Suche löschen...
01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.11.1896
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1896-11-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18961119014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1896111901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1896111901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1896
- Monat1896-11
- Tag1896-11-19
- Monat1896-11
- Jahr1896
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Die Morgen-Au-gabe erscheint um '/,7 Uhr, die Abend-Ausgabe Wochentags um 5 Uhr. Nedaction und Expedition: JohanneSgafse 8. Die Expedition ist Wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis Abends 7 Uhr. Filialen: ktto Klemm s Sortim. (Alfred Hahn), Universitätsstraße 3 (Paulinum), LoniS Lösche, Katharinenstr. 14, Part, und Königsplatz 7. Bezugs-Preis in der Hauptexpedition oder den im Stadt bezirk und den Bororten errichteten Aus gabestellen abgeholt: vierteljährlich.64.50, bei zweimaliger täglicher Zustellung ins Haus ^l 5.50. Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: vicrtestährlich >il 6.—. Directe tägliche Kreuzbandsendung inS Ausland: monatlich .6 7.50. 388. Morgen-Ausgabe. MpMcr Tageblatt Anzeiger. Amts6kalt des königlichen Land- nnd Amtsgerichtes Leipzig, des Rathes und Volizei-Äintes der Ltadt Leipzig. Auzeigen-PreiS die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfg. Reckamen unter dem RedactionSstrich (4 ge spalten) 50^, vor den Familiennachrichten (6 gespalten) 4O.ij. Größere Schriften laut unserem Preis verzeichnis Tabellarischer und Ziffernsatz nach höherem Taris. Extra-Beilage» (gefalzt), nur mit der Morgen - Ausgabe, ohne Postbesörderung .6 60—, nilt Postbesörderung .6 70.—. Auvahmeschluß für Anzeigen: Abend-AuSgab«: Bormittags 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittags 4Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stund« frnher. Anzeigen sind stets an die Expedition zu richte». Druck und Verlag von L. Polz in Leipzig. Donnerstag den 19. November 1896. 90. Jahrgang. Amtlicher The». Bekanntmachung, die Kirchcuvorftandswahl zu Lt. Petri betreffend. Nach unserer Bekanntmachung vom 30. Octöber d. I. scheiden nach Ablauf ihrer gesetzmäßigen Amtsdauer aus unserem Kirchen vorstande aus die Herren: Rechtsanwalt vr. zur. Georg Brox. OberamtSrichtcr Johannes Friedrich Wilhelm Krnuichseld, Privatmann Fra»; Lcttthier, Eominerzienratl, Julius Meissner, Lchuldirector Earl Trangatt Reimer, Baumeister Tantel Gottlob Bogel und Architekt Julius Zeissig. Die ausscheidendeu Herren sind insgesammt wieder wählbar. Die Wahl von 7 Mitglieder» in de» Kirchenvorstand für die PctecLkirchgeineinde findet statt: Mittwoch, den 25. November -S. Ars., von früh 10 bis Nachmittag 5 Uhr in dem nordöstlichen Beichthause der Pcterskirche (Eingang der höheren Schule für Mädchen gegenüber). Wahlberechtigt sind die Glieder der Peterskirchgeineinde, die nach unserer Bekanntmachung vom 30. Oetober d. I. sich zu dieser Wahl angemeldet habe» und in die Wählerliste eingetragen worden sind. Wählbar sind alle stimmberechtigten Mitglieder der Peterskirch- gcmeinde (nicht blos die in die Wahlliste eingetragenen), die Las 30. Lebensjahr vollendet habe». Die Wähler habe» ihr Augenmerk auf Männer von gutem Rufe, bewährtem christliche» Sinne, kirchlicher Einsicht und Erfahrung zu richten. Die Abgabe des Stimmzettels für die Wahl von 7 Kirchen vorstehern hat persönlich am 25. Novcmbrr in dem obengedachten Beichthauje der Pcterskirche zu erfolge». Wir bitten herzlich und dringend alle die Gemeindeglieder, die sich in die Wahlliste haben eintragen lassen, von ihrem Wahlrechte am Wahltage Gebrauch zu machen. Leipzig, Len 17. November 1896. Ter Kirchenvorstand zu Lt. Petri. O. Hartung, Pfarrer. Die Gläubiger des vormaligen Bauunternehmers Andreas Wickman» hier, deren Forderungen vor Seo« April 18S3 ent- standen sind, werden ersucht, den Betrag und die Entstehungszeit dieser Forderungen zur Voruntersuchung gegen Wickman» wegen betrüglichen Bankerotis schleunig hierher milzutheilen. Leipzig, ani 14. November 1896. Ter Untersuchungsrichter beim Königl. Lanvgcrichte. V. H. 35/96. Haußer. Bekanntmachung. Tie Lieferung des benöthigten Inventars und der Geräthe, ausschl. Tischler-Arbeiten sür die Verkaufsstellen und das Unter- ossicier-Local Les 2. Ulanen-Regts. Nr. 18 soll in einem oder mehreren Loosen vergeben werden. Ein Verzeichniß, in welcher Art und Anzahl die Geräthe zu liefern sind, liegt in der Expedition dieses Blattes zur Einsicht nahme aus. Preis-Offerten sind bis zum 24. d. Nits, mit der Ausschrist „Inventar 2. Ul.-Regt. Nr. 18" versehen in der Expedition dieses Blattes einzureichen. Rochlitz, den 18. November 1896. 1005 II b. Königliches 2. Manen-Regiment Nr. 18. Die Wettiner und -er Petersberg bei Halte. Nachdruck vrrboNn. I. Nordöstlich von Halle, 13 l»m vo» dieser Stadt entfernt, erhebt sich 260 m hoch ein Porphyrkegel, der Petersberg (vom 16,—>8. Jahrhundert der „lutereBerg St. Peter's", lateinisch )loo8 sereuiw genannt) und bietet bei guter Laune dem Be sucher eine prächtige Fernsicht. Nach der Sage wohnt hier der heilige Petrus, um die Frömmigkeit der im weiten Um kreise Wohnenden — gegen eine Million Menschen! — zu beobachten, doch war dieser Berg schon zur Heidenzeit eine Culturstätte. Dafür zeugen die Gräber, die man uni den Petersberg und auf demselben fand. Noch bis auf die Römerzeit zurück- zugeben, erscheint allzu gewagt, obwohl man sich bemüht bat, den Namen „Blonsberg", den »och heute die westliche Höbe des PeterSberges trägt, auf einen vom Feldherrn DrusuS hier errichteten Tempel der Bellona (Kriegsgvttin) zurückzufübreu. Aber aus der Celtenzeit stammen Stemgräber in der Nähe, aus der älteren Germanenzeit stammt ein Grab auf dem Petersberge selbst, daS der Bauconducteur Bergner^ am 21. November 1827 aufdcckle und das ein weibliches Skelett in sitzender Stellung, 250 Stück Perlmntterscheiben (Kleider besatz ?), 15 Amulette von Schweinszäbnen und mehrere Corallen enthielt, und auf die Slawenzeit deuten an den Abhängen des PeterSberges gefundene Graburne» aus grauem Thon, vo» verschiedener Größe, zuweilen mit Strichen und Linien verziert, hin, vielleicht auch die Erdwälle, die sich auf der Nordseite des Berges und nach Westen zu befinden. Da Germanen sowohl, wie Slawen ihre GotteSverehrungen gern auf hohen frei gelegenen Plätze» verrichteten, so ist eS sehr leicht möglich, wenn auch nicht nachweisbar, daß der Peters berg einst die Stätte heidnischen Götzendienstes war. Falsch ist es, wenn das älteste Bauwerk auf dem Berge der LolkSmund „Heidenkirche" nennt, oder wenn es früheren Gelehrten als Marstempel galt. Dieses Bauwerk war rund gemauert, von nur 29 Fuß lichtem Durchmesser; daran schloß sich östlich ein kleiner halbrunder Raum von 10 Fuß Breite und im Westen ein ll^-Fuß breiter Langraum an, der, wie auch ein viereckiger Thurm, späterer Zeit angebörte. Dieses kleine Gebäude stammt in seinen ältesten Theilen gewiß auS der ersten christlichen Zeit; eS war als Peterscapelle schon im zehnten Jahrhundert ein Wallfahrtsort, namentlich am 30. Juli, dem Tage der vermeintlichen Kirchweihe, da der Schutzpatron Petrus nicht verfehlte, gar manches Wunder zu thun. Diese Capelle mußte schon im zwölften Jahrhundert, da sie einzufallen drobte, gründlich ausgebessert, fast neu ge baut werden. Der Cbronist deS PeterSberges, ein Mönch, der am Ende des zwölften und zu Anfang des dreizehnten Jahrhunderts lebte, erkundigte sich damals schon vergebens bei seine» ältesten Mitmönchen nach ihrem Erbauer. Niemand wußte etwas davon, Niemand konnte sich besinnen, etwas darüber in seiner Jugend von den ältesten Leuten gehört zu haben. Im Jahre 1843 stürzten der Thurm und l846 die letzten Ueberreste der Capelle ein, und was noch von ihr übrig ist, sind einzelne Steine und Trümmer des Thurmes, doch läßt sich ihre Form noch deutlich erkennen. Allmählich tritt der Petersberg auS dem Nebel unsicherer Sage heraus. Im Anfänge des elften Jahrhunderts finden wir ihn im Besitze Thiemo's, des Ersten, der sich Graf von Wettin nannte. Dieser hatte von seiner Gemahlin Ida, der Tochter des Grafen Otto von Nordheim, drei Kinder, Dedo, Mechthild (Mathilde) und Konrad. Ersterer heirathete Berta, die Tochter des bekannten Wieprecht von Groitzsch, Markgrafen der Niederlausitz, lebte aber in Un frieden mit ihr und verstieß sie. Die Kirche zwang ibn, zur Sühnung dieses Frevels eine Reis« in daS heilige Land zu unternehmen und eine fromme Stiftung zu machen. Da be schloß der Graf — eS war im Jahre 1124 — im Westen der Capelle auf dem PeterSberge, als einem schon durch Wallfahrten berühmten Orte, ein dem heiligen PetruS ge weihtes Kloster zu bauen, e» mit Augustinermönchen (oder, wie sie sich selbst nannten: Kanoniker, Stifts-, Chorherren) ru besetzen und 13 Dörfer damit zu verbinden. Zum ersten Propst machte er den bisherigen Vorsteher deS Benedictiner- klosterS in Gerbstädt, Herminold, und stellte seine Gründung unter den Erzbischof von Magdeburg. Im nächsten Jahre starb Graf Dedo auf der Rückkehr au« Palästina, nachdem er dem Kloster al« kostbare Reliquie einen in Silber gefaßten Splitter deS Kreuzes Christi vermacht hatte. Sein Erbe, jener jüngere, migefähr 1098 geborene Bruder Konrad (seit 1127 der erste Wettiner Markgraf von Meißen), den die Geschichte den Große» nennt, nahm die Bollenrung deS Klosters auf sich und überließ demselben 1125 die Capellen zweier benachbarter Ortschaften, Löbejün und Ostrau, zu denen reiche Besitzungen gehörten, und 12öHusen Landes, während auch seine Gemahlin Luitgard, die Tochter eines schwäbischen Adligen NamenS Albert, ihre Freigebigkeit bezeugte. Der Papst Honorius II. gab am 9. März 1128 nicht nur die Genehmigung zu der Gründung des Klosters, sondern übernahm auch gegen jährliche Zahlung emeS Byzantiners (aus Gold) oder von vier Loth Silber caS Schutzrecht über die noch zu erbauende Kanonikatskirche, die zu Ehren deS heiligen Petrus und des heiligen Paulus an die Stelle der kleinen, unzureichenden Capelle treten sollte. So kam das Kloster unter päpstliche Oberhoheit, d. h., eS war fast gänzlich unabhängig. Der Propst Herminold starb am 12. December 1128. Zu seinem Nachfolger wählten die Mönche Lothar, einen Verwandten deS Markgrafen Albrecht des Bären von Brandenburg. Konrad, obwohl er gerade mit Albrecht im Streite lag, widersetzte sich der Wahl nicht, und Lothar war klug genug, jede Begünstigung seines Verwandten zu ver meiden. Er legte im Jahre 1130 den Grundstein zu der Kirche; bei seinem am 22. April 1137 erfolgten Tode waren der gewaltig breite, aber nicht sehr hohe Thurm (heute noch erhalten) und die Kirche bis an den hohen Cbor fertig. Unter dem Propste Meinher kam das Werk zur Vollendung. Dieser Meinher war, bevor er als Kanoniker in daS Hallesche Augustinerkloster trat, im St. Gereonkloster zu Köln gewesen und hatte in beiden Klöstern eine gute wissenschaftliche Bildung erlangt. Mit ihm begann die Blüthe des Petersberger Klosters. Sittenreinbeit und Frömmigkeit zeichnete die Mönche aus, und dazu entwickelten sie einen regen Eifer, Bücher ab zufassen oder doch wenigstens abzuschreiben. Eine große Thätigkeit entwickelte der Pater Gerhardt, obgleich er einäugig war. Er schrieb sechs Meßbücher, vier Bücher über die Moral u. s. w. Eine Schrift über Seelsorge war daS Werk deS Paters Heidenreich, der dann P.opst in Halle wurde. Während sich Markgraf Konrad aus einer Wallfahrt im heiligen Laude befand, besuchte seine Gemahlin Luitgard daS Kloster. Bei dieser Gelegenheit erfahren wir, daß eS auf dem Petersberge damals auch der Medicin beflissene Mönche gab, denn die Markgräfin kam nur, um kunstgerecht zur Ader zu lassen. Nachdem sie sich einige Tage aufgehalteu, richtete sie an den Propst Meinher eine unS unbekannt gebliebene Bitte, deren Erfüllung dieser abschlug. Aus Aerger darüber reiste sie sogleich ab und starb kurze Zeit darauf am 19. Juni 1146 in Gerbstädt, in dessen Kloster sie der Graf Hoyer von Mans feld beisetzen ließ. Auf der Rückkehr vom Grabe Christi er fuhr Konrad in Bayern ihren Tod und ihre Bestattung in Gerbstädt. Da gerieth er in gewaltigen Zorn, denn er hatte ausdrücklich die Kirche auf demPeterSberge zur letzten Ruhestätte für sich und alle die Seinen bestimmt und schwur jetzt, Graf Hoyer solle ihm die Leiche bringen, und wenn er sie mit den Händen auSgrabeu müsse. Der Marisfelder beeilte sich, den Willen deS Gewaltigen zu erfüllen, bestach die Klosterwächter, bemächtigte sich nächtlicherweile deS Leichnams und brachte ihn nach Wettin, wo der Markgraf wartete. Am folgenden Tage ging die feierliche Bestattung der Markgräfin m der nun fertigen Kirche vor sich. Dem Kloster schenkte Konrad 13 Hufen Landes, wofür Seelenmessen zum Heile der Verstorbenen gelesen werden sollten. Ungefähr um das Jahr 1400 erhielt sie, wie die übrigen Wettiner, die auf dem Petersberge ruhen, eine Grabschrift, die Kurfürst August wiederholen ließ. Sie lautet: „Frau LucardiS ein ehelich Gemahl M(arkgrafen) Conrads gebohren von Schwaben leit hier begraben und ver schieden ^o. vo. 1140 (falsch!) am Tage Germanisii." Vor ihr liegen zwei Kindergräber, an ihrer rechten Seite Konrad'S Ächwester Mechthild, die Gemahlin deS Grafen Rabodo, Vogts von Bamberg, auf deren Grabstein steht: „Fran Mechthild, eine schwester Marggr. Conrads und mutter des Ehrwürdigen in Gott vater vnd Herren Wichmann Crtz bisckoffs zu Magdeburg, Gräsfin zu Baiern liegt hier be graben, verschieden am S. Agnesentage." Vor dem Jahre 1151 — genauer ist daS Datum nicht anzugeben — wurde die Kirche, eine ohne Gewölbe, mir flacher Decke, aber in schönen Verhältnissen gebaute Pfeiler basilika, von dem Magdeburger Erzbischof Friedrich I., einem Sohne des Grafen Dietrich von Wettin, eingeweiht. Propst Meinher starb am 9. Januar 1151. Nun setzte Konrad als Schutzherr deS Klosters gegen den Willen der Mönche, die ihren Mitbruder Arnold gewählt hatten, mit Hilfe seines Neffen Wichmann, Bischofs von Naumburg, und deS Erz bischofs von Magdeburg die Wahl deS Halleschen Kanonikers Ekkehard zuni Propst durch. Arnold nämlich wandte sich au den in Giebichenstein weilenden Erzbischof und bat ihn um seinen Rath, spielte aber, von dem schlauen Wichmann dazu verleitet, den Bescheidenen, Demüthigen, der sich einem so hohen Amte gar nicht gewachsen fühle; der Erzbischof jedoch nahm ihn beim Wort, und nun suhlte sich der gewissenhafte Arnold gebunden. Glücklicher Weise war Ekkehard ein tüchtiger Mann und einer der ausgezeichnetsten Schüler deS Propstes Lambert im Kloster Neuwerk zu Halle. Er verstand eS, den guten Ruf deS Klosters zu wahren. Von dieser Zeit schrieb der Verfasser der „Vita I^amberti^: Sv hoch auch der Petersberg über daS Thal emporragt, die Sitten und der erhabene Wandel seiner Bewohner nehmen eine noch höhere Stellung ein. Ekkehard baute da, wo der Berg steil nach Süden abfällt, ein geräumiges Wohnhaus für die Mönche, dessen nördliche Mauer erst 1854 cingestürzl ist. Ungefähr auS dieser Zeit ist unS ein Fastenspeisezettcl deS Klosters erhalten, in dem Lachs, Aal, Karpfen, Stockfisch, Heringe nnd die damals noch sehr seltenen Feigen eine apvetitliche Rolle spielen. Trotzdem behagte diese Kost den Mönchen nicht, nnd sie wirkten sich im Jahre 1201 die Erlaubuiß aus, an einigen Fasttagen auch Fleisch essen zu dürfen, weil — Pa» Kloster allzu weit sei von fischreichen Orten und sich deshalb nicht genügend mit Fischen versehen könne. Unterdessen war Konrad der Große durch Erbschaft uud Kauf reich an Ländereien geworden, hatte KriegSzüae »ach Italien, Polen und gegen die damals noch heidnischen Preuße» unternommen und wurde alt und lebenSsatt. Er bedachte, wie der Cbronist sich ausdrückt, daß er, „mit der zusammen brechenden Welt noch länger verbunden, in ihren Sturz mit verwickelt würde", und beschloß, sie zu verlassen nnd sich in den stillen Frieden eines Klosters zurückzuziehen. Diesen Ge danken soll er zuerst in Leipzig gefaßt haben (Peifer S. 239>. In Meißen sammelte er seine fünf Söhne um sich und theiltc seinen Besitz' unter sie. Otto (der Reiche) erhielt die Mark grafschaft Meißen, Dietrich die Markgrafschaft Niederlausitz uud Eilenburg, Heinrich den Stammsitz Wettin, Dedo die Markgrasschaft Rochlitz und Friedrich die Grafschaft Brehna. Dann legte Konrad in ihrer und seiner Dienstmanncn Gegen wart die Waffen und alle Abzeichen seiner Macht andächtig vor dem Altäre deS Dome- zu Meißen nieder, begab sich in feierlichem Zuge auf den Petersberg und ließ sich hier am 30. November 1156 in Anwesenheit aller seiner Söhne, seiner Neffen, des Magdeburger Erzbischof« Wichmann, des Branden burger Markgrafen Albrecht des Bären, wie der Grafe», Ritter, Pröpste, Castellane und Aebte vor dem Altäre des heiligen Petrus als Mönch einkleiden oder, wie er selbst in einer am nämlichen Tage ausgestellten Schenkungsurkunde sagt, „er brachte sich Gott zum Opfer dar, um den Zorn deS höchsten Richter» zu versöhnen, de« er durch unzählige schreckliche Sünden von Jugend an aus sich geladen". Die Anwesenden konnten sich bei dieser plötzlichen Verwandlung eines mächtigen Herrscher» in einen schlichten Mönch der Thränen nicht enthalten. Feuilleton aber ein klagender Engel, denn bittere Zähren entströmten beim Anblicke de» sterbenden Lieblings ihren schönen Augen! „Um Gotteswillen, mein Herr, wa» haben Sie aethan!" rief sie schluchzend. „Nolly, mein Schatz, mein Liebling — mein lieber, herziger, kleiner Nolly!" Nolly leckte der Herrin, die traurig neben ihm nieder kniete und sanft sein seidenweiches nasses Fell strich, zärtlich die Hand, blickte sie wie klagend mit seinen klugen treuen Augen an, stieß ein leise« Gewinsel auS und war todt! Waldmann wedelte stumm condolirend mit dem Schwänze, sein Herr stand, mit Gluth der Scham und deS Kummer übergossen, wie eine Bildsäule, da. „Mein Fräulein, verzeihen Sie", begann endlich stotternd der Docent seine Entschuldigung. „Verzeihen — armer, süßer Nolly — ich Ihnen verreiben, Sie grausamer Unhold? O, warum haben Sie daS gethan?" „Ich bin — unschuldig — ich dachte, eS wäre eine — eine — eine Fischotter." „Mein zierlicher Nolly eine Fischotter?" „Verzeihung, mein Fräulein — er schwamm im Wasser, und ich sah nur den runden, nassen, wasserqlänzenben Kopf — warum lassen Sie ihn in» Wasser gehen?" „Der arme Bursche war mir wert vorauSgelaufen und ist in den Teich gesprungen, weil er vielleicht irgend ein Thier erblickte, er war so muthig und klug — waS soll ich nur Mama sagen ? Sie wird außer sich sein —" „Mein Fräulein, ich bin aufs Tiefste zerknirscht. Ich werde versuchen, Ihnen ein sprechende- Abbild des Hingeschiedenen zu verschaffen —" Die junge Dame richtete sich stolz auf uud sprach entrüstet: „Ein Abbild? Nimmermehr — e- wäre ein Unrecht a» Nolly, wenn ich ihm einen Nachfolger geben wollte! O, Mama wird in Verzweiflung gerathen." „Mein Fräulein, ich will ibn gern für Sie au-stopfe» lassen, daß Sie ihn zum Andenken bewahren können — er soll wie lebend aussebeu", rief der Nimrod flehend. nimmer auSgestopft um mich ertragen, ich müße ja immer I unls glänzend!' gramvoll a» seinen Liebreiz und seinen grausamen Tod denken. Komm, mein Liebling —" Sie nahm ihn sanft in die Höbe, wickelte ihn in ein Tuch und schickte sich an, die kleine Leiche schmerzvoll davon zutragen. Hellwig versuchte noch einmal, sie zu besänftigen. „Mein Fräulein, nicht daß ick glaube, Ihnen damit Ersatz schaffen zu können — ich will Sie auch durchaus nicht ver letzen —, aber eS ist meine Pflicht, Ihnen eine Entschädigung anzubicten. Darf ich fragen, waS — wa» Sie verlangen?" Ein Blitz de» Zornes schoß auS den großen Augen nach ihm hin. „Geld wagen Sie mir zu bieten? Wehe Ihnen, Sie grausamer Mann, ich hasse Sie!" Mil anmuthsvollen Schritten verschwand sie im Walde, den armen Sünder in tiefster Verzweiflung zurücklafsend. WaS sollte er thun, die holde Erscheinung zu tröste»? Sie wollte nicht- von ihm hören, sie haßte ihn! Und dock war sie so schön, daß ihr Anblick sofort sein Herz gefangen hatte. Gern hätte er wenigsten« gewußt, wer sie sei, aber er wagte nicht, ihr nachzugehen — wer konnte wissen, ob nicht irgendwo in der Nähe ihre Mutter auf sie wartete, ibrc Mutter, die den Verlust deS HundeS uock mehr betrauern würde al» sie selbst! Wehe ihm, ein WuthauSbruch ver alten Dame stand ihm sicher bevor. Wir müssen hinzufügen, daß unser Waidmann noch zur Kategorie der jungen Jung- gesellen gehörte, Alter 28 bi- 30, daß er sich schon lange nach einem traulichen Familienleben sehnte und daß er bisher vergeblich nach dem Ideal seine- Herzen- geforscht hatte. Jetzt hatte er e- gesunden, davon war er überzeugt! Möglich, daß die Romantik de- Ereignisses auf ibn gewirkt und ihm die schöne Waldnymphe in reizvollerem Lickte Prä sentirt hatte, al» sie ihm vielleicht im trübe brennenden Gas licht der beirnischen Straßenbeleuchtung erschienen wäre, aber 1 die blauen HinimclSauaen hatten gar zu lieb ausgesehen. Las .Mein Herr, sie verhöhnen mich — nein, ich könnte ihn s Antlitz war gar so süß und hold, das Haar gar zu weich Der Meisterschuß. Humoreske von Friedrich Thieme. Na<d»ruit »krtoteu. Privatdocent vr. Bernhard in Hellwig zählte zu den eisrigsten Jägern der Stadt. Hätte jeder Schuß, den er au» seinem eleganten Jagdgewehre abgab, einem Hasen oder einem Rebhuhn das Lebenslicht auSgeblasen, so würde die Ausrottung dieser nützlichen Bratenspender nur noch die Frage einer sehr kurzen Zeit gewesen sein. Aber zum Glück war daS nicht immer der Fall oder, wenn wir ganz auf richtig sein sollen, eigentlich niemals, denn wie seine Freunde behaupteten, hatte vr. Hellwig überhaupt nur drei Mal in seinem Leben wirklich getroffen. Da» erste Mal eine Wild ente, die gleich darauf als eine zu seinem Entenstande ge höriges HanSthier von einem Bauer reclamirt und von dem glücklichen Schützen mit sechs Mark in Silber ersetzt wurde, das zweite Mal einen richtigen und regelrechten Hasen, der sich jedoch für die Benutzung zu Küchenzwecken al» nicht geeignet erwies, da sein Hautgout selbst für den ausgeprägtesten Liebhaber zu stark war und der von dem Schützen seinem späteren Geständniß zufolge erlegt worden war, während er anscheinend schlummernd im Straßengraben lag. DaS dritte Mal that Hellwig den Meisterschuß; und wie daS kam, will ich hier erzählen. Der große Nimrod streifte schtm seit mehreren Stunden durch Wald und Feld, ohne irgend em« Beute zu machen, und langte endlick, gefolgt von fsinrm getreuen Waldmann, au einem romantischen Teiche an, der mit Schilf und Binsen bewachsen und rundum von Weiden, Erlen und niederem Gesträuch eingefaßt war. „Beim heiligen HubertuS", rief der Doctor, „da» ist ein herrliche« Plätzchen. Hier ist gut sein, hier werde ich frühstücken." Eben wollte er sich hinsetzen, al- er im Wasser etwa» plätschern hörte. Aufmerksam schaute er hin. Nicht weit von ihm schwamm ein Thier im Wasser. Wa» war da»? Eine Ente? Neiu. Und da» war gut, denn nach Enten hatte der Docent allen Appetit verloren. Ein Wasserhuhn? Nein, denn eS besaß keinen Vogel kopf. Eben ragte besagter Körpertheil über die trübe Fluth empor, rundlich, dunkel und wasserglänzend, während zwei schwarze Pfoten geschickt da« Wasser schlugen. Kein Zweifel, eine Fischotter! Ha, eine seltene, kostbare Beute! Der Doctor zitterte vor Eifer und Verlangen, er riß die Flinte empor, zielte, und „Puff!" ging der Schuß los. Ein Gewinsel deS ThiereS erscholl — er hatte getroffen. Wie verklärt stand unser Held, die Flinte in der Hand, da und zeigte im Geist bereit- triumphirend seinen Freunden die kostbare Trophäe! „Waldmann, such!" Der Hund aber knurrte nur sonderbar uud legt« da größte Widerstreben an den Tag, sick in» Wasser zu begeben. Entweder hatte er r» während ter vier Jahre, in denen er den Doctor auf seinen Jagdzügrn begleitete, verlernt, Wild zu apportiren, oder er war über den Treffer zu erstaunt und befremdet, »der e» setzte ihn irgend ein anderer Umstand in Bestürzung. Der Jäger fürchtete schon, sein Opser könne ihm ent gehen. Da sah er zu seiner Freude, wie e» mit seiner letzten Kraft dem Ufer zustrebte. Schnell eilte er nach der Stelle, w» e» da» Land erreichen mußte — ha! ein Schrei de« Schrecken» entfuhr iHm -- ein niedlicher schwarzer Wachtelhund krabbelte mÜhstm herauf und wand sich «,n- selnd, verendend im welken Laube! Eben wollte er sich beschämt und zerknirscht seitwärts in die Büsche schlagen, da ertönte ein lauter Schrei hinter ihm, und sich umwendend, erblickte er hinter sich ein reizende« junges Mädchen von etwa 18 Jahren, schlank, anmuthig, mit blondem Haar und blauen Augen, ein Engel von Gestalt,
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite