es offenbart sich nur der Liebe, die wir entgegenbringen müssen, falls wir dazu fähig sind. Mit dem Verstand allein ist nichts getan. Der sommerliche helle Himmel, umgeformt in ein graues Blau, gibt dem Stück Leben vor uns eine gesättigte Atmosphäre. Das Glasige des Himmels überdunstet das ganze Bild. Die Hitje des Tages ist ungewöhnlich für diesen Herbsttag. Es ist schwül, und alles Lebendige regt und streckt sich und dehnt sich wie im Rausch, obwohl längst die Zeit der Früchte ist und das bunte Geschmeide des Herbstes die Natur schmückt. Alles blüht ge wissermaßen noch einmal auf und sich entgegen in der Sehnsucht nach Umarmung. Liebe und Ernte, Sommer und Herbst vereinen sich zum Ab- schiedsfest. Symbol der Lust und der Fruchtbarkeit ist die Frau. Ihre Brust weiß zu nähren, und das Kleid öffnet sie vor der männlichen Figur nicht nur der sommerlichen Wärme wegen. Ihr Blick scheint mehr zu ver raten und Evas Apfel ist in der Nähe. Wir spazieren noch einmal in die Tiefe des Bildes. Auf grünem Rasen schreiten wir unter herbstlich leuchtenden Bäumen auf ein helles Haus zu. Heiter und ferienhaft unbelastet umfängt uns das Idyll, und wir können nicht anders als tief und befreiend atmen, eingesponnen in die gesättigte Unbeschwertheit der Atmosphäre. Schreiten wir dann links den Weg entlang, ist es bereits kühler, und sobald wir an dem nicht zum Ver weilen einladenden Haus vorüber sind, empfängt uns vielleicht der Herbststurm, der über die vermutlich dahinterliegende weite ungeschälte Ebene daherbraust. Zwischen beiden Wegen aber ballt sich die Vegetation noch einmal in gärender Durchdringung, bevor sie der Schwermut des Herbstes verfällt. Wir schauen über die Tischplatte hin, erfassen flüchtig die schöne Form der Obstschale, verfangen uns noch einen Augenblick in der weiblichen Figur und nehmen Abschied von dem Bilde, das uns nun ein Stück unseres Lebensweges begleiten wird. Richard Horn