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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.03.1901
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1901-03-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19010311018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1901031101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1901031101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1901
- Monat1901-03
- Tag1901-03-11
- Monat1901-03
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ISIS Krankheiten nur schlechter Angewöhnung. Bon vr. Curt Rudolf Kreusner. Nachdruck »«rdolm. Gewohnheitsmäßiges Thun und Angewöhnung sind Dinge, lvelche in der SpruchwciSheit des Volkes in nicht besonders gutem Ansehen stehen. Dieses abfällige Urtheil ist zum Theil gewiß ein ungerechtes, wenigstens insofern ein zur Gewohnheit ge wordenes Handeln in Lagen, welche sich für den Einzelnen hundert- oder tausendmal wiederholen, das Gehirn von einer ebenso oft wiederkehrenden Gedankenarbeit entlastet, also eine unter Umständen sehr bedeutende Zeitersparniß bedeutet. Die bedenklichen Seiten unserer Gewohnheiten, denen wir Alle mehr oder minder huldigen, liegen aber darin, daß das vom Gesichts punkte der Gedankenarbeit so ökonomische automatische Handeln nur zu leicht der höheren geistigen Controle verlustig geht und sich in ein gedankenloses Thun verwandelt, aus loelchem kein Segen, sondern Unscgen erblüht. Es ist kein Itveifcl darüber, daß ganze große Völker von früherer stolzer Höhe herabgesunken sind, weil sie sich von Gewohnheiten nicht losreißen konnten, auf die sie als nationale Eigentümlichkeiten stolz waren, die aber tatsächlich eine Schwäche und einen Defect bedeuteten. Mit dieser aber greifen in die Lebensschicksale des Einzelnen Arg wöhnungen ein, denen achtlos nachgegcben wird, weil man sie für unerheblich hält, die jedoch tatsächlich eine lange Reihe mini maler Schädigungen sind, deren Endsumme höchst bedeutend und oft genug hinreichend ist, um Leben und Gesundheit ernstlich zu bedrohen. Eine einigermaßen vollständige Aufzählung solcher Gewohnheiten geben wollen, hieße ein Buch über Hygieine schrei ben; denn schließlich ist das ganze Leben vom ersten Schrei bis zum letzten Lodesseufzer ein Kampf gegen eine endlose Reihe äußerer Feind«, und der Mensch stirbt, so paradox es klingt, am Leben. Es sollen daher in Nachstehendem nur einige solcher Schädlichkeiten herausgegriffen werden, welche gewöhnlich über sehen werden, sich aber mit nur etwas gutem Willen leicht ab stellen ließen. Am zahlreichsten sind schon die Gedankenlosigkeitssünden, welche im Puncte der Nahrungsaufnahmen begangen wrrdrn. Wenn man ausgerechnet hat, daß ein normaler Mitteleuropäer, um im Gleichgewicht zu bleiben, täglich sH Pfund Eiweiß, Pfund Fett und I Pfund Kohlenhydrate, d. h. Zucker und Stärkemehl in Gestalt von Brod oder Weißaebäck (Alles natürlich ohne Mitberechnung des in allen unseren Nahrungsmitteln reich lich enthaltenen Wassers) zu sich nehmen mutz, so sind dies selbst redend nur Durchschnittszahlen, die je nach Alter, Beschäftigung, Klima, Größe und Constitution weitgehenden Abänderungen unterliegen. Immerhin wird aber für jedes Individuum ein ganz bestimmtes Durchschnittsquantum an Nahrungsmitteln als zweckentsprechend angenommen werden können, welches übrigens Jeder, dem die Gabe der Selbstbeobachtung nicht gänzlich fthlt, leicht selber herausfindet. Zeitweilige Ablveichungen von der Norm haben nun wenig auf sich; denn wenn sich Jemand ge legentlich einmal den Magen überladet, oder einen Tag infolge Appetitsmangels fastet, so hat das keine dauernden üblen Folgen. Das ständige Zuvielessen, namentlich ober das Zuvieltrinken führt unweigerlich zur Erweiterung des Magens, dem normaler Weise nicht mehr als 1 bis Liter Flüssigkeit, sammt Nahrung auf einmal zugemuthet werden sollte, der aber von Vielen oft ge zwungen wird, sich auf 4 bis 5 Liter und noch mehr auszudehnen. Der gewaltsam erweiterte Magen verliert aber die Fähigkeit, sich zusammenzuziehen, da die gedehnten Muskelfasern desselben die Elasticität einbüßen; die Speisen und Getränke bleiben über mäßig lange im Magen liegen, zersetzen sich und führen zur chronischen Entzündung und Katarrh der Magenschleimhaut, einem qualvollen Zustand, von dem übrigens der starke Fleisch - esser viel seltener bedroht ist, als derjenige, der viel voluminöse Vegetabilien genießt oder große Mengen Bier zu sich zu nehmen gewöhnt ist. Auch gewohnheitsmäßiges Zuwenigessen kann zu Gesundheits störungen führen, wie man namentlich an vielen aueinstehenden Damen beobachten kann, die aus Sparsamkeit oder Bequemlich keit, für sich allein nicht kochen zu wollen, an ein Minimum von Nahrung gewöhnen und diese Lebensweise, die oft lange Jahre hindurch ohne erkennbare, nachtheilige Folgen zu bleiben scheint, am Ende doch mit Blutarmuth, Nervosität und vor zeitigem Kräfteverfall büßen müssen. Auch die Gewohnheit, früh Morgens mit leerem Magen an die Arbeit zu gehen und erst nach einigen Stunden rin Frühstück zu sich zu nehmen, ist keineswegs gesundheit-förderlich, weil der Körper bei der üblichen Frugalitat des deutschen Abendessens ohnehin schon viel zu lange nicht mehr mit kräftiger Nahrung versehen worden ist. Bon diesem Gesichtspunkte aus ist auch das übliche deutsch« Frühstück, nämlich «ine Tasse Kaffee, die fast ohne Nährwerth ist, und ein Stückchen Weißgebäck durchaus nicht rationell, und wer nicht nach englischer Sitte den Tag gleich mit Eiern oder Fleischspeisen beginnen kann oder mag, thäte immer noch besser, nach Art der russischen Bauern «ine Schale gezuckerter warmer Milch mit Brod und Butter zu genießen. Die tägliche Nahrungsaufnahme auf zwei oder womöglich gar auf eine Mahlzeit zusammenzudrängen, wobei entweder dem Magen zu viel zugemuthet wird oder der Körper überhaupt zu wenig Nährstoff erhält, ist ebenso schädlich, wie die Gewohnheit, zu allen Tageszeiten fast allstündlich zu essen, weil dadurch das verdauende Organ übermäßig in Anspruch genommen und in Er mangelung von Ruhepausen frühzeitig erschöpft wird. Daß zu kaltes Trinken schädlich wirkt, wird allgemein anerkannt; nichts destoweniger werden Biere und Weine besonders von dem in dieser Beziehung täglich sündigenden Großstädter fast immer viel zu niedrig temperirt genossen, und die Folge sind Katarrhe über Katarrhe. Weitaus gefährlicher ist ober der Genuß zu h«iher Speisen und Getränke, weil diese auf der Schleimhaut der Speiseröhre und des MagenS Brandwunden erzeugen, welche häufig zum Ausgangspunkte der schwersten Krankheiten werden. Wenn auch eine Tasse heißer Bouillon ein äußerst angenehmes WärmegefUhl erregt, und Kaffe, wie man zu sagen pflegt, ..schwarz wie die Nacht, süß wie die Liebe, und heiß wi« die Hölle" genossen werden soll, so bedenke man doch, daß zu heißes Essen und Trinken die Ursache unzähliger Fälle von Magengeschwüren sind, einer Krankheit, die namentlich unter Hausfrauen und Köchinnen grassirt, die die in der Zubereitung begriffenen Speisen heiß kosten müssen. Daß schlechtes Kauen und allzu hastiges Essen zum Aus gangspunkte vieler Erkrankungen wird, ist bekannt. Wenn wir uns jedoch darüber lustig machten, daß der Chinese verfault« Eier und andere nach unseren Begriffen verdorbene Nahrungsmittel als Delikatesse schätzt, so sollten wir uns auch in Erinnerung rufen, daß bei uns die Unsitte durchaus noch nicht ausgerottet ist, Wild erst dann zu genießen, wenn cs den sogenannten Laut- ?oüt hat. Dieser ist nichts weiter als ein Zeichen fortgeschrittener Fäulniß und Verwesung und kann unter Umständen zu einer tödtlichen Vergiftung mit Fleischgift führen. Man kann von dem schier endlosen Capitel der gewohnheits mäßigen, unvernünftigen Ernährung nicht Abschied nehmen, ohne darauf hinzuweisen, wie viel Tausende von Kindern alljährlich nur aus Gedankenlosigkeit zu Tode gefüttert werden. Daß für Kinder im zartesten Lebensalter Milch, und zwar am besten Mutter- und Ammenmilch das Zuträglichste ist, und daß das leider oft unentbehrliche Surrogat, Kuhmilch, nur dann zulässig ist, wenn sie selbst tadellos ist und unter Beobachtung peinlichster Sauberkeit gereicht wird, ist noch viel zu «wenig ins Bewußtsein des Volkes gedrungen, und cS ist keine Uebertrcibung, daß eine Legion von Kindern nur deswegen stirbt, weil sie gewohnheits mäßig mit verdorbener Kuhmilch und viel zu zeitig mit Brei oder anderen, noch weit schädlicheren Dingen ernährt werden. Häufiger als mit Nahrungsmitteln treibt der Mensch gewohn heitsmäßigen Mißbrauch mit den sogenannten Genußmitteln, die ihrer Natur nach nur in geringen Mengen oder als Zusätze cvn- sumirt werden sollen. Dor Mein muß vor dem Verbrauch großer Quantitäten Gewürz und scharfer Substanzen gewarnt werden. Ingwer, Zimmt, CalmuS, Pfeffer, Paprika und dergleichen sind Ding«, die mit Maß angewandt, unsere Speisen schmackhafter machen und den Appetit anregen, in größeren Mengen aber stets eine bedenkliche Reizwirkung auf die Nerven haben die sich in allgemeiner Nervosität, Hautjucken, Aufschlägen und namentlich bei Kindern im frühzeitigen Erwachen von Trieben und Wünschen äußern, welche einem späteren Lebensalter Vorbehalten bleiben sollen. Natürlich gehört hierher auch der Mißbrauch deS Th«d, KaffreS, Tabaks und Alkohols; immer wird durch sie da» Herz in Mitleidenschaft gezogen, und eS bleibt keineswegs immer bei kürzer oder länger anhaltendem Herzklopfen, sondern kommt in der Folge oft zu bleibender Herzerweiterung, Schlaflosiakit, Bleichsucht und Nervenstörungen, welche d«n davon Betroffenen zwingen, eine Kaltwasserheilanstalt oder ein Sanatorium aufzu suchen. Natürlich ist unter allen diesen Schädlingen der gefähr lichste der Alkohol; ab«r da man unter den heute bestchenden Trinksitten, oder richtiger Unsitten, sich nur der Gefahr aussetzt, als Mucker verschrien zu werden, wenn man den Finger in diese Wunde legt, so mag hier nur kurz darauf hingewiesen werden, daß Leberverhärtung, Nierenentzündung, fettige Degeneration des Herzens, Arterienverkalkung und Schlagfluß ihre Opfer sich mit Vorliebe unter Denjenigen suchen, welche zur Partei jene» fahrenden Ritters gehören, welcher seinen Knappen in den Dörfern vorausschickte, damit er probire, wo der beste Wein im Ausschank sei, was er ihm mit den Worten meldete: L-t! k>t! und von dem der trauernde Knappe erzählt: ,^t xroxter minium Lst Lst mortnus est." Wenn der Patagonier und Feuerländer nicht unbedeutende Mengen fetter Erde als Genußmittel verschlingt, so huldigen auch unter uns viele Menschen dem Genüsse gänzlich ungenieß-" barer Dinge, wie Bleistifte, Federhalter, Schieftrarifftl, Kirsch kerne u. s. w., welche, da sie meist klein gekaut werden, nur ausnahmsweise Unheil anrichtcn. Unbedingt gefährlich ist aber die Gewohnheit, die Spitzen der Barthaare oder der Zöpfe abzu beißen und zu verschlingen. Dies« total unverdaulichen Horn- substanzen bleiben im Magen natürlich liegen, dringen mit ihren feinen Spitzen in die Magenschleimhaut ein, welcher un zählige kleine Wunden zugefügt werden, und können sich sogar zu großen Klumpen zusammenballen, welche nur durch eine schwere Operation entfernt werden können. Dieser Unart huldi gen, nebenbei gesagt, durchaus nicht nur Kinder, sondern auch zahlreiche Erwachsene. Die Mißbräuche, welche zum Schaden der Gesundheit mit zu leichter oder zu schwerer Bekleidung, mit Corset und Schnürleib, mit verweichlichender Lebensweise oder unvernünftiger Abhärtung getrieben werden, sind zahllos. Besonders aber sei hier hervor- gehoben, wie viele Frauen sich alljährlich schwere Erkältungs krankheiten nur deswegen zuziehen, weil die Gewohnheit daS Tragen von Hemden verbietet, lvelch: mit Aermeln versehen sind, und bis zum Hals reichen. Dafür sündigt di« Männerwelt wieder mit der unsinnigen und doch nicht auszurottenden Sitte des Grüßens durch Huiabnehmen, statt der gewiß iricht unhöf lichen Art des militärischen Grußes, und unsere Stieftlmoden scheinen uns gar direkt in chinesische Gewohnheitnr hineinfiihren zu wollen. Die Unsitte des immer spitzer werden Schuhwerks gereicht aber gewiß nur dem Hühneraugen-Operateur und der peciicuro zum Vortheil, während derjenige Tbeil der Menschheit, welcher, den Geboten der Mode folgend, seine Füße in diese Marterwerkzeuge hineinzwängt, das Gehen zum Mindesten als Unbequemlichkeit empfindet und sich, soweit es möglich, der Be wegung zu Fuß entwöhnt. Welche Folgen aber der Mangel ausgiebiger Bewegung nach sich zieht, das ist ein Thema, welches bei Weitem über den hier zur Verfügung stehenden Raum hinaus geht und deshalb hier nicht mehr behandelt werden kann. Sport. Deutscher Radfahrer-Bund. Ter Schnee zer rinnt, der Len; beginnt. Auch neue Freunde bringt der neu« Früh ling dem die Gesundheit fördernden Radsport. All' die alten und neuen Jünger deS DraiZ seien aufmerksam gemacht auf den Deutschen Radfahrer-Bund, der mehr als 50 000 Mit glieder, und hiervon mehr als 4000 in Sachsen, zahlt und seinen Mitgliedern viel Vortheilc gewährt. So erhält setxs Mitglied bei seinem Eintritt in den Bund: eine Ueberfichtskarie von Deutschland, Oesterreich-Ungarn und Rorditalien in sechs Sektionen, eine auf Leinwand gezogene Karte des Gaugebietes Lachsen, ein Tourenbuch für Deutschland und Oesterreich, ein Tourenbuch für Sachsen und ein Bundeshandbuch u. s. w. Außerdem bietet der Bund die wöchentlich erscheinende, illustrirt« Bundeszeitung und losttnsrcien Rechtsschutz, giebt Grenzkarten zum kosten- und zoll freien Uebertritt ins Ausland aus und ertheilt Auskünfte bei Reisen ins Ausland, für welche er auch die Literatur anderer Lportsverbände zu ermäßigten Preisen abgiebt. Jede gewünschte Auskunft behufS Eintritt in den .Deutsch«» Radfahrer-Bund- «r- theilen fürLeipzig und Umgegend: Herr Hermann Schirmer, Kaufmann, Leipzig, Tauchaer Straße 10, und Herr Oskar Jäckel, Leipzig, Ncumartt 3. Für das Hcrzogthum Anhalt hat das herzogliche Ministerium des Innern eine Landespolizeiverordnung erlasse», betreffend den Verkehr mit Fahrrädern auf öffentlichen Wegen, Straßen und Plätzen. Soweit nicht die Kreispolizei- behörden besonderes Verbot erlassen, ist die Benutzung von Fuß wegen und Banketts den Radfahrern gestattet, doch müssen dieselben den Fußgängern so ausweichen, daß si« wenigstens 20 Meter vor Zusammentreffen den Fußweg verlassen. Das Wettfahren auf Straßen bedarf der Genehmigung der KreiSpolizeibehörden, und jede? Fahrrad muß mit einer Nummer versehen sein, mit Aus nahme der von Beamten und Militärpersonen in Uniform benutzten Räder und solcher Eiaenthiimer, welche außerhalb des Hemogtbums wohnen und nur vorübergehend id. h. nicht länger als drei Tage) anwesend sind. Jeder Radfahrer muß die von der OrtSpolizei- behörde in Anhalt auszuftellende Radfahrkarte bei sich führen, und, wenn er Ausländer ist, eine entsprechend« Karte oder einen ge nügenden Ausweis seiner Person. Nach der Ausführungsver ordnung werden die Nummerschilder paarweise ausgegeben, da ein Schild, nach vorn zeigend, an der Lenkstange, das andere an den Stangen zwischen Sattel und Hinterrad angebracht werden soll. Ein solches Paar Schilder, welche roth« Nummern mit schwarzen Anfangsbuchstaben deS Kreises (Dessau, Cöthen, Zerbst und Ballen stedt: ohne Buchstaben in Bcrnburg) erhalten sollen, wird <>i> kosten, eine Radfahrkarte kostet 50 Tie Verordnung tritt am 15. April d. I. in Kraft. Vermischtes. ----Verkitt, 10. März. (Telegramm.) In dem Proceß gegen die Gräfin Marie Schlieben wegen Brand stiftung wurde das Urtheil nach 2Vs Uhr Morgen» ge fällt. Nachdem der Spruch der Geschworenen auf Nicht- schuldig lautete, wurde die Gräfin Schlieben frei gesprochen. (W. T. B.) Brüssel, 10. März. (Telegramm.) Gestern Abend fuhr in Folge eine» Versehen» bei der Weichenstellung in der Nähe de» Bahnhof» Heule (bei Courtra«) ein von Rouler» kommender Personenzug auf einen Güterzug auf. Mehrere Personenwageu entgleisten. Der Locomotivfübrer und zwei Reisende wurden getödtet, eine Anzahl von Passagieren schwer verletzt. ----- Palermo, 10. Marr. (Telegramm.) Seit der letzten Nacht bedeckt eine rötbliche Wolke den Himmel über der Stadt. Der ganze Himmel erscheint tief gerötbet, ein deftiger Südwind weht. Die gefallenen Regentropfen baden da» Aussehen geronnenen Blute». Die Natur erscheinung, welche unter dem Namen Blutregen bekannt ist, wird auf den afrikanischen Wüstensand zurückgeführt, der vom Winde herüber getrieben worden ist. Dieselbe Er- scheinuug wird auf der ganzen Insel beobachtet. ------ Rom, lv. März. (Telegramm.) Die in Gicilie» beobachtete Naturerscheinung wurde auch in Süditalien wabrgenommen. In Rom ist der Himmel geldgefärbt, e» herrscht starker Sirocco; in Neapel fiel Dandregen, um 5 Ubr Nachmittag» gewahrte man bei tiefrothem Himmel da» Schauspiel einer „Fata Morgans". ---- Lotter, 10. März. (Telegramm.) Der Dampfer „Pa» de Calais", welcher den Dienst zwischen Calais nnd Dover versieht, bohrte in vergangener Nacht eine Barke i» de« Grund, rettete die VesHung, wurde aber selbst dermaßen beschädigt, daß «r nach Dover zurückkrhrea mußte. Die Reisende« benutzten al-dann eia anderes Schiff. Sücherbesprechunge«. . »LaS Wunder der Kraft." Predigt, mit Beziehung auf Björaloa'S Drama „ lieber unsere Kraft", am Sonntag S-xagrstmä lSOI gehalten von Carl Bon hoff, Pastor an der evangelisch« reformirren Gemeinde zu Leipzig, ist im Berlage von Otto Wigand, hier, erschienen. Vach Schluß -er Nedartton eiugeganze». Dtt t» diel« Rndril «UaetheiUea, w«br«M »«» Lrucke« «i»»ria»ke«» Tei-er«»- t«»«», lche« aal der N«d«rl»rtN nächtlich. »« X-darrt-, »ich« MN« ttt imiti» kttr NaAlt-aul»»»«» end mweelUnditch« »ich« »«> ENnea»» »» * Berit«, 10. März. Der Wundverlauf vollzieht sich in normaler Weise. Die Schwellungen der Augenliloer find ge ringer. Schlaf und Allgemeinbefinden gut. Gez. vr. v.. Leut hold, vr. v. Bergmann, vr. Jlberg. * Berlin, 10. März. Der Kaiser hat den gestrigen Tag zumeist im Schlafzimmer zugebracht. Mittags empfing der Kaiser den Reichskanzler Grafen v. Bülow. * Berlin, 10. März. Die Präsidien des Reichstages und deS preußischen Abgeordnetenhauses haben infolge der ihnen ertheilten Ermächtigung bei dem Kaiser Audienz«» nachgesucht, um der Teilnahme anläßlich des Bremer Zwischenfalls Ausdruck zu geben. Es ist anzunrhmen, daß erst die völlige Wredergenesung des Kaisers abgcwartet werden muß, eh« die Audienzen werden ertheilt werden. * Berlin, 10. März. Der österreichisch-ungarische Botschafter ist durch den Kaiser von Oesterreich und König von Ungarn beauftragt, täglich Erkundigungen über das Be finden Kaiser Wilhelm's einzuholen und hierüber tele graphisch zu berichten. 4 Berlin, 10. März. Die Zeit des Reichstags bis zu den Osterferien wird nach Annahme in parlamentarischen Kreisen vollständig von der Wetterführung der zweiten und sodann von der dritten Lesung des Etats in Anspruch genommen werden. Di- zwischen d«r zweiten und dritten L«sung naturgemäß ent stehende Lücke wird voraussichtlich von der Berathung der neuen Chinacreditvorlage ausgefüllt werden. * Berlin, 10. März. Ueber die ostafrikanische Eisenbahn schreibt die „Nat.-Lib. Corr.": „Wie vorauS- zusehen war, lehnte die Budgetcommission des Reichstages die Forderung von 2 Millionen Mark als erste Rate für dm Bahn bau in Ostafrika für die Strecke von Dar-eS-Salaam nach Mrogoro ob. Das bedeutet indeß keine prnrciprell ablehnend« Stellungnahme zu dem Bahnbau. Die Commission inußte zu ihrem Votum deshalb gelangen, weil sich inzwischen ein Con- sortium gebildet hat, lvrlcheS den Bahnbau in die Hand nehmen will, und faßte daher folgende (schon mitgetheilte) Re solution : „Den Reichskanzler zu ersuchen, behufs Erbauung einer Eisenbahn von Dar-es-Sa!aam nach Mrogoro entweder auf Grund «ines mit einem Privatunternehmer abgeschlossenen Vertrages oder mit Hilfe des Prlvatcapitalä auf annehmbarer Grundlage dem Reichstage eine Vorlage zu machen." In dieser Resolution liegt die unbedingte Anerkennung von der Nothwendigkeit des BahnbaueS ausge drückt. Die von dem Consortium gestellten Bedingungen sind der Commission, wenn auch noch nicht officiell mitgetheilt, so doch genau bekannt. An der Zinsgorantie von 3 Procertt scheint man keinen Anstoß zu nehmen, vielleicht aber an der Gewährung von weitgehenden Landconcessionen, über deren Tragweite man sich noch nicht klar ist." * Bremerhaven, 10. März. Die städtischen Collegien be schlossen ein Telegramm an den Kaiser, das die unselige That eines muthmaßlich Geistesgestörten auf bremischen Bod«n beklagt und der dankerfüllten Freude über die Bewahrung vor schwerem Unheil Ausdruck gilbt. Bremen, 10. März. „BoeSmann's Telegraphisches Bureau" veröffentlicht folgendes der Handelskammer zugegangen.' Telegramm des Kaiser-: Berlin, Schloß, 9. März. Der Bremer Kaufmannschaft spreche Ich für die Kund gebung treuer Anhänglichkeit anläßlich des Gott sei Dank gnädig verlaufenen schmerzlichen Vorfalls Meinen wärmsten Dank aus. Wilhelm, I. R. Karlsruhe, 10. März. Die Siadträthe der größten Landesstädir richteten ein gemeinsames Telegramm an den Groß herzog, das der tiefgehenden Bewegung des badischen Volkes an läßlich des Zwischenfalles in Bremen und der Bitt« um Ueber- mittelung der besten Wünsche an den Kaiser Ausdruck giebt. * München, 10. März. Der Kaiser hat heute an den Prinz - Regenten folgendes Telegramm gesandt: An des Prinz-Regenten von Bayern, Königliche Hoheit, München. Mit dem schmerzlichsten Bedauern muß ich Dir an dem Ehrentage fern bleiben, mit dem Du Dein achtzigstes Lebens jahr vollendet. Fühle, daß Ich mit herzlichsten Gedanken im Geiste Dir nahe bin. Mein ältester Sohn muß mich vertreten laß Dir von ihm sagen, mit welch' inniger Freude Ich an diesem Tage Mir Deine kraftvolle Gestalt vergegenwärtige, wie Ich mit dem treuen Bayernvolte, ja mit ganz Deutschland, dem Fürsten und Helden Heil wünsch«, in dem Gottes Gute uns «inen d«r hervorragendsten Waffengefährten Kaiser Wilhelm's deS Großen erhalten hat, und den sie uns in seiner wunder baren Frische und Rüstigkeit lange bewahren möge. Wilhelm. Prinzregent Luitpold erwiderte alsbald mit folgendem Telegramm: Sr. Majestät Kaffer Wilhelm, Berlin. Soeben von einer Ausfahrt nach Schloß Nymphenburg zurllckgekehrt, erhalte Ich Dein fiebeS Telegramm, dessen Inhalt Mich innig rührt. Ich sage Dir für Deine so warmen und schmeichelhaften Worte aufrichtigsten Dank. Mit fiesem Be dauern erfüllt e» mich, daß Deine liebenswürdig« Absicht, die Feier Meines 80. Geburtstages durch Deine Anwesenheit zu verherrlichen, durch den so verabscheuenswürdigen Zwischenfall vereitelt wurde. Ich freu« Mich jedoch, daß Du Dich ent schlossen hast. Deinen geliebten Sohn, den Kronprinzen, welcher Meiner herzlichsten Aufnahme versichert sein darf, alS Deinen Vertreter hierher zu senden. Ich hofft zuversichtlich, von ihm günstige Nachrichten über Dein Befinden zu ver nehmen. Luitpold. - München, 10. März. Der Prrnzregrnt empfing heute Vormittag fiimmtlich« Bürgermeister und ersten Vorstände der Gemeinderollegim aus allen größeren Städten Bayerns. Der erste Bürgermeister von München, Ritter von Borscht, sprach im Namen der bayerischen Stadtvertretungen dem Prinzregenten Glückwünsche zum 80. Geburtstag« aus und überreichte eins künstlerisch auSgeführte Cafleitr mit einer Adresse. Später fand FrühstückSdafel statt, an welcher all« Mitglieder der königlicher! Familie und sämmtliche Bürgermeister und Gemeindevertretes theilnahmen. Nachmittags wurde dem Prinzreg«ntrn im Thronsaale der Residenz in Anweftntheit aller Prinzen und Prinzessinnen eine großartig« Huldigung von 2000 Münchener Schulkindern gebracht, wobei ein Kiirderftstspiel cmfgefühvk und Chorgesänge von den Kindern vorgetragen wurden. Dec Prinzregrnt, welcher mit seltener Frisch« auf alle im Laufe deS Tag«S an ihn gerichteten Ansprachen antwortet«, hob hervor, daß ihn diese Huldigung der Schuljugend ganz besonders freudig ergriffen habe. * Marseille, 10. März. Die Lag« ist unverändert. Etwa 60 Ausständige versuchten heute früh die Löschung der Ladung des aus Sevilla eingetroffenen spanischen Dampfers „Sagunto" zu verhindern, welche von d«r Besatzung vor« genommen wurde. Polizei und Gendarmerie zerstreuten jedoch die Ausständigen. * Madrid, 9. März. Der Sekretär der deutschen Botschaft stattete dem Minister des Auswärtigen einen Besuch ab, um der Regierung für den Beweis ihrer Theilnahme gelegentlich dess Anschlags auf Kaiser Wilhelm zu danken. * Konftanttnopcl, 9. März. (Meldung des Wiener k. k. Telegr. Corresp.- Bureaus.) In einer Audienz, welche der russisch« Botschafter Sinowjew gestern beim Sultan hatte, sprach der Sultan seinen Dank aus für die Haltung Ruß lands gegenüber den Agitationen des makedonischen ComitsS und gab der Genugthuung Ausdruck über den Beschluß der vier Mächte, den Status quc> auf Kreta aufrecht zu erhalten. * Washington, 9. März. Der Senat vertagte sich auf unbestimmte Zett. Die Wirren in bbina. Berlin, 10. März. Generalfeldmarschall Graf Walders ec meldet aus Peking, den 10. März: Colonne Ledebur Hai am 8. das Thor der großen Mauer westlich An-tsu-Ling-Patz (130 km westlich Paotingfu) erstürmt und. 4 Geschütze genommen. " Peking, S. März. Ter hiesige russische Gesandte btt steht, wie aus chinesischer Quelle verlautet, auf der Unter zeichnung des Mandschurei-Abkommens untz stcllr Zwangsmatzregeln in Aussicht, falls die Unter zeichnung nicht innerhalb einer bestimmten Frist erfolgen werde. * Washington, 0. März. (Meldung des „Reuter'schcn Bureaus".) Aus dem zwischen den Vereinigten Staaten und den Mächten gepflogenen Schriftwechsel, welcher jetzt veröffentlicht ist, crgicbt sich, datz autzer der an die Mächte ge sandten identischen Note der Vereinigten Staaten vom 16. Februar d. I. eine weitere Note cm China abgesandt wurde. In dieser wird China davon verständigt, datz die Vereinigten Staaten nicht geheime Verhandlungen zwischen China und einer anderen Macht gutheitzcn könnten, welche auf eine Ab tretung eines Gcbictsthcils hinzielte. Die Note fügt hinzu, die Vereinigten Staaten hielten den gegenwärtigen Zcitpunct nicht geeignet für Abtretungen, beziehungsweise Verhandlun gen über Abtretungen. Beinahe alle Mächte billigten die Note und sprachen ihre Zustimmung aus, darunter Rußland als eine der ersten. Handelssachen. * Husum, 9. März. Amtlich wird gemeldet: Die Dampferfahrten Scherrebcck - Brückenkopfs Röm find wieder ausgenommen worden. 0-j. Breslau, 10. März. (Privat-Telegraunn.) Der „Brest. Morgcn-Ztg." zufolge findet am 16. März in Berlin eine Versammlung start, in welcher über die Bildung eine» SyndicatL für gutzeiserneRöhren Befchlutz gefaßt werden soll. , ZV-o. Prag, 10. März. (Privat-Telegramm.) Die Elbschifffahrt ab Aussig und Schönpriesen wird morgen und ab Laube am Donnerstag eröffnet. * New Bork, 9. März. Der Werth der irr vergangener Woche «ingcsührteu Maaren betrug 12844425 tz gegen 10 954 867 tz in der Vorwoche, davon für Stoffe 2 318 230 g gegen 2 700 458 tz in der Vorwoche. — In der vergangenen Woche belief sich die Goldansfuhr auf 17 180 Z, die SilberauSfuhr ans 1234050 g bauvtsächlich für London. * New Uork, 9. März, Abends 6 Uhr. (Schluß-Course.) Tendenz für Geld: Leicht. Geld auf 24 Stunde« Durch schnitts«Zinsrate nominell, do. Zinsrate für letztes Dar lehen LcS Tages nominell, Wechsel auf London (60 Tag«) 4,84' ',, Cable Transfers 4,88'/,, Wechsel aus Paris (60 Tage) 5,18V«, l>o. auf Berlin (60 Tage) 94V«, Atchison Topeka- L Sanla-FS- Actien 57, do. Preierred 9l'/„, Canadian Pacific-Actien 88'/,, Chicago, Milwaukee L St. Panl-Actien 155'(«, Denver L Rio Grande Preierred 88, Jllinois-Central-Actien 131, Louisville L Nosdville-Aclieu 92'/«, New Zorker Centraibahn 144, Northern Pacific Preferrcd 87'/,, Northern Pacific Common Shares 84'/„ do. Pacific Zproc. Bonds 71'/., Norfolk and Western Preerred 85, Southern Pacific-Actien 44'/, Union Pacific-Actien 90'/,, 4proc. Ber. Staaten-Boiidsper1925137V„ Silber, Commercial Bors60'/,.— Festigkeit in niedrig bewertbeten Eisenbahnpapicren hob zu Beginn den Markt, aber Befürchtungen, datz das Geld theurer werde, führten eine Abschwächung herbei. Später erholten sich die Courie, da Deckungen vorgenommcn wurden, und stiegen auf günstigen Bankausweis. Ter ^eylutz war fest. Der Um satz der Acticn betrug 477 000 Stück. * New Kork, 9. März. Weizen eröffnete fest auf günstige europäische Marktberichte und Deckungen der Baissiers. Im weiteren Verlaufe führten Rcalrfirungen und Verkäufe, sowie günstiges Wetter und ungenügende Nachfrage seitens der Spekulation euren Rückgang herbei. Schluß stetig. — Mais anfangs fest und steigend auf Deckungen, sank aber später, da die Haussiers ihre Engagements verringern. Schluß stetig. — Nachbörse. Weizen per Mai 80 (H c höher). " New Aork, 9. März. Baumwolle. (Schluß-Course. Er gänzung.) Zufuhren 16 000 B. Loco 8','» März 8,51, April 8^48, Mai 8,51, Juni 8,52, Jul! 8,56, August 8,26, September 7,87, Lctober 7,76, November 7,68. New Orleans 8"/,,. — Wechsel auf London 4.84'/,. * New Bork, 9. März. Petroleum. (Schluß-Course. Er gänzung.) Standard White in New Dori 7,95, Standard White in Philadelphia 7,90, Rcfiiied (in Ca(rs) 9,00, Credit Balance» at Oil City i28. tz Chicago, 9. März. Weizen setzte im Einklang mir New Pork höher ein, schwächte sich aber im weiteren Verlaufs auf günstige Erntcberichte aus Michigan ab und schloß stetig. Mars anfangs höher, fiel später auf Abgaocn und schoß stetig. " Chicago, 9. März. (Schluß-Course.) Weizen stetig, März 74, Mai 75"/,. — Mai- stetig, Mai 41. — Schmalz März 7,55, Mai 7,55. — Speck short clrar 7,65. — Pork Mat 14,90. * Madrid, S. März. Wechsel ans Paris 35,17'/,. * Buenos Lire», 9. März. Gold 228,00. Ana. Ana. ^bn. Ann. Lba. ttbn. Ann. Ana. /id na-I Annnlulw <i«v Sinns von, A. k>brn»r. , >o. U»rr. ^nsvot, a»r Os,i»r r»edi»en-vor»ri,et»«a Lnnir vom 7 Koinanmlnns t 307 am 8. /ibn. SUd«revniAot 2kSi>ö7aoo - Eoläd»rr«n r«N66 um - la Oolä «»bldnr» Vsck»«l SSd77UM - korwc«NU» JäosMOM- lXMkTrs KSi7YUM- Svpoid»k«io v»rl«lm» r«'F»um - ?t»a<tt>ri«l» im l mlsnt uS-ZiiMMV - kionottrm« Xotearosorv« NlMioM- 3 717 MO K IMSUM - 28UNM0 - IMS - I««75MV - S78-M - I5UM - 7I720M - Brranlwortlicher R'dactenr vr. Harm. Kvchling in Leipzig» Für den musikalischen Theil Adolf Ruthardt in Leipzig.
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