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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.08.1896
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1896-08-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18960814028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1896081402
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1896081402
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1896
- Monat1896-08
- Tag1896-08-14
- Monat1896-08
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Abend-Ausgabe ll k. Druck und Bering von T. Pol» kn Leipzig ^»412 Jahrgang Freitag den 14. August 1896. Amtlicher Theil Feuilleton sein. Verstanden hat sie mick nicht, kein Wort, aber 2s io i-«tp»le> w tr»k deal« blasses Gesichtchen noch bleicher macken, und dann sie und ließ sich von mir entkleiden, wie ein müdes rs« 64'!, lsneit«) 101 Die Dkorgen-AeSgab« erscheint um '/,? Uhr. dir Abeud-Au-gabe Wochentag- um 8 Uhr. nv!i« 0,02. U4). to so an >»« ritcker nt»n U«o ?iLtr» »eN»«I r »lloor" «vt Ueästr» ,123) io <t«r Mnvi to-Vitl.o- Uowdurx, Ist 821, 64'» 25^ SS LS«!» 2,1L davor wird schließlich jede Regierung zurückschrecken. Ta der Eultusminister vor dem LanvesunlerrichtScongreß erklärt bat, daß auf keinem Gebiete Reformen mit größerer Ueberlegung durchgefübrt werden müssen, als in der Unterrichtsverwaltung, weil baS Eullurleben von Geiierationen und da- Schicksal der Nation damit znsammenhängt, so ist zu kosten, daß die Forderungen des LandesunterrichlScongreffes nickt verwirklicht werde». Sollten sie dennock zu GeseyeSvorschlägen fübren, so würde dadurch die Vertretung der siebenbürgischen Landes kirche nach der Erklärung ihres Eonsistorium« gezwungen sein, „mit allen vom Gesetz nicht verbotenen Mitteln" da gegen Stellung zu nehmen. Annahmeschluß für Anzeige«: Nbend-Ausgabe: Bormittag« 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittag« 4 Uhr. V»i den Filialen und Annahmestelle» je eia» halbe Stunde früher. Anteilen sind stet« an di» Erpehitis» »u richten. Anzeigen.Prei» dir 8 gespaltene Petitzeile 20 Psg. Reclam en unter dem Redaction-strich (4ge- spalten) 80^, vor den Famitieunachrichte» (6 gespalten) 40^. Größere Schriften laut unserem Preis» «rrzeichniß. Tabellarischer und Zifsernsatz nach höherem Tarts. Re-actio« und Lrpe-itto«: JohanneSgasie 8. Die Expedition ist Wochentag- ununterbrochen g<fnet von früh 8 bi« Abend« 7 Uhr. Filialen: Dito Klemm'- Sortim. (Alfred Hahn). UviversitätSstraßr 3 (Paulinum), Lonis Lösche, Natbannenstr. 14, part. und König-Platz 7. Erweiterung des Fernsprechverkehrs. Zwischen Leipzig und den Stadt - Fernsprecheinrichtungeii in Oberröblingen a. Tee und Olucrfnrt wird am 15. August der Fernsprechverkehr eröffnet. Die Gebühr für das gewöhnliche Gespräch bis zur Dauer von drei Minuten betröge nach jedem der beiden Orte 1 ^li Leipzig, 12 August 18S6. Der Kaiserliche Lber-Postdtrcctor. In Vertretung: Wetzel. Novell x»rsu >vu» t. a. I. Lrx gnx. »ot. Wger TaMM Anzeiger. NmLsvl'att des Königlichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, des Mathes und Nalizei-Ämtes der Ltadt Leipzig. k. 0 '> lr S.SO'!, 264.50 250,— 4S,I0 L — 80,— ISS,SV OS — 58.671r II«,70 47.ÜS «SOI» SS,07 126'« 114.50 260,— BezugS-Prer- t» der Hauptrxpedition oder den im Stadt« vriirk u»h den Vororten errichteten Au-« aabrstellrn abgebolt: vierteljährlich bei »wrtmaliger täglicher Zustellung in« vau« ^l kckiO. Durch die Post bezogen für Deutschlaud and Oesterreich: vurtrljuhrlich 6.—. Dtrectr tägliche Kreuzbandsenduug tu« Ausland: monatlich ^tl 7.bO. 6»ure 152,25 0. 8«,— b.o. IVS,— 0 220,SV O SS, so S. Eigenschaft, die Treitschke eine Gottesgabe nannte, mehr zu besitzen, als sich mit der Ausübung dcS publicistischen Berufes füglich vertragen sollte. Fast noch kläglicher aber sind die Phrasen, welche die „Köl. Ztg." aus demselben Anlaß ihren Lesern an den Kopf wirst. DaS rheinische Blatt schreibt: „Zn den Haarspaltereien, die bisweilen von der Presse betrieben werden, gehörten wohl auch die Betrachtungen, die wir jetzt in einigen deutschen Blättern über den Besuch des Kaisers von Rußland finden. Danach soll dieser Besuch, weil er nicht in Berlin erstattet wird, eigentlich nicht ganz vollgiltig sein, und man nörgelt daran herum, ob der Kaiser von Rußland nicht doch noch das Unterlassene nachholen und nach Berlin komme» solle. Die Aufwerfung dieser Frage entbehrt jeder Berechtigung und kann kaum noch als vernünftig betrachtet werden. Wenn der russische Kaiser den deutschen in seinem Lande und inmitten seine- Heeres (!) aufsucht, wenn er dabei an officiellen Festen und großen Truppenübungen theilnimmt, so muß man wirklich schon zu den gewagtesten Tifteleien greisen, um an einem solchen Besuche noch etwas auszu setzen. Nirgends steht geschrieben und in keiner Weise ist durch Herkommen und Gebrauch geheiligt, daß hohe Gäste des Kaisers ihren Besuch gerade in Berlin abstatten. Im klebrigen llegt in der Thatsache, daß der Kaiserbesnch nicht in Berlin, sonoern in den schlesischen Manövergegcnden stattfindet, eher ein recht liebens- würdiges Entgegenkommen, da ein um diese Zeit in Berlin statt- findender Besuch die gejammten Herbst an ordn ungen des deutschen Kaisers sehr wesentlich beeinträchtigen würde." Zu derselben Stunde, wo die „Köln. Ztg." ibrem Phrasen- sckatze diese „Brillanten" entnahm, meldete die „Nordd. Allg. Ztg.": „Die große Herbstparade vor Sr. Majestät dem Kaiser wird am 1. September, früh 9 Ubr, auf dem Tempelhoser Felde stattsinden." Der Zar konnte also ohne „die gesammten Herbstanordnungen des deutschen Kaisers" auch nur im Mindesten zu beeinträchtigen, in Berlin den Kaiser Wilhelm „inmitten seines Heeres" auf suchen und dabei an „officiellen Festen und großen Truppen übungen" theilnehmen — vier Tage vor dem Breslauer Besuch. Extra«Vcilagen (gesalzt), nur mit de, Morgen-Ausgabe, ohne Postbeförderung SO.—, mit Postbeförderung 70.—. Politische Tagesschau. * Leipzig, 14 August. Die Eiertänze, die gewisse deutsche Zeitungen aufführen, um dem geplanten Besuch VeS Zaren in Breslau alle erdenk lichen guten Seiten abzugewinnen, wären belustigend, wenn sie nicht auf Kosten der deutschen Selbstachtung producirt würden. So schreibt die Münchener „Allg. Ztg.": „Dadurch, daß der Besuch des Zarcnpaars am Hoflager in Schlesien bei Gelegenheit der Kaifermanöver erfolgt, erscheinen mit einem Schlage manche politischen Schwierigkeiten prüjudicieller, politischer und last not loait auch polizeilicher Natur gehoben, und wenn man auch annehmen darf, daß Kaiser Wilhelm die hohen Gäste gern in seiner Hauptstadt empfangen hätte, so steht doch andererseits fest, daß es dem Kaiser ein besonderes Vergnügen sein wird, dem Zaren bei seinem ersten Besuch auserlesene Theile des deutschen Heeres auf dem historischen Boden Schlesiens vor zuführen, und der mit Sicherheit zu erwartenden Heerschau in Frankreich wird wenigstens ein Theil ihrer politischen Bedeutung entzogen, wenn Nikolaus II. auch deutschen Manöver» beigewohnt hat. Und außerdem, wer die politische Seite der Kaisermanöver zu würdigen gewohnt ist, wird es in mehr als einer Beziehung als durchaus zeitgemäß und vielleicht sogar als ein gutes Omen be grüßen, wenn der erste Besuch, den der gekrönte Zar dem deutschen Kaiser abstattet, mit einer Probe der deutschen Kriegstüchtigkeit ver- Kunden wird, entsprechend dem Grundgedanken der gegenwärtigen Politik der europäischen Großmächte: 8i vis paeem, para bellum." Diese Leistung spottet jeden Lobes, macht aber zwei Be merkungen nicht überflüssig. Zum Ersten: die Versicherung, daß die Reise nach Breslau (d. h. das Nichterscheinen in Berlin) Schwierigkeiten „präjndicieller" Natnr behebe, kann, da der deutsche Kaiser nach seiner Thronbesteigung schon in der russischen Reichsbauptstadt als Gast des russischen Hofes geweilt hat, nur einen Sinn haben, wenn sie besagen will, daß der Verzicht auf den Besuch in Berlin erfolgt sei, weil nach demselben das Fernbleiben von Paris der russischen Politik nicht hätte thun- lich erscheinen können. Weiß die „Allg. Ztg", daß der Zar nicht nach Paris geht? Sodann: der Entschluß, die Zusammenkunft mit dem deutschen Kaiser in Breslau stattsinden zu lassen, soll auch „polizeiliche" Schwierig keiten aus dem Wege geräumt haben. Daö soll entweder heißen, Kaiser Nikolaus vermeide gern große Städte — er geht aber nach Wien und Paris, in welcher letzteren Stadt einem russischen Monarchen bekanntlich schon ein mal eine Unannehmlichkeit widerfahren ist, was von den Zarenreisen nach Berlin nicht gesagt werden kann —, oder es soll zu verstehen gegeben werden, daß man den Berliner Polizeipräsidenten mit einer allerdings außerordent liche Anforderungen stellenden Aufgabe bat verschonen wollen. Mit Verlaub! Wer solches Zeug schreibt, sckeint von jener Obwohl die socialdemokratische Presse nicht müde wird die Wuhnungsvcrhiiltnific Ver Arbeiter in einem möglichst ungünstigen Lichte zu zeigen, dies natürlich, um der herrschen den Wirthschaftsordnung die Verantwortung für die tkat- sächlick vorhandenen beklagenswertsten Zustände auf diesem Gebiete in die Sckuhe zu schieben, fehlt es nickt an An zeichen dafür, daß gerade von socialdcmokratischer Seite den Bestrebungen, stier eine Besserung herbeizusüstren, Wider stand entgegengesetzt wird. Die letzten Jahresberichte der preußischen Fabrikinspcctoren stellen mehrfach fest, daß die Arbciterbauvereine eine langsamere Entwickelung nehmen, als man bei den außerordentlichen Vortbeilen, welche diese Vereine den Arbeitern bieten, erwarten sollte. Wenn z. B. der Spar- und Bauvercin in Altona dem Arbeiter zu einem um 80 und 100 billigeren Preise eine bessere Wohnung bietet, als den dort üblichen Miethpreiscn entspricht, so sollte man annehmen, daß solche in die Augen sprin genden Vortheile die Arbeiter zu zahlreichen Beitritts erklärungen bewegen müßten. Statt dessen hält sich, wie der Gewerberath für den Regierungsbezirk Schleswig feststellt, ein Tbeil der Arbeiter noch immer mißtrauisch fern. Den Grnnd für diese Zurückhaltung kann man der Mit theilung desselben Gewerberaths entnehmen, daß die social demokratische Agitation den Beitritt der Arbeiter zu solchen Vereinen mit allen Mitteln zu verhindern sucht. Der Vor sitzende eines Arbeiterbauvereins äußerte dem Gewerberath gegenüber, daß Arbeiter, die der socialdemokratischen Partei Sühne. Roman von E. Halden. Nachtruck verboten. Damit war das letzte Zögern überwunden, der Haupt mann ergriff die Brieftasche und prüfte ihren Inhalt nochmals mit großer Sorgfalt. Dann nahm er einen Theil der Papiere an sich, that die übrigen wieder hinein, nnd nun trat er hinaus, um den Acrzten den Tob zu melden. Sie waren nicht überrascht, cs konnte ja kein anderer Ausgang erwartet werden. Ihre Arbeit war so ziemlich beendet und mit einem bcreitstehenden Zuge, der die zurückgebliebenen Verwundeten anfnahm, traten sie die Rückkehr an, mit ihnen auch der Hauptmann, der die Leiche des verstorbenen Majoratserben bcimgeleitete. Zweites Capitel. Doctor Blanden trat in sein hübsche«, behaglich ein gerichtete« Hau«, da« am Ring, wie man in Schlesien den Marktplatz nennt, der kleinen Stadt lag. Es machte ihm jetzt keine Freude mehr, die- Heim, da« er sich durch die arbeitsvollen Müsten langer Jahre errungen, denn die fröh lichen Kinderstimmen, die eS sonst belebt und den liebsten Reiz auSgeübt, waren verstummt für ewig, eine Scharlach epidemie hatte seine beiden Knaben, sein kleine«, süße« Mädchen in wenigen Tagen fortgerafft, und nun standen die beraubten Eltern allein und blickten voll Trauer und ohne Hoffnung in die einsame, freudenlose Zukunft. Jbr Brautstand statte lange gedauert, der Druck der äußeren Verhältnisse erlaubte ihre Vereinigung nickt. Der Arzt war der Sohn eine« armen Beamten, und nur unter tausend Entbehrungen und An strengungen hatte er e« ermöglicht, sich dem Beruf zu widmen, der ibm als der höchste de« Menschen erschien; schwere Schulden au« seiner Stndiepzeit waren ihm geblieben, und dazu kam die Sorge für die alten Eltern, die ihm ihr Scherflein so treulich beigesteuert. Da konnte er nicht an die Begründung eine« eigenen Hausstandes denken, so innig er auch seine Marie liebte, die er al« elternlose Waise in abhängiger Stellung kennen gelernt. So warteten sie geduldig, und al« er endlich so weit war, sie in sein Han« zu fuhren, da durchzogen schon einige Silberfäten ihr Haar, und sie dachten an ein stille« Leben, da« ein« dem anderen ver- e, l-Otpiio. t- (II/»>L VI>7 .«pe— <i" ,8vive" <1 schönen wollte, daneben sollte sic die Fürsorge für die armen Patienten de« Doctors vereinen. Aber es kam ander«. Als unerwartetes Geschenk eines gütigen Gesckicks wurden ihnen die drei Kinder geboren, und seitdem kannte ihr Glück keine Grenzen. Nun waren sie ihnen genommen, und der Doctor, der so schwer am eigenen Leide trug, sah mit Sorge aus sein Weib und fürchtete, raß die düstere Schwermuth, mit der sie sich vom Leben abwandte, ihre Schwingen immer dichter um sie breiten nnd ihr Gemülh in die Nacht des Wahns ver senken möchte. Sie saß am Fenster, die sonst so tbätigcn Hände im Schooß gefaltet, die Augen matt und erloschen, in gebrochner, müder Haltung, und sie wandte nickt einmal den Blick nach ihm, al« er zu ihr trat und zärtlich über ihr ergrauendes Haar strich. „Du fragst mich gar nicht mehr nach meinen Kranken", sagte er mit sanftem Vorwurf. Sie blieb stumm. „Der Tischler Winkler hat die Krisis überstanden und wird genesen", begann er wieder. „Es wäre ihm besser gewesen, er wäre gestorben, dann hätte er Alles überwunden", erwiderte die Frau. „Willst Du nicht dafür sorgen, daß ihm etwa« Kräftige« und Wohlschmeckendes aus unserer Küche zugeschickt wird?" Sie schüttelte den Kopf. „Ich kann nicht, sprich mit der Life, sie wird« schon machen." Der Doctor seufzte und zog sie an sich. „Ich habe Zeit, wollen wir zu den Gräbern geben, Marie?" „Nein, nein", wehrte sie sich schaudernd, „dort finde ich meine Kinder nicht; mir graut, wenn ich sie mir so kalt und starr dort unten vorstelle!" „So denke an sie im Himmel." „Meine Gedanken können sich nicht emporschwingen, ich suche sie nur hier, und ick finde sie nie, nie wieder." „Besuche die kranke Näherin, Du machst ihr eine Freude und sie hat nicht mehr lange zu leben." „Ich kann Niemand mehr erfreuen", antwortete die Frau, „und ich wünschte nur, ick wäre erst so weit wie sie." Der Eintritt de« Mädchen« unterbrach den Doctor in seinen vergeblichen Bemühungen, seine Frau ihrem Hinbrüten zu entreißen. Man hatte au« dem „goldnen Lamm", dem ersten Gasthof de« Städtcken«, nach ihm geschickt; »ine fremde Herrschaft sei dort angekommen und die Dame sei erkrankt. Die dicke Wirthin mit dem rothen, gutmüthigen Gefickt und dem freundlichen, mütterlichen Wesen, da- sie bei allen angehörten, ihn gefragt hätten, ob es bekannt werden würde, wenn sie dem Verein beiträten. Nur wenn die« nicht der Fall sei, wären sie in der Lage, Mitglieder zu werden. Der ParteiterroriSmu«, den die Socialdemokratie auSübt, ist eben so groß, daß er die Arbeiter zwingt, sich von Bestrebungen fernzuhalten, welche der Verbesserung ihrer Lage dienen. Und doch betonen die socialdemokratischen Führer stets, daß sie die Hebung der Arbeiterclasse im Auge haben. Theorie und Praxis sind bei der Socialdemokratie aber etwa« sehr Verschiedenes. habe meinen Entschluß geändert. Bis an das Ziel meiner Reise könnte mich meine Gemahlin doch nicht begleiten, ich müßte mich immer auf einige Tage von ihr trennen, um die Vorbereitungen zu ihrer Aufnahme in unserer neuen Heimath zu treffen. Nirgend- könnte ich sie besser aufgehoben wissen, al« hier, wo ärztlicher Beistand und die treue Pflege der guten Frau Rößler so vorzüglich sind. Deshalb werde ich sie hier zurücklassen und sie in sechs bi« acht Tagen abholen." Der Arzt konnte dies Vorhaben, da« seiner Patientin noch mehr Zeit zu ihrer Erholung gönnte, nur billigen, Fran Rößler aber war, al« sie e« erfuhr, durchaus nickt damit einverstanden, und sie scheute sich nicht, ihrem Miß trauen gegen den Doctor Luft zu machen. „Wenn sie nicht so unschuldig und lieb auSsäbe, daß jeder solche Gedanke eine Versündigung an ihr wäre, so würde ich sie gar nicht für seine Frau halten", meinte sie, „Eheringe kann man überall kaufen und anstecken. Und wenn er nun auf- und davonginge und ließe sie hier in ihrer Hilflosigkeit zurück? Wer soll nachher für Mutter und Kind sorgen? Bon ihr mit ibrem italienischen Kauder welsch kann man ja nicht einmal erfahren, wo sie hingehörl und ob sie noch Anverwandte hat." Der Doctor suchte Frau Rößler ihre schlimmen Gedanken auSzureden, und sie ließ ihren Argwohn schwinden, als ihr der Fremde für ihre liebevolle Pflege seiner Frau mit warmen Worten dankte und ihr sagte, er wisse diese nirgends so gut geborgen wie in ihrer treuen Hut. Dann bezahlt« er seine Rechnung und händigte der Wirtbin einen Tausendmarkschein ein, von dem sie alle Bedürfnisse der nächsten Zeit bestreiten und ihm den Ueberschuß später zurückgeben sollte. Bei den billigen Preisen de« kleinen Orte« erschien die Summe enorm, und di« Wirthin sagte sich, daß sie auf alle Fälle vor Schaden bewahrt sei. So fügte sie sich in DaS, was sie nicht ändern konnte. Die junge Frau schien mit der Trennung ganz ein verstanden und entließ ihren Gatten zwar mit einigen Thränen, aber doch auch mit einem getrost und muthig klingenden a rivoräerol. und nachdem sie da« erste Abschied weh überwunden, mackte sie sich ganz woblgemntb daran, die kleinen Jäckchen und Mützchen, die ihr die gute Frau Rößler al« Muster besorgte, nachzuarbeiten und freute sich kindlich über die niedlichen Sächelchen, di» unter ihren Händen ent standen. Sie äußerte auch kein« Ungeduld, sondern zeigte sich ganz gelassen und ergeben, als Tag nach Tag verstrick, vbn« daß ihr Gatte wirderkehrte »der auch nur ein Brief Gästen so beliebt machte, kam dem Arzt in großer Aufregung entgegen. „Ich habe sie gleich ins Bett gebracht und ihr Wärm steine hineingelegt", erzählte sie, „es ist ein süße«, kleines Wesen, fast selbst noch ein Kind, und wird doch bald eine Mutter sein. Verstanden hat sie mick nicht, kein Wort, aber sie sah mick so vertrauensvoll an au« den schwarzen Augen, die ihr '' lächelte Kind und flüsterte nur: „grario"? Und der Herr, ihr Mann, war ganz außer sich, und wußte gar nicht, was er ihr Alles thun sollte. Sie kommen weit her, und da ist eS kein Wunder, daß die arme Kleine, die Schonung bedarf, die lange Reise nicht ertragen konnte." Der Doctor ließ die geschwätzige Frau anSreden, er wußte, erst dann war sie zu gebrauchen, und nun führte sie ihn in ihr bestes Gastzimmer, wo die Fremden Unterkunft gefunden hatten. Der hohe schlanke Mann, dem sein lange«, lockiae« Haar im Verein mit dem blonden Bollbart da« Aussehen eines Künstler» gab, richtete seine großen blauen Augen angst- voll auf ihn, al« er an da« Lager trat und die Kranke untersuchte. Sein Ausspruch konnte günstig lauten; sie war sehr angegriffen von der langen Fahrt und bedurfte dringend der Erholung und einer mehrtägigen Bettruhe, sonst glaubte er nicht« befürchten zu müssen. Seine Fragen hatte ihr Mann der Kranken in« Italienische übersetzt und sie ant wortete mit leiser, süßer Stimme, welche die weichen Laute noch melodischer machte. „So werden wir also einige Tage hier rasten müssen", sagte der Fremde. „Ich halte es für unbedingt uothwendig", erwiderte Doctor Blanden, „und in der Pflege der guten Frau Rößler werden Sie sich wohl befinden." „Da-, habe ich schon bemerkt, und so können wir vielleicht unserem guten Stern danken, daß wir gerade hier unsere Reise unterbrechen mußten." Der Reisende trug seinen Namen al« Karl Wilmer«, Maler, in da« Fremdenbuch eia. Er verließ seine Frau kaum und gewann sich daS Herz der guten Wirthin völlig durch seine Fürsorge für jene. Der Doctor war sehr zu frieden mit deni Befinden seiner Patientin, und al« er am dritten Tage seinen Besuch machte, fand er keinen Grund mehr, von der Weiterreise abzurathea und theiltr die« dem Fremden mit. „Da- ist mir sehr erfreulich", erwidert« dieser, „aber ich msot nlc t« »brkn. not»» not«» r«»t. k»»t v«l»,n >«r 8«pt«wdsr S4.IÜ <4, Sollte r« bezüglich Kreta« nicht doch noch zu einem ver einten Vorgehen der Mächte, rvent. auch ohne England kommen, so wird der Streit zwischen der Pforte und den Insurgenten allein auSgetragen werden. In welcher Weise die« geschehen wird, läßt sich leicht vorauSsehen. Die Kreter werden von ihren über den Haleppa-Vertrag hinausgehenden Forderungen nicht ablaffen, die Pforte wird nur die Wiederherstellung des Vertrags zugesteben, nicht aber Garantien für seine Aufrechterhaltung und Durchführung gewähren wollen, so wird die Mission Zichni-Paschas, zu ver mitteln, sehr bald scheitern und der neue Militairgouverneur Jbrahin Edhen-Pascha wird das Werk seine« Vorgängers fortsetzen, d. h. dir Blutthaten von AnapoliS, di« man jetzt auch von Konstantinopel aus zugiebt, werden sich in zahl reichen Orten wiederholen, die armenische Tragödie wird noch einmal aus Kreta aufgesührt werden. So läßt sich auch das Ende des Ausstandes unschwer voraussehen. Die Türkei ist unbedingt stärker als Kreta. Da man ihr es überlassen zu wollen scheint, auf ihre Art die Rübe wieder herzustellen, so wird sie dieselben Mittel anwenden, die sie in Armenien benützte. Da- ist aber nicht nur betrübend vom Stand- punct der Humanität au«, sondern kann auch eine Quelle ernster politischer Gefahren werden. Heben wir nur eine hervor. In den kretensischen Gewässern befinden sich Kriegsschiffe fast aller Großmächte. Ein Zusammenwirken derselben, wie es der österreichische Blokadevorschlag anslrebte, ist heute au-gescklossen. Wie aber, wenn der Gang der Ereignisse auf Kreta, «in Massacre, ein Hilfeschrei von der Küste, die Nothwenoigkeit, Landsleute vor mohamme danischem Fanatismus zu retten, das eigenmächtige Ein greifen eines fremden Kriegsschiffes nach sich zieht? Welche Verwicklungen können daraus entstehen, wenn ein einziger Kanonenschuß von seinem Bord abgeseuert wird. Stellt man sich diese Perspective vor, so wird es selbst dem Kurz sichtigsten deutlich, wie dringend wünschenswerth ein gemein sames Vorgehen der Mächte gewesen wäre, wie unverzeihlich die Verhinderung desselben durch England ist, und mit welcher Genugthuung jeder neue Versuch, eS dennoch zu er möglichen, von allen Freunden des Frieden- begrüßt werden müßte. Die Hoffnung, daß ein solcher Versuch ohne weitere Rücksicht auf England unternommen wird, ist nickt ganz erloschen» aber sie klammert sich an schwache Stützen. Russische Blätter, wie die „PeterSburgskija Wjebomosti" und die „Nowoje Wremja", welche eine außerordentlich heftige Sprache gegen da- „unaufrichtige, doppelzüngige" England führen, halten noch mit einem gewissen Optimismus an jener Hoffnung fest und das letztgenannte Blatt meint, es sei genügend, daß Deutschland offen mit Rußland und Frankreich in ver Orientfrage gebe, dann würden die Verbündeten Deutschland« dem Beispiele Berlins folgen und England würde es somit mit einem energischen Gegen die in Ungarn geplante Nationalisiert ng der Volksschulen liegt jetzt ein energischer Protest des Sieben bürger Protestantismus vor. Unter dem Vorsitz de« Sachsrn- bischoss Or. Fr. Müller hat da« Consistorium der evangeliscken Landeskirche A. B. in Siebenbürgen eine Eingabe an den ungarischen Eultusminister beschlossen, worin es seine Bedenken gegen die Forderungen des magyarischen Landesunlerrichtscongresses nach lhunUchsl rascher Magyarisiruna aller Schulen, sa selbst der Kirchen in Ungarn begründet. Es liegt auf der Hand, daß eine derartige Ver gewaltigung die nichtmagyarischen Nationalitäten in Ungarn und insbesondere die Siebenbürger Sachsen auf das Nach haltigste erbittern und in die schärfste Opposition treiben müßte. „Au die Stelle der Bildungsjchule", heißt es in dem Protest, „die zugleich dein Staate gejcyestreue Bürger zu erziehen hat und dabei Le» culturellen Ausgaben der Kirchen und Polksslämme noch Raum ließ, soll die „einheitliche nationale Schule" treten, eine Bezeichnung, vieldeutig gewählt, ober durch die Erklärungen der bedeutendsten R-dner des Congresses so dargestellt, daß Niemand weiterhin daran zweifeln darf, es fei damit als Ziel und als brennende Aufgabe der Regierung und des ungarifchen Staates bezeichnet, in Ungarn die magyarische Sprache als einzige Unterrichtssprache aufzunöthigen. In der Thal eine Riesenarbeit, wenn man in Betracht zieht, daß wenig über die Hälfte der Gesammtheit (57,6 Pcoccnl) blos die magyarische, die andere Hälfte auch eine der andern, in Ungarn heute noch gesetzlich berechtigten Sprachen al- Unterrichtssprache benutzt. Die Revision jümmtUcher Unterrichts gesetze in dein Geiste, in dem diese Resolutionen gehalten sind, würde alle Kirchen des Vaterlandes zum Vertheioigungs- kampse gegen diesen Geist aufrufen und dazu geradezu nöthigen." Dazu kommt, daß eine solche Magyasirung mit den be stehenden Gesetzen nicht vereinbar wäre, da den verschiedenen Eonfessionen, insbesondere auch der evangelischen Landeskirche Siebenbürgens, das Reckt der Leitung und Verwaltung der Volksschulen zusteht, selbstverständlich unter Ueberwachung de« Staates. Thatsächlich bringen die Eonfessionen im Interesse ihrer Schulen bedeutende Opfer, während der ungarische Staat bisher außer Stande war, mit seinen Mitteln den Volksschulunterricht zu beschaffen. Nach amtlichen Feststellungen bestehen in Ungarn gegenwärtig 16 838 Volksschulen, wovon nur 865 vom Staate und nur 1952 von den Gemeinden unterhalten werden, alle übrigen dagegen von den Eonfessionen. Der Staat ver ausgabt für den Volksschuluuterrickl nur 2»/, Millionen Gulden, während die Eonfessionen annähernd 16 Millionen Gulden jährlich dafür aufwenden. Die evangelische Landeskirche in Siebenbürgen bringt für ihre 9 Gym nasien und 273 Volksschulen allein fast 500 000 Gulden jährlich auf. Sollten die Schulen verstaatlicht, d. h. magyarisirt werden, so müßte der Staat die Gesammtkosten tragen, was er vorläufig nicht vermag. Nack den Vor schlägen de« UnterricktScongresses soll er freilich die Eon sessionen auch in Zukunft zahlen lassen, die Schulen aber in Beschlag nehmen. DaS wirb kaum durchzuführen sein, IIO,— 6. 100, - u. 422.50 U 85,— tt. 158,— U. 155,6. 174,- U. 101, — <L 183.50 0- 128.— 8. 210,— 6. 315,— 8- 85,— ». 116,— U. 220,— O. «m Stllvk. 121,75 146.50 186.50 205,— 156,60 S5,2O 170,45 216.50 nt V« 81-l, lvlr 531,50 >. Lnl. 63,721s 556, - rl«««n —— l-viooa« S4.70 n 25,75 oat i 1>k ' korttlrusrllä tilii»t«olcimke. >sr »clivtlcdsr krsnetl Louttl l. 8m. 667 I.Liu. —— r.ttM. 484 >m.-L. 498 Steile. 8ll«r. '.-Let. ri SOI, or. 168,50 äo. 09 10 rents 164,10 ltzur. 100,20 ^»I. VI,— »b-kr 52,06 111.0. . Oert. — lciüc 54 20 I'rior. 87,50 i».-1>r. 80,10 138,— clo»td. 136,40 mb. 90,— omllb 117,40 l balm 03 10 >Ioll 104,25 -L.-L. 144,60 p.-V- VIII 105,56 lotbil 123.10 L Ib8 90 vllllll 122,50 8t.-X 88,50 113,50 i«;rdr. 211,25 184,— .Kerf. 155,50 alkr» 121 50 lrtm.i 18450 123,— böiltl 271,50 l- — . . Salla. 232 IO 86,75 eou» 161,— »sei. 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