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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.10.1899
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1899-10-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18991011011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1899101101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1899101101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1899
- Monat1899-10
- Tag1899-10-11
- Monat1899-10
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7852 Absicht ihrer weltlich gesinnten Tonsuranden eingeweiht zu werden pflegten. V Berlin, 10. Oktober. (Telegramm.) Heute Morgen um 9 Ukr körte der Kaiser im Neuen Palais den Bor trag dcö CbesS des MililäreabinctS von Hahnke und hieraus den des Cbefs des Akmiralstabes von Bendcmann. Um 1 Uhr »ahm der Monarch militärische Meldungen entgegen; gelegentlich derselben meldeten sich die lönigl. sächsischen Generale v. Kirchbach und Meissner; zur OrdenSüber- gabe empfing der Kaiser den Oberst v. Boebn, Cominandenr des 2. Hanseatischen Infanterie-Regiments Nr. 76, der die Orden seines verstorbenen Onkels, deS Generals der Infan terie v. Bochn, den Leutnant Frhrn. v. Falkenstein vom Garde-Fünlier-Rcgiinent, der die Orden seines verstorbenen Vaters, und den Oberleutnant Frhrn. v. Noessinz, der die Orden seines verstorbenen VaterS, deS Generalleutnants Frhrn. v. Noessing, überreichte. D Verkitt, 10. October. (Telegramm.) Die Kaiserin stattete heute Vormittag der Königin Wilbclmina der Nieder lande, sowie der Königin-Mutter Emma im Stadtscklcß zu Potsdam einen Besuch ab. Um 12 Ubr begab sich die Königin-Mutter und eine Stunde später Königin Wilhelmina zu den erbprinzlich Wicdschen Herrschaften. T Berlin, 10. October. (Telegramm.) Der „Reichs anzeiger" veröffentlicht das AttSführungSgesct; znm HandclSgesetzbuche. DaS Gesetz tritt gleichzeitig mit dem Bürgerlichen Gesetzbuche in Kraft. — Die „Gesetz sammlung" veröffentlicht das Ansfnhrnngsgcsct; znm Bürgerliche» Gcsctzbnche, das preußische Gesetz über die freiwillige Gerichtsbarkeit, das Aussührungsgcsetz zum Neichsgcsetze vom 17. Mai 1898, betr. Acndc- rungen Vcr tsivilprocestordnung, das Ausführungsgesetz zum Reickszesetze über die Zwangsversteigerung, das Auösührungs- gesetz zur GrunSbnch-Lrdnung und schließlich das Gesetz, ent hüllend die landeSgesetzlicken Vorschriften über die Gebühren Ver Rechtsanwälte und der Gerichtsvollzieher. (-) Berlin, 10. October. (Telegramm.) Wie die „Germania" berichtet, ist der ReickSlagsabgeordnete Schnitter zum Dom Pfarrer in Bamberg ernannt worden. Er behält die Mandate zum Reichstage und zur bayerischen Abgeordneten kam er bei. L. Berlin, 10. October. (Privattelegramm.) Finanz minister vr. v. Miquel wird sich ter „Nat.-Ztg." zufolge heute Abend nach Hannover zur Einweihung Les Neubaues der dortigen technischen Hochschule begeben. 1^. Kiel, 10. October. (Privattelegramm.) Das Reichsmarincamt plant den Umbau des früheren Flagg- fchiffes, Les Krcuzergeschwaters „Kaiser", zum Werk statt enschifs behufs Begleitung heimischer Uebungs- geschwader. * Tetmold, 9. Ociober. Eine Entscheidung in einem Processe, der mit der lippischen Thronfolgefrage in gewissem Zusammenhänge steht, fällte das hiesige Land gericht. Es handelte sich um die Klage des Grafen Erich z u r L i p p e - W e i ß e n f e l v (Vetters des Chefs dieser zweiten erbherrlich'en Linie) gegen den Grafregenten zur Lippe (Chefs der ersten erbherrlichen Linie). Beide Linien haben im 18. Jahrhundert einen Brüdervergleich geschlossen, nach welchem sie einander in die gegenseitigen Besitzungen im Lande folgen. Diese Besitzungen sind später an die regierende Linie gegen eine jährliche Rente von 15 000 Thalern in Gold abgelöst, von denen Biesterfels 10000, Weißenfeld 5000 zu empfangen hat- Im Brüdervergleiche war abgemacht, daß nur Damen mindestens gräflichen oder freiherrlichen Standes geheirathet werden dürften. Graf Erich behauptet nun, baß 1883 der letzte Graf zur Lippe- Biesterfeld gestorben sei, der diesem Erforderniß entsprochen habe; Graf Ernst, seine Brüder und Descedenz seien nicht berechtigt zum Empfange der Rente, da ihre Großmutter, Modeste v. Unruh, nicht Freiin gewesen sei. Er klagte gegen den Regenten auf Auszahlung der auf seinen (des Grafen Erich) Antheil fallenden Rente seit 1883. Das hiesige Landgericht hat nunmehr diese Klage abgewiesen. * Wiesbaden, 9. Ocwber. Der König von Griechen land wird, wie der „Rhein. Kur." erfährt, im Laufe dieser Woche hier eintreffen. * Stuttgart, 9. Ociober. Der Tuttlinger Streik ist durch Vermittelung des Gewerbegerichts beigelegt worden. Die Schuhmachergehilfen haben auf die verlangte fünfprocentige Lohnerhöhung verzichtet, dagegen wurden die Entlassenen wieder eingestellt, die in letzter Zeit eingeführte Lohnkürzung wieder auf gehoben, sowie den Arbeitern einige weitere kleinere Concessionen gemacht. * Straßburg, 9. October. Am Sonnabend Mittag 12 Uhr fand im Schwurgerichtssaale die ordentliche Jahres versammlung derAnwaltskammcr für Elsaß- Lothringen statt, welcher über 50 Rechtsanwälte aus sammt- lichen Theilen des Landes beiwohnten. Die Anwaltskammer be schloß, beim reichsländischen Ministerium dahin vorstellig zu werden, daß in Elsaß - Lothringen für die Concessionirung von sogenannten Rechtskonsulenten (Geschäftsagenten) keinerlei Bedürfniß bestehe, vor Allem nicht bei den jenigen Amtsgerichten, an welchen bereits Rechtsanwälte sich niedergelassen haben. Auch sei schon längst kein Bedürfniß mehr vorhanden, daß Geschäftsagenten vor den Landgerichten äuf neten. Das Ministerium soll außerdem veranlaßt werden, da, wo es die Concessionirung zulasse, zu untersagen, daß die ge werbsmäßigen Besorger fremder Rechtsgeschäfte den Titel „Rechtskonsulent" führen, welcher nur eine Täuschung des Publikums bezwecke. Vielmehr soll in den Reichslanden die Führung des Titels „Geschäfisagent" oder „Proceßagent" vor- geschriöben werden. Die Anwaltskammer sprach ferner ihr Be dauern darüber aus, daß der Entwurf, betreffend die Neu regelung der Amvaltsgebühren auf dem Gebiete der freiwilligen Gerichtsbarkeit, dem Landesausschusse vorgelegt wurde, ohne daß der reichsländische Anwaltsstand vorher befragt wurde. Reichs- ragsabgeordnrter Justizrath vr. Riff bezeichnet das Vorgehen des reichsländischen Ministeriums als eine Rücksichtslosigkeit gegenüber dem Anwaltksiande, die um so mehr befremde, als der Jusiizminister I)r. Petri noch vor Kurzem selbst dem Anwalts stande angehört habe. * Aus Elsatz-Lothringe», 9. October. Zu der Nachricht, daß in der Straßburger Universität eine katholische Aacultät errichtet weiden soll, wird den „Münch. N. Nachr." geschrieben: Bischof Fritzen ist für die Errichtung der katho lischen Facultät; da aber der Weihbischof Marbach und der Pfarrer Winterer und fast der ganze elsässische Klerus dagegen ist und der Bischof notorisch so gut wie gar keinen Einfluß besitzt, so ist nach wie vor an die Ausführung der alten Idee kaum zu denken. Andererseits würde in nationalpolitischer Hinsicht die bloße Errichtung der Facultät, so lange das Priesterscminar als volle priesterliche Erziehungsanstalt bestehen bliebe, kaum von erheblichem Werih sein. Nicht einmal der alle und berechtigte Wunsch der altdeutschen Katholiken, daß auch die katholischen Priester allgemein das Maturitätsexamen eines Gymnasiums ablegen sollen, würde damit ohne Weiteres erreicht; das Priester seminar würde sicherlich dann erst recht keine Lust haben, die Vorbedingungen für seine Zöglinge zu verschärfen. Alles in Allem also: die ganze Sache ist gegenwärtig sicherlich nichl werth, daß wiederum viele Tinte darüber vergossen wird. * München, 9. October. Der Hauptagitator der anti semitischen Partei, Ingenieur Wengg, erhielt vom Amts gericht München ein Strafmandat über 50 wegen groben Unfugs. ES handelt sich um einen „Die Blutgreuel von Polna" überschriebenen Artikel, den Wengg in dem von ihm herausgegebenen „Deutschen Volksblatt" veröffentlicht hatte. I)r. Wengg hat gegen das Strafmandat Einspruch erhoben. Oesterreich-Ungarn. Tschechische Frechheit; Mandatsniedcrlcgung. * Wien, 10. Oktober. kPrivattelegramm.) Tie „Neue Freie Presse" berichtet aus Pilsen: Zehn deutsche Handels schüler wurden unweit Pilsen auf einem Ausfluge von vierzig Tschechen überfallen, mit Steinen beworfen und mit Stöcken geschlagen. Ein Deutscher wurde am Kopfe erheblich verletzt. * Graz, 10. October. (Telegramm.) Prinz Alfred Liechtenstein hat sein Mandat zum steierischen Landtag niedergelegt. Tschechische Opposition; Zur LoS-von-Rom-Bewcgung. * Prag, 10. October. (Telegramm.) Die Prager Tschechenblätter melden, in den Prager Easernen seien die Truppen in Bereitschaft; zwei Schwadronen Eavallerie wurden nach Prag geschickt auS Besorgniß vor Unruhen anläßlich der Aufhebung der Spr ackenverord- nungen. — Eine jungtschechiscke Wähler-Ver sammlung in BLbmisch-Brod sprach ihr Bedauern darüber aus, daß der gewesene Finanzminister Kaizl durch seine Tbätigkeil das tschechische Volk enttäuscht habe. — DaS Bozener Gericht verurtheilte den evangelischen Pfarrer Lumnitzer wegen Verbreitung verbotener Schriften und Beleidigung der katholischen Kirche zu 45 Gulden Geldstrafe. Lumnitzer hatte bei einem evangelischen Gottes dienst in Gries die coufiscirten Druckschriften „Deutsches Glaubenthum" und „Die Wabrheit wird Dich frei machen", sowie Lutber's Reservationsschrift von 1520 vertheilen lassen. In letzterer Schrift fand der Staatsanwalt die Beleidigung der katholischen Kirche. (Magvcb. Ztg.) Frankreich. TaS Lomplot; Renitente Lsficicre. * Paris, 10. October. (Telegramm.) Verenger ver hörte heute Buffet in Gegenwart von dessen Anwalt. Buffet weigerte sich zu antworten, mit dem Bemerken, daß er sich seine Ausführungen für die öffentliche Sitzung Vorbehalte, und verlas eine lange Erklärung, in der er seine Weigerung begründete. Der hierauf vernommene Gras Schevilly be antwortete sämmtliche Fragen, die Verenger an ihn richtete. — Der Kriezsminister hat eine Untersuchung bezüglich der Kundgebung angeordnet, die einige Ofsiciere während des jüngsten Aufenthalts des Präsidenten Loubet in Mont- th^limar veranstaltet haben sollen. Der Minister wird mit der äußersten Strenge gegen die Ofsiciere vorgehen, falls sie für schuldig befunden werden. s»)rienk Ter Mord in Konstantinopel; bulgarische Ministerkrise. * Konstantinopel, 10. October. (Telegramm.) Der als Mörder DschasvidBey's verhaftete Albanese leuguel Alles. Man vermurhet, daß der wirkliche Mörder ent kommen ist. Verschiedene Personen sind unter dem Ver dachte, der Mordthat nahe zu stehen, verhaftet worden. * Sofia, 10. October. (Telegramm.) Nach einer Nachricht der „Agence Bulgare" ist eine Ministerkrisis auSgebrochen. DaS Cabinet Grekow hat indessen seine Ent lassung bisher nicht gegeben. Afrika. KrtegSgewölk. * Loudon, 10. October. (Telegramm.) Heute Bormittag ritten 80 Mann der New SonthwaleS Lancer-, die bisher im Lager von Aldershot ausgebildet wurden und jetzt nach Afrika abgehen, durch die City. Sie wurden von einer ungeheuren Menschenmenge mit Aeußerungen großer Begeisterung begleitet. * Paris» 10. October. (Telegramm.) Eine der „Agence Havas" auS Pretoria ohne Abgangsdatum zugegangene Draht nachricht berichtet: Die Regierung von Transvaal hat die Ant wort Englands auf ihre letzte Note noch nicht erhalten. Die Erlasse bezüglich der Einberufung der englischen Reservisten und der Mobilmachung der engUschen Truppen rufen daher hier die größte Entrüstung hervor. Die öffentliche Meinung ist hier allgemein für eine sofortige Action. Dieselbe Stimmung herrscht im Oranje-Freistaat«. * London, 10. Ociober. (Telegramm.) Die Abendblätter veröffentlichen eine Drahtnachricht.aus Pretoria vom 9. October, die besagt: Montag wurde dem britischen Agenten eine dringende Depesche übergeben, die die ausdrückliche Zusicherung verlangt, daß binnen 48 Stunden die britischen Truppen von der Grenze und alle seit der Bloemsonteiner Conserrnz in Südafrika gelandeten Truppen zurückgezogen werden. Initiier deutlicher treten die Umrisse des Bildes hervor, das uns am Ende dcS Jahrhunderts die Ueberführung eine- Heeres über das Weltmeer zeigen soll. Die englische Reiterei wird mit folgenden Regimentern an den Unternehmungen in Südafrika be- theiligt sein: 6. Dragoon Guards (Carabinieri), 1. (Royal) Dragoons, 2. Dragoons (Royal Scots GreyS), 6. (Jnniskilling) Dragoons, 10. (Prince os Wales' Own Royal) Hussars, 12. Prince os Wales' (Royal) Lancers, 13. Hussars, 14. (King's) HussarS. Im Capland und auf dem Wege dorthin befinden sich schon 5. (Royal Irish) LancerS, 9. (Queen's Royal) Lancers, 18. Hussars und 19. (Princeß os Wales' Own) Hussars. Von den 28 englischen Reiter-Regimentern werden also 12 in dein Kriege Verwendung finden. Außer diesen aus dem Mutterlande und thcilweise aus Indien beorderten regulären Regimentern ist noch eine Schwadron der New South Wales Lancers aus dem Uebungslager Aldershot unterwegs. Bon der gesammten englischen Reiterei verbleiben demnach nur 7 Regimenter in Indien und 9 in England oder in anderer Verwendung. Wenn englische Reiter-Regimenter aus England nach Indien gehen oder umgekehrt, so bleiben die Pferde am Ort, sie wechseln nur ihre Besitzer. Das kann jetzt natürlich nicht der Fall sein; so sind sämmtliche Pferde aus den alten Garnisonen mitzu führen. An Feuerwaffen sind, außer Revolvern für einige Mannschaften, Le« - Metsord - Carabiner vorhanden, für die jedes Regiment 28 500 Patrone» mitführt. Wie jede In- fanterie-Brigadc erhält jede Reiter-Brigade außerdem eine Sektion von zwei Maxim - Schnellseucrgeschützcn mit 34 100 Patronen. — Von den 67 Jnfanterie-Regiments-Bezirken sind nunmehr 36 mit je einem Bataillon (ein Bezirk mit zwei Bataillonen) an der Kriegsbereitschaft betheiligt, außerdem theilweise die aus dem ganzen Königreich ergänzten Fußtruppen: die Garde-Brigade (3 Regimenter), die beiden Rifle-Brigadcn und das Rifle-Corps. — Von den 118 Batterien des englischen stehenden Heeres (2l reitende, 87 fahrende, 10 Gebirgs-Batterien) sind im Ganzen 26 Batterien mit 156 Geschützen in Aussicht genommen. — Falls man in England nicht glaubt, auf die Boerenrepubliken allein durch die Ankündigung der Bereitstellung einer solchen Macht Eindruck zu machen, werden wir also der englischen Reiterei, mehr als die Hälfte der gewöhnliüi verfügbaren Infanterie und beinahe der Feldartillerie des stehenden Heeres in Südafrika in Anspruch ge nommen sehen. Es ist noch niemals von einer Macht eine derartig starke Truppenmasse auf eine so weite Seereise entsandt worden. Die berühmte spanische Armada hatte nicht30000 Mann an Bord, und die vereinigten Heere der Verbündeten im Krimkriege übertrafen den jetzigen englischen Nachschub nicht bedeutend. Sobald alle zur Kriegsbereitschaft befohlenen englischen Truppen in Süd- afrika gelandet sein werden, werden rund 60—61000 Mann, gegen 10000 Pferde, 132 Feldgeschütze, 32 Maximgeschütze und rin ungeheurer Troß befördert worden sein. Eine solche Leistung wird ihresgleichen in der Geschichte der Vergangenheit nicht haben. Eine erfolgreiche Lösung dieser Aufgabe wird dem Engländer ein neues Recht geben, auf seine Flotte stolz zu sein. Weniger stolz freilich wird die Menschheit daraus sein können, daß am Abend des Jahr- Hunderts nicht weniger als, für den Anfang, 45 Millionen Gewehr- Patronen und über 830 000 Maximpatronen, abgesehen von den Geschossen für die Artillerie, den Theil der Ladung der stolzen englischen Armada darstellen, ohne den die ganze Sendung ihren Zweck verfehlen würde. (Köln. Ztg.) (Fortsetzung in der 1. Beilage.) Bei der Gesammtauflage der vorliegenden Nummer befindet sich eine Sonderbeilage vom Bankgeschäft Rob. Th. Schröder in Berlin 6, die zweite graste Dombau-GeliwLotterie in Meisten betreffend. Lei vieren- und Vlasevlviäso, Larnßsries unä Viokt, bei ävr AtLmuvxis- u. VsräauunA8-VrßsaL6 wirä äis 8alvatoi' wit 3li8gereiednet8w käolg sageveiM. 'l-kiektvepösuliek. kiKenii'ei. HväLLLLLl-^LSSvr und äivILllsvLtvs OvIrLitlr ersten Hünxes. Von vielen Autoritäten und bekannten irrten besonders jenen Personen empkoklen, belebe rukolxe sitzender bebens^veise an und sorvie Lvslürlvn» leiden. Vorrütüig in ^lineralvasser-ttanälungen unä vo ckiss nicht äsr kalt sein sollte, venäe man sich an äis 8L!vLlor-vllkllkittUröetj0ll in Lp6NkL rost ii- Sau» - ^xknsvk - - üdertrikkt an XLbrlcrnkt unä ^Voblgcsebmaclr die Inedi^'seden klxtracte unä ist in allen ^potli., Drogen-, vcUcatessou unä Oolouial- > vaarenHanälunLen ru Haden. Keueral-Vepvt: «L 8vtiuiu»inn, Lelprix. 6rö88ts8 Lr8t68 ttolvl V6ut8ek1avä8 Central-Hotel, Berlin. 500 2mmer von 3 IVik. — 25 M. OleireoUber Oenlralbalinhok krieckrlelmtrasse. "Mg Or.ll'uchhallo, Lrüttt 2. — rcknellLgut pstentbüresu. SLcx-i.cii'TiS Or.l'uk'bhalla, Lrrllil 2. Zanstogen ». ». I». H». «8L77. Nervenstärkende Ernährung. Herr Dr. med. H. in S. schreibt: „Ueberrascht und hochbefriedigt von den günstigen „Resultaten, die ich bei Anwendung Ihres Eiweiß-Nähr- „Präparates (Sanatogen), speziell auch am eigenen Körper „erzielte . . . Erhältlich in Apotheken und Drogerien, wo nicht, direkt durch LävLL L 0^, ÜLKblX 8.0. 16. 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Rasch hat der Banstschik aus den vielen Hähnen der Leitungsrohre für heißes und kaltes Wasser ein ungefähr 20 Liter fassendes Holzgesäß mit warmem Wasser gefüllt und gießt es über den Kopf des Badenden aus, so daß es gleichmäßig am ganzen Körper herab fließt. Nach dieser Taufe, der Einleitung des Bades, streckt man sich behaglich auf einer der Pritschen aus. Der ebenfalls nackte Banstschik hat unterdessen mit Hilfe eines Ballens fein zerzupften Bastes und eines Stückes Seife in einer flachen Schaale eine tüchtige Portion Seifenschaum präparirt, mit dem er nun den Badenden am ganzen Körper abwäscht. Diese Hand lung vollziehen die Badediener mit einer solchen Gewandheit und Leichtigkeit der Hand, daß sie dem Badenden nur an genehm ist. Am meisten habe ich mich stets amüsirt, wenn die Reihe des Waschens an den Kopf kam, was dann durch kräftiges Reiben mit beiden Händen und sanftem Kratzen mit allen zehn Fingernägeln in kurzer Zeit gründlich erfolM war. Nach be endigter Waschung befreien einige Güsse mWwarmem Wasser den Körper bald von den letzten Schaumflocken, und nun geht es in das Sanktuarium, in die eigentliche Dampfabtheilung. Hier Neuling! senke Deinen Kopf, wenn Du gewöhnt bist, im täglichen Leben mit stolz erhobenem Haupte einherzuschreiten, beuge Deine Gestalt und tritt in demüthiger Stellung ein — sonst verlierst Du den Athem und meinst zu brennen. Lege Dich rasch lang ausgestreckt auf eine der Pritschen in der untersten Reihe und benetze Deinen Kopf mit kühlem Wasser, welches der vorsorglich« Banstschik Dir schon handrecht hingestellt hat! Schon nach wenigen Secunden ist die erste beklemmende Wir kung der heißen Dampfathmosphäre vorüber, aus allen Poren des ganzen Körpers bricht reichlicher Schweiß aus, ohne eine unangenehm« Empfindung zu erregen; man fühlt das Herab rieseln der Schweißtropfen am ganzen Körper. Nach einiger Zeit ist man schon im Stande, sich aufrecht zu setzen und in die Mitteletage zu avanciren, nachdem der Badediener vorher ein eigenartiges Mafliren des ganzen Körpers, ein gewisses Kneten, vorgcnommen hatte, welches dem Neuling nicht gerade angenehm erschien, aber doch geduldig von ihm hingenommen wurde. Das Attribut dieser neuen höheren Stufe ist ein gar eigenthümliches, den Neuling fast erschreckendes, eine Ruthe. Diese Ruthe, oder, um es wohlklingender zu machen, ein Riefenbouquett belaubter dünner Birkenreiser, von denen jede Badstube im Frühsommer Vorräthe für das ganze Jahr aufspeichert, wird in heißem Wasser eingeweicht und dann in diesem Zustand« zu einer gelinden, und doch recht empfindlichen Geißelung des ganzen Körpers benutzt, daß die Haut des Badenden bald die Farbe eines gesottenen Krebses annimmt, während der würzige Duft des Birkenlaubes deutlich von den Geruchsnerven wahrgenommen wird. Die Handhabung der Birkenruthen wird von den Russen mit einem wahren Fanatismus auSgeübt, sie wird sogar noch in der obersten Etage fortgesetzt, biS zu welcher ich mich jedoch niemals verstiegen habe. Hier ist der Zwischenraum zwischen Pritsche und Decke der Badestube so gering, daß ein auf dem Rücken liegender Mann die Füße bequem an die Balkenlage stemmen kann, welch« Stellung, wie ich oft zu beobachten Ge legenheit hatte, von den Dampffanatikern eine besonders be vorzugte zu sein scheint. Hier oben ist die Temperatur so hoch, daß die Pritsche, auf der man liegt, sowie alle anderen Gegen stände, in dem Maße erhitzt sind, daß ein Liegen auf derselben mit nacktem Körper außerhalb des Bades unerträglich sein würde. So lange man in der heißesten Region verweilt, ist ein öfteres Befeuchten des Kopfes mit kühlem Wasser nothwendig. Hat man sich dann an diesem cigenthümlichen Bad zur Genüge gelabt, so klettert man von der Pritsche herunter, der Banstschik hat unterdessen mehrere Gefäße mit Wasser bereit gemacht, dessen Temperatur eine allmählich kühler werdende ist, und läßt es, mit dem wärmsten anfangend, durch Ausgießen über den Kopf des Badenden an dessen dampfendem Körper herab fließen. In den Waschraum zurückgekehrt, kann man dann noch eine kalte Dousche nehmen und hat dann die ganze Praxis der russischen Badstube durchgemacht. Gern fügt man der durch eine Taxe bestimmten Bezahlung des Banstschik ein Trinkgeld zu, und ist, falls man nicht ein Nachschwitzen beabsichtigt, durch seine geschickten Handreichungen unterstützt, bald zum Verlassen der „banja" fertig. Ein eigenthümlich wohliges Gefühl erfüllt den ganzen Körper, dessen Gewicht ein bedeutend kleineres geworden zu sein scheint, man fühlt sich „wie neu geboren", sobald man wieder unter dem Einflüsse der frischen Luft steht, und erklärt sich bereit, für immer «in treuer Anhänger der „banja" zu bleiben. Daß selbst ein übermäßiger Gebrauch der Dampfbadeart auf die Gesundheit keinen nachtheiligen Einfluß auSübt, beweisen die „banstschiki und banstschizi" (Badediener und Badediene rinnen), die in der Ausübung ihres Berufes eine derartige Un mäßigkeit auf sich nehmen müssen. Wiederholt hab« ich mich bei ihmn in dieser Richtung zu informiren gesucht, habe aber nie mals Klagen über schlimme Folgen ihrer Thätigkeit gehört. Zu verwundern ist es auf keinen Fall, daß die Russen einen großen Theil leichterer Erkrankungen in der „banja" heben, wird doch auch in Deutschland und anderen Ländern das russisch« Dampf bad zu Heilzwecken vielfach angewandt, wenn auch in anderer, ängstlicherer Form des Gebrauches. Die dem russischen Volks charakter eigenthümlich« Veranlagung zu Extravaganzen tritt in der Badstube häufig zu Tage in verschiedenen Bravour stückchen, deren eines darin besteht, daß der zur Winterszeit Badende direct von seiner in der obersten Reihe befindlichen Pritsche, also aus einer Temperatur von mindestens 50 bis 60 Grad Celsius, in den Hof läuft, sich in den hohen Schnee wirft und dann wieder auf seinen Platz zurückkehrt. Welch hohen Werth der Besuch der Badstube für den Hand werker und Arbeiter hat, dessen Körper mehr wie der eines jeden Anderen der Verunreinigung ausgesetzt ist, bedarf gar keiner Er wähnung. Denn es kann kein« gründlichere, alle Poren öffnende Reinigung des ganzen Körpers geben, als die in der „banja" vorgenommene. Der niedrige Preis von 5 Kopeken (10 H) kann wöchentlich einmal auch von einem Armen dem, wenn auch kleinen, Wochenlohn, dem Ertrage für schwere Arbeit und unermüdlichen Fleiß, entzogen werden, ohne sich und seiner Familie dadurch einer wirthschaftlichen Schädigung auszusetzen, erkauft er doch durch dieses kleine Opfer eine der unerläßlichen Bedingungen für die Erhaltung seiner Gesundheit. Das russische Volk kann sich glücklich und beneidenswerth schätzen, daß dieser volksthllmliche Gebrauch von altersher in allen seinen Schichten tief eingewurzelt, ein LebenSbedürfniß ge worden ist und bleiben wird!
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