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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.03.1900
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-03-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19000328028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1900032802
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1900032802
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1900
- Monat1900-03
- Tag1900-03-28
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Dieser Vorwurf war ja Wohl der Hauptzweck des Antrags auf Einführung von „Anwesenheitsgeldern". Denn daß der Bundesrath auf eine solche Verfassungs änderung eingehen werde, ist nicht eben wahrscheinlich, obgleich auch ein Thcil der Reichspartei für den Antrag stimmte. Leider aber ist bei der Dickfelligkeit der Gewohn- heilsschwänzer auch die Wahrscheinlichkeit sehr gering, daß diese Herren sich den ihnen von ihren pflichtgetreuen College» versetzten moralischen Rippenstoß zu Herzen nehmen. Außer diesem Rippenstöße ist aus der gestrigen Sitzung nur noch zu erwähnen, daß bei der Berathung des Etats des Reichsamtes des Innern wieder einmal grelle Schlaglichter auf die Glaubwürdigkeit socialdemokratischer Be hauptungen fielen. Der Abgeordnete Arendt war in der Lage, die urkundlichen Beweise dafür vorzuiegen, daß die vom Abgeordneten Thiele bei einer früheren Gelegenheit gegen einen Beamten der ManSfelder Ge werkschaft gerichteten schweren Beschuldigungen Wort für Wort unwahr sind und daß der Beschuldigte seit l l Zähren überhaupt nicht mehr im Mansfeldischen Dienste ist. Der Abg. Singer hatte die socialdemokratische Partei eben im Brusttöne sittlicher Entrüstung gegen die Schlußfolgerungen verwahrt, die der Abg. Arendt „an den Zufall eines einzigen Jrrthums" knüpfte, als der Abg. Paasche die Rednertribüne bestieg und über eine gegen die Firma Ludwig Löwe gerichtete Be hauptung mit dem Abg. Bebel abrechnete. Es handelte sich um einen angeblich auf die Straße gesetzten Arbeiter, der sich erschossen haben und dessen Frau und Kinder der Armenpflege anheim gefallen sein sollten. Von alledem war nach der in den Händen des Abg. Paasche befindlichen Erklärung des Inhabers der Firma nur die Thalsache des Selbstmordes richtig, während die Firma die Familie auf das Liberalste unterstützt hat. Herr Bebel, der auf diesem Pfade schon öfters abgefaßt worden ist, antwortete mit Verlcgenheitswendungen, wie die, daß auch Staatsanwälte mit ihren Anklagen irren u. s. w. Er habe die Sache „in der Zeitung" gelesen und man dürfe ihm nicht bewußte Unwahrheiten vorwerfen. Das war allerdings nicht geschehen, aber die Gewissenlosigkeit kenn zeichnet sich selbst, mit der die Socialdemokraten systematisch aufs Geradewohl jeden ehrverletzenden Klatsch verwerthen, den sie irgendwo auftreiben können. Die Alottcnvorlage ist gestern endlich von der Budget commission des Reichstages in Arbeit genommen worden. Nach den zahllosen Erörterungen, die über die Flottenvorlage in der Oeffentlichkeit stattgefunden haben, hat man zunächst den Eindruck, als ob das Centrum mit seiner detaillirtcn Fragestellung eine Verschleppung beabsichtige. Bei näherer (Überlegung jedoch darf man anerkennen, daß schon aus rein formalen Gründen die nochmalige Untersuchung aller in Betracht kommenden Fragen berechtigt ist. Dazu kommt, daß die gründliche Durcharbeitung des gesammten Materials der Flvttensache ganz gewiß nicht schaden kann, während sie ihr andererseits insofern nützt, als sie den Vor wurf eines überstürzten Vorgebens in „Hurrah-Stimmung" aus der Welt schafft. Welche Zwecke das Centrum durch die Stellung der Fragen betreffs der Landwirthschast ver folgt, bleibe einstweilen dahingestellt. So viel aber kann man schon jetzt sagen, daß etwaige Bemühungen, die Vermehrung der Marinemannschaften zu einer Verminderung der Präsenz stärke deS Landheeres auszunützen, energisch zurückgewiesen werden müssen. Da über den wesentlichsten Theil der gestrigen Berathung Geheimhaltung beschlossen war, so können die Theilnehmer natürlich nur über den Gesammt- eindruck berichten, den sie empfangen haben. Nach der „Nat- Lib. Corr." war dieser Eindruck ein tiefer und günstiger. Das genannte Organ schreibt nämlich: „Die Berathung begann, wie wir hören, mit der Erörterung der Fragen, welche Ereignisse die Erweiterung des geltenden Flotten- gejetzes nothwendig gemacht, welche Beziehungen zu Oesterreich-Ungarn und Italien, Rußland und Frankreich, England und den Vereinigten Staaten bestehen, und schließlich, welche Ziele die verbündeten Regierungen sich mit der „Weltpolitik" gestellt haben. Zwischen den vier Wänden der Commission und in dem sicheren Gefühl, wie gewissenhaft vertrauliche Mittheilungen immer im Reichstag von allen Parteien geheimgehalten worden sind, vermochten die Staatssekretäre des Auswärtigen und deS Reichsmarine. Amtes sich mit einer rückhaltlosen und klärenden Offenheit zu äußern. Während Graf Bülow über die Beziehungen zu den einzelnen Mächten sich eingehend verbreitete, legte Admiral Tirpitz die Stärkcverhültnisse der Streitkräfte zur See bei den einzelnen Staaten dar. Der Eindruck dieser Eröffnungen war, wie uns versichert wird, ans allen Seiten ein ganz außerordentlicher. Auf keiner Seite dürfte ernsthaft mehr bestritten werden, Laß die Nothwendigkeit der geforderten Flottenverstärkung gerade im Interesse der Weiterführung einer friedliebenden deutschen Politik unwiderleglich nachgcwiesen worden ist. Mit einer kurzen Mit- theilung des StaatSsecretärs v. Bülow schloß dieser erste Tag der Generaldebatte, der von grundlegender Bedeutung für die Weiter berathungen ist und besten Ergeknitz dahin zusammengezogen werden kann, daß über das Ziel jetzt Klarheit besteht und nun mehr die Frage spruchreif geworden ist, aus welchem Wege dieses Ziel erreicht werden kann." Neuerdings ist von agrarischer Seile unter Hinweis auf die allgemeine innere Lage und insbesondere daS Flottengesetz gegen die Einbringung der kanalvorlagc während der laufenden Session wieder energisch angekämpft worden. Daß man sich aber auch in Handels- und industriellen Kreisen, des OstenS nota bvuo, vor dem geplanten übergewaltigen Wasser straßenbau- und Regulirungsgesetze geradezu fürchtet, hat eine am 20. d. M. in Stettin abgehaltene, sehr stark besuchte Ver sammlung gezeigt. Stettin ist die bedeutendste Hafenstadt Preußens und sein antiagrarischer Charakter wird hinlänglich bezeugt durch die Thatsache, daß der Abgeordnete der Stadt im Reichstage und im preußischen Abgeordnetenhause ein Mitglied der freisinnigen Vereinigung ist; vor 1898 War ein Socialdemokrat im Reichstage Vertreter. Zn dieser selbst vom Standpunkte der intimsten Hasser des ostelbischen Zunker- thumS einwandfreien Versammlung hat man gegen die all gemeine preußische Canalpolilik eine Sprache geführt, die im vorvergangenen Zahre unvermeidlich zu Maßregelungen ge führt hätte, wenn die Redner politische Beamte gewesen wären. Zn Stettin ist man natürlich nicht wasserbauscheu, aber das läßt sich von den ostelbischen Landwirlhen auch nicht behaupten. Diese beklagten und beklagen sich vielmehr leb haft darüber, daß man nicht, ehe die großen Opfer für den wirthschaftlich ohnehin weit überlegenen Westen gefordert wurden, an die Regulirung verheerender Wasserläufe, wie beispielsweise der Over und der Spree, herangetrelen ist, und die pommerische See- und Handelsstadt beschwert sich nicht minder bitter über große Wasserbauversäumniffe, und zwar gleichfalls unter energischer Verwahrung gegen den Plan, die viel zu lange hinausgeschobene Befriedigung ihres dringlichen Wasserstraßenbedürfnisses — eines Schifffahrts- Weges Berlin-Stettin — von der Bewilligung „irgend welcher anderer Canalprojecte" abhängig zu machen. Stettin ist in der That unbegreiflich schlecht be handelt worden und die Rede, die der Reichs- und Laudtagsabgeordnete der Stadt, Herr Broemel, in der erwähnten Versammlung gehalten bat, könnte sehr Wohl überschrieben werden „Preußische Canalpolitik gegen die erste preußische Hafenstadt". Es versteht sich, von selbst, daß man außerhalb Preußens es der preußischen Regierung nicht zum Vorwurf macht, daß sie keine parti- cularistische Binnenschifffahrtspolitik treibt. Ein solcher Tadel ist aber auch in Stettin nicht ausgesprochen worden, nur wurde dort mit vollem Rechte bervorgehoben, daß Alles unterblieben ist, was eine Schädigung, die die Ostseestadt durch andere Canalbauten erlitt und erleiden mußte, einiger maßen ausgleichen konnte. Stettin, für das durch Friedrich den Großen gut gesorgt war,wurde benachtheiligt durch den Oder- Spree-Canal, durch den Nordostsee-Canal und namentlich durch den Elbe-Travecanal, für den Preußen "l/g Millionen Mark, d. i. nahezu die Hälfte der Baukosten, beizutragen bat. Während die letztgenannte Wasserstraße Stettin vorzugsweise zu Gunsten Lübecks eine schwere Concurrenz bereitet, haben die beiden anderen Canäle, wie vom Nordostsee-Canal ja allbekannt, Hamburg wird gewaltiges neues Uebergewicht gegeben, so daß mit Grund gesagt werden kann, der große Nordsee platz sei nun auch ein Ostseehafen geworden. Diese Neuan lagen, die übrigens alle dem alten Curse angehören, haben die preußischenHäfen und hat insbesondere Stettin nicht bekämpft, den Travecanal allerdings nur unter der Voraussetzung nicht, daß auch etwas für die preußische Ostküstc geschehe. ES geschah nichts und die Folgen sind erstaunlich. Während der Schiff- fahrtSverkehr Stettins von 1881 bis 1890 sich um 96Proc. vermehrte, hat er in den neunziger Zähren, wo der Sckiff- fahrtsverkehr Hamburgs um 50 Proc. zunahm, sich noch nicht um ein Proc. gehoben! Und dies, obwohl jetzt ein neuer Hafenbau vorhanden ist, für den das nicht mehr als 100 000 Einwohner zählende Stettin ohne einen Pfennig Zuschuß vom Staate die Kleinigkeit von über 18 Millionen Mark verausgabt bat. Der Lohn für dieses Opfer ist eine schwere „Bedrängniß", wie sich Herr Broemel ausdrückte, ein Wort, das auch in die einstimmig beschlossene Resolution Auf nahme fand, deren Schwerpunkt in dem Proteste liegt, den aufschiebbare» Bau des Großschifffahrtsweges Berlin-Stettin mit anderen Projekten zu verquicken. „Nicht auf Gedeih und Verderb" zu verquicken, meinte der Abgeordnete der Stadt, „sondern nur auf Verderb". Andere Redner kleideten ihre Zustimmung zu den energischen Worten ihres parlamentarischen Vertrauensmannes in noch schärfere Worte. Wir haben aus verschiedenen Gründen auf diesen Vorgang Hinweisen zu sollen geglaubt. Einmal weil die in der Ostseestadt herrschende Erbitterung es sehr wahrscheinlich macht, daß der bei der letzten Wahl der Socialdemokratie entrissene Kreis wieder an diese Partei zurückfällt. Sodann — und dies wiegt schwerer — weil der starke kommerzielle Rückgang und das Aus bleiben eines kräftigen industriellen Aufschwunges im preußischen Osten erfahrungsgemäß die Polengefahr ver größert; Danzig und Königsberg haben gleichfalls Grund, über grobe Vernachlässigung zu klagen. Drittens könnte man an die Stettiner Misöre eine Betrachtung über das Zweierlei von Reden und Thun unter dem heutigen Course knüpfen. Dies unterbleibt aber bester. Den Ansturm der Mölinisten und der Freunde Ribot'S hat das Ministerium Waldeck-Rousseau glücklich überstanden. Mit einer Majorität von 285 gegen 239 Stimmen crtheilte die Kammer der Regierung ein Vertrauensvotum wegen ihrer Maßnahmen bei den Unruhen auf der Znsel Martinique. Indessen ging diesmal die Debatte nicht ohne Skandal zu Ende. Wie schon aus der telegraphischen Meldung im gestrigen Abendblatt ersichtlich, kam es sogar zu einer regelrechten Prügelei zwischen den Deputirten Lasserre und Seinyon. Man wird zwar nicht behaupten können, daß diese Hetzerei aus dem Programm der Gegner des CabinctS gestanden hat, aber sicher ist es, daß die Herren Ribot und Meline kein Mittel verschmähten, um die Stimmung zu erregen. Diese Herren, die durchaus noch vor Eröffnung der Weltausstellung das Ministerium beseitigen und dessen Erbschaft antreten wollen, ließen sogar die Nachricht verbreiten, der Zar wolle nicht zur Weltausstellung kommen, so lange MiUerand Minister sei. Außerdem wurde der Sieg der Nationalisten bei der Ersatzwahl in Vesoul auSgenutzt, kurzum, es wurde kein Factor außer Acht gelassen, der die Aussicht bot, die Parteien umstimmen zu können. Nur Lei einer Gruppe extremer Socialisten gelang das. Diese erklärten, gegen die Negierung stimmen zu wollen. Als jedoch Ribot seine Rede geendet batte, bestieg der Socialist Carnaud die Tribüne nnd sagte: Herr Ribot hat seine Candidatur zu früh ausgestellt; nachdem er hier gesprochen hat, werden wir für die Regie rung stimmen. Meine Freunde und ich möchten unsere Stimmzettel nickt mit denen Ribot's und seiner Freunde ver mischen. Wir möchten nicht die Geschäfte einiger Ehr geizigen machen. Damit war der Sieg deS Ministeriums entschieden. Das Vertrauensvotum wurde mit einer Majorität gegeben, die beim Beginn der Sitzung Niemand erwarten durfte. Der Ministerpräsident hat sich auch in diesem Falle als ein klarer Kops bewährt, der das rechte Wort im richtigen Augenblick zu finden weiß. So hat denn die große JnterpellationScampagne mit dem Siege der Regierung geendet. Entmuthigt sind freilich die Gegner de« Cabinels nicht, vielmehr wollen Ribot, Sarrien, Krantz und andere eine neue Action einleiten. Die Regierung soll nämlich unmittelbar vor Eröffnung der Weltausstellung über die allgemeine Politik interpellier werden. Man hofft, daß Waldeck-Rousseau eher demissioniren werde, als durch Erklärungen, die einzelne Mächte verletzen könnten, den Erfolg der Ausstellung gefäbrden. Auch diese Rechnung ist ohne den Wirth gemacht und hat vor Allem den Fehler, daß die in Betracht kommenden Faktoren zu frück declarirt werden. Die Regierung wird deshalb auch diesen Streich abzuwenden vermögen. Der Krieg in Südafrika. Ter Aufstau- liu Süden VeS LrnnjeflnsseS im- tu «rtqualan- ist nach den vorliegenden Nachrichten keineswegs so „unter drückt", als die letzten englischen Berichte Glauben machen wollten. Oberst Kilchcner (dessen Name in den Telegrammen der. vergangenen Woche wiederholt zu Verwechselungen mit demjenigen Lord Kitchener'S von Karthum geführt hat) hat ebenso in Prieska seinen Vormarsch einstellen müssen, wie Sir Charles ParsonS bei Ban Wyks Vlci, beide mit der „Reinigung" der Capcolonie von den Rebellen betrauten FrurHston- 2) Drei Theilhaber. Roman von Bret Harte. - Nachdruck verboten. „Fünfhunderttausend ist 'n schönes Stück Geld", sagte Steptoe, heiser auflachend; „kein Wunder, daß Euch der Kamm so verdammt davon schwillt. Aber 'ne Frage steht Jedem frei." Hier setzte es sich Dick unglücklicher Weise in seinen benebelten Kopf, daß der Freund, den er in die Gesellschaft eingeführt hatte, nicht mit der gebührenden Achtung behandelt werde, unv er vergaß darüber Steptoe's Rücksichtslosigkeit gegen ihn selbst. Sich würdevoll an die Wand lohnend, gab er sein Mißfallen in Haltung und Geberde zu erkennen. „Daß mein alter Freund nur durch Geschäftsgründc beeinfluscht wird, begann er, „daran isch kein — Sweifel." Er schwieg, besann sich und fügte mit großem Nachdrucke hinzu: „Wenn ich sage, daß er selbst eine wert'hvolle Parcelle in Red Gulch besitzt, und — ich weiß das gewisch — große Angebote gehabt hat — so wird es, denke ich, genügen." Stacy und Barker, denen der unglückliche Ruf der Red Gulch-Grube wohl bekannt war, konnten sich des Lachens nicht enthalten, was Steptoe's Aerger noch erhöhte. Er lachte zwar mit, warf aber dem arglosen Dick einen rachsüchtigen Blick zu „Und was wollt Ihr denn mit den Stücken dort anfangen?" fragte er, nach dem Schatz deutend. „O, die nehmen wir mit. Jeder bekommt einen Klumpen zur «Erinnerung. Wir haben drum geloost, und Demorest hat gewonnen. Der, den man mit einer Hand nicht heben kann, ge hört ihm", sagte Stacy. „Ich wollt' ihn schon heben. Aber Sie hätten wohl nicht Lust, mich auf die Probe zu stellen, wie eS die Leute im Münz amt machen, he?" Er begleitete diese Bemerkung mit dem gewöhnlichen rohen Gelächter, aber in seinem lauernden Blick lag ein so zweideutiger Ausdruck, daß Stacy schon «ine scharf« Erwiderung auf der Zunge hatte. In dem Augenblick trat jedoch Demorest wtrder in die Hütte, gefolgt von einem halben Dutzend Bergleuten, di« von der unten gelegenen Ortschaft heraufkamen. ES waren zwar noch junge Burschen, aber doch schon alte Bewohner der Gegend. Del ihrer Jahre langen Abgeschlossenheit und fruchtlosen Arbeit hatten sie sich eine gewisse kindliche Einfalt in Denkweise und Benehmen bewahrt, die einen theils rührenden, theils komischen Eindruck machte. Bisher waren sie noch nie so keck gewesen, die drei Freunde auf dem Kieferberg in ihrer Ruhe zu stören; nur eine harmlose Neugier und der Umstand, daß sie mit allen Orts bewohnern gu dem morgenden Abschiedsschmaus geladen waren und den Gastgebern ihren schüchternen Dank dafür kundgeben wollten, hatte sie hergeführt. Vielleicht lockte sie auch die Aus sicht, einen Abend lang sich aller trüben Gedanken zu entschlagen, und an einem vollen Glase gütlich zu thun, ohne zahlen zu müssen. In ihrer Gesellschaft, und doch Nicht zu ihnen gehörig, be fand sich em junger Mann, der Mar das Englische ohne fremden Accent sprach, aber offenbar einer anderen Nation und Raffe an gehörte. Sowohl aus diesem Grunde, als weil er eine gewisse Nettigkeit im Anzug Wit einschmeichelnden Manieren verband, legte man ihm den Spitznamen „der Graf" oder „der Franzos" bei, obgleich er eigentlich aus einer vlirmkschen Familie stammte. Wegen seiner Sprachkenntnifse hatte man ihn zum Agenten de: Bereinigten — Grubengesellschast gemacht. Barker stieß einen Freudenrus aus, als er ihn sah, denn er bewunderte den jungen Ausländer insgeheim wegen seines feinen Schliffes, wiewcchl er selbst der natürlichste Mensch von der Welt war. Nur ein unbestimmtes Gefühl, das weder Stach noch De morest diese Empfindung theilte, hatte Ihn bisher verhindert, des „Grafen" Bekanntschaft zu suchen. Jetzt war er stdlz darauf, daß Paul Dan Loo Mit einer Verbeugung In die Hütte trat, als wäre sie «in Empfangszimmer; denn das dies im Grunde eine Taktlosigkeit war, weil es die anderen Anwesenden in eine un behagliche Stimmung versetzte, kam ihm nicht in den Sinn. Die verlegene Pause, die beim Eintritt der neuen Ankömm linge entstand, war nicht von langer Dauer. Wieder wurde das Tuch von der kostbaren Pfanne entfernt, und eS war seltsam anzusehen, wie die Augen eines Jeden von d«rselben fieberhaften Gluth funkelten, während sich Alle zu dem Goldschatz drängten. Selbst der höfliche Paul stieß die Anderen mit den Ellbogen fort, doch machte sein geziertes „Pardon" in Barker'» Augen diesen Ausbruch deS rohen Naturtriebe» wieder gut. Weit lehrreicher war es jedoch zu beobachten, wie die älterem Ortsbewohner diesen Beweis der Laune de» treulosen Glückes auffaßten. Umsonst hatten sie unter mühseliger Arbeit Jahre lang geduldig gewartet; nicht ihnen, sondern den unerfahrenen Neulingen hatte das Glück seine Gunst zugewandt. Al» sie jedoch ihre Augen wie geblendet auf die drei Theilhaber richteten, siassd weder Neid noch Bös willigkeit darin geschrieben; keine Klage kam über ihre Lippen/ sie zollten ihnen aufrichtig« Bewunderung. ES war rührend und kindlich zugleich, daß dies offenkundige Zeugniß von dem Reich- thum der Natur ihre Hoffnungskraft neu belebte: das Gold war da gewesen — sie hatten es sich nur entgehen lassen. Aber, wo dies herkam, konnte noch mehr gesunden werden. Es war ja der beste Beweis von der Ergiebigkeit des Kieferberges. So deutlich spiegelten sich diese Gedanken in ihren Mienen, daß ein gelegent licher Beobachter, der ihre strahlenden Blicke mit dem nachdenk lichen Ausdruck der wirklichen Besitzer verglich, sicherlich geglaubt hätte, sie seien die glücklichen Finder. Ihr Anblick erregte Barker's Mitgefühl; Stacy verwunderte sich darüber, Demo- rest'S Gesicht wurde noch ernster, und Steptoe sah sie mit Ver achtung an. Nur Whisky-Dick verharrte anscheinend in stumpf sinniger Theilnahmlosigkeit, denn er war gerade im Begriff, einen verzweifelten Versuch anzustellen, um sich aufzuräffen. Schließlich gelang es ihm auch; ja, er brachte es sogar so weit, daß er auf einen Stuhl steigen und den Becher erheben konnte, der freilich in seiner Hanv auf bedenkliche Weise schwankt«. Das that jedoch der Festigkeit seiner Stimme keinen Abbruch, als er begann: „M«ine Herren! Lassen Sie uns auf einen glücklichen Erfolg des deS —" „Des nächsten Unternehmers trinken!" fiel Barker ungestüm ein und sprang auf einen zweiten Stuhl, von dem er mit strahlender Freundlichkeit auf die Anwesenden herabschaute. „Und möge das Glück denen lächeln, die es schon längst verdient hätt«n!" Seine warme und aufrichtige Begeisterung machte dem Schweigen ein Ende, in das sich Alle gehüllt hatten. Andere Trink- ffxtüche wurden ausgebracht, nnd bald herrschte allgemeine Heiterkeit. In seiner gehobenen Stimmung gesellte sich Barker zu Dan Loo und erzählte ihm voll Vertraulichkeit, mit dem ihm eigenen jugendlichen Feuer, das große Geheimniß seiner Der- kobung mit Kitty Carter. Dan Loo hörte ihm höflich und auf merksam zu, auch ließ er es nicht an den herkömmlichen Glück wünschen fehlen. Dabei wanderten jedoch seine Blicke unstät bakd zu Stacy, und dann wieder nach dem Goldschatz hinüber. Bar ker'» leicht erregbares Gemüth überkam ein Gefühl der Ent täuschung. Di«leicht hatte er den feinen Weltmann mit seinem HerzcnSerguß gelangweilt, oder durch die offene Mittheilung den guten Ton verletzt? Sein« Unerfahrenheit kam ihm aufs Neue zum Bewußtsein, und er trat betrübt zur Seit«, während Van Loo die Gelegenheit benutzte, um Stacy anzureden. „Ich höre soeben, daß Barker mit Fräulein Carter ver sprochen ist", sagte er mißbilligend, und ein überlegenes Lächeln spielte um seine Lippen. „Ist da? wirklich wahr?" „Jawohl. Warum denn nicht!" lautete Stacy'» unum wundene Antwort. Van Loo lächelte verbindlich. „Freilich, warum sollte es nicht wahr sein? Aber einigermaßen unerwartet ist es doch." „Sie kennen einander schon so lange, «wie er hier auf dem Kieferberg wohnt", erwiderte Stacy. „Gewiß — ohne Zweifel", sagte Dan Loo. „Ich dachte nur, daß er jetzt —" „Hm — er hat jetzt Geld genug, um zu heirathen, und wird' es thun." „Was meinen Sie — ist er nicht etwa? zu jung?" fuhr Ban Loo noch immer in mißbilligendem Tone fort. „Und sie hat nichts. Wartet den Gästen in ihres Vaters Hotel zu Boomdille bei Tische auf, nicht wahr?" „Jawckhl. Was thut das? Wir wissen es Alle." „Natürlich. Für sie ist's ein großes Glück — und für ihren Later. Er bekommt «inen reichen Schwiegersohn. Etwa zwei hunderttausend Dollars wird wohl sein Antheil betragen. Kann mir denken, wie entzückt der alte Earter ist. Der Gedanke war Stacy auch schon gekommen; ihn aber aus dem Munde des überklugen jungen Fremdlings bestätigen zu hören, sagte ihm keineswegs zu. „Ich wette, Barker wird darüber nicht böse sein", versetzte er trocken und wandte sich ab. Innerlich ärgerte er sich jedoch nicht wenig, daß man glaubte, einer der drei ausgezeichneten Theilhaber vom Kieferberg hätte sich anführen kaffen, wie ein junger Gimpel. Plötzlich verstummte das Gesptäch in der Hütte; das laute Lachen hörte auf. Unwillkürlich drehten sich Alle um und schauten nach der Thür. Von dem finsteren Bergabhange her tonte ein wundervoller Tenor zu ihnen herauf, dessen Wohlklang, durch die Entfernung noch erhöht, wie eine Geisterstimme au» der Dunkel heit schallte: „Wenn ich ins Ausland geh' Dich nimmer wiederfeh', Dann wein«, weine, So ganz alleine." Die Männer fahen einander an. „Da» ist Jack Hamlin", sagten fl«. „WaS führt den her?" „Wo frisches Fleisch ist, sammeln sich die Wölfe", sagte Steptoe mit seinem rohen Lachen und einem Seitenblick auf den Goldschatz. „Habt Ihr nicht gewußt, daß er gestern von Red Dog herübergekonnnen ist?" «Ihr braucht Jack nur freie Hand zu kaffen und ihm sein Spiel nicht zu stören, dann gewinnt er Euch den ganzen Rummel dort ab, eh' noch die Sonne ausgeht", sagte einer der alten Orts bewohner.
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