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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.10.1899
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1899-10-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18991018024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1899101802
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1899101802
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1899
- Monat1899-10
- Tag1899-10-18
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Abend-Ausgabe Druck und Verlag von E. Polz iu Jahrgang s Mittwoch den 18. October 1899. 02 ro !0 151 St.ttx «r Vorlc nvck l»r Die Morgen-Ausgabe erscheint u« '/,? Uhr, Hi« Abend-Ausgabe Wochentag» um 5 Uhr. r. o ll Timotheus, indem er sich neben die Geliebte aufs Sopha setzte und sie an sein Herz drückte; ihr blondes Köpfchen ruhte an seiner Brust und sie flüsterte: „Mir ist lange — lange nicht so tvohl gewesen!" „Wie oft hab' auch ich in meiner Waldeinsamkeit dies ersehnt", versetzte der Lehrer. „Du warst meine Fee, meine Elfe; Du leuchtest aus dem Dickicht des Waldes auf, aus den Fluthen des kleinen Sees, der hinter meinem Dorfe liegt. Wo ich einherging, sah ich Dein Bild; ich verstand die Geister beschwörungen meines Vaters; die Abwesenden näher zu rücken, dazu genügt ihm nicht der Zauber der Phantasie allein — und auch ich wünschte oft, über eine Magie zu verfügen, welche Dich selbst in Deiner ganzen liebreizenden Gestalt in meine Nähe gezaubert hätte. Ich muh Dich ansehen, Alice, — Du bist bleicher geworden, doch es steht Dir gut; es giebt Dir etwas Vergeistigtes, ich möchte sagen, etwas Rührendes." Da lächelte Alice schalkhaft aus all' ihrem Jammer heraus und sagt«, indem sie ihm voll ins Gesicht sah: „Und Du siehst gar nicht rührend aus! In der That, die Waldluft ist Dir vortrefflich bekommen. Wo hast Du denn Dein« blasse Farbe gelassen, die Farbe der Reflexion, wie der Dänenprinz sagt? Du hast wohl da draußen alles Nach denken verlernt und Dir nur die himmlischen Lichter, Sonne und Mond, ins Gesicht scheinen lassen. Und wenn's so fort geht, hörst Du am Ende gar noch auf, int«r«ssant auszusehen, sondern bekommst das Colorit von Hugo Trams — seligen Angedenkens. Nein, nein — glücklicher Weise hast Du noch nicht das thörichte Phlegma der „Stoppelhopser", wie wir bis weilen in unserer Schul« sagten, sondern Deine nervös« Unruhe, die Dir so reizend steht, und auch der suchende Blick Deiner Augen, dies Hin- und Herleuchten, ist noch nicht verschwunden! Du bist noch der Alte gebliebrn, mein einzig Geliebter, und jetzt, wo ich Dich wieder hab«, ist auch Alles wieder gut!" Und in der That ging jetzt ein sonnig Leuchten über die Züge des Mädchens, und rasch waren die letzten Thrämn ge- trockn«t. „Und Du bleibst doch jetzt bei mir?" „Was ich Dir schrieb", versetzte Timotheus, „war freilich zu hoffnungsvoll; ich habe eine kleine Enttäuschung erlebt. Der Redacteur hat mir allerlei in Aussicht gestellt, was der Verleger nicht genehmigt; er gewährt mir keinen festen Gehalt, ich bin nur ein Zeilenschreiber, ein Adjutant, und gelegentlicher Vertreter des Herrn Kreuzmaier; darauf ist keine sichere Existenz zu gründen." „Und was wird aus uns werden?" fragte Alice zaghaft. „O, ich bin nicht müßig gewesen; ich habe in aller Stille wollte auch als Maler glänzen — und bald war Blomer mit kräftigen Strichen an die schwarze Tafel gezeichnet, der gestrenge Herr Magister, wie er mit seinen Armen in der Luft hernmsuhr. „Und cs giebt Geister, die uns in der Luft umschweben", sagte er zu sich selbst, ein Zeitungsblatt hervorziehend, „und was hier berichtet wird in der Entdeckung neuer Bestandkheil« der Luft durch die Chemiker, nachdem man sie flüssig gemacht hat, das beweist von Neuem, daß die bisherige Wissenschaft noch sehr im Dunkeln getappt hat, wenn sie mit ihrem Sauerstoff, Stick stoff und Wasserstoff glaubte, mit der Luft ein für allemal ins Reine gekommen zu sein. Nein, da giebt's noch andere Ele mente, die jetzt zu Tage kommen und die zartesten, die Aether- lciber der Geister, entziehen sich auch dem Experiment und dem Spectrum, wenn nicht gar diese neuen Stoffe gleichsam abge- bröckelt sind von solchen in Duft verschwebenden Körperlichkeiten." Er gab sich diesen Gedankengängen hin und schalt im Stillen auf die Handgreiflichkeiten der neuen Wissenschaft, die doch an dem Feinen, Zarten und wohl Unfaßbaren der Scisterwelt zu Schanden werden muhte. Er hatte indeh kein rechtes Glück mir seinen Studien der höheren Magie. Es wollte ihm nicht ge lingen, ein geeignetes Medium im Dorfe zu finden. Einmal glaubte er einen glücklichen Griff gethan zu haben. Die Tochter des einen Oberknechtes im Schlohhof, ein sehr zartes, schmächtiges Wesen, ließ sich leicht einschläfern, ja, er konnte ihr auch Manches suggeriren, was sic nachher wachend ausführte; doch irgend welch: Miitheilungen aus der Geisterwelt vermocht« er von ihr nicht zu erlangen; sie hatte einen so gesunden Schlaf wie ihr Vater, wenn «r auf dem Stroh lag, und blieb auf alle Fragen die Antwort schuldig. Ein anderes Medium ließ sich besser an; es war die Gouvernante aus dem Pfarrhaus«, eine ätherische, junge Dame, und hinlänglich gebildet, um sich mit den Geistern, unter denen es ja auch einig: große Geister gab, unterhalten zu können. Blomer setzte auf sic die größten Hoffnungen; er hatte mit ihrer Hilfe schon Pestalozzi herbeicitirt, von dem er über die wichtigsten Fragen der Erziehung eine Auskunft erhalten tonnte, welche allen Telephonen der deutschen Kultusministerien versagt blieb. Doch dies Medium bekam die fallende' Sucht und der Pfarrer verbot ihr streng jede Berührung mit der leider das Schulhaus unsicher machenden Geisterwirthschaft. So blieb Blomer auf sich selbst angewiesen, auf seine eigenen Visionen und Offenbarungen, und seine Phantasie steigerte sich bisweilen zu maßlosen Erhitzungen. Immer nahm er die Intern» insgie» zu Hilfe — und die Gestalten, die ihr Lichtzauber auf die nächste Wand warf, gewannen Blut und Leben durch das ominöse Fluiduin, daS er ihnen einzuhauchen schien. tkptra-Beilagen (gefalzt), nur mit d« Morgen - Ausgabe, ohne Poslbeförderuag 60.—, mrt Postbesörderung . Alice war aufgesprungen. „Sie muthen mir zu, bei einer solchen Jntriguc mitzuwirkcn; ja, es ist beschämend, empörend! Sie muthen mir zu —" „Ich liebe Sie, Fräulein Satorin — ich liebe Dich Alice! Seit unserer ersten Begegnung bist Du mir theuer geworden; all' mein Sehnen ging nach Dir. Zum ersten Male ist eine so holdselige Jugend in mein Leben getreten, ein so sanftes, süßes, entzückendes Glück mir versprechend. Deine Schönheit braucht nicht die Prosceniumslampcn, Deine Liebe nicht ver Dichterverse — so wie Du bist, so wie Du da vor mir stehst, bist Du ein dichterisches Gebilde von allmächtigem Reiz. Stürmisch ergriff Letory ihre Hände, doch sie riß sich los. „Niemals — niemals!" ricf sie aus, und bedeckte schluchzend ihr Gesicht mit den Händen. Da brach so viel zusammen, so viel von der geträumten Zu kunft; der sie einst gewarnt, ihr einst den Abgrund gezeigt — er wollte sie jetzt selbst hinunterstoßen! — Da klopfte es an die Thiire. Timotheus trat herein — ein Freudenschrei Alicens begrüßte ihn; doch sie zögerte noch, sich in sein« Arme zu werfen. Sie faßte sich rasch, stellte die beiden Herren einander vor und begrüßte dann den jungen Lehrer mil einem freundschaftlichen Händedruck. Letory faßte den Ankömmling scharf ins Auge; der Freuden schrei war ihm sehr verdächtig; doch erkannte er bald, daß dieser junge Herr keiner vom Metier sei, und er machte auch im klebrigen einen beruhigenden Eindruck; er prägte indcß den Namen seinem Gedächtniß ein. Kaum hatte Letory das Zimmer verlassen, als Alice schluchzend in den Armen des Geliebten lag. „O, ich bin sehr unglücklich!" sagte sic. Timotheus wollte dies nicht auf das langersehnt« Wieder sehen beziehen; dieser Ausbruch des Schmerzes wäre doch zu wenig schmeichelhaft für ihn gewesen. Alice war inveß so zär:- lich; sie begann wieder unter Thränen zu lächeln, und dann beichtete sie ihm alles Unholde, was ihr in der letzten Zeit zuge stoßen war. „Das Theater ist doch vielleicht ein Unglück für Dich", meint« Annahmeschluß für Anzeigen: Abend-AuSgabe: Vormittags 10 Uhr. Morge o-Ausgabe: Nachmittags 4 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je ein« halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets an die Erpeditis» zu richten. Nedartio« und Expedition: IohanntSgaffe 8. Hie Expedition ist Wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis Abend« " Uhr. Filialen: ktt» Nlemm'S Tortim. (Alfred Hahn), Universitätsstrahe S (Paulinum/. Louis Lösche. Latharmrnstr. 14. parL. und SöntgSplatz 7. fleißig studirt. Eben komme ich vom Schulrath; ich werde zum Examen für städtische Lehrämter zugelassen und es ist auch schon eine Stelle für mich in Aussicht genommen, sobald ich das Examen bestanden haben werde. Inzwischen bleibe ich hier; ich habe für die Vorbereitungen zur Prüfung Urlaub erhalten und in meine Klitsche im Walde ist bereits ein anderer Jüngling eingezogen, ein Gelehrter, der ein Buch über die Vögel mit bunten Bildern Herausgebern will, und dort, wo immer Alles um die Ohren singt, ruft, zwitschert, flötet, die besten Studien macyen kann." „Und wenn Du hier erst Lehrer bist —" „Dann werden wir unser Nestchen bauen, und was ich sonst schreibe und dichte, soll ihm zum freundlichen Schmuck gereichen. Und vom Thoater mußt Du dann abgehen — das ist nur ein« Zwischenstation, so lange wir auf der kläglichen Klingelbahn durchs Leben fahren. Am besten ist's auch, wenn die Welt nicht erfährt, daß Fräulein Satorin und Alic: Bärmann, das schöne Weiblein, eine und dieselbe Person sind; denn das Theater wirv von den Schulmeistern scheel angesehen; Du bist dann den ganzen Jammer auf einmal los." „O, es ist doch auch viel Freude dabei", sagte Alice; „wie gern Verzicht' ich auf Alles um Deiner Liebe willen. Und doch . . . wir stehen erst an der Schwebte unseres Glückes — wenn Du das Examen nicht bestehst? Wir leicht kann es heißen: „Hopps, Anna Martha, da lag der Topf!" „Vertrauen wir auf unseren Stern!" sagte Timotheus voll Selbstgefühl. Und da zerriß die Sonne das dichte Regengrwölk und ins Zimmer drang der erste Strahl und suchte und fand, was in der Welt Wohl das Schönste ist: ein glückliches Paar in der Sopha- ecke, Hand in Hand, Auge in Auge, berauscht von der Gegenwart und von den Träumen «incr schönen Zukunft. Viertes Capitel. - Es war ein stürmischer Abend — der Wind rüttelte an den Läden, die der alte Blomer geschlossen hakte, denn cr wollte wieder mit s«in«n Geistern sprechen. In seiner Vereinsamung, seitdem Timotheus und Eulalia das Elternhaus verlassen hatten, war er tiefsinniger geworden als je; bei seinen Spaziergängen im Garten und im Walde sprach c'r stets mit sich selbst und gesticu- lirte so lebhaft, daß einige Schuljungen, di« ihn von ferne be lauscht hatten, die Kunde davon in die Schule brachten und dürch die Kunst, womit sie sein« Bewegungen nachahmtin, allgemeines Gelächter erregten. Ja, der Eine begnügte sich nicht mit dön Lorbeeren, die seine schauspielerischen Leistungen einheimsten; er mit einer öffentlichen Erklärung, die in der„Leiziger Volkszeitung" vom 7. März 1898 abgedruckl ist. Darin beißt es wörtlich: „Statt jeder Auseinandersetzung erlaube ich mir, an den Genossen Lipinski die folgenden Fragen zu richten: Liegt ein unverschuldetes Unglück im Sinne des 8 13 des Handelsgesetzbuches vor, wenn eine Verkäuferin einen Tag im Geschäfte fehlt, weil der Gehalt weiter geht und Andere auch schon einmal zu Hause geblieben sind? Ist ein leichtes, vorübergehendes Unwohlsein, Zahnschmerzen rc. . . . schon ein unverschuldetes Unglück im Sinne des Gesetzes?" „Genosse" Fell erwähnt dann, daß aus den obigen Gründen an einem Tage 15 Proc. der Verkäuferinnen im Geschäft gefehlt haben, an einer Stelle 4 von ll. Vom Standpuncte des praktischen Lebens aus angesehen, nehmen sich die Verhältnisse doch etwas weniger günstig für die Arbeitnehmer aus, als vr. Friedcberg annimnit. Er höhten die Krankenkassen in dem von vr. Friedcberg ge wünschten Umfange ihre Leistungen, so würde der Anreiz zur Simulation noch ein ungleich größerer sein als jetzt. Aber davon ganz abgesehen: die Forderungen vr. Friedeberg'S übersteigen die Leistungsfähigkeit der Industrie in vielen Fällen ohne jeden Zweifel. Deshalb ist es wünschenswerth, daß ihnen rechtzeitig entgegengetreten wird, ehe zu ihren Gunsten eine Agitation um sich greift, welche die Popularität der Ortskrankenkassen zum Schaden ihrer Mitglieder beein trächtigen müßte. 0. lliixa ; i llb IM ck-r »wpter N«ve-, > <16/10, mizeu" Sooden II- uvck (2110), (7/11), Litt ictieu' lwer»- «I«o: - > > — Ans freien Lahnen. Roman von Rudolf von Gottschall. Nachdruck rirtotkn. Politische Tagesschau. * Leipzig, 18. October. In derselben Sitzung, in welcher der deutsche isolonial- rath sich mit der Uebernahme des Baues der ostafri kanischen,von Dar-es-Salaam ausgehenden Centralbahn auf das Reich einverstanden erklärte, hat er sich, wie schon mitgetheilt, den „Berl. Pol. Nachr." zufolge auf Anregung des Staatssekretärs Grasen v. Bülow auch mit der Samoa frage beschäftigt und sich mit überwiegender Mehrheit dafür ausgesprochen, daß ein „vvrtheilhafteö Tausch geschäft" in Betracht zu ziehen sei. Man darf Wohl annehmen, daß die Mehrheit des Colonialraths zu einer solchen Empfehlung nicht gekommen wäre, wenn sic aus den vertraulichen Mittheilungen, die ver Staatssekretär deS Auswärtigen vorher über den augenblicklichen Stand der Samoa-Unterhandlungen gemacht hatte, nicht den Eindruck empfangen hätte, eS werde sich ein solches „vortheilhaftes Tauschgeschäft" gerade jetzt machen lassen. Graf Bülow selbst hat aber allem Anscheine nach aus den Unterhandlungen einen solchen Eindruck nicht gewonnen, denn er betonte nach einer Meldung, die auch mit anderen Informationen harmonirt, daß er in Uebereinstimmung mit der öffentlichen Meinung in Deutschland die Wahrung unserer alten Stellung auf Samoa allen anderen Erwägungen voranstellen müsse und daß die Politik der Regierung nach wie vor daraus gerichtet sei, mindestens die Hauptinsel Upolu für Deutschland zu sichern. Jedenfalls wird der Abschluß eines vortheilbaftcn Geschäftes der deutschen Regierung nicht erleichtert, wenn die Mehrheit des Eolonialrathes im Gegensätze zur Negierung auf Len Abschluß drängt. Wir bedauern daher die Stellungnahme des Eolonialrathes in dieser Frage und hoffen, daß die deutsche Presse sich auf den Standpunkt der Negierung stellt. Wir unserseits stimmen richten" überein, unsere Diplomatie ihr Geschäft versteht, wird Deutsch land kaum nöthig haben, einen englischen Verzicht auf Samoa durch mehr als irgend eine Action rein diplomatischer Natur zu erkaufen. Thatsache ist, daß die Engländer materiell sehr Wohl auf bas Eondominium in Samoa verzichten können, ohne selbst Schaden zu leiden. Der englische Handel in Samoa würde unter deutscher Regierung völlig gesichert sein, während England iu: Stillen Ocean noch so zahlreiche Besitzungen behielte, daß seine dortige Machtstellung durch den Verzicht auf die Milherrschatt über die Samoa- Inseln kaum beeinträchtigt werden würde. Dabei würde sich auch die öffentliche Meinung in den australischen Eolonien Englands beruhigen können. Dazu kommt, daß man in England, nach den „Times" zu urtbeilen, jetzt selbst anerkennt, daß, wenn der Bericht der Samoa-Commission unumwunden die einstimmige Ueberzeuguug aussprcche, die allein natürliche und normale Form der Negierung für die Samoa-Inselu würde die Regierung durch eine einzige Macht sein, dies eine „sehr ernste" Thatsache sei und daß die Gründe der Eomrnissare überzeugend wirkten. Daß diese einzige Macht aber nur Deutschland sein kann, wenn für die Ent scheidung der Frage die thatsächlich bestehenden Verhältnisse in Betracht gezogen werden, ist nicht zu bestreiten. Sonach würde eS, wenn man in London einsieht, daß die gegen wärtigen Zustände ans den Samoa - Inseln unhalt bar sind, das Klügste sein, einfach zu Gunsten deS dort meistbetheiligten deutschen Reiches zu verzichten, ohne erst lange von „Compensativn" zu reden. Wie dem aber auch sei, keinesfalls hat Deutschland jetzt, wo England -Luxe, s 825 <>., lomwer- 1550 (1., (HI5U N„ ..^X) II. Oros-ei meurli.il 787,5 I!, Lm»Iu- dtiUipp 7 800 Ü , 6.. reimet« mk nuck »125 6., « srke. sIiLoseu lüollsin Imsksll , »») L eruux.i- t> I i e. « Der 17. Oktober wird für die Geschichte der österreichischen Monarchie ein Tag von großer Bedeutung werden. Was die Völker Oesterreichs über zwei lauge, furchtbare Jahre hindurch zu bitterer Feindschaft gegen einander gehetzt und den starken Grundpfeiler des Staates, die Deutschen, bis in daS Fundament erschüttert bat, ist mit diesem Tage hinweg geräumt: die Lprachcnvcrorvnnttgc» sind aufgehoben. Es ist eine trostloseGeschichte.bieGeschichte der Sprachenvervrdnungen, eine Periode der Abirrung aus eine Bahn, die zum Zusammen bruch des österreichischen Staates, wie er jetzt ist, und zu seiner Zerstückelung in einen Föderativstaal hätte führen müssen, auf der Oesterreich die Großmachtstellung eingebüßt hätte, deren es sich seit Alters im europäischen Staatensystem erfreut. Es ist eine Periode, deren hoffentlich heilsame Lehre laut verkündet, daß Oesterreich nicht wider die Deutschen, sondern nur mit den Deutschen regiert werden kann. Sie ist jetzt abgeschlossen, die Aera der Befriedigung deS unersättlichen Tschcchentbums ist beendet. Wozu nun wurde dieses gefährliche Experiment unternommen ? Als im Jahre 1897 (wir recapiluliren nach der „Köln.Ztg.")GrafBadeni, damals Ministerpräsident, die schwere Aufgabe zu lösen batte, den Aus gleich mit Ungarn für eine neue zehnjährige Periode zu er neuern, galt eS eine Mehrheit zu schaffen, die den zwischen Badens und Banffy getroffenen, für Oesterreich sehr un günstigen Abmachungen zuzustimmen geneigt wäre. Daß die Deutschen einer solchen Mehrheit nicht beitreten würden, die mit eigener Hand einen glühenden Pfahl in daS Fleisch des Staatskörpers treiben sollte, war selbstverständlich. So verfiel Gras Badeni auf den unheilvollen Gedanken, durch Sonderbegünstigung einzelner Volksgruppen sich die nölhige Mehrheit zu ködern. Er als Pole hatte natürlich kein Ver- sländniß dafür, daß die deutsche Volkskraft das eigentliche Lebenselixir deS Staates ist; für ihn waren die verschiedenen Völker nur Massen, die man beliebig, je nach den Erforder nissen deS Tages, so und so leiten könne. Seine Stammes- genossen, die Herren von der Schlachta, fühlten sich gesättigt durch dieeingeräumte Alleinherrschaft in ihrer Domäne Galizien. Wenn er nun noch den Tschechen einen Koder hinwarf, so war die gewünschte Mehrheit fertig; denn daß sie anbeißcn würden, konnte mit Sicherheit vorauSgesagt werden. Und dieser Köder waren die Sprachenverordnungen vom 5. April 1897. Diese Verordnungen veränderten mit wenigen Federstrichen die ganze nationale Lage in Böhmen und Mähren; denn sie stellten die beiden Landessprachen, die deutsche und die tschechische, vollständig gleicvwerthig neben einander, ermöglichten cs jedem Tschechen, in jedem beliebigen Orte Böhmens oder Mährens, auch iu den reindeutschen, von den Beamten zu verlangen, baß sie in seiner Mutter sprache mit ihm verkehrten, und führten dadurch bei der numerischen Ueberlegenheit und der agitatorischen Befähigung des tschechischen Volkes zu einer Uebcrschwemmung des deutschen Sprachgebietes mit tschechischen Beamten und zu einer unvermeidlichen Gefährdung des deutsch nationalen Besitzstandes. Der Sturm der Entrüstung, der damals die deutsch-österreickischen Gaue durchloble, ist noch in frischer Erinnerung. Tie Sprachenverordnungen erschienen nickt nur als eine Vergewaltigung der Deutschen, sondern geradezu als ein Verfassungsbruch; denn Artikel 19 des StaatSgrundgesetzeS bestimmt, daß die Alleinberechtigung der Sprachen nur auf dem Wege der Gesetzgebung durch geführt werden kann, während die Verordnungen willkürliche einseitige Verordnungen einzelner Minister waren. Graf Badeni hatte fick über die Wirkung eines solchen Vorgehens eine sehr optimistische Vorstellung gebildet. Er glaubte Anfangs nicht, daß die Sprachenverortnnngen eine so furchtbare Erregung erzeugen würden; nachher, als die Obstruktion da war und die Änklageanträge gegen ibn und sein Ministerium gestellt wurden, versuchte er die Deutschen einsack mit brutaler Gewalt an die Wand zu drücken. Aber die Widerstandskraft des deutschen Volkes war stärker als er: er erreichte nichts als den vollkommenen Stillstand der Staatsmaschine, und nach dreivierteljährigem, fruchtlosem Ringen war er der Unter legene, ohne den Ausgleich durchgebracht zu haben, um den er den Kampf begonnen hatte. Baron Gautsch war sein Nach folger. Seine Hauptaufgabe sollte sein, die Deutschen zu be schwichtigen. Aber er fand nicht Len richtigen Weg dazu; denn cr hob freilich die verbängnißvollen Badeni'schen Sprachenverordnungen auf, aber nur, um sie durch neue zu ersetzen, die noch immer einen schweren Eingriff in die politischen Rechte des deutschen Volkes bedeuteten. Er machte zunächst zwischen Böhmen und Mähren einen Unterschied. Böhmen theille er in einsprachige und gemischtsprachige Bezirke, in denen die ausschließliche oder die Um gangssprache der Mehrheit der Bevölkerung im amt lichen Verkehr gebraucht werden sollte. Aber war diese Einlheilung auch eine gewisse Besserung, so brachte doch der Grundsatz, nach dem die gemischtsprachigen Bezirke gebildet wurden, noch immer erhebliche Schädigungen res deutsch-nationalen Besitzstandes mit sich. In Mähren gar ließ cr die Doppelsprachigkeit der Behörden unter Hinweis auf die intensivere Mischung der Bevöl kerung einfach im Badeni'schen Sinne bestehen. So war der Versuch des Freiberrn v. Gautsch ein Schlag ins Wasser. Die Obstruktion der Deutschen wurde nicht gebrochen und der Staatskarrcn, nunmehr unter der unverständigen Leitung des Grafen Tbnn, gerietb immer tiefer in den Sumps. Es gab nur ein Mittel, ihn wieder herauszubringen: die rückhalts lose Aufhebung der Sprachenverordnungen. Es hat lange gedauert, bis sich die Ueberzeuguug davon bis zur höchsten Stelle durchgerungen hat. Aber da die AuszleichSangelegeuheit, völlig mit den „Hamburger Nach- die Folgendes ausführen: „Wenn NnzeigeN'Prel- die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfg. Reclamea unter dem Redaction-strtch («g» spalten) 50^, vor den Familiennachrichte» (6gespalten) 40^. Größere Schriften laut unserem Preis- vcrzeichniß. Tabellarischer und Zifferusaß nach höherem Tarif. großen Schwierigkeiten in Südafrika entgegengeht, irgend welchen Grund, die Samoa-Sache zu überstürzen. Wir können ruhig warten, bis England bereit ist, unserer that- sächlichen Stellung auf Samoa auch ohne materielle Opfer Deutschlands gebührend Rechnung zu tragen." Bezugs-Preis In der Hauptexpedition oder den tM Stadt bezirk und den Vororten errichteten Aus- aabestellea abgeholt: vierteljährlich 4.50, vei zweimaliger täglicher Zustellung in« Haus 5.50. Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich- vierteljährlich L.—. Direkte tägliche jtreuzoauLiendu.ng in« Ausland: monatlich 7.50. sseo lilldi- verboten.) Ick Li-Iek 00 34500 - s 7SVO 550 - 4900 3180 - 10700 272^ 3350 367.) 3700 - 10600 - 17^00 - 10200 SO 10200 6tS() 14(00 130^ 492 > 3 00 850 1625 3-)75 1525 2550 3150 14100 2025 I 3525 tO isc 1 44-c ! 375 >0 24 tOc, 1475 5150 312.5 225 13100 925 1375 4800 10800 1750 on Ikllli Lrrtruxe Nachdem am 28. Mai d. I. auf einem „Congreß der Krankenkassen Deutschlands" der Anfang mit einer social- demokralischen Organisation der Krankenkassen gemacht worden ist, schickt sich die Sccialdemokratie an, auch den „Ccntral- vcrbaud von OrtSkrankencassen in« Deutsche» Reich" in socialdemokratischem Sinne zu beeinflussen. DaS hat sich, wie wir aus Berichten socialdemokratiscker Blätter ersehen, auf der zur Zeit in Hannover stattsindenden Jahresversammlung des „CentralverbandeS" deutlich gezeigt. Träger der social demokratischen Agitation auf dem Gebiet der Krankenkassen ist der Vertrauensarzt der Centralcommission der Berliner Krankenkassen, vr. Friede berg-Berlin. Herr vr. Friede berg Hal zwar jetzt in Hannover bemerkt, die Krankenkassen bewegung brauche keine parteipolitische zu sein; aber er fügte hinzu, sie müsse eine proletarische Bewegung sein. Dieselbe Forderung Hal vr. Friedeberg auch am 28. Mai d. I. in Berlin erhoben, indem er, an ein bekanntes Wort von Karl Marx anknüpfend, auSrief: „Krankeucassen Deutschlands, vereinigt Euch!" Das Verlangen, die Krankenkassenbewegung müsse eine proletarische sein, drückt dieser Bewegung den Stempel deS Classenkampfes auf, wie die Socialdemokratie ihn führt. Wenn daran noch ein Zweifel bestände, so würde er durch vr. Friedeberg'S Referat über das Thema „Fürsorge für kranke Cassenmitglieder" behoben sein. Sicher lich sind manche der von vr. Friedeberg erhobenen Forderungen berechtigt und erfüllbar. Dahin gehört z. B. der Wunsch nach individueller Behandlung der Kranken, die mit der statutenmäßig festgesetzten Anordnung, daß die Kranken während gewisser Zeilen streng zu Hause bleiben müssen, nicht vereinbar ist. Aber die charakteristische Färbung erhält daS Referat vr. Friedeberg'S nicht durch praktische Wünsche der gedachten Art, sondern durch die agitatorische Er hebung von Forderungen in Bezug auf erhöhte Leistungen der Krankenkassen, vr. Friedeberg fordert, daß die Höhe des Krankengeldes „mindestens die Höhe des Lohnes erreichen muß". In Wahrheit jedoch geht vr. Friedeberg noch weiter, denn er empfiehlt auch die Bezahlung der Sonn- und Festtage. Die deutsche In dustrie, das heißt die Arbeitgeber, hält vr. Friedeberg ohne Weiteres für fähig, eine höhere Belastung auf sich zu nehmen; von den Arbeitern auf der anderen Seite sagt er, ihnen müsse im Interesse der Cultur ihre jetzige Bedürfniß- losigkeit abgewöhnt werden. Solche Aussprüche kennzeichnen das Wesen der von vr. Friedeberg auS dem „Congreß der Krankenkassen Deutschlands" auf den „Centralverband der Ortskrankenkassen" übertragenen Agitation hinlänglich. Ganz besonders aber wird seine Agitation durch die einseitig günstige Beurtheilung der Arbeitnehmer im Punkte der Simulation charaklerisirt. vr. Friedeberg fürchtet im Gegensatz zu den Cassenverwaltungen das Simulantenthum nicht im Geringsten. Wie sehr er in dieser Beziehung einem verkehrten Optimismus huldigt, dafür liegt unS das Zeugniß eines social demokratischen Führers vor. Der Leiter eines der größten socialdemokratischen Unternehmungen, „Genosse" Fell, Geschäftsführer des Consumvereins Leipzig-Plagwitz, war am 3. März 1898 in einer Leipziger Versammlung des Central verbandes der Handlungsgehilfen und -Gehilfinnen Deutsch lands angegriffen worden. „Genosse" Fett antwortete hierauf UtWM. TagMalt Anzeiger. Amtsblatt des Äöniglichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, des Mathes und Nolizei-Ämtes der Ltadt Leipzig. e. I 148,50 247,40 'r. ISI 25 244.50 190,25 191,10 203 40 117 75 125,00 8^,40 81.10 195,-0 355 SO ?est »uk -L-t.1 1»4^ '.otaoj 74>tz 15/«. r. Ll> I. 103,25 cko 95. MU 98,75 or. 9370 Ho l. — i? r 55.75 itto 89,40 rio . 70,- -k-i , 87,40 o — >»rd 03,10 d. 79.75 >»II 130,90 100,80 -ll » — b-I« «Ick — -111 100 75 cd« 134,50 »ok 154.- 137,57 355,10 »ul 275,30 »»c. 117,50 e». 132,— tx 171,- Uw 260,— 159,00 183.10 itr. 140,50 ckb. 120,- ob. —— l 112, - >»k. 127,- «<I. 122,00 d. 541,— 354,— -8. 157,75 cd 183,— 311,90 II. «k. 155.— 111,— tck — UI 152. - I 210,50 eck. 169,- 123,— .4 58 — 201,— k 107,5c ZI2.15 IX 215,80
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