber es lag in der Art und Weise, wie sie den Kopf zurück warf, eine leise Koketterie. Victor lachte beglückt. Der Gedanke, daß er einen Neben buhler haben könne, war ihm bisher nicht in den Sinn ge kommen, und seine Liebe zu Beatrix wurde mit jedem Tage größer. Ihre süße Einfachheit entrückte ihn, und eS berührte ihn eigenartig, daß sie ihn um sein Urtheil über ihre Brillanten befragte. „Glauben Sie mir, eS sind keine Complimente", sagte er mit leiser Stimme. „E- ist meine volle Ueberzeugung, Miß Beatrix!" Sein Gesicht wurde plötzlich ernst und nachdenklich. Es hatte ihm bisher noch Niemand etwa- von „Sapavo" gesaat, und er wußte nicht, daß Trixie eine reiche Erbin war. ES fiel ihm eben ein, wie wenig er dem jungen Mädchen bieten konnte, wenn er sich um ihre Hand bewerben würde. Aber, wa» that'S? Er liebte sie mit der ganzen Kraft einer ersten wahren Liebe, und wenn sie diese» Gefühl erwiderte, nahmen sie eben vereint den Kampf mit den« Schicksal aus. Für ihn bedeutete Beatrix di« ganze W«lt, er wollte Alle» daran setzen, sie sich zu gewinnen. (Fortsttzmig folgt.)
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