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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.12.1899
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1899-12-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18991222028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1899122202
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1899122202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1899
- Monat1899-12
- Tag1899-12-22
- Monat1899-12
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100M Industrie z» retten. Da« würde aber eine schwere Schädigung de« Exportgeschäfte- drdeuten und deshalb un- auSsübrbar sein. Eine Einigung wird in dieser Frage nicht erzielt werde«, und so wird jede Spinnerei doch nach eigenem Ermessen handeln. Frlikrr oder spater werden dann viele in »ine mißliche Lage geratbr», die leider auch da- Elend Tausender von Arbeiter« mit sich bringe» wird. Schlechter Verdienst, verheerende Seuchen und theurre LebenSmittelpreise, damit ist die gegen wärtige Situation in Indien gezeichnet. So ist eS nur er klärlich, daß die Mißstimmung der arbeitenden Classen der Eingeborenen eine tiefgehende «st, woraus England, ehe es au fernere Trap pensendungen «ach Südafrika denkt, Rücksicht nehmen sollte. Der Lrieg in Südafrika. —p. Man wird in der nächsten Zeit, bi« die englischen Verstärkungen in Südafrika gelandet sind, wa« zwischen Anfang und Mitte Januar geschehen wird, schwerlich auf Nachrichten von hervorragendem Interesse au» irgend einem Tbeile drS Kriegsschauplatzes rechnen könne«. Ander« wäre e», wenn die Boeren dir Offensive ergriffen, allein sie müssen sich ibrer ganzen, ihren Verhältnissen durchaus entsprechende» Taktik darauf beschränken, von einer Verfolgung ihrer Siege abstehend, ihrePositionen zu verstärken und möglichst uneinnebm- bar zu machen. Da- geschieht denn auch im Osten am Tugela- flusse, im Süden nördlich von QueenStown und bei Arundel und im Westen am Modderslusse. Wa- de« letztgenannten Thril de- Krieg-schauplatzr« betrifft, so befürchtet man jetzt in London ernstlich, daß «ettzuen» verttntzu«, irgendwo nördlich vom Oraujeflusse abgeschnitten ist. Man hat seit Sonntag keine Nachrichten mehr von ihm erhalten und nimmt an, daß Sir Charles Warr en mit seinem Ersatzcommando jetzt bei de Aar oder weiter nördlich sich befindet. Warren ist älter im Range als Melbuen, folglich würde er dessen Commando übernehmen, wenn er ibn erreicht. Man bequemt sich jetzt also zu der von uns bisher grtheilten Auf fassung, daß Methuen sich nicht nördlich voin Modderflusse be findet, sondern nach Süden gegen den Oranjestrom zurück gewichen ist. Er soll nur b«S zum 28. December Proviant haben und ungefähr am gleichen Zeitpunkt sollen — nach einer weiteren Version — die Vorrälhe der Besatzung von Kimberley zu Ende gehen. Der „Central NewS"-Corre- spondent telegraphirt einige Einzelheiten über die Schlacht bet Mager Sfoukel«. „Fast während des ganzen Tage-", sagt er, „konnten wir durch unsere Feldgläser genau da- milde Gesicht eines kleinen Mannes sehen, der die Reihen deS Feindes abschritt und die Boeren beständig anfeuerle. Der kleine Mann — sagte man un- — war der berübmte „Feueresser" Crouze. Die Boerenofficiere waren ebenso, wie die gemeinen Soldaten, iir eine Art Khaki-Uniform gekleidet, und eS war deshalb sehr schwer, sie herauSzukenuen und immer zur rechten Zeit ihre taktischen Absichten zu errathen. Die Gardisten waren einmal im Verlause des Tage» fast in eine Falle gegangen. Der Feind erwartete offenbar einen Nacht angriff und war vollständig darauf vorbereitet. Außerdem war der Spionage- und Postendienst der Feinde in aus gezeichneter Weise geordnet. Lord Metbuen dachte offenbar, er könnte MagerSfontein so angreifeu wie Tel-el-Kebir." Dem „Globe" zufolge ist der Ttatiansches von Oranje River kriegsgerichtlich erschossen worven, weil er den Boeren Mittheilungen über die Stellungen der Engländer gemacht halte. Sein Telegraphenbeamter wurde nach Capstadt in- Gefängniß gebracht. Aus Natal hört man auch nicht da- Geringste. Der Schlag, den Buller erhalten, bat gesessen. Er wird nicht eher wieder zum An griff vorgehen können, als bis die „zehntausend Reiter" an gelangt sind, nm die er telegraphirt hat. Bi- dabin werden aber noch etwa vier Wochen vergehen. Lord Kitchenrr, der neue Generalslabschef, ist in Kairo eingetroffen und sofort mit Exlraz»g nach Alexandria weilrrgereist. Oberst Wingate ist zum steUverlreleudrn Sirdar ernannt worden. Die allgemeine Aufmerksamkeit richtet sich jetzt wieder Lonrenyo Marques «nb Lelagoa-Bai zu. Nach einer Meldung des „Standard" auS Lissabon ist eine Anzahl portugiesischer Kanoniere vom portu giesischen Kreuzer „Adamastor" in der Delagoa-Bai besertirt und Hal in Transvaal bei der Artillerie der Boeren Dienst genommen. Die Lissaboner Presse gebe auch zu, daß viele portugiesische Einwohner von Loureiitzo MarqueS offen zu den Boeren übergegangen seien. Der Corresponvent erfährt, die Boeren hätten ILO 000 Gewehre, ungeheure Mengen Kriegs material und eine Anzahl schwerer Geschütze über die Delagoa- Lai erhalten. Die portugiesiichen Behörden hätten davon gewußt, obwohl die Sendungen als Eisenbahn-Material bezeichnet waren. vestechuog habe auch mitgewirkt, doch sei der Betrirb-director der Delagva-Bai-Eisenbabn, rin Deutscher, keiner Bestechung zugänglich gewest«. Bon englischer Seite soll in Lissabon de-wrgen Vor stellung erhoben sei». Dir portugiesische Regierung soll aber geantwortet bade«, daß die englische Regierung auch Durchfuhr von Kriegsmaterial für die Boeren durch Capstadt und Natal gestattet habe. Die öffeatliche Mei nung Portugal« sei sehr feindlich gegen England und sympathisch für die Boeren. Dir portugiesische Regierung dabe bisher einen offenen Au-bruch verhindert, aber trotzdem sei die Lag« für England in Portugal äußerst ungünstig. Unter diesen Umständen mag e« begreiflich erscheinen, daß England seine Hand jetzt ernstlich nach der Delagoa-Bai ausstreckt. Gerüchtweise verlautete kürzlich, daß in diesem Falle das deutsch-enalische Abkommen perfect werde; deshalb ist folgende Meldung de- „Berk. L.-A." von Interesse: * London, 21. December. Der Berliner Correspondeut der „Daily Mail" will erfahren haben, die Veröffentlichung der englisch-deutschen Sonvrutioo sei beschlossen; der Tag der Publikation hänge nur noch von der englischen Regierung ab. Die Nachricht bedarf indessen noch sehr der Bestätigung. Nicht ohne Belang ist die Stimmung in Russland, wo man mit großer Befriedigung den Siegen der Boeren folgt und offen seine Freude über die Niederlage der eng lischen Concurrenten in Asien und anderwärts kund giebt. „DaS ist «in neuer Geist, der in das alte und ermüdet« Europa herübrrwrht", ruft die „Nowoje Wremja" auS. Sittlich erfrischt wrrde Europa durch die Nachrichten vom südafrikanischen Kriegsschauplatz, denn al» sittlich« Autorität babe ganz Europa gegen England Stellung genommen. Die „Birsbewyja Wiedomosti* freuen sich über da zeitliche Zusammenfalle« der Boerensiege mit der Wasbingtonfeier und vergleichen die beiden Präsidenten George Washington und Paul Krüger; die „Nowosti" sind der Ansicht, daß der Boerenkrieg den Engländern ebenso ver- bängnißvoll sein werde, wie der erste punische den Kartbagern, da er dir Schwäche de» Staates enthülle. Der „Ssewernyi Kurzer" schätzt die Bedeutung der Boerensiege so hoch, daß er wieder au die Möglichkeit einer europäische» Intervention denkt, die ja den englischen Diplomaten jetzt nur erwünscht sein könnte, und die „Rossija" schreidl: „viois Lritanniae" könnte General Buller auSrufen, wenn er nicht wüßte, daß aus dem fernen Mutterlande neue Schiffe mit neuem Kanonenfutter ankommen werde». Ruch diese neu rintreffenden «Soldaten werden die talentlosen britischen Generale in« Feuer und dir sicher treffenden Kugeln der Boeren schicken, bis die Telegramme melden, daß wieder eine englische Division geschlagen sei." „Genug des Blutvergießens," ruft das Blatt weiterhin und fordert die Presse auf, nicht Haß und Leidenschaften zu entfachen, sondern al« Frieden-vermittler zu dienen. Durch unentwegte« weitere- Eintreten für da« Reckt wird die Presse diese ihre Mission am besten erfüllen. FriedenSpredigten dürsten auf die augenblicklichen Leiter der englischen Politik weit weniger Eindruck machen, al- da- bisherige, mitunter recht leidenschaftliche Verhalten der Presse. «iue Unterredung mit General Buller General Buller, der bisherige Oberstcommandireude der englischen Truppen in Südafrika, liebt es, an seine Leute Ansprachen zu richten, in welchen dann und wann auch Vor würfe gegen die Heeresverwaltung mit unterlaufen. Ueber eine solche Ansprache und eine Unterredung des Generals mit einem angesehenen deutschen Kaufmann in Durban wird un» Folgende« geschrieben: ö. Durban, 25. November. „General Buller weiß, daß er gut spricht und spricht deshalb viel. Fast jedem Bataillon, welches von hier auS zur Front vorgeschoben wird, giebt er ein paar anfeuerude und ermahnende Worte mit auf den Weg. Am drastischsten aber äußerte sich Buller zu den von Colenso nach Pieter maritzburg zurückgezogenen Truppen. Nachdem er den Leuten zur Neubelebung ihre- Muthe« erklärt batte, der Rückzug ans Pietermaritzburg sei auS taktischen Gründe» er folgt, würde aber in wenigen Tagen mit den heran gezogenen Verstärkungen durch einen kräftigen Vorstoß wieder ausgeglichen, kam der General auf die ihm zu Obren gekommenen Klagen über ungenügende und obendrein noch schlechte Verproviantirung zu spreche». „Ich weiß, daß Ibr mit der bitterernsten Kriezszeit wohl zu rechnen versteht und eS nickt so genau nebmt, wenn Ihr 'mal Eure Rationen nickt gleich oder in knapper Form vorfindet; da« bringt der Krieg so mit sich. Eure Klagen aber über die schleckte, theil« ekelerregende Beschaffen heit vieler Fleischcouserven sind nur zu berechtigt. Gewissen lose Lieferanten haben jedenfalls mit sckurkenhaften Beamten de« Depot- in Woolwich Gemeinschaft gemacht, um sich auf Kosten unserer Knochen in schimpflichster Weise zu be reichern. Ich garantire Euch aber, daß diese Schuft« mit aller Schürfe i» Strafe genommen werden, inzwischen helft Euch, so gut Ihr könnt (?), treibt e» aber nicht zu arg (I)" Die Pirtermaritzburaer Truppen haben sich denn auch ge holfen, sie requiriren vei den Bürger» so nachhaltig, daß dies« gezwungen sind, wenn sie nicht verhungern wollen, di« verdorbenen Armeeconserven zu verzehren. Beschwerden bei dem LagrrcomMandanten sind vergeblich, Generalissimus haben da- Requiriren ja gestattet . . . Nun zu meiner Unterredung mit Buller: Gleich am Tage seiner Ankunft in Durban ließ er die Gemeindrvertreter zu sich entbieten, um ihnen ans Herz zu lege«, den militärischen Behörden in der Lösung ihrer schwierigen Aufgabe: Unter bringung und Verpflegung der hier auSgeschifften Truppen, treu zur Seite zu stehen. Zwei Tage später hatte ick Ge legenheit, mit dem General in Gegenwart zweier Adjutanten zu sprechen. Leutselig, wie der General ist, gab er mir aus- Bereitwilligste auf die meiste« meiner Fragen Antwort. Zu nächst kam natürlich die Rede auf den Vormarsch. Buller bedauerte dabei, daß die Verladung der Truppen, resp. das Eintreffen derselben in Durban nicht zweckentsprechend sei. Es batte sich sehr wohl bewerkstelligen lassen, daß mit je drei Dampfer» eine nach 24 Stunden marschfähige Expedition, die alle Waffengattungen enthält, gleichzeitig am Bestimmungs orte einzutrrffeu bat. So aber enthielten die fünf ersten Transportschiffe fast lediglich Infanterie, die sogar nicht ein mal genügende Munition mit sich führte. Hierdurch traten unliebsame Verzögerungen in der Vorwärtsbewegung und eine nutzlose Anhäufung von einer Waffengattung in Durban ein. Auf meine Frage, warum nickt alle in Capstadt ein getroffene« Truppen gleich nach Natal geworfen würden, um dir Boeren mit einer gewaltigen Uebermacht au- der Colonie vertreiben zu könne», wollte der General mit der Antwort nicht recht heraus. Schließlich meinte er, nach den Ereig nissen bei Glencoe und Ladysmith hätte man annebmeu müssen, daß die Boeren inzwischen sich schon Durban» bemächtigt und dadurch eine Ausschiffung eng lischer Truppen unmöglich gemacht haben würben. Er ver kannte nicht die Richtigkeit meiner Ansicht, mir schien eS aber so, al» ob er von Loudon auS gebunden war, zunächst sein Augenmerk auf eine von Süden her geführte Offen sive gegen die Boerenstaaten zu richten, und erst, als er das Nutzlose dieser Idee einsah, die Truppen nach Durbau dirigirte. Aber auch andere und zwar sehr gewichtige Factoren für die Concentrirung einer größeren Truppenmacht im Capland müssen maßgebend gewesen sein, wenigstens ging daS aus der Antwort Buller'S auf meine Frage, was er von der Haltung der Caphvlländer denke, hervor. Der General wurde hierbei ordentlich warm und fübrte unter Anderem Folgendes auS: DaS procentuale Verbältniß deS Boeren- und englischen Elements im Capland ist 3 : 1, etwa 380 000 Boeren sieben nur 130 000 Engländern gegenüber, daS Berhältniß ist hier für un- noch ungünstiger, als eS in den Bocrenrepubliken war, und hierin liegt immerhin eine große Gesabr, die noch größer wird, wenn die Boeren weiter nach Süden vordringen und wir nicht genügende Kräfte zur Verfügung haben, denselben „Halt" zu gebieten und dadurch die dem Ausstand zuneigenden Capholländer in Schach zu halten vermögen. Mehrere Schlappen in Natal können für un« nicht an nähernd so viel böse Folgen haben, al- ein« einzige auf Capgebirt. AIS ich dann auf die englischen Verluste bei Glencoe u. s. w. zu spreche» kam, meinte der General, er müsse offen zugesteben. daß er auf große Waffenerfolge während des AnsangSstadiumS deS Krieges nicht gerechnet habe. Abgesehen davon, daß die Boeren geborene Scharfschützen seien, müsse man auch die vorzügliche Beschaffenheit ihrer Waffen in Betracht ziehen. Da« deutsche 8 Millimeter-Mausergewehr sei dem englischen Lee-Metford-Gewehr bedeutend über legen und «n noch höherem Maße die schweren Ge schütze. — Trotz dieser Tbatsacken könne er (Buller- aber aus eine sehr baldige Wendung des „Kricgs- alücks" schwören. Durch die kleinen (?) Niederlagen seien die im Feuer gestandenen englischen Soldaten gewitzigt und würden ihre KampfeSweise schnell der von den Boeren beliebten aupassen, und dann seien diese geliefert. Zu seinen Truppen babe er da« größte Vertrauen, der zweite Monat de« neue» Jahrhunderts würde die Boeren nicht mehr in Natal zu sehen bekommen, und im Falle ihn die Proviant verwaltung nickt im Stiche ließ, müsse im Mai der Frieden in Pretoria dictirt werden. (Na, na! als Buller die- sagte, hatte er den Nackenschlag am Tugrla noch nicht weg. D. RevF Durch einen Zufall habe ich wenige Stunden nach der Unterredung von einer Aeußerung Buller'S Kenntniß erhalten, daß er die Niederlagen der englischen Truppen ihrer mangel haften, auf einen Krieg mit Weißen gar nicht zugeschnittenen Ausbildung zuschreibt. In ter Hauptsache seien jedoch auch die Führer daran schuld. Diese haben ihre Leute viel zu sehr exponirt, allerdings auch sich selbst, wie die Verlustlisten bewiesen. In Zukunft sollen die englischen Ofsiciere Mann- schaslSuniformen mit von Weitem nicht erkennbaren Abzeichen und außerdem Gewehre tragen und nur beim letzten Angriff vor die Front gehen. . Eüntzenttcke. Da- Krieg-Ministerium in London und namentlich der Oberstcommaudirende, Lord Wolseley, sollen an Allem Schuld fein. Dem Kriegsministerium wirft man vor, daß e- die Artillerie mit ganz veralteten Kanonen, denen die Geschütze der Boeren weit überlegen sind, in daS Feld schickte, daß es nicht für genügende Cavallerie sorgte und sich nicht der berittenen Freiwilligencorp» au- der Capcolonie und Natal» die sich ibm auboten, bediente. Der schwerste Vo>wnrf, welchen da« Kriegsministerium trifft, ist der, daß e» die Rathschläge deS General Sir William Buttler ignorirte. Sir William war Ob'rstcommandirrnder in Capstabt, und als Sir Alfred Milner auf Urlaub in London war, vertrat er diesen in seinem Amte als Obrrcommissar. Hierbei zeigte er, daß er friedlichere Ansichten hatte, al- der sehr zu „extremen Maßregeln* geneigte Sir Alfred Milner, und die weitere Folge davon war, daß Buttler Südafrika verlassen mußte. Ehe er Capstadt verließ, gab (wie die „F>kf. Ztg." mittbeilt) Sir William Buttler in Bezug auf einen etwa in Südafrika zu sUbrendeo Krieg folgenden Rath: „Die nörd lichen Distrikte von Natal müssen aufgegeben werden. Eine Truppe von einigen 20 000 Mann muß die Linie de» Tugela-FlusseS bewachen, und eine Armee von nickt weniger als lOOOOO Mann muß gleichzeitig durch die Capco lo nie nachBloem- fontein vor rücken." Man hielt damals diese Zahlen für lächerlich hoch. Jetzt weiß Jedermann, daß der al- „unloyal*, „unpatriotisch* und „pro-Buer" beschimpfte Sir William Buttler Recht batte, er batte auch Reckt, al- er vor einer „chirurgischen Operation" in Süd afrika warnte. So hat sich die englische Regierung ent gegen besserem Rathe und begründeter Warnung in einen Krieg bineintreibe» lassen, wie eS eine französische Regierung iu schlimmer Stunde auch nicht ander- gemacht haben könnte. Die Renommistereien von Iingoblättern haben bei der Regierung mehr Gewicht gehabt, al- sachverständiger Rath. Es ist interessant, sich jetzt dessen zu erinnern, was vor Beginn deS Krieges die „Daily Mail* schrieb. Am l l. October stand in dem Zingoblatt zu lesen: „Die vereinigten Armeen der beiden Republiken werden von guten Beurtheilern nickt auf mehr als 22 000 bis 25 000 Mann geschätzt. Unsere Aufgabe in Südafrika kann nur darin bestehen, Stand zu halten, bis die Zehntausend« unserer Armeecorps ankommen, um jeden Widerstand zu unterdrücken." Und am 17. Oktober schrieb daS Blatt: „Die Boeren könnten darauf rechnen, mit ihrer infantilen Strategie unsere Soldaleu in Hinterhalte zu locken, aber sie werden wahr scheinlich bitter cnttänscht werden." Diesen „sachverstän digen" Natbgebern hat die Regierung Gehör geschenkt. Daß nach allen diesen Dingen die große Abrechnung mit der Regierung hier ebensowenig ausbleiben wird, wie sie iu Frankreich ausbleiben würde, kann man bestimmt Vorhersagen. Schon in der Rede, welche der Herzog von Devonshire am letzten Donnerstag hielt, bat man eine Vor ahnung davon gespürt. Ein deutlicheres Anzeichen dafür und für eine weitere Bewegung gegen die Kriegspolitik überhaupt, ist ein Schreiben, welches der liberale Abgeordnete C- H. Wilson gestern iu der „Westminster Gazette" ver öffentlichte. Wir heben folgende Sätze daraus hervor: „Sollen wir die täglichen Schrecken dieses un heiligen Kriege- fortsetzen, und den Verlust unserer tapfersten Ofsiciere und Mannschaften, während dieselben den allergrößten Heldenmuth entfalten? ... Ich habe daS politische Leben Chain berlain'S mit Interesse verfolgt. Seine Pflicht wäre es gewesen, den Zameson-Raid vorher zu wissen und zu verhindern. Es wäre seine Pflicht und die Pflicht deS KriezSmmisteriumS gewesen, zu wissen, wie die Boeren für den Krieg vorbereitet waren. . . . Wenn, wie man behauptet, der Krieg unvermeidlich gewesen wäre, so hätte man sich darauf vorbereiten und nickt unsere Soldaten zur Schlachtbank führen sollen. Aber was wird geschehen? Dadurch, daß wir die Hilfsmittel unseres Landes bis zuni Aeußersten ausnützen, können wir die Boeren zur Unterwerfung zwingen. Aber was dann? Sind es die Goldfelder von Südafrika und die Diamantminen von Kimberley, worum wir kämpfen? Wenn nicht, warum beendigen wir dann nicht, wenn möglich, diesen bruder- mörderiscken Krieg? Beide Seiten haben ihren Muth und ihre Entschlossenheit bewiesen. Wir haben am Ende des 19. Jahrhunderts daS Schauspiel geliefert, daß zwei weiße Rassen einander bekämpfen, während sie umgeben sind von vier oder fünfmal so vielen Schwarzen, denen wir Missionäre schicken, die ihnen daS Evangelium von Christus und Frieden auf Erden und Menschenliebe predigen sollen." Deutsches Reich. tz Berlin, 21. December. Der BundeSrath nimmt einige der ihm zugegangenen Gesetzentwürfe in daS neue Zabr mit hinüber. Die umfassendste Vorlage darunter ist jedenfalls die UnfallversichcrungSnovelle, die nun schon nahezu ein paar Monate hindurch in den zu ständigen Ausschüssen der Beralhung unterliegt. Eine so ein gehende Erörterung wäre sicherlich nicht im BundeSralhe noth- Virihert hinderte daS familiär« Zusammensein, das sonst bei den Lappen zwischen Herrn und Knechten Sitte ist. Einar's Leute wohnten in mehreren Zelten. Besonders glücklich war er trotz seines Reichthums nicht. Er machte Niemand glücklich, darum war er eS auch nicht. Er war hochmüthig und jähzornig und wurde nicht geliebt. Desto beliebter war sein« Tochter. Sie war der Friddensengel, wenn -er Alte ausbraustr und schalt. Lange sahen die Knechte in Einar'L Diensten ihr nach, wenn sie zu einer Herde karih, um eine Bestellung des Baiers aus zurichten und dann wie eine Windsbraut aus den Schneeschuhen davonfillrmte. Ur Bater hatte den festen Plan gemacht, seine hübsch« und reiche Tochter Nanno keinem Lappen zu geben. Sie sollte einen Schweden heirathrn, einen Kaufmann, einen Beamten, oder wenigstens einen stattlichen, wohlgestellten Bauer. Er hatte seiner Tochter auch eine gute Erziehung cmgedeihen lassen Mehrere Winter hatte er sich von ihr getrennt, um ihr besseren Schulunterricht geben zu lassen. Der Schullehrer hatte an ihr auch keinen dummen Kops zu bearbeiten gehabt. Sir hatte ein« schnelle Gabe der Auffassung und manche ihrer schwedischen Mitschülerinnen waren nicht halb so gescheit gewesen. Aber recht gefall«» hatte ihr es in der Schulluft doch nicht. Sie war von Kind auf gewöhnt, in den weiten Räumen ihrer nordischen Heimath herumznspringen, mit dem Rennthier und mit dem Sturmwind um die Wette. Wie hatte sie jedes Mal di« Tage und Stunden gezählt, wenn daS Frühjahr anbrach und di« Ferien anfingen, die den ganzen nordischen Sommer dauern. War da« eine Freude, daheim zu sein auf den hohen Bergen! Der Tag der Konfirmation war gekommen, und Nanna hatte in der Voraufgegangenen Prüfung besser al» die schwedischen Kinder bestand«». Da war Einar JonSson noch stolzer auf sein« Tochter geworden. Ihr« Ausbildung sollt, fortgesetzt werden. Da« war Nanna sehr nah« gegangen und Thronen waren au» ihren dunkl«» Augen geflossen. So wohkgavachs«, und hübsch sie war, die Jugend, unter der sie aufwuch», pflegt« dem Unter schied de« Stamme« in mancher Beziehung Ausdruck zu geben. Schon die Schulmädchen hatten di« „Lappmvmsell* bald be wundert, bald verachtet. Wa» brauchte sir sich verachten zu lassen, sie, Sinar'« Tochter? In den lappischen Bergen war sie wie «ine Prinzessin. Wohin sie dort kam, auch Bauern und Herren, begegneten ihr mit der größten Achtung. Aber sobald sie von ihrem Dolle getrennt und in ein andere« versetzt wurde, mußt« fie ankere Erfahrungen machen. Lin Schimpf- und Spottname geht der Jugend sehr nahe. Ein Schlag, «in Puff geht lang« nicht so tief. So ist «» unter den Kindern de» Nordlairds auch. Als sie das letzte Mal „auf Ausbildung" fort mußte, hatte das einen rechten Harken Kampf gegeben. Es ging ihr um so mehr zu Herzen, al» sie wohl wußte, daß r» nur Hoffahrt und Stolz waren, die chren Bater dazu be stimmten. Wer diesen Hochmuth in seiner Seel« hätte aus rotten können! Nanna war damals in ein Bauernhaus gegeben worden, um alle Geschäfte einer guten Hausfrau zu erlern«». Aber d«r Aufenthalt in Küche und Haus kam ihr wie ein« Gefangenschaft vor. — „Fort!" klang es immer in ihrer Seele, „zu den Bergen, den Zelten und den Rennthieren!" Da war endlich doch der Lag gekommen, an dem ihre Aus bildung für vollendet angesehen wurde. Glühend vor Freude war Nanna heimgekommen. Ihr Lieblingsrennthier vor dem Schlitten hatte sir umarmt vor Glück. Das Thier war erschreckt zurückgewichen, weil es diese Art Liebe nicht mit seinem ge ringen thierischen Berftändniß begriff und eher ernrn feindlichen Angriff darunter vermuthete. So stürmisch war dir Lieb kosung ausgefallen. Damals war der Bater mit seinen Herden und Zelten in Härjedalen, wohin er nicht so oft zog. Einar JonSson hatte noch ein Kind, eins» älteren Sohn. Aber zwischen Bater und Sohn herrschte kein gute» Einver nehmen. Bäk» war der Sohn selbstständig geworden und hatte seine eigen« Herde. Nanna'« Mutter komiite die Familie nicht auf den weiten Umzügen begleiten. Sie war, wa» unter den Lappen oft vor kommt, erblindet. Vie scharfe Lust auf den Bergen und Schneefekdern, der Rauch und da« offene Feuer in der Kära der Wechsel -wischen drinnen und draußen war ihren krän kelnden Augen sehr schädlich gewesen. Nun war sie in einem Bauernhöfe untergebracht. Einen besonderen Einfluß aus di« Tochter und ihre Erziehung hatte dir Mutter nie au»geübt. Di« Zurückberufung Nanna'» hatte noch einen besonderen Grund gehabt. Schon öfter hatten sich junge Leute ihr genähert. Da» Gerücht von de» Vater» großem Besitz hatte dabei eine lockend« Wirkung ausgeübt. Hatte Sinar doch immer gesagt, daß er seiner Tochter einmal -ehntausend Kronen gleich aus dir Hochzeititafel legen werde. Aber Nanna war auch selbst «ine Persönlichkeit, mit der manch schwedischer Bauer gern« durchs Leben gewandelt wäre. Eh hatte aber bisher Keiner e» recht virstanden, st« für sich einzunrhmen. Si« wollte auch nicht in da» Dorf urck Thal ziehen, sie wollte aus ihren lieben, schönen, freien Bergen bleiben. Freilich, wa» würde sie gegen den starren Willen d«» Vater» thun können? Da kam ein«» Tage« ein ziemlich ungewöhnlicher Ehestands kandidat vor Einar Jonson'S Zelt. Er war der Sohn eines Laudkaufmanms. Er halt« sich auf Schulen ohne den ge wünschten Erfolg ziemlich lange aufgehalten. Der Vater hatte, wie Einar aus seiner Tochter, etwas recht Großes aus seinem Sohne herauSbilden wollen, es hatte aber auf keine Art glücken wollen. Für die Wissenschaft war er nicht — das hatte sich bald gezeigt. Aber auch für ein mittleres Beamtrnthum fehlten die Borbedingungen. Auch wenn er sich bis zur letzten Classe durchgeseffen hätte, über di« BarriSre des Examens wäre er schwerlich gekommen. Wer so viel war doch cm ihm erreicht, daß er äußerlich ein ganz stattliche» Herrchen geworden war. Glückte e» aus keine andere Art, so konnte er ja noch durch eine gut« Heirath sein Glück machen. Da brauchte er doch wenigsten» keine Schulzeugnisse vorzulegen. - So war es gekommen, daß der junge Herr Lundström nach einem mißglückten Versuche höheren OrtS eines Tages vor Einar Jonsson's Käka stand, um mit dem Vater de- Lappsräuleins Nanna Einarsdotter, zu sprechen. Einar war sehr glücklich über diesen Besuch. Er stellte d«n jungen Herrn Lundström Allen vor, denn er nur habhaft werden konnte. Solch' ein Schwiegersohn, Kaufmann seines Stande» mit so glücklichem Auftreten, so herrenmäßigen Manieren, der aus gelehrten Schulen gesessen nur der höheren Ausbildung halber, ja, da» war etwa» nach seinen stolzesten Hoffnungen. Was würde Nanna sagen? Wenn st« doch zur Stell« wäre! Einar war ihrer freudigsten Zustimmung sicher. Aber, was sie auch sagen würde, di« beiden Männer waren einig, und das war doch di« Harwksache. Kaufmann Lurvström war durchaus bereit, dre zehntausend Kronen auf dem HochzeitStische in Empfang zu nehmen und die fünfzigtausend auf der Bank in Oesirrsund, später einmal di« Heerden de» Herrn Schwiegervaters hinzuzu nehmen, welche einen Werth von hunderttausend Kronen reprä- sentirten, und auch da» Töchterlein mit. Der glücklich« Bater bewirthete den Zukunst-schwiegersohn mehrere Tage mit Stolz. Di«s«r wartet«, um nun auch Nanna, welche mit der schnellsten Rennthierpost nach Hause beordert wurde, in Augenschein zu nehm«». Der Freier war betroffen von Nanna'» Erscheinung und Wesen. Ein solche» Lappmädchen hatte er noch nicht gesehen. Aber Nanna schien nicht denselben günstigen Eindruck von ihm zu haben. W«nigstens wollte sie von einer Verbindung mit einem Kaufmann nicht« wissen. „Ich bin Lappin", sprach sie, „und zu gering für einen so hohen Stand." Da» war um die Weihnachtszeit. Ein Versprechen empfing doch der hoffnungsvolle junge Mann. Sie wollte ihren Vater wenigstens begleiten, wenn dieser am Dreikönigstag« seinen Gegenbesuch in der Kcrufmannsfamilie machen würbe. Ob sie nicht einen bewohnten Ort vorziehen würde als zu künftigen Aufenthalt, hatte er sie gefragt. Sir aber hatte ihm erwidert, es ließe sich so viel freier auf den Bergen und den weiten Weidenflächen athmen. Sie möchte gerne wohnen und leben, wo sie geboren wäre. Dahin habe sie doch der Schöpfer gestellt. „Wenn möglich, bringt di« Mutter mit!" bat der Freier Das hatte sie doch etwas günstiger für ihn gestimmt, daß er die blinde Mutter mithaben wollte. Die Kälte war im Anfang des neuen Jahres sehr groß, aber Einar Jonsson'S Eifer war noch größer. Das gegebene Wort mußt« gehalten werden. So wurden denn Vir größten und sckönsten Schlittenrennthiere angeschirrt, nachdem man das schmucke Riemenzeug mit allen bunten Läppchen und Glöckchen hervorgesucht hatte. Einar, von Kopf bis zum Fuß bepelzt, stieg in den ersten Schlitten, Nanna in den anderen. Zwei Lappen bildeten die Begleitung, ebenfalls in zwei Schlitten mit präch tigen Thieren — «in recht stattlicher lappischer Reisezug. Nach schnellster Fahrt stürmt«» denn auch die gehörnten Renner in den Hof des Landkaufmanns und verkündeten die Ankunft ihres Herrn sehr deutlich mit ihrem Schellengeläute. Es ließ sich aber kein Freier erblicken. Einar hatte erwartet, daß sich sofort alle Thüren austhun würden, und daß vor allen Anderen der junge Herr ihnen mit großer Freude entgegen eilen würde. Nun zögert« er einig« Minuten. Umsonst. — Was war zu thun? Er stieg vom Schlitten, öffnete die Hausthür, aber auch fetzt erblickte er zu seiner größten Verwunderung Niemand. Nun schritt er langsam und zuwartend durch die Hausflur. Noch immer Niemand. J«tzt klopfte er schüchtern an di« nächste Thiire. Da endlich erschien der Kaufmann ohne seinen Sohn. „Was wollt Ihr Lappen in meinem Hause?" „Ich bin Einar JonSson", sagte Einar kleinlaut. „Wir ge dachten unseren Gegenbesuch zu machen, um den der junge Herr Lundström uns so dringend und artig gebeten Hot." „Was Hot der Dummkopf Euch einzuladen? Packt Euch hinan». Ich habe Euch nicht hergebeten." Einar stand wie vom Donner gerührt. Nanna, welche di« laute, heftige Stimme gehört hott«, war mit GluH übergossen, Scham und Zorn erfüllten fit ganz und gar. (Fortsetzung folgt.) wendig Vorlag sind ab sehr eir dessen » lange n taz di Borlag anßerv die C der w elekt lianz Jahres einer Pater angeno ralhe < auf du ordnun Seele» scküsse daß ar läge > man d Cntwü gegen» Mang« * k licken Jahr ein. ' erlasse, statten, Morge zeblase auf t andack am N l3, 8 selbe a auSsüb meinde Würt Bekam al- sei 1. Zar neuen dasselb hunder puncte, Previg acktun Oberk Positur Hund, 1. Ja räthlic achlzet hat. Begin licke fs Hörden lich r ist, de iu da nungei lautet in OI seines huldre dem 2 Gratu kanzl begeb« älteste berietl und fi Heer n wesen, fahren stehent mit rnth Vil M ltt
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