Dieses kurze Vorwort sei für den geschrieben, der kopfschüttelnd durch die Ausstellung geht, geleitet von seinen anerzogenen Verstandesgrund- sägen. Möge er nicht verurteilen, solange es ihm noch an der Gabe des Beurteilens mangelt. Ist er von Natur aus amusisch? Oder spürt er im Inneren eine Sehnsucht (nicht den Willen) nach den Wundern der Kunst? Prüfe er erst sich selbst, ehe er den Stab über Kunstwerke bricht, die außerhalb seines Begriffsvermögens stehen. Hermann Bachmann, geboren 1922, ist der jüngste der halleschen Maler, die heute Wesentliches in der Kunst zu sagen haben. Er gehört zur jungen Generation, nach der wir ausschauen und von der wir erwarten, daß sie einen neuen Impuls gibt, die uns hilft, der zerrissenen Zeit wieder Sinn zu geben und Ordnung in sie zu bringen. Wir hoffen, daß sie be teiligt ist an der Schöpfung einer neuen geistigen Grundlage unseres Jahrhunderts. Den jungen Künstlern seiner Generation hat Bachmann voraus, daß er aus einem musischen Hause stammt. Sein Vater war ein künstlerisch und politisch fortschrittlicher Maler und Bildhauer. In seinem Atelier wuchs der Sohn heran und erhielt die ersten Unterweisungen in der Handhabe des Werkzeuges und der Formgesege. Er lernte nicht in der üblichen Art, sondern wuchs in die Kunst hinein, und schon in frühester Zeit stand er vor Leinewänden, um seine bunten Welten auf sie hinzuzaubern. Er wurde ein Besessener und ist es noch. Er arbeitet zu jeder Tag- und Nachtstunde, die ihm der Schlaf und die notwendigen Erledigungen des täglichen Lebens übriglassen. Er schlägt sich mit den Problemen der Malerei herum bis in die Tiefen der Selbstaufgabe und bis zu den Höhen leuchtender Offenbarungen. Sein offener, suchender Geist treibt ihn, sich mit dem Werk aller der Künstler auseinanderzusegen, die Bedeutendes zu sagen haben. Er ist — trog seiner Jugend — tolerant allen Kunstrichtungen gegenüber, soweit es sich um Kunst handelt. Selbst an mittelmäßigen Werken sucht und findet er häufig manches Können und kleine Schönheiten, die andere kaum entdecken würden. Was ihn ständig konzentriert bewegt, ist der formale Aufbau des Bildes, die Harmonie von Form, Farbe und dem geistigen Gehalt. Seine Schöp fungen tendieren stark nach der kunstästhetischen Seite, obgleich sie ihre Entstehung realistischen Themen verdanken, und das Stimmungsmäßige