Suche löschen...
01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.03.1899
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1899-03-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18990303017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1899030301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1899030301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1899
- Monat1899-03
- Tag1899-03-03
- Monat1899-03
- Jahr1899
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
2. MM zum ÄWM TMblitt mi AWW Nr. >12, KeitU Z. Rirz MS. (MrW-AONbc.) . -. — Verein für Gemeinwohl zu Leipzig-West. s. Am Dienstag Abend hielt der Verein im Feksenkeller zu -Plagwitz seine Generalversammlung ab, die vom zweiten Vor sitzenden, Herrn Fabrikbesitzer Fr. Gontard, mit Begrüßung der Erschienenen eröffnet wurde. Der vom Schriftführer, Herrn Lehrer Hempel-Kleinzschocher, erstattete Jahresbericht Iaht erkennen, dah das ^gelaufene Jahr 1898 für den Verein im Allgemeinen ein ruhiges, nichtsdestoweniger aber ebenso arbeits reich gewesen ist, wie seine Vorgänger. Der Vorstand war theils durch die wirthschaftliche, theils auch durch die sociale Stellung des Vereins vielfach mit seinen Kräften engagirt, hat aber allezeit unentwegt das Ziel, welches sich der Verein bei seiner Gründung gesteckt hat, fest im Auge behalten und verfolgt, nämlich, durch die Veranstaltungen des Vereins für Gemeinwohl mitzuhelfen, daß die verschiedenen Schichten der Bevölkerung im Leipziger Westen sich gegenseitig näher treten und in gemein schaftlicher Thätigkeit sich kennen, verstehen und schützen lernen. Diesem Theile seiner Aufgabe dienten vorzugsweise di« von ihm veranstalteten Volksunterhaltungsabende, deren im vergangenen Jahre -drei stattgefunden haben, einer in Plagwitz und zwei in Kleinzschocher. An allen Abenden wurde nur Treff liches geleistet, sowohl bezüglich der Vorträge über allgemeine oder wissenschaftliche Fragen, als auch in Bezug auf die künst lerischen Darbietungen. Der Vorstand weiß allen Mitwirkenden für ihre Hingabe, für ihre Leistungen Dank und fühlt sich be sonders noch Denjenigen gegenüber diesen öffentlich auszusprechen verpflichtet, die auch in dem abgelaufenen Jahre wieder uneigen nützig ihre Kraft und ihr schönes Können in den Dienst der All gemeinheit gestellt -haben. Noch mehr aber kann man erfreut darüber sein, daß die Zusammensetzung der Besucher an diesen Abenden der Auffassung des Vereinsvorstandes völlig entsprach, daß nämlich alle Kreise und Schichten der Bevölkerung an ihnen theilnahmen, der Arbeitgeber mit seinem Arbeiter, der Reiche neben dem Minderbemittelten. Ein Genuß, den der Vorstand bisher alljährlich zu bieten in der Lage war, mußte im ab gelaufenen Winter unterbleiben, der Besuch einer Theatervorstellung, wie solche bisher im Carola- Theater zu dem billigen Eintrittspreise von 10 den Freunden des Vereins geboten wurde. Beabsichtigt war solch' Abend auch für dieses Jahr, mit Unterstützung des Herrn Director Stägemann; indeß war die Ausfühning des Planes infolge verschiedener Umstände nicht angängig; der Verein wird jedoch im nächsten Winter das Versäumte nachholrn. Die vom „Verein fiic Gemeimvohl Leipzig-West" ins Leben gerufene und mit mancherlei Schwierigkeiten gehaltene öffentliche Volks bibliothek, die sich in Lindenau, Gartenstraße 28, befindet, ist in den Besitz und in die Verwaltung des „Vereins für öffent liche Lesezimmer zu Leipzig" übergcgangen und hat nach dem Urthcil der Leiter derselben ein« recht hübsche Entwickelung hin sichtlich des Bücherbestandes, wie -der Besucherzahl erfahren. Tagesblätter, wie eine ansehnliche Bibliothek, die im vergangenen Jahre manchen dankenswerten Zuwachs erhalten hat, stehen jedem Lesefreunde unentgeltlich zur Verfügung. — Die hochent wickelte Industrie des Leipziger Westens klagt vielfach über Mangel an Arbeitskräften, welche eine über das allgemeine Ziel der Fortbildungsschule hinausgehende zeichnerische Fertigkeit be sitzen. Bereits im vorigen Jahre ist die Frage zur Sprache ge kommen, und der Verein hatte beschlossen, besondere Zeichen curse für junge, der Fortbildungs schule entwachsene Leute einzuführen. Leider haben die in Verfolg dieses Beschlusses eingeleiteten Schritte noch nicht zu deni gewünschten Resultate geführt, doch werden die Verhandlungen mit dem Rathe der Stadt Leipzig in dieser Sache wieder ausgenommen werden. Der Verein hat in dem letzten Jahre zahlreiche neue Mitglieder erworben und zählt zur Zeit 124; doch auch Verluste hat er zu verzeichnen. Der Tod entriß ihm sein treues Vorstandsmitglied Franz Wönig, dem der Vorstand in Dankbarkeit einen Kranz auf das Grab legte. Die Versammlung sagte dem Schriftführer herz lichen Dank für seinen Bericht, nahm sodann Kenntniß von dem Vortrage des Cassirers, der die Cassenvevhältnisse dahin specialisirte, daß Einnahmen und Ausgaben des Vereins im abgelaufenen Jahre mit etwa 800 ck/ balancirten, der Ver mögensbestand zur Zeit aber aus einem Sparkassenbuch über 400 und etwa 260 baar sich zusammensetze, so daß die laufenden Verbindlichkeiten glatt regulirt werden können. Di« vorgenommenen Wahlen ergaben die Wiederwahl der ausscheidenden Herren Gontard, Hempel, Pache, Körner, Schilde, 71r. Klee, Werner, Heilemann, Weichelt, Wolff, Michaelis, Tillich, Brettschneider, Wähner und die Neuwahl -der Herren Colditz, Kunhe, Schmidt. — Der nächsteVortraqsabend findet am 18. März statt. Darauf schloß der erste Vorsitzende, Herr Stadtverordneter Körner, die Generalversammlung. Thoma-ÄussteUung in Berlin. Der in diesem Jahre eröffnete, intim eingerichtet« Kunst salon von Bruno und Paul Cassirer in Berlin hat eine reich haltig« und umfangreiche Ausstellung von Werken Hans Thoma's veranstaltet, die lehrreiche Einblicke in die Ent wickelung des Künstlers erlaubt. Von den hier vereinigten Werken, di« bis in di« 60er Jahre zurückreichen, zeigen die älteren, wie das „Geflügel fütternde Mädchen" von 1870 und di« „Balgenden Jungen" von 1872, Thoma mit großem Ernste bemüht, die Erscheinungen mit gewissenhafter Treue wieder zugeben; sein Stil ist hier beinahe ängstlich, seine Individualität noch wenig entwickelt. Eine schöne Arbeit dieser Frühperiode ist der 1872 entstandene „Rheinfall bei Schaffhausen", eine vor nehm und charakteristisch geschilderte Landschaft. Später, unter dem Einflüsse der älteren deutschen Meister und Böcklin's, findet Thoma seinen eigenen Stil, und es entstehen nun die kuschen Märchen und sinnigen Fabeln, die treuherzigen Ritter, die liebenswürdigen Kinder und Engel, di« nachdenklichen Tritonen und die drolligen Faune, die für sein Lebenswerk so charak teristisch sind. Den feurigen brausenden Trank des vollen glühenden Lebens, der Meister Böcklin's Werke inspirirt hat, hat ihm die Muse nicht gereicht; er ist eine stille, in sich ge kehrte, fast scheue Künstlernatur, und sein Schaffen macht den Eindruck, als ob von vielen Keimen seines Wesens nur wenigen Entwickelung gegönnt worden sei. Ein Hauch der Wehmuth, der Entsagung vielleicht, liegt über den meisten seiner Arbeiten, wie ein Zug des Leidens auch seinem guten deutschen Gesichte ausgeprägt ist; und auch sein Humor zeigt mehr das leise Lächeln Dessen, der überwunden hat. Er ist aber sich selbst getreu geblieben in seinem Ernste und in seiner Treue. Wie wir ihn in seinen Frühwerken voller Ehrfurcht und Andacht vor Menschen und Dingen stehen sehen, mit Eifer bemüht, Gottes Schöpfung mit seinem Pinsel frstzuhalten, so hat er sein ganzes Leben lang das Gefühl frommer Scheu vo-r den Geheimnissen der Natur- und der Menschenwelt bewahrt, sich ihnen stets mit inniger Hingabe gewidmet, nie über sie gewitzelt, nie sie pikant oder im landläufig schlechten Sinne interessant machen wollen; und auch die von ihm geschaffenen Menschenkinder tragen diesen Zug keuscher Frömmigkeit und reinen Wesens. Seine schlichten Landschaften kann nur der verstehen, der die Natur in all ihren Erscheinungsformen um ihrer selbst willen liebt; wie viele „geist reiche" und „flotte" moderne Landschaften verrathen aber neben ihnen ihre seelische Armuth. — Lange unverstanden und verkannt, ist Thoma jetzt fast Mode geworden, weil man jetzt der Ab wechselung halber wieder einmal alles Primitive und dem Primi tiven Verwandte bevorzugt. Aber über die Mod« hinaus wird er Geltung behalten. Denn auch von der Kunst gilt, daß sie nur eine tönende Schelle ist, wenn sie die Liebe nicht hat. Es ist der Krebsschaden unserer modernsten Kunst, daß aus ihrer gewandten — fast erschreckend gewandten — Sprache keine wahre Lieb« zur Natur tönt. Thoma ober hat der Liebe; und mögen ihn viele als Maler übertreffen, der menschliche Werth bleibt doch auf di« Dauer auch in der Kunst bestimmend. vr. Albert Dresdner. Sterblichkeits- und Gesundheitsverhältnisse. Nach den Veröffentlichungen des kaiserlichen Gesundheitsamtes sind in der Zeit vom 12. bis 18. Februar er. von je 1000 Einwohnern, aus das Jahr berechnet, als gestorben gemeldet: in Berlin 17.5, in Charlottenburg 17,8, in Breslau33,7, in Köln 23,1, in Königs berg 31,3, in Franksurt a. M. 15,3, in Wiesbaden 22,4, in Hannover 16,4, in Magdeburg 19,6, in Stettin 21,2, in Altona 14.3, in Straßburg 23,4, in Metz 15,0, in München 23,2, in Nürn» berg 23,5, in Augsburg 27,0, in Dresden 21,1, in Leipzig 16,7, in Stuttgart 14,9, in Karlsruhe 19,3, in Braunschweig 23,2, in Hamburg 17,8, in Wien 25,6, in Pest 27,4, in Prag 30,6, in Triest 19,4, in Krakau 39,1, in Amsterdam 13,8, in Ant werpen 24,8, in Brüssel 24,3, in Lyon 22,1, in Paris 20,4, in London 19.3, in Glasgow 32,0, in Livervool 27,9, in Dublin 27,3, in Edin- bürg 25,7, in Kopenhagen 29,7, in Stockholm 34,8, in Christiania 26.6, in Petersburg 27,7, in Moskau 24,5, in Odessa 19,8, in Warschau 23F, in Rom 23,7, in Venedig 28,8, in New Bork 18,2, in Philadelphia 21,1. Auch in dieser Woche war der Gesundheitsstand in den meisten Großstädten Europas kein so günstiger wie in den vorangegangenen Wochen, auch wurden aus vielen Orten, namentlich aus den nord europäischen, höhere Sterblichkeitszahlen als auS den Vorwochen mitgetheilt. An den meisten Orten kamen in Folge des Witterungs umschlages acute Entzündungen der Athmungsorgane in gesteigerter Zahl zum Vorschein und endeten auch zahlreicher mit dem Tode. Auch trat in vielen Orten Influenza in heftigerer Weise auf und führte in größerer Zahl zum Tode. Mehrfache Todesfälle an Influenza wurden aus Posen 2, aus Altona, Bremen, Hamburg, Lübeck, Münster, Würzburg je 3, aus Franksurt a. O., Leipzig und Moskau je 4, aus Petersburg 6, aus Braunschweig, Köln und Kopenhagen je 7, aus Paris 5, aus Wien 9, aus Stock holm 12, aus Berlin 15, aus Breslau 14, aus New Bork 45, aus London 74 mitgetheilt. — Acute Darmkrankheiten zeigten sich gleichfalls häufiger als Todesursachen und war die Zahl der Todes fälle an diesen Krankheitsformen in Aachen, Berlin, Breslau, Königsberg, Magdeburg, München, Straßburg i. E. u. a. gesteigert, in anderen Orten, darunter in Dresdeu, Leipzig, London, Peters burg vermindert. Die Betheiligung des Säuglingsalters an der Gesammtsterblichkeit war vielfach erböht; von je 10000 Lebenden starben, auf das Jahr berechnet, in Berlin 48, in Leipzig 43, in München 81 Säuglinge. — Einer sehr geringen Sterblichkeit von noch nicht 15,0 per Mille erfreuten sich Altona, Barn- berg, Barmen, Bielefeld, Brandenburg, Darmstadt, Erfurt, Kassel, Kiel, Koblenz, Remscheid, Schöneberg, Stuttgart, Ulm, Amsterdam. Günstig (unter 20,0 per Mlle) blieb die Sterb lichkeit in Berlin, Bremen, Charlottenburg, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a,'M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe, Leipzig, Mägde- bürg, Mannheim, Metz, London, Odessa, Triest, New Bork u. a. und war auch in Aachen, Danzig, Dresden, Stettin, Wiesbaden, Paris, Lyon u. a. eine mäßig hohe (etwas über 20,0 per Mille). In Bochum und Gleiwitz stieg unter den deutschen Städten die Sterblichkeit-ziffer über 35,0 per Mill« und Jahr. — In Kulkutta erlagen in dec Zeit vom 8. bis 11. Januar 65 Personen der Cholera; in Bangkok (Siam) sind in der ersten Hälfte des Januar mehrere Cholerasälle vorgekommen. An Pest starben in Kalkutta in der oben angegebenen Zeit 3, in Tamatave (Madagaskar) in der Zeit vom 16. bis 24. Januar 8 Personen; auch in Port Louis (Mauritius) sind bis 25. Januar mehrere peftverdächtige Fälle vor gekommen. In Vera Cruz gelangten in der Zeit vom 6. bis 12. Januar 4 Todesfälle an Gelbfieber zur Anzeige. — Von den bei uns häufiger auftretenden Infektionskrankheiten wurden Todesfälle an Masern und Typhus zahlreicher, an Scharlach, Diphtherie, Keuchhusten und Pocken seltener als ia der Vorwoche mitgetheilt. — So waren Sterbesälle an Masern in Magdeburg, Brüssel, Pest, Krakau, London, Petersburg, Venedig, Wien, New Dork gesteigert, in Berlin, Glasgow, Kopenhagen, Paris, Prag vermindert. Erkrankungen blieben aber immer noch in Pest, Edinburg, Kopen hagen, Petersburg, Wien, New Dock und in den Regierungsbezirken Düsseldorf, Königsberg, Posen, Trier u. a. häufig. — Das Schorlachfieber forderte in Berlin, Pest, Glasgow, Kopenhagen, Prag, Wien mehr, dagegen in Breslau, Antwerpen, London, Moskau, Paris, Petersburg, Warschau, New Bork weniger Opfer. Erkan- kungen waren in Berlin, BreSlau, Pest, Edinburg, Kopenhagen, London, Petersburg n. a. O. sehr zahlreich. — Die Sterblichkeit an Diphtherie und Croup blieb meist nur eine niedrige, wie in Berlin, Breslau, Hamburg, Leipzig, München, Pest, Kopenhagen, Odessa, Paris, Prag, Moskau, Petersburg, Warschau. Auch in London, Wien und New Bork hat sie ab-, dagegen in Dortmund, Dresden, Stettin, Stockholm, Venedig zugenommen. — Todesfälle an Unterleibstyphus waren in Pest, Paris, Petersburg, New Bork gesteigert. In einem Vororte Prags (Liebau) ist nm Mitte Februar der Flecktyphus ausgebrochen; auch in mehreren Ort schaften Böhmens, sowie in Prag selbst sind verdächtige Fälle zur Anzeige gekommen. Aus Kopenhagen wurden 2, aus New Bork 6 Todesfälle au Genickstarre, aus Breslau 1 Erkrankung an Milzbrand gemeldet. Todesfälle an Pocken blieben meist ver- einzelt, nur aus Moskau wurden 3 Sterbefälle an Pocken mit getheilt. Vermischtes. --- Altenburg, 2. März. Wieder ist von einem zuge wanderten schlesischen Grubenarbeiter, Namens Thamm aus Schlesien, ein freventliches Verbrechen verübt worden. Diesmal hatte sich der Verbrecher ein 15jährigeS Dienst mädchen auSersehcn, welches bei den Eltern in Wildenhain gewesen war und auf dem Heimwege den Luckaer Forst durchqueren mußte. Dort überfiel der Schurke, welcher dem Mädchen auf dem Rade nachgeeilt war, sein Opfer. Wenn die „Altenburger Zeitung" nicht falsch unterrichtet ist, so ist der Verbrecher bereits verhaftet worden und sitzt im hiesigen LandgerichtSgefängniß sicher hinter Schloß und Riegel. — Der als Sachsengänger in die hiesige Gegend verschlagene Pole Emanuel Piontkowitz, zuletzt im Nachbar orte Rasephas wohnhaft, welcher sich am Reformationsfeste in viehischer Weise an dem 10 jährigen Schulmädchen Olga Vogel aus Untermolbitz verging und dessen Tod verschuldete, ist vom Geraer Schwurgericht wegen dieses Verbrechens mit lebenslänglichem Zuchthaus bestraft worden. -8- Halle a. S., 1. März. Zm hiesigen Variete Apollo-Theater, das sich beim Publicum immer mehr und mehr einführt, trat vorgestern Abend der berühmte Fechter Professor Sullivan mit seinem Partner, dem Fecht lehrer Lehmann-Jena, zum EntscheidunzSkampf aus Degen (italienische KampfeSweise mit Avanciren und Retiriren) und FloretS aus. Mr. Sullivan blieb in beiden Fällen Sieger, wenn es ihm auch nicht leicht gemacht wurde, denn Herr Lehmann ist ein acceptabler Gegner. — Baron Renier, der Begründer von „Rruter's Bureau", ist, wie schon kurz berichtet wurde, im Alter von 78 Jahren g e - storben. Julius Reuter war ein Lolkmacko man. In Cassel geboren, lernte er das Bankgeschäft und den Buchhandel und kam im Jahre 1847 als Buchhändler nach Berkin. Zwei Jahre später ging der damals Achtundzwanzigjährige nach Paris und cor- respondirte von dort für deutsche Zeitungen. Als die preußische Regierung kurze Zeit darauf die Telegraphenlinie Aachen-Berlin l dem Privatverkehr freigab, verlegt« Reuter seinen Wohnsitz nach I Aachen, ließ sich durch Brieftauben von Paris und Brüssel Eilnachrichten kommen und telegraphirt« sie auf der neuen Linie I an die deutschen Zeitungen und Bankgeschäfte. Im Jahre 1851 I verlegte Reuter seine Bureaus nach London und von da an wuchs i das Unternehmen immer mehr. Reuter's Depeschenbureau grün- I dete in Indien, China, Canada und in fast allen anderen Ländern I der Welt Zweiganstaltrn. Während des amerikanischen Bürger- I krieges unterhielt Reuter eine eigene Telegraphenlinie zwischen I Cork und Crookhaven. Im Jahre 1865 wurde das große Unier- I nehmen in eine Aktiengesellschaft umgewandelt, an deren Spitze I noch jetzt Reuter's Sohn, Baron Herbert Reuter, steht. 1871 gründete die Reuter'sche Aktiengesellschaft, die inzwischen das erste submarine Kabel zwischen Frankreich und Nordamerika ge legt hatte, unter Mitwirkung des Hofrathes Albert ein Con- currenzunternehmen zu „Wolff's Bureau". Die Familie Reuter wurde im Jahre 1871 von dem Herzog Ernst von Sachsen- Coburg-Gotha geadelt. ----- Baler und Lohn. Durch Erkenntniß des Oberlandesge richts in Breslau ist dem jungen Grafen Blücher von Wahlstatt eine ihm von seinem Vater zu zahlende jährlich« Alimentation von 10 000 Mark zugesprochen worden. Dem Be richt der „Brest. Ztg." sind folgende Einzelheiten zu entnehmen: Der Referendar Graf Gustav Blücher v. Wahlstatt klagt« gegen seinen Vater, den Fürsten Blücher von Wahlstatt, wegen Äli- mcntationsanspruchs. Der erste Civilsenat des Oberlandesge richts hat den Beklagten verurtheilt, seinem Sohne, dem Grafen Gustav Blücher von Wahlstatt, so lange derselbe nicht selbst für seinen standesgemäßen Unterhalt sorgen kann, jährlich 10 000 Mark zu zahlen. Der Beklagte, Fürst Blücher, welcher em Nach komme des ruhmreichen preußischen Feldmarschalls Blücher von Wahlstatt ist, lebt seit einer Reihe von Jahren in England, er ist aus dem preußischen Unterthanenverbande ausgeschieden und k^sitzt nur noch die Reichsangehörigkeit von Elsaß-Lothringen, ohne sich jedoch dort aufzuhalten. Außer der Einnahme des Majorats Krieblowitz, welche jährlich 80 000 Mark ergiebt, be sitzt Fürst Blücher ein Vermögen von 10 Millionen Mark sowie die Insel Herrn im Canal. Um seinem Sohn«, dem klagenden Gustav Blücher, den Eintritt in die preußisch« Arme« oder den preußischen Staatsdienst, den der Vater nicht wünschte, unmög lich zu machen, verpflichtete er denselben, die ihm gewährten Ali mentationsgelder jedes Quartal in London an einer bestimmten Zahlstelle persönlich abzuholen, anderenfalls ihm dieselben ver loren gehen. Da eine so häufige Reise zur Abholung dicse- Geldes mit dem dienstlichen Interesse sowohl bei der Armer w e im Staatsdienste nicht zu vereinbaren ist, so war es dem Kläger nicht möglich, sich dem Staatsdienste zu widmen. Nach der Ent scheidung des Oberlandesgerichts hat aber Kläger seinen Stan- desinteressen nach ein Recht, sich dem vaterländischen Staats dienste zu widmen. Hierzu bedarf er Sustentationsgelder, die nicht an derartige Bedingungen geknüpft sind, die als contra bonos moros gelten müßten. — Auch mit seinem älieren Sohne, dem in Südafrika lebenden Grafen Gebhard Blücher v. Wahl statt, lebt Fürst Blücher im Conflict. Graf Gebhard Blücher hatte z. B. gegen seinen Vater eine Forderung von 5000 Mark rechtsgiltig erstritten, und da der Betrag nicht gezahlt wurde, ward in Krieblowitz der historische Wagen des Kaisers Napo leon I., in welchem derselbe nach der Schlacht bei Waterloo ge fangen wurde, gepfändst, worauf erst die Zahlung erfolgt«. Die Höh« der Sustentaiionsgeldcr für den Grafen Gustav Blücher im Betrage von 10 000 Mark jährlich wurde deshalb so hoch be messen, weil ihm sein Vater diesen Betrag zugesichert hatte für den Fall, daß er sich seinen Wünschen unterwerfen werde. — Rostock, 1. März. Mecklenburg beherbergt jetzt einen L e p r a k r a n k e n; es ist der Kaufmann B., der vor etwa 18 Jahren nach Südamerika auswanderte und dort ein anschn liches Vermögen sich durch kaufmännische Unternehmungen er warb. Aber sein stetig wachsender Wohlstand bereitete ihm wenia Freude, er fühlte sich seit langen Jahren krank. Die Aerzk, die er in Südamerika befragte, ließen ihn über die Natur seines Leidens im Unklaren. Die schreckliche Gewißheit, woran er litt, sollte ihm erst werden, als er vor zwei Jahren nach Deutschland zurückkehrte und in Berlin einen hervorragenden Specialarzt für Hautkrankheiten aufsuchte. Da erfuhr er, daß er an Aussatz nn heilbar erkrankt war. Der Unglückliche reiste nach Montevideo zurück, aber die Sehnsucht nach der Heimath zog ihn gar bald wieder über den Ocean. Am 13. Juli 1898 siedelte er nach Rostock mit der Absicht und dem Wunsche über, in Mecklenburg ferner zu bleiben. Der Rostocker Arzt, der B. behandelte, meldet: den Leprafall bei dem hiesigen Physikate und dem Polizeiamt: an. Auf diese Weise kam der Fall zur Kenntniß d:s groß herzoglichen Medicinalministeriums, das nach Anhörung des Physikats und der großherwglichen Medicinalcommission dem Kaufmann B. gestattete, sich in dem Dorfe Gehlsrorf bei Rostock ein vereinzelt liegendes Haus zukaufen und in diesem zu wohnen. Von der zuständigen Behörde in dem Dorfe sind weitgehende Vorsichtsmaßregeln getroffen worden, um eine Ansteckung zu ver hindern. Der Patient, der die gewissenhafte Befolgung der ihm ertheilten Verhaltungsmaßregeln verheißen hat und die Un- heilbarkeit seines Leidens, sowie die Ansteckungsgefahr kennt, b: wohnt mit seinem Bruder die obere Etage des Hauses, wäbrcnd die Räume im Erdgeschoß der Mutter des Kranken und einem Dienstmädchen zur Wohnung dienen. Die Umgebung des Kranken ist über die Ansteckungsgefahr genau unterrichtet worden und vermeidet daher peinlich jede directe Berührung mit ihm. (Voss. Ztg.) -s- Rastatt -Badeni, 28. Februar. Der Musketier Puch der 7. Eompagnie des I. Rheinischen Jnsanterie-RcgimcnIS Nr. 25 «von Lützow), ein unverbesserlicher, oft vor bestrafter Festungsgefangener, welcher noch 2 Jahre zu ver büßen hatte, wurde mit noch einem Gefangenen am Sonn abend nach dem Lazarcth zwecks Untersuchung gebracht. Aui dem Rücktransport versuchte er feinen Führern, einem Ser- t I'elepbon 3488. KkllMm-, Imiis- Ml! MdMsts-KeMMkii, MlMMII, kMM, küMllM-HM. llokgAlMtvrjv-, KIL8-, 8ttziilgut u. kyrMM-llrmrM. MllkI- unü jMniüe-WiMkli — keke-AMel eie. in äer denkbar §rö88tsn ^U8wakl in allen krei8la§en. Känuntliebe Oe^enstanäe eignen sieb xu Oesobenken iur Oolexenbeit. GM" SvrvorrLßollävs svdo»svortdv8 SorrodLftsLLw. —WG
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder