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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.01.1901
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-01-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19010107017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1901010701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1901010701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1901
- Monat1901-01
- Tag1901-01-07
- Monat1901-01
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Ämlsökatt des Königlichen Land- und Amtsgerichtes Leipzig, des Nathes und Nolizei-Ämtes der Ltadt Leipzig. ^?ll. Montag den 7. Januar 1901. Anzeigen-Preis die 6 gespaltene Petitzeile SS H. Reclamev unter dem RedactionSstrich («gespalten) 75 H, vor den Familiennach» richten (S gespalten) 50 Tabellarischer und Ziffernsatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen und Lffertenannahme 85 H (»xcl. Porto). Ertra-Veilagen (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbeförderung SO.—, mit Postbeförderung ^l 70.—» Annaifmeschluß für Anzeigen: Ab end-Ausgabe: Vormittag« 10 Uhr. Morgen-Au-gabe: Nachmittag» 4 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je ein» halbe Stund« früher. Anzeige« sind stet« an die Ex»ah!tisn zu richte«. Die Expedition ist Wochentag« ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis Abend» 7 Uhr. Druck und Verlag von E. Volz io Leipzig. 95. Jahrgang. Zur Entwickelung -er sächsischen Finanzen. VI. Wenn man einen Blick in die ältere sächsische Finanzgeschichte ihut, so sind es wahrlich nicht viel lichte Stellen, die man zu sehen bekommt. Die größere lichte Stelle ist eigentlich nur die Regierung Bater August'», de» Manne» mit dem nüchtern haus backenen Verstände. Unter den Johann Georgen beginnen sich die Finanzen zu verschlechtern; e» wird schon auf die Zukunft hin geborgt, und das nicht wenig; aber das ist eigentlich doch Alles nichts gegen die polnische Wirthschaft unter Friedrich August I. und Friedrich August II. Während der Erstere wenigstens noch den größten Theil der Einnahmen für sich verjubelte, überließ sein Nachfolger dieses Geschäft seinem Minister, dem Grafen Brühl, und der besorgte denn auch die Aussaugung des Landes auf'» Gründlichste. Vor ihm war eigemlich nichts niet- und nagelfest, und da er die Hände der Unterthanen nicht einzeln nehmen konnte, so nahm er gleich die ganzen Kerle und steckte sie in die Regimenter, und ließ sich dafür noch einen Batzen bezahlen. Mit dem Grafen Brühl war ein neuer Lucullus oder Caligula aufgestanden, er war ein Schlemmer erster Elaste und Gauner obendrein, dabei waren seine Gaunereien zum Vortheil seiner Caste so offenkundig, daß sich sein Leben wie eine Satyre auf den Haushalt eines Staates liest. Während der Regierungs zeit dieses ehemaligen Kammerpagen, oder, wie ein Geschichts schreiber in gerechtem Zorne auSruft, Lakaien, geht eS in der Entwickelung der sächsischen Finanzen nicht mehr vor-, sondern rückwärts, und e» ist nur ein Wunder, wie das Volk damals diese Steuern noch aufbringen konnte. Anläufe dagegen wurden frei lich genommen, aber sie nützten nichts und konnten nichts nützen, denn die Stände hatten ihren Einfluß verloren und wenn ein mal Jemand aus der Bürgerschaft oder dem Adel Vorstellungen wagte, so wurde mit der Naturalverpflegung der Truppen gedroht. Vor der Verpflegung und Jnshausnehmen der Sol daten hatte man aus guten Gründen Furcht. Der Leipziger Bürgermeister vr. Küstner hat manche Einwendungen erhoben und vor ihm hatte man in Dresden noch Respect, aber es nützte nichts. So lange die Gläubiger, insbesondere Juden und Holländer, borgten, so lange ging der Karren, und daß er schließlich aus dem tiefsten Schlamme herauskam, dafür sorgte die Geduld, der Fleiß, die Genügsamkeit und die angestammte Treue des Sachsenvolkes. Das wußten auch die Geldgeber, und es erscheint sehr wahrscheinlich, daß eine Jude, um Geldgeschäfte mit Brühl zu machen, diesem nicht nur Geld anbot, sondern unterthänigst bat, als Provision seine schöne Tochter anzu nehmen. Vorher hatte schon Friedrich August I. die Steuerschraube gründlich angezogen, bei der wir uns noch aufhalten müssen, von den Specialsteuern und Umlagen hatten wir schon im vorigen Artikel berichtet. Trotz der vielseitigen Veräußerungen und Ver pfändungen häufte sich von einem Land- und Ausschußtag zum anderen die Zahl der zu liefernden Pfennige und Quatember immer mehr, besonders, weil die Bedürfnisse für das Militär sich fortwährend steigerten und auch der Aufwand de» Hofes un geheuere Summen verschlang. Die bisher für das Kriegswesen gewöhnlich bewilligten und durch Pfennige und Quatember auf gebrachten 700 000 Fl., welche durch einen dem König zum freien Gebühren überlassenen Quatember verstärkt worden waren, reichten bei Weitem nicht mehr zu. Mächtig stellte sich dies auf dem Landtage vom Jahre 1711 heraus, als nicht blos der jähr liche Militärbedarf zu 1 Million Thaler berechnet, sondern auch für außerordentliche Bedürfnisse in dieser Hinsicht eine zweite Million, und außerdem noch 1054 070 Fl. für die von der Kammer zu den Kriegsbedürfnisten gemachten Vorschüsse verlangt wurden. Die Stände konnten es nicht umgehen, in ihrer Be willigungsschrift vom 24. März 1711 nicht nur die 700 000 Fl. mit 240 000 Fl. auf zwei Jahre monatlich durch Vz Pfennig und Quatember, sondern auch noch 195 000 Fl. auf diese zwei Jahre an Pfennigen und Quatembern zu verwilligen. Dagegen ließen sie sich auf die Million für die außerordentlichen Kriegs- bediirfniste nicht ein, weshalb der König (31. März 1711) den Versuch machte, die Ritterschaft zu bewegen, gegen Erlaß de» schon bewilligten Donativs die auf den adeligen Lehen haftenden Ritterpferde mit 1000 Fl. binnen fünf Jahren abzukaufen, worauf die Ritterschaft aber nicht einging. — Noch hatte der König auf diesem Landtage die Uebernahme von 21/2 Millionen Schulden verlangt, die durch wiederkäufliche Veräußerungen an Land und Leuten und durch Verpfändung von Kostbarkeiten entstanden waren. Allein die Stände wollten blos 200 000 Fl. davon versichern, wobei die Wiederbezahlung aus dem besonderen Fonds für die dem König überlassene Million Gulden und zur Ab tragung der neuen Steuerschulden geschehen sollte. Doch da der Landesherr hieraus nicht einging, so wurden auf die nächsten 2 Jahre 6 Pfennige und 6 Quatember dazu bewilligt, und noch außerdem 50 000 Thaler versichert, die nach Erledigung des Rückstandes von der Million Gulden bezahlt und bis dahin mit 6 Procent verzinst werden sollten. Dies Alles hinderte nicht, daß der König wiederum sofort zu einseitigen Besteuerungen griff, indem er nicht nur (25. Juli 1711) die frühere, jetzt in ihren Ansätzen erhöhte Vermögens steuer ausschrieb (welche indeß die beiden letzten Jahre aus der Obersteuereinnahme als ein Capital verzinst und mit 5 vom Hundert nach und nach wieder abgetragen werden sollte), sondern auch (Anfang 1712) eigenmächtig die ausgeschriebenen Pfennige und Quatember um 1 Pfennig und 2 Quatember erhöhte. Ein ständischer Ausschußtag (seit dem 14. Februar 1712), wir folgen hier, wie früher, Äretschel in seiner Geschichte des sächsischen Volks und Staate», drang indeß auf den gänzlichen Wegfall jener Vermögenssteuer,indem er dem vornehmlich gebrauchtenVorwande, daß durch diese Besteuerungsart eine Erleichterung der mit Pfennigen und Quatembern beschwerten Unterthanen herbei geführt werde, entgegensetzte, daß gerade diese am meisten ge troffen werden würden. Nur ein Darlehn von einer Million Gulden wollte er dem König gewähren, und dasselbe sollte binnen 5 Jahren wieder bezahlt werden, wofür der Ausschuß jenen Fonds für die dem Fürsten früher gewährte Million, weil hier von über die Hälfte bereits abgeführt und bei verringerter Zins rechnung da» Bedllrfniß bedeutend gesunken sei, sowie für 1712 3^ Quatember und 1 Pfennig und die (Überschüsse anderer Casten anwieS. Gerade deswegen aber wollte der König, der dafür die Vermögenssteuer und die einseitig ausgeschriebenen Pfennige und Quatember fallen lassen sollte, auf jenes Darlehn nicht eingehen, worauf die Stände auf die fünfjährige Zahlungs zeit jährlich 4 Pfennige und 4 Quatember aussetzen und nöthigen- falls auch das 6. Jahr damit fortfahren wollten. D?.;u sollten au» den Ueberschüssen der anderen Lassen 30 000 Fl. und das ritterschaftliche Donativ von 100 000 Fl- gebracht werden und die Ritterschaft zu dem Darlehn 150 Reichsthaler auf jedes Pferd, sowie die Städte 70 950 Reichsthaler beitragen. Allein der König ließ dessenungeachtet die einseitig ausgeschriebenen Pfennige und Quatember fortdauern, und als die Stände der weitern Beibehaltung derselben auf noch ein Jahr widersprachen, erklärte der Fürst, daß er, ehe er jetzt seinen Unterthanen etwas Mehreres zumuthe, lieber von seinen Remtern, Rechten und Ein künften etwas gegen Vorschüsse wiederkäuflich überlassen wolle, um das zu decken, was ihm zur Sicherung des Landes und Her stellung eines anständigen Friedens noch nöthig sei. Zugleich ward jetzt die Vorwegnahme der bewilligten Steuern häufiger, und da dies im Jahre 1712 geschehen war, so mußte der König, um diesen Abgang zu ersetzen, bereits im Februar 1713 den stän dischen Ausschuß auf's Neue zusammenberufen. Auf diesem Ausschußtage wurde den Ständen von dem ge heimen Concil mündlich (worüber sie Beschwerde zu führen nicht versäumten) der Plan zu einer durch Decret vom 6. März 1713 in Vorschlag gebrachten Staatslotterie mitgetheilt, wo nach bei 1000 Loosen, jedes zu 100 Thalern Einlage, 100 Haupt gewinne, die zusammen 250 000 Thaler betrugen, und 900 mit dem Wiedergewinn der Einlage Vorkommen sollten. Von Zeit der Ziehung an sollten die Hauptgewinne mit 4 Procent, die anderen mit 5 Procent bis zu der nach 20 Jahren erfolgenden Wiederbezahlung des Capitals verzinst werden, die Landschaft aber sich für Capital und Zinsen verbürgen. Doch weigerte sich die letztere, nachdem sie sich mit Wehmuth, doch kräftig gegen die Vorwegnahme der Steuern ausgesprochen, auf diese An träge rinzugehen, bis sie nach mehrfachen, besonder» von dem Oberschenk Grafen Vitzthum von Eckstädt gepflogenen Unterhand lungen wiederum 1 Million Gulden dafür bestimmte, welche mit 6 Procent von Zeit der Capitaleinlegung in die Lotterie bis zur gänzlichen Abtragung verzinst werden sollten, wobei die für die früheren 2 Millionen aufgelegten Jmposten und Quatember auch zur Versicherung dieser Million angewiesen wurden. Doch verlangten die Stände eine aus ihrer Mitte gewählte Deputation, die den Plan der Lotterie weiter erwägen und zur Ueberwachung derselben verschiedene, den Ständen wegen ihrer Verwaltung ver antwortliche Landescommissarien ernennen sollte. — Einen neuen Vorschub von 500 000 Thalern zu 6 Procent mußten gegen Aus stellung von Steuerscheinen die Stände auf dem Ausschußtage 1715 zur Bestreitung der Kriegs bedürfnisse leisten und auf dem Landtage des fol genden Jahres 1787142 Fl. 18 Gr. als Ersatz für die wiederum im Voraus wcggenommenen Kriegssteuern des Jahres 1716 verwilligen. Diese große Summe sollte in Holland geborgt und in 9 Jahren wieder bezahlt werden, wobei man ebenfalls auf jenen Fonds zur Abtragung der alten und neuen Million, der neuen Steuerschulden und der Lotterie von 1713 verwies, und der daher zu den Jmposten noch jährlich (1717—1719) 7Vz Pfennige und 14 Quatember verwilligt erhielt. Ferner wurden 1718 von den Ständen 1700 000 Meißnische Gülden zur Deckung einer abermaligen Vorwegnahme der Kriegssteuern für 1718 und 1719 und zur Einlösung des Antheils an der Graf schaft Mannsfeld von Hannover übernommen und di« deshalb ausgestellten Steuerscheine bereits auf die Milizgclder von 1725 bis 1731 angewiesen, deren Caste dann durch Credit wieder be friedigt werden sollte. Daß bei der darauf folgenden Landes versammlung (1722) der nordische Krieg bereits beendigt war, half nichts, und die Kriegsbedürfnisse erheischten 200 000 Fl. überhaupt, ferner 200 000 Fl. (Vie für den äußersten Nothfall bis auf 278 571 Fl. sollten vermehrt werden können), und 125 000 Fl. an die Kammer für die in dieser Hinsicht ge machten Vorschüsse. Dabei übernahmen die Stände noch 323 809 Fl. 11 Gr. für Wiedereinlösung des Amtes Borna, während der König allein das Amt Gräfenhaynichen von seinen Kammereinkünften wieder einlösen wollte. Wenige Jahre dar auf (1725) mußte sich der Ausschuß trotz seiner Vorstellungen über die traurigen Zustände der Bewohner des Landes bequemen, die gewöhnlichen Milizgelder von 700 000 Fl. abermals durch monatlich Pfennig und Quatember um 240 000 Fl. (wobei es auch auf dem Landtage 1728 blieb) zu erhöhen, wo gegen der König 1200 000 Thaler zur Reparatur der Festungen und 5000 Thaler zu sonstigen Militärbedürfnissen gefordert hatte. Nur die Drohung mit der so sehr gefürchteten Natural verpflegung der Soldaten bewog die Stände zu jener Bewilli gung, zu der übrigens noch 1728 eine Summe von 1430 000 Fl. für Kriegsbedürfnisse kam, welche die Obersteuereinnahme von den Ueberschüssen anderer Steuern oder vermöge des Landes- credits binnen drei Jahren wiederbezahlen sollte. Auf diese Weise sollte es auch mit einer zu gleichem Zwecke von dem Land tage 1731 verwilligten, 2 226 000 Gulden betragenden und 1732 bis 1734 jährlich mit 742 000 Fl. zu entrichtenden Summe ge halten werden. So konnten freilich manche andere Forderungen, z. B. von 130 000 Thalern zur Wiedereinlösung des Amtes Wiesenburg, nicht befriedigt werden, und da der Landescredit so vielfach in Anspruch genommen wurde, so war eine Vergröße rung der Steuerschulden, die besonders unter der folgenden Re gierung zu einer furchtbaren Höhe anwuchsen, unausbleiblich. Doch wuvde allerdings ein Theil der während des schwedischen Krieges gemachten allmählich abgetragen, so daß sogar 1728 dem Lande 4^/2 Pfennige und 6 Quatember erlassen werden konnten, wozu 1731 der Wegfall von noch 1 Pfennig und 1 Quatember kam. Jene im Jahre 1725 angedrohte Naturalverpflegung des Militärs wurde aber während dieses Zeitraumes sonst noch oft genug den Unterthanen angesonnen, gab aber eben so oft zu den nachdrücklichsten Beschwerden der Stände Veranlassung. So er klärten dieselben im Jahre 1708, daß die Naturalverpflegung, auch wenn sie auf das Sparsamste eingerichtet werde, dennoch alle Geldverwilligunqen übersteige, und daß in manchen Dörfern kein Brod mehr vorhanden fei', denn das von den Kin dern erbettelte müsse den Soldaten gereicht werden. Dessenungeachtet blieb es hinsichtlich der Cavallerie, die schon 1697 von den Standquartieren Gelder zu ihrer Verpfle gung erhalten hatte, und 1714, als sie auf's Land verlegt wurde, von den Quartieren nach dem Schockst»ße vertheilte Rationen erhielt, bei dieser Einrichtung, und die Ordonnanz vom 21. August 1728 ordnete zugleich einen Geldbeitrag von 2 Groschen täglich als so genannte Mundportion zur persönlichen Verpflegung der Cavallerie an. Von diesen ohne ständische Bewilligung auf kommenden Cavallerieverpflegungsgeldern sind ab«r noch die Naturallieferungen für die Armee zu unterscheiden, welche seit 1681 und 1682 in einer Metze Korn und einer Metze Hafer von jeder steuerbaren Hufe bestanden und, nur 1692 wegen Miß wachses unterbrochen, auf verschiedenen Landesversammlungen verlängert wurden. In die Bewilligung wurden sie insbesondere seit 1722 wieder ausgenommen, waren aber früher vom König mehrmals einseitig ausgeschrieben worden, wie zum Beispiel 1715 bei der Rückkehr der sächsischen Truppen aus Polen. Unermeßliche Summen fanden auf diese Weise ihre Haupt abflüsse im Soldaten- und Hofluxus. Träumend und gaffend und ohne Nachdenken bewunderte das Volk den Glanz der Feste, von denen damals die Zeitungen voll waren. Drückender, als sie es nach dem Sinne des Machthabers vielleicht sein sollte, wurde die Abgabenlast für die Landesbewohner, weil Unbehilflichkeit und Pflichtvergestenheit bei der Finanzverwaltung, gestützt auf Mangel an Controle oder an Scharfblick bei derselben oder auf den Schutz hoher Gönner, sich manche Vernachlässigungen und Veruntreuungen zu schulden kommen ließen, wovon theil» die Landtagsacten damaliger Zeit genugsam zeugen, theil» selbst der höfische Lobredner der Ueppigkeit nicht umhin kann, zu reden. Denn indem er von einer furchtbaren Hungersnoth spricht, welche in den Tagen der zur Vermählung des Kurprinzen veranstalteten glänzenden Feste das Erzgebirge und seine fleißigen Bewohner drückte, und erwähnt, daß dem Herzoge von Sachsen-Gotha eine Menge Getreide für die Armen abgekauft worden sei, äußert er: „Allein, weil die Sache durch der Juden Hände gegangen, so ist die Frage, ob der Preis des Getreides der Armuth zu Statten gekommen, wie es des Königs Majestät gewünscht haben?" Dazu kam in Bezug auf die Verwaltung, daß für jede neue Abgabe, , di« nur irgend von einiger Bedeutung war, eine besondere Finanz- behörde oder wenigstens besondere Fonds errichtet wurden, die nöthigenfalls mit einander in Proccsse gerathen konnten. So sahen wir das Acciscoll-gium, den scge.iannten Millionenfonds und andere dergleichen Anstalten entstehen . So entstand eine neue Behörde zur Revision und Berichtigung der Steuer- und Kameralrechnungen im Jahre 1707, welche ein Präsident und einige Oberrechnungsräthe bildeten. Doch findet man erst bei den Verhandlungen des Ausschußtages vom Jahre 1715 diesen Oberrechnungsrath erwähnt, indem die Stände damals die Ab nahme der Rechnungen wiederum dem Obersteuercollegium über tragen wissen wollten. In einer königlichen Resolution vom 30. März 1715 wurde indeß bestimmt, daß nur einige landschaft liche Deputirte zu dem Oberrechnungsräthe abgeordnet werden sollten. Bei dieser Entschließung blieb es, ungeachtet dir Stände an das alte Herkommen erinnerten, nach welchem die Rechnungs abnahme nur von einer ständischen Deputation erfolgt sei. Doch bestätigte der König die nach Maßgabe der älteren Verfassung aus vier ritterschaftlichen und vier städtischen Abgeordneten be stehende Deputation der Stände. Gleich im Anfänge der folgen den Regierung (1734) wurde indeß dieser Oberrechnungsrath in die aus den abgeordneten Räthen anderer LandeScollegirn be stehende Oberrechnungsdeputation verwandelt. Die Einrichtung einer strengeren Aufsicht vermochte indeß nicht, wie aus dem Angedeuteten genugsam hervorgeht, den Ver fall der Finanzen und des durch Veräußerungen und Ver pfändungen zerrütteten KammerwesenS aufzuhalten, ob gleich einzelnen hierher gehörigen Theilen der Verwaltung eine größere Sorgfalt gewidmet wurde, besonders wenn sie für den Geldbedarf unmittelbar Vortheilhaft schienen. So wurde unter Friedrich August I. dem ohnehin nie von seinen Vorfahren Ver nachlässigten Bergbau eine vorzügliche Aufmerksamkeit gewidmet, und während das im Jahre 1661 errichtete Bergrathscollegium wieder aufgehoben wurde und nach der Kammerinstruction vom 16. Oktober 1711 die Kammer nebst den Bergräthrn da» ge- Feuilleton. Ainderleid. Von Bois-Plessi. Autorisirte Uebersetzung au» dem Französischen. ».achdru i verböte». Es war im Herbst. Langsam verwandelte sich das Blau des Himmels in «in milde» Grau, und die welken Blätter lösten sich von den Zweigen, fielen zur Erde und wurden von dem Winde weitergeführt, bis sie die Füße der hastenden Men schen zertraten. Während die Natur sich gleichsam zur Ruhe rüstete, begannen die Menschen einen neuen Abschnitt ihrer Existenz, der doch immer dasselbe Hasten, dasselbe Pläneschmieden und das Denken an da» „Morgen" mit sich bringt. In den Läden waren die „Winterneuheiten" auSgelegt und Seid«, Sammrt und Pelz« zogen manchen verlangenden Frauen» blick auf sich. Vor einem eleganten Geschäft stand, ganz in Bewunderung und Verlangen versunken, der Gegenwart entrückt, Magda Ferrier, die Frau det jungen und schon berühmten Bildhauer». Sie wußte, wie gut sie all' die reichen, weichen Stoffe kleideten, wie sie ihrer eigenthümlichen Schönheit noch zur Folie dienten, und e» wurde ihr schwer, in Anbetracht der bescheidenen Verhält nisse, in denen sie lebte, auf die eleganten Toilettenstücke Ver zicht leisten zu müssen. Da» ewige „verzichtenmüffen" ver- bitterte Magda Ferrier, machte sie ungeduldig und schroff in ihrer Art, sich zu geben, so daß man oft an ihrer Herzentgllt« zweifeln konnte. So kam sie denn auch heute von ihren AuSgänaen sehr ver stimmt und mit einer tiefen Falte zwischen den Augenbrauen Al» der Gatte da» bemerkte, spiegelte sich auch auf seinem Gesicht», d« Ausdruck einer tiefe« Verstimmung; di« klein« Alice, da» vierjährige, reizende Töchterchen, hörte mit ihrem Geplauder erschreckt auf, al» sic die finsteren Gesichter der Eltern sah, und daS Frühstück begann in der Stille, die einem Sturm voraus zugehen pflegt. Magda sprach nicht, und auch Wilhelm schwieg; Jeder schien zu empfinden, daß seine Worte den Anderen verletzen würden. Endlich jedoch kam die inhaltsschwere Frage, welche die junge Frau schon so lange bereit hielt. „Wilhelm!" . . . sagte sie in herausforderndem Tone. Er zog die Augenbrauen zusammen. Den Ton kannte er, der bedeutete nichts Guter. „Was?" fragte er kurz. „Wann kaufst Du mir den Pelzkragen, den Du mir schon so lange versprochen hast?" „Sobald eS mir möglich sein wird!" „Und wann wird daS sein? . . ." Er zuckte die Achseln: „Weiß ich nicht! . . . Oh! bist Du bald fertig mit Deiner ewigen Quälerei?" Magda brauste auf: „Wie! Ich quäle Dich, weil ich «in nothwendigeS Kleidungsstück von Dir verlang«? . . . DaS ist stark! ... Ich hab« nicht» umzubinden! ... Ob ich diesen Winter friere, ist Dir freilich gleickgiltig. Jetzt wurde auch Wilhelm heftig: „Nun, da bist Du ja wieder bei Deinem beliebten Thema! ... Ich thue, was ich irgend kayn! . . . Wieviel kostet denn dieser verdammte Pelz kragen?" „vier- bis fünfhundert Francs ... Die Frau des Bild- Hauer- Ferrier kann nicht wie ihr Dienstmädchen gehen!" „Sehr schön!" spottete der Mann . . . „hättest r» mir gleich sagen müssen! ... Um Dich warm zu halten, würde auch Kaninchenfell genügen! ... Um Deine 500 Francs zu haben, mußt Du warten, bi» ich einen neuen Auftrag bekomme! . . . Und nun hab« ich für heute genug davon!" Wilhelm war heftig, wenn er in dem Tone etwas befahl, dann wußte seine Frau, daß e» rathsam sei, wenigsten» für de« Augenblick zu schweigen. Sie schwieg, aber sie empfand Groll, fast Haß gegen den Gatten. Alice saß regungtlo» in ihrem hohen Stuhl; da» Kind hatte aufgehört zu essen und sah mit feuchtschimmernden Augen ängst lich von Einem zum Anderen. Gleich darauf warf Wilhelm seine Serviette auf den Tisch, stand auf und ging zur Thür. „Du gehst aus?" fragte Magda kurz. „Ja", kam es schroff zurück, „warum?" „Warum?" . . . schrie sie laut und erregt . . ." nun wun dert eS mich nicht mehr, daß ich das Nothwendigste entbehren muß, und daß wir bei den Lieferanten Schulden haben! . . Wenn man ausgeht, statt zu arbeiten, wenn man im Cafö und nicht im Atelier ist, dann natürlich . . ." Wilhelm unterbrach sie wüthend. „Recht so, beklage Du Dich! ... Du ganz allein bist daran schuld! Wenn ich zu Hause ein freundliche» Gesicht und Ver« ständniß für meine Arbeit fände, dann würde ich wahrscheinlich öfter daheim sein! ... Ich gehe Dir aus dem Wege, Dir und Deinen ewigen Ansprüchen, Deinen ewigen Klagen." Bis ins Innerste erregt, antwortete sie, wa» der Zorn ihr eingab. Schlag auf Schlag gingen Rede und Gegenrede, und jedes Wort traf nur zu oft bei dem Gegner einen wunden Punct. Und eine Scene folgte, wie sie sich jetzt so oft zwischen dem Ehepaar abspielte. Al» sie sich Alle» vorgeworfen hatten, wa» ihnen nur irgendwie einfiel, sank Magda weinend auf einen Stuhl, und Wilhelm warf dröhnend die Lhüre hinter sich ü». Vergessen auf ihrem hohen Stuhle befand sich die klein« Alice, deren ganzer Körper bebte. Als Magda'» Erregung und di« Lhränen nachließen, ver sank sie in Grübeleien über di« Vergangenheit und dir so traurig, Gegenwart. Wie schön hatte sie sich da» Leben au brr Gerte eines Künstler» gedacht. . . Und nun . . . statt de» geträumten Glück», statt der Auszeichnungen, die ihr al» der Frau eine» berühmten Künstler» dargebracht wurden? . . . Nicht» al» mühevolle« Ringen, um nach außen deu Schei« zu wahren und ein ängstliche» Warten auf „Bestellungen". Und dann, Wilhelm «ar auch nicht in d«r Eh« da» g«w«s«n, wa» st« sich grdacht. Mit seiner bestimmten, ein wenig brüsken Art, die ihr an dem Ver lobten gefallen, schien er ihr nun zu zeigen, daß er der Herr sei, und von Tag zu Tag lehnte sie sich mehr dagegen auf. Der Gatte seinerseits sah mit bitterer Enttäuschung, wie wenig von dem jungen, für die Kunst enthusiasmirten Mädchen bei dem Weibe an seiner Seite übrig geblieben war, die so gar nicht auf seine Künstlernatur einzugehen verstand. So war denn die Kluft zwischen Beiden immer größer geworden, und Magda dachte daS inhaltsschwer« Wort „Tren nung" als einzige Rettung aus solcher Existenz, als verzweifeltes Schluchzen sie zusammenfahren ließ. Sie sah auf: die kleine Alice weinte laut. Ungeduldig sprang die junge Frau in die Höh« und war im Begriff, das Kind zu schelten und ihr Ruhe zu gebieten. Doch in den Kinderaugen drückte sich solche unerklärliche Verzweiflung aus, daß die Mutterliebe stärker war als Ungeduld. Sie nahm die Kleine auf den Arm und sagte zärtlich: „Weine nicht, mein Liebling! . . . wa» hast Du denn?" DaS kleine Mädchen gab kein« Antwort. Die zurückgehaltenen Thränen ließen nun den ganzen zarten Körper in Schluchzen erbeben, und während die nird lichen Händchen sich ineinander krampften, legte sich um d«n ganz blassen, süßen Kindermund ein Zug herben Schmerzes. Erschreckt liebkoste Magda da» Kind, fragte und streichelte immerzu! Vergebens! Da» Kind beruhigte sich nicht. Die Thränen versiegten allmählich, aber auch di« Kräfte schwanden. Bald ging der Athem nur noch ganz schwach, da» Schluchzen setzte au» und wurde zu einem herzzereißendrn Jammern; rin Jammern und Wimmern, da» da» Herz der geängstigt«« Mutter erbeben ließ. . . Und Wilhelm kam nicht! Er machte e» oft so; wenn «ine gar zu stürmische Scene zwischen den Satten stattgrfunde» hatte, dann vermied er e». Magda noch an demselben Tag« wiederzu- sehen, und in schweigendem Einverständniß wurde darauf zwischen Beiden da« Leben wieder ausgenommen, al» wenn nicht» geschehen wäre. > Mitternacht war vorüber, al» Wilhelm 8«rri» l«is« d«n Schlüssel im Schloß mit dtt «tficht mndrcht»^»
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