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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.03.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-03-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189903128
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18990312
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18990312
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1899
- Monat1899-03
- Tag1899-03-12
- Monat1899-03
- Jahr1899
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.03.1899
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UtUttgtr TagrblaN sollen Anzeiger Druck und Verlag von L. P olz kn Leipzig 93. Jahrgang I2S Sonntag den 12. März 1899. 1.0 lvllvl» !«»«» . tu e 4. 10V,7LÜ Feuilleton ttvu o o c o . x»^vS7^ 1102,25« I l) i. tt. I v. I, N t. v l. 0 Die Morgen-Ausgabe erscheint um '/,? Uhr, die Abend-Ausgabe Wochentags um b Uhr. I.l). i, v i. v. l. o l.o. o, I, n. t v. 1 o. «. I, I I, I. SN (Lite) i. 0. Ne-action und Expedition: 2ohan«i»sasse 8. Die Expedition ist Wochentag- ununterbroche» »eösinet von früh 8 bis Abends 7 Uhr» Extra-Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgen-AuSgabe, ohne Postbesörderung 60.—, mit Postbesörderung 70.—. Ännahmeschluß für Anzeigen: Abend-Ausgabe: Vormittags 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittags 4Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets an die Expedition zu richten. erreicht. — Was die Triftgeschwindigkeit in jenen Strömungen anbetrifft, so ist hier die mittlere täglich« Versetzung viel be deutender als im Westwindgebiet, denn es giebt in dieser Gruppe eine große Anzahl von Flaschen, welch: täglich über 10, ja über 20 Seemeilen zurückgelezt haben müssen. Zwei Flaschenposten, welch« im November 1890 im Nordost- Passat von einem und demselben Schiff an zwei aufeinander folgenden Tagen ausgesetzt wurden, verdienen deshalb besonder erwähnt zu werden, weil die eine nördlich von den großen An tillen, westwärts, die andere dagegen nach St. Lucia (kleine An tillen) schwamm. >Uno für die Durchschnitlsgeschwindigkrit de- Aeguatorialstromes sind noch drei andere Flaschen bemerkens- werth, die im Januar 1887 von Hamburger Brasilien-Dampfern zwischen 7 bis 0 Grad nördl. Br. und 27 bis 31 Grad westl. Länge ausgesetzt wurd«n. All« drei wurden noch in demselben Monat auf Trinidad wiedergefunden, die mittleren Versetzungen pro Tag ließen sich mit ziemlicher Sicherheit auf 17,7, 17,1 und 17,0 Seemeilen berechnen. Hieraus darf man wohl als ziemlich zuverlässig die Durchschnittsschnelligkcit jenes Stromes auf 17 bis 18 Seemeilen schätzen. Von zwei Flaschen, welche am 24. Februar 1893 zu gleichrr Zeit im Gebiete des Südwest-Monsunc- (1' 44' nördl. Br., 27" 16' westl. Länge) über Bord geworfen wurden, gelangt« die ein« nach Westindien, die andere nach Sierra Leone. Dagegen fand man zwei Flaschenposten, welche man vom Dampfer „Paranagua" am 15. Januar 1889 auf dem 13" 49' nördl. Br. und 25" 34' westl. 'Länge ebenfalls gleichzeitig ausgesetzt hatte, am 5. Februar desselben Jahre» am Strande von St. Jago (Cap Verden) wieder, und zwar gleicbzeiiiz. was deshalb auffallend ist, weil die ein« mit Sand beschwert war, die andere nicht. I)r. Schott bewirkt zu der Reise dieses Flaschen paares in großem Druck: „Für unseren Zweck ist das wichtigste Erg«bniß dies, daß Hierselbst zwei Flaschen, einerlei ob mit Sand beschwert oder nicht, einer nur schwachen Strömung gefolg: und nicht vor dem Passatwinv nach Süden geschwommen sind-. Die Stromflaschen haben sich also direct „in den Wind auf' bewegt; gegenüber der mehrfach vertretenen Meinung, daß die Flaschenposten wenig praktischen Werth haben dürften, weil sie immer nur dem Wind und nicht der Strömung folgten, ist dieses gegenlbeilige Ergebniß von größter und beweisender Bedeutung, zumal es außerdem zeigt, daß selbst schwach« Triftströmungen gegen den Wind sehen können." Außer den drei vom Cap Horn ausgegangenen Stromflaschen, die unter allen sicher beglaubigten Tretbkörpern derselben Art di« größten Entfernungen zurückgelegt haben, nämlich gegen 9000 Seemeilen, verdienen di« vom Cap der Guten Hoffnung ausgegang«n«n und in Australien gefundenen Flaschen in dieser Hinsicht besonders hervorgehoben zu werden, denn die Länge ihrer Reiseroute betrug zwischen 5000 und 6000 Seemeilen; dann noch ein« andere, welche von der Gegend de» Cap Verden durch di« westindischen Gewässer mit dem Golfstrom bi» nach Irland ging und somit «in« Entfernung von ungefähr 7700 Se«m«ilen zu rücklegte. Man dürfte wohl der Wahrheit am nächsten kommen, wenn man 8—9 Seemeilen tägliche Versetzung für diese langen Flaschenreisen annimmt. Was die Südäquatorialströmunz im Stillen Ocean anbetrifft, so geben im Archiv der deutschen Setwarte vier Zettel von langen Flaschenreisen Kunde. Unter ihn«n ist ein« die einzige uns bekannte Durchquerung des Stillen Oceans durch eine Stromflasch«. Sie wurde am 5. Februar 1892 Halbwegs zwischen den Galapagos-Jnseln und der Peruküfle ausgesetzt und nach fast 1000 Tagen an der Küste von Queensland gefun den, was eine Entfernung von fast 8000 Seemeilen und einen täglichen Weg von mindestens 7,7 Seemeilen bedeutet. Li« Zettel der deutschen Seewarte Kunde zurückgebracht haben, wurden im Bereiche d«s nordatlantischen Oceans ausgesetzt und gefunden. Von den 18 Flaschenzettrln, die man innerhalb der eigentlichen Nordsee dem Meere anvertraute, sind fast alle, näm lich 16, an der Ostseite dieses Randmreres wieder zum Vor schein gekommen, d. h. an den Küsten Hollands, Deutschlands Jütlands und Skandinaviens, nur eine an der schottischen Küste und eine andere an der Westküste der Shetlandinseln. Ob man diese ausgesprochene Bevorzugung des östlichen Randes als eine unmittelbare Folge der hier vorherrschenden Winde hin stellen darf, erscheint deshalb zweifelhaft, weil die Westwinde in jenem Theil des Atlantischen Oceans freilich die häufigsten sind, aber doch nicht alle anderen überwiegen. Sehr bemerkens- werth ist jedenfalls der Umstand, daß, wie Or. Schott hervor hebt, das Antreiben der Flaschen an dem Ostrande dieses Ge bietes durchaus zu den Vorstellungen stimmt, welche man über die von den Gezeiten unabhängigen Strömungen der Nordsee gewonnen hat, soweit man hier überhaupt von Triftströmungen sprechen darf. — Unabhängig von den Flaschenposten der See warte sind einmal in der deuischen Bucht von sämmilichen Feuer schiffen während mehrerer Monate alltäglich Flaschen ausgesetzt worden; 244 wurden davon wiedergefunden, und von diesen 134 an der Westküste Schleswig-Holsteins abgetrieben, 39 an der Noodtüste Deutschlands, 25 an der Westküste Jütlands und nur 5 an der englischen Küste! Was die «Geschwindigkeit der Triften anbelangt, so ist es natürlich so gut wie unmöglich, Bestimmtes darüber zu erfahren, denn einmal weiß man ja nie, wie verschlungen di« Route einer Flasche gewesen ist, und dann kann ja auch Niemand sagen, wie lang« sie bri ihrem Auffinden an irgend einer Küste dort schon gelegen hatte. Während der Plankton-Expedition wurde am 23. Juli 1889 vom Dampfer „National" östlich von Neufund land eine Flasch« über Bord geworfen und am 4. Februar 1890, also nach 290 Tagen, an der Westküste Schottlands auf der Insel Skye entdeckt. Da die Entfernung 1515 Seemeilen be trägt, so entspricht die tägliche mittl r: Durchschnittsgcschwin- digkeit durchaus den geringen Stromoersthungen, die auf der New Docker Dampferrvute im mittleren und östlichen Theile des Atlantischen Oceans in den Schiffsjournalen angegeben werden. Die bei Weitem größte Geschwindigkeit, die bisher in irgend einem Meere für Flaschenposten verzeichnet ist, bietet die am 21. Juli 1894 vom deutschen Dampfer „Valesia" auf der N«u- fundlantdbank (45 Grad nördl. Br., 51 Grad westl. Läng«) aus geworfene Flasche, die man 5 Tage später auf dem 49. Grad nördl. Br. und 51. Grad westl. Länge auffischte. Sie hatte also in dieser kurzen Zeit pro Tag 50 Seemeilen zurückgelegt. Viel leicht liegt hier ein Versehen in Bezug auf Fundort oder Fund zeit vor, wenigstens erscheint eine solch« beispiellose „Versetzung" Or. Schott für jene außerhalb der Golfströmung liegend« Gegend sehr unwahrscheinlich. Von dem 120 Flaschen, die in den mittleren Breite«, LeS Atlantischen Oceans über Bord geworfen wurden, sind etwa 12 Stück, auf der Ostseit« des Meeres nach Süden treibend, bis in das Passatgebiet gelangt und schließlich in Westindien ge strandet. Im Ganzen befinden sich au» der Gegend de» Nord- und Südäquatorialstromes 221 Flaschenpostzettel im Archiv der deutschen Seewarte, also 35 Pro«, des gesammten Materials. Zum größien Theile sind die betreffenden Flaschen von Dampfern der Hamburg.Südamerikanischen Dampfschifffahrts-Gesellschaft ausgeworfen, die jenes Gebiet im Osten von Nord nach Süd durchschneide-n. Fast an allen westindischen Küsten hat man solche Flaschen gefunden, ab«r während einige Gestade beson ders bevorzugt erscheinen, werden andere sehr selten von ihnen Aitzeigerr-Preis die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfg. Reklamen unter dem Redactionsstrich (4ge- spalten) 50/H, vor den Familiennachrichten (6gespalten) 40 Größere Schriften laut unserem Preis- verzeichniß. Tabellarischer und Ziffernsatz nach höherem Taris. i. v. i. o ». v i r> w.0p-5V w.cv'--7 >.v. ui>. z.v. Die Nationalliberalen ließen die Abneigung Du. Bosse s gegen dienstlichen „Aerger" nicht unbeanstandet. Sie hätte» sich bei dieser Gelegenheit auch erkundigen können, welcher ver antwortliche Munster den Kaiser informirt hatte, bevor der Monarch dem Weihbischof Schmitz in einem Dank telegramme mittheilen ließ, die Verhandlungen der jüngst abgehaltenen Generalversammlung des katholischen Vereins vom heiligen Lande seien von ihm, dem Kaiser, mit Inreress« verfolgt worden. Die ganze Fassung der Depesche laßt erkennen, daß das Interesse ein wohlgefälliges ist. Herr Weihbischof Schmitz hat aber auf jener Versammlung kleri kalen Blättern zufolge gesagt: „Wir erkennen es sogar als eine Nothwendigkeit an, daß der römische Stuhl einer einzigen christlichen Nation ein Proteclorat über das heilige Land zugesteht und es in Anspruch nimmt." Das ist gerade das, waS der Kaiser nicht zu dulden gedenkt. Der bayerische Finanzminister Frhr. v. Riedel bat bei einem vom päpstlichen Nuntius gegebenen Mahle ein Hoch auf den Papst als das „Ober haupt der gesammten Christenheit" anSgebracht. Darüber bat man sich um so mehr gewundert, als Frhr. v. Riedel Protestant und sogar ein Paslorssohn ist. Er hat sich aber nur versprochen. Es scheint, als ob solche romgefällige Cprechversehen in der Luft lägen. Schade, daß bei Diners keine stenographischen Berichte, die man hinterher corrigiren kann, ausgenommen werden. Dem „Reichsverweser" Lieber stößt die pöbelhafte Sprache, die er über ein für den Reichstag gemaltes Bild beliebte, unangenehm auf. Wie wir gesehen baben, verstehen die Münchner Künstler, ihre Berliner Fr«nde, die Dresdner Polytechniker nud der Architekt Schmitz, was Herr Lieber nicht versteht, nämlich Wucht mit Anstand zu paaren. Wie man auch über Stuck's Bild denken mag, so wie Lieber gethau, spricht man nickt über Kunstwerke, und der Zorn der Berufsgenossen Stuck'S und Wallot'S ist begreiflich. Dem CentrumSführer mag es ja erwünscht gewesen sein, einer pcrsoua iutzrutissimu etwas anzuhängen, aber dieser Erwägung sind die College« des ReichsiagSbaumcisterS natürlich nicht zugänglich. Der Vorwurf deS auf den Index gesetzten Bildes ist übrigens nichts weniger als anstößig. ES stellt die Jago nach dem Glücke dar und zeigt in manchen Tbeilen die Nichtigkeit dieses Jagens. Es ist sozusagen ein philosophisches Gemälde. Der Monat März ist aber der Philosophie im Reichstage besonders ungünstig. Filialen: ttto Klemm s Sortim. (Alfred Hahn), Universitütsstraße 3 (Paulinum), Laut» Lösche, Raktzarknenstr. 14, Part, und Königsplatz 7. Amtsblatt des Königlichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, des Natljes und Nolizei-Ämtes der Ltadt Leipzig. Bezugs-Preis kn der Hauptexpedition oder den im Stadt« tejirk und den Vororten errichteten AuS« gaoestellen ab geholt: vierteljährlich./l4.50, tri zweimaliger täglicher Zustellung ins Haus S.50. Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: vierteljährlich 6.—. Tirrcte tägliche Üreuzbandirndpng in» Ausland: monatlich 7.50. Härten in den äußeren Verhältnissen der Volksschulen zugleich der konfessionelle Charakter der Schulen, sowie die Rechte der Eltern und Gemeinden „erhalten und gesichert" werden sollen. Da» ist aber weniger, als von derselben Partei noch im vorigen Jahre gefordert worden ist. Damals hatte sie das Verlangen nach einem allgemeinem Schulgesetz ernenert. Mag man den Unterschied als einen nur formellen ansehen, die Tendenz beider Anträge durfte eine — pekuniäre sein. ES hört sich wunderschön an, wenn die „Kreuzztg." immer und immer wieder versichert, die materiellen Verhältnisse der Schule dürften nickt ohne gleichzeitige Ordnung der „idealen" geregelt werden. Der Satz gilt aber auch umgehrt: kein allgemeines Schulgesetz, keine Regelung der Schulunterhal- tungspslicht, d. h. Belassung eines Zustandes, der die großen Grundbesitzer des OstenS in unerhörter Weise privilegirt. DaS ist mindestens eine Compensation für den Entgang des „Ideales", das — nebenbei bemerkt — für sehr viele Eonservative kein Ideal ist. Es giebt denn doch auch in diesen Kreisen noch Politiker, die die gesetzliche Klerikalisirung der Schule nickt für ein Bollwerk gegen die Socialdemokratie ansehen, wie denn der Unterschied zwischen Religion und Kirchlichkeit nicht so sehr verkannt wird, wie eS die publi- cistische Benrtheilnng gewisser parlamentarischer Vor fälle der jüngsten Zeit glauben machen konnte. Im Reichstag hat ein Nationalliberaler den etwas ver schobenen Standpunkt wieder zurecht gerückt und im preußischen Abgeordnetenhause hat der neugewählte nationalliberale Abg. Hack en berg, ein evangelischer Geistlicher, in einer vortreff lichen, echte Friedensliebe athmenden Rede mit seltenem Er folge dargelegt, warum die religiösen Interessen des Katho- licismuS eine weitere Nachgiebigkeit des Staates gegen die katholische Hierarchie nicht erfordern und warum der Staat, wenn er ungeschwächt weiter bestehe» will, eine solche Nachgiebigkeit nicht zeigen darf. Herr vr. B o s s e freilich ist ganz anderer Ansicht; hatte er am Donnerstag den Culturkampf bedauert, so verurtheilte er am Freitag den Falt'schen Schulerlaß, der nicktS weiter ent hält als Schntzvorkehrnngen gegen staatsfeindliche Umtriebe von geistlichen Leitern des Religionsunterrichts. Für den Eultusmimster ist der Erlaß „keine Freude", sondern die Quelle von „allerlei Aerger". vr. Bosse bat nur noch keine „bessere Formulirung" gefunden, sonst gehörte die Falk'schc Anordnung schon zu den Cnlturkanipfruinen. Angesichts solcher ministerieller Ergebenheit kann daS Centrum bei aller Handelsfreudigkeit die gestrichenen Infanteristen getrost in der Tasche behalten. vsssoa i. v. t.0 n o. o. v. o o t. v. ». o. i.0. «. v. I. v I. v. >.«-t o. t. o. I. 0 eAark l.0. I. v Flaschenposten. Bon Carl Witte. Nachdruck verbeten. Es ist ein alter Sermannsbrauch, dem Meere in sicher ver schlossenen Flaschen Nachrichten anzuvertrauen, wenn in den Stunden der äußersten Gefahr der letzte Hoffnungsanker ge rissen ist, um Denen, die ein Interesse an dem Schicksal des Schiffes und seiner Besatzung haben, vielleicht auf diesem Wege Kunde davon geben zu können. Unzählige solcher Flaschen sind besonders seit dem Anfänge dieses Jahrhunderts auch ins Meer geworfen, die über die Richtung der großen Strömungen Zeugniß ablegen sollten, und vielleicht noch mehr von Passagieren aus Uebermuih oder Langeweile, zu keinem anderen Zweck als dem, d«n Wogen für irgend ein beliebiges Ziel einen schlechten öder guten Scherz zu überliefern. Aber wie selten hört Jemand wieder von einer solchen Post, die er über Bord geworfen hat! Vor einer Reihe von Jahren berichtet« vr. Georg Neumayer in Petermann's Mittheilungen (Jahrgang 1868), auf seinen ausgedehnten Seereisen sei es stets seine Gewohnheit gewesen, aller zwei Tage eine Flasch« mit einem Zettel, der Datum, Stunde, Ort und Verhältnisse genau besagte, wohl versiegelt ins Meer zu werfen; es wäre ihm jedoch keiner jener Zettel wieder zu Händen gekommen. Bei näherer Berücksichtigung der Umstände, die hier zusammenwirkten, dürfe man sich über diese Thatsachr nicht allzu sehr wundern. Man möge nur bedenken, welchen Gefahren ein so gebrechliches Fahr zeug ausgesetzt sei, wenn «S, von einer schwachen Triftströmung erfaßt, Jahrzehnte in den unbefahrenen Gewässern des Oceans kreise, auf sturmgepeitschten Wvyen, um vielleicht schließlich an einem Eisberg oder einer Felsenküste zu zerschellen. Und wenn auch eine solche Flasche, Dank einem günstigen Zufall, unver sehrt eine bewohnte Küste erreicht: wer bürgt dafür, daß sie dort überhaupt aufgefunden wird, oder auch dafür, daß sie nur einem halbcivilisirten Menschen in die Hände fällt, der ihre Bestimmung erkennen kann? Der langjährig« Diener vr. Neumayer's, der auf einem anderen Schiffe die Heimreise macht«, warf unterwegs auf die Anweisung seine» Herrn zwölf von diesem ausgefertigte Zettel in Flaschen über Bord. Davon erhielt vr. Neumayer einen nach Vorschrift ausgefllllten aus Australien wieder zurück, di« Flascht war an der Küste Victoria» aufgefunden worden. Der Diener hatte sie im Südatlantischcn Ocean in der Nähe des Cap Horn dem Meere übergeben; die kürzeste Entfernung ihrer wahrscheinlichen Route bi» zum Fundort beträgt 9600 Meilen. Sie legte dieselbe mit einer durchschnittlichen täglichen Geschwin- digkeit von neun Seemeilen zurück. In der zweiten Nummer de» 20. Jahrgange» der Mit- theilungen au» dem Archiv der deutschen Seewarte hat vr. Gerhard Schott einen lehrreichen Aufsatz über die Flaschenposten der deutschen Seewarte veröffentlicht. Unter den verschiedenen Mitteln, welche man anwendet, um Richtung und Geschwindig keit von Meeresströmungen festzustellen, hält er die Flaschenpost für eins der ältesten. Jedenfalls wurden schon seit dem Anfänge dieses Jahrhunderts Flaschenposten zu diesem Zweck ausgesandt, und zwar fast ausschließlich im Bereiche des Golfstromei. Be reit» im Jahre 1837 konnte Heinrich Berghaus al» der Erste in Deutschland im ersten Band« seiner „Allgemeinen Länder- und Völkerkunde" über 21 ihm bi» dahin bekannt geworden« Flaschen reisen berichten; er legte auch in seinem Physikalischen Alta» mehrere interessant« Flaschenposten kartographisch nieder, dar- Äus der Woche. Militärconflict in Sicht? Antwort: nein. ES muß zwar zugegeben werden, daß die Abgeordneten und Preßorgane, die am Donnerstag von „kritischen Ent- sckeidungen" zu sprechen anfingen, nickt aus der leeren Tonne berauS geredet haben, richtig haben sie die Situation dennoch nicht geschildert. Es wäre aber taktisch falsch, eine Auflösung deS Reichstag anzukündigen, etwa in der Annahme, daS Centrum hätte Neuwahlen zu fürchten. Die Umstände oder vielmehr die Geschichte der Militärvorlage recht fertigt eine solcke Furcht leider nicht. Das Crntrum bat in die Commission von der Regierungsfordernng 7006 Mann Infanterie gestrichen, gerade genug allerdings, um die Bewilligung überaus dürftig erscheinen zu lassen. Denn der Abstrich läßt die von allen Sachverständigen beklagte Schwäche der Bataillone bestehen, also einen Zustand, der bei der zwei jährigen Dienstzeit eine nicht geringe Gefahr für den Kriegs fall birgt. Bekanntlick war auch die Vermehrung der Melde reiter in der Commission verweigert worden. Dieser Be schluß wurde jedoch noch durch angewendeten Hochdruck rück gängig gemacht, einen Hochdruck, der das Interesse an der Insanterievermebrung in den Hintergrund getreten erscheinen lassen mußte. Wir dürfen und müssen es als Laien dahin gestellt sein lassen, welcher Verzicht für das Heer bedauerlicher war, der auf die Gesammtheit der verlangten Fußsoldaten oder der auf die Reiter. Waren beide Verständigungen gleich unentbehrlich, so hätte dies in der Commission von vornherein mit aller Entschieden heit geltend gemacht werden müssen, und das geschah nicht. Ist aber auf die Verstärkung der Infanterie das größte Gewicht zu legen, und das scheint der Fall zu sein, so hätte erwähnter Hochdruck für diese Waffengattung einsetzen müssen. Denn zweierlei war von Anbeginn deutlich erkenn bar: daS Centrum war, vielleicht aus Rücksicht auf seine agrarischen Mitglieder, entschlossen, wieder eine erhebliche Minderung eintreten zu lassen, und es war nicht minder ge neigt, dem lebhaftesten Wunsche der höchsten Stelle Rechnung zu tragen. Diese letztere Bereitwilligkeit bat man der Co"allerie zu Gute kommen lassen und wird nun die Consc- quenzen dieses Verfahrens tragen müssen. Mit dem an sich ganz richtigen Satze, daß das Centrum die Pflicht habe, daS Nothwendige überall gewähren zu helfen, ist in diesem Stadium der Angelegenheit nichts gethan; denn die klerikale Partei wird nun einmal von oben so behandelt, daß ihr die Möglichkeit, gnädig oder ungnädig zu sein, viel stärker zum Bewußtsein kommen muß, als ihre politische Verantwortung. Zudem — und daS ist vielleicht der entscheidende Punct — hat in zweiter CommissionSberathunz und nach der Schluß abstimmung der Commission die preußische KriegSverwaltung die FractionSvertreter nicht den Eindruck gewinnen lassen, als ob sie mit dem vom Centrum Gebotenen nicht auSzu- kommen vermöge. Herr v. Goßler bat sogar den über die Abstriche klagenden württembergischen Kriegsminister vor ver sammelter Commission getröstet. Die Verbreitung der ern steren Auffassung datirt erst vom Donnerstag Abend. Wir halten eS nicht für völlig ausgeschlossen; daß daS Centrum, vielleicht zwischen zweiter und dritter Plenarberathung, für weitere Bewilligungen gewonnen wird, die Drohung mit der NeichStagSauflösung wird aber nicht zum Ziele führen, weil eben die Regierung eS den Klerikalen zu leicht gemacht hat, ihr Verhalten vor dem Lande zu recklfertigen. ES ist kennzeichnend für die Lage, daß die „Germania" in den Vordergrund stellt, WaS ihre Partei verweigert hat, und nicht, WaS von ihr bewilligt worden ist. Bei früheren ähnlichen Gelegenheiten, namentlich auch beim SeptennatS- streit von 1886,87, hat die CentrnniSpublicistik daö Gegcn- theil für rathsam gehalten, das Eine wie das Andere in richtiger Erkenntniß der durch die Art der Vertretung der Gegenforderungen erzeugten Stimmung. Wie nun die endgiltige Entscheidung fallen mag, das Centrum wird nichts Anderes als daS ultramontane Interesse zu Nathe gezogen habe». Wenn der Abg. Friedberg im Abgcordnetenhausc darauf Hinweisen durste, daß die National liberalen im Reichstage ihrer Ueberzeugung gemäß für die Sicherheit des Reiches sorgen, obwohl hohe preußische Beamte die Partei bei den Wahlen zu schädigen sucken, so ist das ein Rnhm, den daS Centruin neidlos Andern überläßt. Auch die, wie ein stenographischer Bericht ergiebt, sehr energische Sprache, die der konservative v. Heydebrand u. d. Lass ebenso gegen die klerikale cko ut ckos-Politik geführt bat, rührt Herrn Lieber nicht. Ob diese Auseinandersetzung für längere Zeit daS Zustandekommen eines klerikal-konservativen Bündnisses hindern wird, bleibt abzuwarten. Jedenfalls sehen wir keinen Grund, die wiederholt ausgesprochene Meinung fallen zu lassen, daß eS die Mehrheit der preußischen Conservativen nach einem Schulgesetz L. la Zedlitz nicht sonderlich gelüstet. Die Conservativen baben zwar den freiconservativen Antrag, die Ver pflichtung zur Unterhaltung der öffentlichen Volksschulen allgemein den Gemeinden und Gutsbezirken aufzuerlegen, dahin „ergänzt", daß bri der Beseitigung der bestehenden unter ein« höchst merkwürdige, ja räthselhafte Trift, die, etwa 120 S««meilen südwestlich vom Cap Farcwell abgesandt, auf Teneriffa gefunden worden ist. Eine wirkliche Flaschenkarte für den Atlantischen Ocean hat zuerst der Engländer Becher ver öffentlicht, es standen ihm dazu schon 119 lediglich zu diesem wissenschaftlichen Zwecke der Stromuntersuchung ausgeworfene Flaschenzettel zur Verfügung. In späteren Jahren vervoll ständigt« er seine Flasck-enkarte mit Nachträgen, und wie vor sichtig und zurückhaltend man auch solck)« Triften beurtheiler. mag, so lassen sie doch, meint vr. Schott, in ihrem Zusammen hänge erkennen, daß unter gewissen Voraussetzungen sehr wohl recht nützliche Anschauungen über Strömungen durch solche Dar stellungen vermittelt werden. Trotz der Einwände, die auch von wissenschaftlicher Seite gegen die Brauchbarkeit der Flaschen posten für Strombestimmungen erhobt» worden sind, ist man in maßgebenden Kreisen zu der Ueberzeugung gelangt, daß mar. bei umfassenden Sammlungen solcher Triften unter gewissem Vorbehalt «ine Bereicherung unserer Kenntniß der Meeres strömungen aus ihnen schöpfen könne. Von dieser Erwägung geleitet, hat die deutsche Seewarte seit dem Jahre 1878 die Ausgabe vorgedruckter Flaschenpost zettel organisirt, damit die Schiffer, wie Ur. Schott schreibt, jeden Augenblick ein solcl)eS passendes Blatt, auf welchem nur wenige Zahlen und Daten nachzutragen sind, zur Hand haben. Alle wieder eingelaufenen Zettel, deren Zahl sich gegenwärtig auf über 600 beläuft, sind sorgfältig aufbewahrt. Natürlich hängt der Procentsatz der wiedergefundenen Flaschen von dem Ort ab, wo sie über Bord geworfen, und auch von der Be schaffenheit der Küsten, an die sie getrieben werden. Groß wird dieser Prveentfatz aus den oben angeführten Gründen auf weite Entfernungen wohl selten oder nie sein. Die Ryder'sche Expedition hatte im Jahre 1891 etwa 70 Flaschen, im folgenden Jahre 30 Flaschen ausgesetzt, von denen 3 resp. 2, im Ganzen also nur 5, oder 5 Proc., dem Absender wieder zugestellt wor den sind. Bis zum Jahr« 1890 gab die deutsche Seewarte nur For mulare in deutscher Sprache aus, seit jenem Zeitpunkt jedoch vielsprachige, auf denen auch vom Absender anzugeben ist, ob die Flasch« mit Sand beschwert wurde oder nicht. Man nahm an, daß eine mit Sand beschwerte Flasche tiefer ins Wasser eintauchen und somit dem Wind «in« geringere Fläche dar bieten werde, aber merkwürdiger Weis« hat nach dem jetzt vor- liegend«» Material irgend ein Unterschied zwischen beschwerten und nicht beschwerten Flaschen weder in Bezug auf Richtung, noch auf Geschwindigkeit der Trift erkannt werden können. Die einzige genügend« Erklärung für dies« Thatsachr liegt wohl in der Annahme, daß schon nicht beschwerte Flaschen tief genug eintauchen, um dem Winde eine kaum nennrnswerthe Angriffs fläche darzubieten. Htnzufüg«» wollen wir hier noch, daß seit dem Jahre 1891 auch die bei der Admiralität einlaufenden Zettel, welch« von Flaschenposten der Krieg»martne herstammen, der Seewart« übermittelt werden. Unter den im Besitz der letzteren befindlichen Originalen von Flaschenpostzetteln giebt es nur zw«i, die eine gleich große Ent fernung zurückgelegt haben, wie der ebenfalls im Archiv vor handene, vom Diener l)r. Neumayer'» beim Cap Horn aus gesetzt«. Bemerkenrwerth ist der eine dieser beiden Zettel besonders deshalb, weil zwischen seiner Abgang», und Fundzeit der längste Zwischenraum liegt, nämlich 35 Jahre. Derselbe wurde am 16. April 1842 im südlichen Indischen Ocean vom Schiffe „Norfolk" über Bord geworfen und am 13. Mai 1877 in der Nähe von Melbourne aufgefunden. Nicht weniger al» 70 Procent aller Flaschenposten, von denen
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