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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.10.1896
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1896-10-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18961022021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1896102202
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1896102202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1896
- Monat1896-10
- Tag1896-10-22
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7754 * verlt«, 2». October. Der „fromme Ideologe" Herr Max Lorenz ha» bekanntlich von der „Leipz. BvlkSztg.", deren Redakteur er war, den Laufpaß erkalten. Darob ist die „Zeit", das Organ der Nauinann'schen Nationalen Svcialisten, ganz erstaunt. Die „Zeil" schreibt: „Die „Leipziger Volkszeitung" ist also der Ansicht, daß ein „frommer Ideologe" nur inconsequenterweijr in der socialdemokra- tische» Partei bleibe» könne, dagegen auStretrn müsse, wenn er die Eonsrquenz seiner Frömmigkeit ziehe. Damit hat da« Organ eines der hervorragendsten Mitglieder der socialdemokratijchen Partei zum ersten Male klipp und klar ausgesprochen, daß in der socialdemokratischen Partei das Gegentheil von Frömmigkeit, also der Atheismus, zum Princip erhoben sei. Eine solche Stellungnahme läßt sich aber mit der programmatischen Erklärung der „Religion zur Privatsacht" nicht vereinbaren. Hierzu bemerkt die „N. A. Z": „Die „Zeit" wird be kanntlich von den Herren Naumann, v. (Verlach und Ober- winder redigirt, Männern, die sich auf dem socialen Gebiete als „Führer" aufwerfen, die stets von „Bekämpfung" der Socialoemokratie reden und in sich den Beruf verspüren, zu diesem Behufe eine neue Parte» zu gründen. Dein Organ dieser Herren erscheint eö als eine bemerkenswerlhe Thal sache: „zum ersten Male" hätte „das Organ eines der hervorragendsten Mitglieder der socialdemokratischen Partei" derartiges „Nipp und klar ausgesprochen"! Ja, ist denn den Herren nicht bekannt, daß in „programmatischen Erklärungen" gar oft — auch bei den Socialdemokraleu — Manches mit Praxis und Wirklichkeit nicht stimmt? Wissen die Gründer der national-socialisiischen Partei nichts vom Inhalte der socialdemokratischen Literatur und ihren agitatorischen Reden? Dieses „zum ersten Male" — ist für die Nationalen Socia- listen und ihre Führer die denkbar beste Kennzeichnung". * Berlin, 21. October. Neuerdings ist als ein Mittel znr Bekämpfung des Polenthums in der „Köln. Ztg." wiederholt die Auslösung der jetzigen Provinz Posen, die Bertheilung der sie bildenden Gebiete an die Provinzen Westpreußen, Schlesien, Brandenburg und an eine neue Provinz Lausitz, zu welcher die gegenwärtige Ober- und Niederlausitz und ein Rest des jetzigen Regierungsbezirks Posen gehören sollen, empfohlen worden. Berwallungseiiilheiluiigen sind aber ein gewurzelten Stammes-Besonderheiten gegenüber von geringer Bedeutung; Ostsriesland beispielsweise gravilirt bis aus diesen Tag, obgleich es schon von 18l5 biS 1866 zum Königreich Hannover gehörte und seitdem zur Provinz Hannover ge hört, weder wirthschastlich, noch in anderer Beziehung nach der Stadl Hannover, sondern nach Westfalen. Um wie viel weniger könnte man von veränderten Verwallungs - Ein- theilungen eine Einwirkung auf einen tiefen nationalen Gegensatz, gleich dem des Polenthums zum Deulschtbum, erwarten! Mit so mechanischen Mitteln ist gegen starke geistige Mächte nichts auSzurichlen; das ist auch die Meinung des Grauvenzer „Geselligen", der aus den Erfahrungen in mitten des Polenthums heraus seinerseits bemerkt: „Der Bermsser des Artikels in der „Köln. Ztg." vergißt bei seinen Plänen, die doch zum Endzwecke haben sollen, den Polonis» muS zu schwächen, daß durch e,ne Neugliederung provinzieller Theile u. A. die Zugehörigkeit der Gebielsiheile zu bischöflichen Diöcesen mchl berührt wird und daß der Erzbischof v. Stablewski in Posen wie bisher für viele Polen „der Primas" bleiben würde, gleichgiltia, zu welchem Landraihsamt die Polen ge hören. Man soll den Werth mechanischer Trennungen nur nichi überschätzen, wo jo mächtige Bindemittel, wie sie die römische Kirche besitzt, vorhanden sind." Wirksamere Waffen zur Bekämpfung der polnischen Agitation, als eine neue Provinzialeintheilung, sind feit langer Zeit bekannt und der Regierung zur Verfügung gestellt; es kommt nur darauf an, daß sie angewendet werden. — Der „ReichSanz." übernimmt heute die von uns gestern in der „Politischen Tagesschau" wiedergegebene Aus lassung der „Nordd. Allg. Ztg." über die Begegnung Kaiser Wil Helm's mit dem Zaren in Darmstadt und Wies baden. — Die Entscheidung über die Rückkehr deS Gouver neur- von Miss mann nach Afrika wird, dem „B. T." zufolge, nach der Rückkehr deS Reichskanzlers nach Berlin gefällt werben. — Die Verhandlungen über die Festsetzung der deutsch-dänischen Fischereigrenze im Kleinen Belt sind, der „Post" zufolge, nunmehr abgeschlossen. Die Ver handlungen sind von der deutschen und der dänischen Regie rung ratificirt und die zur Bezeichnung der Grenzlinien nothwendigen Baaken auSgelegt. — Eine öffentliche Versammlung der städtischen GaS- anstal ts-Arbeiter, die heute Abend statlfand, wurde, bevor Beschlüsse gefaßt werden konnten, wegen tumultuarischer Vorgänge polizeilich aufgelöst. Der Sattler Poersch er ging sich in seinem Referat in heftigen Ausfällen gegen die Verwaltung der Gasanstalten, weil sie den vor dem Einigungsamte des Gewerbegerichts vereinbarten Ver trag umgebe, entgegen den Abmachungen weder einen ArdeiterauSschuß bilde, noch die ausgesperrten Arbeiter wieder einstelle. Vor Allem glaubte er den Nachweis erbringen zu können, daß die von den GaSanstaltS- arbeitern gegebene Unterschrift wegen der Beibehal tung der 18stündigen Sonntagsschicht keine freiwillige gewesen ei. In einer umfangreichen Erklärung suchte er daher die Versammlung zu einem kräftigen Vorgehen gegen die Ver waltung zu bewegen, wurde aber wiederholt durch abfällige Zwischenrufe unterbrochen. Ein älterer Arbeiter griff dann in die Debatte ein, tadelt» den Ausstand und verwahrte sich dagegen, daß die Unterschriften unter dem Drucke der Vor gesetzten gegeben feien. Als hierauf Poersch in be leidigenden Ausdrücken sich erging, entstand ein Tu mult, der den überwachenden Beamten bewog, die Versamm lung aufzulösen. Die Erregung unter den GaSarbeitern war so stark, daß sie sich auf der Straße stauten, um dem Referenten zu Leibe zu gehen. Dieser wurde deshalb so lange im Locale festgehalten, bis die Polizei die Menge zerstreut hatte. — Gegen die Verurtheilung des Herausgebers des „Anti semitischen Generalanzeigers" Sedlatzeck zu drei Monaten Gesängniß wegen Gotteslästerung und Beschimpfung der jüdischen Religionsgemeinschaft ist die Revision angcmeldel worden. Eö wird, wie die „Staatsb.-Ztg." hört, besonders darauf Gewicht gelegt werden, daß der Revisionösenat die bisherige Iudicatur des Reichsgerichts umgestoßen bat, ohne einen Beschluß der vereinigten Strafsenate herbeizuführen. — Die Nachweisung der NechnungSergebnisse der Berufsgenossenschaften für das Jahr 1895 ist im NeichchVersichcrungsamt nahezu fertig gestellt und wird des halb dem Reichstage bald nach seinem Wlederzusammentritt vorgclegt werden kennen. — Prinz Eitel Friedrich kann nun wieder, ohne Schmerzen zu empfinden, den verletzten Fuß gebrauche». — Der Kaiser hat den ersten Bürgermeister Delbrück auf die vom Magistrat erfolgte Präsentation als Vertreter der Stadt Danzig ins Herrenhaus berufen. * Hamburg, 21. October. Der telegraphisch schon er wähnte Artikel der „Hamb. Nackr." über den Untergang des „Iltis" lautet: „Wir constatiren mit Genngtbnung, daß die Unverschämtheit, mit welcher der ehemalige Schiffs koch und spätere Speisewirth Schwartz aus Lübeck auf dem Gotbaer Parteitage der Socialdemokratie die An gehörigen der deutschen Marine über ihre Pflicht im Moment höchster Gefahr zu belehren versucht hat, überall in der vaterländischen Presse mit Entrüstung zurückgewiesen wird. Wenndersocialistische Schwätzer der unlergegangenen Besatzung des „Iltis" zum Vorwurfe macht, daß sie im Momente der Katastrophe ein Hurrad auf den Kaiser nnd das Flaggenlied angestimmt hat, anstatt aus die eigene Rettung bedacht zu sein, so ist die Absicht offenbar darauf gerichtet, den Eindruck zu erwecken, daß nicht Alles geschehen sei, was pflicht- und naturgemäß zur Erhaltung von Schiff und Leuten ge boten gewesen sei, und daß die Mannschaft gleichsam eines patriotisch-militairischen Theater-Effectes wegen voreilig in den Tod getrieben wäre. Für diese ruchlose Verdächtigung der untergegangenen heldenmüthigen Besatzung des „Iltis" verdiente der ehemalige Schiffskoch eine Züchtigung, die wir hier ihm mit der Feder nicht zu Tbeil werden lassen können, die ihm aber sicherlich in ausgiebigster Weise verab folgt werden würde, wenn er die Unvorsichtigkeit beginge, sich demnächst im Kreise patriotisch denkender und fühlender deut scher Marinemannschaften blicken Zu lasten. Als wir seiner Zeit die Liste der unlergegangenen Besatzung des „Iltis" ver öffentlichten, knüpften wir daran die Bemerkung, sie bilde insofern ein Dokument der Einigung des deutschen Volkes, als Angehörige aller deutschen VolkSstämme auf dem Schiffe gedient und miteinander in den Tod gegangen seien; heule möchten wir der socialdemokratischen Verunglimpfung gegen über daraus Hinweisen, daß unter der Besatzung des „Iltis" gewiß auch Mancher war, der denjenigen Kreisen der Be völkerung entstammte,deren politisckeVertretung dieGesinnungs- genosten des pp. Schwartz in Anspruch nehmen. Wenn diese Mannschaften mit demselben Heldeumuthe wie ihre Kameraden biSzum letzten Augenblickeausgeharrt und mit patriotischenKund- gebungen gestorben sind, so dürfen wir uns dadurch in der tröstlichen Ueberzeugung bestärkt fühlen, daß unsere Marine bisher so wenig wie unsere Armee unter dem Gifte gelitten hat, daS ihrem Orga nismus durch die socialdemokratische Agitation zu geführt wird. Pflichtgefühl und Vaterlandsliebe, Dis- ciplin und aufopf-bungsfreudiger Heldenmuth sind nur für die socialdemokratische Führerschaft, die zum größten Tbeil von der Bekundung gegentbeiliger Eigenschaften lebt, nicht aber für die Angehörigen unserer Wehrmacht zu Master und zu Lande ein überwundener Standpunct.*) Urbrigens steht das rühmliche Beispiel unseres „Iltis" nickt vereinzelt da in den Annalen der Marine. Als daS italienische Admiralschiff „Re d'Italia" in der Seeschlacht bei Lissa von dem Admiral Tegetbvff gerammt und in Begriff war zu sinken, brach die Mannschaft in den Ruf auS: Lvviva I'ltnlia! Für solchen Heldenmuth im Augenblick der höchsten Gefahr — einerlei, *) Wie tief die socialdemokratische Führerschaft diese Thatsache beklagt, ist durch den Abg. Vr. Schön lank (vgl. unser» Leitartikel vom 18. Ociober) bekannt geworden. Redaction des „Leipz. Tagebl." ob er vo« Deutschen oder von Ausländern bekundet wird — hat unsere Socialdemokratie allerdings kein Gefühl, und gerade darin drückt sich der sittliche Defect, an dem die Partei leidet, am deutlichsten an-." * Posen, 20. October. In der Opalenitzaer Land- friedeaSbruchSsacke sind folgende neun Personen an geklagt: Schmiedemeister Nepomuk Rajrwicz, Kaufmann Kasimir Rajewicz, Fleischergeselle Hypolit Stelmaszyk, Arbeiter Valentin Waber, Arbeiter Kasimir KlaczynSki, Schlosser Stanislaus Urbanski, Fleischer Franz Schmierzckalski, Schmiedemeister Peter FilipowSki und Bäcker Michel Roj. * Wildparkstation, 22 October. (Telegramm.) Prinz Heinrich von Preußen ist heute früh 6 Uhr 40 Min. hier eingetroffen und direkt nach dem Neuen Palais gefahren. Um 7 Uhr trafen, begleitet vom Obcrstlieutenant v. Luncker, die beiden kaiserlichen Prinzen Wilhelm und Eitel Friedrich aus Plön hier ein und wurden von den Prinzen Adalbert, August Wilhelm und Oscar auf dem Bahnhof herzlich begrüßt. — Der Kaiser und die Kaiserin find um 8 Uhr hier eingetroffen und habe» sich, auf dem Bahn- Hofe von'den fünf ältesten Prinzen herzlich begrüßt, zu Wagen nach dem Neuen Palais begeben. * Magdeburg, 21. Oktober. Die sächsische Provinzial synode hat ebenso wie die Posener gegen das Duell Stellung genommen. Es gelangte folgender Antrag zur Annahme: „Taö Duell als verbotene Selbsthilfe nnd als eigenwillige Verfügung über eigenes »Md fremdes Leben verstößt gegen göttliche Ordnung und menschliches Recht. Um dieses in weiten Kreisen nock tief gewurzelte und selbst von ernsten Männern in besonderen Fällen für gerechtfertigt erachtete Uebel zu beseitigen und um zugleich ein wirksames Mittel zur Wiederherstellung der verletzten Ehre zu erreichen, ersucht die Provinziasynode das königl. Eonsistorium, an zuständiger Stelle zu beantragen: Daß unter Abänderung der bestehen den Gesetzgebung solche Nechtseinrichtungen geschaffen werden, durch welche der verletzten Ehre eine wirklich be friedigende Wiederherstellung und Sühne gesichert wird. Ferner stellt die Prooinzialsynode an die Geueral- synode den Antrag, betreffs der Frage über das Verhalten der Geistlichen bei Beerdigung im Duell Gefallener eine landeskirchliche Regelung (damit eine vollkommene Ueber- einstimmung in allen LandeStheilen zugesichert wird) herbei- zuführen." * Gictzen, 21. Oktober. Landwirtb Mein er t in Hammer hof ist alS nationalliberaler ReichStagScandidat ausgestellt worden. (Köln. Z.) * Kronberg, 21. Oktober. Kaiserin Auguste Victoria und Kaiserin Friedrich besuchten beute Mittag trotz des strömenden Regens daS alte Schloß, die Stadtkirche und das Victoria-Pensionat. Der Kaiser verblieb im Schlosse. * Wiesbaden, 21. Oktober. Der Kaiser schenkte dem nassauischen Kriegerverein das Michaelsbild mit der Wid mung: „Den allen preußischen Kriegern." * München, LI. Oktober. Staatsrath Hoermann, welcher in den Jahren 1868 und 1869 Minister des Innern war, ist gestorben. Oesterreich-Ungarn. * Wien, 21. Oktober. Der Minister des Aeußern Graf Goluckowski ist nach zehntägiger Abwesenheit heute von seiner Besitzung in Galizien wieder hier eingetroffen. — Ministerpräsident Graf Badeni erhielt heute anläßlich der Feier seiner silbernen Hochzeit ein äußerst huldvolles Glück wunschtelegramm deS Kaisers Franz Josef. — Das Glückwunsch-Telegramm des Kaisers an den Ministerpräsi denten lautet: „Mit freudiger Theilnahme und der Ver sickerung ungeschmälerten Vertrauens gedenke ich Ihres schönen Familienfestes und sende Ihnen und der Frau Gräfin die herzlichsten Glückwünsche." — Auch von dem Erzherzog Ludwig Victor traf ein Glückwunsch-Telegramm auS MosciSka ein. Eiscnbahndienst und Politik. * Wien, 21. October. (Abgeordnetenhaus.) Bei der Be- rathnng des Dringlichkeitsantrages Pernerstorfer, den Eisenbahn« Minister auszusordern, die untergeordneten Organe zu belehren, daß der Druck aus die Bahn bedien sieten zur Verhinderung des Beitritts zu gesetzlich gestatteten Vereinen eine Verletzung des Staatsgrundgejetzes sei, betonte der Eisenbahnminister, die Bahn bediensteten hätten bisher von ihrem Beschwerderechte wegen un zulässiger Behandlung nicht Gebrauch gemacht. Der Minister sicherte strenge Untersuchung der vorgebrachten concreten Fülle zu und führte sodann weiter aus, bei der Eisenbahn sei dir strengste Tisciplin nothwendig, da es sich um Interessen von größter Trag weite und täglich um das Leben Tauiender handele. Wohin solle es führen, wenn die Bediensteten statt der Vorgesetzten einer gewissen Parteileitung folgen würden. Es sei Schuldigkeit der Direktoren, dafür zu sorgen, Laß die Disciplin nicht untergraben werde, selbst verständlich unter strengster Wahrung der Dienstordnung und der Gesetze. Er habe gegen die Dringlichkeit des Antrages nichts ein- zuwenden. Die Dringlichkeit wurde hierauf mit 73 gegen 68 Stimmen mangels einer Zweidrittel-Majorität abgelehnt. Frankreich. Krte«»A«dget. * Parts, 21. Oktober. Die BudAetcommifsion ver zichtete dem Wunsche des KriegSministerS entsprechend auf eine Herabsetzung der in dem Budget vorgesehenen Effectivbestäude. Der Minister stimmte verschiedenen Credit- hrrabsetzungen zu. Italien. Die Hochzeit des Kronprinzen. * Bari, 21. Oktober. Die Stadt war heute Abend glänzend beleuchtet: «S herrscht hier eine sehr gehobene Uest- stimmung. Der Prinz von Neapel und der Herzog von Genua sind mit den montenegrinischen Fürstlichkeiten nach dem Empfange der Behörden Abend- 10 Uhr unter begeisterten Kundgebungen der Bevölkerung nach Rom ab gereist. Auf der Reise benutzt der Prinz von Neapel einen Zug, der demjenigen der Prinzessin Helene und ihrer Eltern um eine Stunde voraufsährt. Gvamerr. Geldnöthe. * Madrid, 21. Oktober. Das Projekt einer großen Anleihe von einer Milliarde ist als endgiltig gescheitert anzusehen. Die Beschaffung der zur Weilerführung der Kriege in den Colonien erforderlichen Mittel wird im In land beabsichtigt. Canovas erklärte, er rechne auf den Patriotismus der spanischen Capitalisten; ein Land, da- so opferfreudig sein Blut hergebe zur Aufrechterhaltung der Ehre seiner Fahne, werde hoffentlich auch mit seinem Gelbe nicht zurückhalten. Großbritannien. Trafalgar. * London, 21. October. Zur heutigen Feier de-Jahres tages der Schlacht von Trafalgar versammelte sich eine große Volksniengean der Nelson-Säule. Es wurden Kränze und andere Blumenspenden, gestiftet von der Navy League und mehreren Privatpersonen, an der Säule niedergelegt. Auch in Chatham, Portsmouth und anderen Städten wurde der IabreSlag gefeiert. Die Feier hatte überall einen ganz inossiciellen Charakter ohne irgend welche politischeDemonstration. Rußland. Wannowskt. * Petersburg, 21. Oktober. KrieaSminister WannowSki übernahm wieder die Leitung seines Ressort-, lbomit die Rück- trittSgerüchte widerlegt erscheinen. Orient. Die türkischen Wirren. * Konstantinopel, 21. Oktober. Der armenische Notable Apic Effendi wurde zu dreijähriger Festungshaft verur- lheilt. In der Begründung des UrtheilS heißt eS, daß, wenn derselbe auch nicht Mitglied des Comit6s gewesen sei, er sich doch in die Bewegung eingemischt habe. * Athen, 21.Oktober. Die drei Ofsiciere, gegen welche heute als letzte wegen Desertion nach Kreta verhandelt wurde, sind ebenfalls vom Militairgericht freigesprochen worden. * Athen, 21. Oktober. Der Abschluß eines Abkommens zwischen Frankreich und Griechenland bezüglich Tunis wird bekannt gegeben. * Sofia, 2l. Oktober. Das Bureau der Zankowi- stischen Partei versendet ein Rundschreiben, in welchem eS erklärt, daß sich die Partei von der Regierungspartei wegen der Wahlpolitik derselben und wegen deren zwei deutiger äußeren Politik trenne. Das Programm der Partei fordert unter Anderem correcte Beziehungen zu allen Staaten unter Aufrechterhaltung des vollen Vertrauens zu Rußland und die Zurückberusung jener Söhne deS Vater landes, welche unschuldig im Exil schachten. Asien. Philippinen-Ausstand. * Madrid, 21. Oktober. Der Ministerrath ernannte den General Palavieja zum Untergouverneur der Philippinen. Afrika. Ter englische Sudanzug. * Kairo, 21. Oktober. Der Präsident des Appellations- Gerichtshofes in Alexandrien, Bellet, hat den Termin für die Verhandlung der Berufung, welche in dem Processe gegen die Casse der öffentlichen Schuld wegen deS dem Reservefonds für die Nilexpedition entnommenen Vor schusses eingelegt ist, auf den 17. November festgesetzt. * London, 22. Oktober. Die „Times" berichten aus Kapstadt, daß der Streitfall zwischen der Capcolonie und dem Oranje-Frei st aate wegen der Eisenbahntarife beigelegt ist. Etwas, das de» Stachel der Eifersucht tiefer in da- Herz Ilija Andrej'S trieb. „Ich habe nicht geschwärmt, Herr Graf, sondern sprach in meiner Eigenschaft als Arzt von dem sonnigen Italien. DaS Klima Petersburgs ist zu rauh, besonders im Winter, für Ihre Frau Gemahlin. Da die Lage der Dinge Ihnen immer noch nicht gestattet, der Gesellschaft Ihre Gattin zu zeigen, die Gräfin aber nicht länger wie eine Gefallgene hinter Tbür und Angel sitzen bleiben kann, — ihre zarte Gesundheit ist in Gefahr — so wäre gewiß der Gedanke in Erwägung zu ziehen, ob ich sie nicht auf Ihren Wunsch nach San Remo verbringen sollte." „Was, — was?" fragte Ilija Andrej und fuhr von seinen eigenen düsteren Betrachtungen, in die er versunken war, erschreckt empor. Dabei streifte sein Blick den goldigen Griff eines Bulgarenmeffers, daS neben anderem Zierrath als Schmuck au der Wand hing. „Haben Sie mich nicht verstanden? — Ich sprach von Italien " „Doch, ich verstand Sie, Sie wollen fort? Aber Sie sind ja in Petersburg festgehalten, Ihr Institut?" Rentirt sich absolut nicht. Eine wahre Unmasse von Ver bindlichkeiten häufen sich über meinem Kopfe zusammen, dir ick außer Stande bin, auszugleichen. Ich hatte meine ganzen Hoffnungen auf Sie gesetzt, Herr Graf, sehe aber ein, daß auch Sie umsonst für mich Opfer bringen würden; mir leuchtet kein Stern in Petersburg. Für mich Wür6« eS eine wahre Rettung sein, wenn ich als Reisebegleiter der Frau Gräfin nach Italien geben könnt«." Da» Mißtrauen deS Ilija Andrej war mit einem Male verflogen. DaS war eS also, weshalb er seiner Gattin von Italien vorschwärmtr. Er athmrte förmlich auf und verzieh ihm von Herzen gern. Die Idee, nach Italien für den Winter zu geben, werde ich mir überlegen. In ein paar Tagen, vielleicht morgen schon, sind alle Schwierigkeiten gehoben, die ja auch mir un erträglich geworden sind. E- wird mir alsdann eine Kleinig keit /ein, Ihnen zu helfen. Leider kann ich keine nennens- wertbe Summe bei dem Bankier de- Fürsten erbeben, ohne daß diesem nickt sofort Mittheilungen gemacht würden. Aber da- wird in kurzer Zeit ganz ander- werden. Welche Summe gebrauchen Sie?" Der Blick des jungen Herrn fiel wieder auf den glanzen den Griff de- BulgareomefserS und blieb dort basten. War ,s der Stiel, oder die blitzende Klinge, die ibn aozog? „Mit zwanzigtausend Rubel wäre mir geholfen", versetzte Doctor Rüsolm und war erstaunt über daß Interesse, welches der Graf dem Dolchmeffer entgegenbrachte, „ich gebrauche daS Geld nicht baar, nein, ein Cbeck in dieser Höhe, den ich meinen Gläubigern als Sicherheit hinterlegen würde, genügte." „Das ist eine ungewöhnlich hohe Summe für meine momen tanen Verhältnisse, aber ich werde Ihnen helfen. In wenigen Tagen wird dieser Betrag für mich nur eine Bagatelle be deuten, gewiß nur eine Bagatelle! Versuchen Sie, die Gräfin zu beruhigen und warten Sie. Möglich, daß ich die Gräfin mit Ihnen nach Italien schicke und später nackkomme, kann aber heute noch gar keine Bestimmungen treffen." Ja dieser Erklärung schien der Arzt sehr wenig Trost zu finden. „WaS soll daraus werden, wenn meine Gläubiger mich morgen schon niederrennen? Ich glaube nicht, daß da- beute oder morgen schon geschieht, aber ich muß mit einer solchen Möglichkeit im Interesse der Frau Gräfin rechnen. Man könnte die Dame rücksichtslos auf die Straße setzen, und waS dann?" „Ich habe Ihnen Tausende geopfert", versetzte Ilija Andrej gereizt, „und werde weitere Tausende mit Freuden opfern, sobald eS mir möglich ist. Warum quälen und drängen Sie mich? Glauben Sie wirklich, daß ich die Lage meiner Frau nicht begreife und unsagbar darunter leide? — ES wird und muß sich Alles ändern über Nackt", setzte er mit einem finsteren Entschlossensein hinzu, da- dem Arzt ausfiel, ja ibn wahrhaft unheimlich berührte. Doctor Rüsolm schien seine klaren Absichten gebabt zu haben, als er von der Sehnsucht der schönen Gräfin sprach, aber nun sah er ein, daß mit Ilija Andrej jetzt nichts an zufangen sei, und gab darum seine Absichten, für beute wenigstens, auf. „Wenn nur daS Gemach der Frau Gräfin sich besser Heizen ließe", klagte er und gewiß nur darum, um die Frage der Uebersiedelung der jungen Frau nach Italien dem Grasen nur noch dringender ans Herz zu legen, „sie liegt fortwährend unter Decken und dock läßt sich daS Kältegefühl nicht bannen." Mit über die Brust gekreuzten Armen stand Graf MatscherSkoff da und lauschte auf die Aussübrungen deS schmächtigen MedicinerS, der nur zu gut wußte, wo dieser verwundbar war. Ein gebeimeS Weh, ein unheilbarer Schmerz lag in seinen, auch jetzt nach innen gekehrten Augen. Er zitterte leise vor Aufregung nnd preßte dit Zähne auf einander und so wie er dastand, glich er einem jungen Manne, der mit all seiner Iugendkraft, seinem bessere» Wollen unter Ketten seufzt, in die ein Tyrann ihn geschlagen und die er nicht zerreißen darf. Er lauschte, denn ihm war eS jetzt, als höre er daS fröstelnde Wimmern seines jungen schönen WeibeS, ihm ists, als ruhen ihre großen unbegreiflich dunklen Augen fragend und anklagend auf ihm. Er fühlt die tausend Zweifel ihres Herzens, ihres GemütheS auf sich eindringen, die ihn über wältigen, und weiß ihnen nichts entgegen zu setzen, als die Trostworte eines Schwächlings. Aber diesen Schwächen steht er mit geballter Faust gegen über, er ist ihr Todfeind, der mit fieberglühender Ungeduld auf den richtigen Moment wartet, um sie zu vernichten. Und darin lag da- Seltsame, Ungewöhnliche seine- Charakters, daß er all die unheimlichen Elemente nach innen wälzen konnte, damit sie dort gleichsam unter der Asche fortglimmeu, bi- die Stunde kommt, in der er sie entfesseln wird. So war Ilija Andrej MatscherSkoff als Knabe, der sich sklavisch vor der Zuchlruthe seines Onkel- duckte, so ist er als Mann. In diesem Augenblick wird draußen auf dem Flur eine Thür geöffnet, und die Möglichkeit, daß sie, sein junges Weib, ibn aufsuchen könnte, gerade jetzt, wo er ihr noch nicht zurufen konnte, dass er sich ermannt und wie ei» Held seine Ketten zerbrochen habe, erschreckte ibn und un willkürlich sah sich dieser echte Asiate nach einem Versteck um, hinter dem er sich verbergen könnte vor ibrem Angesicht. Doch seine Befürchtungen waren unbegründet; Ilija Andrej MatscherSkoff batte nicht nötbig, sich binter den Busch zu werfen vor seiner Frau, denn jener uniformirte Mensch, der die Stelle eine- Portier-, vielleicht aber auch noch ganz andere Aufgaben zu lösen hatte, und welcher schon die Auf merksamkeit des Fürsten zu erregen wühle, trat in« Zimmer. „Die Frau Gräfin bittet dringend um den Besuch deS Herrn Doctor." Auf einen Wink deS Arzte- hin zog sich der Bursche wieder zurück. Fragend blickte dieser nun den Grafen an, als erwarte er von diesem, daß er sofort seine Gattin auf suchen würde. Aber Ilija Andrej sagte rasch: „Gehen Sie, mein Freund, und beruhigen Sie sie. Jetzt kann ich sie nicht seben, jetzt nicht! — Um Mitternacht kehre ick zurück, sagen Sie ibr daS, und dann werden die schwere» Stunden binler un» liegen wie rin böser Traum. Erst dann werden wir uns einander ganz angehöreo können, angehörrn für immer." „Vielleicht sehen Sie Ähre Gemahlin, nur auf ein paar Minuten?" „Unmöglich!" erklärte dieser mit Hast und Unruhe, „sie würde mich zurückbalten wollen, — und ich muß frei sein!" „Sollte er sie schon satt haben?" fragte sich Doctor Rüsolm. „Um so besser!" setzte er hinzu und verließ das Gemach. Wie ein Falke stürzte sich jetzt Graf MatscherSkow nach dem Bulgarenmeffer und nahm eS von der Wand. Seine Augen blitzten scharf und hart wie der Stahl deS unheim lichen MefferS, den er auf seinen Fingernägeln erprobte. „Die letzte Frage ist gelöst, — der Sklave erbebt sich, Stepan Wassilitsch!" murmelte mit unheimlichem Frohlocken der junge Mann vor sich bin, schob den Stahl mit dem blinkenden Griff unter den Rock und schlich sich fort. Er erreichte die Straße und stürmte hier mit einer Hast weiter, die selbst jetzt in der Dunkelheit auffallen mußte. Sein Gehirn befindet sich in Aufruhr. Bon einem einzigen blutrothen Punkt au-, ein Punkt, in dessen Mitte der glänzende Stahl de» Bulgarenmeffers bi- ans Heft gestoßen war, blitzen seine Betrachtungen und Gedanken strahlenförmig nack allen Windrichtungen auS. Ueber Alle» denkt er nach, während er dahin eilt. Alles steht ihm mit großer Lebhaftigkeit vor Augen, — die Millionen seine- Onkels, die Petuschkiwna mit ihrem vermeintlichen Sohn IaSmorin und seine märchenhafte Loto-blume von einer Frau. Gewiß, er wird sie nach dem Süden führen, morgen schon. Mit Perlen und Diamanten will er sie schmücken und alle Versprechungen einlösen, die er ihr gemacht in seinem wahn sinnigen LiebeSrausch. Er gerieth in eine verzückte Stimmung hinein; der Gedanke, frei zu sein, frei im Bunde mit dem ungeheueren Vermögen seine» Onkels, und nur nach einer solchen Freiheit sehnte er sich, wirkte auf ihn wie ein Rausch. Die verhaßte Petuschkiwna mit ihrem Sobne hat ihre Rolle auf Slekok auSgespielt noch in dieser Nacht! Seine Lippen kräuseln sich zu einem Lächeln, und welch ein Lächeln ist da»! Der trockene Glanz seiner unruhigen Augen, auS denen ein jähe» Mißtrauen zittert gegen die ganze Welt, sobald sie sich erheben, stempeln ihn zu einem Phantasten, der sich in den Bann seiner eigenen Phantasien geschlagen sieht. Und immer hält er die Hand unter dem Rock und scheint den Goldgriff de» Bulgarenmeffers umklammert z« haben. (Fortsetzung folgt.) Vie Vi S.N.L 4 der Gerichtsh vor übeffüllt« folgende- Ui ausnahme des und Becker sie in der i dem Ehrrnrc Sachen der mehr daS N gewaltet. 4 darin liege» beide» Auge! sich der Eh tistischr D Artikels, so Beleidigung ihre Verthril sondern der sich absicht verschlossen l führen mußt! anerkannt w Vorwurf ge, werden kann sich, ob die» nicht die Pfli darauf ringe daß nicht von einem ! geeignet war schließen. E der „Psycho verlangt wo Fällen sein nicht getäusc könnte, ist d Aber es ist n in dem Mas wirst, schuld!, daß der Sch Schlaf unecht Ewers den ist und es ist hin ein Bo der Geselljcho nicht richtig, Hof ist der A besitzt und hat. Denn den Versucher geklagten voi vorliegt. De Lana vorzuw Herrn von E auf Grund v Las Gericht i Laß die von Beweise als auf dem S> nichtig sin ständige übe Ehrengericht! Standpunct Ehrengericht geprüft hat, j von den Ang in sich selbst von Ehrhard Gegen den zwei Herausf ist in Bezug worden, daß handelte, ind unsinnigen T ist berücknchti des Officiertil die Sache bei wollte der A ihn vorgeno In Bezug « Ansicht, daß des Hauptma der HerauSsc Der Aagekla Schmidt üb, ist erwiesen, gegen dir Mi liegen vier i des Hauptmai vor. Was s auch bei ihm Angeklagte w in seinem Bll in einer Weis, den Worten: liegt offenbar er hinzusetzt: Billigung de, des Division mann Greve, der Strafbenn lediglich aus < darauf brschrö zu bringen, denz de» 8 welche» daS! Es ist daher , Auch der L verurtheilt w stellten Artikel sind, und zr mit Gefängnis daher schuldig und der Her sorderung in hiesigen Bezir in zwei Fälle, Verbindung n gefährlichen K rathS in zwri Fall», Horns zwei Füllen. von Ehrhai Rhein zu. 4 4 Hecker zu 9 Becker za 400 und 200 ( Außerdem UrtheilS in I richten", der,, dem „General in Düsseldorf, Der Staat geklagten Mal der Strafe Fl Justizrath S Hecker'» gegen wesrad« Later auS Wiesbade dann wurde d 1 O. Leipzi, Pleißenuser h, »ine Kette eir Fischottern in 7. Januar 18 und Uuterschl Friedrich Ma,
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