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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.10.1899
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1899-10-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18991004016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1899100401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1899100401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1899
- Monat1899-10
- Tag1899-10-04
- Monat1899-10
- Jahr1899
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Buren, nicht, al» ob die Buren in allen D'mgen Recht hätten, sondern weil wir Deutschen gegen die Engländer stehen müssen. Uedergang zur 'Tagesordnung. Antrag, demnächst das Verhältnis; zum Zentrum gu erklären. In dieser Frage gehen in der Thal die Lkeinungcn recht amSeinmrdc-r. Landrock-Eaisel polemisirr stark gegen das Cenwum. Ilcbergang zur Tagesordnung. Nach einem kurzen Schlußwort Naumann s ist die Tebatte über den politischen Jahresbericht erledigt. Nach einer Pause hält Gch. Rath 2 oh in seinen Vortrag über die Entwickel unz des StaatsgcdankcuS in Deutschland. Er führt - Folgendes auS. Vom Berg der Jahrhunderte ans muß inan übersehen, was morgen kommt. Der Geschichtsforscher altern kann in die Zukunft schauen, er sieht, los der Zeiger air der Uhr der Weltgeschichte sieht. Was ist der Staat? Er ist die Macht, der Riese, und der Mensch ist aus Lilipur. Die Staaisniachr übt einen übermächtigen Druck auf uns aus. W.e viel jti-logramin stark ist er? Der Luftdruck ist für uns nothwon'dig. So ist auch ein gewisser Druck für unsere staatliche Existenz nochivendrg. Aber der Staat ist auck Freiheit. Freiheit und Druck machen den Staat aus. Ter striieg ist der Vater aller Dinge, auch des Staates. Der Staat ist die machtvolle Organisation zur Entfaltung der ürüste. Tie Heeresordnung ist d.e Vorausseynng für die Rechtsordnung. Tas Eigenthum ist durch militärische Arbeit erzeugt, nicht durch wirrhschaftliche Thaien. Tie Kriegsbeute ist das erste Eigen thum. Ter Krieg ist nicht die gejelljchaflsiörenve, sondern die bauende Gewalt. Ohne Krieg gäbe es keine Macht, keine Obrig keit. Man har gefragt, ob Krieg christlich ist. Doch man soll geben dem Kaiser, was des Kaisers ist. Ter Kaiser aber ist der Führer im Kriege. Im Altcrihum ist der Krieg grausam. Be ilegung war Vernichtung. Teshalb war im Alrerthum der Staat nur Diacht, noch nicht Freiheit. Ter Staat war all mächtig. N.cht nur im Morgenlande, sondern auch bei Griechen und Römern. Tie alten Republiken ivaren nicht frei heitlich, sondern despotisch. Ter Staat war Alles, der Einzelne nichts. Ter römische Ceasor hatte eine furchtbare Macht, wo gegen heute die Polizei Sammt und Seide ist. Der Eensor konnte peden von der Bürgerliste streichen ohne jeden Einspruch und ohne jede Verantwortung. Der Bürger wurde auf diese Weise politisch geköpft. Im Kaiserthum endete das römische Reich. Aber es lebte fort. Rom blieb ewig, die unvergleich liche Stadt. Tas römische 'Reich wurde dann von den Deutschen wieder hergestellt. Doch die Deutschen wurden nicht die Erben, sondern der Papst. Das Mesen der katholischen Kirche ist Macht, die geistlichen Zwecken dient. Tas Papstthum blieb bestehen, als das deutsche Kaiserthum bin Interregnum zu Grunde ging. Der Kaiser im Mittelalter halte kein deutsches Volk neben sich, es gab kein nationales Reich. Es gab Sachsen, Baliern, Franken. Diese fühlten sich nicht als eine Nation, darum ging Deutsch land zu Grunde. Es gab auch gesellschaftlich kein deulsck>es Volk. Nur ter Adel repräseniiric die Nation. Alles klebrige war Masse. Nur der Großgrundbesitz sp elle eine Rolle, diese Besitzenden, die Schnecgipfel, standen im Sonnenschein. Tie Ge schichte des neuen deutschen Reiches hebt 1250 an. Woher ist cs gekommen? Aus dem landesherrlichen Staate, dieser Hal sich forlenlw-ickell zum gegenwärtigen Staate. Nach 1250 löst das Reich sich auf in viele Länder, große und kleine. 300 Vater länder zähle man noch am Anfang des Jahrhunderts. 1250 bis 1450 ist das Land Pr>'oaibesitz feines Herrn. Aus Grund besitz ist Landbesitz czeworden. Tas Land gehört dein Landes herrn und seiner Familie. Es kann verschenkt und verpfändet werden. Tie Regierung ist Haushaltung. Tie Beamten des Hauses sind die Beamten des Landes. Ter Marschall ist für die Pferde des Fürsten, der Truchseß ist Minister für das Essen und auch für das ganze Land. Ties Land ist noch kein Staat, aber er soll daraus werden. Der niedere Adel hak die Grund lagen zum Staat gelegt. Von 145N bis 1650 ist das Land ständischer Staat. Der Staat gehört dem Landesherrn nicht mehr allein. Expropriation ist vor sich vegan gen. Auch den Ständen gehört das Land, dem Adel, den Geistlichen und Siüdicii. Nur der Grundbesitz gicbt Freiheit. Der niedere Adel ist mit in übe Gesellsckxifk cingekreten. Von 1650 bis 1850 wird der ständische Staat beseibigl durch den absoluten Polizeistaat. Eine neue Großmacht kommt auf. der Bürger, der Kaufmann, der Städter. Ter Kaufmann ist der Schöpfer des Individuums. Seine Zukunft liegt auf dem Wasser. Ter Kaufmann begehrt Freiheit für seinen Handel. Das deutsche Bürgerkhum ist zur Macht geworden. Bildung macht frei. Das Bürgerthum hat das deutsche Volk gemacht. In England und Frankreich hat das Fürsteuthum das Volt national gemacht, in Deutschland hat die nationale Entwickelung das Bürgerthum und der Humanismus gemacht. Das deutsche Volk ist nm 1500 geboren worden, eine Nachgeburt gegenüber England und Frankreich. Das deutsche Volk ist da, aber noch fehlt der 'deutsche Staat. Der absolute Polfzeiskaat war vor obste Erfolg des liberalen Bücgcrihums. Ter absolute Polizeistaat bezeichnet 'den Staat schon in seiner Vollendung, der Staat gehört Allen, das ist der Sina des Polizeistaarcs. Das Wohl aller Staatsbürger ist die größte Aufgabe, das ist dec Sinn des absoluten Staats. Keine bevor rechteten Stände mehr soll cs geben. Der Landesherr vollzog die Idee des liberalen Büracrkhums. Das Aufsteigcn kann nie mals eine Elasse durch sich selbst erringen. Die Fürsten ver banden sich mit der Menge. Die Hohenzollcrn brachen die Macht der Raubritter und der Paktierer in den Städten. Der Herr des Landes ist der erste Diener des Staates geworden, lieber die Durchführung dessen, was zürn Wohle Aller gereicht, richtet allein die Polizei lHeiterkeit), es ist die Zeit des be schränkten llnterihanenverstandes, die Glanzzeit der Juristen, der woblweifen Männer. Auf die Dauer reagirt das Bürger khum dagegen. 1848 bringt die Entscheidung. Der moderne bürgerliche parlamentarische Rechtsstaat kommt auf 1850 bis 2050 sHeiterkeit). Die Juristen werden entthront. Die Ge sellschaft will mitregeren, Volksvertretung, Commune, Kreis tag, Provinzialtag, Schwurgerichte. Alle Kreise wollen überall Mitarbeiten. Sie verstehen zwar nichts von Jurisprudenz (Heiterkeit), sie haben nichts gelernt von Gesetzen und Rechts sprechung. Tiber der Freiheilsgedanke ist geboren worden. Und er verlangt Einfluß der Masse, um über sich selbst zu bestimmen. Weil wir schließlich der Staat sind, wollen wir mitregieren. Das Beamtenthum hat es jetzt schwerer, es muß auf das Volk hören. Parlamentarischer Staat und Rechtsstaat. Im ab soluten Staat gab es nur Richter, die das Privateigenthum schützten. Der heutige Staat schützt das Recht des Individuums aeger den Staat, gegen die Orfrentlichkeit. Coalitionsfreiheit. Preßfreiheit u-, s. w. Was zeigt nun die Uhr der Weltgeschichte? Es ist Morgenstunde. Ein neuer Tag ist angebrochen. Noch muß gekämpft werben um die Freiheit, um die Coaliiions- freiheit, weil wir noch am Anfang stehen des Freiheitsstaates. Die Nebel werden sich zerstreuen. Früher meinte man, Freiheit wäre der Macht feindlich. Aber diese fordern sich gegenseitig und ergänzen sich. Dies hat der nationale Socialismus erkannt nnd ausgesprochen. Dieser Bewegung gebürt die Zukunft. (Langer, nicht enden wollender Beifall und Händeklatschen). Damit schließt der erste Verhandlungstag. Siebenter Internationaler Geographen- Congreß. VI. L. Berlin, 3. October. Nach kurzer Mittagspause wurden auch am gestrigen Nachmittage in drei Gruppen zahlreiche Mit- ihoilungen zum Vortrage gebracht. In Gruppe -X wurden die Vorträge über Forschungsreisen und Länderkunde fortgesetzt. General Greely (New Aork) berichtete kurz über Rei>en m Amerika, während Generalleutnant Or. A. v. Tillo (Petersburg) die vorgelegten Werke des russischen General stabes erläuterte und über die Untersuchungen der Quellen gebiete russischer Flüsse und die meteorologischen Beobachtungen rn der Miroe von Centralasien (Turfan) Mirrheilungen machte. Weiter schlossen sich hieran Berichte von Graf A. v. Götzen (Berlin) über die neuesten Forschungen im Gebiet der Nil quellen, von Prof. Or. HansMeyer (Leipzig) : H « u - t-ige und einstige Vergletscherung im tropi schen Ostafrika, Or. S. Passarae (Berlin) über die Hydrographie des nördlichen Kalahari-Beckens, Or. B. Hagen (Frankfurt a. M.) über die Entwickelung des Handels und dec Industrie der Eingeborenen an der Astrolabe-lBai u. A. m. Einer ungemein großen Berheiligung hatte sich diese Gruppensitzung zu erfreuen, als um 6 Uhr Borträge begannen, welche durch Vorführung von Lichtbildern unterstützt wurden, und «ine besondere Anziehungskraft entwickelte auch h er der viel gefeierte Pros. Frithjof Nansen, welcher diese Vortrags reihe nrvt eniner M-ittiheilung über die oceanographischen, insbe sondere die hydrographischen Resultate der „Fram"-Expedition begann. War das Borgetragene wenig abweichend von dem bei der deutschen Naturforscher-Versammlung in München Ge botenen, so -war auch der Erfolg ein ganz gleicher und' an haltender. Reichen Beifall zollte das zahlreiche internationale PUblicum dem derzeit gefeiertsten Forschungsreisenden aller CUlturvölker. Prof. Or. L. Zimmerer (Ludwigshafen) erfreute das Auditorium durch Projectionsbilder aus Oberhnmmer'S Forschungsreise durch Kleinasien: daran schlossen sich ein Vor trag von Or. Arciowski (London) über die oceanographifchen und meteorologischen Resultat e der belgifck)en antarkrbschcn Ex pedition und cm solck)er von Vaughan Cornish (Londons über seine interessauren Studien der Dstnenbttdung, gleichfalls mit lehrreichen Erläuterungen durch Lichtbilder. In der zweiten Gruppe. 8, wurden am gestrigen Nachmittage Gegenstände aus dem Gebiete der Geophysik -und Oceano- logie behandelt. In erster Linie stand d.e Erdbeben forschung auf der Tagesordnung. Or. Hecker (Potsdam) erläuterte die für moderne se,cnnsche Forschungen angewandten Apparate, insbesondere das dreifache Horizonkalpendcl, und Prof. Or. Gerland sprach über den derzeitigen Stand dieser Wissenschaft mit besonderer Bezugnahme auf die für das deutsche Reich durch ihn errichtete Ecntralstation. Es gelangt em Antrag zur Annahme, welcher im Anschluß an den von Prof. Gerland in Gemeinschaft mit Geh. Bergrath Prof. Or. Cred- ner (Leipzig), Prof. Or. Helmert (Potsdam), Geh. Ad- miralitäksrath Or. Neumaycr (Hamburg), Prof. Frhr. o. Richthofen (Berlin), Prof. Or. A. Supan (Gotha), Prof. Or. H. Wagner (Göttingen) erlassenen Aufruf zur Gründung einer internationalen seismologischen Gesellschaft die Bildung einer permanenten Commission für internationale Grdbebenforschung aus den Mitgliedern des Aufrufs anregie. Es schlossen sich an diese Äcrarhung noch eine Nc-ihe von Vorträgen, die die Untersuchungen der Meere und die Gezeiten forschung betrafen, sowie Mittheilungen über das in Monaco errichtete antarktische Muieum nnd die Ergebnisse der „Pola"- Expedition. In der dritten Gruppe, O, welche sich an diesem Tage mit Kartographie zu beschäftigen hakte, sprach zuerst Prof. A. Penck (Wien) über seinen 1891 in Bern eingebrachten An trag der Herstellung einer Erdkarte im Maßstabe 1 :1000 000, deren Kosten er allerdings ziemlich hoch beziffern mußte, und über deren Fortgang wenig Erfreuliches berichtet werden kon'nte. Von den weiteren Verhandlungsgegenständen verdient der Vortrag des Herrn Prof. Or. Oberhummer (Mün chen) hervorgehoben zu werden, welcher als Erläuterung der Hochgebirgs-Kartographie eine überaus zahlreiche, vielleicht als vollständig zu bezeichnende Ausstellung von Mustern aller Dar stellungsarten und aller Gebirgsländer veranstaltet hatte. Ilebcraus reich war somit de-r wissenschaftliche Lheil des gestrigen Cvngeeßtages, nnd berechtigt war cs daher wohl, daß nach der Tagesarbeit die Gäste sich zahlreich einstellten zu dem Empsangsabend, wozu die Gese-llschazr für Erdkunde sämmtliche Thcilnehmcr an dem Kongreß nach den großen Räumlichkeiten des Hotel Kaiserhvf eingeladen hatte, und wobei Herr Frhr. und Freifrau Prof. v. Nichthofen in liebenswürdigster Weise die nicht leichte Pflicht der Begrüßung übernommen hatten. Lange Zeit blieben die Gäste bei gemächlicher Aussprache und Tanz vereinigt, dankbar anerkennend di« Gastlichkeit 'der hochansehn lichen Berliner Gesellschaft. Der Fall Sanier. * München, 2. October. (M. N. N.) Ueber den Gang der Verhandlung selbst ist Folgendes zu berichten: Die Spannung der Zuschauer erreichte ihren Höhepunct, als die Angeklagte, von einem Schutzmann begleitet, in den Saal geführt wurde. Alles erhob sich von den Sitzen, um „sie" zu sehen. Die Augen zu Boden schlagend, nahm sie auf dex Anklagebank Platz. Sie zeigt ein völlig gebrochenes Aussehen. Ihr Antlitz ist von einer geisterhaften Blässe; die Wangen sind tief eingefallen, die Augen glanzlos in den von dunklen Ringen umgebenen Augenhöhlen steckend. Sie trägt ein schwarzes Seidenkleid mit Spitzen, ein rothgelb garnirtes Capothütchen auf dem schwarzen Haare. Einen kurzen, hastigen Blick sendet sie auf die sie mit athemloser Span nung betrachtende Menge. Dann stiert sie, während gesetzliche Formalitäten erledigt werden, vor sich auf den Boden. Nach einem langen Blicke auf die ernste, schweigsame Schaar der Geschworenen bricht sie in konvulsivisches Weinen aus und ver hüllt lange Zeit mit dem Taschentuche ihr Gesicht. Nach Verlesung des Eröffnungsbeschlusses richtet der Vor sitzende die Hauptfrage an die Angeklagte, ob sie sich des Mord versuches schuldig bekenne. Die Angeklagte verneint die Frage mit aller Entschieden heit und erzählt, von wenigen Fragen des Vorsitzenden unter brochen, ziemlich zusammenhängend Folgendes: Ich lernte die Gänzbauer durch eine alte Frau kennen und ging zu ihr, um mir von ihr Karten schlagen zu lassen. Sie gab mir ein Ei in die Hand, das ich so bange halten mußte, bis es Körper wärme hätte. Dann machte sie in das Ei «in Loch und ließ den Dotter in ein Glas Wasser fließen. Dann sagte sic, die Frguren, die im Wasser schwimmen, seien lauter Leichensteine. Mein Mann sterbe zuerst, dann kämen einige meiner Kinder daran. Wenn ich mein Geschäft dann verkaufe und von hier weggehe, werde ich mit dem, den ich cm der Seite hab«, glücklich werden. Als ich gesehen, daß sie alle meine Verhältnisse kenne, faßte ich Vertrauen zu ihr, zudem sie mir 'sagte, sie habe große Gewalt, kein Gericht und auch sonst Niemand könne mir etwas anhaben. Schon das zweite Mcft, als ich zur Gänzbauer kam, gab sie mir ein Pulver, das ich meinem Manne in den Rock nahen oder in die Socken streuen sollte. Aber nicht umbringen wollte ich damit meinen Mann, er sollte nur nicht so viel Gewalt mehr über mich haben. (Mit weinender Stimm« fuhr die An geklagte dann sott:) O Gott! Mein Mann war so schrecklich gegen mich. Seit vier Jahren wurde unsere Ehe gestört, und zwar nur durch die Gemeinheiten und Hetzereien fremder Leute. Die fremden Leute hetzten meinen Mann und er glaubte ihnen Alles, und drohte mir mit dem Revolver, daß ich mich Monate lang nicht zu schlafen getraute, bis ich den Revolver aus dem Wege räumen konnte. Mit dem offenen Messer bedrohte er mich, und nur meinen zwei ältesten Buben ist es zu verdanken, daß das Unglück nicht geschah. Vor meinen Kindern hat er mir die schrecklichsten Schimpfnamen gegeben; er hat mich vor meinen Kindern herabgesetzt, er hat mir m«ine Achtung genommen (in lautes Weinen ausbrechend), er hat mir Alles genommen! 25 Jahre habe ich mein Geschäft allein geführt, mein« Kinder versorgt, mein Mann ist aufs Land -und ich war immer da, nur besorgt für meine Kinder und m«in«n Mann. Der Präsident unterbricht die Angeklagte hier mit dem Einwurfe, Frau Gänzbauer stelle die Sache ganz anders dar. Diese sagt, daß Sie Ihrem Mann nach dem Leben trachteten. Angeklagte: Das ist nicht wahr. Ich habe dem Pulver, das sie mir gegeben hat, überhaupt keinen Werth bei gemessen. Wenn ich gewußt hätte, was ich heute weiß, hätte ich das Pulver gar nicht genommen. Daß ich gesagt haben soll, das Pulver wirke nicht, mein Mann vertrage so vi«l, als sechs andere Männer, das ist nicht wahr, oder ich müßte damals sehr aufgeregt gewesen sein. Vorsitzender: Sie haben aber doch ein Verhältniß mit dem Schauspieler Seufert gehabt, und dar aus erklärt sich ihr Vorgehen; Sie haben mit Seufert sich gegen die ehelicht Treue verfehlt. Die Angeklagte leugnet dies ganz entschieden, gesteht es aber später zu und gesteht auch zu, am 16. März einen Brief geschrieben zu haben, in dem sie di« Gänzbauer aufforderte, ihren magischen Einfluß aufzuwenden, um den Georg (Seufert) ihr zuzuführen. Die Zeugin Fanny Becher (Dienstmädchen), bei deren Er scheinen die Angeklagte in Weinkrämpfe verfällt, giebt an, daß die Angeklagte gegen ihre Kinder wohl streng, Immer aber für sie besorgt war und eS ihnen an Nichts fehlen ließ. Ihrem Manne gegenüber war die Angeklagte kurz. Streitigkeiten gab eS zwischen den Eheleuten nur, wenn der Mann etwas von seiner Frau erfuhr, was nicht recht war. Mißhandelt hat der Mann die Frau nie. Die Zeugin Elise Maier war bei der Sauter bedienstet. Sie depoirirk, wie die anderen Zeugen, daß di« Angeklagt« alle ihre Kinder lieb hatte und eine sehr tüchtige Hausfrau und Ge schäftsfrau war. Der Metzgerbursche Adam Bachmeier war früher 18 Jahre bei Sauter. Er hält die Ang«klagte für etwas barsch gegen ihre Kinder, aber für eine fürsorgliche Mutter. Zeuge Bachmeier steht auch auf der TodeScandidatenliste. Er weiß keinen Grund dafür. Die Angeklagte giebt an, die Gänzbauer habe gesagt, er müsse weg, weil er so lange b«i Sauter gewesen und zu viel von ihr. der Angeklagten, wisse. „Ich sagt« ihr noch: WaS der weiß, fürchte ich nicht." Die Gänzbauer aber sagt«: „Der ist ja so schon krank und an dem liegt nicht viel, wenn ich ihm etwas onthue." Die Zeugin Anna Wambrichtshammer, Dienst mädchen bei der Sauter, giebt an, daß die Angeklagte wohl streng, aber doch pflichttreu gegen ihre Kinder war. Dir Zeugin Mathilde Zauner, Directrice bei Bäcker Seidl, bezeichnet den Verkehr mit Seufert als einen lediglich freund schaftlichen. Die Zeugin Therese Zauner, die Frau Sauter schon elf Jahre kennt, behauptet, daß Frau Sauter ihre Kinder gut erzogen habe. Auch sie kann sich nicht Vorsteven, wie sie auf die Liste der zum Tode Bestimmten kam. Frau Elisabeth Koch, Polizricommissärswittwe, weiß eben falls keinen Grund dafür zu finden, daß sie auf die Liste kam. Frau Sauter habe ihr aus der Noth geholfen, indem sie ihr 2000 lieh. Mit der Vernehmung des Criminalwachtmeisters Malk in u s, der am 14. April mit Commissär Bessert Frau Gänz- bauer aufsuchte und dabei Zeuge deS zwischen der Gänzbauer und der Angeklagten geführten Gespräches wurde, nimmt die Verhandlung für die Angeklagte eine ungünstige Wendung. Der Zeuge gie^t an, er und sein College hätten durch ein an der Thür« des Nebenzimmers angebrachtes Loch Alles gehört. Es kommt sodann zum Aufruf die Zeugin Katharina Gänzbauer, «ine Frau in mittleren Jahren, di« sehr auf geregt den Gerichtssaal betritt. Auf Antrag der Vertheidigung wird die Strafliste der Zeugin verlesen. Darnach ist die Zeugin schon 21 Mal von verschiedenen Gerichten vorbestraft, und zwar wegen Landstreicherei, Diebstahls, gewerbsmäßiger Un zucht, Vergehen gegen die Sittlichkeit, Unterschlagung, Betrug und Gaukelei. Di« Strafen sind zum Lheil ziemlich erheblich. Die Zeugin deponirt: Die Sauter kam mit ihrem Dienst mädchen freiwillig zu mir. Ich prophezeite ihr aus einem Ei, daß sie in ihrer Familie Sterbefälle haben werde. Sie erzählte mir sodann ihre Verhältnisse, erzählte von der Eifersucht ihres Mannes und von ihrer Liebe zu einem gewissen Seufert. Sie sagte, sie möchte ihren Mann, den „hundshäutigen Kerl", los werden. Später kam sie mit dem Ersuchen, ich möchte ihr helfen, den^Mann wegzuschaffen. Ich hatte die Frau nicht für ver nünftig gehalten, und habe ihr zugeredet, solch« Pläne auf zugeben, wir kämen sonst alle Beide ins Zuchthaus. Ich gab ihr Enzianpulver und sagte ihr, sie solle es in ihres Mannes Socken streuen oder in seinen Rock einnähen, dann werde sie vor der Eifersucht ihres Mannes Ruhe bekommen. Ich gab ihr auch den Rath, zu beten, daß sie auf andere Gedanken komme. Sie brachte mir dann später noch eine Anzahl von Photographien und sagte mir, ich soll all diese Leute aus dem Wege schaffen. Dabei redete sie von ihrem Manne in den abscheulichsten Ausdrücken. Sie sagte auch, das, was ich ihr gegeben, tauge nichts, und sie mochte dabei die bereits in der Voruntersuchung bestätigte Aeuße- rung, ihr Mann „esse immer noch für sechs und laufe wie ein Wiesel". Nicht aber um ihren Mann zu tödten, gab ich ihr das Mittel, sondern um ihr und mir Ruhe zu schaffen. Ich Hobe ihr auch gesagt, das Mittel tödte nicht, sondern es schaffe ihr nur Ruhe vor ihrem Manne. — Auf den Vorhalt des Vorsitzenden, daß die Zeugin früher gesagt habe, sie habe der Angeklagten das Mittel als Mittel zum Tödten gegeben und ihr auch gesagt, daß das Mittel tödte, behaupte die Zeugin auf Eid hin, sie habe der Angeklagten ausdrücklich gesagt, das Mittel tödte nicht, es schaffe ihr nur Ruhe vor ihrem Mann und nehme diesem die Gewalt über sic. Des Ferneren deponirt die Zeugin, daß die Angeklagte sie immerfort gedrängt habe, unter dem Versprechen, ihr Geld und die eigenen Ohrringe zu geben, wenn sie (Zeugin) der Angeklagten ein Mittel zur Beseitigung des Mannes gäbe. Daraufhin erst habe die Zeugin der Angeklagten das Enzianpulver gegeben. Auf Antrag des Staatsanwaltes und des Vertheidigers wird die Aussage der Zeugin zu Protokoll genommen, wobei be sonders Nachdruck darauf gelegt wird, daß die Zeugin der An geklagten nicht erklärte, daß das Pulver tödtlich wirke, sondern daß sie nur gesagt, daß ihr das Pulver Ruhe vor ihrem Mann schaffen würde. Weiter deponirt die Zeugin, es seien ihr in stetiger Steige rung von der Angeklagten bis zu 1000 geboten worden, wenn sie (Zeugin) bis zum Namenstag ihns „Schorschels" den Mann aus dem Wege räum«. Die übrigen Aussagen geben ein Bild von einem geradezu krankhaften Zustand« der Angeklagten in Bezug auf deren sexuelles Leben. Die Angeklagte ihrerseits behauptet, von der Gänzbauer zu dem Auftrag angeregt worden zu sein, gegen ihren Mann vor zugehen. Auf wiederholte Fragen des Staatsanwaltes ver wirft die Zeugin immer mehr das Bild dessen, was sie der An geklagten von der Bedeutung des Pulvers gesagt haben will. In einem Wust von „geweihten Kerzen, Gebeten für die armen Seelen und Zukunftsseherei" verliert sich jeder logische Faden des Geschwätzes der Zeugin, der ihre eigene Gaukelei im Laufe der Zeit glaubhaft geworden zu sein scheint. Die Zeugin, di« sich zuletzt nicht mehr auskennt vor Verlegenheiten, die sie sich selbst bereitet hat, wird schließlich sogar frech und giebt auf die Frage, ob sie an ihre eigenen Prophezeiungen von den Todes fällen in der Famili« Sauter glaube, die Antwort: „Freilich, es müssen ja alle Menschen sterbrn". Auf andere Fragen kann sie, „weil sie sich nicket mehr erinnern kann", kein« Antwort mehr geben. Zuletzt werden die Geschworenen selbst ungeduldig und stellen Fragen an die Zeugin, die sich in immer mehr Wider- fprüch« verwickelt, um schließlich als „hochclassische Zeugin" da zustehen. Aus den Gesichtern und den Gesten der Geschworenen ist ein tiefer Abscheu vor der sich immer nackter zeigenden Gemein heit der offenbaren Schwindlerin zu lesen, die mit ihren Gauke leien Vie krankhaft verliebte Angeklagte Monate lang betrogen hat. Oberarzt Bocke weiß der Zeugin schließlich auch das G«- ständniß zu entlocken, daß si« ihre Prophezeiungen auf die von der Angeklagten in der Stadt gehenden Gerüchte aufgebaut hab«. (Große Bewegung bei den Geschworenen und allen im Saale an wesenden Zuhörern.) Schließlich erklärt die Zeugin auf die Frage, warum sie der Sauter vom Heirathen gesprochen, sie sage den Leuten eben Das. was sie gerne hörten- Die Angeklagte giebt am Schlüsse des Verhörs der Gänzbauer noch einmal an, daß gerade daS, was die Zeugin von ihr sagte, die Zeugin selber treffe. Das ganze Verzeichniß der Todescandidaten sei von der Gänzbauer aufgestellt worden. „Von Anfang bis zum Ende hat sie mich beschwindelt und hätte es noch länger gethan, wenn ich ihr Geld gegeben hätte." Beim Eintritt des nächsten Zeugen, des Ehemannes Anton Sauter, bricht di« Angeklagte in lautes Weinen und Schluchzen aus. Er sagt aus, sein« Frau sei ihm schon im ersten Jahre untreu geworden. Es folgt darauf die Vernehmung der drei Sach verständigen. Als Erster giebt Oberarzt vr. Bocke sein Gutachten ab. Er führt aus. daß in den Kreisen der Sachver ständigen, als dir Kunde von der -Verhaftung der Sauter und die Kunde von den ihr zur Last gelegten Resten an die Oeffent- lichteit drang, vielfach dem Gedanken Raum gegeben wurde, man hade es mit einer Geisteskranken zu thun. Da sich dir Staats anwaltschaft selbst darüber nicht im Klaren war, ließ sie die Sduter von Anfang an auf ihren Geisteszustand untersuchen und beobachten. Der Zeuge hat die Angeklagte zweimal einer eingehenden Untersuchung unterzogen und längere Unterredungen mit ihr gepflogen. Die Frage ist die: Ist die Sauter jetzt geistes krank oder war sie «S damals, als sie di« von der Anklage ihr zur Last gelegten Reat« begangen Haden soll? Eine Geistes störung zur Zeit ist nicht anzunehmen. Die Angeklagte ist voll ständig unterrichtet über Alles, vertheidigt sich nicht ohne Ge wandtheit und beherrscht vollständig ihr Gedächtniß. Der Zu stand der Verzweiflung, in dem sie sich befand und noch befindet, ist nicht ungewöhnlich, sondern dadurch begründet, daß sie eben von ihrer Famili« ganz verstoßen wurde. Der Grad der Ver zweiflung ist allerdings «in solcher, daß tt mit der Zeit zu Be« denken Anlaß bieten könnte. Der Sachverständige kann sich auch nicht überzeugen, daß die Sauter zur Zeit der Verübung der ihr zur Last gelegten Handlungen geisteskrank gewesen wäre. Or. Bocke kritisirt die Anschauung der Zeugin Gänzbauer, daß die Angeklagte an Verfolgungs-, Liebes- und Mordwahn leide. Verfolgungswahn ist darum ausgeschlossen, wer! die Sauter nie von Nachstellungen sprach, die ihr von irgend einer Seit« gemacht wurden. Die Klage über unbegründete Eifersucht von Seite ihres Mannes und über Vorwürfe, die ihr dieser in Gegenwart der Kinder gemacht, sei etwas ganz Anderes. Für di« Annahme eines Mordwahnes liegen gleichfalls gar keine bestimmten An- halispuncte vor. Richtiger erscheint es dem Sachverständigen, daß die Angeklagte an Liebeswahn leidet, daß sie, wie der Volks mund sagt, mannestoll ist. Sie-gehört zu den Personen, die in gesteigertem Maße sexuell erregt sind. Der Liebeswahn allein beeinträchtigt einen Menschen nicht in irgend erheblicher Weise an seiner Zurechnungsfähigkeit. Logisch ließe es sich, meint Or. Bocke, noch «rklären, wenn die Sauter nur beabsichtigt hätte, ihren Mann unrzubringen, unlogisch ist es aber, daß auch di« anderen Personen von ihr weg geräumt werden sollten. Es ist psychologisch gar nicht erklärbar, warum sie ihre Kinder tödten wollte, die sie doch (nach den Zeugenaussagen) streng, nber doch liebevoll erzogen hat; nicht erklärlich ist es auch, warum sie von ihren fünf Kindern gerade die drei auf dem Zettel stehenden beseitigt wissen wollte. Noch weniger läßt sich ein Grund für die beabsichtigte Tödtung der anderen Personen finden. Personen, mit denen sie in guten Be ziehungen stand. Insbesondere ist das bei Bachmaier der Fall, der 18 Jahre bei der Angeklagten im Dienste stand. Sogar der Name der Koch steht auf der Liste, derjenigen Person, der sie auS der Noth geholfen hatte. vr. Bocke kam nun zu dem Schlüsse: Chronische Unterleibs leiden, mit denen die Angeklagte zu thun hatte, gehen nicht spur los an den Nerven vorüber. Sie schädigen di« Gemüthssphäre und schwächen die Intelligenz. DieSauterwurd«voll- ständig von den Prophezeiungen der Karten schlägerin gefangen genommen. Frau Gänzbauer hat von Anfang an das größte Vertrauen der Sauter genossen. Diese hat ihr die intimsten Dinge mitgetheilt. Das „Anton. bis Dienstag gehst Du ins Himmelreich" war lediglich die Formel der Kartenlegerin. Der Sachverständige schließt, daß zwar keine Geistesstörung und bewußtloser Zustand im Sinne des 8 51 des R -Str -G.-B., wonach die Zurechnungsfähigkeit ausgeschlossen sei, vorliege, daß a>ber die Sauter gewissermaßen unter dem suggestiven Banne der Gänzbauer gehandelt habe. Vertheidiger Rechtsanwalt Bernstein führt aus: Die öffent liche Meinung wurde in dem vorliegenden Falle völlig irre ge führt. Die Angeklagte ist keine Verbrecherin, sondern eine Un glückliche, von einem Dämon Verführte. Sie ist auch nicht an dem Unglück der verstorbenen Sauer schuldig, wie aus dem Urtheil gegen die Sauer allein schon hervorgeht. Die Angeklagte widersprach sich nie; es ist ihr deshalb zu glauben, daß sie ihrem Manne wohl entfremdet war, daß sie vielleicht ihn gerne ver loren hätte, nicht aber, daß sie ihm nach dem Leben trachtete. Uebrigens, wer zehn Menschen ohne Grund umbringen wollte, wie die Gänzbauer sagt, der ist, trotz aller gelehrten Urtheile, verrückt. Wenn über, was die Gänzbauer sagte, nicht wahr ist, dann ist die Frau unschuldig. Nun ist aber, was die Gänzbauer sagt, Unsinn, und was die Sauter sagt, ganz vernünftig. Ein Massenmord ohne Grund ist noch nicht d-agewesen und hier sollte er in die Erscheinung getreten sein? Die Frau hätte es ja viel billiger haben können; sie mußte sich nur'scheiden lasten. Aber die Angeklagte wußte auch, daß sie der Seufert nie heirathen würd« und was sie sonst von ihm wollte, hatte sie ja. Wozu also der Mord? Sie war, selbst nach dem Zeugniß ihres Mannes, eine liebevolle, pflichttreue Mutter und eine tüchtige Geschäftsfrau. Eine solche Frau wird keine Mörderin. Der Vergleich der Gänzbauer mit der Angeklagten fällt sehr schlecht für -die Gänzbauer aus. Die Gänzbau«r sollte an der Stelle der Angeklagten sitzen, die unter Eid schlechte Witze macht. Die Kronzeugin Gänzbauer selbst sagt heute, sie habe das Pulver als Sympathiemittel gegeben, nicht als Mordwerkzeug. Damit fällt die Anklage; juristische Probleme von Tauglichkeit der Mittel haben hierbei nichts mitzuspielen. Die Angeklagte soll fr«i- gesprochen werden, und zwar auf Grund «in'sachster Logik. Die Geschworenen verkündeten um lOj Ubr ihren Wahr spruch nach 20 Minuten langer -Berathung. Der Wahrspruch verneint die beiden gestellten Schuldsragen- Tas Urtheil lautet demgemäß auf Freisprechung. Der Haftbefehl wird auf gehoben. Weinend hört die Angeklagte den Wa'hispruch der Geschworen-en. Die Aufregung ließ die Un glückliche in Krämpfe verfallen. Auch unter dem Auditorium war die Aufregung groß. Jedoch bervschte ob des Urlheils bei allen Zuhörern Befriedigung. Das Justizgcbäüde wär von Neu gierigen belagert. . Kunst und Wissenschaft. Mnsik. * Herr Alexander Stlott, welcher am nächsten Sonnabend einen Klavierabend giebt, wird in dieser Saison nur noch im Gewandhause (Februar) als Solist auftreten. * Eugen Holiday aus Petersburg bat zu seinem am 10. d. M. im Kaufhaus« stattfindenden Clavierabend ein großes, die Clavierliteratur von Beethoven bis Rubinstein repräsentirendeS Programm aufgestellt, welcbes in interessanter Abwechslung darbieten wird: Variationen op. 32 OmoU von Beethoven, Pastorale und Capriccio von Scarlatti-Tausig, Impromptu Läur von Schubert, EtudeS von Chopin, Mazurka Oismoll und Ballade ä.8<lur von Chopin, David Sbündler 2. Ausgabe (acht Charakterstücke) von Rob. Schumann, Barcarolle 6moll von Rubinstein und Tarantella auS „Veneris s Napoli" von LiSzt. Literatur und Theater. —r. Gera, 3. October. Unser Fürstliche» Theater wird am 14. Oktober mit einer Goethe-Feier eröffnet werden. Als Novitäten werden angeküodigt: „Der Biberpelz" von Hauptmann; „Das Erbe" von Philippi; „Cymbelin" von Shakespeare; „Weh'dem, der lügt", „Der Schlafwagen-Controleur", „Die Puppe" von Audran; „Ein unbeschriebenes Blatt" von Wolzogen; „Auf Strafurlaub" von Moser; „Da» Scbooßkind" von Köhler; „Der ledige Hof" von Anzen- gruber; „Der wilde Reutlinger" von Trotha; „Tie Romantischen" von Rostand. Die Direktion liegt auch in diesem Jahre in den bewährten Händen de» Direktor» Kurtscholz. Unterrichtswesen. Almena« i. Thür. Vom 4. September bi» zum 1. Oktober fanden am Thüringischen Technikum unter Vorsitz de» Herrn Reichen becher, großherzogl. Baurath zu Weimar, die Diplom« und Abgangs- Prüfungen statt, an denen sich 219 Absolventen bethrtligtrn. 28 Prüf linge traten thril» freiwillig zurück, theil» wurden sie zurückgewiejen, weil ihre schriftlichen Arbeiten den Anforderungen der Prüsung»- Ordnung nicht entsprachen. Es bestanden mit Nr. 1 (recht gut) 2ö, mit Nr. 2 (gut) 93 und mit Nr. 3 (genügend) b9 Prüf linge. Die abgehenden Techniker haben fast alle, meisten» durch Vermittelung der Direktion, eine gute Stelle in der Praxi» ange nommen. Im Sommer-Semester 1899 besuchten 692 Techniker di« Anstalt, medr als 730—740 Techniker können zum Winter-Semester 1899/1900 bei dem vorhandenen Platz nicht ausgenommen werden. E» müssen daher viele Anmeldungen zurückgrwiesen werden. Für da» 3. und 4. Semester werden jetzt schon kein» Anmeldungeu mehr angenommen, in den übrigen Semestern sind nur noch einige Plätze frei. Da« Winter-Semester 1899/1900 beginnt am 20. Oktober; Anmeldungen für die noch uicht ganz besetzten Semester sind baldigst an die Direktion zu richten, wenn letztere bestimmt die Aufnahme zusichern soll. Verantwortlicher Redakteur vr. Her«. Kachlin» ka L»lpzi».
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