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Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 03.06.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-06-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-189706034
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-18970603
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-18970603
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1897
- Monat1897-06
- Tag1897-06-03
- Monat1897-06
- Jahr1897
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 03.06.1897
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die Verufsgenoffenschaft eine» Verletzte» nicht eine« brstimm- ten Arzt zur Behandlung zugewtesrn hat, darf der verletzte für die «osten de« Heilverfahren«, soweit die aufgeweudetro Beträge angemesien sind, de« ihm grsetzUch zuftehenden Er» satz svldern, auch wenn er einen Arzt zugezogen hat, deffe» Person au« irgend welche« Gründen der BerufSgenoffenschast nicht genehm ist. 2. Obwohl für den Verlust eine« Auge« in der Regel nur eine Rente von 25 bi« SS'/, Prcc. der vollrente zu bewilligen sein wird, so kann in besonderen Fällen doch auch über diesen Satz hioausgrgangen werden und es ist einem Taucher der Kaiser!. Werft, der infolge de« Verlustes eine« Auge« in der Ausübung de« sehr einträg lichen Tauchergewerbe« erheblich beeinträchtigt war, eine Rente von 50 Proe. zuerkannt worden. S. Der Verlust von Ftngergltedern oder ähnliche, minder bedeutende Folgen von Handvrrletzungrn sollen nicht ohne Weitere« die Bewährung erner Rente für theilweise Erwerbsunfähigkeit rechtfertigen. In ter Regel sollen Renten unter to Prrc. der Bollrente überhaupt nicht gewährt werden, wer«, wie die Erfahrung lehrt, Brade der Erwerbsunfähigkeit, die auf weniger al« 10 Proc. geschätzt werden müßten, i« wirthschaftlichen Leben al« meßbarer Schaden nicht zum Ausdruck kommen. — Am 1. Pfingstfeiertag ist die Abhaltung öffentlicher Versammlungen aller Art, inglrichen Versammlungen der Brmeindrvertrrter, Innungen und anderer Benossenschaften auf Brund 8 « de» Besetze« vom 10. September 1870, die Sonn-, Fest- und BußtagSfeier betreffend, gänzlich, am 2. Feiertag aber, wie an Sonn- und anderen Feiertagen, vor beendetem BormittagS-BotteSdienste verboten. — Wie schwer e« wanchen Eltern wird, ihre Kinder bei der Schulentlassung mit Kleidern, WLiche u. dergl. so au«zustatten, daß sie eineStheil« zur Konfirmation in einem der feierlichen Handlung würdigen Anzüge erscheinen können, andernthetl« aber auch für den Eintritt in einen Beruf al« Lehrling u. s. w. genügend ausgerüstet find, dürfte zur Ge nüge bekannt sein. Richt so allgemein bekannt, wie r« zu wünschen wäre, dürfte e« sein, daß in Dresden unter der Leitung de« Herrn Arthur Rippe, Sekretär bei der König!. Zoll- und Steurrdirektion, nunmehr schon seit 20 Jahren ein Verein zur Konfirmanden-AuSsteuerung besteht, der bereits Tausenden von Kindern Belegenheit gegeben hat, Spar pfennige zu sammeln, die der Verein treu verwaltet und zu entsprechender Zeit diesen Kindern zum Nutzen und zur Freude derselben und ihrer Pfleger an dieselben zurückzahlt. Die während de« 20jährigen Bestehen« de« Verein« zurückgezahl ten Spareinlagen bezifferten sich am 1. Oktober 18S6 auf «75 SW M. 11 Pf. Die, Zahl oer bei dem Vereine spa- renden Kinder betrug am Jahresschluffe 189k: 22638. Kaflenftelle«, über das ganze Königreich Sachsen verbreitet, zählt der Verein zur Zeit 221. Auch in Riesa besteht eine derartige Kassenstelle, deren Inhaber zur Zeit Herr Kaufmann Eurt Hartmann, Hauptstraße 69 ist. E« dürste sich für manche Familie Riesa« empfehlen, Sparein lagen für ihre Kinder behufs einer würdigen Ausstattung der letzteren zu ihrer Konfirmation bei der genannten Kassenstelle zu bewirken. L. Reppi«. Sestern, Mittwoch, vormittag, brach in de« Wilhelm'schen Bute Feuer au«. Durch die schnelle Hilfe der Bröditzer Freiwilligen Feuerwehr wurde dasselbe bald gelöscht. Wäre genannte Feuerwehr nicht mit bewun« derungrwürdiaer Schnelligkeit am Platze erschienen und hätte sie nicht, mit so außerordentlicher Thätigkeit eingegriffeu, so konnte da« Feuer für den ganzen OrtStheil, welcher noch größtentheil« au« Gebäuden mit Strohdächern besteht, sehr verhängnißvoll werden. Die Ursache de« Feuer« war ei« schlechter Backofen mit schlechter Esse. Die Wilhelm'schen Eheleute hatten Kuchen gebacken und so war durch da« starke Anfeuern de« Backofen« da« Feuer entstanden. Meißen. Ein schwerer Unglück-fall hat sich in eine« auf Rottewitzer Flur befindlichen, von der Firma Friedrich Finke-Meißen gepachteten Steinbruch ereignet. Durch ab rutschende« Gestein wurden zwei Arbeiter ziemlich schwer verletzt. De« Arbeiter Münch wurden beide Beine zer trümmert und außerdem erlitt der BedauernSwerthe noch schwere Verletzungen am Kopfe. An seinem Aufkommen wird gezweifelt. Die Verletzungen de« zweiten Arbeiter waren leichter. Derselbe konnte wir Geschirr nach dem Ländlichen Krankenhause befördert werden, während der Erstere mittelst SiechkorbeS tranSportirt werden mußte. -j- Dresden, 3. Jun*. Prinz Friedrich August trifft a« 15. ds«. Mt«. in Leipzig ein, um einer Einladung der Universität folgend der Weihefeier beizuwohn n. Der Prinz Nimmt auch an dem Studentencommer« »heil. * Dresden. Der Umbau de« Kgl. Schlosses wird auch in diesem Jahre weiter geführt und dürfte nunmehr bald bis auf die schwierige Umgestaltung de« G.o-gcn horeS zu Ende geführt sein. Der freie Verkehr für Fußgänger durch die Schloßhöfe wird in Folge dieser Bauten wiederum für längere Zett gesperrt. Jedenfalls ist das Schloß in seiner jetzigen Gestalt eines der hervorragendsten Bauwerke der Residenz. Natürlich sind von dem Umbau auch die »n- «eren Räume getroffen worden und waren dort die Umän derungen viel schwieriger wie die äußerliche Umgestaltung. * Dresden. Boa» 6. bis S. Mai wird im Garten« Etablissement de« Bergkeller« da« diesjährige sächsische Bun« deskegelfest abgehalten. Seit mehreren Wochen arbeitet man schon an der Errichtung der Kegelbahnen und, schöne» Wetter vorausgesetzt, dürfte sich in den günstig, unweit des böhmi schen Bahnhöfe« gelegenen Räumen rin fröhliches Fest ent- wickeln. Da der Kegelsport ja nur der Unterhaltung und dem Vergnügen dient, haben die Väter der Stadt, wohl auch de« Ansinnen für diese« Wettkegl« einen Preis zu stiften, ein energische« Kopfschüttela entgrgengebracht. Die Gelder der Steuerzahler find doch auch nicht für solche Zwecke zu sammen getragen worden. Dresden. In den nächsten Tagen wird der Rath neue Vorschriften, den Btrrschank, sowie die hierbei benutzten Drückvorrichtungen in Dresden betreffend, öffentlich bekannt —»I!- tnachen. I« Wesentlichen handelt e« sich dabei darum, daß da« Schänken von Trop'- und Neigenbier verboten, über haupt die Bebahrutig bei« Bierausschank« unter die stetig« Mit Ueberwachung der Gäste gestellt und die sorgfältigste Reinigung der Btergläser vor jeder Neufüllung ««geordnet wird. Dresden Di« Ausfichten betreff« der Obsternte find in der Dre»dner Pflege wenig befriedigend. Hier und da haben ja die Kirschen gut angesetzt und auch die Birnen zetgen vereinzelt reichen Ansatz. Pflaumen find in der Meißner Gegend, so bei Gauernitz rc., wo sie besonder« zahlreich angrpflanzt find, ganz wenig zu finden. Die Aepfrl werden auch nur strichweise eine mittelmäßige Ernte ergeben. Im Allgemeinen wird kau« eine mittelmäßige Obsternte zu erwarten sein, den« die Mehrzahl der Bäume weist gar keine oder nur wenige Früchte auf; zudem hängt e« auch ganz von den WitterungSverhältnissen und-de« Ungeziefer ab, wa« von dem Ansätze zur Ausreifung gelangt. An Un geziefer ist dagegen kein Mangel. An Birnen-, Pflaumen- und Aepselbäumen sind die Raupen massig zu finden, an den letzteren aber verrichtet außerdem die BluilauS, die be dauerlicher Weise recht stark auftritt, ihr vernichtungawerk. Sie erscheint wie weiße Flecken an der Rinde, die beim Zerreiben sofort einen blutigrotben Brei ergeben. Die Be hörden haben Le« häufigen Auftreten« Liese« verderblichen Schädlinge« wegen erneut zur größte« Vorsicht ermahnt. E« hat also da« andauernd nasse und kalte Wetter wenig zur Vertilgung d>« Ungeziefers genützt. Zittau. Der Thäter des am 27. v. M. an der Galanteriewaarrnhändlerin Weiß in Rrichrnberg in Böhmen verübten Raubmorde» wird in der Person eines etwa 20 Jahre alten und au« der Nähe von Köaiggrätz gebürtigen Bäckergesellen vermuthet, welcher grauen Anzug, niedrigen, schwarzen Hut, sowie rothe Cravatte mit runden, weißen Tupfen zur Zeit der Thal getragen hat. Außer einem Geldbeträge hat der Verbrecher mehrere goldene Herren- und Damenuhren mitgenommen. Zwei H rrenuhren find Glashütter Fabrikat. Von einer derselben hat der Räuber in der Eile den goldenen Ring abgerissen. Gottleuba. Von emer Obsternte wird in diesem Jahre in unserer Gegend nicht viel die Rede sein. Während Aepfel, Birnen und Pflaumen fast gar nicht zur Blüthe ge kommen find, hatten die Kirschen Anfang« recht gut angesetzt. Man bemerkt jedoch jetzt, daß die meisten Früchte in der Folgezeit verschrumpst find. Auch zeigt sich trotz der gewesenen kalten Witterung ungemein viel Ungeziefer an den Kirsch bäumen. Berggießhübel. In Nr. 113 der König!. „Leipzig. Zeitung" ist die vürgermeisterstelle von Berggießhübel aus geschrieben. Neben freier Wohnung will man 1200 Mark Gehalt gewähren und verlangt dafür „einen im verwaltungs fache erfahrenen Beamten". In derselben Nummer obenge- dachter Zeitung wird für Berggießhübel ein zweiter ständiger Lehrer gesucht. Da» Stelleneinkommen desselben beträgt außer freier Wohnung 1280 Mark. Der Bürgermeister be kommt also kO Mark weniger, als der zweite Lehrer. Der ständige Lehrer ist penfionsberechtigt, der Bürgermeister nicht. Und bei solchem Gehalte beansprucht man „einen im Ber- waltungsfache erfahrenen Beamten", der auch noch eine ziem liche Verantwortung zu übernehmen hat! Chemnitz, 2. Juni. Die sächsische Strumpffabrikanten- Vereinigung beschloß, vom 15. Juni ab eine Verkürzung der TagrSarbeitSzeit um zwei Stunden eintreten zu lassen. Plauen, 2. Juni. Eine an der Stöckigterstraße wohnende Frau befahl gestern ihrer neunjährigen Tochter im Ofen Feuer anzumachen. Da die» nicht gelingen wollte, nahm das Mädchen Petroleum zu Hilfe und verbrannte sich dabei dermaßen, daß an dem Auskommen des Kinde« ge zweifelt wird. — Gestern Nachmittag in der 2. Stunde ist da« im 4. Lebensjahre stehende Kind de» Wettinstraße 37 wohnenden Schiffchenstickers Herrn Maximilian Tunger aus dem Fenster der elterlichen Wohnung 3 Stock hoch abzestürzt. Des Kind hat schwere innere Verletzungen erlitten. — Die Kaufmannsfamilie Hoher ist in großer Sorge um ihren einzigen Sohn. Am Montag Nachmittag in der 4. Stunde schickte die Mutter den Knaben mit 2,90 Mark auf das RalhhauS, damit er dort das Schulgeld bezahlen solle. Der «nabe ist aber bis heute nicht wieder zurückgekehrt, auch nicht auf dem Rathhause gewesen. Er steht im 9. Leber s- jchre, ist schwächlich gebaut, hat ein blaffe» Gesicht und stottert, er war stets pünktlich und folgsam. Döbeln, 2. Juni. In einem veremzelt stehenden Hause in dem an der Straße nach Waldheim gelegenen Dorfe Forchheim ist gestern Nachmittag ein Raubmordversuch ver übt worden. Da» Hau» ist von dem Zimmermann und Geiätheversertiger Retbetanz und seiner Wirthschafterin Dien hold bewohnt. In Abwesenheit de» ersteren erschien gestern Nachmittag ein junger Mann und verlangte Rechen zu kaufen. Er entfernte sich dann, kehrte aber sogl-.ich zurück und ver langte zu trinken, wobei er die' Dienhold überfiel und zu Boden schlug. Die Frau wurde bewußtlos und kam erst nach einigen Stunden wieder zur Besinnung. Alsdann lief sie ins Dorf und holte Hil'e. Sie hat sehr schwere aber nicht lebensgefährliche Verletzungen am Kopfe erhalten. Der Thäter, welcher von der Uebrrfallenen al« Mensch in den 20 er Jahren, der schlesischen Dialcct spricht und Arbeiter zu sein scheint, geschildert wird, hat in der Stube nach Geld gesucht, aber kein« gefunden. Schränke und Kästen waren erbrochen und durchsucht. Wurzen. Die socialdemokratische Bewegung ist hier seit Thiele'- Weggang röllig versumpft. Die letzte „große öffentliche Volksversammlung" konnte nicht stattfinden, weil sich fast keine Zuhörer eingefunden hatten. Versammlungen mit 20 bi« 30 Zuhörern sind auch sonst nicht selten. Leipzig. Eine wahre Ealamität hat die Ausstellung über die Inhaber zahlreicher Eoneertetabliflement« gebracht — ganz Leipzig läuft nach der Au«stellung und die sck önen Gärten namentlich in den Vororten bleiben leer, so daß die Einstellung der von nur io, iS Personen besuchte« Eorreerre mehrfach geplant ist — eine Maßregel, bet deren Durch führung auch die Musikkapellen empfindlich getroffen würde«. Die Nachbarstädte, die sonst da« Ziel der Leipziger Ausflügler bilden, «erken die Existenz der Leipziger Ausftelluug eben falls ganz erheblich, denn ihre eigenen Bewohner ko««e« hierher und die Leipziger bleibe« au«. Au« de« Reich«. In RüdeShetm suchte im AmtSzerichtSgefänzniß ein UntersuchungSgefaugener, um in Freiheit zu kommen, die Frau de« Gefangenenaufsehers zu ermorde«. Auf dir Hilfe- rufe der arg bedrängten Frau und der Mitgefangenen kam von Außen Hilfe, so daß der Unhold seinen Plan veret elt sah. Er machte darauf seinem eigenen Leben durch mehrere Messerstiche ein Ende. Die Frau liegt an den Mißhand lungen schwer krank darnieder. — Durch gewerbsmäßig be triebene Heirathsschwindeleien Hit der Kaufmin« Otto Höhne, welcher gestern der vierten Strafkammer de« Landgericht- I Berlin vorgeführt wurde, mehrere Jahre hindurch ein in materieller Beziehung gutes Leben ohne Arbeit geführt. Sech» Mädchen traten gegen ihn auf, die von ihm durch Eheversprechungen bethört worden waren und denen er ihre Ersparnisse au« den Händen gewunden hatte. Der Gerichte Hof verurtheilre den Angeklagten zu zwei Jahren Gefängniß und dreijährigem Ehrverlust. — Gestern früh fand im Kottenforst bei Bonn ein Ptstolenduell zwischen dem Assistenzarzt Dr. Reufing und Dr. Fischer statt. Bei dem zweiten Kugelwechsel fiel, wie der dortige Generalanzeiger meldet, Dr. Fischer. Dr. Reufing stellte sich der Staatsanwaltschaft. — Ain unheimliches Fund object brachte in Lukau bei Bergen a. D. der Hund de« Hofbesitzers My.-r auf den WirihschastShof geschleppt: er hatte ein neugeborenr» todtes Kind im Maule. Die kleine Leiche war weder von Blut noch von Schmutz bedeckt, muß also nicht verscharrt gewesen sein. Ein Arm war gebrochen. Man legte die Leiche des Kinde- in eine Schachtel und brachte sie zur Kirche. Die alsbald eingetroffene Gericht»- commisfio« stellte frst, daß hier ein rohe« verbrechen vor liege, und das Kind, ein kräftige« Mädchen, welches mindesten« 2t Stunden gelebt haben muß, auf furchtbare Weise um'» Leben gebracht sei, indem e« wahrscheinlich an den Beinen gepackt und gegen einen Stein geschleudert wurde; die Ver letzungen lassen mit Sicherheit darauf schließen. »ermischte-. Grausige Einzelheiten über wahnsinnige Handlungen deS russischen religiösen Fanatikers Fedor Kowalew in Ternowka kommen allmählich ans Tageslicht. Er scheint laut „Köln. Ztg." seine gesammten nächsten Verwandten lebendig begraben zu haben. Unter den zuerst ausgegrabenen Leichen befanden sich die seiner jungen Frau und seiner beiden kleinen Töchter; in einem jüngst aufgedeckten Grabe fand man außer der Pro phetin Bitalia und drei Frauen in Nonnenkleidern auch die Leichen der Mutter und deS Bruders KowalewS. Dieses Grab war von Kowalew so kunstvoll zugemauert worden, daß es bei dem ersten Leichenfunde an derselben Stelle trotz sorg fältigster Untersuchung des ganzen Kellers nicht entdeckt wurde, und selbst als K. später Angaben machte, wollte anfänglich Niemand glauben, daß der Keller wirklich noch ein zweites Grab enthalte. In Folge des fast luftdichten Abschluffes des Grabes haben wenigstens die unglücklichen Insassen nicht lange zu leiden gehabt; die Aerzte meinen, sie müßten sehr bald erstickt sein. Bei vier anderen Opfern mangelte eS dagegen, nach Aussage KowalewS, an der nöthigen Zeit, um ein ordent liches Grab vorzubereiten. Jeden Augenblick, erklärte er, sahen wir an dem Tage dem Weltuntergang durch Zusammenstoß mit einem Kometen entgegen. Da wnrde denn nur schnell eine Grube ausgehoben und die vier, die den Märthrertod sterben wollten, stiegen hinein. Dann entschied daS Loos darüber, wer von den anderen Sektirern die Grube zuzu schütten habe. Das Loos traf Kowalew. Ohne Zögern voll zog er die grausige Arbeit und ohne eine Miene zu verziehen, erzählt er jetzt Alles und trägt vollsten Gleichmuth zur Schau, wenn in seiner Gegenwart die Leichen seiner Opfer wieder ans Tageslicht gefördert werden. Wie viele es deren außer den bereits aufgefundenen noch giebt, weiß mit Sicherheit außer den Sektirern Niemand. Angeblich soll es sich im Ganzen um 40 lebendig Begrabene handeln. Nt»e-k Sechkichte« m» lkbjrimm vom 3. Juni 1897. -s- Berlin. Prozeß Tausch. Der Vorsitzende legte heute den Geschworenen 6 Schuldfragen vor. Die Lützo» betreffenden beiden Schuldfragen beziehen sich ans Betrug und Urkundenfälschung; die Tausch betreffenden Frage« auf verbrechen im Amte und Meineid. Die Unterfrage bezieht sich auf mildernde Umstände im Amtsvergehen. Eine andere Unterfrage ist den Geschworenen unterbreitet, ob die- unter dem Eid gemachten Aursagen Tausch«, wenn sie Wahrheit», gemäß gemacht find, ein Strafverfahren gegen Tausch zur Folge haben könnten. Die Unterfrage wegen fahrlässigen Meineids ist ebenfalls gestellt. I« Plaidoyer richtet Ober staatsanwalt Drescher die Aufforderung an die Geschworenen, sich lediglich daran zu halten, wa« der Gegenstand der Ver handlung gewesen ist, und sich vor Eindrücken und Senti ment« der Prozeßbetheiligten zu hüten. Er könne Tausch den Borwurf nicht ersparen, daß er versucht habe, für sich durch Llman, Harden and Sebald Stimmung zu machen. Ja der Presse und außerhalb der Prrffe stehende Personen begnügte« sich nicht, damit voreilig die Schuld Tausch- au-zusprechen, sondern nach Hintermännern Tausch« zu suchen. Besonder« Bebel habe an privilegirter Stelle den Vorwurf gegen Tausch erhoben, al« ob er schon verurtheilt wäre; Bebel habe allerlei Schlüffe an die Hintermänner geknüpft. Da« Plaidoyer dr«
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