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Elbeblatt und Anzeiger : 06.11.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-11-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666406244-188311066
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666406244-18831106
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666406244-18831106
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungElbeblatt und Anzeiger
- Jahr1883
- Monat1883-11
- Tag1883-11-06
- Monat1883-11
- Jahr1883
- Titel
- Elbeblatt und Anzeiger : 06.11.1883
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auf dem sog«a«nt« alte» Teichdammwege i» Schmaune- »itz todt aufzchu»<^wor^ Äst hatte GtchsOite au« dem Wald«, nach dtr Kegelet zu fahren pnd rst »ach ärztlichem NuSsMch von einem herabMchwen Scheite an dem Halswirbel nnd Rückenmark vepetzt worden, waö de» Tod zur Folge gehabt hat. Bautzen, 1. November. Heute früh kurz nach 6 Uhr wurde der in den dreißiger Jahren stehende Maschinenschmiercr Rämsch beim Oelen der großen Turbine in der Tuchfabrik und Kunstmühle Hierselbst vom Rade, estatzt fußd-sofort, zermalmt. Frei b e rg. Die Roth macht erfinderisch. Dieses alte bewährte Sprüchwort dürfte auch auf nachfolgen den Fall anwendbar sein. Am vergangenen Mieth- quärtal^Hfisde äuS einem Hause in Zug eine von ihrem Männt getrennt lebende Frau mit ihrem elf jährigen Sohne au« der bisherigen Wohnung ausgesetzt. Dw Unglückliche, sonst brav und arbeitsam, war nicht in Br'Lage, sich eine neu« Wohnung miethen zu können. Dschihr. ward Hülse durch da« schwache Kind, ihren elfjährmen Knaben. Derselbe baute während seiner HerbstschNlferienzeit in einem zum Zenker'schen Gute «hörigen Steinbruche für seine Mutter und sich eine Wohnung. Wenn auch primitiv im höchsten Grade, so hatten sie doch ein Plätzchen, vollständig hinreichend für ihre Ansprüche. In diesem aus Steinen, Brettern — von einick alten Schranke der Urgroßmutter —, llficde und trockenem Kartoffelkraut hergestellten wahren Burgverließ befand sich eine Bettstelle, Kommode und Kartoffeln u. s. w., und wäre es noch nicht bekannt geworden, wenn nicht einem in der Nähe wohnenden Bahnwärter der Geruch des Feuers vom Kartoffelkraut ausgefallen wäre. Letzterem nachgehend, kam er auf das von einem Kinde wirklich genial aufgebaute Quar tier, auS welchem nach mehrfachem Rufen in der herrschenden Finsterniß endlich eine Frauengestalt sicht bar wurde. Mit dem Ausrufe: „Hat man denn auch hier nicht einmal Ruhe?" trat sie dem sich Nahenden entgegen und erklärte auf Befragen, warum sie hier wohne: „Ich wollte meiner Gemeinde nicht zur Last fallen." Mittweida, 2. November. Am gestrigen Nach mittag in der 6. Stunde ist der 46 Jahre alte Zim mermann Karl August Geißler aus Königshain, während er mit Waldarbeit beschäftigt war, im Königshainer Walde von einem noch unermittelten Manne durch einen Schuß in die rechte Brust schwer verletzt worden, so daß an dem Aufkommen des Getroffenen, welcher Vater von 8 unerzogenen Kindern ist, gezweifelt wird. Stoklberg. Hier ist ein jugendlicher Vägabond — Wilhelm Michael, 11 Jahre alt — von der Po lizei ergriffen und im Amtsgericht abgeliefert worden, der, nachdem er seinen Eltern entlaufen, sich lange um hergetrieben und nach eigenem Gesländniß im Laufe dieses Jahres vier Brände angelegt hat. Man hat Grund, anzUnehmen, daß die Zahl seiner verbrecherischen Handlungen, namentlich auch in Bezug auf Brand stiftung, eine erheblich größere ist. Zwickau. Das umfangreiche Kohlenbahnnetz ZwickauS wird nun bald wieder eine recht respektable Erweiterung erfahren, und zwar durch den Bau einer neuen Kohlenbahn für die Planitzer Steinkohlenwerke, welcher von Seiten der von Arnim'schen Steinkohlen- wetkS-Berwaltung gegenwärtig ausgeführt wird. Die Trare derselben läuft vom Alexanderschacht aus ziem lich geraden Weges in der Richtung zum Glückauf- Schacht, geht unmittelbar an diesem links vorbei und mündet dem Bürgerschacht gegenüber in das brach ge legte Fahrbett der ehemaligen Zwickau - Lengenfeld- Falkensteiner Eisenbahn, welch' letzteres zum Theil da durch unerwartet eine recht lukrative Verwendung findet. Der zur Zeit die Schienenverbindung zwischen den von Artlim'schen Steinkohlenwerken einerseits und der Staatsbahn andererseits bildende sog. Bremsberg, eine schiefe Ebene, auf welcher die Kohlenwagen mittelst Maschinenkraft auf- und abbewegt werden, kommt durch gedachte Neuanlage außer Verwendung. Plauen, 1. November. Mit der Schaffung eines Lutherhaines wird unsere Stadt Vorgehen. Auf Vor schlag deS Oberbürgermeisters Kuntz« hat der hiesige Festausschuß sür die Lutherfeier, in Voraussetzung der Zustimmung verbetheiligten Behörden, beschlossen, einen Theil deS seii 1866 geschloffenen Friedhofes bei der Bartholom ämrche, auf welchem Überhaupt Baumanlagen hergestellt werden sollen, als Lutherplatz zu bezeichnea und deaselbeü,1 vorbehältlich Aufstellung einer Luther- büste, mit tvtÄ dreifachen Baumrrihe umpflanze» zu lassen. Das Pflanzen der Bäume soll dergestalt er folgen, daß in den inner« Ring Lindenbäüine, in de» zweck« Rmg Eichen ulid in de» dritte» äußere» Liu- Buch« gepflanzt werden. Geilhert» In der Nacht zum 80. vor. Mts. und der ESirthfchafbbrsitzer Räntzsch von hier in der Nähe Hon Liebertwolkwitz unter de» Räder» feine« Mauen Geschirres dpt Tod, .-TT-" . ' Luthers Gedanken über häusliche Erziehung (Schluß.) Der Erzieher muß ein Kind mit den Kindern werden. „Man muß die Jugend kindlicher Weise und spielend auferziehen in Gottesfurcht und Ehre." „Denn waS man allein mit Ruthe und Schlägen soll zwingen, da wird keine gute Art daraus, und wenn manS weit bringt, so bleiben sie doch nicht länger fromm, denn die Ruthe auf ihren Nacken liegt. Aber hier wurzelt eS inS Herz, daß man sich mehr vor Gott fürchte denn vor den Ruthen und Knütteln. DaS sage ich vielfältig für die Jugend, daß es doch einmal an gehe, denn weil wir Kindern predigen, müssen wir auch mit ihnen lallen." Zu meiden ist die mönchische Zucht, welche die freie Entfaltung des Individuums hemmt. Er „verbeut der Jugend nicht, bei den Leuten zu sein und fröhlich zu sein, wie die Mönche ihren Schülern; denn da werden eitel Hölzer und Klötze daraus." „Es ist aber der Jugend gefährlich, also allein zu sein, also gar vor Leuten abgesondert zu sein. Darum soll man junge Leute lasten hören und sehen und Allerleier Jahren, doch daß sie in Zucht und Ehren gehalten werden. Es ist nicht viel ausgerichtet mit mönchi schem Zwange. Es ist gut, daß ein junger Mensch viel bei den Leuten sei, doch daß er redlich zur Ehr lichkeit und Tugend gezogen und von den Lastern ab gehalten werde. Jungen Leuten ist solcher tyrannischer, mönchischer Zwang ganz schädlich, und ist ihnen Freude und Ergötzen so hoch von Nöthen, wie ihnen Esten unv Trinken ist; denn sie bleiben auch desto eher bei Gesund heit." Wie Luther dem jugendlichen Uebermuth etwas zu Gute hielt, zeigt unS dieses Wort: „Ein junger Mensch ist wie ein neuer Most; der löstet sich nicht halten, muß gären und übergehen, will sich immer sehen lasten und etwas vor Anderen sein, kann sich nicht immer halten." So war Luther in seinem gesunden Sinne der finsteren Auffassung seiner Zeit über die Natur der Kinder und der engherzigen Erziehung der Jugend ganz und gar fern. In seinem ganzen Lehren und Ermahnen klingt immer der schöne Grundton durch: das Streben nach Freiheit und recht sittlicher Zucht. Von der allergrößten Wichtigkeit ist es, daß dieKinder nicht durch schandbare Worte und böse Beispiele verführt werden. „Wie mag ein Kind oder Mägdlein wieder ausrotten ein schandbar Wort, das es einmal gehört hat? Der Same ist ausgestreut und wurzelt in seinem Herzen auch wider des Kindes Willen. Aber wehe dir, der du den ein fältigen Herzen, das von den Sachen nicht gewußt hat, solche Mühe, Gefahr und Gift cinzegosten hast. Du hast den Leib wohl nicht geschändet; aber so viel an dir gewesen ist, so hast du geschändet die Seele, die viel edler ist denn der Leib. Man sündigt schwer, wenn man solche schandbare Worte redet vor jungen, unschuldigen Knaben und Mägdlein. Denn das zarte und unerfahrene Alter wird gar leicht mit solchen Worten befleckt, und was noch ärger ist, es behält gar lange solche unflätige Worte. Darum sollte man bei dem jungen Volk vorsichtiger und bedächtiger sein, nicht Alles reden und thun, was man sonst redet und thut. Darum stehet cs auch so übel allenthalben in der Welt, daß keine Zucht, keine Ehrbarkeit, kein Glaube, keine Treue mehr bei den Leuten ist. Ursache: Die Alten thun ohne Scheu und reden Alles und lasten die Jungen zusehen." „Wie schwer ist die rechte Erziehung! Und doch legen wir auf alle Dinge größeren Fleiß denn allein auf die Kinderzucht nicht. Da sehen Fürsten und Herren, Bürger und Obrigkeiten nicht auf. Es fehlet hinten und vorne, Gott wolle es bessern!" Nicht selten bleibt aber die beste Erziehung ohne guten Er folg. Luther tröstet die Eltern und Erzieher, wenn alle ihre Mühe und Arbeit verloren scheint. „Was ist größer und herrlicher denn rechte Zuchtmeister." Du sollst die Jugend, die dir befohlen ist, treulich unter weisen, lehre», züchtigen und ermahnen in der Hoffnug, es werden sich etliche recht halten, etliche nicht. Darum sein allezeit mehr, die guten Rath auSschlagen und ver achten, als derer, die ihn annehmen. Und sollen wir uns genügen lasten, daß die Wohlthat nicht so gar ver loren ist ; und wenn unter zehn Aussätzigen einer wieder- kommt und die Wohlthat erkennt, ist es genug. Also wenn unter zehn Schülern einer ist, der sich ziehen lässet und fleißig lernet, ist eS genug. Hast du einen frommen Sohn, so sage: Ich danke Gott, der hat ihn gegeben; gsräth dir aber hei» Sohn Übel, so sage: Ich habe gearbeitet und meinen Sohn wohlgezogen, Gott der Herr hat eS aber nicht gewollt, haß er geriethe. Der Name Gotte« sei gckvbet !" DeS großen MatMe« groß« Wortt" griffen so tief in da« Herz der Bölter, weil pe Her Ausdruck seines eigenen Herzen« wär«. Tr<tt-«r<tW rin beredter An walt und liebender Vormund der Kinder auf, so kam ihm das auS dem Innersten heraus und war ihm ein heiliger Ernst, den er selbst bei seiner eignen Kindererjiehung an den Tag legte. In fernem Ehe- und Haus stand« fand Luther bei seinen schweren Kämpfen Er holung und Freude. In seiner Auslegung der viettrn Bitte rechnet er „fromm Gemahl und fromme Kinder" zum täglichen Brote. Ein solch Gemahl hatte er in seiner Käthe gefunden, und in ihrem Besitze fühlte er sich glücklich. Bon ihr konnte er rühmen, er ächte sie theurer denn daS Königreich Fraukrehch und der Venediger Herrschaft. Die äußeren Sorgen um die Kinder und das HauSwesen lagen rvefent- lich auf der Hausfrau. Sie war eine praktische, kräftig« Frau, der es Freude machte, tüchtig zu «Eitert? Für ihn selbst sorgte sie jeder Zeit treu und dienstfertig. Kartharina nahm aber auch den innigsten Antheilän Allem, waS ihren Gatten bewegte. Luther half auch zuweilen seiner Fraubei ihren häuslichen Geschäften. An Gartenzucht und Landbau hatte er seine Freude, und wie er einmal mit seiner Frau an ihr Teichlein bei ZölSdorf (bei Borna) fischen ging, be richtet er von ihrer großen Freude über die wenigen Fische. Für «inen häuslichen Schatz von Leinwand bestellte er 1539 seinem „Herrn Ketha" einen Kosten in Torgau. So führte Luther ein glückliches Familienleben. Gern bezeugte er seiner Gattin in seinen Tischreden: „Mir ist, Gottlob, wohl geworden; denn ich habe ein fromm, getreu Weib, auf welches deS Manns Hetz sich verlassen darf." Und wiederum durfte er auch zu ihr sagen: „Käthe, du hast einen frommen Mann, der dich lieb hat; du bist eine Kaiserin!" Mit ernsten und scherzenden Worten drückte er ihr seine zärtliche Liebe aus, und von dem trauten, aufrichtigen Verhältnis zwischen den beiden Gatten zeugen auch solche scherzende und neckende Reden, in welchen er an kleine Schwächen bei ihr erinnern durste. Er nennt sie noch in seinem Alter und in seinen letzten Briefen seine herzlicbe, freund liche Hausfrau und sein Liebchen; er unterzeichnet sich auch hin und wieder „Dein Liebchen" und „Dein alt Liebchen", dann auch „Dein lieber Herr". Er spricht in seinen Briefen auch wohl von seinem „Herrn Käthe" und seinen „Herrn Dominus". So begreifen wir, wie Luther an den Rand seiner Bibel neben den Spruch Salomos, der ein tugendhaftes Weib edler denn köst lichen Perlen nennt, schreiben konnte: „Nichts Lieblicheres auf Erden Als Frauenticb, wem's kann werden." Im Gefühle solches Glückes sang Luther auch 1535> das Lied vom Haus- und Ehestand: „Wohl dem, der in Gottes Furchte steht Und aus seinem Wege geht: Dein eigen Hand dich »ähren soll. So lebst du recht und geht dirs wohl. Dein Weib wird in deinem Hause sein Wie eine Ncb voll Trauben sein. Und deine Kinder und deinen Tisck Wie Oclpflanzen, gesund und frisch." „Kinder binden und erhalten das Band der Liebe", sagt Luther. Sechs Kinder gingen aus seiner Ehe hervor, von denen zwei starben: Elisabeth und die von ihrem Vater besonders zärtlich geliebte Magdalene. Der große Mann war ein rechter Kinder freund, der sich im Besitze seiner Lieben so glücklich fühlte, duß er sagen konnte: „Ich bin reicher als alle päpstlichen Theologen auf der ganze» Welt, weil ich mit Wenigem zufrieden bin. Ich habe eine Frau und sechs Kinder, die mir Gott geschenkt hat, welches Schatzes die Päpstler nicht werth sind." Luther im Kreise seiner Kinder — welch' liebliches Bild ciyes echt deutschen Familienvaters. Hier war der gewaltige Kämpfer, der mit seinen Schriften die Welt erschütterte, nicht wieder zu erkennen ; hier war er ein Kind unter seinen Kindern, sanft und mild, erfreute sich an ihrem harmlosen, heiteren Wesen, ging auf ihre Gedanken und Gespräche ein und suchte in sinniger, tief gemütvoller Weise auf ihr Inneres zu wirken. Der Weihnachts gesang : „Vom Himmel hoch, da komm ich her", ist ein rechtes Kinderlieb, daS Luther für seine Kinder gedichtet hat. Im Anschluß an ältere Festspiele ließ er die ersten sieben Strophen von Jemandem sing«, der als Engel unter die Kinder trat. In der achten Strophe ant worteten dies« dann: „Bist willkommen, du edler Gast re." Am herrlichsten aber tritt deS Reformator« echt End licher Sinn hervor in seinem köstlichen Briese ,,a» sei» liebes Söhnchen HänSch« Luther." Er ist anjt Recht ei» »Hädagogische« Meisterstück" genannt worden ; zeigt er doch, wre der große Man» r« verstanden hat, u»
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