Hintergründe, dazu der in verschiedenen Graus gehaltene Vordergrund der Tischplatte, alle diese Färb- und Formwerte sind so klug zueinander in Beziehung gebracht, so ausgewogen, jede Disharmonie vermeidend, daß nirgends ein Hindernis den Weg des Auges hemmt. Wir kehren von dem Ausflug in das Reich der Flächenwerte zurück und haben nebenher manches Stimmungsmäßige auf genommen und manche Deutung hat sich uns auf gedrängt. Selbstverständlich gehen alle diese Vorgänge, die hier einzeln und nacheinander demonstriert werden, Hand in Hand. Die Reihenfolge der Erlebnisvorgänge ist individuell, manche fallen zusammen, manche dringen kaum ins Bewußtsein. Das Erlebnis eines Kunstwerkes muß nicht aus der Liebe auf den ersten Blick geboren werden. Man kann Tage, Monate, ja Jahre um ein Kunstwerk werben, ehe es sich uns gibt, und ehe wir es ganz ausgeschöpft haben, ehe sich seine Seele uns ganz erschlossen hat. Ein Bild betrachten heißt das Auge gemächlich aber unentwegt über die Fläche hin- und hereilen lassen, und Herz und Geist sollen das Auge begleiten. Wir verweilen wohl auch einmal an einer Stelle des Bildes, gleiten über andere hinweg und werden von einem anderen Detail erfaßt, kehren zu einem Motiv zurück, schreiten diesen oder jenen Kontur ab, verlieren uns in einen uns besonders lieben Farbzusammenklang oder in eine fein schwingende Balance verschieden artiger Formen oder werden von einer Stimmung gepackt. Hier entzückt uns em ästhetischer Reiz, dort offenbart sich uns eine geistige Aussage oder ein menschlicher Ton rührt uns an. Eine Summe von Einzelerleb nissen macht uns ein Kunstwerk liebenswert und an Genüssen uner schöpflich. Es liegt im Wesen des Menschen, daß er dort, wo er nicht mehr forschen, ergründen, feststellen kann, es ihn drängt zu deuten. Alle die unfaßbaren, nicht zu enträtselnden Kräfte, die unser Sein begleiten, wollen wir ge deutet wissen. Wir streben unablässig, auch in den metaphysischen Dingen nach Ordnung, Einordnung. Wir wollen auch dem dunkel und hell in uns Strömenden Sinn geben. So ist es auch mit Bildern, soweit sie Kunst werke sind. Ein Bild ohne metaphysische Substanz, ohne das Unter gründige, das in jedem Lebendigen wirkt, ist kein Kunstwerk. Ein Foto ist tot, eine Panoptikumsfigur jenseits aller Wärme, lebloser als ein Kieselstein. Diese Substanz, dieses innere Leben, man möchte sagen das Menschliche in unserem Bilde rührt uns an, zwar scheu, zurückhaltend,