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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.08.1896
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1896-08-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18960803025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1896080302
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1896080302
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1896
- Monat1896-08
- Tag1896-08-03
- Monat1896-08
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Sttheileu ekanntcr Pasch ei. Als lbe mit :tzt und wurden gen den heftiger davon- te einige Schleife Uhr der Cottduä Nchrcrc rl nicht i einem Haichau i)er Tot schlichen ang der >fer fiel, cutscheu ns drei uer er- :n, weil ne Ver- haben, orte die . Der Chang wn den lg wird !M daS rn dem tO Ein- eußercu n bem- g traf rhnhofe m dem , nach- Mayor icekvnig i-Hung- z nach i m e n t h nach listen - gte der leit auf te zur üchtung Com- wclchc rrschen, :icht bc- , Berg- Tarife ündigeu iystems, Rechter, Nwerk- noth- Stärle Gewerk lindern, gegen- llungcn n all- d weist ecö all- gorität, rhenden >ter den rabake- atischen jedoch :rlangt, ! faßte sowohl >eitötag t, der vitter i. Ein ersonen nehrerd lua ist iuzessin we ist kaiser wgorod ist ein verübt fassung er'schcn rlcke in uffwrtc, welche bisher 'chieden ng eine n über oerden. avaS".) > klion lstlichen re von edonien Piräus er'schen letzten >. Die sta de ren Ke rn, da ischen blossen, chalten. iipzig. ripji^ Die Morgen-tzste-gabe erscheint um '/,7 Uhr. di« Abend-Ausgabe Wochentags nm 5 Uhr. Filialen: vtt« Klemm » Sortim. (Alfred Haha). Universitätsstraße 3 (Panlinum), Louis Lösche, KatharMenstr. 14. pari, und Könlg-vlah 7, NeLaction ««- Lrpe-itton: Aohannesgaffe 8. Die Lrpevttion ist Wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis Abends 7 Uhr. BezrrgS»PreiS >» der Hauptexpedttton oder den im Stadt» beetrk und den Bororten errichteten Aus gabestellen abgebolt: vierteljährlich^4^0, bei zweimaliger täglicher Zustellung ins Lau» LckO. Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: viertehahrltch ^l . Direkte tägliche Kreuzbandsenduug ins Ausland: monatlich 7ckO. Abend-Ausgabe. nxzMrIllgMatt Anzeiger. Nmtsbkatt -es Königlichen Land- «n- Amtsgerichtes Leipzig, -es Rathes «n- Notizei-Ämtes -er Lta-t Leipzig. die -gespaltene Prtitzeile »0 Pfg. Reclameu unter dem«edattionsstrich (4ae- Walten) bO-ij, vor den Famtlirunachrichtea (6 gespalten) 40^. Größere Schriften laut unserem Preis- verzrichniß. Tabellarischer und Zissernsa- nach höherem Tarif. c> > ,, Extra-v ei la, rn (gefalzt), nut mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbeförderung ^l W.—, mit Postbeförderung 70.—. Annahmeschluß für Anzeigen: Abend-Ausgab«: vormittag« 10 Uhr. Marge »-Ausgabe: Nachmittags -Uhr. Sei den Filialen uud Annahmestellen je et« halbe Stunde früher. Anzeige» sind stet« an di« Expedition zu richten. Druck und Verlag von L. P olz in Leipzig ^-391. Montag den 3. August 1896. 99. Jahrgang. Politische Tagesschau. * Leipzig, 3. August. Ein leitendes Blatt der CentrumSpartei, die „Germania", macht im ultramontanen Interesse einen Versuch zur Unter grabung der Schulzucht, dessen Frivolität nicht leicht seines Gleichen hat. Das genannte Blatt erzählt seinen Lesern folgende Geschichte „auS den vierziger Jahren", die sich „irgendwo im Rheinlande" zugetragen haben soll: „Ein Lehrer (Protestant, getaufter Jude), der in der französischen Stunde die I^ettres xrovencial68 von Pascal behandelt, bedient sich dabei einiger Ausdrücke gegen den Jesuitenorden. Da erhebt sich ein Schüler: er wolle darauf auf merksam machen, daß französische Literaturgeschichte vorzutragen sei und daß er sich die nicht dahin ge hörenden Beschimpfungen der Jesuiten ausdrücklich ver bitte. Allgemeine Bestürzung bei Lehrer und Schülern. Als ersterer sich gefaßt hatte, gab er dem Schüler auf, um 12 Uhr nach Schluß des Unterrichts in der Classe auf ihn zu warten. Darauf wurde der Unterricht, nicht aber die Beschimpfung der Jesuiten, fortgesetzt. Um l2 Uhr ent wickelte sich dann zwischen Lehrer unv Schüler ungefähr folgende Unterhaltung: Lehrer: „Weißt Du auch wohl, was Du heute in der französischen Stunde gethan hast?" Schüler: „Ich habe mir Ihre Schmähungen gegen den Jesuitenorden verbeten, den ich um seiner selbst willen und als eine Einrichtung der katholischen Kirche liebe und ehre, und ich werde das jedesmal wiederholen, wenn Sie iu Zu kunft Aehnliches Vorbringen." Lehrer: „Ich werde dem Director die Sache vortragen." Schüler: „Ich würde schon nach dem Unterricht zu demselben gegangen sein, wenn Sie mir nicht aufgegeben hätten, «sie hier zu erwarten." Lehrer: „Ich werde Dich vor die Conferenz bringen." Schüler: „Ich verlange, vor die Conferenz gestellt zu werden, damit ich erfahre, ob ich mir als Katholik dergleichen hier in der Schule gefallen lassen muß." Damit endete die Unterredung und auch der Zwischenfall. Der Lehrer schwieg und auch der Schüler schwieg, zu mal Ersterer sich von da ab niemals wieder Aehn liches erlaubte. Unangenehme Folgen für den Schüler hat der Fall nicht nach sich gezogen, eS würde demselben auch nicht die Energie gefehlt haben, diese Folgen abzuwehren und eventuell die Schule zu verlassen, dann aber sicher nicht schweigend, obschon es damals nur wenige Zeitungen gab. Unter Umständen ist Selbsthilfe das einfachste, kürzeste und wirksamste Verfahren, auch in einer Zeit, wo der Erfolg immer auch das Reckt auf seiner Seite hat. Man sage und nicht, das heiße die Schüler zur Auflehnung gegen die Autorität anreizen. Wir entgegnen: Eine Autorität, die ihr Recht mißbraucht, verwirkt ihre Rechte." — So die „Germania". Also ein Lehrer, der Pascal'S ,^<zttr68 provencmlo8" behandelt, darf sich nicht unterstehen, dabei „einiger Ausdrücke gegen den Jesuitenorden" sich zu bediene» I Wohl gemerkt: einiger Ausdrücke, gleich viel, ob sie ruhig, sachlich, zurückhaltend sind oder nicht. Gewissenloser kann die directe Auflehnung der Schüler gegen ihre Vorgesetzten nicht empfohlen werden. Und das, obgleich, wie jeder Schüler, so auch der katholische, bezw. sein Pater, das Recht hat, den instanzenmäßigen Beschwerdeweg zu be treten, wenn er sich beleidigt fühlt. Das nennt die „Germania" „für Wahrheit, Freiheit und Recht" kämpfen! Und dasselbe Organ, welches derartig zur Unbotmäßigkeit aufreizt, hält sich der Regierung als Bundesgenosse gegen die revolutionären Elemente bestens empfohlen! In der colonialfeindlichen Presse begegnet man neuestens einer sehr entschiedenen Vertheidigung einer ostafrikautschcn Centralbahn. Leider handelt eS sich dabei aber nicht um die auf deutscher Seite geplante Bahn, sondern um das englische Concurrenzproject einer Linie von Mombassa nach Uganda. Während man die Hoffnungen, die von den deutschen Colonialpolitikern hinsichtlich der Entwickelung unsers ostasrikanischen Schutzgebiets auf den Bau der deutsch-ost afrikanischen Centralbahn gesetzt werben, für Trugbilder er klärt, stimmt man in der besagten Presse ohne Widerrede allen Gründen zu, welche für die englische Bahn inS Feld geführt werden. Vor Allem glaubt man die politische Seite der Angelegenheit bei dem englischen Concurrenzproject be tonen zu sollen. Es heißt, England habe ein besonderes Interesse daran, die Uganda-Eisenbahn zu bauen, weil es sich auf diesem Wege am besten Egypten sichern könne. Dabei wird darauf hingewiesen, wie werthvoll es für England sein werde, wenn sich nach Niederwerfung der Mahdisten der Handel auS Centralafrika einmal über den Albertsee nach Wadelai und aus Nildampfern in die Länder deS einstigen cgyptischen Sudans entwickeln werde. Und das soll keine Zukunftsmusik sein! Wenn auf deutscher colonialfreundlicher Seite über die Entwicklung des Handels in Centralafrika Erwartungen laut werden, die sich an Kühnheit der Conception auch nicht entfernt mit den englischen „Afrika-Träumen" vergleichen lassen, so ist Niemand schneller bei der Hand, über Phantastereien u. dgl. zu schreien, als die deutsche colonialfeinvliche Presse. Dabei ist eS Thatsache, daß die Engländer selbst diese Zukunftspläne bei dem Project der Uganda-Bahn absolut in den Hintergrund treten lassen. Für sie handelt es sich um näherliegende Ziele: um die Sicherung des englischen Uebergewichts in Centralafrika und die Ablenkung deS Handels aus dem großen Seengebiet nach der englischen Ostkuste. Wer daran noch Zweifel hegt, muß durch die letzten Verhandlungen deS englischen Unter hauses über das Bahnproject eines Besseren belehrt werden. Kein Anderer als der englische UnterstaatSsecretair des Aeußeren Curzon hat erklärt, daß die Absicht Englands bei dem beschleunigten Bau der Bahn dahin gehe, Deutschland zuvorzukommen. Da ist von den weitauSsehenden Plänen mit Bezug auf den eayptischeu Sudan nickt mit einem Wort die Rede; die englische Regierung gesteht klipp uud klar ein, daß es sich für England darum handle, zuerst den Schienenweg nach dem Victoria Nyanza zu vollenden. Da das englische Unterhaus bereits in zweiter Lesung die von der Regierung geforderte erste Rate für den Bahnbau im Betrage von 60 Millionen Mark mit 239 gegen 86 Stimmen bewilligt hat, darf man davon über zeugt sein, daß die von dem UnterstaatSsecretair Curzon aus gesprochene Absicht mit der den Engländern in diesen Dingen eigenen Thatkraft zur Ausführung gebracht werden wird. Ob das Eingeständniß des Beweggrundes der Engländer in Deutschland so ganz wirkungslos bleiben wird? In Oesterreich planen die Industriellen, sich gegen die socialistische Agitation zusammenzuthun und sich dabei der Hilfe des Staates zu versichern gesucht. Sie haben sich, wie gemeldet, mit einer Petition an den Ministerpräsidenten Badeni gewendet, in welcher sie auf die Nachtheile verweisen, welche der österreichischen Industrie aus den Arbeiterstreiks erwachsen, und von den politischen Behörden Schutz gegen die socialistischen Umtriebe verlangen, welche die Arbeiterpartei in jeder Weise unterwühlen. Außerdem aber wird von den Wiener Industriellen eine weitere große Action in Scene ge setzt, durch welche eine durchgreifende Reform auf dem Ge biete der Socialgesetzgebung angebahnt werden soll. Man beabsichtigt im Herbst eine allgemeine, aus dem ganzen Kreise zu beschickende Versammlung von Industriellen ein- zuberusrn, in der der ganze ActionSplan durchberathen werden soll. Die Industriellen schreiben es der socialistischen Agitation zu, wenn die Arbeitszeit niedriger, die Löhne höher als in anderen Ländern seien, wodurch ihnen die Concurrenz mit diesen, namentlich mit Deutschland, unmöglich gemacht werde. So hätten die Deutschen die Oesterreicher bereits in Nürnberger Artikeln, namentlich in lackirten Sachen, völlig geschlagen, und auch in der Färberei würde den Oester reichern von den Deutschen in letzter Zeit eine er drückende Concurrenz gemacht. Aehnlich stehe eS mit anderen Zweigen der Industrie, ganz zu schweigen von der Concurrenz, welche den Oesterreichern von Franzosen und Belgiern bereitet werde. Die Industriellen in Oester reich verlangen deshalb, daß der socialistischen Agitation, welche diese Zustände herbeigeführt, Halt geboten werde, sie streben ferner u. A. auch Abänderungen der Unfallversicherung an, da die Arbeitgeber dadurch, daß sie bei ihren Beitrags leistungen für diese Versicherung in ganz willkürlicher, ihrem Einkommen nicht entsprechender Weise taxirt würden, schweren Schaden erleiden. Alle diese Beschwerden sollen Lurch die in Aussicht genommene Industriellen - Versammlung ge regelt und in feste Form gebracht werden. Den Standpunct, welchen die Regierung den Wünschen der Industriellen gegenüber einnimmt, bat Ministerpräsident Badeni bereits dahin präcisirt, daß er ihnen gegen social demokratische Ausschreitungen jeden möglichen Schutz und die strengste Anwendung der bestehenden Gesetze bereitwilligst zu sagt, andererseits aber die Arbeitgeber auch daran erinnert, daß sie in der Handhabung der Wohlfahrtsgesengebung lässig gewesen sind. Sie werden also, wenn sie auf Abänderung der Unfallversicherung drängen, bei der Regierung schwerlich Gehör finden. Weit eher könnten die deutschen Industriellen über die Concurrenz Oesterreichs klagen, denn sie haben ihren Arbeitern gegenüber ungleich höhere Pflichten zu erfüllen als ihre österreichischen College», die z. B. von Alters- und JnvaliditätSversicherung noch nichts wissen. Bei dem Scheiden Li-Hnnit-Tschau« - vom Boden Krank reichs — er ist, wie gemeldet, bereits in England angekom men — möchten wir noch nachtragen, was der radicale Politiker Rochefort in seinem „Äntransigeant" über den asiatischen Besuch sagt. ES heißt in dem betreffenden Artikel: „In Saint-Etienne haben wir Franzosen bekanntlich eine Wafsensabrik. Lächerliche Geheimnißkrämerei herrscht innerhalb derselben und in weitem Umkreise. Kein Livilist kommt hinein, selbst der Bürgermeister von Saint-Etlenne nicht, selbst der Präsect nicht. Nur Militairs kommen hinein, einschließlich der preußi- sch en Spione, welche jedenfalls da beschäftigt sind —wo wären sie nicht? Außer der französischen und der deutschen Kriegsver waltung weiß also bis jetzt Niemand etwas von Saint-Etienne. Dem Haufen von Verbrechern, weiche ohne Hirn ein so große- Land, wie Frankreich es selbst ohneElsaß-Lothringen noch immer ist, seitLöJahren zu Grunde zu richten suchen, genügt da- offenbar nicht. Und so haben sie da- schlitzäugige Ungelhüm, vor dem seit einigen Wochen ganz Europa aus dem Bauche rutscht, auch in das Allerheiliaste Frankreichs hinringeführt und ihn die tiefsten Geheimnisse sehen lassen, welche sonst selbst französischen Präfecten nicht gezeigt werden. In der Begleitung des gelben Rrissresser» befand sich ein Haufe von Kerlen mit Zuchthansgesichtern, welche ihre ungeputzten Nasen in Alles hineinstcckten und mit ihren schmutzigen Fingern an Allem herumfühlten. Wer bürgt uns dafür, daß hinter diesen als Chinesen maskirten (l!) Scheusalen nicht einige der geriebenen Ofsiciere jener Armee steckten, welche das Oberhaupt der chinesischen Diebesbande al« „die beste der Welt" bezeichnet hat? Aber selbst, wenn das nicht der Fall sein sollte — wahrscheinlich wissen die Preußen ohnehin schon Alles — welchen Grund haben wir, uns an dem Bauchrutschen vor dem halbwilden Asiaten zu betheiligen? China kaust fast Alles in Deutschland, China bezieht seine Jnstructoren, seine Ingenieure, seine Lehrer aus Deutschland, und nach dem Besuche, den der chinesische Oberspitzbube jetzt in Berlin gemacht hat, tverden die schlitzäugigen Barbaren wahrscheinlich noch viel mehr aus Deutschland beziehen als früher. „Ein junger Kaiser mit energischen Manieren, der in glänzender Uniform mit einem Adler auf dem Helm an der Spitze glänzender Truppen reitet, mit donnernder Stimme selbst com- mandirt, mit dem Säbel in der Faust auf hohem Roß den Borbeimarsch anführt, das Alle» imponirt dem Chinesen tausendmal mehr als in Frankreich ein altes Gigerl mit weißen Gamaschen und einem Monocle, das im Frack faul und gleichgiltia dasteht, wenn die Truppen in dec Hitze schwitzend vorbeimarschiren. Wenn man aus den Chinesen hätte Eindruck machen wollen, so hätte mau den alten französischen Prunkautomaten während der Anwesenheit der asiatischen Pagode in das heimlichste Gemach des Elysse — man wird ahnen, welches ich meine — einsperren und dem Chinesen einen flotten General als Präsidenten zeigen sollen. Auf ein paar Lügen mehr oder weniger kommt es ja doch nicht an. Aber freilich — woher den General nehmen? Man hätte den Mann wieder aus graben müssen, der auf dem Kirchhof von Brüssel Len ewigen Schlaf schläft; denn mit dem Mammuth, dessen Bauch wie ein Borgebirge aus der Front herausragt und Len unsere Staats verderber als Höchstcommandirenden von Paris be- halten, um unsere Armee zu discreditiren, kann man dem mageren Chinesen nicht imponiren. „Der hätte die Japaner auch nicht ge- schlagen!" wird der Chinese gedacht haben, als er dieser grotesken Gestalt ansichtig wurde. Mit einem Wort: je schneller das chinesische Ungeheuer obreist, desto besser ist es für die französische Industrie. Was er hier sieht, kann ihm nicht imponiren!" ES ist nicht nöthig, daS was an diesem Erguß Ueber- treibung und Unsinn ist, besonders zu markiren, eS fällt ja Jedem sofort in die Äugen, aber eS ist kennzeichnend für eine gewisse, nicht einflußlose Richtung in Frankreich. Wie übrigens in aller Narren Geschwätz ein Körnchen Wahrheit steckt, so auch in Rochefort'S drastischem Vergleich der Repräsentanz Frankreichs und Deutschlands. Die Mittel, deren sich die englische Afrikapoltttt zur Erreichung ihrer Zwecke bedient, machen den übrigen Staaten, welche auf dem Boden des dunklen WelttheilS Interessen zu vertreten haben, die größte Wachsamkeit und Umsicht zur Pflicht. England nutzt daS Monopol, welches ihm der ausschließliche Besitz aller telegraphischen Verbindungen mit den weiter landeinwärts gelegenen Schauplätzen afrikanischer Jnteressenconflicte verleiht, in scrupellosester Weise dahin auS, daß «S den Stand der Dinge so darstellt, wie eS den Absichten der englischen Aprikapolitik am zuträg liebsten erscheint. Daß die MatabeleS im Aufstande sind, weiß man nur aus englischen Berichten, ebenso daß der Auf stand Dimensionen angenommen hat, welche der Londoner Regierung jederzeit einen plausiblen Vorwand an die Hand geben, wenn eS ihr passen sollte, Verstärkungen über Ver stärkungen nach Südafrika zu werfen. DaS gegen Dongola operirende ExpeditionScorpS ist nicht sobald von der Cholera befallen worden, als auch die Nothwendigkeit ausgiebigen Er satzes für die von der Seuche hinweggerafften Mannschaften und Ofsiciere betont wird. Gegen die Franzosen, deren Interessensphäre im westlichen Sudan von den Engländern als ständige Bedrohung ihrer eigenen centralafrikanischen Macht stellung empfunden wird, gelangen verschiedene Mittel zur An wendung, deren Loyalität keineswegs über allen Zweifel erhaben ist. Man weiß, auf was für Machinationen der Tod des Marquis MoröS s. Z. zurückgeführt ward, und wie Feuilleton. Zim Pinkerlon UN- ich. Roman von R. L. Stevenson und Lloyd OSbourne. t 31) Autorisirte Bearbeitung von B. Kätscher. Nachdruck »erdeten. „Als der alte Herr", nahm nun wieder der Mann das Wort, „von diesem Treiben erfuhr, gab es schreckliche Scenen. Nachdem unsere Lady sich auf ihr Zimmer zurückgeroaen hatte, klingelte eS. Da ich dachte, daß vielleicht der Kaffee gewünscht werde, ging ich selbst zum gnädigen Herrn hinein, und so fand ich ihn aufgerecht dasteben, während der junge Herr dasaß und den Kopf hängen ließ, al- ob er den vor ihm stehenden Teller mit Nüssen eifrigst studirte. Der Alte sagte zu mir: „HiggS! Lassen Sie sofort da- Jagdgig an spannen kür diesen meinen Sohn, der sich geschändet hat." Herr NorriS sprach kein Wort und ich war so nieder geschlagen, daß man mich hätte mit einem Strohhalm um floßen können." „Hatte der junge Manu denn etwa« gar so Schreckliches angestellt?" fragte »ch. „O nein!" antwortete Frau HiagS mit Wärme. „Er hat überhaupt nie «in wirkliches Unrecht begangen. Die ganze Gefchichte war ein Skandal, die reine Günstling-- wirtbschast." WaS die kleine Agne- betrifft, so kümmerte ich mich pflichtschuldigst um sie, obgleich sie nicht sonderlich hübsch war. Ich warf einen Schilling und sechs Pence in ihre Sparbüchse, während ich ihr selbst ei» in Europa ziemlich seltene« Geld stück schenkte — einen Gold-Dollar, den ich zufällig bei mir hatte. Meine Freigebigkeit veranlaßte sie zu der Erklärung, mit mir wegfahren und mich überallhin begleiten zu wollen. Dann stellte sie zwischen „Onkel Willi" und mir Vergleiche an, die so sehr zu Ungunsten de- ersteren au-stelen, daß sie von ihrer Mama zurechtgewiesrn wurde. Sofort nach dem Speise» holte sie ihr Briefmarken-Album und setzte sich mir auf« Knie. Alte Briefmarken, auch dir seltensten, verachte ich noch mehr al« Rindvieh und sei e« noch schöner al- die „Carthew CbillinahamS". Aber was sollte ich thun? Ich mußte zu den unfreiwilligen „Besichtigungen" jenes Tage- wohl oder Übel ein« neu« fügen unv so beguckte ich den», ein Gähnen unterdrückend, das Album, welches sich zu meiner Ueber- raschung eines ganz achtbaren Inhalts erfreute. Dennoch langweilte ich mich furchtbar. Al- wir jedoch bei den Dou» Kletten hielten, begann mein Weizen zu blühen, ohne daß ich eS wußte. Durch meine Ungeschicklichkeit — ich war fast eingenickt — sielen die Doubletten zu Boden. Als ich sie aufhob und ansah, wunderte mich das Vorwiegen französischer Marken zu 25 Centime-. Natürlich dachte ich mir so fort, Jemand müsse aus Frankreich oft nach Stallbridge schreiben und es könne ganz gut NorriS Carthew sein. Au- einige» der Marken entdeckte ich ein 6, auf anderen überdies ein L; im Uebrigen aber war der Poststempel durchweg unleserlich. In Anbetracht der Thatsache, daß die Namen zahlreicher französischer Orte mit dem Wort „Chateau" beginnen, war die Entdeckung der Anfangsbuchstaben 6U nicht viel werth. Aber auf dem Postamt konnte ich mir GewHheit verschaffen und zu diesem Zweck steckte ich eine der Marken ein. Ällein da- Kind bemerkte eS und schrie: „Schlimmer Mann! Marke zurückgeben!" ÄgneS zog unverzüglich das unterschlagene Papierchen auS meiner Westentasche, und ich gerieth in Verlegenheit. Da sagte Frau Higgs, die dem kleinen Zwischenfall offenbar keine Bedeutung beilegte: „Da der Herr sich lebhaft für Marken zu interessiren scheint, empfehle ich die Durchsicht von Denman'S Album. Er sammelt seit vierzig Jahren und seine Sammlung soll ein Heidengeldwerth sein. Agnes!" fügte sie, zu der Kleinen gewendet, bei; „wenn Du ein artiges Mädchen bist, läufst Du inS Schloß hinüber und sagst Herrn Denina», daß wir einen Herrn hier haben, der seine Sammlung sehen möchte; er möge sie durch einen seiner Söhne herschicken." „Vergiß nicht, ihm zu sagen, daß ich auch seine Doubletten sehen möchte, — vielleicht ist ein Geschäft zu machen", rief ich dem Kind nach, in der Hoffnung, im Buchstabiren deS betreffenden Poststempels Fortschritte machen zu können. Nach einer Viertelstunde erschien Denman persönlich, einen gewaltigen Band tragend, und begrüßte mich mit den Worten: „Als ich hörte, Sie seien ein Sammler, ließ ich Alles stehen und liegen, nm berzueilen. Ich pflege zu sagen, daß LaS Sammeln alle Sammler zu Verwandten macht; e- schafft ein gemeinsames Band." Ob dem wirklich so ist, weiß ich nicht; Wohl aber weiß ich, daß eS sehr schwer Hal», sich fälschlich für einen Sammler oder Kenner au-zugeben, ohne entdeckt zu werden. Und da ich mehrmals stolperte und mich wiederholt um HaareSbreit blamirte, wäre ich gewiß bald entlarvt gewesen, hätte ich nicht die Vorsicht gebraucht, Denman mit Portwein zu be- wirthen, den er für sein LieblingSgetränk erklärte. Derselbe war so ausgezeichnet, daß er ganz bestimmt nicht dem HiggS'schen Keller entstammte, sondern zweifellos aus dem Cartkew'schen — gestohlen war. So oft mir Ge fahr drohte, füllte ich rasch de» Kellermeisters GlaS. Als wir bei den Doubletten anlangten, war er zwar nicht berauscht, aber immerhin in einer Stimmung, die ihn ungefährlich machte. So lange ich ibn ohne Unterbrechung schwatzen ließ, schien er sich nicht darum zu bekümmern, ob ich ihm zuhöre oder nicht. Wie in den Doubletten der kleinen AaneS, überwog auck in denen Denman'S die hundsgemeine Marke zu 25 Cen times ungebührlich. Ich studirte sie natürlich eifrig und kam bald auf ein dann auf ein Schluß-?. Ich hatte nun Cba—y. DaS kam mir bekannt vor, aber ich errieth die fehlenden Buchstaben noch nicht. Erst al- ich auf einer Marke vor dem ? ein entdeckte, blitzte der ganze Name vor mir auf: Chailly. Ich hatte eS offenbar mit Chailly- en Bisre zu thun, dem Postort BarbizonS. Offenbar hielt er sich in Barbizon verborgen, und wahrlich, ein geeigneteres Versteck konnte eS nicht geben für den Skizzenbuch-Norri-, für den falschen Goddedaal, der auf der „Fliegenden Lerche" ein Farbenmesser zurückgeiassen! Sonderbar, während ich mit dem Fri-coer Winkeladvocaten England durchstreifte, saß Carthew, der von unS Gesuchte, an meinem eigenen Bestimmungsort! Ob Denman sein Album auch dem Erpresser gr- zeigt und, wenn ja, ob dieser, der Barbizon und Chailly wohl nie nennen gehört hatte, den Aufenthalt seines Opfer gleich mir rrrathen haben mochte, konnte ich nicht wissen, und ich weiß eS noch jetzt nicht. Aber eS war glrichgiltig, denn ich befand mich jedenfalls im Besitz der Adresse und konnte ihm da- Handwerk legen. Mein philateiistischeS Interesse erlosch nunmehr mit er staunlicher, fast unverschämter Plötzlichkeit. Ich sagte dem verblüfften Denman, ich müsse sofort abreisen, um einen bestimmten Zug nicht zu versäumen, ließ anspannen, zahlte und fuhr davon. EinundzwanzigsteS Eapitel. Am zwritnächsten Tage — r- war im September — traf ick um zwei Uhr Nachmittag- in Barbizon ein. Um diese Stunde pflegt Alle- im Wald oder auf den Wiesen zu sein — die Fleißigen malend, die Anderen spazieren gehend — so daß die Straßen und das Gasthau- leer sind. Als ich dieses betrat, hatte ich da- Vergnügen, im Sveisesaal einem alten Bekannten zu begegnen. Er trug einen Reistanzug und neben ihm stand ein Handkoffer. „Hallo, StenaiS! Ich bin sehr überrascht, Dich hier zu treffen", rief ich aus. „In zehn Minuten wirst Du mich nicht mehr hier sehen. Wie begann doch unser LieblingS-Studentenlied? Mit König Pandion ist'- vorbei, Die Freunde tot, gehüllt in Blei! Für uns bemooste Häupter ist in Barbizon nicht- mehr zu holen. Ich rrise schon ab, obwohl ich erst seit einer Woche hier bin." „Ich hatte einst Genossen, Spielgefährten", citirte ich meinerseits und wir waren beide ein wenig bewegt durch diese- unerwartet« Wiedersehen nach so langer Zeit und auf dem Schauplatz unserer einstigen schönsten AuSfluge. „Du führst da da« Richtige an. Dir alten Freunde sind alle fort, und da- einzige lebende Geschöpf, da- michzu er kennen schien, war der „Pharao", die ewig-grünen Wirths- leute natürlich ausgenommen." „Giebt es keinen Ueberlebenden?" „Au- unserer geologischen Epoche keinen, mein lieber Dodd! Dies ist da- reine Petra in Edom." „Und welcherlei Beduinen lagern zwischen den Ruinen?" „Lauter hund-junge-Blut! Nicht- al-blühende Jugendrsel! Eine solche Bande! Ein solche-Gewürm! Sollten wir ebenso gewesen sein, so würde e» mich wundern, daß man uns nicht hinau-geworfen hat." „Vielleicht waren wir eben besser?" „Ich glaube nicht. Aber wir waren wenigsten« Angel sachsen, und eia Angelsachse bildet auch jetzt den Lichtpunkt der ganzen Sippe." „Wer ist er?" fragte ich eifrig, sofort an NorriS denkend, den ick infolge der Begegnung mit Stenni- vergessen hatte. „Wer? Der Lichtpunkt? Nun dran, ein sehr angenebmeS Wesen, etwa- zahm, traurig und langweilig, aber wirklich angenehm. Durch und durck »in Brite übrigen-, für Deine überseeischen Nerven vielleicht schon zu sehr! Seine Harm losigkeit ist so groß, raß er Deine groß« Republik in einem ihrer schlechtesten Züge (Pardon!) bewundert. Wenigsten- scheint e- so, den» er empfängt eine Unmass« amerikanischer
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