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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 21.03.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-03-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-189303211
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-18930321
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-18930321
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-03
- Tag1893-03-21
- Monat1893-03
- Jahr1893
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 21.03.1893
- Autor
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Riesaer und Anzeiger Meblalt »d Anzeiger). der Telegramrn-Adnssr .Tageblatt", Riesa. Amtsötatt Fernlprrchstell« Nr. 20. König!. Amtshauptmannschaft Großenhain, des König!. Amtsgerichts und des Stadtraths zu Mesa. «6. Dienstag, 21 MSr; 18S3, Abends. 4«. Zahrg. DaS Riesaer Tageblatt erscheint jeden Tag Abends mit Ausnahme der Sonn- und Festtage. Vierteljährlicher Bezugspreis bei Abholung in den Expeditionen in Mesa und Strehla, den Ausgabestellen, sowie am Schalter der kaiserl. Postanstalten 1 Mark 28 Ps., durch die Träger frei ins HauS 1 Mark 50 Pf., durch den Briefträger srei in« HauS 1 Mark 65 Pf. Anzetgen-Anaahme für die Nummer des Ausgabetages bis Vormittag S Uhr ohne Gewähr. Druck und Verlag von Langer L Winterlich in Riesa. — Geschäftsstelle: Kastantenstraße 59. — Für die Redaction verantwortlich: Herm. Schmidt in Riesa. Bekanntmachung, die diesjährige Stutenmusterung und Fohlenschau betreffend. Das Königliche Landstallamt zu Moritzburg wird die diesjährige Stuteumustcruuz und Aohlenschau für das Auchtgcbiet Grostenhai«: Mittwoch, am 12. April dieses Jahres, Vormittags s Uhr, »kia» Prämiirung in Großenhain, (auf dem Radeburger Platze), Borna b. Oschatz: Donnerstag, am 13. April dieses Jahres, Vormittags 9 Uhr, okine Prämiirung in Borna, Altlommatzsch: Freitag, den 1s. April diese« Jahres, Vormittags 9 Uhr, »sine Prämiirung in Lommatzsch, Moritzburg: Freitag, den 12. Mai dieses Jahres, Vormittags 9 Uhr, mit Prämiirung in Moritzburg «bhalten. Indem Solches hiermit öffentlich belannt gegeben wird, -rgeht gleichzeitig an die Ortspolizei behörden des Bezirks der Amtshauptmannschaft Großenhain die Aufforderung, die Pferdebesitzer nicht »nr im Wege ortsüblicher Bekanntmachung, sonder« womöglich «och durch besondere Ansage auf die obige« Musterungstermine aufmerksam zu machen. UeberdieS wird noch bemerkt, daß laut Verordnung de« Königlichen Ministerium« deS Innern für alle nicht im Zuchtregister eingetragene Stuten ein um drer Mark erhöhtes Deckgeld zu zahlen ist und ebenso für eingetragene Zuchtstuten, sobald ihre uachzuweisenden Produkte im ersten »der zweiten Jahre bei de» Fvhlenschauen nicht vorgestellt werden. Diejenigen Züchter also, deren Stuten nicht im Zuchtregister ausgenommen sind, die sich aber fernerweit das bis herige niedrige Leckgeld von 6 Mark sichern wollen, müssen ihre Stuten bei der nächsten Stutenmusterung zur Eintragung ins Zuchtregister vorstellen und ihre Produkte seiner Zeit im ersten oder zweiten Jahre zur Fohlenschau bringen. Eine Anmeldung des Kohlens zur Schau hat nur stattzufinden, wenn Prämiirung angesagt ist, und das Fohlen al« konkurrenzfähig erachtet wird. In diesem Faste muß die An meldung auf eine« bei der Beschälstation zu entnehmenden Formulare bis zum 4. April dieses J»hr«ö an da« Königliche Landstallamt erfolgen. Großenhain, den 17. März 1893. Die Königliche Amtshauptmannschaft. 934 L. v. Wilucki. Mke. - Bekanntmachung, das Abraupen betreffend. An alle Grundstücksbesitzer im Verwaltungsbezirk der unterzeichneten Königlichen AmtS- hauptmannschaft ergeht hiermit die Aufforderung, zur Vermeidung der in 8 368^ doS ReichS- strafgesetzbuch« bestimmten Strafe (Geldstrafe bis zu 60 Mk. beziehentl. Haftstrafe bis zu 2 Wochen) bis längstens den st. April diese- Jahre- ihre Bäume u»d Sträucher be ziehentlich Gebäude und Wände von Raupennestern ^Gespinnsten und Raupenspiegeln), sowie Echmetterlingseiern gründlich und sorgfältig zu reinige« und den entstehenden Abraum durch Verbrennen zu beseitigen. Besondere Aufmerksamkeit ist hierbei den etwa noch an den Bäumen befindlichen vorjährigen, meist leicht zusammengerollten oder zusammengesponnenen Blättern, da dieselben Raupennester beherbergen, zu schenken. Zu schonen dagegen sind die in geringen, zusammengesponnenen Mengen häufig zu findenden, länglichen, kleinen, 2—8 Millimeter langen, seidenartig gelb oder weißlich glänzenden Tocons, welche die Larven nützlicher Schlupfwespen beziehentlich Jchneumoniden enthalten. Die OrtSpolizeibehörden werden angewiesen, diese Anordnung noch im Wege der amtlichen B«kündign»g besonder- bekannt zu machen, deren Befolgung streng zu überwachen und gegen etwaige Säumige unnachfichtlich mit Strafverfügungen vorzugehen. Großenhain, am 14. März 1893. Die Königliche Amtshanptmannschaft. 844 L. ». Wtlucki. Mke. Eine -roße Ahlwardt- nnd Judenflinten- Debatte gab es gestern im Reichstag. Nachdem der Abg. Lieb knecht das sogenannte militärische System bekämpft und die Ansicht ausgesprochen hatte, daß ein Krieg mit zwei Fronte« nicht zu befürchten sei, ergriff Ahlwardt das Wort und führte auS: Meine Stellung zur Militärvorlage ist eine ganz andere. Ich halte die Lage unseres Vaterlandes Rußland und Frankreich gegenüber nicht für ungefährlich. Gerade die Erschütterung der Lage in Frankreich kann leicht den Krieg herbeisühren. Mit der innere» Schwächt Rußlands steht es nicht so schlimm, besonders nimmt die Korruption der unteren Bolksklaffe« ab, seitdem Rußland sich »on einem gewissen Bolksstamm befreit hat (Heiterkeit) und damit jetzt an der Spitze der Sulur marschirt. Ich stimme auch des halb für die Militäroorlage, da ich die allgemeine Militär- pslicht so lange für ein Unrecht halte, so lange nicht alle gleichmäßig davon betroffen werden. Wir werden unseren Wählern ruhig sagen, wir stimme» für die Militärvorlage, wenn nur die Kostendeckung eine andere ist. Gegen die Erhöhung der Schnaps- wie der Biersteuer müssen wir uns erklären. Unsere Nation ist unzufrieden, »eil ihr Geld durch eine andere fremde Nation ohne Arbeit durch Speku lation und Betrug hcrausgezogeu wird. Wie gefährlich die Miliz für eine Nation ist, hat man im Kriege gegen Krank reich gesehen, den ich als gemeiner Soldat mitgemacht habe. Die Verluste der französischen Miliz waren furchtbare. Der Herr Reichskanzler hat mich der Verleumdung be zichtigt. Schon 1870/71 sahen wir französische Kriegsge fangene, die mitten im Winter barfuß gehen mußte«. Die Stiefel waren in vierzehn Tagen unbrauchbar geworden. Die Lieferanten waren jüdische Firmen. Jetzt hat man bei uns unsere neue Waffe auch bei einer jüdischen Firm« zum Theil ansertigen lassen, bei der die allergrößten Unregel mäßigkeiten vorgekommen sind. Es sind darüber Hunderte von Zeugen vernommen worden, von denen Einige aller dings kaum ganz zweifellos waren? E« kam darüber zu dem bekannten Prozeß. Hunderte von Arbeitern meldeten sich als Zeugen, aber sie konnten nicht aufkommen gegen einige noch dazu betheiligte Sachverständige. Man gab den Letzteren Recht, und auch der sozialdemokratische „Vorwärts" gab ihnen gegenüber den Arbeitern Recht. Das Schlimmste, Mas bei dem Prozeß bewiesen ist, sind die mit den Läufen angestellten Manipulationen. Vor Allem sind der Firma Poewe Läufe geliefert worden, die bereits von der italienischen Regierung zurückgewiesen sind. Der Kriegsminister hat dies in Abrede gestellt, er ist aber im Jrrthum. Die Läufe stammen aus einer Aktienfabrik in Solingen, an der der Inhaber der Firma Coppel betheiligt ist. Herr Loewe hat eidlich zugegeben, daß er einen Theil der Läufe nicht aus Spandau, sondern aus Suhl erhalten habe. Dorthin hatte man nämlich jene Läufe geschafft. Herr Loew» hat dann wohl einen Meineid geschworen. Dicepräsident Graf Ballestrem: Ich kann nicht zu geben, daß hier im Hause ei» solcher Borwurf gegen einen Mann erhoben wird, der sich nicht vertheidigen kann, und rufe den Redner zur Ordnung. Abg. Ahlwardt (fortfahrend): Dann überlasse ich dem Hause das Urtheil darüber. Ich frage »eiter beim KiegSminister an, »as aus einer Anzeige geworden ist, die ich dahin erstattet habe, das die genannte Firma Hieb- und Stichwaffen aus dem schlechtesten Bessemer Stahl herge- stellt hat. Das war auch mit den Flintenläufen der Kall. Ferner sind Kolben geleimt und allerlei andere Beschädigungen herbeigesührt worden, um billiger zu produziren. Die Sachverständigen fanden trotzdem Alles in Ordnung, hatten Nichts zu tadeln, trotzdem ich nachweisen konnte, daß bei einer Landwehrübung »on 1000 Gewehren 625 unbrauchbar wurden. Ein solche« Bataillon wäre im Kriege sicher wehrlos gewesen. Zum Theil »idersprechen sich auch die Gutachten der Sachverständigen über die Wirkung der Fehler an den Gewehren. Die Sachverständigen haben auch verhindert, daß Leute vernommen «erden, die das Gewehr im Kriege erprobt haben. Ich meine die Herren von der Zintgraffschen Expedition, die nach Berlin geschrieben hatten: Schickt uns neue Gewehre, aber keine Loeweschen! Einen sehr schweren Vorwurf habe ich gegen den Kriegsmimster zu erheben, weil er die bekannte Anzeige des Grafen Höhen thal nicht direkt an die Adresse Sr. Majestät gebracht hat. Die Militärverwaltung muß auch die Mängel der Gewehre gekannt haben, denn sie standen ja in den Akten aus Wesel und es war auch anerkannt, daß manche der Fehler nichts Ungewähnliches. In Frankreich hat man sich nicht gescheut, den Panamaskandal auszudecken, Frankreich steht darin groß da. Bei uns sucht man so etwas zu vertuschen. Und doch kommt es, wenn ein Körper krank wird, auf die Entfernung des Giftes an. Herr Loewe hat sicher keine guten Absichten mit dem Baterlande gehabt, daß beweist sein früheres An gebot an Frankreich, diesem Waffenmaschinen zu liefern. Ich habe aber auch neue Thatsachen ermittelt. Namen kann ich freilich nicht nennen, denn die Arbeiter werden brotlos, und wer gegen Loewe au-sagt, bekommt in Berlin keine Arbeit mehr. Einer hat sich ans Mangel an Existenz mitteln erhängt. Andere Zeugen, die gegen lloewe aus sagen wollten, sind bei Seite geschafft worden. (Lachen links.) Ich meine den Zeugen Krähahn. Der ganze Prozeß ist überhaupt mehr ein Hohn auf die Gerechtigkeit! Präsident v. Levetzo« erklärt eine solche Kritik der Rechtspflege für unstatthaft. Abg. Ahlwardt (fortsahrend): Ich habe nicht gegen die Militärverwaltung Anklagen erhoben, ich habe nur darauf hingewiesen, daß dieselbe sich hat betrügen lassen. Unsere Offiziere sind zu edel und deshalb zu leicht den Betrügereien der jüdischen Firma ausgesetzt gewesen. Des halb sollte man gar nicht bei Juden bestellen. Reichskanzler Graf Laprrvi: Ich muß sagen, ich habe keine Freude über die Gegenwart des Vorredners empfunden. Es thut mir vielmehr leid, ihn hier zu sehen, denn die Achtung »or dem Hause verbietet mir, ihm so zu antworten, wie ich ihm sonst erwidert habe» würde. Er hat zunächst von den französischen Schuhen gesprochen, und daraus, daß diese schlecht waren, gefolgert, die deutschen Gewehre seien schlecht. Das richtet sich »on selbst. Er hat von einer Landwehrübung gesprochen, ich habe aber früher schon darauf hingewitse», daß häufig die Gewehre von in rhrer Ver wendung ungeübten Landwehrleuten mißhandelt werden. Die Beschuldigungen gegen die Justizpflege muß ich entschieden zurückweisen. Aber auch die gegen die Heeresverwaltung. Die Loeweschen Gewehre sind durchweg gut. Wenn heute nochmals der Vorwurf erhoben wird, sie seien schlecht, so muß ich mir aus Respekt vor dem Hause den Ausdruck ver sagen, den ich sonst gebraucht haben würde. Ich glaube aber, Herr Ahlwardt kann sprechen, soviel und so lange er will, niemals wird es ihm gelingen, das durch Jahrhunderte begründete Ansehen der Militärverwaltung und unserer Justizpflege zu erschüttern. (Beifall.) Kriegsminister v. Kaltenborn-Stachau: Wäre auch nur ein Theil der Vorwürfe des Herrn Ahlwardt richtig, dann hätten sämmtliche Militärbeamte ihre Pflicht unverantwortlich vernachlässigt. Ich konstatire, daß dies nicht der Fall ist. Kein einziger solcher Fall ist erwiesen. Er tadelt es, daß wir der Loeweschen Fabrik Lieferungen gegeben haben. Aber die Lieferung der Waffen mußte so schnell erfolgen, daß die Privatindustrie herangezogen werden mußte. Die Lieferung ist zur vollsten Zufriedenheit der Heeresverwaltung ausgefallen, keine einzige der Be schuldigungen hat sich in dem Prozeß als richtig erwiesen. Was als Mißhandlung der Läufe hingestellt wird, ist Mr zum Bortheil der Gewehre geschehen. Daß Läufe aus Solingen geliefert worden seien, ist absolut unwahr. Bo» geleimten Kolben habe ich heute überhaupt zum ersten Mall gehört. Don einer Anzeige, wie sie Abg. Ahlwardt er wähnte, ist im KriegSvlinifterium mchtS bekannt, wäre? sie eingegangen, so müßte ich Keantniß davon haben. Ich
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