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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.06.1896
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1896-06-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18960609017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1896060901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1896060901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1896
- Monat1896-06
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Der Feldzug bat die Tüchtigkeit und den Werth des italienischen HeereS auf daS Glänzendste bewiesen, grade die Katastropbe von Adua, deren Bild sich jetzt nach Bekannt werden aller Einzelheiten ganz anders darstellt als man noch Ende März annebmcn konnte, bat gezeigt, daß die Tapferkeit die italienischen Officiere und Mannschaften, ibre Fähigkeit, sich in schwierigste, moralisch und körperlich höchste Anforde rungen stellende Lagen bereinzufinden, eine außerordentliche ist. Der Geist des Heere« ist ein guter, der Ersatz an Officieren und Mannschaften kann für Generationen nicht die geringste Besorgniß veranlassen. Aber der Feldzug bat zunächst die schon bestehenden Schwierigkeiten, die organischen Einrichtungen des HeereS mit dem Budget von 234 Millionen Lire in Einklang zu halten, bedeutend erhöbt, er hat ferner bewiesen, daß die Vorbereitung deS Krieges auf schwachen Füßen stand, daß der halbbarbarische Negus, der allerdings zweifellos ein geborener Organisator ist, mit ge ringerer Schwierigkeit ein Heer von 100 000 Mann aus gestellt und auf den Beinen erkalten hat, als Italien ein ExpeditionScorpS von 25 000 Mann. Aus dem dem italienischen Parlament vorliegenden Gesetzentwurf des gegenwärtige» Kriegsministers General Ricotti bat der Telegraph in großen Zügen die Maß nahmen gemeldet, welche den ersteren Uebelstand bekämpfen sollen: Aufhebung 1 Compagnie in jedem Infanteriebataillon, Aufhebung von 4 Bersaglieri-Bataillonen — die bestehen bleibenden erhalten die Ausgabe des Grenzschutzes im Norden — Herabsetzung der Geschutzzahl sür Friedenszeit von 1152 auf 864 — für den Krieg bleibt die Geschützzahl die gleiche, da die Batterien mit 8 Geschützen zu mobilisiren sind —, die Aufhebung von 36 Cavallrriesckwadronen. Diese Herab setzung der kleinen taktischen Einheiten im Frieden ist zweifellos lebhaft zu beklagen. Aber es ist mancherlei dabei zu bemerken, was gegen eine einfache Verurtheilung spricht. General Ricotti übernimmt wie schon einmal 1870 daS Heer in schwieriger Zeit. DaS stetige Sinken der Ist-Stärke /gegenwärtig 194 000 Mann) hat eine ziffernmäßige Schwäche der Infanterie-Compagnien (etwa 30—40 Mann) hervorgerusen, die beschämend für einen Staat wie Italien und von den unheilvollsten Folgen sür die dienstliche Ausbildung von Officieren und Mannschaften ist. Um diesem Grundübelstand abzuhelfen, bieten sich nur zwei Wege: entweder das Kriegsbudget um 20—25 Millionen zu erhöhen oder den Organismus des Heeres auf die jetzt zur Verfügung stehenden 234 Millionen herabzustimmen. Der erstere Weg erscheint dem Minister für lange Zeit hinaus ungangbar, und seine Auffassung wird auch in Deutschland keinen Widerspruch finden; auch in unserem Interesse liegt es, daß sich Italien wirthschaftlich erholt. Bei Begebung des zweiten Weges sieht der Minister von jeder durch seine Vorgänger zu gestandenen Verminderung der gesetzlichen Ist-Starke des Heres (205000 Mann) ab, und dieser Grundsatz wird in den Dreibund staaten ungethcilte Billigung finden. So bleibt nur die Verringerung der Zahl der organischen Einheiten möglich. Bekanntlich bat General Ricotti bei seinem Eintritt in daS Ministerium di Rudini dem dringenden Wunsch deS Königs nachgegeben und die Aufrechterhaltung der 12 Armee-CorpS in sein Programm ausgenommen. So ist von einer Ver ringerung der Zahl der größeren organischen Einheiten nickt die Rede. Mik dem Fortfall einer 4. Compagnie bei den Infanterie-Bataillonen kann man sich, die Nothwendigkeit von Reductionen zugegeben, ohne große Mühe befreunden: Infanterie-Compagnien lassen sich im Mobilmachungsfalle, wenn die ausgebildeten . Mannschaften und die Cadres vor handen sind, ohne große Schwierigkeit ersetzen und Ricotti erreicht mit seiner Maßregel sein vornehmstes Ziel, lebens fähige, für alle Friedens- und Kriegszwecke brauchbare Compagnien in Stärke von 130 bis 140 Mann während 7 Monaten deS Jahres, von 80 Mann während 5 Monaten. Diese Rückkehr zu deutschen An schauungen kann vom militairischen Standpuncte nur lebhaft gebilligt werden. Sehr viel bedenklicher erscheint die Unter drückung von je 2 Schwadronen bei den ersten 12 (Lancieri) Regimentern, von je 1 bei den übrigen, die Verminderung der Geschützzahl von 1152 auf 864 Geschütze; denn eine glatte Aufstellung von neuen Cavallerie- und Artillerie-Ver bänden im Mobilmachungsfall ist nur mit großer Mühe sicherzustellen. General Ricotti wird die beiden Häuser des Parlaments von der absoluten Nothwendigkeit dieser tief ein schneidenden Maßregel, die schon jetzt lebhaften Widerstand findet, überzeugen müssen, wenn sie Billigung finden soll. Wir bezeichneten als zweite dringliche Ausgabe LeS Ministers, die Vorbereitung deS Krieges nach allen Seiten hin wieder aus festen Boden zu stellen. Die Bedingungen dazu werden in beifallswerther Weise dadurch erreicht, daß bewährte Einrichtungen, wie die Militärbezirke, ?«f denen bisher die Mobilmachung beruhte und deren Wirksamkeit unglücklicher Weise kurz vor Ausbruch des Feldzuges vom Minister Mocenni unterbunden war, daß Einrichtungen, die den Officierersatz, die Bewaffnung deS Heeres sicher stellen wie die Cadettenschulen und Gewehr fabriken wieder ihre alten Befugnisse erkalten resp. wieder ins Leben treten. Weitere Sorgen für Vorbereitung des Krieges liegen auf dem Verwaltungsgebiet, und gerade in dieser Beziehung blickt man in Italien mit vollstem Ver trauen aus den Kriegsminister von 1870 bis 1876 und 1884 bis 1887, auf den gewandten Parlamentarier, den Verfasser von Reglements und Instructionen. Ricotti ist der 24. italienische Kriegsminister seit 1861 und seitdem hat fast jeder Minister Einrichtungen zu schaffen versucht und geschaffen, welche den Stempel seines individuellen Geistes trugen, das Heer ist nicht zur Ruhe gekommen. Wir erinnern nur an den Versuch Mocennis, an Stelle der nationalen, alle Theile des jungen Königreichs umfassenden Nekrutirung der Regimenter die territoriale zu setzen, die ein venetianisches, ein sicilianisches rc. Armee corps ergeben hätte. Jetzt hält ein Minister vaS Heft in Händen, zu dessen organisatorischer und gesetzgeberischer Fähigkeit Land und Heer volles Vertrauen hat, für die Afrika politik ist ein festes, wenn auch nicht rühmliches Programm ausgestellt, daS an daö finanzielle und wirthschastlicke Können des Landes keine besonderen Anforderungen stellt. Der Krieg hat endlich gezeigt, daß die Befugnisse des Generalstabschefs nicht genügen, um die Stabilität zu ersetzen, die einem Kriegs ministerium fehlt, das dem Wechsel der parlamentarischen Mehrheiten unterworfen ist. Es ist nur natürlich, daß von allen Seilen, denen die Wohlfahrt des Heeres am Herzen liegt, ein umfassendes M i l i t a i r g e s e tz ge fordert wird, daS mit der Sicherheit der Geltung mindestens für eine Generation umgeben wird, die Einrichtungen des Heeres den parlamentarischen Schwankungen entzieht. Italien bat auf kirchlichem Gebiete mit dem Garantiegcsctz von 1871 gute Erfahrungen gemacht, überall legen Handelsverträge auf lange Jahre die ungestörte Ent wicklung des Handels fest, sollten sich nickt auch sür das italienische Heer trotz parlamentarischer Negierung solche Schutzeinrichtungen schaffen lassen? Deutsches Reich. * Berlin, 8. Juni. Zu dem Vorfälle im Kreise Iarot- schin, wo ein Propst das deutsche Gebet den Schul kindern als sündlich verboten hat, wird der „Voss. Ztg." geschrieben: Die Angelegenheit ruft einen Vorgang aus den letztenEtatsverhandlungen im Abgeordnetenhause in Erinnerung. Es war in der Sitzung vom 9. März, als der Abgeordnete Major a. D. Szmula in seiner lebhaften, militacrisch be stimmten und volltönenden Weise den deutschen Patrio tismus des oberschlesisch-polnischen Klerus betonte und gegen „so unerhörte Borwürfe", wie sie jetzt mit gutem Grund gegen den Propst Szadowski erhoben werden, ver- theidigte. Der Abgeordnete Szmula sagte dem stenographischen Bericht zufolge: „Meine Herren, wie überhaupt über die oberschlesischen Verhältnisse gelogen wird, mit welcher Unverschämtheit und Frechheit, will ich Ihnen an einer Sache beweisen. Es schreibt die „Köln. Ztg.": Bor einigen Jahren erzählte der Cardinal Fürstbischof Kovv, bei Gelegenheit einer Bischofsconferenz in Köln, an der erzbischöflichen Tafel die folgende Geschichte: Katholisch-polnische Geistliche Ober schlesiens hätten ihren Beichtkindern gesagt, wenn ihr nur ei» einziges Wort deutsch sprecht, so ist das eine so schwere Sünde, daß wir euch nicht davon losfpreche» können. Der Cardinal selbst mißbilligte natürlich diesen Mißbrauch des geistlichen Ansehens. Meine Herren, seit Erschaffung der Welt ist eine größere Lüge nicht vorgekommen (sehr richtig! bei den Polen, Lachen bei den Nationalliberalen) und wenn heute der Minister die Vollmacht hätte, eine Million als Belohnung Demjenigen auszusetzen, der einen solchen Geistlichen findet, der das gesagt hat, so wird diese Million Jahre lang da liegen, ohne in Anspruch genommen werden zu können. Das ist die gröbste und gemeinste Lüge, die jenialS ausgesprochen worden ist. Vor allen Dingen würde dec Cardinal so etwas auch nicht in dieser Weise gesagt haben, sondern jedenfalls sofort gegen den betreffenden Geistlichen eingeschritten sein init allen Disciplinarmitteln der katholischen Kirche." So der Abgeordnete Szmula nach dem amtlich redizirten Bericht. Jedenfalls hatte er es sich nicht träumen lassen, daß er so bald aä »bsuiünm geführt werden würde. Ob oberschlesisch-poinisch oder provinz-polnisch, das ist Wohl ziem lich dasselbe, außerdem ist der Iarotschiner Kreis so sehr weit nickt von Oberschlesien entfernt. Und nicht nur da« Deutsch sprechen schlechthin wird den Kindern verboten, selbst zu ihrem Gotte sollen sie nicht in der deutschen Sprache reden dürfen. Der Propst, gedeckt durch seine Stellung als Priester, ver giftet förmlich das Gemüth der Kinder, indem er die Sprache deö Landes, dem sie von Gott und Rechtswegen angehören, mit ihren religiösen Gefühlen in einen religiös-sittlichen Gegensatz bringt, genau so wie es der „Przeglond" aus gesprochen hat: „Wir erkennen niemals das Kreuz an als AuferstchungSzeichen ohne den polnischen Adler." Auch der Propst Szadowsky spricht mit seinem „wir" gleichsam im Namen der polnischen Geistlichkeit. Wo bleibt nun der Ab geordnete Szmula mit seiner Million? * Berlin, 8. Juni. In einer Erörterung der Frage, ob die Anlage von Strafcolonien in Südwestafrika sich empfehle, rikirt die „Post" aus einem gegen derartige Anlagen sich richtenden Artikel den Fragesatz, ob „man es billigerweise erwarten kann, daß heute die Capcolonie die Deportation von deutschen Sträflingen in ihrer Nachbarschaft gutweilig dulden würde", und crtheilt auf diese Frage folgende Ant wort, der wir vollkommen beipflichten: „Wir wollen voraus schicken, daß unserer Ansicht nach sür Südwestafrika gerade das allerbeste Material von Colonisten gut genug ist und wir unter keinen Umständen einer Deportation Strafgefangener dorthin das Wort reden möchten. Aber auf der anderen Seite sind wir doch auch wieder der Ansicht, daß eine Rücksichtnahme auf England oder die Capcolonie uns niemals abhalten dürfte, das durchzusühren, waü wir für richtig erkannt hätten. Es wird von Interesse sein, daran zu erinnern, daß die Frage der Deportation von Straf gefangenen nach Südwestafrika bereits einmal den Gegen stand eines Notenwechsels zwischen der deutschen und der englischen Negierung gebikTdr hat. Das war im Jahre 4?84, als Deutschland die Absicht hatte, Angra Pequena unter seinen Schutz zu stellen. Fürst Bismarck hat damals festgestellt, daß die Anlage einer Strafcolonie in Südwest afrika von der deutschen Negierung nicht geplant sei, er hat sich aber jede Einmischung der Engländer in interne An gelegenheiten des deutschen Reiches sehr erschieden verbeten, rine Auffassung der Tinge, deren Berechtigung die Engländer damals auch vollständig anerkennen mußten. Jener Schrift wechsel, dessen wir Erwähnung thaten, enthält die folgenden, für die Auffassung der deutschen Regierung charakteristischen Sätze. Am 19. Juli 1884 schrieb der damalige englische Botschafter Lord Ampthill an den Staatssecretair des Aus wärtigen Amtes Grasen von Hatzseldt: „Die Regierung I. M. ist bereit, die Berechtigung der deutschen Regierung zum Schutz ihrer Unterthanen am genannten Orte Feuilleton. Wae der Thurmknopf der Kirche von Kleinzschocher erzählt. Vor der Schlacht bei Leipzig lagen in Kleinzschocher Franzosen einquartirt und vertrieben sich, wie ein alter Ein wohner vor 50 Jahren wiederholt versichert bat, die Zeit damit, daß sie den Knopf des KirchthurmS zur Zielscheibe für ihre Flintenschüsse machten. Nach der Schlacht wurde der selbe vom Schieferdeckermeister Anton Umbach in Leipzig abgenommen, ausgebessert und am 8. August 1814 wieder aufgesetzt. Der alte Schriften und Münzen enthaltenden Büchse, die darin gelegen hatte, fügte Johann Christian Neubert, damals Gerichtsdirector der Herrlich Förster'scben Gerichte in Kleinzschocher, Großmiltitz und Plagwitz, eine neue auS Holz hinzu, in die er außer kurfürstlich und königlich sächsischen Silber- und Kupfermünzen und dem jüngsten „Leipziger Intelligenzblatt" vom 30. Juli 1814, Nr. 31, auch eine „Notiz für die Nachkommenschaft", d. h. eine Beschreibung der Völkerschlacht legte. Unterzeichnet ist dieselbe vom Kirchen patron, Johann David Förster son., Kauf- und Handelsherrn, auch Kramermeister« zu Leipzig, wie auch Erb-, Lebn- und Gerichtsherrn auf Kleinzschocher, Großmiltitz und Plagwitz, ingleichen auf Mockau al« auch in Schönefeld Besitzer etlicher Nachbargüter, von dem GerichtSdirector selbst, der in Leipzig als Besitzer der „drei Kronen" in der Grimmaischen Gaffe Nr. 755 (Ecke der Nicolaistraßc) wohnte, dem Pfarrer Magister Carl August Hennig und dem Schullehrer Carl Gottfried Birkner. Diese „Notiz" lautet (mit einigen Er gänzungen und Verbesserungen) wie folgt : „.... Am 16. October 1813 trafen die Oesterreicher über Rötha und Pegau unter dem persönlichen Commanvo deS Generals Giulay allbier rin, und so eröffnete sich gegen daS in Lindenau und Plagwiy bi» nach Schönau und Leutzsch stehende, ohngefähr 30 000 Mann betragende französische CorpS (unter General Bert rand) eine heftige Kanonade, indem Letztere (die Franzosen) aus der sogenannten Langen Maas zwischen hiesigem Orte und Plagwitz nach Schönau zu in der Form eines halben Mondes Schanzen errichtet und mit Kanonen besetzt hatten. Die Franzosen wurden endlich (durch daS 2. österreichische Iägerbataillon unter Hauptmann Pließnirr und vier Divisionen vom Regiment Mariassy unter Major Iarosy) auS Lindenau hinausgejagt und gar bis auf die Viehweide beim Kuhthurme zu Leipzig zurüagcworfen (?) vgl. Aster I. S. 451. Und al« der Kaiser Napoleon sogar an diesem Tage, nämlich dem 16. October 1813, Nachmittags gegen 4 Uhr m Leipzig mit allen Glocken lauten und daselbst (durch einen mit einem Weißen webenden Tuche in der Hand beständig „Bictoire" rufenden, die Grimmaische Gasse herauf sprengenden Courier) einen bei Wachau, Liebertwolkwitz und Holzbausen von feiner Hauptarmee gegen die vereinigten Oesterreicher (Preußen) und Russen angeblich errungenen Sieg verkündigen ließ, indem die Oesterreicher sich bis Holz hausen (?) zwar zurückzogen, jedoch aber bald wieder vor rückten, da TagS drauf, den 17. October 1813, der Fürst Colloredo (mit dem 1. österreichischen Corps, Bnbna mit der 2. leichten österreichischen Division und Bennigsen mit der russischen Reservearmee) von Freiberg und Colditz her als Succurs kam — alsrann erst eröffnete sich die den ganzen Tag gedauerte (!) Kanonade zu dieser Zeit, nämlich der 16. Oktober 1813, Nachmittags um 4 Ubr am allerfürchterlichsten, welche auch in Leipzig des angekündigten Siegs ohnerachtet den größten Schreck verbreitete. Dem ohn- geachtet blieb es nachher von AbendS 6 Uhr an, ingleichen TagS drauf, Sonntags den 17. October 1813, ruhig, bis nun der Montag drauf, als der 18. October 1813, um ganz Leipzig herum wiederum eine der fürchterlichsten Kanonaden anfing und damit zugleich gewiß die größte Schlacht in der Weltgeschichte begann, indem bekanntlich alle Truppen Europas, die Türken ausgenommen, daran Theil batten. Die französische Armee nämlich, mit sächsischen, Badener und polnischen Truppen vereinigt, stand bei den Straßenhäusern am Tbonberge bei^ Leipzig hinaus nach der ehemaligen (Quandt'schen) Schnupftabaksmühle ohnweit Probstheida, ferner nach Wachau und Liebertwolkwitz zu, ihr rechter Flügel dehnte sich bis in und um die Dörfer Markkleeberg, Lösnig, Dölitz und Connewitz ans, bei welcher vorzüglich die Polen unter Commando des am 29. (24.) Oktober 1813 in der Elster, der großen Funkenburg bei Leipzig gegenüber, obnweit des Ochsenwehres ertrunkenen k. k. französischen Feldmarschall Ponjatowsky, dessen Leiche am 17. Juli 1814 von Leipzig aus nach Polen abgeführt worden, heftig und mit großem Widerstande fochten. Der linke französische Flügel ging von Schönefeld aus längs der rechten Seite des Pardenflusses bis nach Portitz, Plaußig, Seegeritz, Grasdorf, Taucha und dortige Gegend, so daß die Franzosen stets die Parde vor sich hatten, ein anderes Corps derselben (Marmont) aber noch besonders über diesen Fluß bei Möckern, Eutritzsch, Seehansen und auf der Dübener Straße stand, wo es die Corps der königlich preußischen Generals von Blücher, von Dort und von Bülow (außerdem Sacken und St. Priest; Bülow kämpfte im Osten von Leipzig) auch des kaiserlich russischen Generals von Längeren wider sich hatte. Zuerst wurde der linke französische Flügel, vor» welchem die.sächsilcken Schützen und Jäger mit der Artillerie, 30Kanonen stark, (die leichte Reitrrbrigade zuerst, dann 1 Jäger-, 1 Sapeur- companie, 2Grenadier-,5Linienbatailloneund2 leickteBataillone, 22 Geschütze, zusammen 143 Osficiere, 3246 Mann und 1021 Pferde) zu dem aus dem Kirchberge bei Seegeritz stehenden königlich schwedischen Kronprinzen Ponte Corvo (Bernadotte) übergingen, so zurückgedrängt, daß, da Letzterer seine ohn gefähr 28 000 Mann stark« Armee b«i Graldorf und Taucha, größtenteils aber über mehrere sofort über die Parde auf den Seegeritzer herrschaftlichen Wiesen geschlagene Brücken übersetzte, die Franzosen sich über das Fregische Vorwerk „Die Rübe" (Heiterer Blick) genannt und Paunsdorf zurück ziehen mußten, wobei ersteres ganz, letzteres aber größten- tbeils in Feuer aufging. Von Möckern und Eutritzsch, auch Mockau her, wurden die Franzosen zu gleicher Zeit ebenfalls durch daS Blücher'sche und Langeron'sche Corps nach Leipzig zu znrückgedrängt. Der linke französische Flügel aber, welcher größtenteils in und um Schönefeld stand, um den Uebcr- gang des Blücher'schen Corps über die Parde zu hindern, zog sich durch und bei Schönefeld nach Volkmarsdorf und die Milchinsel zurück. Und nunmehr (?) ging das unglückliche Dorf Sckönefeld ganz in Feuer auf, indem der holländische General Coborn aufNapoleons(?) Befehl die herrschaftlichen Gebäude an brennen ließ, auch Kirche, Pfarre und Schule, Mühle und mehrere große Güter von Leipziger Familien ein Raub der Flammen wurden und also dieses Dorf mit Hilfe der von Osten her mit eindringenden schwedischen Truppen, bei denen sich zwei (nur eine unter Capitain Bogue, der in Taucha begraben liegt) englische Batterien Congreve'scher Raketen be fanden (das Museum am Napoleonstein enthält eine Patronen hülse einer solchen Rakete nebst einem eigenhändig von dem Erfinder dieser Raketen, dem am 15. Mai 1828 gestorbenen William Congreve. verfaßten Briefe vom 10. April 1810) durch die Preußen und Russen (nur durch letzteren) erobert, der linke französische Flügel aber ganz bis an die Kohl gärten und nach Leipzig zurückgetrieben wurde. Auch die Hauptarmee der Franzosen, deren Kaiser deS Nachts vorher auf dem Vetter'schen Gute in Reudnitz (Capellenstraße) logirt hatte (vielmehr in der Nacht vom 14. zum 15. und vom 15. zum 16 , während Napoleon die Nacht vom 16. zum 17. im Bivouac bei Meusdorf und die vom 17. zum 18. October in dem Gute des Pachters Sckölzig zu Stötteritz verbrachte), mußte sich zurück und bis in die nächsten Umgebungen, auch in die Vorstädte von Leipzig ziehen. Probstheida brannte ganz ab. Liebertwolkwiy ward durch Vertheidigung und abwechselnde Erstürmung ruinirt, indem in demselben die Franzosen, die Oesterreicher aber in Störmthal standen. Und so brannte auch da« Dorf Lößnig auf dem rechten Flügel (doch nickt ganz) ab, woselbst und bei Dölitz die Lesterreicher von Gautzsch und Naschwitz herüber über dir Pleiße setzten, auch von Markkleeberg her stark eindrangcn. Den 18. Oktober 1813 ward also von Ost, Süd und Nord Ker durch die vereinigten Ocsterrcicher, Russen, Preußen und Schweden die Schlackt gewonnen. Von Westen her, also in ter hiesigen Gegend bei Lindenau, Plagwitz und Klein zschocher aber schlugen sich Franzosen und Oesterreicker ebenfalls den ganzen Tag, welche letztere tom General Giuiay commankirt wurden und zwar unter dem Gcneral- commando des österreichischen Fürsten von Schwarzenberg, der sich in der Pfarre zu Gauysck (nur in den Frühstunden deS 16.) mit seinem Generalstabe aufbielt. DaS österreichische Giulay'scke Corps war durch hiesigen Ort gegen die Fran zosen vorgerückt, zog sich aber, wie letztere es etwas zurück drängten «Kleinzschocher wieder nahmen) und dabei nach Markranstädt zu auf der Schönauer Chaussee retirirten, vollends ganz zurück, tbeilS weil es zu schwach (?) war und die Franzosen mit starker Macht eindrangen, um ihren Rück zug zu decken, theils aber um Leipzig zu schonen (?), als welche Disposition der Fürst v. Schwarzenberg schon Mittags 12 Ubr, als er auf dem Gautzscher Kirckthurm bemerkte, daß die Schlacht von Seiten der vereinigten Potentaten gewonnen sei, seinem Wirlhe, dem Pastor Magister Henze in Gautzsch, beim Herabsteigeu vom Tburme eröffnete (der Fürst ist nur am 16. Oktober früh in Gautzsch gewesen, s. Naumann I, S. 90). Auf dem Thurme hatte ein russischer Ingenieurosficier die Stellungen der Armeen observiren müssen und dabei sich des von dem bei Kulm in Böhmen gefangenen französischen Generals Vandamme eroberten Perspektivs bedient. Die Schonung der Stadt Leipzig also war nach Angabe (?) deS Fürsten von Schwarzenberg (vergl. Krug'S Lebensweise in sechs Nationen, S. 158 s.) die Ursache, daß daS Giulay'scke CorpS die auf der Chaussee nach Markranstädt zu retirenden Franzosen nicht verfolgte oder ihnen sonst die Retirade abschnitt. Mit mehrerer Gewißheit aber erhellet, daß die Oesterreicher zu schwach (?) waren, die Franzosen hingegen sehr stark (?). Daher auch sogar 500 Oesterreicher (ras 1. Jägerbataillon unter Oberst Lutz) an der Elsterbrücke bei Schlcußig, welche Liese zu ihrem eigenen Schade» abgebrannt hatten, gefangen wurden (vom 13. französischen Infanterie regiment). Am Abend des 18. Oktobers 1813 und sogar noch Dienstags draus, den 19. October 1813, bivouakirten die Franzosen aus ihrer Netirade bei Sckönau. Durch das Gefecht deS Giulah'schen Corps mit Len Franzosen bei Plagwitz, Lindenau und im hiesigen Orte fielen mehrere Kugeln in Kiesige Häuser und auf den Kirchtburm, wobei jedoch durch Gottes Gnade kein Unglück weiter entstand. Ob nun schon durch die vielen schon seit dem Iabre 1805 an eingetretenen Drangsal, Ab gaben, Einauartirungen, Lieferungen und Prästationen aller Arten sämmrlicke diesige und benachbarte Einwohner viel, sebr viel erduldet und noch tätlich kaum zu erschwingende Lasten zu kragen baden, so hoffen doch Alle, auf Gottes Vorsehung sich verla-end, wo nicht baldige gänzliche Be endigung, doch aber wenigstens rine baldige Erleichterung ihrer Leiden. de cntcr« aber Befreiung von der Ungewißheit ter künsrigcn Negierung unseres so sehr bedrückten Vater landes, welches durch baldige Zurückkunst unseres guten und gereckten Königs Friedrich August« und seiner verehrten Familie, sc nach der am 19. Oktober 1813 erfolgten Er oberung Leipzigs nach Berlin abgegangen ist, erfolgen kann und welch« alle biedre Sachsen sehnlich wünschen." D-a.
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