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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.12.1899
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1899-12-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18991230015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1899123001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1899123001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1899
- Monat1899-12
- Tag1899-12-30
- Monat1899-12
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Steelamea unter dem Redaetion-strich (4ge- soalten) L0^, vor den Famtliennackrichte» (Sgc'valten) 40-^. Größere Gchrtsten laut unserem Preis- vrrzeichniß. Tabellarischer und Ziffernsatz nach höherem Tarif. Extra--Beilagen (gefalzt), nur mit de» Morgen-AuSgabe, ohne Postbesörderung SO.-, mit Postbesörderung ^l 70.—. jAnnahmeschlnß für Anzeigen: Abend-Au-gabe: Vormittag- 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittag- 4Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je eine halb« Stunde früher. Anzeigen sind stets an die trrprtziti«« zu richten. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig S3. Jahrgang. Plagwitz Herr 6. Krütrmann, Zschochersche Straße 7», Reudnitz Herr Luxmaun, Marschallstraßc 1, - Herr 0. 8edm1<it, Kohlgartenstraße 67, - Herr Leiuli. ^eder, Mützengeschäft, Gabelsbergerstraße I I, Thonberg Herr k. üLntsok, Reitzenhainer Straße 58, Bolkmarsdorf Herr kleorx Xiomann. Conradstr. 55 (Ecke Elisabethstr.). Im Interesse rechtzeitiger und vollständiger Lieferung des Leipziger Tageblattes wollen die geehrten Leser die Bestellung für das I. Vierteljahr 1900 baldgefälligst veranlassen. Der Bezugspreis beträgt wie bisher vierteljährlich für Leipzig 4^ 50 mit Bringerlohn für zweimaliges tägliches Zutragen 5 50 ^f, durch die Post bezogen für das Deutsche Reich und Oesterreich-Ungarn H In Leipzig nehmen Bestellungen entgegen sämmtliche Zeitungsspediteure, die Hauptexpedition: Johannisgafse 8, die Filialen: Katharincnstratze 14, Königsplatz V und Unipersitätsstratze 3, sowie nachfolgende Ausgabestelle«: Arndtstraste 35 Herr L. 0. Llttvl, Colonialwaarenhandlung, Beethovenstraste 1 Herr Illeoü. Kneter, Colonialwaarenhandlung, Brühl 53 0. b. Zelludvrt'« ^LvstfolKer, Colonialwaarenhandlung, frankfurter Straste (Thomasiusstr.-Ecke) Herr Otto Llautsdrke,Colonialwaarenhandlung, Löhrstraste 15 Herr Llluurä Letevr, Colonialwaarenhandlung, Nürnberger Straste 45 Herr U. L. Aldreellt, Colonialwaarenhandlung, in Anger-Crottendorf Herr Robert Orelner, Zweinaundorfer Straße 18, - Connewitz Frau Lieber, Hermannstraße 23, - Eutritzsch Herr Lodert Bitner, Buchhandlung, Delitzscher Straße 5, - Gohlis Herr Rodert Bitner, Buchhandlung, Lindenthaler Straße 5, - Lindenau Herr Albert IFitüner, Wettiner Str. 51, Ecke Waldstr., Buchbinderei, - Neustadt Herr kaut LueL, Anuoueeu-LxpeMlon, Eisenbabnstraße 3, Ranftfche Gaffe v Herr Lrlellr. Llseder, Coloniallvaarenhandlung, Ranstädter Steinweg 1 Herr 0. LnKelwlMU, Colonialwaarenhandlung, Dchützenstraste 5 Herr llll. 8eküinielivu, Colonialwaarenhandlung, Westvlatz 3L Herr ü. Vittried, Cigarrenhandlnng, Aorkstraste 32 (Ecke Berliner Straße) Herr L. ^V. Riet?, Colonialwaarenhandkung, Zeitzer Straste 35 Herr V. Lüster, Cigarrenhandlnng, in Plagwitz Herr 6. Krütrmann, Zschochersche Straße 7», Anzeigen für die Frühnummern vom 1. und T. Januar n. I. erbitten wir bis spätestens heute, Sonnabend, Abend 7 Uhr. Uapoleon und Lismarck — das Facit des 19. Jahrhunderts. In wenigen Tagen geht ein Jahrhundert zu Ende, das an der Fülle gewaltiger Ereignisse der Weltgeschichte, an der Reichhaltigkeit ungeheurer kultureller und wissenschaftlicher Er rungenschaften, und an der Entwickelung der politischen Lebens- bethätigung des einzelnen Staatsbürgers wohl von keinem der früheren Jahrhunderte erreicht worden ist. Kein Wunder, daß ein so gewaltiges Jahrhundert auch eine schier übergroße Zahl hervorragender Männer, die an den geschichtlichen Usch kulturellen Ereignissen einen reich bemessenen Antheil in Ansoruch nehmen dürfen, hervorgebracht hat. Am Rande dieses Meeres großer Namen aber ragen zwei gewaltige, einsame, ihr Licht weithin ver breitende Leuchtthürme hervor: Napoleon und Bistnarck. Jeder dieser beiden Gewaltigen hat einer Hälfte des Jahr hunderts das Gepräge aufgedrückt. Denn wenn o/uch Napoleon jchon nach den ersten H/2 Decennien des Jahrhunderts vom Schauplätze der Weltgeschichte abtreten mußte, so zitterten doch die gewaltigen Erschütterungen, die sein unruhiger und leiden schaftlicher Geist hervorgerufen hatte, noch Jahrzehntelang nach; der furchtbare Aderlaß der unaufhörlichen Kriege des napoleo nischen Zeitalters lähmte bis in die Mitte dieser! Jahrhunderts die Kraft aller Staaten des europäischen Continents. Daß Bismarck der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts den Stempel feines Geistes und seines Schaffens aufgedrüüt hat, darüber braucht lein Wort verloren zu werden. Napoleon's Werk war zerfallen, noch bevor tmr kaum 50jährige Mann seine Augen auf dem weltentlegenen S!t. Helena schloß. Als der hochbetagte große deutsche Staatsmann den letzten Athcmzug that, konnte er mit dem beseeligenpen Gefühle ent schlummern, den von ihm errichteten Bau unerschllttert dastehen M sehen. So hatte der eine der beiden großen des Jahr hunderts ein luftiges Kartenhaus errichtet, der Andere einen steinernen Dom. Warum mißlang dem großen Korsen, was dem großen Deutschen glückte? War er geringeren Geistes? Nein. War das Material, mit dem er schuf, d. h. sein Vo!k, weniger geeignet, zu Großem geführt zu werden? Nein. Sta nd der Korse hinter dem Deutschen an Arbeit-eifer, Zähigkeit, Thatkraft, Energie zurück? Nein. Nur Eins aber fehlte ihm, toaS der Deutsche be saß, und freilich daS Größte: die Seele. „Wer in das brechende Auge eines sterlsenden Kriegers ge schaut hat, dem wird die Lust zu muthwillige n Kriegen vergehen ", hat der große Mann aus dem Sachsenwaldn einmal gesagt. Er hat zwischen dem Vordersätze und dem Nachsätze ein Mittelglied ausgelassen: und wer des Anderen Leid zu verstehen vermag. Napoleon sah daS nicht. Er hat viel mehr sterbende Krieger ge sehen, als Bismarck, aber ihr Anblick sagte ihm nichts. Rücksichts los setzte sich der Huf seines Rostes in das sterbend« Antlitz dessen, der sich fsir Napoleon'S Größe geopfert hatte, über Leichen der Getreuen galoppirte der moderne Cäsar vorwärts, dem Phantome des Ruhmes nach, getrieben von unersättlichem Ehrgeiz. Nur Ich, nur Ich — das war Napoleon. Auch das Segens reiche, da- er schuf in seiner inneren Verwaltung, auch da« schuf er nur zur Festigung seiner Macht. Auf allen Lippen der Welt sollte sein Name sein, überstrahlen wollte er Friedrich den Großen und den großen Alexander, selig war er, wenn er ein Parterre von Königen huldigend zu seinen Füßen sah, von einem Schauspieler ließ er sich Posen einstndirrn, um einen recht majestätischen Eindruck zu machen, ein ungeliebte» Weib heirathete er, um mit der ältesten Dynastie Europa» versch-vägert zu sein — Ehrgeiz, Ruhmsucht, nackter Egoilmu» Motiv für jegliche That. Und der große Sachsenwälder? „Im Dienste des Vater landes zehren sich meine Kräfte auf", das durfte e r sagen. Ob er im großen Revolutionsjahre unbekümmert um Gefahr nach Berlin eilte, um das wankende Königthum zu stützen; ob er, des Wunsches voll, „sich hinter die Kanonen von Varzin zurllck- zuziehen" und den durch Krankheiten geschwächten Körper durch dds ruhige Leben eines Landjunkers wieder zu stählen, doch auf den ersten Wunsch seines Königs in die Bresche sprang und rief: „Hier bin ich!"; ob er, zweimal von mörderischer Kugel bedroht, unbekümmert weiter das that, was er für nothwcndig hielt, mochte er sich darüber auch den Haß Tausender zuziehen: immer dachte er nur an das Vaterland, nie an sich. Das Vaterland sollte vom hellsten Glanze deS Glückes und des Ruhmes umstrahlt werden; für sich war er's zufrieden, wenn er in weltabgeschiedener Stille neben der geliebten Gattin sitzen und seine lange Pfeife rauchen durfte. Und wenn trotzdem sein Name in der zweiten Hälfte deS Jahrhunderts mindestens ebenso in die fernsten Weltwinkel drang wie der Napoleon's in der ersten Hälfte: nun, so jagte der Ruhm ihm nach, während Napoleon dem Ruhme nachjagte. So hat, wenn Bismarck über seinen großen Rivalen in der Weltgeschichte den Sieg davongctragen hat, wenn sein Werk be stand und das des Anderen zerfiel, die Liebe zum Vaterlande, zur Allgemeinheit, zu den Volksgenossen gesiegt über die Liebe zu sich selbst, über den schnöden Egoismus; so hat sich gezeigt, daß dasWerk der Selbstsucht mit dcmSchöpferselbstzerfallenmuß, daß das Werk der selbstlosen Vaterlandsliebe Dauer hat. Ganz naturgemäß, denn das Eine kann nicht breite Wurzeln überall hin entsenden, das Andere hat seinen sicheren Grund in dem dankbaren Verständniß eines ganzen Volkes, zu dessen Be schirmung das Gebäude aufgcführt worden ist. „Höchstes Ziel der Staatslunst ist, den Einzelnen vom Egoismus zu befreien und ihn zur Arbeit für die Allgemeinheit zu erziehen", so etwa lautet der Spruch, den Graf Bülow in das sogenannte goldene Buch eingetragen hat. Wohl ihm und uns, wenn dieser Staatsmann diese Worte zur Richtschnur seines Lebens und Wirkens macht, wenn er sich im Hinblick auf seinen großen Lehrer stündlich bewußt bleibt, daß der Führer des Volks nur dann Dauerndes und Segensreiches zu stiften vermag, wenn nicht die Selbstliebe, sondern die Liebe zur Allgemeinheit seine Pläne leitet. Um so eher aber wird er seine Ziele erreichen können, wenn er nicht einsam steht mit seiner Einsicht und seinem Wollen, sondern wenn jeder Einzelne im Volke zu seinem Theile mithilft zum Wohle der Allgemeinheit. Man hat wohl dieses 19. Jahrhundert mit seinem stür mischen Vorwärtsdrängen nach neuen Erfindungen »nd Er rungenschaften, mit dem so unendlich gesteigerten Kampfe ums Dasein ein Jahrhundert des Egoismus genannt. Dieses Urtheil ist nicht ganz unbegründet; der Egoismus hat wahre Orgien gefeiert und feiert sie noch. Aber er ist nicht der Sieger in ihm und seine Vertreter werden es auch im neuen Jahr hunderte nicht sein. Gerade das verworrene Trachten und Ringen am Schlüsse des Säculums nach Sondcrvortheilcn wird, wo es nicht bereits die Gemiither mit der Sehnsucht nach dem machtvollen Eingreifen eines Helden der Vaterlands- und Bruder liebe erfüllt hat, diese Sehnsucht in immer weitere Kreise ein pflanzen und immer mehr im deutschen Volke das Bewußtsein lebendig machen, daß nichts Bestand hat, als was entsprungen ist dem Geiste, der die Brüder liebt. Japans gegenwärtige WeltsteUung. NaKtruck auch mit Qiikllknangabi »erkoten. Unser ständiger Herr Mitarbeiter schreibt uns aus Tokio, 20. November: Von dem intensiven Interesse, mit dem sonst in der Welt die Kriegscreignisse in Südafrika verfolgt werden, ist bei den Ja panern wenig zu spüren. Der Horizont der politischen Vorstel lungen reicht hier zu Lande noch nicht über die durch das chinesische Schriftsystem zusammengehaltcne ostasiatische Culturwelt hinaus; hat sich doch das große Publicum in Japan so gut wie gar nicht darum gekümmert, daß die Vereinigten Staaten das Jnselreich Havaii, wo Tausende von japanischen Auswanderern seit langer Zeit regelmäßig ihr Brod finden, schlankweg annectirten und auf den Philippinen den von Spanien befreiten Bundesgenossen ihre Kolonialherrschaft aufdrängten. Sowie sich aber in Korea oder China die kleinste Besitzverschiebung vorzubereiten scheint, hallt die ganze japanische Presse wider von entrüsteten Protesten und krieg»bereiter Energie. Einige Landkäufe durch Russen und Ja paner in entlegenen koreanischen Hafenplätzen erregten in den letzten Wochen da» japanische Publicum so sehr, al» ob nur «in Krieg mit Rußland die einzige Lösung diese» kleinlichen Jnteressenconflictes bringen könnte. Daß Prinz Heinrich eine neue, von einem privaten Unternehmer in Korea gebaute Schiffs werft besuchte, galt hier im Ernste als ein Jndicium für Deutschlands Politik, sich jetzt auch in Korea ein Plätzchen an der Sonne zu ergattern. Man wird mit dieser japanischen Empfindlichkeit in Ostasicn und Gleichgiltigkeit gegen entferntere wichtige Machtverschiebungen wohl noch für lange Zeit rechnen müssen. Von der Friedenskonferenz im Haag haben die japanischen Delcgirten den Eindruck heimgebracht, daß Rußland einstweilen friedensbedürftig, Deutschland zuversichtlich und schlagfertig, England hinterhältig, Frankreich, Italien nnd Oesterreich-Ungarn iw N „ blicke actionsunfähig sind. Für Japan ergiebt sich aus der -leinen Situation 1ÜS beruhigende Konsequenz, daß der vor Jahren in Angriff genommene Verstärkungsplan für Heer tuid Flotte zur militärischen Sicherung aller Staatsintcr- cssen vollkommen ausreicht. Eine Hemmung der wirthschaftlichen Entwickelung dieses Landes kann in seiner vermehrten Wehrlast nicht gefunden werden, da Japans Heeresbudgetsichnur auf 115 Millionen Mark beläuft und allein vom Er trage der Brau- und Schnapssteuer gedeckt wird. Die japani schen Staatsmänner können es also ruhig abwarten, wann dec Zeitpunct eintritt, wo dieses Jnselreich seine Kraft cinsetzt und Rußland fühlen läßt, daß die glückliche Riickcnfreihelt, auf die sich der europäisch-asiatische Koloß bisher in allen Konflikten mit den Wcstmächten verlassen konnte, für immer geschwunden ist. Insofern ist die bloße Existenz eines militärisch gerüsteten Japan bereits seit einigen Jahren ein moderirendcr Factor für die russischen Vorstoßversuche nach Indien hin geworden. Jetzt erschwertdasMißtrauenunddieKriegsbereit- schaft Japans den Russen in der That eine ent scheidende Diversion in Afghani st an zur Rettung der südafrikanischen Republiken. Der japanische Cnlturfortschritt kommt in immer steigendem Maße auch China zu Gute. So engagirt jetzt der Generalgouvernenr Chan-chi-ting in Hankau japanische Jnsiructeure und schickt begabte junge Leute zur Ausbildung nach Japan. Dadurch sichert er sich einen dreifachen Vortheil. Erstens benutzt er den japanischen, bereits erprobten Anpassungsversuch an die westliche Cultur, und erspart sich die Fehlgriffe des un sicheren Experimentirens. Zweitens betreibt er bei der Nähe Japans und der Anspruchslosigkeit japanischer, für den Anfang ausreichender Fachmänner mit demselben Aufwande seine Re organisation in etwa dreifach größerem Mahstabc als früher. Drittens kann die ganze reiche japanische UebcrsehungSliteratur auf militärischem und technischem Gebiete sofort herüber genommen werden, da gelehrte japanische Druckschriften fast ohne Weiteres den dieselben Wortbilder benutzenden Chinesen ver ständlich sind. Um nur eins herauszugreifen, erwähne ich, daß nicht nur Bronsart von Schellendorff's und Meckel'S Bücher über Strategie und Taktik, Verdh's und Hohenlohe'S militärische Schriften und Moltke's Taktische Aufgaben ins Japanische über setzt sind, sondern auch die gewaltigen GeneralstabSwerke über die letzten großen europäischen Kriege. Besonders fällt dabei ins Gewicht, daß alle seit 40 Jahren von den Japanern gebildeten terrnini kecsiniei, da sie aus chinesischen Componenien sinngemäß zusammengefügt sind, einfach mit hinübergenommen und sofort verstanden werden können. Die Benutzung des japanischen Vor bildes kürzt also für die Chinesen den Culturweg unermeßlich ab und erspart ihnen viele Mühe und Kosten. Das japanische Volk, von dem man die intellektuellen Hilfsmittel zu dieser inneren Umwandlung bezieht, kann zur Sicherung seiner eigenen Be wegungsfreiheit in der Zukunft nichts sehnlicher wünschen, als die baldige Erstarkung Chinas. Ja, sogar auch die direkte Förderung der japanischen Industrie durch die Bestellungen von Kriegs material und Maschinen, die jetzt schon an fangen, nach Osaka, st attnachEuropa zugehen, ist als erster Gewinn nicht zu verachten. Mit erklärlicher Selbst gefälligkeit sehen die gebildeten Kreise Japans der vielverheihen- den Entwickelung entgegen, die endlich auch China auf seine eigenen Füße zu stellen verspricht. Für unS Deutsche ist es frei lich zunächst unvortheilhaft, daß in China die Culturfactoren jetzt von der japanischen Abzweigung statt direct von der europäischen Quelle geholt werden. Geordnete und kulturell gehobene Zustände in China sind aber auch für den Güteraustausch Deutschland» rin nachhaltiger Gewinn im Vergleich zu der politischen Fäulniß, die gegenwärtig da» ostafiatische Rirsenreich zu zersetzen droht. Der Krieg in Südafrika. Au» »r« Lager »»» Ehieteelry wird berichtet, daß die Engländer am 27. Nachmittag- die Verschanzungen der Boeren wieder mit Marinegeschützen bestrichen haben. Ueber den Erfolg schweigt die Meldung; er muß demnach recht minimal oder gleich Null sein. Etwas muß Buller doch thun, um sein tief gesunkene» Renommee wieder etwa» zu beben. Wie die Engländer in Natal die Lage ansehen, geht aus folgender Nachricht hervor: * Lantz»«, 29. December. (Telegramm.) AUS Pieter maritzburg wird der „Daily Mall" vom 23. December telegraphir!: Jeder Tag enthüllt eine neue Thatsache hinsichtlich der Stärke der B»er«nstellung bei Colenso. Dank den Diensten kon tinentaler Ossicicre hat sich der Charakter des Feldzuges ge ändert. Wir bekämpfen nicht länger den Feind, der sich aus seine Gnerillataktik verläßt, wir haben eS mit einer Armee zu thun, die rasch disciplinirt wird, das Land kennt, die KampfstLtte wählt und wenig oder gar kein Gepäck hat. Die Boeren haben die Hügel unweit Colenso in Festnngen von ungeheurer Stärke verwandelt, sie haben allenthalben prächtige Laufgräben, von denen viele boinbensesl sind. Dir Hauptstellungen sind durch unterirdische Gänge mit einander verbunden und Pferdebahnen ermög lichen die rasche Bewegung der schweren Geschütze von Punkt zn Punct. (Boss. Ztg.) Das klingt sehr wenig zuversichtlich unv wird die großen Hoffnungen, die allgemein auf da» Eintreffen Lord Robert-' und neuer Verstärkungen auf dem KriegStbeater gesetzt werden, wesentlich berabvrücken. A«S Latztzsmith wird über Pietermaritzburg gemeldet, der Gesammt- Verlust der Engländer von Beginn der Belagerung bi» znm 22. December beträgt 70 Todtc und 23V Ver wundete. ES seien viele TyphuSsälle im Lager vor gekommen. Die Boeren batten die Haubitze auf dem Sur- prisehill, die die Schützenbrigade am 1t. diese» Monat erobert batte, durch eine andere ersetzt. Sie führten Erd Werke auf dem Lombardkop für die Aufstellung weiterer Geschütze aus und verstärkten ihre Stellung auf dem ncben- liegenden Hügel. Das Gerücht, Lord Robert- beabsichtige auf den nrspriing lichen engltschen Feld;u»»-lan zurückzukouunen, indem er mit Uebermacht au» der Eap- colonie gegen Bloemfontein lo- operiren wolle, scheint sich nicht zu bestätigen. Der General Darren, welcher mit seiner neuen Division Lord Metbueu zu Hilfe kommen sollte, ist nämlich angeblich in Pietermaritzburg einartroffen und von dort mit Extrazua nach Estcourt weitrrgereist. Von den bi»her in Eapstadt angekommenen 7 Bataillonen seiner Division sind 5 aus dem Wege nach Natal, mit ihnen eine Batterie «nv eine SchiffsladungMaulthiere. DaS scheint darauf binzudrutru, daß die englische Heeresleitung nach wie vor dem östlichen Kriegsschauplätze die größte Beachtung zu schenken gedenkt. ES wird indessen noch geraume Zeit dauern, bi- da- er wartete Eintreffen weiterer Verstärkungen sich oun auch that- sächlich bemerkbar machen wird. Nock, flud nicht einmal die bisher in Südafrika riugrtroffrnen Truppe« genügend mit Transportmitteln und Zugthieren versehe», und jetzt sollen drei weitere Divisionen, sowie dieDromanrts »ud Freiwilligen mit solchen au-gestattct werden. Da- wird lange Leit er fordern, und die neuen Verstärkungen werden, wenn sie in Eapstadt und Durban au-geschifft )md, dort sich bi- aus Weitere- abwartend verhalten müssen, statt eine schnelle Wendung herbrizusübren. Inzwischen dürft« da- Geschick Ladvsmilh- und vielleicht auch da- Buller'- und seiner Leute entschieden sein, wenn letzterer nicht eiligst sich »ach Pieter maritzburg rückwärts concentrirt. Der Corrrspondent der »Daily Mail* in Pietermaritz burg giebt folgende Darstellung von der «e-uatzme »er englische« »eschittze tet L»le«s» durch di« Boeren: »Das Ende kam um 5 Uhr Nachmittag-, al» die Boeren, welche sahen, daß da- Feld klar war und daß die Marinegeschütze auf dem entfernten Höhenrücken nicht auf sie schießen konnten, ohne unsere eigenen Leute ,n treffen» drei Mann vorschicktrn, di« hinter einem Hügel vorgerittra kamen und direct anaeflcht« der hilflosen Batterien auf da« au-grtrvckaete Alußtbal »«ritte», in dem sich diese befanden. Einrr der drei Bornn trug
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