Eine Rede Gustav Adolfs nach dem Sieg bei Breitenfeld. Von Franz Blanckmeister. Es war am 14. September 1631, wenige Tage nach der Schlacht bei Breitenfeld, dass Gustav Adolf, froh des errungenen Siegs, mit seinem Gefolge beim Mahle sass. Zwei Fürsten von Anhalt hatten sich dazu eingefunden, Herzog August und Christian II. Auch Kurfürst Johann Georg I. von Sachsen kam; Gustav Adolf ritt ihm entgegen und brachte ihn selbst ins „Losament“. Es war eine grosse, glänzende Tafelrunde. Man redete, wie natürlich, von nichts anderem als von dem entscheidenden Tage, an dem der stolze Tilly mit seinem Heere geschlagen war und die Sache des Evangeliums so grosse Triumphe erfochten hatte. Gustav Adolf, „eine schöne, gerade, heroische Person, schöner Präsenz und Ansehens, sanftmütig, leutselig und gravitätisch, ein Spiegel aller Tu genden“, war sehr „jovialisch“ und führte schöne Diskurse über der Tafel. Der Kurfürst sass melancholisch da und redete wenig. Man trank deutschen Wein bis um Mitter nacht. Da ergriff der König noch einmal das Wort zu längerer Rede und sprach sich im Freundeskreise offen über die Pläne und Ziele aus, die er mit seinem Zuge nach Deutschland verfolgte, und die Offiziere und Fürsten lauschten den beredten Worten des Helden bis nach 2 Uhr des Morgens. Von diesem denkwürdigen Abend und den dabei ge führten Diskursen Gustav Adolfs ist die ausführliche Schilde rung eines Augenzeugen auf uns gekommen. Fürst Christian II. selbst ist es, dem wir sie verdanken, der Gast an Gustav Adolfs Tisch. Er hat ein genaues Tagebuch über seine Er lebnisse im Dreissigjährigen Krieg geführt, das im Staats archiv zu Zerbst aufbewahrt liegt. Aus diesem Tagebuch hat Archivrat Dr. Wäschke in Zerbst im 1. Heft des 5. Jahr gangs der „Zeitschrift des Vereins für Kirchengeschichte der