81 einem gesanglichen Ausdruck, mit einer Demonstration wirklicher oder simulierter äußerlicher Krankheiten und Gebrechen, versteht sich von selbst. Ebenso dürfte der Hinweis angebracht erscheinen, daß auch hier auf den menschlichen Egoismus spekuliert werden kann und zwar beispielsweise dadurch, daß die Gabe, um eine Mindesthöhe zu erreichen, mit einer Schachtel Feuer zeug, einer Lebensbeschreibung, einer „Überraschung“ oder sonst etwas „gedankt“ wird. Nicht nur beim bettelnden, sondern auch beim arbeitenden Erwerb des Kindes wird die Betonung der Absicht und damit das Hilfswerkzeug, um die Absicht zu fördern und den Zweck zu erreichen, angewendet, be sonders aber dort, wo seiner Individualität Spielraum ge lassen ist, also wo es als kleiner Verkäufer oder Händler gewissermaßen selbständig auftritt. In Deutschland, wo die öffentliche Kinderarbeit gesetzlich verboten, ist das Kind im Erwerb fast unbekannt, dagegen bilden in Amerika, England, Frankreich und anderen Ländern erwerbende Kinder einen gewissen Typ des öffentlichen Lebens. Die amerikanischen Zeitungsboys beispielsweise, Jungens von 6 bis 14 Jahren, befahren mit allen Bahnen, Dampfschiffen, überhaupt mit allen öffentlichen Beförder ungsmitteln fast das ganze Land, bestehen und begehen die Straßen und Plätze der Städte und Ortschaften und bringen dabei in erster Linie Zeitungen, jedoch auch andere Gegenstände zum Verkauf. Diese Boys bilden gewissermaßen eine Gilde und prägen der öffent lichen Physiognomie einen besonderen Stempel auf. Liesenberg, Reklamelehre. 6