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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.12.1899
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1899-12-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18991227011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1899122701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1899122701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1899
- Monat1899-12
- Tag1899-12-27
- Monat1899-12
- Jahr1899
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Morgen-Ausgabe 93. Jahrgang- Mittwoch den 27. December 1899. Li« Morgen-Ausgabe erscheint um '/,? Uhr, di« Abend-Ausgabe Woä-entags um 5 Uhr. *) Das Cabinet wurde i» der That gekauft. Aus welche Weise es bezahlt wurde, wird nicht ersichtlich; in den Stadtcassenrechaungen sind die 2600 Thaler nicht gebucht. Vielleicht stecken sie verschleiert in einem andern als dein Bibliothcksconto. Auzeigett'Preis die 6 gespaltene Petitzelle SO Pfg. Reclamen unter dem Redactionsstrich (4g«» svaltrn) .50^, vor den Jamilirnnachrtchkn (ü gespalten) 40^. Größere Schristrn laut unserem Preis- verzrichniß. Tabellarischer uud Ztffernsatz nach höherem Taris. Redaktion und Expedition: JohauntSgaffe 8. Die Expedition ist Wochentag- ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis Abends 7 Uhr. Annah«efchl»ß für Anzeige«: Ab end-Ausgabe: Bormittags 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittag» 4Uhr. Bei den Filiale» und Annahmestelle« je ei» halb« Stunde frnher. Anzeigen sind stets an die GrffsdM»» zu richten. »«.»»»— Druck und Berlag von L. Polz in Leipzig Filiale«: Pit» Me»« » Sortim. (Alfred Hahn). UniversitiUSstrab« 3 (Paultnum), «-»i» Lösche, «atharinenstr. 14, Part. uud König-Platz 7. Herkules, eine Venus, eine Flora, ,Mruo ^urelo ü modele exnct cis eelui gni «st uu ()upitolszwei von MariuS und Sulla (ces deux sout tetes cle juurx- nutiqu« avee l« huste d'alndsstro tiorito xiedestul <i« cuivr« dore), ferner „doure et dustes 6« murkis zäune nutique represeu- mit gegossenen vergoldeten messingenen Zierratben, eines die Geißelung oder Lcce tiomo vorstelleud, daS andere aber den St. Sebastian" (zusammen für 100 Thaler), ein zweite- Crucifix von Elfenbein nebst einem Todtenkopf an einem schwarzen Kreuz (für 45 Thaler), „ein liegend Kind von buntem Salzburger )larinor, von Balthaser" (für 25 Thaler), „eine liegende nackende Mannsperson von weißem Llarmor auf einem schwarzen hölzernen kostanwnt" (für 20 Thaler), „eine dergleichen Venus" (20 Thaler), „ein Adonis von Aarwor auf einem vergoldeten Postament" (15 Thaler), „ein Ochse von LIetall untique, auf einem kostumeut" (16 Thaler), sieben silberne Figuren (Adonis, Apollo, Diana, zweimal Cupido und zweimal Jupiter) nebst zwei Pyramiden (zusammen für 150 Thaler), zwei antike Figuren auS Metall, Venus und Antinous (40 Thaler), ein Modell der Stadt Jerusalem nebst der Sliftshütte (40 Thaler), zwei Brennspiegel, ein großer und ein kleiner (100 Thaler), „eine Amtlia pueumaticn" <100 Thaler), „zwei 6Iodi" (50 Thaler), „eine große messingene Hemispliaern nach des Copernici Lvstewn" (100 Thaler), ein paar kleinere von andern Systemen (zusammen 35 Thaler), „fünf dssioUsts von Metall gegossen, mit Rähmchen, Aus züge xraesentlrend" (20 Thaler), „Ihrs königl. Ntaj. sel. ?ortrait in lUnrbre" (40 Thaler), und eine kleine messingene Ltutua" (3 Thaler). DaS zweite Berzeichniß enthielt zunächst acht Bronze- siguren: den Laokoon, ..ttercnle, qui reduit le tlentnure, ü I'imitatiou de eelui cks Älicstel Angelo, gui «st ü I'Iorencs^, ,,Ie ^roupe d'Uereule et ^utSe, l'imitatiou de cslui ck« lUieliel .^nZolv vul^airemeut dir la lutte^, Milon mit dem Löwen, ebenfalls nach Michel Angelo, die mediceische Benuö, den vatikanischen Apoll, „ua b'auno, ü l'jwitatioi« de eelui de la (lalerio de Lor^tiese^, ein ..versean ü I'imitLtjou d« celui da la Ealeri« du Eruud due ü Iloreuee." Bon diesen acht Figuren hieß es, sie wären gefertigt ..pur le t'ameux muitre b'igini, «zu« «st «nort depuis louztemps ü I'Ioreuce." Dann folgten noch fünf andere Bronzesiguren, ein Herkules, der den Centauren bändigt, „ü l'imltution d« lautilzne'', ein zweiter ' »i. ° - etrevai, Büsten mardrs et I« tetes taut los 12 Oesa.-s, nv> <- de petits piedesteaux de bols uoi«', guatis basreliets «epreseutnut dos zeux d'elltam, ouvruze du kameux I'iaminxo, cdsgu« piece euckass«« dans uuo belle coruiclie doröe", endlich noch eine Büste des Ruma PompiiiuS. Die meisten Stücke dieses Verzeichnisses waren angeblich gekauft worden„de la lameuse tlnlerie du det'nut car<liual Onaltie«« ä liowv". Das dritte Berzeichniß umfaßte 81 Gemälde. Am 12. März kam die Sache in der Engesitzung zur Sprache; Stieglitz war mit anwesend. Die Gemälde mußten von vornherein außer Betracht bleiben, da, selbst wenn der Rath die Mittel hätte schaffen wollen, die Bibliothek in ihren alten Räumen keinen Platz gehabt hätte, auch nur einen Tbeil davon aufzunehmen. Für die Erwerbung der übrigen Gegenstände aber verwandte sich Stieglitz; „es würde nicht nur der Lidliotkee eine große Kopulation machen, sondern man könne auch dadurch dieses Lliuistres Gnade sich aeguiriren." Bürgermeister Born fügte noch hinzu, er „sähe im übrigen gerne, wenn die Sache verschwiegen bleiben könnte." Nach längerer Verhandlung über Art und Frist der Zahlung wurde endlich beschlossen, die sämmtlichen in den beiden ersten Ver zeichnissen genannten Kunstwerke, mit Ausnahme des Modells der Stadt Jerusalem, für 2091 Tbaler anzukausen, als Zahlung einen zur Michaelismesse 1735 fälligen Stadt- fchuldschein auszustellen, dabei aber unter der Hand mitzu- theilen, daß das Geld, wenn eS des Raths Casse vermöchte, auch eher bezahlt werden könnte. Der Cabinetsminister war von der schnellen und glatten Erledigung dcö Geschäftes sehr eMM. Tageblatt Anzeiger. Amtsblatt -es Königlichen Land- «nd Amtsgerichtes Leipzig, -es Rathes und Nolizei-Ämtes -er Lta-t Leipzig. Kunst und Wissenschaft. Musik. ch. Plauen, 23. December. Der hiesige Richard-Wagner- Verein hat in diesem Jahre 8 Concerte und sonstige Vortrags abende veranstaltet, 24 vollständige Exemplare der 10 Bände um fassenden gesammelten Schriften Richard Wagner s an di« Mit glieder verloost und außerdem denselben beim Besuche der Bayreuther Bühnenfestspiele in Summa 1080 Vergünstigungen gewährt. Tie Jahreseinuahme betrug 9212,55 und mit Hinzurechnung des Eassenbestandes am Jahresbeginne 17 105,42 ^l, dieser stehl eine Ausgabe von 9206,32 gegenüber, so daß am Jahresschlüße ein Eassenbestand von 7899,10 ^li verblieben ist. Da» Bereins- vermögen beträgt 10000 .4i In diesem Jahre hat der Verein 49 neue Mitglieder erhalten und damit die hohe Mitgliederzahl von 510 erreicht. In den Vorstand wurden wieder« bez. ueugrwählt die Herren Hermann Lang, Hermann Böhler, LommissiouSrorh Leo, Commerzienrath Sieger bez. Jusüzrath Lachmann an Stelle Les nach Leipzig verzogenen Herrn Rechtsanwalt Peltasohn. 1'. Weimar, 22. December. Der seit 1891 hierorts bc stehende und mit erfolgreicher Thätigkeit wirkende Richard Wagner-Verein hat sich, da die Wagnerische Propaganda jetzt nicht mehr so von nöthen, dieser Tage aufgelöst. In der Zeit seines Bestehens hat derselbe durch Vorträge, wie durch Aufführungen für seine Sache mit großem Eifer gearbeitet und durch Beiträge der Mitglieder sehr viele talentvolle, aber un bemittelte Musiker subventionirt. Von dem Vereinsinventar erbt einen Theil die großherzogliche Orchesterschule und den anderen das Liszt-Museum; von dem Vereinsvermögen sollen 500 cA dem Fonds für das Liszt-Denkmal übermittelt werden, während der dann noch verbleibende Rest statutengemäß an die Centralleitung des Allgemeinen Richard-Wagner-Vereins nach Berlin abgeliefert werden muß. * Srnft Tte-ter v. Vor einigen Wochen ^/«ien in allen Berliner Tageszeitungen der Hilferuf eines hoffnun^reichrn, doli. vielen Seiten hochgeschätzten Komponisten, Ernst Tiesler Dresden, der völlig mittellos, von einem schweren Lungenleiden darniedergeworfen, Heilung in einer Anstalt und sodann im Süden suchte. Der Verein zur Förderung der Kunst, Berlin, dessen Mitglieder und Anhänger Ernst Tiesler als hochbegabten Künstler kennen gelernt hatten, und der sich dieser Sache warm angenommen hat, läßt uns die Nachricht zugehen, das Ernst Tiesler am 9. d. M. auf Schloß Röteln nach einem Blutsturz plötzlich verschieden ist. Das Unglück ist groß, drei kleine, un versorgte Kinder haben den Vater, die Kunst einen hoffnungs reichen Jünger verloren. Für die iHntcrbliebenen muß etwas Ernstliches geschehen, denn außer einigen zwanzig Liedern, Ge sängen und einer unvollendeten Oper „Ein Frühlingsspiel" ist nichts als Hinterlassenschaft vorhanden. Mehrere Hundert Mark, die Spende des Vereins, werden durch ärztliche Behandlung und die Begräbnißkostcn aufgebraucht. Der genannte Verein hat den Ertrag eines Liederabends in den ersten Tagen des Januar diesem Zwecke bestimmt. Er wendet sich aber auch an andere Städte mit der Bitte, diesem Beispiele zu folgen, was im Interesse der Hinterbliebenen nur zu wünschen wäre. Auch ist der genannte Verein bereit, etwaige freiwillige Spenden, die an die Geschäftsstelle des Vereins, Klopstockstraße 21, zu richten sind, anzunehmen. Bremen. Im fünften Philharmonischen Loncert hierfelbst brachte Herr Eapellmeister Carl Panzner neben Haydn'» Sinfonie Nr. 2 der Breitkopf L Härtel'schen Ausgabe zum ersten Male für Bezugs-Preis «i der HanptrxpeLition oder den im Stadt bezirk und den Vororten errichteten Aus- oavestellen abgeholt: vierteljährlich^4.50, bei zweimaliger täglicher Zustellung in» Hau» ^l 5.50. Durch die Post bezogen sür Deutschland und Oesterreich: vierteljährlich ^4 6.—. Direkte tägliche Kreuzbandsendung tn» Au»land: monatlich 7.50. Ertrn-veiln-e«» (gesalzt), nnr mit da Morgen »Ausgabe, ohne Postbesörderaag >t 60 —, m»t Postbesvrderuag 70.—. Dresdner (der Fritzschischen) und einer Berliner Auction stammten, darunter auch Handschriften, 1747—48 20 Thaler an Johann Michael Haubenreißer „für ein aus Holz ge schnitztes Bild Herzog Bernharden zu Sachsen-Weimar vor stellend." Daß sich der Rath einmal ablehnend verhielt, kam höchst selten vor. Im Juli 1745 wurde für 600 Thaler „eine ziemliche Menge von politischen lilanuscriplls, darunter viele Origiualia befindlich", zum Kauf angeboren. Dies Angebot wurde allgemein abgelehnt; Born sagte, auf den angegebenen Preis könne man sich gar nicht einlaffen. Zur Geschichte -er Sta-ttnbliothek. VIII. ES bleibt noch übrig, auf die Vermehrung der Bibliothek unter MaScov einen Blick zu werfen. Bis in den Anfang der fünfziger Jahre wurde die Bibliothek eifrig vermehrt; sehr viel Bücher wurden auf Auktionen gekauft, aber auch fehr viel neu vom Buchhändler. Die Hauptlieferanten waren anfangs noch Caspar Fritsch, Johann Friedrich Gleditsch und die Weidmanns«-« Buchhandlung; spater, seit 1742 und 1744, kamen namentlich noch Georg Conrad Walther in Dresden und Arkstee und Merkus in Berlin hinzu. Für italienische Literatur sorgte nach Johann Burkhard MenckeS Tode jahre lang dessen Sohn Friedrich Otto Mencke, MaScovS College im Rath, für französische Adam Sellins in Halle, an dessen Stelle nach seinem Tode Hofrath Georg Christian Wolff trat; englische Werke wurden anfangs durch Theodor Arnold, dann durch Jakob Schuster, endlich durch Richter, Neuhaus und Crayen bezogen, die gelegentlich auch sür Bücher aus Holland wrgten. Die Mittel der BibliothekScasse waren wie immer bescheiden, aber sie wurden ja von andern Seiten ansehnlich vermehrt, vor allem durch die Geschenke der neu antretenden RathSbcrren. Der Wunsch, das alte Gescbenkbuch wieder aufzunehmen und fortzusetzen, blieb leider unerfüllt; aber eS wurden doch von 1734 an wieder Aufzeichnungen gemacht, die dann bis 1775 fortgeführt wurden, und auS denen hervorgehk, daß die neuen Rathsherren ganz regelmäßig der Bibliothek Geld oder Bücher schenkten. Sic thaten eS nicht alle gleich bei ihrem Amts antritt, manche erst nach Jahren, wie sich gerade Gelegenheit bot. Der Bibliothekar kaufte entweder neu cder auf einer Auction sür 100 oder für 50 Thaler Bücher, und einer der neuen Rathöherren bezahlte die Rechnung. Gottfried Winckler schenkte im Juli 1743 eine Anzahl Antiken. Aber auch die Einnahmstube leistete unter MaScov be deutende Zuschüsse, sowohl zu Bücherankäufcn, wenn sich be sondere Gelegenheiten boten, als auck zu Münzenwcrbungen und zur Vermehrung der „Curiositäten". In dieser Be ziehung ist die Zeil Mascovs, wenigstens die ersten zehn Jahre, eine wahre Glanzzeit der Bibliothek. Eine größere Erwerbung von Kunstgegeuständen fiel gleich in den Anfang des JahreS 1735, wo Mascovs Ernennung noch nicht erfolgt war. Am 14. August 1734 war in Dresden der Feldmarschall Graf von Wockerbartb. gestorben, der eine beträchtliche Sammlung von Gemälden und anderen Kunstgegenständen hinterlassen batte. Sein Sohn, der Cabinetsminister von Wackerbarth - Salmour, halte nichts Eiligeres zu thun/ als die Sammlung zu verkaufen. Am 8.Februar 1735 schrieb Appellationsrath Stieglitz von Dresden aus, wo er sich Wohl zum Landtage aufhielt, au den Bürgermeister Lange nach Leipzig, daß „Jhro Lxcell. Gefalle geschehen" würde, wenn der Ratk die Sammlung für seine Bibliothek ankaufte. „Die I'axa wäre dergestalt leidlich gemachet, daß zum Lxewpel bei denen silbernen Stücken fast nur der Werth an Silber aestimilet wäre". Der Werth der Bilder wurde etwa auf 5000 Tbaler geschätzt. Stieglitz selbst hatte die Gegenstände noch nicht gesehen, sandte aber drei Verzeichnisse mit ein, worin sie einzeln ausgesührt und mit den Preisen versehen waren. Da- Hauptstück des ersten Verzeichnisses war „ein Lruei- Lx von Helfendem, oben drüber mit Kinder- und l'kerubiuS- köpfen, nebst dem Creuz unten 1 küpferne Kugel, worauf ein Kesletov mit Gewand sitzet; nm die Kugel windet sich eine Schlange, unten auf Gewölks aus beiden Seile zur Rechte sitzt die Wollust nebst 3 Kindern, zwei, die sich liebkosen, und daS dritte deutet die Hoffart an, zur linken Seiten der Teufel mit Fledermäufeslügcln, in der rechten Hand eine Fessel, in der linken aber einen Feuerhaken haltend, anbei 2 Kinderchen, welche den Zorn vorstellen, verfertigt durch den Königl. Hofbildbauer Balthaser Permosern." Der Preis dafür sollte 600 Thaler betragen. Dazu kamen „zwei Bilder von Helfenbein, die auch auf dergleichen ?o^tam<?otern 'erbaut und dankte dem Bürgermeister Länge in einem eigen händigen Briefe vom 18. März, worin er schreibt: suis bieu uise, gue les untiguitös et untres pieees modernes gue teu won pere m'u luisse en llerituge, soient tombes entre les muins du dit Magistrat, et je ne douts xas, gu'etant woutrees aux amateurs dans la dibliotkegue de I-eiprig, elles ns lassend llouneur ü eeux <zui out eu soiu de taire cette emplette." Bald darauf kamen die Gegenstände, in elf Kisten ver packt, in Leipzig an. Die Luftpumpe wurde, da die Biblio thek schon zwei hatte, der TbomaSschule geschenkt. Für das Permoser'sche Werk ließ der Rath einen besondern Behälter fertigen: im August 1736 erhielt der Tischler Achatius Bader 26 Thaler „vor ein tournirtes neues Schränkchen von Oliven- Holze zu einen« säubern Oimcifix, wie auch vor Auspackung der von Dresden gekommenen Sachen." An diesen großen Ankauf aus der Wackerbarth'schen Sammlung schlossen sich aber in den nächsten zehn Jabren noch eine Menge bedeutender Erwerbungen, sür die die Ein- nabmstube anskain. So bezahlte sie z. B. 1737—38 515 Thaler für unterschiedliche in der Auction erstandene Bücher „und 2 von griechischen« Alabaster geschnittene I-'ruas". Im October 1737 wurde in der Engesitzung vor gebracht, die Versteigerung der Bibliothek des Hosraths Sell (Sellius) in Halle stehe bevor, MaScov habe „unterschiedene Bücher oxtraliiret", wieviel Geld er verthun könne? Bürger meister Steger wollte 500 Thaler bewilligen, Born war da für, daß man „ihm «udettuito erlaube, zu erstehen, was nöthiz sei" (!). Es wurden sür 286 Thaler Bücher erstanden und von der Einnahnistube bezahlt. Fast gleichzeitig wurde noch eine glänzende Erwerbung gemacht durch den Ankauf der Handschrift, diejetzt diePerle der ganzen Handschriftensammlung der Stadtbibliothek bildet: der mit neu«« altniederländischen Miniaturen geschmückten altfranzösischen Uebersctzung deS Valerius MazimuS. Sie wurde 1738 zusammen mit „1 Volumen mit illumiirirten Kupferstichen, so unterschiedliche orientalische >'ationes repraesoutiren" gekauft für 250 Thaler von Catharina Hoffmann, der Witwe des Andreas Hoffmann, gewesenen Bürgers und Weißzerbers in Butzbach in der Wetterau. Beides, die Handschrift wie die Stiche, gehörte zu dem Nachlaß ihrcS am 8. December 1737 im Alter von 25 Jabren in Leipzig verstorbenen Sohnes, des „ledigen KupfcrschmiedSgesellen" Johann Conrad Hoffmann. Ein Schuhmacher, Christoph Hügel, erhielt 2 Thaler „für die dabei xebabte Bemühung"; offenbar hatte er den Rath auf d?e Schatze aufmerksam gemacht. 1739—40 zahlte die Einnahniestube 25 Tbaler an den „Kunst- und OabillotS-Bildhaner" Johan«« Christoph Ludwig Lücke in Dresden „für Sr. jetzt regierenden Königl. Maj. in Polen I'ortrait eu Medaille von Gips auszegossen und dron/.iret" und 20 Tbaler an Len RegimentSquartiermeister Leopold Holstein „für ein Lluuuscript von GroßcnS Llironico Inp- sieusi", in« Jahre darauf wieder 27 Thaler 12 Groschen an Johann Friedrich Marbitz „für eine uegzptische Xuti- guitaet die Göttin Isis vorstellend" u. s. w. Im Sep tember 1742 bot Hofrath vr. Jakob Benedikt Winckler dem Nathe für 2000 Thaler „ein Oadinettchen mit ge schnittenen Steinen" an. Der Ankauf wurde in der Enge sitzung ohne Umstände beschlossen, „inmaßen solches, wenn es noch in dem vorigen Stande, ein weit mehreres als 2000 Thaler wertb sei." Nur machte Stieglitz darauf auf merksam, „daß wohl gethan sei«« würde, wenn man die Sache eactiv dielte und es allenfalls Lurch einen toitium erkaufen ließe." *) Weiter bezahlte die Einnahmstube im April 1744 746 Thaler 20 Groschen an Richter, Neubaus und Crayen für Bücher, die in der Schömbergischen Auction in Amster dam erstanden worden waren, 1747 457 Tbaler 18 Groschen an Johann Friedrich Gleditsch für Bücher, die auS einer Weihnachten unter dem Schnee. Ein Erlebniß. Nachdruck »rrbotm. Es war der 23. December, der Tag vor dem schönen Weich- nachtssest. Am wolkenlosen Himmel schien hell die Sonne und zauberte einen der herrlichen, angenechm warmen Tage hervor, an denen die Umgebung Baku» zu einer Zeit, in welcher in Deutschland meist schon der Winter sein gestrenges Regiment be gonnen hat, so reich ist. Die Wärme ist dann eine leichte, wochl- lhuende, so daß man sich mit Bechagen von den Hellen Sonnen strahlen bescheinen läßt. Mein Pferd stackd gesattelt vor der Hausthüre und scharrte ungeduldig im'weichen Sande der ungepflastrrten Straße, den saumseligen Reiter erwartend. Derselbe, mein« Wenigkeit, ver- «Hschiödete .sich von Frau und Kindern, aus deren Munde im Echor nur die eine Mahnung erscholl: „Komm nur morgen recht zeitig nach Hause." Ungern unternahm ich heute den gewohnten Ritt, an einem Tage, den jeder Pater einer fröhlichen Kirtdevschaar am liebsten zu Hackst verbringt, und der emsigen Frau bei den Vor bereitungen zum frohen Feste behilflich ist — so weit er dazu zugekaffen N»rd — auch woihl dem Tischler und Buchbinder ein bißchen in» Handtwerk psiuscht, um der Puppenstube oder dem Kaufladen den letzten Schmuck zu geben. Mich aber rief die Pflicht, ich mußte unbedingt nacki Balachana, dem Orte, an dem da» Petroleum, da» fluffige kaukasische Gold, unerschöpflich aus der Erde quillt. Eine ganz unvorbereitet eingetretenr Betriebs störung »m Bohren eine» neuen Brunnen», dessen Vollendung meine Princtpal« noch bi» Neujahr sicher erwarteten, machte meine Anwesenheit an Ort und Stelle nothwendig. Mit Be stimmtheit rechnete ich darauf, bi» Mittag > de» heiligen Abends Alles erledigt zu haben, und dann mich ungestört den Freuden des Festes im trauten Familienkreise hingeben zu können. Es war gegen 4 Uhr Nachmittags, als ich vom Haust wegritt. Ich ließ meinen Paßgänger tüchtig ausgreLfen, dem es ein Leichtes war, die zwölf Kilometer, trotz der schlechten Stege, in weniger als einer Stunde zu durchlaufen, und noch vor ein- tretender Duntelheit kam ich auf unserem Naphchalan'de an. Schon während des Rittes hatte ich mit Bcsorgniß bemerkt, daß der seit einigen Tagen wehende Südwind nach kurzer windstiller Pause in die enlgegengesetzte Richtung übergefprungen war. In Balachana a'ngekommcn, war der Wind schon zum Sturme ange wachsen, und mit Schrecken konnte ich nun von dem hochgelegenen 'Sdandpuncte aus ein« finstere, uNheildrdhense Dunstwand er kennen, dir sich am ganzen nördlichen Horizonte ausgebreitet hatte. — Während meines langjährigen Lebens in Baku hatte ich schon viel« der hier wüdhenden Stürme erlebt, welche hauptsächlich die Halbinsel Apscheron und eine verchältnißmäßig kleine Strecke in nördlicher und südlicher Richtung von derselben heinrfuchen, die nicht nur ein Schiecken für die Seeleute, sondern auch für di« Landbewohnersind, Stürme, die ost drei und auch vier Tage mit orkanartiger Gewalt toben. Aber noch nie war mir der Ge- sammtcharakter des sich mir bietenden Bildes derartig Böses ver heißend erschienen, wie heute Abend. Die noch vor einer Stunde mich so wohlig berührenoe Wärme Ivar einer empfindlichen Kält: gewichen, die mit jedem Windstöße eisiger zu werden schien. „Ei, Franz Emilowitsch, Sie haben aber schlechtes Wetter mitgebracht", rief mir der Bohrmeister zu, der aus der Thür« des Bohrkhumies Nr. IV herausyetreten war, um einen besorgten Ausguck nach ccm Horizonte zu thun, „das sieht bitterbös aus." „Hoffentlich wird es sich bis morgen beruhigen", antwortete ich, in des befreundeten Mannes mir entgegen gestreckte Rechte eiusck laßend „Dazu ist wohl wenig Hoffnung! Sie können gar nickt glauben, wie leid Me mir thun, aber es ging nicht ander» — ich mußte Sie heraus bitten." Wir traten in den Boihrthurm ein, dessen Bretterwände ächzten uns knarrten und unter der Wucht de» Sturme» zitterten, so daß ich unwillkürlich besorgt um mich blickte. Bald hatten wir uns darüber verständigt, wie wir zu Werke zu gehen hätten, um sie entstandene Betriebsstörung zu überwinden und gingen mit dem Maschinisten, Heizer und einigen Arbeitern un gesäumt an unsere Aufgabe, die sich als leichter herausstellte, als ich erwartet hatte, so daß ich darauf rechnen konnte, morgen noch vor Mittag öen .Heimritt antreten zu können. Während angestrengter Arbeit von ungefähr zwei Stunden hatten wir der Außenwelt keine Aufmerksamkeit geschenkt unv nicht beachtet, was im Freien vorging, um so überraschter waren wir daher, als ein nach einem Werkzeug ausgeschickter Mann, dessen ungebührlich langes Ausbleiben uns schon ausgefallen war, ganz mit Schnee bedeckt, wieder bei uns eintrat unv berichtete, daß ein furchtbarer Schneesturm ausgebrochen sei, dessen Gewalt ihm die Rückkehr fast zur Unmöglichkeit gemacht hätte, daß man keine drei Schritt« weit sehen könne. In der That war sein Haar und Bart wie mit feinen nadelförmigen Schneekrystallen verknetet, selbst unter seinen Ueberrock war der Schnee hinein gepeitscht worden. Mittlerweile war es Zeit geworden, vn ein Nacht quartier sür mich zu denken, da ich den anfänglich gehegten und als selbstverständlich zu betrachtenden Plan, in der Wohnung des Bohrmeisters zu übernachten, schon längst ausgegeben hatte. Das Haus war vom Bckhrkhurm so weit entfernt, daß bei dem fürchterlichen Wükhen des Schnee sturms im günstigsten Falle wenigstens eine halbe Stund« er forderlich gewesen wäre, dasselbe zu erreichen. Dies durfte ich meiner Gesundheit wegen nicht wagen, da ich nur verhältniß- mäßig leicht gekleidet war. Ich entschloß mich, mein Nachtlager in dem kleinen Wächterhäuschen aufzuschlagrn, welches nur wenige Fuß breit vom Bohrthurm entfernt war. Mit dem Bohr meister verabredeten wir, daß der Wächter Iwan ihn in seine Wohnung begleiten solle, um mir auf dem Rückwege eine warme Decke mitzubringen. Nach einem gewechselten ..spokoinji notscli" lruhige Nacht) be fand ick mich rasch in meinem Asyl. Das nur provisorisch au- dicken Brettern erbaute Häutchen, vielmehr Budchen, belaß einen ungefähr zwanzig Quadratsuß messenden Raum mit einem kleinen Fenlsterchen; in einem Winkel neben ver niedrigen Thür stand ein kleiner Herd, dessen NaphrhaHeizung mit dem eigenthüm- lich sausenden Geräusch brannte und den Roum schwach be leuchtete, zu dessen Ausstattung noch ein« schmale Pritsche una ein kleiner Tisch gehörten. Mit oeni Rücken an den Herd gelohnt, aus einer niedrigen Kiste sitzend, überließ ich mich meinen Gedanken, die nicht er freulicher Art waren, da ich mir rech« gut vorstellen tonnte, daß meine besorgte Frau meinetwegen in großer Unruhe sein würde. Schon lxitte ich über eine Stunde gewartet, der Wächter kam noch immer nicht, nur das unheimliche Heulen des Sturmes war zu hören. Auf^der Thür schwelle und dem Fensterbrett häufte sich eingetriebener Schnee, in der ganzen Stüde schwebten glitzernde Schneekrystallchen. Endlich wurde ich durch Klopsen an der Thür aus meinen Träumereien, in di« ich, halb schlafend, ver funken war, aufgeweckt; rasch schob ich den Riegel von der Thür zurück, in welche ein eisiger, mit Eisnadeln vermengter Luftstrom einströmte, und nur mühsam zwängte sich der schwer beladene und ganz wie in Schnee gehüllte Mann durch den engen Eingang. Er brachte ein Kopfkissen, zwei warme Decken und einen Korb, aus dem ich mit großer Freude eine Tbeetanne, Glas, Thee, Zucker, ein Fläschchen Cognac, Weißbrod und eine Lampe entnahm, des maffenhalft mit diesen Herrlichkeiten eingeschmuggelten Schnees nicht achtend, denselben nur rasch, so lange er noch trocken war, abschüttelnd. Unter lebhafter Schilderung des Unwetters und der großen Mühe, die es gekostet hatte, in der Richtung gegen den Sturm bis an das Wohnhaus zu gelangen, hatte mein Nacht- cumpan Wasser in einem Topfe zum Kochen gebracht, und bald konnten wir uns mit einem Glase Theegrogl laben, dessen be lebende Kraft uns erwärmte. Eine der Decken als Unterlage be nutzend, in die andere fest eingewickelt, legte ich mich dann auf die Pritsche, während der Wächter, in seinen Pelz gebullt, meinen alten Platz einnahm und sich auch zu einem Schläfcken zurecht setzte, was ich ihm gern gönnte, denn eine Wacht war überflüssig: die vertrat heute der heulende Sturm, dessen Stimme wohl jeden Merkchen, gleichviel ob Freund oder Feind, fern hielt.
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