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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.02.1900
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-02-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19000201016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1900020101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1900020101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
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- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1900
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2.M-P W Lchziger TllMtt M AWW Nr. Ä, JoimeMg, I.MlNl!M. (Mükyln-ÄllSUbc.j Der Umbau der Stadtbibliothek. iä. Leipzig, 31. Januar. Am heutigen Tage hat König Albert als der erste Besucher unsere Stadtbibliothek nach ihrem Umbau in Augenschein genommen und sich, wie schon mitgetheilt, hochbefriedigt über das Geschaffene ausgesprochen. Binnen Kurzem werden nun die Bibliothek und ihre Schätze auch der Einwohnerschaft zugänglich gemacht werden, em Zeitpunkt, der von vielen Wissen-begierigen unserer Stadt lang ersehnt worden ist. Es sei deshalb an dieser Stelle eine Beschreibung der neuen Räume unserer Stadtbibliothek gegeben. Die im Jahre 1678 durch ein Vermächtniß de- Oberhof- gcrichtödirectorS Ulrich Groß gestiftete RaihSblbliothrk befand sich zurrst in dem niedrigen ersten Stock de- „Zeughause-". Schon in den dreißiger Jahren aber war wiederholt davon die Rede, ihr einige größere und geeignetere Räume zu schaffen. Im Jahre 1710 kam man auf den Gedanken, von den beiden Tuchböden, die im Gewandbause übereinander lagen, den oberen abzutragen und an seiner Stelle einen Bibliolbeksaal zu erbauen. Dieser Plan gewann bald feste Gestalt, so daß nach manchen Unterbrechungen der Bau im Jabre 1755 fertiggestellt war. Die Bibliothek sollte nach den ursprünglichen Plänen eine ganz andere Gestalt erhalten. „Nach diesen Bauplänen", berichtet Wust mann, „sollte von dem im Ganzen 134 Ellen langen Saale an der UniversitätSstraße und am Neumarkte je ein Raum von 20 Ellen Länge durch eine Quer wand abgeschnitten und so der ganze Saal in drei Tbeile zerlegt werden, in ein „Altrium", in da eigentliche „CorpS" oder „GroS" der Bibliothek und in ein „Cabinet". Diese beiden Querwände sollten aber nur etwa bis zu zwei Drittel Hohe des Saale-, bis unter die sogenannten Mezzoninfensler, aufgeführt werden. Dann sollte über das Altrium wie über da- Cabinet eine Balken decke gelegt und so beide in einen unteren, höheren, gegen den Saal bin geschlossenen, und in einen oberen, niedrigeren, gegen den Saal hin offenen Raum geiheilt werden. Endlich sollten an Len beiden Längsseiten des BibliothekiaaleS in der Hohe dieser beiden Zwischenboden Galerien angelegt werden, so daß man von der offenen Empore über dem Altrium un mittelbar auf die eine Galerie, von da auf die Empore über dem Cabinet und von dort über die zweite Galerie auf das Altrium hätte gelangen können. Emporen und Galerien sollten durch eine ringsum laufende schmiedeeiserne Brüstung geschützt werden." Auf diesen ursprünglichen Gedanken, der nur insofern Verwirklichung gefunden hat, al- das Atrium von dem übrigen Tbeile des Saales durch das große Gitter abgetrennt worden ist, hat das Hochbauamt zurückgegriffcn, jedoch seine AuS- sübrnng in ganz anderer Weise vorgeschlagen, als damals in Aussicht genommen war. Die vorgeschlagene Ausführung ist vom Rathe und den Stadtverordneten am 16. Juni 1897 genehmigt, im ver flossenen Jahre begonnen und in diesem Jahre beendet worden. Nach Umschwenkung und Neuausstellung des großen schönen Gitters, wodurch es seine Ansichtsseite dem großen Saale zuwendet, wurde unmittelbar hinter dem selben eine massive, mit großen Oeffnungen versehene Zwischenwand aufgeführt. Der durch diese vom Saal ab getrennte Raum bis zur UniversitätSstraße bildet in seinem unteren Theile den neuen stattlichen Lesesaal, welcher vom Treppenhause auS zugänglich ist, während der obere, über der feuersicher construirte» Decke befindliche Raum reichlich Platz geboten hat zur Unterbringung je eines Raumes für die Zarnke'sche Goethe- sammlung und die Handschriftcnsammlung, ferner zur Unterbringung der neuerdings geschenkten Gemäldesamm lung des Herrn Fel sch e, sowie zur Schaffung eines zweck mäßig gelegenen Zimmers für den Direktor der Biblio thek. Ein Gcrbindungsgang, welcher gleichzeitig als Aus lageraum für Tageszeitschriften dient, fükrt in das Zimmer des Bibliothekars und zum Packraum. Unter riesen letzteren befindet sich die geräumige BücherauSgabe, welche vom Treppenhause aus erreicht wird. Der zur Auf stellung der Bücher erforderliche Raum ist durch Einbau einer an drei Seiten umlaufenden Galerie, die durch vier eiserne Wendeltreppen von den verschiedenen Stellen deS Saales auS bequem erreicht werden kann, gewonnen worden. Die mit kunstvoll geschmiedeten Ornamenten gezierten Trag säulen der Galerie stehen auf den zur Stütze des Bibliotdek- sußbodens eingezogenen starken Walzeisenträgern und sind mit diesen verschraubt. DaS geschmackvolle, meisterlich gearbeitete Brüstungs geländer Von Schmiedeeisen ist in den Motiven des großen AbscblußgitterS auSgefübrt. Der Fußboden der Galerie ist in Cementbeton hergestelll und mit Linoleum belegt. Die alte auS dem Jabre 1755 stammende Einrichtung deS Bibliothek saaleS wurde wehen ihrer Unzweckmäßigkeit, Unbequemlichkeit und Baufälligkeit entfernt «Ud an ihrer Stelle schrankartige Regale mit Galerien an- Schmiede eisen in leichter und gefälliger Form constrnirt, auf gestellt und mit verstellbaren Böden auf Messingstecker ver leben. Neben der größten LichtauSnutzung bietet die getroffene Aufstellung den Vortbeil eines sicheren und bequemen Han- kircnS von jeder Stelle aus, sowie die größtmöglichste Aus nutzung des Raumes. Die an den Fensterpfeilern und Nischen unter und auf der Galerie ausgestellten Schränke bieten Gelegenheit, eine große Anzahl Bücher nach Er forderniß unterzubringen. Durch diese neue Einrichtung im Saale dürfte man bei normalem Zuwachs für mehrere Jahr zehnte vor Raummangel geschützt sein. Die innere Ausstattung der Räume ist im Wesent lichen einfach gehalten und schließt sich an da- Bestehende harmonisch an. Das Lesezimmer ist in der Dekoration etwas reicher behandelt und bildet so den Uebergang von det schlichten Einfachheit des Büchersaales zum reicher auSgestatteten, im edlen Barockstil anSgcfübrten Treppenhause in zielbewußter Weise. Die Fußböden sind sämmtlich mit Linoleum belegt. Außerdem sind sämmtliche Räume mit neuen Fenstern ver sehen worden. Zur Erwärmung dient eine Niederdruck dampfheizung, welche an die bestehende Centralanlage an geschloffen ist, und zur Beleuchtung durchgängig elektrische« Lickt. Die Constructionen sind sämmtlich feuersicher auS gefübrt. Gegen die Meßlocale im Untergeschoß de- Bibliothek flügel- ist die werthvolle Bibliothek durch eine Monirrdecke geschützt. Die Pläne sind vom Hochbauamte unter Leitung der Herren Stadtbauräthe Professor H. LichtundEcharenberg entworfen, und die Ausführung vom städtischen Bauinsprctor Herrn Ray her geleitet worden. Die ausgeführten Arbeiten sind mit 144 160 veranschlagt. An der Bauausführung, welche durch die gegebenen Ver hältnisse mit außerordentlichen Schwierigkeiten verbunden war, Haden ferner verdiente» Antheil genommen die Herren In genieur Carl Schiegr, Schlossermeister Hermann Kayser, Maurermeister Jänig (Uhlmann Nächst), Zimmermeister Franz Meyer, Glasermeister A. Böhne, Tischlermeister F. GUndel und Hartmann, Malermeister Stolle, Bild hauer Damm und Liegert, Tapeziererobermeister Ernst Richter, dir Firma Rietscbel L Henneberg in Dre-ben und die Allgemeine Elektricitätsgesellschaft. Möge da« Werk, durch da« vielen Wünschen nunmehr Rechnung getragen ist (erinnert sei nur an die Schaffung de- besonderen LrsesaalcS) seinen Zweck voll und ganz er füllen: möge e« eine oft betretene Statte aller Derer sein, die ihr Wissen erweitern wollenI Kunst und Wissenschaft, Musik. Mendelssohnfcier in der Alberthalle, Sonnabend, den 8. Februar. Mendelssohn'L Bedeutung für das musikalische Leipzig ist die denkbar größte. Hm Oktober 1835 begann er seine Thätigkeit als Direktor der Äewandhausconcerte, und was er als solcher in verhältnißmäßig kurzer Zeit geleistet hat, ist zu bekannt, als daß es weitläufig nachgewiesen werden müßte. In wenig Jahren erhob er Leipzig zur ersten Musikstadt Deutsch lands. Ein ganz besonderes Verdienst von ihm aber ist die Gründung des hiesigen Conservatoriums der Musik. Am 16. Januar 1843 ward das allgemeine Programm ausgegeben, am 3. April wurde die Anstalt eröffnet, und wiederum währte es nicht lange, und sie hatte sich einen sogar außereuropäischen Ruf erworben. Als Componist hat Mendelssohn alle Zweige der Musikliteratur bedacht, von der Symphonie herab bis zum kleinen Chorlied, und namentlich das letztere verdankt ihm unvergäng liche herrliche Vlüthen, und zwar nicht blos das gemischte Chor lied, sondern auch der vielfach verkannte und von den meisten Musikern wenig beobachtete, wenn nicht verachtete Männergrsang. In dankbarem Gedenken veranstalten die 200 Sänger des „Männerchor" und „Mercur" nächsten Sonnabend, am Geburtstage des Meisters, eine Mendclssohnfeier in der Alberthalle, in der seine volksthümlichsten Männrrchöre, aber auch gemischte Chöre, Werke für Sologesang, Clavier und Orgel, zum Vortrag gebracht werden. Das Nähere besagen Annoncen und Placate. Wer sich noch einen guten Platz sichern will, thue dies bald, und unterstütze dadurch ein gutes Werk (zum Besten des Diakonissenhauses). Die Güte aller Ausführenden verbürgt sicher einen künstlerischen Genuß besonderer Art. Wie bereits bekannt gegeben, findet am künfti gen Sonntag, den 4. Februar, Abends 6 Uhr, in der neuen Neformirten Kirche unter gefälliger Mit wirkung vortrefflicher einheimischer Solisten die dritte geistliche Musikausführung statt. Wir ermangeln nicht, an dieser Stelle auf dieses schöne, musikalische Genüsse versprechende Cvncert, dem ein ebenso inhaltreiches, wie interessantes Pro gramm zu Grunde gelegt ist, empfehlend hinzuweisen. Literatur und Theater. * Loudon, 31. Januar. Da» Deutsche Theater in London unter Karl Juakermann's Leitung wurde gestern Abend vor vollem Hause mit „Mein Leopold" eröffnet. Die Vorstellung war sehr erfolgreich. August Junkermann, Josephine Dora und George WorlitzsL gefielen sehr und ernteten viel Beifall. (Boss. Ztg.) Bildende Künste. KuustauSstcllnng F. W. Mittentzwetz-Windsch. Der Orientmaler Max Nabes-Berlin veranschaulicht in einer aus figürlichen und landschaftlichen Darstellungen zusammengesetzten Colleciiv-Ausslellung die eigenartigen Reize der orientalischen Land schaft und ihrer Bewohner. Trine Schilderungen zeichnen sich durch einen gesättigten Farbenreichthum auS, dessen leuchtende Tonwrrthe äußerst lebhafte und Labei ansprechende Wirkungen Hervorrusen. Besonders charakteristisch für die malerischen Qualitäten deS Künstlers ist das Bildniß einer „Phoraonentochter", einem Studienkopf, bei dem die leuchtende» Flrischpartien, das dunkle Haar und daS feurig rothe Gewand zn einem frappanten Contrast vereinigt sind. Daneben machen sich einige männliche Cdaraktcrköpfe bemerkbar, darunter „Ein Sudanese" und „Ein Berber", die treffend charaktcrisirt sind. In stimmungsvollen Wiedergaben führt er uns interessante LanLschastSbilder vor Ange», darnnter einen „Abend am Nil", „Die Trümmer des SonnentempelS in Baalbeck", einen Blick ans „Gebet Siesile in Nubien", die „Serailspitze in Kon stantinopel" und in einem Bilde der „Vergessenheit" den Friedhof von Cyub. Max Lirbermann-Berlin ist mit drei kleineren Arbeiten ver treten, die zwei Figurenstudirn und rin Architekturmotiv sehen lassen und sich neben seiner scharf pointirten Art zu charakterisiren, durch coloristische Feinheiten auszeichnen. Zwei tüchtige Arbeiten der Bilduißiualcrei bieten Martha Hey d »nbt uth-Leipzig und Juliette Wagner-München, die Erstere mit einem reizenden „Kinderköpfchen", die Andere mit einem „Damenportrait". Fein abgewogene Tönung, freie und dabei sichere technilche Behandlung bekunden sich in den beiden Aquarellen, die „Parktreppe in der Villa d'Este" und „Rosen am Wege" von Earl Langbammrr- Verlin. Julius Lüdrrs-Weiinar ist mit einer feinfühlig und geistvoll behandelten Serie „Radirungen" vertreten, in welchen die Farbenwerthr durch die mit Hilfe der Radirnadrl dargrstellten Landschast-motive vortrefflich zur Geltung gebracht worden sind. Ernst Kiesling. Wissenschaft. * Wie», 31. Januar. Der Director des Institut- für all gemeine und experimentelle Pathologie der hiesigen Universität, Hosrath Professor vr. Philipp Knoll, ist heute 5 Uhr Morgens an Lungenentzündung gestorben. Knoll erkrankte, der „Voss. Ztg." zufolge, in der Nacht von Donnerstag auf Freitag; es kam bei ihm schnell zu starker Athemnoth und lehr bedrohlichen Fiebererschei- n ungen. Die behandelnden Aerzte, die Professoren Schrötter und Gussenbaurr, erkannten alsbald, daß fast gar keine Hoffnung aus Wiedrrgkiirsung bestehe. Knoll, der im 59. Lebensjahre stand, war 1898 als Nachfolger Stricker'S von der Prager deutschen Universität nach Wien berufen worden. Der Name des Verstorbenen wurde vielfach al- zukünftiger deutscher Landsmannmintster genannt. Im politischen Leben der Deutschen Prag- und Böhmen» spielte er ein« hervorragende Rolle. (Wiederholt und ergänzt.) " Part-, 31. Januar. (Telegramm.) Di« Akademie der Medictn wählte die Professoren Erd in Heidelberg und Hansen ia Bergen zu ausländische» Lorrespondenten. Die Akademie der Wisseuschaiten ernannte den Mathematiker Professor Mittag. Leffler in Stockholm zum corresponvirendrii Mitgliede. Volkshochschutcurse. Profeffor Vr. A. Barth: ,Ohr und Hören". I. Dienstag, 30. Januar:DosWichtig ft eauSder Lehr« vom Schall. Nach kurzer Einleitung über dir Bedeutung der Sinnes organe im Allgemeinen ging Vortragender zu feinem Thema über. Wenn wir uns »ine Vorstellung davon bilden wollen, wie und was das Ohr hört, müssen wir uns erst bekannt machen mit der Einwirkung, welche staltsindet, um auf das Ohr als Sinnes organ einen Reiz auSzuüben. ES ist das der Schall. Der Scyall ist ein« Bewegung, und zwar, wie z. B. auch das Licht, die Wärme, die Elettrtcilät, eine Wellenbewegung. Nur sind bei ihm im Allgemeinen die Vorgänge viel gröbere, so daß man sie durch besondere Vorkehrungen auch dem Auge, also einem zweiten Sinne, zugänglich machen und dadurch dem Verständniß wesent lich näher bringen kann, als wenn ihre Wahrnehmung auf das Ohr allein beschränkt bliebe. I« nachdem der Schall in dis Er scheinung tritt, hat man seit Jahren zwei verschiedene Formen unterschieden: die Töne und Geräusche. Lassen wir der Ein fachheit Halder die letzteren vorläufig bei Seite, so würden di« Fragen, denen wir uns nun zuwcnden, lauten: wie entstehen Tonbewegungen; wie sehen sie aus; wie schreiten sie im Raume fort; wie verhalten sie sich zu Körpern, gegen welche sie auf ihrem Wege treffen? Die Beantwortung all dieser Fragen wird, so lange wir unser Sinnesorgan „Ohr" außer Betracht lassen, gegeben in der Lehre von der Bewegung elastischer Körper: Jede Schalldewegung entsteht durch Stoße, welche gegen elastische Körper geführt werden. Und mehr oder weniger elastisch sind alle Körper, welche uns umgeben. Erscheinungen, welche sowohl in ihrer Entstehung, wie auch in ihrem Verlaufe der Schall bewegung sehr ähnlich sind, finden wir bei der Wellenbewegung des Wassers (Stoß, Entstehen der »bersten Welle, stehende Wellen, Fortpflanzung). Nach der Art ihrer Entstehung unter scheidet man drei verschiedene Formen von Wellen: Longitudinale, transversale und Torsionschwingungen. Im Raume bewegen sich die Schallwellen nur in der longitudinalen Form fort. Der erste Anstoß ist verschieden: Sirene, Savart'sches Rad, Lippen pfeifen, Trompeten, schwingende Stäbe, Zungcnpfeifen, Saiten, gespannte Häute. Um einen Ton zu erzeugen, müssen die Schwingungen periodisch sein, d. h. genau in gleichen Zeitab schnitten wiederkehren. Der Ton hängt ab von der Art des An schlages und von der Elasticität des schwingenden Körpers. Die Länge der Zeitabschnitte, in welcher eine Well« abläuft, heißt Schwingungsdauer oder Periode der Bewegung. Besser wählt inan hierfür die Bezeichnung nach der Zahl der Schwingungen in der Sekunde: Schwingungszahl — Tonhöhe. Die Tonstärke hängt ab von dem Ausschlag oder der Breite der Schwingungen — Amplitude. Bisher ist nur von reinen und einfachsten Schwingungsformm die Rede gewesen. Treffen die Be wegungen verschiedener Töne zusammen, so addiren sie sich zu besonderen Formen: Interferenz, Obertöne. Neben der ein fachen Fortpflanzung im Raum kann ein Ton durch besondere Umstände verstärkt werden: Resonanz. Das Äegentheil davon ist die Dämpfung. Die Länge der Wellen im Raum schwankt von ungefähr 10 Centimrter bis 10 Meter. Die Fortpflanzungs geschwindigkeit z. B. in der Luft 332 Meter, im Wasser 1400 Meter in der Sekunde. Je weiter sich Schallwellen vom Ur sprungsort entfernen, um so mehr klingen sie ab, d. h., sie werden kleiner und verschwinden schließlich. Treffen sie auf feste Körper, so wird ein Thril zurückgeworfen, und zwar nach den allgemeinen physikalischen Gesetzen im Einfallswinkel; zum Theil aber durch dringen sie denselben und setzen ihn mehr oder weniger in Mit schwingung (gespannte Häute, Phonograph, Telephon). Mit Erwähnung dieser Aparate kommen wir schon gewissen Vor gängen beim Hören mit dem Ohr sehr nahe. Zum Schluß sei noch erwähnt, daß für die bisherige Annahme, Geräusche hätten eine andere Bewegungsform, als die Töne, ein Beweis noch nicht erbracht ist. Es spricht vielmehr Alles dafür, daß beide, auch physikalisch, vollständig identisch sind. — Das Verständniß des Vortrages wurde durch einige Zeichnungen und Experimente unterstützt. Neuter-Vecitation von Curt Maurice. Leipzig, 31. Januar. Herr Curt Maurice hatte gestern Abend im großen Saale des BereinShauses einen zweiten Reuter-Abend veranstaltet, der sich wiederum eine» zahl- reichen Besuches erfreute und dem qeichähteu Recitator lebhafien Beifall »intruq. Fritz Reuter's köstliche Gestatten seiner bumor- vollen Gedichte und Erzählungen sind ja aber auch so prächtig gezeichnet, daß ihre Vorführung durch einen geeigneten Interpreten immer ein dankbare- Publikum finden wird. Freilich giebt r» auch heute immer noch Biele, die sich scheuen, sich selbst in des Dichters Werke zu vertiefen, weil sie nach den ersten Sätzen vor dem für Mittel- und Süddeutiche scheinbar unverständlichen Dialekt zurückschrecken, und doch würde dieses anfängliche Hinderniß sehr bald überwunden sein, wenn sie sich nur entschließen wollten, einige wenige Seiten etwas langsamer und gründ licher, womöglich laut zu lesen. Gerade für solche Unkundig« des Dialekte- ist nun die Methode deS Herrn Maurice besonders geeignet, da er vor allem bestrebt ist, wie er selbst hervor hebt, den Reuter'ichen Text so deutlich und verständlich wie möglich, d. h. ost stark an Las Hochdeutiche anstretfend, wiederzugeben, zu weilen selbst auf Kosten des Idioms. Diese Methode läßt sich namentlich bei den Proiastücken mit Erfolg anwenden, während sich dies« Art bei den Gedichten nicht empfiehlt und von Herrn Maurice auch nicht anqewendet wurde. Auch gestern standen wieder die zwei urwüchsig komischen Lavikel aus Renter'- ..Stromtid": Bräjig im Resormverein und Bräsig in der Wasser kunst im Mittelpunkt deS Interesse» und erregten, wie stet-, große Heiterkeit. Aber auch die drei größeren derb humoristischen Ge- dichte „De jokrat'fche Method", „Der Jahrmarkt" und „Jochen Päsel, watt bist du fvrn Aesel" fanden ia der gelungenen, freien Wiedergabe de- Redner» vollen Anklang. Lk—m. Verkehrs-Verein Leipzig. Dom VerkchrS-Berein wird unS der Jahresbericht über das Jahr 1899 zugesandt, auS welchem zu ersehen ist. daß die Thätigkeit diese- gemeinnützigen Verein* im ver- wichenen Jahre eine recht ersprießliche war. Beigefügt ist dem Jabresdericht ein Büchlein über Leipzig, welche- mit hübschen Illustrationen und einem deutlichen Stadtplan auSgcstattet ist; ferner liegt uns ein von dem Verkehrs-Verein hergestellteS Plakat vor, auf welchem man in tabellarischer Form vrrzeicknel findet, an welchen Tagen die verschiedenen Sehenswürdigkeiten Leipzigs zu besichtigen sind, eiue für die auswärtigen Besucher gewiß sehr praktische Einrichtung. Sowohl der Führer, wir das Plakat lassen erkennen, daß der Verein Leipzig die Aufgabe, die er sich gestellt bat unv Vic schon sein Name andculet, nämlich den Verkehr und ins besondere Len Fremdenverkehr in Leipzig zu förvern, mit Verständniß und Eifer zu erfüllen sucht, und so werden seine Bemühungeu, die er zu Nutz und Frommen sowohl der Fremden, die Leipzig besuchen, wie indirekt der hiesigen Ge schäftswelt unternimmt, gewiß überall Anerkennung finden. Beschränkt sich dir Tbätigkcit dcS VerkcbrS-Bcreins auch hauptsächlich auf solche Veranstaltungen, die ven alljährlich steigenven Fremdenverkehr zn gute kommen, so richtet er sein Augenmerk dock auch auf die Förderung von Projekten, die, wie z. B. die Canalsrage, eine Verwirklichung erst in Jahren erhoffen lassen, aber sür eine spätere Entwickelung Leipzigs doch von eminenter Wichtigkeit sind. Es ist nur zu begrüßen, daß genannter Verein, wie wir vernehmen, auch sür 19G> vielfache Pläne hegt für Verbesserung des Fremdenverkehrs, und wir möchten wünschen, daß er namentlich zu ter immer brennender werdenden Frage der Errichtung eines Centralbahnhofs und der Personen- und Güterbeförderung von und nach Leipzig im Interesse der hiesigen GeschäflSwelr energisch Stellung nehme. Um aber in all diesen Fragen mit Erfolg vergeben zn können, ist es für den Verkehrs-Verein dringend nöthig, das; recht viele unserer Mitbürger sich an den Vereinsbestrebungen betheiligcn und Mitglieder des brtr. Vereins werden. Der Führer von Leipzig wird in der Geschäftsstelle dcS VerkehrS-Vereins, Nillerslraße 4, I., an Fremce gratis ab gegeben. Die Placate sind in fast allen Hotels, Restaurants, Bahnhöfen:c., Heinere in den Straßenbahnwagen ausgehängt und werden zahlreich benutzt. Bei einer beabsichtigten Neuauflage ver Placat-Tafel soll die Aufzählung der Sehenswürdigkeiten noch ergänzt und erweitert werden. Hierauf bezügliche Wünsche mögen recht bald der Geschäftsstelle de- Vereins bekannt gegeben werden. Der Vorstand des Vereins wird auch in diesem Jahre, wie man unS mittheilt, regelmäßig seine Monatssitzungcn abgehatten. Bei sich bietender Gelegenheit werden wir daher in der Lage sein, über die fernere Thätigkeit desselben Bericht zu erstatten. —oe— Lchreberverein der Ostvorstadt. Die achte Generalüersammlung des Schrever- vereins der Ostoorstadt wurde am 29. Januar 1900 in dec Spielhalle des Vereinshauses abgehalien. Der erste Vorsitzende, Herr Lehrer Karl Teupsrr, begrüßte die zahlreich er schienenen Mitglieder und berichtete ihnen über da» verflossene Vereinsjahr. Die Mitgliederzahl betrug 542 gegen 587 im Vorjahre. Die Leitung des Vereins lag dem Vorstände, dem Gartenausschuss« und dem Spielausschusse ob. Der Vorstand hielt 11, der Gartenausschuß 8 und der Spielausschuß 4 Sitzungen ab. Das Vereinsleben war auch in diesem Jahre sehr rege. Es wurden, was zunächst die Spielt hatig teit anbelangt, mehr als 1000 Spielmarken ausgegeben; es spielten an 81 Spieltagen über 14 000 Kinver, täglich im Durch- schnitt 175 Kinder. Die Leitung und Beaufsichtigung lag in den Händen einiger Herren, di« sich für das ganze Jahr ver pflichtet hatten und von einigen Damen unterstützt wurden. Für den Kindergarten wurden 161 Kinder angemeldet; die Zahl der kleinsten Pfleglinge des Schrebervercins betrug im Januar 52, im Februar 54, im März 58, im April 54, im Mai 86, im Juni 94, im Juli 76, im August 66, im September 71, im Oktober 59, im November 68, im Decrmber 64. Für die Kleinen wurde ein Oster-, ein Sommer- und ein Wrihnachisfest veranstaltet. Die Kindergärtnerin, Fräulein Elise Steiniger, wurde durch Fräulein Engelhardt und Fräulein Rösner unter stützt. Für den Kindergarten wurden 788,50 eingenommen und 854,14 c/s ausgegeben. Für die Milchcolonie hakte der Rath der Stadt 150 und das Lehrerkollegium der 14. Be zirksschulc 56 veigetragen; ferner hatte die Sammlung bei Privaten erfreuliche Summen gebracht. Zur Theilnahme an der Colonie wurden 236 Kinder, und zwar 92 Knaben und 144 Mädchen, zugelassen. Für die jungen Colonisten lieferte die Firma F. E. Krüger 3805 Liter Milch, und von den Bäcker meistem Hähnel und Stock wurden 11980 Brödchen bezogen. Me Leitung der Spiel« hatte Herr Lehrer Puschmann inne, ihm standen drei Seminaristen und einige junge Damen zur Seite, die Milchausgabe hatten die Damen einiger Vorstandsmitglieder übernommen. Der Gesammtaufwanü für die Milchcolonie betrug 942 cU, davon wurden durch Theilnahme 135 und durch Einzelverkauf von Milch und Brödchen 109 gedeckt, so daß au* der Wohlthätigkeitscasse etwa 700 zuzuschirßrn waren. - Das Knabenexercircorps des Herrn Döring zählte 61 Mann und übte an 89 Tagen, 26 Mal in der Halle, 40 Mal auf dem Spielplätze und 23 Mal in der Sandgrube und auf Ken Feldern am Napoleonstrin. Die Eisbahn konnte in drei Zeitperiodcn, im Februar und December vorigen und im Januar Kieses Jahres, betrieben werden und ergab für den Verein ein? Einnahme von 190 cF. Die Aufsicht führte der Gartenaus schuß. An Badek arten wurden 800 Stück verkauft. — An den vier Famileenabrnden wurden von den Herren Realschuldirector Prof, von Brause, Lehrer O. Leisner, Lehrer K. Schmidt und dem Vorsitzenden Vorträge gehalten. Für gr sangliche Unterhaltung sorgten der Damcnchor des Herrn Lehre E. Schmidt und mehrere dramatisch angelegte Damen und Herren. Die Bereinigung der Gartenbesitzer hörte Vor träge der Herren Bergmann (Allerlei aus den Schrebergärten Hensel (Die Rose), Köhler (Die Sonne und die Pflanze) ui r Tiegel (Herbstschnitt an Bäumen und Sträuchern und Wein schnitt). Don den F este n des Vereins verregnete das Somm fest. Reichen Besuchs erfreute sich die Gartenbau-Ausstellu"?. Einen guten Verlauf nahm das Stiftungsfest im Schloßkell — Dem Schreberverein der Ostvorstadt lag dies Jahr die Leitr - der Angelegenheiten deS Verbandes der Schrebrrvcrein« ob. T gemeinsame Fcrmilienabend wurde am 26. Oktober im Tcdlr' keller abgehalten. In drei gemeinsamen Dorstandsntzung: - wurden wirthschaftlic^ Fragen der Schrebervereine erörtert, fö welche ein vom Ostvereine auSgegebener Fragebogen Unterlag?' bot. Ferner ist der Verein dem deutschen Verende für Sommer pflege betgetreten. Bon dem deutschen Patriotenbunde und dem Leipziger Thierschutzorrein erbäli er deren Zeitschriften zugesand!. LU. NlIWW-MLllk
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