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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.01.1901
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-01-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19010111016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1901011101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1901011101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1901
- Monat1901-01
- Tag1901-01-11
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Freitag dcn 11. Januar 190!. Anzeigen-Prei- die 6gespaltene Petitzeile 25 H. Reklamen unter dem Redactiontstrich (»gespalten) 7b H, vor den FamUienuach» richten («gespalten) bl) Tabellarischer und Ziffernsatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisungen uud Offertenannahmr 25 H (excl. Porto). Ertra-Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgen.Ausgabe, ohne Postbesörderung SO.—, mit Postbesörderung 70.—» Ännadmeichlub für Anzeigen: Abend-AuSgabe: Vormittags 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittags 4 Uhr. Lei den Filialen und Annahmestellen je ein« halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets an die Ervedffiss zu richren. Die Expedition ist Wochentags ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis Abends 7 Uhr. Druck uud Berlag von E. Volz tu Leipzig. 95. Jahrgang. Der Reichskanzler Graf von Lütow und der südafrikanische Krieg. m. Nach der Haager Conferenz schrieb der zweite französische Vertreter, Baron d'EstonrnelleS im Pariser „TcmpS": „Man denke nur, dass die Feuerwehr sich einmal nicht beeilen wollte, zu einem Brande zu fahren, würde nicht da daS Publicum, Männer, Frauen. Kinder, bis in die Caierne dringen, sie zu holen? Nun denn, der Krieg ist ein ungeheurer Brand, zu dessen Bekämpfung die Haager Conferenz Hilssposten organisirt bat. TaS Publicum wird also „Feuer" schreien, statt „zu den Waffen" zu rufen, das Volk wird den Alarmknops drücken, das Volk wird in Wahrheit das Haager Tribunal eiuberusen, sobald eS nur etwa- von seiner Existenz erfährt." Gras Bülow will dem Volke den Feuerruf erst dann zu- gestedrn, wenn dir Wand am eigenen Hause warm wird, wenn daS eigene Interesse berübrt wird. Tie Hoffnung auf die Macht der öffentlichen Meinung, die der Franzose aus gesprochen, hat sich ja bis jetzt als illusorisch erwiesen, aber daS Recht, ja die Pflicht beS öffentlichen Gewissen-, sich ein Urtbeil zu bilden und auszusprechen, kann und darf nicht be stritten werden, daS wäre ein Rückfall in die Barbarei. DaS wäre auch gegen die vom Reichskanzler so stark betonten Interessen des deutschen Volkes, denn es ist gewiß wabr, was die erwähnte Convention auSspricht, daß auf den Grund sätzen de- Rechtes und der Billigkeit die Sicherheit der Staaten und das Wobl der Völker beruhen. Es darf vielleicht noch an ein Wort von Goethe erinnert werden, selbst auf die Gefahr, daß auch er vom Reichskanzler unter die Moralpbilosophen oder die Bierbaukpo itiker geworfen wird. In einem Gespräche, welches er in Gegenwart des polnischen Dichters Mickiewwz fühlte, betonte er die Pflicht der Höber- gebildeten und Besseren, ebenso mildernd und versöhnend auf die Beziehungen der Völker einzuwirkcn, wie die Schiff fahrt zu erleichtern, oder Wege über Gebirge zu bahnen. Der Freibandel der Begriffe und Gesüdle steigere ebenso wie der Veikcbr in Producten und Botenerzeugnissen den Reichtbum und daS allgemeine Wohlsein der Menschheit. Daß dies biSber nicht geschehen sei, liege an nichts Anderem, als daran, daß die internationale Gemeinsamkeit keine festen moralischen Gesetze und Grundlagen habe, welche doch im Privatveriehr die unzähligen Ver schiedenheiten zu mildern und in ein mehr oder minder harmonisches Ganze zu verschmelzen vermögen. Lasten wir un» die Fortschritte, die die Menschheit in dieser Richtung im vorigen Jahrhundert gemacht hat, im neuen nicht ver kümmern, wir dienen damit auch unseren eigenen Inieressen. Zn die Zukunft unsere- alten Europas greisen und weiden wobl noch mehr im kommenden Jahrhundert eingreisen zwei Großmächte, die wirtbichaftlich wie politisch immer tieferen Einfluß auf die G schicke der alten Staaten gewinnen, die Vereinigten Staaken Nordamerikas und Ruß land. Es sind fast 50 Jahre her, als Mohl über die ersteren schrieb: „Mit jedem Tage läßt sich ihr Einfluß auf die Völkerrechtlichen Berhältnisie deutlicher fühlen, und schon wird nicht nur bei der Be rechnung großer politischen Fragen ein Hauptgewicht aus ihren Willen und ihr Interesse genommen, sondern ihnen werden bereit- von den grüßten europäischen Staaten Grundsätze und Handlungen zum Ovs r ge bracht, welch« bi» jetzt als Polladine der Macht »nd de- Einflüsse- betrachtet wurden. Nur ihnen zu Liebe haben zum Beispiel im Jahre 1854 England und Frankreich ihre allen Forderungen an dir Neutralen während «ine- Seekriegs vollständig fallen lasten, da durch aber einen größeren Fortschritt im Völkerrecht gemacht, als feit Jahrhunderten geschehen war. Ob dieser Einfluß der Ber einigten Staaten aus da- Völkerrecht immer oder wenigstens vor wiegend rin so günstiger sein wird, wie in diesem Falle, wird frei lich erst die Zukunft mit Bestimmtheit zeigen; et drängen sich aber große Zweifel auf. Eine von der Volksmeinung sehr abhängige Re gierung, ein mit übermäßigem Stolz sich verehrende-, alle anderen Völker verachtendes Naiionalgefühl, ein sehr wenig au-gebildeteSRechtS- bewußtsein und Scvicklichkestsgesühl, endlich rücksichtslose Verwegen- heit sind bevenkl che Eigenschaften, wenn von Wahrung und Aus bildung des Rechts gegenüber von höchsten- Gleichen, bald wohl hauptsächlich Schwächeren, die Rede ist. Allein wie dem auch sein mag, jedenfalls ist e- von höchstem Jntcrrste, dies« Macht heran- wachsen und sich allmählich in den Völker» rkehr »nd besten be stritten» sowohl al- unbestrittene Gesetze hinemleben zu sehen." Die verstrichenen 50 Jahre baden gewiß nicht dazu beigelragen, jene Zweifel zu zerstreuen, und kein Staat hat vielleicht ein größere» Interesse daran, den Ver einigten Staaten gegenüber die Zahl der „unbestrittenen Gkietze" im Bölkeiverkehr zu vermehren unv ihre Geltung zu wahren, als gerade Deutschland. Und dies gilt auch Rußland gegenüber; eS kann Rußland, da- die Initia tive zum Haager Congreß ergriff, nicht gleichgiltig sein, wenn Deutschland, nachdem kaum die Tinte unter dessen Be chlüsten trocken geworden, nun dir Politik de« nacktesten EgoiSmuS proclamirt, und Hane Worte sind deshalb auch von dort über den deutschen Reichskanzler gefallen; wir begeben uns in der Tbat der besten Waffen zur Vertretung unserer Interessen, wenn wir den Satz aufstellen, die Politil habe mit der Moral nickt- zu schaffen. Gewiß wird Niemand verkennen, daß der diplomatische Vertreter eine- Reich- im Aussprechen seine- Urtbeil- zurück haltender sein muß, al- e- das öffentliche Gewissen sein kann, aber von dieser Zurückoaltung blS zu den Sätzen, die der Reichskanzler au-gespiochen, bi- zu der befremdlichen Mah nung, die er an das deutsche Volk gerichtet hat, ist dock ein himmelweiter Weg, und ein Bi-marck würde bei allem RealiSmu- sich wohl gehütet baden, da- sittliche Empfsi d.u des deutschen Volkes so zu veiletzen; wie wenig die Beiipiel« von Bismarck'- Verhalten in der polniichen und bulgarischen Frage hier brwei-kräfug sind, ist schoa von anderer Seit» Zvr Genüge hervorgehobea worden. Der Eindruck, den die Worte deS Reichskanzler- gemacht haben, ist aber um so peinlicher, als sich ein großer Tdeil de- Volkes nicht überzeugen kann, daß der Richtempfang des Präsident Krüger richtig gewesen sei. Ganz abgesehen von den warmen Sympathien, die man ihm entgcgengebracht, Präsident Krüger ist »ock der oberste Repräsentant eines völkerrechtlich und auch von Deutschland anerkannten Staates; »ock ist dir Vernichtung dieses Staates durch England nicht anerkannt, nvck sind die deutschen Cou'uln bei diesem Staate accreditirt; es gilt aber als ein Act äußerster Unfieundlichkeit, wenn die oberste Spitze eines Staates eS ablebnt, den oberilen Vertreter deS anderen persönlich zu empfangen. So baden wir die kigentbümliche Gegenüberstellung: nach der Haager Convention soll es nicht als Unfreundlichkeit angcseben werden, wenn ein Staat in einem ConfliCte den Streitenden seine guten Dienste anbietet. In direktem Gegensätze dazu erklärt eS England für eine Unfreundlichkeit, wenn ein Staat riesen Schlitt tbun wollte; die anderen Staaten unterlassen ihn deshalb, aber den allseitig als solchen anerkannten Act der Unfreundlichkeit, den Präsidenten der Republik nicht zu empfangen, zu begehen, trägt man in Deutschland kein Be denken. Selbst wenn man den Besuch des Kaisers bei der Königin, des einen der kriegführenden Tbeile, den Empfang Cbamberlain'S, den Besuch beim Prinzen von Wales in Altona als reine Privatacte deS Kaiser- anseben wollte, was freilich kaum möglich ist, so fragt man sich doch, ob jenes Verhalten noch reine Neutralität ist, und man ist bange davor, auch nur den kleinsten Tdeil der Mitschuld an jenem Rückfall in die Barbarei in Südafrika auf sich zu nehmen. ES ist keine angenehme Aufgabe, dem neuen Reichskanzler entgegenzutreten; das deutsche Volk bat ibn mit Vertrauen, ja mit Enthusiasmus begrüßt, weil es sich danach sehnte, wieder einen jugendkräftigen, geschickten und ibm zur Er scheinung kommenden Reichskanzler an seiner Spitze zu sehen. Man darf nicht nur wünschen, sondern auch hoffen, daß der Gegensatz, in den der Reichskanzler sich sitzt zum sittlichen Empfinden deS deutschen Volkes gestellt hat, wieder über wunden werbe, aber verschwiegen konnte dieser Gegensatz nicht werken, da- ist daS deutsche Volk der Achtung gegen sich selbst schuldig. Ten Naib, sich nm Rech« und Uiirecht nur ivwcil zu kümmern, als unsere Interessen in Spiet kommen, den muß daS deutsche Volk zurückweisen, denn ba nnt würbe es seine beste Kraft, bie sittliche Kraft, und bannt auch seine heiligsten Juteressea preiSzeben. Die Wirren in Lhina. Der chinesische KricgsfondS. Die „Deutsch-Asiatische Warte" schreibt unterm 25. No vember 1900: „Wenn man Soochotv al- Beispiel für andere chine sische Städte betrachtet, so erhält man einen ungefähren Begriff davon, welche enormen Summen für den Kriegsfonds aufgebracht werden. Die Beisteuer dazu ist in genannter Stadt festgesetzt auf 5GX) Taels für die Bemittelten, 10 000 Taels für reiche und 20 000 Taels für sehr reiche Leute. Natürlicher Weise tziebt Jeder d-m Beamten, die die Eintreibung besorgen, unter vielen Bitten an, daß er noch nicht halb so reich sei, als man denke, und Neil die fragliche Taxe nur nominell ist, so kann man als Durchschnittsmaß annehmen, daß von diesen drei Elasten nicht mehr als 2000 Taels, 5000 Taels und 10 000 Taels beigesteuert werden. Wenn man aber die ungeheure Zahl reicher Leute in Betracht zieht, die in einer Stadt, wie Soochotv, wohnen, so re- pr'isentirt diese Kriegscontribution eine gewaltige Summe, und es würde sch wohl für die Mächte der Mühe lohnen, sich um diesen Gegenstand etwas eingehender zu bekümmern. Es herrscht wohl kein Zweifel darüber, daß dleS Geld auch wirklich nur zu frrmdenfeindlichen Zwecken verwandt wird, und der Kaiserin-Wittwe eventuell als Mittel zur Wiedereröffnung deS Krieges dienen soll, wenn auch gegenwärtig Prinz Tsching und Li Hung-Tschang nicht müde werden, ihre einstudirten Bitten und Friedensverhandlungen in Peking bei jedem Ge sandten zu wiederholen. Wir wissen, daß die Erpressungen, die Kong-Ai im vorigen Jahre begann, die Mittel zur Erhebung gegen die Ausländer boten, und nackdem dieser Ehrenmann jetzt beseitigt ist, zeigt iich ein würdiger Nachfolger in dem neuen Gouverneur von Shensie, Tscn-Chun-Hsuan, als Vertreter nach Nanking gesandt, M't der Ordre, neue Steuern und Abgaben einzuführen, wo immer sich auch nur eine Chance bieten möge. Sicherlich ist man an maßgebender Stelle über alle diese Schachzüge der Chinesen informirt, aber dadurch, daß man diese Pläne ungehindert zur Ausführung kommen läßt, wird nach außen ein Gefühl erweckt, als sei man zu lax im Borgehen gegen die chinesische Regierung, unv von den Chinesen wird diese, wie jede andere Gelegenheit, dazu wahrgenommen, auSzuposaunen, wie unentschlossen und schwach die Ausländer sind, die eS nicht wagen, gegen diese Pläne einzuschreiten. Glaubt doch die große Maste deS Volkes im Innern der Provinzen fest und unerschütterlich weiter an die Siege der Boxer und begrüßt mit Freuden gewisse Kund gebungen, die zur „Aufklärung" deS Volkes von der chinesischen Regierung noch immer verbreitet werden. Wenn auch immer noch kein Krieg gegen China existirt, so sollten die Mächte fetzt doch mit fester Hand eingreifen, jedwede Zufuhr von Geld und Proviant an den kaiserlichen Hof verbieten, unter Androhung von Strafe jedem Gouverneur befehlen, durch unzweideutige Placate daS Volk über die wahre Sachlage auf zuklären und damit dem unhaltbaren Zustande, in dbm sich der europäische Handel und die chinesische Bevölkerung befindet, ein Ende machen. Dadurch, daß in Peking zwischen den euro- "äischen Gesandten und den chinesischen Unterhändlern Höflich- 'eitsbesuche gewechselt werden, dadurch, daß man über Friedens bedingungen verhandelt, während man andererseits unthätig zu letzt, wie die Flamme des Aufruhr« unter der Asche ruhig writer- zlimmt und durch fortwährend« Zufuhr von Brennmaterial zu neuem, heftigeren Brande entfacht werden kann, wird die Lage nur kritischer." * * L-ntztN, 10. Januar. („Reuter'- Bnreau".) Noch einem Telegramm ao« Peking vom 8. Januar Habnr die Deuticken zwei Compagnien in di« NSbe der Minggräber gesandt, wo von Unruhen berichtet worden war. (NdhU.) * Washington, 10. Januar. („Reuter's Bureau") ES wird bestätigt, baß die kürzlich zwischen dem amerikanischen Botschafter in Loudon Choate und dem engliichen Minister der Auswärtigen MarquiS LanSbowne, sowie zwischen dem amerikanischen Boisch ister in Berlin Wdite und dein deutschen Staalsfekrelär deS Auswärtigen Frhru. v. Rickthosen gepflogenen Unterredungen sich auf den amerikanischen Vorschlag betreffs der Vertagung der Unterhandlungen über die Entschädigungen und die Revision der Handels verträge mit China bezogen haben. Der Krieg in Südafrika. Vom Kriegsschauplatz sind dem Wolff'sckcn Bureau in Loudon folgende T-legramme zugeqangen, welchen zu entnehmen ist, kag das Vorspiel zu größeren, vielleicht enticheidenden Ereignissen auf der ganzen Linie in der Capcolonie begonnen bat. * Richmond, 9. Januar. Eine Patrouille von fünf Mann wurde beule von den Boeren gefangen ge nommen. 40 Mann nahmen die Verfolgung der Boeren auf. Zwei Boeren wurden geiödlet, darunter der Commandant, einer wurde verwundet und I I Pferde erbeutet. (Richmond im Westen der Capcolonie südlich von de Aar unv östlich von Victoria West ) * Piquctbcrg Road, 9. Januar. Englische Truppen halten die Gebirgspässe besetzt und werten den Boeren (West- colonne), die in zwei Abtoeilung-n über Elanwilliams, Wor cester oder Piquelberg heranrllcken, starken Widerstand leisten Die bolländiichen Bewohner der Gegend verhalten sich ruhig. * Kapstadt, 9. Januar. In der Ebene, die sich vor dem Cap zwilchen der Tafclbay und Faltcbay hinzieht, werden zur Zeit Sckanzwerke errichtet. * Graaf Reiuct, 9. Januar. Oberst Greenfell ver folgt die Boeren (Ostcolonne) durch daS gebirgige» schwer zu passirende Gelände. Seine AusklärungStruppen erhielten heute wieder Fühlung mit den Boeren, die aber vor dem Hcrankommen der englischen Truppen wieder verschwanden. Am gleichen Tage (9. Januar) bat in Transvaal ein heftige- Rencontre stattgefunden. An der Eisenbahnlinie Middelburg (östlich von Pretoria) -Komatipoort ergriffen die Boeren aleickzeitig, also planmäßig, die Offensive. Ueber die blutigen Kämpfe wird uns gemeldet: * London, 10. Januar. (Tel.) Eine Depesche des Lord Kitchcucr ans Pretoria vom S. Januar b ia.tt: Tie Boeren griffen gleichzeitig sämmllichc britischen Posten in Belfast, Won dcrsonteiN.R out d-(tzcd acht, Wildfontci» »nd Pan bei Sicht, m Rebel i« der Rocht vom 7. Januar a«. Roch schweren ttz fechten wurden die Boeren zuiückgetricben. Tie britischen Verluste be tragen 21 Todte, darunter et» Hanptmauii, 62 Ver wundete, karunter drei Officiere. Tie Boeren haben 24 Todte juril ckgclasscu. — Weiter wird gemeldet: Ein britischer (Lonvoi wurde nördlich von Krngcrs- dorp gestern von Biycr'S vommando angegriffen. Tie Boeren wurden znrückgetr ebcn und ltctzcu elf Todte zurück. Ter euglijchc Verlust betrug vier Leicht verwundete. Tie Verluste waren also auf beiden Seiten erhebliche, bei KrügerSkorp (westlich von Johannesburg und P-etona) baden die Boeren, falls die Tepescke ojficiell und nicht übertrieben ist, sich blutige Köpfe geholt, ohne etwas zu erreichen. Tie Hauptsache ist aber, daß sie eS aiifgegebeu haben, sich tbatenloS in der Defensive zu halten, sondern nunmehr mit Todes verachtung in- Feuer gehen und dem Feinde wuchtig auf dcn Leib rücken. Ein deutscher voerenkämpscr. Ein kürzlich aus Transvaal, wo er auf Seite der Boeren gegen die Engländer focht, nach Deutschland zurückgekehrter Deutscher, Herr Döring aus Karthaus bei Danzig, weiß viel Interessantes aus dem Befreiungskämpfe des kühnen Volkes zu erzählen: Das Boerenheer — so theilt er der „Voss. Ztg." mit, ist über den ganzen Kriegsschauplatz in Abtheilungen von 80—300 Mann zerstreut, die sich nöthiaenfalls sofort zu stärkeren Kom mandos vereinigen können. Eine solche Concentration erfolgt so schnell, daß die britischen Führer fast niemals über die Stärke und Stellung ihrer Gegner genau unterrichtet sind, wie das ja auch aus ihren einander oft widersprechenden Meldungen hervor geht. Die gesammte Kriegführung der Boeren geht darauf aus, die Engländer fortwährend zu täuschen und zu ermüden; — diese Absicht haben sie in den nun 15 Monate dauernden Kämpfen gründlich erreicht, und die Engländer sind des Krieges herzlich überdrüssig. Schon als ich Mitte November Transvaal verließ, be schränkten sich die Briten auf die Bewachung der Eisenbahn linien, die trotzdem fortwährend von den Boeren zerstört und außer Betrieb gesetzt wurden. Die Art, wie dies geschieht, ist, wenn nicht wirksamere Mittel vorhanden sind, wird eine Kette oder ein Tau darauf befestigt, dann werden mehrere Ochsen vorgespannt und bald ist die Schiene losgerissen. Diese Methode hat den Vortheil, daß sie kein lautes Geräusch verursacht und von den kleinsten Boerenabtheilungen ausgeführt werden kann. Eine Hauptursache der leichten Beweglichkeit der Boeren ist ihr vorzügliches Pferdematerial, fast lauter Basutoponnies. während die schwerfälligen britischen Gäule, die in Folge des schlechten Sitzen- der Reiter fast durchweg gedrückt sind, leicht ermatten. Sowie eine Boerenabthcilung Rast macht, werden Zaum und Sattelzeug abgenommen und der Gaul wird sich selbst überlasten, damit er sich fein Futter, meist GraS, suche; er ist an kein anderes Futter gewöhnt, während das schwere englische Pferd ohne Hafer und Mais auf die Dauer versagt. Wird von Neuem aufgebrochen, so genügt ein Pfiff, und sämmtliche grasende Pferde kehren nach dem Lager zurück. Ich war zehn Monate im Feldzuge, meist unter Delarey, der neben Botha, Dewet und Liebenberg der be weglichste ist. Die brauchbarsten und feldtüchtigsten Boeren sind die ganz alten und die Jünglinge von 14—18 Jahren, während die mittleren Alters, besonders die zwischen 20 und 30 Jahren, unzuverlässiger sind. Al» Meldereiter sind Jungen von 14—16 Jahren von allergrößtem Werthe, da sie sehr be weglich sind. Jeder Ausländer, besonders wir Deutschen, werden von den Boeren ohne Ausnahme sehr gut behandelt. Kommandos jedoch werden Fremden nur selten anvertraut, was ganz natürlich ist. Uebrigens kann jeder Kämpfer, ob Boer oder Ausländer, dem Führer seine Ansicht sagen, und ich habe cs mehrere Male erlebt, daß, wenn diese abgelehnt wurde, sich besonders die Boeren ins Mittel legten. Als einer meiner Freunde dem Kommandanten Delarcy einmal einen Rath betreffs der einzuschlagenden Rich tung geben wollte und Letzterer ihn schroff abwies, sagte sofort ein älterer Boer: „Zeg Delarry, die Freemdeling is to ons gekomen, om ons te helpen, je moet hemook aanhooren." Die englischen Soldaten sind über die Art der Kriegsführung und besonvers der Verpflegung sehr unzufrieven, da sich die Officiere mit dem Besten versehen und dcn Mannschaften ver zweifelt wenig übrig lasten. Es ist den Officieren ost nicht mög lich, die ermatteten und unwilligen Soldaten zum Vorgehen zu bewegen, und in manchen Truppentheilen macht sich ein bedenk licher Geist der Insubordination geltend. Auch trägt der Umstand, daß die Ueomanry, die meist aus wohlhabenden Leuten besteht, in Allem bevorzugt wird und selten an den Feind kommt, nicht gerade dazu bei, die Stimmung der anderen Trup- pentheile zu bessern. Jeder Boer ist jetzt mehr als jemals überzeugt, daß der Krieg nicht eher beendet sein wird, als bis der letzte Brite aus dem Lande getrieben ist. Selbst wenn Präsident Krüger, der übrigens, seitdem er Transvaal verlassen, an Einfluß verloren hat, oder wenn Or. Lcyds Friedensverhandlungen mit Eng land anknüpfen und in einen Waffenstillstand einwilligen sollten, würde das nicht den geringsten praktischen Erfolg haben, da jeder Boerenführer und seine Leute auf eigene Faust bis zum letzten Athemzugc weiterkämpfen werden. Der verstorbene General Joubert wird von den Boeren allgemein als Verräther betrachtet, der sich, als er sich entlarvt sah, vergiftet hat. (?) Einige Tage vor der Uebergab« Cronje's hatte Joubert mit der Gattin des englischen Gene rals White eine Zusammenkunft in seinem Zelte. Cronje war ein tüchtiger, ehrlicher Mann, aber ein solcher Starrkopf, daß er auf die Rathschläge der ausländischen Officiere, besonders des deutschen Majors Albrecht, nicht hörte und, an seinem einmal gefaßten Entschlüsse festhaltend, die Umzingelung unv Uebergabe seiner Armee verschuldete. Die Boeren sind reichlich mit Munition und Waffen versehen, die so in den Bergen versteckt sind, daß die Engländer sie nichr finden können, ohne Gefahr zu laufen, gefangen zu werden. Der Umstand, daß die Boeren die britischen Gefange nen stets wieder frei lassen, ist kein so großer Nach theil, wie man allgemein anzunehmen geneigt ist; diese Gefange nen werden um ihre Pferde, Waffen und Munition erleichtert und sind in der Regel derartig verängstigt, daß sic den Boeren nicht so leicht wieder in die Quere kommen. Die vielen von den Briten erbeuteten Pferde, die ihrer Schwerfälligkeit halber von den Boeren nicht zu gebrauchen sind, bilden einen schönen Gewinn für den Erbeuter, der berechtigt ist, die Thiere zu verkaufen, so daß sie durch Zwischenhändler wieder in die Hände der Engländer gelangen. Aber auch die Boeren- führer, die sämmtlich reichliche Geldmittel haben, zahlen für er beutet« Pferde, falls diese brauchbar sind, sehr hohe Preise. Ich verdankte dem Umstande, daß ich dreißig englische Pferde erbeutet hatte, die Möglichkeit, wieder nach Deutschland zurückzukehren. Ich hatte mich, um zu requiriren, in eine Ortschaft begeben und wurde dort von Briten überrascht und gefangen. Ich hatte die Wahl, nach Ceylon verschickt zu werden, wo die Gefangenen un menschlich behandelt werden sollen, oder mich loszukaufen. Es fand sich — rin Umstand, der die Moral der englischen Officiere kennzeichnet, — ein Kapitän, der mir gegen Bezahlung von 500 Pfund Sterling (10 000 L/() gestattete, mich in Capstadt nach London einzuschiffen. Die Reise dorthin kostete 40 Pfund Sterling (800 <M. Da ich von früher her in Folge von Er beutung und Verkauf englischer Pferde im Besitz des nöthigen Geldes war, so war ich gerettet. Ich blieb einige Tage in Lon don, wo ich verschiedentlich insultirt wurde, als man hörte, daß ich auf Seite der Boeren gesockten habe; über Harwich ging ich nach Rotterdam uns von dort hierher, um mich nach meiner west preußischen Heimath zu begeben. Deutsches Reich Vertin, 10. Januar. (Prof. v. Hertling über „katholische Wissenschaft".) Herr Professor Or. Frhr. v. Hertling ist unausgesetzt bemüht, di« Fiction einer „katholischen Wissenschaft" aufrecht zu erhalten. Er behandelt das schmerzensreiche Thema eben wieder in d«r „Literarischen Rundschau", muß sich aber bei dieser Gelegenheit „selbst gegen eine bekannteStimme aus dem eigenenLager" wenden, welche gerufen, „katholische Wissenschaft reiche gerade so weit, als es dem Papste, der Inquisition oder auch dem Jesuitenorden gefalle, ihre Be wegungsfreiheit nicht durch Jndexverbote, Bannbullen oder Scheiterhaufen einzuengen". Solchen, wie die „Germania" zu meinen vorgiebt, „unberechtigten Anschuldigungen gegenüber" weist nach dem genannten Blatte Frhr. v. Hertling im An schluste an seine früheren ausführlichen Darlegungen von Neuem darauf hin, daß die Bezeichnung „katholische Wissenschaft" wohl berechtigt sei. „Wir reden all« von orientalischer, griechischer, englischer, deutscher Philosophie, wir finden es ganz in der Ord nung, wenn etwa bei Macauley der Standpunkt des englischen, bei Ranke der des deutschen oder auch des preußischen Historikers in charakteristischen Unterschieden hervortritt. „Und nun sollte es nicht erlaubt sein", fragt Frhr. v. Hertling — nach der „Ger mania" mit Recht —, „ganz in dem gleichen Sinne von katho lischer Wissenschaft zu reden?" Wenn sonst nichts für die Existenz einer katholischen Wissenschaft beigebracht werden kann, dann ist es allerdings nicht erlaubt, von einer solchen zu reden. Herr Professor vr. Frhi^ v. Hertling verkennt doch wohl nicht im Ernste den Unterschied, der besteht, wenn ein griechischer Philo soph eine Weltanschauung, so Ivie er sie erlangt hat, wiedergiebt. und wenn ein katholischer Philosoph aus Rücksicht auf den Papst und die Jndexcongregation entweder nicht offenbart, woS sein Denken gefunden, oder das Offenbarte widerruft, nur weil es von Papst und Jndexcongregation verdammt wird. Es ist daS Moment der wissenschaftlichen Freiheit, da» Frhr. v. Herl»
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