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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.12.1899
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1899-12-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18991214011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1899121401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1899121401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1899
- Monat1899-12
- Tag1899-12-14
- Monat1899-12
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Es bandelt sich bekanntlich um fünf Organisationen, zu denen Anbänger autonomer Föderationen, Gewerkschaftler und Genossenschaftler hinzutreten. Sie alle waren denn auch auf dem EinigungScongrefse, der ver gangene Woche zu Pari« tagte, vertreten, die Gewerk schaftler aber spärlich, und zwar, wie einer ihrer Ver trauensmänner sagte, aus Abneigung gegen dir Politiker, die „Srsseljäger", die „Cbefs", nämlich di« Cbef« der einzelnen Parteiorganisationen. Wir haben Uber die Verhandlungen ausführlich berichtet. Sollten die Leser au« ihnen die Ueber- zeugung geschöpft haben, daß «S mit der Einigung noch gute Wege habe, so dürften sie die heimliche Zustimmung deS „Vorwärts" erlangen, der das Ergebniß ziemlich klemlaut bespricht, nachdem während des Eoogresse« der Partei vorstand der deutschen Socialdemokraien ein Schreiben »ach Paris halte gehen lassen, in dem die Erwartung angedeulet war, der Congreß werde ein der Commune von 1871 eben bürtige« „Ruhmesblatt" in die Geschichte de« französischen Proletariat- einstigen. Die Commune bezeichnet für die deutschen svcialvemokratisckrn Führer bekanntlich den Höhe punkt der Geschichte der Menschheit. Hm Grunde ist nichts erreicht worden. Der Fall Dreyfus gebärt d»r Geschichte an. Mit ihm konnte man sich leicht abfinden, ohne sich gegenseitig weh zu thun. Ein Congreß- mitzlied, da« den Namen de- DreyfuS»Gleichgiltigen Lieb knecht mit dem Rufe „st bas" begleitet hatte, wurde vom Congreß ausgeschlossen und gleich wieder zug»lafsen. Außer dem -rotestirt« man g«gr» di« Begnadigung de« Dreysu« und brandmarkt« mittet« Resolution dir Nationalisten und Antisemiten. Mit Millerand kam man ab«r nicht z« Recht Sein Eintritt in« Ministerium schied die Possibitisten im weiteren Sinne und die nurrevolutionärr» Guesdisten und Blanquistra grundsätzlich, und der Congreß mußte die Augelegenbeit mit einer Farce erledigen, die in der Parteien Geschichte ihresgleichen sucht und die die Anhängerschaft keiner „Bourgeoisie" - Partei ander- al- mit dem gegen die Führer geschleuderten Vorwurfe dreistester BolkSfopperei beantworten würde. Man beschloß statt einer zwei Resolutionen, für die zusammen sich höchsten- die mathe matische Formel finden ließe: — u-f-n. I. Kein Socialist darf Minister sei». II. In AuSuahmrfällen und mit Zustimmung der Partei darf ein Socialist Minister werden. Millerand, der Anlaß zum Streite, bleibt ganz auS dem Spiele, denn dir Beschlüsse wurden von einem Redner authentisch dahin interpretirt, daß sie nur für die Zukunft zu „gelten" hätten. Millerand'S Fall wurde unter der Etikette „des Claffen- kampfeS und deS Kampfe« um die politische Macht" discunrt. ES kam bei der Erörterung ungefähr so viel heraus, wie in den zu Hannover geführten Bernstein-Debatten. Der Führer der Nurrevolutionären, GueSbe, will die „Revolution mit dem Gewehr in der Hand", stimmte aber schließlich wie di» Gemäßigten Allemane und IaurstS, welcher letztere sich über da« Schicksal de- ehernen Lohngesetze« lustig machte und offen herzig von seiner Unkenntniß über den Zeitpunkt de« Eintreten« deS Kladderadatsch sprach. Vom Standpunkte der bestehenden Staatsordnung ist auch in Frankreich kein erheblich größerer Unterschied al« in Hannover zwischen den Rechten und den Linke» hervorgetreten. Auch die Ersteren betonten den revo lutionären Charakter aller socialistischcn Rlchlungen und Jaurstr sagte namentlich: „Gelangt der SocialiSmuS zur Einigung, so ist der socialistische Minister sein Delegirter und die Partei wird in Kriseozeiten (wir citiren nach dem „Vorwärts". D. Red.) der Bourgeoisie ihre Be dingungen für den Eintritt eine« Socialisten in« Ministerium dictiren können." Da« ist deutlich. Wie nickt hervorgeboben zu werden braucht, gehörten die Vertreter der Gewerkschaften zu den entschiedensten Für sprechern Millerand'S. Der Eintritt deS Gesinnungsgenossen in« Ministerium, so versicherte» sie, habe da« Gewerkschaft«- Wesen gestärkt. Aber nicht ihnen ist e« zuzuschreiben, daß, während für da« stricte Verbot der Ministerschaft von Socialisten nur 813 Delegirte stimmten, die gleich hinterher beschlossene Aufhebung deS Verbot« von 1143 votirt wurde. Die GueSdisten stimmten, wie betont, mit Ja und Nein, nur die Blanquistra blieben beim Nein. Zum zweiten Puncte „Mittel und Weg« zur Eroberung der Macht" gab man ebenjall» unvereinbar« Üeberreugungea zum Besten, um dann einträchtig zu stimmen. Der Kampf um den Generalstreik, um den sich die Erörterung hauptsächlich drehte, ist re-halb aber noch lange nicht au«- getragen. Ein Versuch, in den Generalstreik zu treten, ist >m vorigen Jahre kläglich mißlungen, aber da uoch alle Gcwerk» schaft-congreffe diese« Mittel al« da« geeigneste bezeichne« haben, so nannte der EioignagS-Eonarch den Geueralstrrit al« „eine- der Mittel", um zur Macht zu gelangen. Em Gue-dist meinte, „die Revolution «erde viel leichter rin« Folge politischer, al« eine Folge winhschaftlicher Ereignisse fein, wa« mtt Liebknecht'« Lehre vom Hineinwachsen in de» ZukuaftSftaat recht schlecht stimmt. Dem Anhänger Gue-ve'- wurde eutgegeugehalteu, die alten Revolution-mittel taugte» nickt« medr »ad der „Generalstreik würde dis miluärische Action lähmen". Die eigeutliche „Einigung" wurde mittel- Ncclamatio» beschloss»». Da« wäre angesichts der Gegensätze der Mei nungen und — Interessen eia dLse- Zeichen für die „Union", wen» wirklich eine Verschmelzung zu Stande gekommen wäre. Da« geschah nicht. Man prie« die Zustände ter deutsche» Socialdemokratie, „wo die heftigsten theoretischen AuSeinander- srtzungea der Orgauifation nickt« »»haben könnten", und um di, Besorgnisse wegen de« Aufkommen« einer starren doctrv- »Lrt» Ems«itigk«it zu beruhigen, citirtr ein Unwaist sogar — Marx,waS den Beifall de-Herrn Auer kaum finden wird Aber die Guesdisten und die Blanquislen retteten dieSonderorganisationen, die alle miteinander brstebrn bleiben. Es wird nur ein (Leneral- comiiS, ein oomitä ckireotour gebildet, zu dessen 47 Mit glieder» die Guesdisten IS, die Blanquisten 7, die Un» abhängigen 6, die Allemanisten 4 und di« Broussisten 3 Ver treter stellen; dazu treten noch 7 Anhänger der auto nomen Föderationen, 4 Gewerksckaftler und 1 Genossen- ickaftltr. Für mehr erachtete man fick „noch nicht reis". Die „CbefS" können also weiter Chefs bleiben. Und auch mit den Partri-Zeitungen bleibt «S „vorläufig" beim Alte». Diese „al« Collectiveigenthum aller socialistischen Organisationen" unter eine gemeinsame Controle zu bringen, ist die Hauptforze de« sonst gar nickt unitarischen GueSbe; er wird nämlich von der „Petite Rspublique" nicht nach seinem Wunsch behandelt. Da« neue Comitö soll „kein Parlament, sondern ein Vollzugsorgan sein". Wa« da« heißen soll, wird man sa sehen. Ausländische Preßstimmen über die NeickS tagSrede deS Staatssekretärs Grafen v. Bülow liegen heute noch aus Rußland, Frankreich und Italien vor; sie lauten: D Petersburg, 13. December. (Telegramm.) Die„Nowoje Wremja" schreibt: In demjenigen Theile der Rede, der die Be ziehungen zu den auswärtigen Mäckten berührt, stehen an erster Stelle die Staaten, mit deren Beziehungen zu Deutschland auf dem Boden der Colonialpolitik diese- völlig unbedingt zufrieden ist. Aus Frankreich folgt Rußland und dann Amerika. England steht an letzter Stelle, wobei Graf v. Bülow bedingt ausdrückt, was bei Frankreich, Rußland und Amerika nicht der Fall ist, mit der Be herrscherin der Meere werde das Reich der Hohenzollern in Freund- fchaft leben, wenn di« raglisch« Regierung dos Princip der Gegen- kritigkeft nutz d«e s»g«»j«itigen Achtung beobacht«« w«rde. Di« „Nowofli" bemerk«», di« Rede de« Grafen v. Bülow bestätige die allgemeine Ansicht über die friedliebende Politik Deutschland-. Graf v. Bülow habe freilich von einer Ver stärkung der Flotte gesprochen, das Projekt ober mit der Nothwendigkeit begründet, die Friedensinterrssen DeutschlaodS zu schützen. „Rossija" bezrickuet die Rede des Grasen v. Bülow als eine der hervorragendsten Erscheinungen des ganzen politischen Jahres. Es sei nicht die Rede eines Diplomaten der alten Schule, sondern die laute Verkündigung von Priocipirn, di« noch vor 30 Jahren iuternationole Verwickelungen veranlaßt haben würden. Natürlich sei die Rede darauf berechnet gewesen, das Parlament für die Flottenpläoe zu gewinnen. Die „St. Petersburger Zeitung" meint, die Rede gehe weit über da- hinaus, was das Epigonenthum zu hören gewohnt sei. Graf Bülow hab« Alle» gesagt, was in parlamentarisch regirrien Staate« «in Premierminister auf Interpellationen über die auswärtige Politik zu antworten pfleg«. G Paris, 13. December. (Telegramm.) Der „Matin" schreibt über die Rede deS Grafen Bülow, sie mache Chamberlain begreiflich, daß er sich einer Illusion hin gegeben habe, als er von einer Allianz mit Deutschland und den Vereinigten Staaten von Nordamerika sprach. Whist schreibt im „Figaro", Frankreich könne ohne Be- sorgoifse die Entwickelung deS deutschen Einflosses außerhalb Europas ausehen, wenn dieser Einfluß rin Gegen gewicht zu der Allmacht England» schaffen könne. Wenn letztere nicht bestände, würde sich der deutsche Kaiser weniger un geduldig bezüglich der Flottrnvrrniebrung zeigen. Der „GauloiS" und andere Blätter heben mit großer Be- srtediguug den friedlichen Ton der Rede de- Grafen Bülow hervor. * No«, 18. December. Di« klerikale Presse beeifrrt sich, alle Welt vor der deutschen Eroberungssucht zu warnen, die sich in Erfüllung einer Voraussage Jqnatirff'S zunächst gegen Eng land, später gegen Rußland wenden werde. Di» „voce della Berttä" ist überzeugt, daß di« Verstärkung der deutschen Flotte England bedrohe und die Ausbreitung deS deutschen Einflüsse- in der Türkei den Kampf mit Rußland und dir Gewinnung Konstantinopel- vorbereite. Die Diplomatie der Jesuitenpress« sucht mit dem Argwohn gegen Deutschland auch denjenigen gegen Italien zu erwecken, da- an den Dreibund gefesselt und gleichfalls »nr Flottenvermehrung genöthigt werde, um gegen England tzerre-folge zu leisten. („Boss. Ztg") * Rom, 1L. December. D«r „Eorrier« d'Jtali," weist daraus hiu, die Folge der Frvden-consrrruz s«i eine Verdoppelung der Rüstungen. Die Rede w«rd« «in«n großen Eindruck hinterlassen. Da» Progrmma sei groß und würdig der Minister d«S starken Kaisers. Die „Tribun»" znwifelt, daß die Red« di« Opposition über zeugen werde. Bülow zeig« jedoch, daß der Kaiser entschlossen sei, mit seiner Expansionspolitik allen parlamentarischen Wechsel- fällen zu trotzen. Di« Phrase Ambo« und Hammer passe auf al« Länder, auch auf Italien. Vülow zeige ferner, daß «r tviffr, ein starke- Volk zu dntattn. Er verrath» auch »in« klar» Intuition der Zukunft. Da« Platt betont auch di« Erklärung über di« Freund schaft mit Rußland »nd da» latent« D«m«,ti drr Red« Ih-mberlain«. Jntereffnnt s«i, daß Deutschland aber trotz aller Freandfchaft-btthenerong«« nur auf sein gut«- Vchw«rt sich verlassen wolle. (Frkf. Ztg.) Der Krieg in Südafrika. Englisch« Telegramme meldeten, am Sonntag sei General Metbuen nördlich vom Modderflusse vorgerückt, habe die Stellungen der Boeren beschoffen und dieselben voll ständig enthüllt, wa« der Zweck de« Vorstoßes gewesen sei. AuS Pretoria wurde dann berichtet, die Boeren hätten ihre Stellungen behauptet und 50 Gefangene gemacht, weitere Einzelheiten lägen nicht vor. Jetzt stellt eS sich heraus, daß eine neue Schlacht bei MagerS-Fontet« in der Nabe von Spytfontein, südlich von Kimberley ge schlagen worden ist, bei welcher die Engländer abermals schwere Verluste erlitten haben. Wir erhalten folgende Meldungen: * Landon, 13. December. (Telegramm.) „Reuters Bureau" meldet aus Pretoria vom 11. d. M.: Einem amtlichen Bericht zufolge begann gestern Nachmittag das Gefecht beim Modder River. Es wurde mit hefti gem Geschützfeuer eröffnet, das bis 9'/i Uhr Abends an hielt. Heute früh wurde der Kampf wieder ausgenommen. Die britischen Truppen begannen mit heftigem Geschützfeuer, das von den Boeren erwidert wurde. Der Kamps wurde in dem Augenblicke, wo die Depesche obging, noch fortgesetzt. Die Boeren behaupteten alle ihre Stellungen und machten 41 Gefangene. Ein weiteres Telegramm vom Modder River vom 11,d. M., 9'/, Uhr Morgens besagt, Laß das schwere Geschützfeuer etwas Nachlasse, das Gefecht jedoch fortdauere. In Kimberley ist jetzt noch Alles ruhig. * Landau, 15. December. (Telegramm.) Die Abendblätter veröffentlichen folgende Depesche aus dem Lager am Modder River vom Dienstag früh: General Methuen befahl Sonnabend Rächt einen Bormarfch der Artillerie gegen eine stark ver schanzte Stellnng der Barren im Rarden bei den MagerS-Santetn-Hügel«. Sonntag früh be gannen die Engländer, die Stellung mit Artillcriefener zn beschießen und unterhielten den ganzen Tag eine heftige Kananade. Es hatte den Anschein, datz die feindlichen Geschütze znm Schweigen ge bracht märe». Am Montag mnrde da« Feuer wieder anfgcuommeii: dann gingen die Engländer «egen die Stellung der Boeren var. Trotz des heftigen Feuers der englische» Artillerie behaupteten die Boeren ihre Verfchanznugen. Die englische Infanterie begegnete beim weiteren Vorrücken einem tödtlichen Gewehrfeuer. Die Verluste »er Engländer sind schwer, hauptsächlich die der Hoch länder Brigade. 1. ikapstadr, 13. December. (Privattele gramm.» Methuen, von PrinSloa nnd Telareh in Rücken nnd Flanke hart bedrängt, versuchte ver geben«, am Sonnabend »en Durchbruch nach Rard- wefte» zu erzwingen nnd erneuerte Sonntag irüh eine» vrrzweiseltcn Angriff ans itranje'S befestigte Stellungen vor Magers-Fon» ein mit schwerem Artilleriefeuer. Als er Vie Vaeren - Batterie» dnrch Lhddttbomben demontirt und die Voercn geflüchtet wähnte, führte er die Garden znm Sturm ans Eranje's Positionen, wurde aber von einem vernichtenden Sbravnel- nnd Mitraillenfen-Fener empfangen. Die Garden wurden furchtbar deeimirt und nach verzweifeltem Widerstande in aufgelöster Flucht auf das Südnfer des Modderflusses geworfen, wo er im Lagcr van drei Setten cingeschloffcn ist. Die britische» Verluste sollen furchtbar, die schottischen Garden fast anfgcrieben sein. Ein Theil der Artillerie musste am Rordnfcr des Modvcrflnssrs znrnikgelasfen werden. Unser Berichterstatter fügt hinzu, Bestätigung aus eng lischen Quellen fehle noch, wenn indessen die Londoner Abend blätter zugeden, daß die Boeren ihre Verschanzungen behaup teten, daß die Truppen Melhuen'S einem tödtlichen Gewehr feuer ausgesetzt gewesen seien und schwer gelitten hatten, wird seine Darstellung der Wahrheit jederzeit nahe kommen, Jeden all» ist die Situation Methuen'S eine ver zweifelte und man kann damit rechnen, daß sein ganze- CoipS von den Boeren, die in vorzüglichen Stellungen sind, aufgerieben oder gefangen wird. Von der Oertlich keit der dreitägigen Schlacht giebt eine englische Correspondenz folgende Schilderung: „Bon einem Höhenzuge nördlich unseres Lagers am Modderfluss» ist di« Stellung der Boeren deutlich sichibar, besonder- gegen Abend, wenn die sinkende Sonne den niedrigen Hügelzug beleuchtet, den der Feind besetzt hält. Di« Bahnlinie schneidet ihre Stellung, die die halbkreisförmig ist, säst in zwei gleiche Theile. Die Spitzen de- Halbkreise« richten sich gegen den Modderfluß. Eine schmal« Ebene schiebt sich zwischen die beiden Hügelzüge. Der westliche heißt Spyt- sootrin, der östliche MagrrSfontein. Anscheinend haben di« Boeren den westlichen schwach, den östlichen dagegen sehr start besetzt und bieten alle Anstrengungen auf, Magersfontein noch weiter zu verstSrken. Der westliche Theil der Stellung lvon MagerSsontein besteht auS einer für sich abgeschloffenen Gruppe niedriger Hügel und kleiner Kuppen, die beträchtlich weiter nach Süden vorgeschoben find, al» di« Hauptstellung, Linien von starken Schütz«»- und Lauf gräben sind am Fuße de« Hügel« angelegt und lausen zurück durch die verschied«»»« Tdälrr, um dem g«ind« «inen sichern Rückzug zu gewähren. Di« Maqer-fontrinrr Hauptstellung besteht au- einem beträchtlich Häher« Hügrlzng», der sich in östlicher Richtung nu-- drhnt. Man hat hier denselben vesrstiguugSpla» beobachtet. Run hat »an hier v«rfchird«ar Befestigung«»!«»» über den am Fuß« gelegenen angelegt, um ein» dappelt« Aenerlinie zu erlangen. Die Stellung «in«- fchmeren Grütze» ist am östlichen Flügel der Stellung am Fluss» klar erkennbar. In Jakob-dal sollen Verstärkungen ein treffe». Di« vo«r«n halten eine Furt über den Alnß zwischen Jakob-dal und MagrrSfontein besetzt." Zn diesen Angaben de« Sonderberichterstatter- de- „Reuter'schen Bureau-" fügt rin anderer Beobachter die Nachricht, daß nach An gab» eingeborener Kundschasier die nächsten Höhen mit 3000 Monn besetzt seien, während Weiler« 8000 bei Scholtzneck ständen. ,,Zwischen dem Uebergang über den Modderfluß und Spytfontein ist dir Bahnlinie übel zugerichtet. Eine halbe englische Meile weii auf beiden Seiten der Hauptlinie sind die Seilengleise zerstört, und doch hat die zur Leite der zerstörten Brücke angelegte provisorische neue Brücke die Möglichkeit gewährt, Ableitung für die angekauften Eisenbahnwagen zu erlangen." Derselbe Gewährsmann, der die obige Darstellung des Geländes liefert, berichtet in einer Depesche auch über di» englischen Artillerie-Vorbereitungen, wobei aber zu beachten ist, daß die neueren Telegramnie seine Meldungen wesentlich modificiren. Wie es scheint, rückte die englische Batterie von vier sechszülligrn Haubitzen am Sonnabend Abend ans dem Lager und nahm südöstlich der vor springenden Höhe zur Linken der Boerenstellung eine vorläufige Position ein. Sonntag Mittag brachte dann die Flottenabtheilung ihr 4,7zölliges Geschütz an seiner früheren Stellung aus der Bodenanschwellung nörd- lich LeS Lagers unter. General Pole-Carew war bei Aufstellung der Haubitzen wie des Flottengeschützes zugegen. Ein lebhafte« Feuer wurde alsdann von dem Flottengeschütz eröffnet, dem sich kurz daraus die Haubitzen anschlossen. Beide feuerten Lydditgeschossr, theil- Shrapnels, theils gewöhnliche Granaten. Die Boeren erwiderten mit 12 Geschützen, so wenigstens wurde angenommen, und es entwickelte sich ein lebhafter Artilleriekampf. Drr Feind enthüllte dabei vollständig seine Stellung. Nach einer Stunde wurden die Boerengeschütze eines nach dem andern zum Schweig«» gebracht. Die Haubitzen fegten alsdann die Laufgräben, die mit der Front nach Süden angelegt werden. Sie wurden vollständig enfilirt. Darauf wandten die Haubitzen ihre Aufmerksamkeit den Hügeln zu, und Granate auf Granate entlud sich an d«n Höhen entlang. Die Wirkung deS Lyddits war gewaltig. Ter ganze Boden innerhalb deS ZerstörungSradius wurde in einer braunen Wolke in die Lust geworfen. Auch das Flottengeschütz schoß vortrefflich und setzte, wie man glaubte, eia großes feindliches Geschütz außer Gefecht. Die Boer«n erwiderten ihm nicht, obschon sie einen Bierzigpfüudrr besitzen, der jedoch, wie man glaubt, weder an die Haubitzen, noch an das Flottengeschütz in seiner Schußweite heran kann. Auch eine Batterie reitende Artillerie ging in nord westlicher Richtung vor, griff aber, soweit zu erkennen war, nicht in das Gejecht ein. Es war in der Nähr des Flotten geschützes nicht festzustellen, ob die Haubitzen I irgendwelche Verluste gehabt haben. Was das Flottengeschütz anbrlangt, so wurde, wie bemerkt, gar kein Versuch gemacht, mit ihm den Kampf aufzunthmen. Magersfontein scheint thatsächlich die Hauptstellung L«r Boeren zu sein. Spytfontein wird entweder gar nicht gehalten, oder die Boeren wollen ihre Stellung nicht enthüllen. Um 7 Uhr am Sonntag Abend fegten dir Haubitzen uoch die Laufgräben der Boeren. Im Einzelnen bemerkt der Berichterstatter des „Standard" noch Folgendes über diese „Schießübung" im großen Stil: „Ein 4,7 zölliges Flottengeschütz wurde mit Ochsen nach einem Puncte ans der Bahnlinie zwei englische Meilen nördlich vorn Modder- flusse geschleppt und «röffurte dort um '/,5 Uhr da- Feuer, erst! mit Granat,» ^»nd später mit 10 Lydditgeschossen, dir die Kanoniere am Fußender Hügel östlich von drr Bahnlinie in die Stellung drr Boereit htneinscuerten. Die Hauptscheib« war ein Zelt in einer Entfernung .Von 6 km, ungefähr im Mittelpunkt der Boeren- Stellung. Während die Artillerie in dieser Weise beschäftigt war, gingen die NorthumbcrlanL-Füslliere und aus den Flügeln kleine Gruppen Eavallerie voraus in aufgelöster Ordnung vor. Tie Boeren zeigten indessen keine Lust, das Gefecht aufzuuchmen. Die Wirkung der Lydditgeschossr schien sie eingeschüchtert zu haben. Am äußersten linken Flügel machte die reitende Artillerie auch ihrerseits eine kleine Uebung, sand aber dir Entfernung viel zu groß sür ihre kleineren Geschütze. Gegen 6 Uhr stellte das Flottengeschütz sein Feuer ein. Am äußersten rechten Flügel erlangte die berittene Infanterie Fühlung mit den Boeren, die jetzt quer vor unserer rechlcn Front entlang zogen, allein «S gab keinen Zusammenstoß von Belang. Feindliche Abteilungen sind jetzt täglich mit Proviant- colonnen auf dem Marsche zwischen Jatobsdal und Spytfontein zu bemerken." Wie gesagt, erscheint die Situation am Modder nach den obigen Meldungen in ganz aneerem, für die Engländer höchst ungünstigem Lickte. Wir geben nun noch folgenden vor dem Auögangc dcr Schlacht bei Magersfontein ge schriebenen Ausführungen »nsercS Lnnvsner Gewährsmannes über die Vorgänge der letzte» Tage Raum: L.-O. Lontzo«, 12. December. D«r Niederlage Gatacre'S ist rasch die Bestätigung unserer gestern noch entrüstet »(«„erfunden" erklärten Meldung gefolgt, daß auch General Methuen bci seinen Versuche», sich der immer enger werdenden Ein schließung durch Cronje, PrinSloo und Drlarey zu entziehen, eine weitere Niederlage erlitt. Za Cronje selbst berichtet über ein Grsecht, von dem man hier bisher überhaupt noch nickt» gewußt, nämlich am Sonntage (die diesseitigen Meldungen sprachen vom Sonnabend), in dem er Methuen am Modderslusse zurück- gewiesen, sein« eigrnrn Stellungen siegreich be hauptet und Methuen 50 Gefangene abgenommen bade. ES ist bekannt, daß da- Kriegöamt gestern au- Eap- stadt weitere Devrschrn erhalten, aber nicht veröffentlicht hat. Die Mehrzahl der heutigen Blätter siebt die Lage pessi mistisch an, wenn sie sich auch noch den Anschein zn geben versuchen, auf einen schließlichen günstigen Ao-gang zu rechnen. Selbst die „Daily Mail" giebt heute zu, »aß Lord Methnen offenbar in den letzten Gefeckttn zwischen M»dd«rriv«r und Belmont« keinen Erfolg erzielt habe, da er »en für Sonntag angekündigten allgemeinen Vormarsch nicht be gonnen, und schreibt wörtlich: „Mit all' den ibm gesandten Haubitzen und 4,7-Pfilndern sollte Methuen in ter
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