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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.10.1899
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1899-10-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18991004016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1899100401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1899100401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1899
- Monat1899-10
- Tag1899-10-04
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7648 -eit befaßt werben und dann wird wenigsten» das zweit genannte Collegium sich nicht damit begnügen, den zwar in öffentlicher Sitzung aber ohne Debatte gefaßten erstmaligen Beschluß einfach und abermals ohne Erörterung zu erneuern. -7- Vertin, 3. October. (Schutzzoll um dJndustrie- st a a t.) Die „Freisinnige Zeitung" behauptet in einer Polemik gegen dk „Deutsche Tagesztg.", di« Zollgesetzgebung von 1879 habe darauf hingewirkt, „der I n d u st r i e st a a t in seiner Entwickelung zu hemmen, soweit überhaupt eine Zoll gesetzgebung im Stande ist, eine derartige Einwirkung zu üben." -- Viel eher läßt sich behaupten, daß Schutzzölle die Entwickelung zum Jndustriestaate fördern. Die Fortschritte, die Deutsch land als Industriestaat seit 1879 gemacht hat, sind bekannter maßen so außerordentlich, daß man nicht begreift, wie die «Frei sinnige Ztg." von einer Hemmung, welche die Schutzzollpolitik in dieser Richtung ausgeübt haben soll, sprechen kann. Ein noch viel schlagenderer Beweis gegen die Behauptung der „Frei sinnigen Ztg." ist die industrielle Entwickelung derVereinig - len Staaten von Amerika. Gerade unter dem schutz- zöllnerischen Mac Kinley-Tarif von 1890 und dem gleichfalls schutzzöllnerischen Wilson-Tarif vom 27. August 1894 hat sich die Industrie in den Vereinigten Staaten derart rasch und kräftig entwickelt, daß, wie Generalconsul Simon in seiner über aus belehrenden Schrift „Der Export landwirthschaftlicher und landwirthschaftlich-industrieller Artikel aus den Vereinigten Siaatcn von Amerika", (Leipzig 1891, Verlag von Duncker und Humblodt) bemerkt, den europäischen Industriestaaten von dieser Seite aus in nicht zu ferner Zeit eine schwere Concurrenz am Weltmärkte bevorzustehcn scheint. In Folge der rapiden Ent wickelung der amerikanischen Industrie sind die Zahlen des Ex ports landwirthschaftlicher Produkte im Verhältniß zu den Zahlen des Exports industrieller Erzeugnisse beständig im Rück gänge begriffen. 1880 machten die landwirthschaftlichen Produkte 83,25 Proc., 1890 74,51 Proc., 1897 66,23 Proc des Gesammt- exports aus. Dagegen belief sich — wir entnehmen diese Zahlen der eben genannten Schrift Les Generalconsuls Simon — 1880 der Export industrieller Erzeugnisse aus der Union auf 12,48 Procent, 1890 auf 17,87 Proc., 1897 auf 26,87 Proc. Der hochschutzzöllnerische Dingley-Tarif hat auf den amerikanischen Export des Jahres 1897 ein volles halbes Jahr seine Wirkung geübt, weil er am 24. Juni 1897 in Kraft trat. Es ist deshalb vor der Hand nicht anzunehmen, daß auch unter der weiteren Herrschaft des Dingley-Tarifes die industrielle Entwickelung der Vereinigten Staaten gehemmt werden wird; sobald die ent sprechenden statistischen Angaben vorliegen, wird hierauf zurück- zulommen sein. * Berlin, 3. October. (Die Lastenvertheilung der Invalidenversicherung.) Die agrarische Presse bat seit dem Bestehen des Invalidenversicherungsgesetzes darüber geklagt, daß die Lasten dieser Versickerung vorwiegend die Landwirthe schwer treffen, die sick nicht selbst versickern können, aber für ibre Arbeiter die Beiträge zablen müssen. Dabei ist aber niemals vorauf bingewiescn worden, daß der Reickszuscduß vornebmlick den LandeStheilen mit landwirth- sckaftlichen Betrieben zu Gute kommt. Die Ergebnisse des Iabres 1898 liefern dafür wieder einen deutlichen Beweis. Aus den Kopf der versickerungSpslichtigen Bevölkerung — nach den Ermittelungen des IabreS 1895 — entfallen im ganzen Reiche 205,2 an NeichSzusckuß, in Preußen dagegen in Folge der Einwirkung des agrarischen Ostens 228,4 in den Hanse städten im Durchschnitt nur 153,8 ^s. Innerhalb des preußischen Staates stebt Ostpreußen mit 385 Reichs zuschuß auf den Kopf jedes Versicherten obenan; dann folgen Schleswig-Holstein mit 303, Schlesien mit 278, Posen mit 273, Westpreußen mit 265, Westfalen mit 255 und Pommern mit 253 ^s, während in Berlin nur 82 ReichSzufckuß auf den Kopf der versicherungspflichtigen Bevölkerung entfallen. Berlin erkält bei den Altersrenten nur 45 v. H. dessen, was eS selbst an Rentenleistungen ge währen muß, wäbrend der NeichSzuschuß in Ostpreußen 79 v. H. der eigenen Leistungen auSmacht. UebrigenS hat sich der Antheil der Invalidenrenten gegenüber den Altersrenten im Iabre 1898 gegen 1897 noch verstärkt, wenn auch nicht bei allen Versicherungsanstalten. Im Gesammtdurchschnitt war 1897 gerade das Gleichgewicht zwischen beiden Rentenarten bergestellt, wäbrend bis dabin die Altersrenten überwogen batten. Jetzt beträgt der Antheil der Invalidenrenten im Ganzen 56 v. H., wäbrend die Altersrenten nur 44 v. H. auSmachen. In den KnappschaftScassen steigt der Antheil der Invalidenrenten sogar auf 94 (Bockuni), 96 (Königreich Sachsen) und 98 v. H. (Saarbrücken). Bei einzelnen Ver sicherungsanstalten sind aber auch jetzt noch die Altersrenten überwiegend, so in Brandenburg mit 53, in der Provinz Sachsen mit 55, in Schleswig-Holstein und dem Königreich Sachsen mit 56 v. H. und in der mecklenburgischen Anstalt sogar mit 63 v. H. (-) Berlin, 3. October. (Telegramm.) Der „Reichs- Anzeiger" meldet: Zur Untersuchung des gestern Abend auf dem Babnhose Klosterthor in Hamburg vorgekommencn schweren Unfalls hat sich der vortragende Rath im Reichs- Eisenbahnamte, Misani, sofort an Ort und Stelle begeben. (-) Berlin, 3. October. (Telegramm.) Die „Nordd. Allgein. Ztg." meldet: Beim Reichskanzler Fürst zu Hohen lohe findet beute ein Mahl zu Ehren des StaatSministerS vr. Bosse statt, wozu die Mitglieder des StaatS- ministeriumS und andere hochgestellte Persönlichkeiten, unter Anderen Staatsminister v. Bötticher, eingeladen sind. k. Berlin, 3. October. Wie der „Berl. Börs.-Ztg" ge meldet wird, steht es fest, daß eine katholische Faeultät au vrr Stratzbmgcr Universität errichtet wird. Der Plan wird folgendermaßen begründet: „Die eingeborene katholische Geistlichkeit blieb bislang dem Deutschthum fremd. Viele Abbss haben deutsche Schulen überhaupt nicht besucht, wie z. B. Wetters in Colmar, der auf einem französischen Lyceum seine Vorbildung genoß und daun in Innsbruck und Salamanca Theologie studirte. Daß bei diesen Leuten auch jede Ber- bindnngSbrücke, die zum Deutschthum hinüber führen könnte, fehlt, braucht nicht erst bewiesen zu werden. Durch die Schaffung einer katholischen Faeultät an der Straßburger Universität wird sich ohne weitere Beihilfe und ganz von selbst der persönliche Verkehr mit Altersgenossen anderer Facul- täten anbahnen und eS werden Beziehungen geschaffen werden, die auf die nationale Geistesrichtung der Theologen im Sinne des DeutsckthumS von entscheidendem Einflüsse sein werden. Selbstverständlich wird mit der Errichtung einer katholisck- tbeologischen Facultät in Straßburg auch das MaturitätS- Exameu und der mehrjährige Besuch eines deutschen Gymna siums im Reichslande obligatorisch werden. Bisher haben die jungen katholischen Theologen im Reichslande eine Maturitätsprüfung nicht abzulegen." — Die „Post" schreibt: Zu unserer Freude können wir constatiren, daß unsere Richtigstellung betreffs der von deutscher und niederländischer Seite erhobenen An sprüche auf die Mapia-Jnseln von der holländischen Presse weiterverbreitet worden ist, und daß sich keine Stimme erhoben hat, die anläßlich der Kontroverse den Zeitpunkt für günstig gehalten hätte, Disharmonien in da» zwischen Deutsch land und den Niederlanden bestehende freundschaftliche Der- hältniß zu tragen. Binnen Kurzem dürfte vielmehr auch zwischen den Cabinetten von Berlin und Haag eine endgiltige Verständigung betreffs der Souveränität über die genannte Inselgruppe erzielt werde». — Wie man der „Frkf. Ztg." mittheilt, ist die Regie rung geneigt, den Wünschen in Bezug auf die Einführunj eine» Eiagang»zolle» für frische» Obst entgegen- zukommen. Zur Vorbereitung der neuen Handelsverträge finden gegenwärtig Erhebungen über die Lage de» deutschen Obstbau» und der Obstverwerthung statt. In der Beant wortung der au»aetheilteu Fragebogen baben die Interessenten Gelegenheit, da» Für und Wider eine» Obstzolle» gewissenhaft ;nm Rl«»druck zu bringen. — Deic Streik der Mehl« und Getreidelutscher ist beendet. Die Streikenden haben eine Lohnerhöhung von 6—7 Mark wöchentlich erzielt. — Dem königlichen Münzdlrector Conrad, der gestern sein ünszigjähriges Dienstjubiläum feierte, bat der Kaiser den Kronen- Lrden 2. Classe verliehen; die Auszeichnung überbrachte der Minister v. Miquel; er verwies in seiner Ansprache auf da» WachSthum der Münze. * AuS der Provinz Posen schreibt nian den „Berl. N. N." über die Pvlouisirung echt deutscher Namen: „Auf meinem Gute habe ich auch einige Deutsche katholischer Confession. Eines Tages mußte der Eine, Namens Manthei, bei dem Herrn Propst eine» Taufschein für sich kolen. Als ich den Schein nachsah, war der Name Manthei in Mantel verwandelt. Auf meine ver wunderte Frage, wie er dazu komme, sich Mantel zu nennen, erwiderte er: Der Herr Propst bat gesagt, Manthei sei kein „katholischer" Name, ich müsse also Mantel heißen. Der zweite Arbeiter, mit dem deutschen Namen Lemke, batte beim Standesbeamten zu tbun. Dessen Name war in Zamka umgewandelt worden. In beiden Fällen drang ich darauf, daß meine Arbeiter sich die bezüglichen Scheine mit ihren eckten deutschen Namen holten unv die polonisirlen zurückgaben." Was wäre nun geschehen, wenn der Besitzer lein deutscher Herr gewesen wäre? Die Nachkommen von Manthei würden wohl bald Mantecki und von Lemke Lamka, !?aka heißen und nichts würde mehr an den ursprünglich deutschen Namen erinnert haben." * Münster, 2. October. Der Zeitpunct der Sperre deS Dortmund-EmS-Canals ist noch nickt festgesetzt. * Ercfcld, 2. October. In einer zahlreich besuchten Ver- ammlung beschlossen die ausständigen Färber, weiter im Ausstande auSzuharren. Ferner ist noch zu erwähnen, daß nunmehr auch die Baumwoll- und Stückfärber in eine Lohnbewegung rinlreten werden. Am Dienstag soll eine Sitzung der ArbeiterauSschüffe in dieser Angelegenheit Stellung nehmen. * Gotha, 2. October. 9m ofsiciösen „Cob. Tagebl." ist zu lesen: „Ueber die Beilegung deS ConflictS zwischen dem Landtage und der Regierung ist etwas Näheres noch nicht bekannt; cS verlautet, Staatsminister v. Strenge beabsichtige auf dem Verordnungswege die Angelegenheit zu regeln, soweit eS nach dem Bürgerlicken Gesetzbuch möglich ,st und daS AuSsührungsgesetz zum Bürgerlichen Gesetzbuch jurückzuziehen." tk. Weimar, 3. October. Der BundeSrathS-Bevollmächtigte )r. Paul ist zum Legationsrath ernannt worden. — Gestern "and auf der Wartburg eine Minister-Conferenz unter Vorsitz dcs Großherzogs statt. Wie mitgctheilt wird, be- chäftigte sich dieselbe mit den Vorlagen für den Landtag und der Frage der Bekämpfung der socialdcmokratischen Agitation. w. Weimar, 3. October. Da die für letzten Sonnabend an- ?eraumten 20 socialdemokratischen Versammlungen ast sämmtlick verboten worden sind, fordert der socialdemo- kratiscke Reichs- und Landtagsabgeordneke Baudert die „Genossen" auf, überall gegen die Verbote Beschwerde bei den Bezirksdirectoren einzulegen und ihm die darauf er gehenden Bescheide zukommen zn lassen, da er die Ange- egenheit im Landtage und im Reichstage zur Sprache bringen wolle. tb. Meiningen, 2. October.' Der Herzog ist nach Schloß Altenstein zu längerem Aufenthalt zurückgckehrt. Dort sind auch Prinz und Prinzessin Friedrich von Meiningen zu kurzem Besuche eingetroffen. * Mannheim, 2. October. Bei der Stadtverord net en Wahl erster Classe siegte die nationalliberal-ultra- montane Liste. Stuttgart, 2. Oktober. Den Ueberhebungen deS Bunde» der Landwinde ist der Minister deS Innern v. Pischek in bemerkenSwerther Weise entgegengetreten, indem er gelegentlich einer Versammlung des landwirth- schaftlichen Gauverbandes Ulm in seiner Rede mit bemerkens- wertber Bestimmtheit hervorhob, daß in der Fürsorge für die Landwirthschaft die Regierung und die Stände einig seien und daß bisher im Landtag alle Parteien gewetteifert hätten, wenn eS galt, der Landwirthschaft zu nutzen, darum habe auch nicht eine einzelne Partei oder Verbindung daS Recht, die Fürsorge für die Landwirthschaft für sich in Anspruch zu nehmen. — In Calw bat vom Sonnabend bis heute der Verband der Württem- bergischen Gewerbevereine getagt. Der Verbandö- vorsitzende Prof. Gießlcr-Stuttgart constatirte in seinem Bericht daS befriedigende Wachsen und Gedeihen deS Ver bandes im letzten Jahre. Den auf dem deutschen VerbandS- tag in Köln gefaßten Beschluß, wegen deS in RenneS gefällten UrtheilS die Pariser Weltausstellung nicht zu besuchen, bedauert der Verbandsvorstand; DreyfuS habe mit dem fried lichen Wettkampf auf wirthschaftlichem Gebiete nicht» zu schaffen; die Gewerbrvereine sollten sich von aller Politik fernhalten; die Parole müsse sein: auf nach Pari» zum Wettkampf und zum Lernen? Bezüglich der An- schaffung von Motoren für die Kleinhandwerker empfahl Prof. Gießler Gründung einer Motorengesellschaft, die Motore an Kleinhandwerker gegen monatliche Miethe überläßt; weiter brachte der Redner die Gründung einer Versicherungs-Anstalt für junge Handwerker in Vorschlag. In längerem Vortrag ver breitete sich vr. Crüger-Cbarlottenburg über gewerbliches Genossenschaftswesen, Waarenbazare und Großwaarenbäuser. Er warnte davor, das „Steuersaustreckt" zur Hilfe in den wirthschastlicheu Kämpfen anzurufen. DaS geeignetste Mittel sei und bleibe das Genossenschaftswesen. Das Schicksal deS Handwerks in der Zukunft hänge von der Genossenschafts und von der Bildungssraze ab. Zeil zur Arbeit sei es, denn daS Genossenschaftswesen könne nur von einem nock lebens fähigen Handwerk inS Leben gerufen werden, von einem proletarisirten nicht. Zunächst müsse daS Vertrauen der Handwerker in ihre eigene Kraft gestärkt werden. Die bayerische Besteuerung der Waarenhäuser sei eia Sprung inS Dunkle. Oesterreich-Ungarn. La» neue Ministerium. * Wie», 3. Oktober. (Telegramm.) Der Kaiser nahm beute Vormittag die Vereidigung der neuernannteu Minister vor. Seine beabsichtigte Reise zu den Hofjagden bei Neuberg ist ausgegeben worden. * Wien, 2. Oktober. DaS neue Cabinet enthält zwei alte, vier neue Minister und drei Leiter und stellt äußerlich eine Coalition zwischen Deutschen und Polen dar. Zu letzteren gehören die Minister Chlebowski, ein be deutender polnischer Schriftsteller, und der Leiter des Finanzministeriums Kniazolucki, dessen Wahl einiger- maßen überrascht, aber erst in letzter Stunde erfolgte, nachdem andere SectionSchefS abgelehnt hatten. Kniazolucki ist 46 Jahre alt und machte rasche Carriöre. 1892 noch Referent der Hypothekenabtheilung bei der Bodencreditanstalt, wurde er von BilinSki zn den StaatSbahnen berufen, mit dem er 1895 al» Hofratb in» Finanzministerium übersiedelte. Von den neue» Leitern sind Srctionschef Härtel unv Stibral anerkannte Autoritäten, ersterer im UnterrichtS- wesen, der andere auf handelspolitischem Gebiete. Kindinger gilt al» tüchtiger Jurist und Körber al» erprobter Admini strator. Letztere vier sind deutschliberal. (Frkf. Ztg.) * Wien, 3. Oktober. (Telegramm.) Die Blätter be reiten dem neuen Cabinet eine freundliche Aufnahme. DaS „Fremdenblatt" aiebt dem Tsckechenclub zu bedenken, daß nur der verfassungsmäßige Weg der Gesetzgebung den Tschechen dauernd« Errungenschaften bringen könne. Die „Neue Freie Presse" bezweifelt, daß »ine etwaige scharfe Opposition der Tschechen auf die Gefolgschaft der übrigen Majoritätsparteien zu rechnen habe. Da» „Deutsche Volksblatt" warnt die katholische Volk-Partei und die Polen vor einer Identificirung mit der angekündigten scharfen Opposition der Tschechen. Die „Ostdeutsche Rund schau" erklärt, unter der Voraussetzung feierlicher Garantien für die Deutschen in einer Thronrede könnten auck die Radikalen die Gegenconcession unbehinderter Delegations wahlen vor der Vorirung des Ausgleichs machen. Ter Graslitzer Procetz. U GraSlitz, 3. October. (Telegramm.) Der Hotelier Tuzar hier, welcher sich seit nunmehr 5 Wochen in Unter suchungshaft befand, ist am Sonnabend vom Bezirksgericht Eger freigesprochen und sofort auS der Haft entlassen worden. Magyarischer Chauvinismus * Pest, 3. October. (Telegramm.) Abgeordnetenhaus. Ein Antrag Franz Kosjuth'S steht zur Verhandlung, der ver langt, daß bei der ain 6. d. M. zur Erinnerung an den vor 50Jahren erfolgten Märtyrertodder Hingerichteten 13 Generale deS Freiheitskampses zu veranstaltenden Arader Trauer frier die Regierung durch ein Mitglied des Cabinrts vertreten jein solle. Das Abgeordnetenhaus solle eine Abordnung mit dem Präsidenten an der Spitze entsenden und einen Kranz am Denkmale niederlegen. Die Honvedtruppen sollten bei der Gedenkfeier ausrücken. Der Ministerpräsident Coloman v. Szell bekämpfte den Antrag, indem er anSsührte, es gebe Niemand im Abgeordnetenhaus», der jenes Ereignisses nicht pietätvoll gedenke; eS sei auch natürlich, daß das Abgeordnetenhaus seiner pietätvollen Erinnerung Ausdruck verleihe. Der Ministerpräsident beantragt hierauf, das Abgeordnetenhaus niöge unter Ablehnung des Antrags Kosjuth den Präsidenten damit betrauen, im Namen des Hauses einen Kranz am Arader Denkmal niedrrzulegen. (Beisall rechts und im Centrum.) Ter Antrag wird mit allen gegen die Stimmen der Kossuth-Partei angenommen. Frankreich. Procctz gegen die Royalisten. * Paris, 3. October. (Telegramm.) Der Staats- gerichtShof bat die Vernehmung der zur royalistischen Gruppe gehörigen Angeklagten auf die Bitte der Bertheidiger, ihnen zuvor die Einsicht in sämmtliche Acten zu gestatten, bis auf Weiteres verschoben. Orient Ein Flüchtling. * Konstantinopel, 3. October. (Telegramm.) Der seit 15 Jahren nach Smyrna verbannte Sohn Midhat Paschas ist nach Atben entflohen. Er reist angeblich nach Englano weiter. Wie eS heißt, sind Bemühungen im Gange, ihn zur Rückkehr zu bewegen. Ein Zwischenfall in Konstantinopel. 1.6. Konstantinopel, 29. September. Vorgestern traf hier der Kam aß des russischen Konsulats in Rethym» nos auf Kreta ein, um der hiesigen Botschaft zwei Packete mit Briefen und Schrift st ücken zu überbringen. Die Ankunft des Kawassen und der demselben eriheilte Auftrag scheint jedoch an gewisse Stellen in Konstantinopel telegraphisch ge meldet worden zu sein, und da man wohl nicht mit Unrecht ver- muthete, daß die Berichte des Kommandanten und Konsuls in Rethymnos für manche Kreise von Interesse sein könnten, so er wartete den Kawassen ein «igenthümlicher Empfang. Er wurde im Zollbureau des Hafens ohne Weiteres verhaftet, während man die beiden Bri^fbeutel beschlagnahmte. Daraufhin wurde er einem Polizeibeamten übergeben, der ihn in Begleitung eines Polizeisoldaten an die Polizeidirection von Pera abführen sollte. Der Beamte trug zugleich die beiden beschlagnahmten Brief beutel in seiner Hand. Der letzter« schlug nun aber (absichtlich oder unabsichtlich ?) einen Weg ein, der am russischen General- consulat vorüberführte; und als die Drei an diesem Hause vor beikamen, versetzte der Kawaß dem Beamten einen Sloß, entriß ihm die Briefbeutel und stürzte auf das Konsulat los, noch ehr der verblüffte Polizeisoldat an den Gebrauch seiner Waffe hätte denken können. Der begleitende Beamte blieb nun an der Thür des Konsulats stehen und verlangte die Rückkehr seines Häftlings, worauf sich mehrere Beamten des Konsulats auf den Türken stürzten und diesen in das Consulatsgebäude hineinzogen, so daß er nunmehr ein Gefangener der Russen war! — Gleich darauf ging seitens der russischen Botschaft eine scharfe Beschwerde an die Pforte ab, und diese befahl sofort dem Polizetdirector, persönlich in dem russischen Konsulate zu erscheinen und di« strenge Be strafung aller an der Verhaftung des Kawassen betheiligten türki schen Beamten zu geloben. Afrika. Zwischen Krieg und Frieden. * Durban, 3. October. (Telegramm.) Jeden Augenblick wird die Nachricht erwartet, daß die Boeren an der Nordgrenzr von Natal die Offensive ergriffen haben. In George st on haben Eingeborene Magazine geplündert. Bei Sandspruit dürften inSgesammt 5000 Boeren mit 23 Geschütze», bei MullerSfarm 4000 Boeren stehen. 300 Boeren sammeln sich im Bot ha» Pass«, etwa 15 Meilen von New Castle. — AuS Indien ist in Durban der Dainpser „Lalpoora" mit einer Batterie Feldartillerie, einer Feld« Lazareth-Abtheilung und Kriegsvorräthen angekommen. (Reuter'S Bureau.) . * London, 3. October. (Telegramm.) Dem „Neuter'schen Bureau" sind auS Südafrika folgende weitere Nachrichten zu gegangen: AuS Ladysmith gingen gestern Nachmittag drei Schwadronen Carabiniere eilig in der Richtung nach dem Oranje-Freistaat ab. — Der Befehlshaber der Artillerie de» Oranje-Freistaats, Nlbrickt, ist, wie ans Capstadt berichtet wird, mit einer Abtheilung Artillerie in der Richtung auf Kimberley abgegangen. — Die beiden VolkSroad» der Südafrikanischen Republik haben sich, nach einer Drahtnachricht auS Pretoria, ver tagt. — Aus Bloemsontein wird gemeldet, daß ein Gesetz über die Ausweisung von Ausländern amtlich bekannt gemacht worden sei und da» morgen bei Bainsolee da» „Commando" von Bloemfontein sich kriegsmäßig sammeln werde. * London, 3. Oktober. lTelegramm.) Die Lage ist un verändert. Die „Preß Association" erfährt, die kriegerischen Operationen, die das Scheitern der Unterhandlungen Milner'S mit der Boerenregierung nöthig machen dürste, würden nicht vor dem Zusammentritt des Parlaments am 17. October beginnen. Inzwischen würden sich die britischen Befehlshaber in Südafrika auf die Bertheidigung beschränken; fall» aber die Boeren nicht zum Angriff schreiten sollten, sei e» nicht ganz unwahrscheinlich, daß vor dem Beginn der Tagung Krüger und Steijn eine Haltung annehmen würden, die einen militärischen Vorstoß unnöthig machen dürfte. Amerika. Vcnezucla-SchirdSgcricht. * Pari», 3. October. (Telegramm.) DaS in der englisch ¬ venezolanischen GrenzstreitigkeitSfrage eingesetzte Schiedsgericht hat heute seinen Schiedsspruch einstimmig zu Gunsten Vene zuelas abgegeben. KriegSbutzget der Vereinigten Staaten. ES ist nun wirklich so weit gekommen, daß in keinem Militär staate Europas den Steuerzahlern so viel Geld für Kriegszwecke abgenommen wird, wie in den Vereinigten Staaten von Nordamerika, der größten Republik, dievon Niemand be'drohtwird, und die sich so gern ihrer Friedensliebe rühmt. Schon in den ersten beiden Monaten del laufenden Rechnungl- fahttS hat die BundeSttgiekUffz rM 102 SMltMN Dölkar» au-gegeben. Davon entfielen nur 21 Millionen auf di« bürger liche Verwaltung, während der große Rest von den militärischen Einrichtungen verschlungen wurde. Das Heer allein kostete 34 Millionen, die Flotte 9 Millionen, für Militärpensionen gingen 26 und für Zinsen auf die Kriegsschuld 9 Millionen darauf. JnS- gesamml beliefen sich die mittelbaren und unmittelbaren Kriegs- ausqa'oen in venMonaienJuli undAugust auf rund 79Millionen Dollars, was einer Ja'hresausgabe von 474 Millionen ent spricht. Daß volle vier Fünftel der öffentlichen Ausgaben auf Heer^ Flotte, Militärpenstonen und Kriegsschulden-Zinse ent fallen, ist für die Verhältnisse der Vereinigten Staaten ein un erhörter Zustand. Natürlich muß nunmehr an die Eröffnung neuer Steuerquellen gedacht werden. Es ist aber nicht mehr so leicht, neue Steuern zu ersinnen. Dir Zölle sind bereits so hoch, daß sie nicht mehr erhöht werden können, wenn nicht die Einsuhr gänzlich abgeschnitten werden soll. Bier, Whisky uns Tabak sind ebenfalls schon übermäßig belastet, und Stempel steuern giebt es in Hülle und Fülle. Einkommens- und Erb schaftssteuern lassen sich nichl erheben, weil das Bundesobergericht sie für verfassungswidrig erklärt hat, und alle sonstigen Be steuerungsarten sind bereits von den Einzelstaaten in Anspruch genommen worben. Immer wieder Anleihen auszuschreiben, geht auch nicht an, denn so gut auch der Kredit der Vereinigten Staaten ist, so hat er doch auch seine Grenzen. Es wird der Washingtoner Regierung deshalb wohl nichts Anderes übrig bleiben, als zu der alten Krämerweisheit zurückzukehren, daß die öffentlichen Ausgaben auf bas Notwendigste beschränkt und die Steuerzahler möglichst geschont werden müssen. Militär und Marine. G Verkitt, 3.October. (Telegramm.) S.M.S. „Gefion", Commandant Corvettrn-Capitän Rollmann, beabsicktigt am 4. Oktober von Shanghai in See zu gehen. S. M. S. „Geier", Comman- dant Corvetten-Capitän Jacobsen, ist am 2. Oktober in Vancouver angekommen und beabsichtigt am 18. Oktober nach San Francisco in See zu gehen. — Der Kaiser hat durch CabinetSordre vom 5. v. M. bestimmt, daß die Pionierbataillone künftig nach Ermessen der General- commandos in den Fällen, in denen es nach Lage der Verhältnisse erwünscht und angängig ist, an dem Brigadeexerctren einer Jnsanteriebrigade theilnehmen können. Die Theilnahme kann sich auf die ganze Dauer deS Brigadeexerciren» erstrecken oder auf einige Tage beschränkt werden. Bei der Gesammtauflage der vorliegenden Nummer befindet sich als Sonderbeilage ein Verzeichniß der Gewinne zur Zweiten Mcitzuer Dombau-Lotterie, dir in der Zeit vom 20 bis 26. Oktober d. I. gezogen wird. ES sei an dieser Stelle auf die Beilage noch besonders hinqewiesen. paiLmc-,- rekiwIlLgut pstsntbüeesu. SKLKUcipLiS Zanatogen o. k. k. No. S8177. Nervenstärkende Ernährung. Herr Oberstabsarzt Dr. med. Sch. in B. schreibt: „Ich stehe nach dem Erfolg nicht an, Sanatogen für „rin NervcnerniibrnngS- nud AuffrtschungSmittel pur „«xvellene« zu bezeichnen. Theelöffelweise 3 mal täglich in „Milch genommen, beseitigt es in wenigen Tagen dir „charakteristischen von dem Centralapparat ausgehenden „Erscheinungen jene» Krankheitsprozesses, welcher al» Ne«, „rasthrnie (Nervosität) bekannt ist." Erhältlich in Apotheken und Drogerien» wo nicht, direkt durch LävLK L 6L LLKI-IX 8.0. IS. Auesilhrliche Litteratur gratis und frank». ravrLL u. ^KLssrvUAULS ISr -Vsleuelilungtz- Kögsnsläkttlv, -Nsir-Osfsn, -Xoekksi'ils uml -äppLIÄS. Z Va88vrIvi1unA8-^rtiksI. Er»»»« Xasrradl In L lilter« lilnrterdestltaSe ra »ekr «rmllaaigtoo krolaoa. L 8 Lvn1x88lra88e, W HVmrnmnU vor »»In^wnmUt V Man »erlange anStzräckltch iGchntzmnrte: SSugenhe Löwin) 11 nn» »eise Nachahmungen zurück.
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